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Bersammlungen statt. Für Treptow   im Zotal Behler, Köpenider Landstraße 20; für Baumschulenweg in Speers Festsälen. Freitag abend 9 Uhr finden ebenfalls zwei öffentliche Versammlungen statt, in welchen die Wahlresultate verkündet werden. Die Wahl­fontrolllokale befinden sich in Treptow   im Restaurant Wernicke ( Radrennbahn), Ecke Treptower Chaussee und Elsenstraße, in Baumschulenweg im Restaurant Joseph Schäfers, Baumschulen­straße 14/15. Die hülfsbereiten Genossen wollen sich am Tage der Wahl nur dort einfinden. Das Wahlkomitee.

Adlershof  . Heute Mittwochabend 8 Uhr, findet in Wöllsteins Lustgarten" die leste öffentliche Versammlung vor der Reichstags­wahl statt, in welcher unser Kandidat, Genosse 3ubeil, zu seinen Wählern sprechen wird. Die Versammlung wird pünktlich eröffnet und ersuchen wir die Parteigenossen, für zahlreichen und pünkt­Das Wahlkomitee. lichen Besuch Sorge tragen zu wollen.

Grünau  . Zu der von den Liberalen nach dem" Jägerhause", Bahnhofstr. 1, einberufenen öffentlichen Wählerversammlung bitten wir die Genossen, zahlreich zu erscheinen. Dieselbe findet heute abend 8 Uhr statt. Das sozialdemokratische Wahlfomitee. Nieder- Schöneweide  . Die Parteigenossen werden ersucht, sich heute abend pünklich um 7% Uhr zur Flugblattverbreitung bei Ferd. Reimann einzufinden.

Alt- Glienicke. Am Donnerstag, den 24. d. Mts., abends 8 Uhr, findet im Lokal des Herrn Paul Ebel eine Voltsversammlung für Männer und Frauen statt. Tagesordnung: Ein lehtes Wort an die Reichstagswähler. Referent: Genoffe Dr. Rosenfeld­Berlin. Reichstagswähler! Erscheint in Massen.

Am Wahltage haben sich die Kontrolleure für auswärts um 6% Uhr früh bei S. Saß einzufinden, woselbst sich das Wahl­bureau befindet. Für Alt- Glienice müssen sämtliche Genossen, welche sich am Vormittage des Wahltages zur Verfügung gestellt haben, um 8 Uhr früh bei H. Saß zur Stelle sein.

Friedenau  . Heute abend 7 Uhr findet von den Bezirkslokalen aus eine Flugblattverbreitung statt. Zu derselben müssen alle Parteigenossen sich einfinden. Am Donnerstag, den 24. d. Mts., findet im Rheinschloß" eine öffentliche Versammlung statt, in welcher Genosse. Borchardt­Charlottenburg referiert.

ersucht, alle zu erscheinen.

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Der Vorstand.

Daß den drunten, der mit dem Tode ringt,

Jm Tode sein Flugblatt räche!

Und Flugblatt auf Flugblatt das Ufer erreicht- Da greifen es hundert Hände.

Den Knechten wird es ums Herze so leicht, Sie spüren der Knechtschaft Ende

Drei Helden! Von ihnen kein Denkmal in Erz, Nicht Marmoralleen melden

Und doch umschließt sie des Volkes Herz! Und doch sind es wirkliche Helden!

Von der Brotteuerung.

Die Ermittelungen über den Brotpreis in Berlin  , die das Berliner   Statistische Amt regelmäßig vornimmt, liegen jetzt bis zum Dezember 1906 bor, und es läßt sich nun überschauen, wie in dem ganzen Jahre 1906 die Preisbewegung sich gestaltet hat. Von einer Bewegung" kann man diesmal eigentlich kaum reden. Nachdem in der zweiten Hälfte des Jahres 1905 der Brotpreis rapid gestiegen war, hat er sich das ganze Jahr 1906 hindurch ziemlich unverändert auf der bedeutenden Höhe gehalten, die er schon Ende 1905 erreicht hatte.

ihrer ganzen Ausdehnung mit einer Eisdede überzogen. Wo fich noch offene Stellen befanden, dampfte das Wasser unter der Ein­wirkung des gewaltigen Temperaturabstandes, und man konnte deutlich erkennen, wie sich auch auf jenen Stellen Eisflächen bildeten. Die Seen in der Umgebung Berlins   waren schon vor­gestern geschlossen und die Eisdecke der Müggel hatte gestern Morgen eine Stärke von 1 bis 2 Boll aufzuweisen. Eisbrecher bemühten sich vergeblich, eine Fahrstraße auf dem Wasser frei zu halten. War das Eis von dem Dampfer aufgebrochen, so schloß es sich schon nach ganz kurzer Zeit unter der Einwirkung der starten Kälte wieder zusammen, so daß für jeden Schiffs- Schleppzug die Fahrrinne wieder von neuem durchbrochen werden mußte. Am morgigen Tage dürfte die Schiffahrt gänzlich eingestellt werden. Auch auf das Holzpflaster in den Straßen Berlins   übte die Kälte An vielen Stellen riß das einen ungünstigen Einfluß aus. flaster auseinander und zeigte Spalten von 1 bis 2 Zentimeter

Breite.

Der explodierte Versuchszünder. Schiere Folgen sollte für Begleitung des Kanoniers Dohm von der Versuchskompagnie der den Muketier Grosse eine unvorsichtige Handlungsweise haben. In Artillerie- Prüfungskommission war G. an einem Sonntag Morgen nach dem Artillerie- Schießplaz in Summersdorf hinausgegangen. Trotz des strengsten Verbotes waren die beiden so unvorsichtig und Für Roggenbrot, das ja in der Ernährung der minder eigneten sich mehrere Versuchszünder, die auf dem Schießplaß lagen, bemittelten Bevölkerung eine Hauptrolle spielt, hatte der Preis pro an. D. berbarg die Geschosse an einer Stelle, an der für sie die Er legte sie unter dent Kilogramm fich im Dezember 1904 auf fnapp 231 Pf. gestellt, im größten Gefahren vorhanden waren. Dezember 1905 stand er schon auf 26%, Pf. und bis zum De- Feuerherd der Feldschmiede in die Asche. Als am nächsten Tage der Schmied Feuer anzünden wollte, entdeckte er die Zünder noch zember 1906 stieg er dann noch weiter auf 27% Pf. Der Durch im letzten Augenblid. Sie waren bereits start erwärmt. Wären schnitt des ganzen Jahres war für 1904 erst 23 Pf. für 1905 bie Zünder zur Explosion gekommen, so wäre zweifellos eine un­war er 24 Pf., für 1906 aber schnellte er auf volle 27 Bf. empor. absehbare Katastrophe entstanden, da dicht neben der Feldschmiede Das ist ein Roggenbrotpreis, wie die Bevölkerung das Pulvermagazin liegt. Der Musketier G. ließ beim Hantieren Berlins   ihn seit fast anderthalb Jahrzehnten mit den Geschossen eines derselben fallen, so daß es zur Explosion nicht mehr gehabt hat. Man muß bis auf die Hunger- tam. Die Wirkung war für den unvorsichtigen Soldaten eine jahre 1892 und 1891 zurückgehen, wenn man noch höhere Breise furchtbare. Der Unterleib wurde dem G. aufgerissen, der linke Unterarm vollständig herausgerissen und das rechte Auge vernichtet. finden will. Da der Unglückliche durch die schweren Folgen seiner Handlungs­weise schon hart genug bestraft war, so wurde von einer Bestrafung durch das Gericht Abstand genommen. Dagegen hatte sich der Ka­nonier D. vor dem Kriegsgericht der Kgl. Kommandantur wegen erschwerten Ungehorsams zu verantworten. Er wurde zu sechs Wochen mittleren Arrest verurteilt.

Ermittelt wird der Brotpreis durch Feststellung des Gewichtes der vom Statistischen Amt in zahlreichen Bäckereien angekauften Brote. Am Freitagabend 9 Uhr wird im Rheinschloß" das Wahl- Wenn man aus dem Preise pro Kilogramm sich wieder das Gewicht resultat bekannt gegeben. Das Bureau befindet sich bei Grube, herausrechnet, dann zeigt sich, daß im Dezember 1906 das Brot Kaiser- Allee 85. Teleph. Friedenau   201. Alle Informationen quantum pro 50 Pfennig um reichlich% Pfund find dort oder beim Genoffen Thielike, Fregestr. 77, zu erhalten. geringer war als zwei Jahre vorher im Dezember. Da das Von einem Straßenbahnwagen herabgestürzt ist Montagabend Königs- Wusterhausen  . Heute abend 7 Uhr findet im Alten Brot nicht bei einem bestimmten Gewicht zu wechselndem Preis, gegen 11 Uhr der Swinemünderstr. 40 wohnende Schneider Janschke. Schützenhause eine Voltsversammlung statt. Nachdem Mitglieder- sondern bei wechselndem Gewicht zu festem Preis verkauft wird, so Er stand auf der Hinterplattform des Anhängewagens eines Straßen­versammlung des Wahlvereins, in welcher die nötige Einteilung fällt die Verteuerung des Brotes nicht jedem sogleich auf. Wenn bahnzuges der Linie 38, verlor plöglich das Gleichgewicht und für den Wahltag erfolgen soll. Es werden deshalb die Genossen aber der Gewichtsunterschied so bedeutend wird, wie wir ihn gegen- stürzte in der Gertraudtenstraße auf das Straßenpflaster. J., der Kaulsdorf  . Heute abend 8 Uhr findet im Lokale von Mees wärtig bereits haben, dann läßt der Magen sich nicht einen Bruch des linken Unterschenkels erlitten hatte, wurde nach der eine öffentliche Wählerversammlung statt. Referent ist der Ge- länger betrügen, und dann wird auch der Einfluß auf das Unfallstation in der Brüderstraße gebracht. Budget von Arbeiterfamilien jedem erkennbar. Wir haben erst bor noffe Rechtsanwalt Dr. Ostar Cohn. Pankow  . Heute, Mittwochabend 8 Uhr, im Kurfürsten", wenigen Wochen an dieser Stelle ausgeführt, daß zu demselben Berlinerstr. 102: Oeffentliche Wählerversammlung. Tages- Quantum Brot, das man vor zwei Jahren noch in wöchentlich des Kreises, Genossen sieben Broten taufte, gegenwärtig noch ein achtes Brot pro Woche ordnung: 1. Vortrag des Kandidaten Stadthagen  , über Unsere Kolonialpolitik und die Reichstags- erforderlich ist. wahlen". 2. Freie Diskussion. Genossen, sorgt für zahlreichen Be- Nebenbei bemerkt: auch das Weizenbrot ist selbst such dieser Versammlung. verständlich heute teurer als vor einem Jahre oder gar vor zwei Diejenigen Genossen, welche fich für den Wahltag zur Ver Jahren. Der Durchschnittspreis pro Kilogramm Weizenbrot stellte fügung stellen, wollen sich am Tage vor der Wahl, am Donners fich für 1904 auf 41% Pfennig, für 1905 auf 42% Pfennig, für 1906 tag, den 24. Januar, abends 8 Uhr, in Renters Boltsgarten" aber auf 45 Pfennig. Die Steigerung ist verhältnismäßig nicht so einfinden. Das Wahlkomitee. Oranienburg  . Die Genossen werden hierdurch nochmals auf bedeutend wie beim Roggenbrot, aber fühlbar genug ist sie auch die Wählerversammlung, welche heute im Lokal von Roggenthin, hier. Wer etwa das zu teuer gewordene Roggenbrot durch Schrippen Schüßenstr. 50, stattfindet, hingewiesen. Genosse Rehbein ersetzen wollte, der würde aus dem Regen in die Traufe geraten. Berlin   ist Referent und wird über" Sozialdemokratie und die Und auch der berühmt gewordene Ratschlag, die armen Beute Reichstagswahlen" sprechen. möchten doch Kuchen essen, wenn ihnen das Brot zu teuer sei, ist nicht gut durchführbar; schon deshalb nicht, weil soeben die Konditoren beschlossen haben, auch die Kuchenpreise zu erhöhen. Wir könnten billigeres Brot haben, wenn nicht die Wucher­Tegel. Genossen! Heute abend werden Kuverts verteilt.ölle uns das Brot verteuerten. Unter den politischen Jeder Genosse muß so früh wie möglich erscheinen bei Gehlhaar, Parteien gibt es teine, die den Brotwucher so entschieden be­Berlinerstr. 92. Donnerstag abend wird das letzte Flugblatt ber- tämpft, wie die Sozialdemokratie es tut. Mit dem Wort teilt. Kein Genosse versäume, seine Pflicht zu erfüllen.

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Genossen! Sorgt für starten Besuch dieser Versammlung; agitiert für dieselbe, ganz besonders unter den Indifferenten. Der Vorstand.

Vom Wagen abgestürzt und schwer verunglückt ist Montag nachmittag der 9jährige Sohn des Weißgerbers Simon aus der Justusstr. 10 in Reinickendorf  . Der Knabe befand sich auf einem von einem Bekannten seines Vaters geführten Geschäftswagen und beugte sich über den Wagenrand, um einen auf der Straße gehenden Schultameraden anzurufen. Hierbei verlor der Junge das Gleichgewicht und stürzte topfüber auf das Straßenpflaster hinab. Mit schweren inneren Verlegungen und einer Gehirn­erschütterung wurde der Verunglückte nach dem Lazarus- Kranken­hause übergeführt.

Ein schwerer Radfahrer- Unfall ereignete sich Montag nach­mittag in der Köpenickerstraße. Der 29jährige Handlungsreisende B. fuhr auf einem Zweirade die Straße entlang und wollte einem Straßenbahnwagen ausbiegen. Hierbei fuhr B. blindlings gegen einen aus entgegengesetter Richtung kommenden Geschäftswagen, wurde niedergeriffen und fiel so unglücklich, daß er eine schwere Schädelverlegung und Bruch des rechten Unterarmes erlitt. Der Berunglückte wurde nach dem Krankenhause Friedrichshain   über­

geführt.

Das rätselhafte Verschwinden des Superintendenten   Gustav

Der Vorstand. tritt auch der Freifinn ein gegen die Verteuerung der Lebensmittel aus dem Wasser gezogen. G. verschwand am 20. November aus durch Zölle und Steuern. Tatsächlich ebnet er aber den Lebens­mittelverteuerern die Wege, indem er den Konservativen willig die gewünschte Wahlhülfe gewährt den Konservativen, für die die Lebensmittelverteuerung geradezu einen Programmpunkt bildet!

Spandau  . Am Donnerstag, den 24. Januar, abends 8 Uhr, finden vier Volksversammlungen statt: bei stumte, Schönwalder straße 80; Borchardt, Seeburgerstr. 26; Köpnid, Bichelsdorfer­Straße 39, und Schwabe, Seegefelderstr. 54/55. Referenten: Frau Jhrer- Pankow, Bauer- Berlin, Th. Fischer- Berlin, R. Schmidt­Belten. Der Kandidat Dr. K. Liebknecht hält in allen Verfamm­lungen Ansprachen. Am Freitag, den 25. Januar, abends 8 Uhr, in denselben vier Lokalen: Wahlresultatverkündung.

Berliner   Nachrichten.

Namenlose Helden!

Bum Gedächtnis der drei Genossen Hensel, Lachmann, Nauen  , die heute vor 20 Jahren( am 22. Januar 1887) mitten in der Aufklärungsarbeit des Flugblattverbreitens den Heldentod für das Volk starben.

Drei Helden! Von ihnen lein Denkmal in Erz, Nicht Marmoralleen melden

Und doch umschließt sie des Volkes Herz!

Und doch sind es wirkliche Helden!

Sie trugen unter dem Schandgesetz

Flugblätter in ihren Armen-

Durch den Wald bis zum See ging die wilde Heb, Verfolgt von blauen Gendarmen.

Das Eis ist zu schwach!

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Und die Blauen fie nah'n!- Die Blätter beschlagnahmt?"-" Gefangen?"- " Niemals!"" Hinüber die schwankende Bahn!"- Und aufs Eis die Tollkühnen sprangen.

Und es schwanket das Eis und es kracht und es knackt, Den Helden folgt keiner der Blauen

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Und drüben am Ufer die Dörfler packt, Die Knechte und Bauern, ein Grauen.

Und laut bricht das Eis, als ob es spricht:

Es wiegen zu schwer mir die Blätter!"

Und es kracht und es kreischt und es birst und es bricht. Doch den Kämpfenden kommt fein Retter.

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Da warfen die Blätter sie hoch in die Luft:

Hoch die Partei!" fie riefen

Und sie fanten hinab in die nasie Flut...

Und sie fanken hinab in die Tiefen...

Doch der Schreider Schrei, als die sterbenden Drei Tief unter dem Eise versunken

Der Iegte Schrei: Hoch die Partei!" Der ist nicht mit ertrunken.

Den nahm der Wind

der Wind, daß er frei Bum Sturme zum Sturme werde!

Zum Wühler und Werber der Todesschrei! Zum lebendigen Odem der Erde!

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Und die Blätter die Blätter, die nahm der Wind, Der gab sie dem Sturme weiter:

Der Sturm und der Wind als Genossen find Die besten Flugblattverbreiter!

Und Flugblatt auf Flugblatt, vom Sturme beschwingt, Flog fluchend über die Fläche

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Wer so, wie der Freifinn, den Brot und Fleischwucherern in Stichwahlen die gefährdeten Mandate rettet, der verwirkt den Anspruch darauf, daß sein Eintreten gegen die Lebensmittel­berteuerung ernst genommen wird. Die Wähler aus den minder­bemittelten Bevölkerungsschichten werden am 25. Januar den Frei­finn dahin werfen, wohin er gehört, zu seinen konservativen Bundes­genossen. Sie geben ihre Stimmen der Sozialdemokratie, die allein den Kampf gegen die Lebensmittelverteuerer aufrichtig und entschlossen führt.

Für die Bahnsteigschaffner!

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Glie hat jeht eine traurige Aufklärung gefunden. Der Vermißte ist gestern als Leiche aus dem Tegeler See   gelandet worden. Zwischen der Insel Reiherwerder und Tegelort wurde der Tote seinem Wohnort Groß- Bünder( Kreis Danziger Niederung), und bergeblich versuchten die Polizei und die Angehörigen etwas über den Verbleib des Vermißten zu ermitteln. Der Superintendent war vor seinem Verschwinden in der Heilanstalt untergebracht. Bei dem Toten wurden noch 650 M. in barem Gelde und die goldene Taschenuhr mit Kette gefunden. Unzweifelhaft ist E. das Opfer eines Unglücksfalles geworden. Vermutlich ist er in der Dunkelheit an den Ufern des Tegeler Sees umhergeirrt und ins Wasser geraten.

Opfer des Frostes. Die ungewöhnlich strenge Kälte hat bereits eine Reihe von Opfern gefordert. So wurde in der vergangenen Nacht vor einem Lokal in der Schönholzerstraße ein Mann in völlig erstarrtem Zustande aufgefunden und in hoffnungslosem Zustande in das Moabiter Krankenhaus eingeliefert. Der Gr­frorene führte ein Krankenkassenbuch mit dem Namen Friedrich Daub bei sich. Auch in der Jungfernhaide in der Nähe des Schiffahrtskanals wurde ein unbekannter etwa 40jähriger Mann erfroren aufgefunden. Er wurde gleichfalls dem Krankenhause zugeführt.

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Die Hand abgeschnitten. Von einem schrecklichen Unglücksfall ist gestern nachmittag der Arbeiter Louis Lindener in der Pant­straße 41 betroffen worden. 2. hatte an der Kreissäge hantiert und als er ein Brett anlegen wollte und die Säge in Bewegung feste, geriet er mit dem rechten Arm durch einen verhängnisvollen Sturz gegen das Kreisrad. Dem Unglücklichen wurde am Knöchel die rechte Hand vollständig abgeschnitten. Nach Anlegung von Notverbänden auf der Unfallstation in der Lindowerstraße fand 2. Aufnahme im Virchow- Krantenhaus.

Schärfite Winterkälte, schneidender Wind. Die Straßen werden leer, die wenigen Leute laufen, daß man die Faulen nicht von den Fleißigen unterscheiden kann. Auch die Bahnsteigschaffner frieren zum Davonlaufen, aber sie stehen in ihrem Pferch und haben keine Bewegung als knipsen. Wenigstens eine Strohdecke" wünschte sich einer. Warum er das nicht bei seinem Vorgesezten wünscht? Aber man fönnte ihm viel besser helfen! Ein Bund Krumm stroh in den Pferch, das bis an den Leib reicht! Das wärmt den ganzen Mann. Parademäßig fieht es nicht aus, aber warm ist es. So schüßen sich die Bauern im Schlitten und unsere agrarische Regierung muß das wissen. Aber der Herr Eisenbahn- Assessor, der Herr Eisenbahn- Geheimrat und der Herr Eisenbahn- Minister siten mollig und warm und haben an Nötigeres zu denken. Sie könnten so viel Leiden mit so wenigen Pfennigen lindern. Denn der Eisenbahnfiskus kann das ver- Grundstück Leipzigerstraße 133 auf einer Leiter gearbeitet, verlor brauchte Stroh an den Militärfiskus als Streu verkaufen. Wenn die Eisenbahnregierung wollte, hätte sie längst für solche billige Bewärmung jorgen können, anstatt zu warten, bis wir für die armen Eisenbahner heischen um ein Bund Krummstroh!

Sparpolitik oder Dispositionsvermögen. Unter dieser Spigmarke brachten wir gestern eine Notiz, in der über die in der Frrenanstalt Buch herrschende Beköstigung Klage geführt und dem Kuratorium für die Heimstätten empfohlen wurde, hier einmal nach dem Rechten zu sehen. Für die Besucher der Irrenanstalt kommt, wie wir uns heute berichten wollen, nicht das Kuratorium der Heimstätten, sondern die Deputation für die städtische Jrrenpflege in Betracht.

Der Ordensregen, der am Sonntag herniedergegangen ist, war heftiger als in den Vorjahren. Es wurden nicht weniger denn 3579 Drden und Ehrenzeichen verliehen gegen 2853 im vorigen Jabre. Wenn diefer Ordensregen von Jahr zu Jahr in derselben Brogreffion sich steigert, wird er bald alles überfluten und Deutsch  land wird in absehbarer Zeit nur noch über ausgezeichnete" Männer berfügen, diejenigen ausgenommen, die Thron und Altar unter­wühlen". Unter den Ausgezeichneten befindet unter anderen sich neben dem Oberbürgermeister Kirschner auch Herr Reicke, der Bürger­meister und Reichstagskandidat für den zweiten Wahlkreis. Ob Herrn Reide, mit dem Roten Adlerorden   vierter Klasse beschwert, der Durchfall nunmehr leichter fallen wird? Unsere Segenswünsche begleiten ihn!

Mit 19 Grad Celsius unter Null hat die Temperatur in Berlin  und Umgebung einen Tiefpunkt erreicht, wie er seit 1888 nicht mehr beobachtet worden ist. Eine ähnlich niedrige Temperatur war bei dem Kälterüdschlag im März des genannten Jahres vor­handen. Gestern Morgen war die Spree und ihre Kanäle fast in

Tödlich verunglückt ist gestern der 32jährige Arbeiter Paul Wallmeier aus der Neuen Friedrichstraße 100. W. hatte auf dem dabei plötzlich das Gleichgewicht und stürzte rücklings ab. Er zog sich einen schweren Schädelbruch zu und wurde in fast hoffnungs­losem Zustande in das Krankenhaus Am Friedrichshain   ein­geliefert.

Zu refognoszieren. Am 19. d. M., nachmittags gegen 1% Uhr, wurde die Leiche einer unbekannten, dem Arbeiterstande an­gehörenden Frauensperson an der Charlottenburger   Brücke aus dem Landwehrkanal gelandet. Beschreibung: Etwa fünfzig Jahre alt, 1,64 Meter groß, kräftig, dunkelblondes, schwaches, an der Stirn etwas ergrautes Haar, hohe Stirn, blaue Augen, hellblonde, bogenförmige Augenbrauen, dice Naje, defekte Zähne, breites Kinn, fleine Hände und Füße. Bekleidung: weißes Hemd und Nachtjade, gezeichnet M. I., weiße Unterbeinkleider, schwarz und weiß gestreifte Bluse. Die Leiche befindet sich im Leichenschau­hause, Hannoversche Straße 6. Angaben über die Persönlichkeit werden unter Journal- Nummer 514, IV./41. 07 auf den Polizei­Präsidium, Zimmer 329, oder in jedem Polizei- Rebier entgegen genommen.

Feuerwehrbericht. In der letzten Nacht wurde die Feuerwehr nach der Bödikerstraße 8 gerufen, wo ein Weihnachtsbaum u. a. in Brand geraten war. Gleichzeitig mußte in der Gartenstraße 85 ein Küchenbrand gelöscht werden. Betten u. a. wurden in der Kaiser­straße 25 ein Raub der Flammen. Wegen Plagens eines Heiz­törpers erfolgte ein Alarm nach der Prinzenstraße 42. Ein Woh nungsbrand beschäftigte die Wehr in der Laufigerstraße 31. Gar dinen u. a. wurden in der Köpenickerstraße 62 und Münzstraße 7 ein Raub der Flammen. Ein Kellerbrand rief die Wehr nach der Dessauerstraße 7. In der Französischenstraße 18 geriet in einer Restaurationstüche Fette usw. in Brand. Mit Erfolg wurde Sauerstoff in der Kurfürstenstraße 48 benutzt.