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i!« verzogen waren, verreist waren, Iran  ! waren, bereits ge- starben waren, seien andere Personen zum Wahllokal gegangen und hätten unter falschem Namen gewählt. Diesmal aber werde man besser aufpassen, um die Magier zu erwischen und sie zur B e st r a f u n g zu bringen. Zum Ueberflutz wird ein Rundschreiben des Ministers des Innern mitgeteilt, das auf die Strafbarkeit der»Doppelwahlen" hinweist. Jeder Wähler darf nur an einem Orte wählen, auch dann, wenn er etwa an zwei Orten in die Wählerliste aufgenommen worden ist. Gegen Doppelwähler soll mit aller Strenge vorgegangen werden. Merkwürdig ist, daß all diese Erzählungen über Wahlmogeleien fast niemals eine Angabe des Ortes enthalten, wo die Mogelei vorgekommen fein soll. Das hat auch seinen guten Grund. Wenn die Erzählungen nachgeprüft werden könnten, würde sich ergeben, dast ein paar Fälle dazu benutzt'worden sind, das alte Wahl- märchen glaubhaft zu machen, es feienumfangreiche Mogeleien" begangen worden. Mit diesem Märchen pflegt besonders der Berliner  Freisinn seine Niederlagen zu beschönige»; denn für freisinnige Blätter versteht eS sich ja von selber.' das; all' die Mogler nur sozialdemokratisch gewählt haben können. Wenn jetzt von freisinniger Seite und im Auftrage des Magistrats schon in, voraus angekündigt wird, daß gewifl auch diesmal wieder gemogelt werden würde, dann läßt daS eigentlich nicht darauf schlichen, dah die Sieges» zuversicht, die der Berliner   Freisinn in seinen Wählerversammlungen zur Schau trägt, völlig echt ist. Offenbar soll im voraus angedeutet werden, daß man es wieder nur densozialdemokratischen Wahl» mogeleien" zuzuschreiben habe, wenn der Freisinn die rote Fahne Wieoer nichtrunterholt". Mit welchen Mitteln übrigens hierfür Stimmung zu machen versucht wird, daS lehrt eine Notiz, die wir in Mosses«Ber- liner Tageblatt" finden. Da heißt es:In den größeren Städten" ist mehrfach amtlich festgestellt worden, so unter anderem 1893 im zweiten Berliner   Reichstagswahlkreise, daß Almofenempfänger in Berlin   gibt es deren gegen 34 000 Stimmen abgegeben haben." Hier ist ausnahms- weise mal der Ort und das Jabr genannt. Auch die Tatsache ist richtig. Warum aber hinzugefügt wird, dah es in Berlin  34000 Almosenempfänger gibt, das wissen die Götter. Soll der schaudernde Leser in den Glauben versetzt werden, dah gar alle 34 000 wählen und den Freisinn um seine geträumten Triumphe prellen? Wählen kann ein Almosenempsänger doch nur, wenn er aus Versehen in die Wählerlisten gerate» ist. Und dann noch eins, verehrtes Tageblatt: unter den 34 000 Almosenempfängern sind mehr als 25 000 Frauen. Deralleinige" liberale Sandidat des dritten Wahlkreises» Herr Rosenow, ist von der Unentbehrlichkeit seiner Person im Reichstage so durchdrungen, dah er alle Tage einige Male in die Welt hinausposaunt, Berlin   geht zugrunde, wenn die Wähler des dritten Kreises nicht ihn- den Herrn Rosenow wählen. Wie unglaublich aufgeblasen dieseralleinig liberale Kandidat" ist, geht zum Ueberfluh aus einem Flugblatt hervor, das heute verbreitet wird und in welchem der eitle Herr unsere Genossen obendrein folgenderniahen beschimpft: Mitbürger! WaS find das denn eigentlich für Leute, die unserem Rosenow den Sieg streitig machen wollen? Ihr habt es ja erlebt, wie diese Leute in unwürdiger Weise planmäßig und organisiert Sprengkolonncu in unsere Versamm- lungen entsendet haben, aus ohnmächtiger Wut darüber, daß Tausende von liberalen Wählern zu uns geströmt find, weil fie eS müde sind, sich von den Sozialdemokraten tyrannisieren zu lassen." Die planmätzig organisierten Sprengkolonnen existieren, wie wir schon kürzlich nachwiesen, nur in der Phantasie des Herrn Rosenow, der jeden Zwischenruf, der während seiner Rede und auf seine An- pöbelungen unserer Partei gemacht wurde, als solche beabsichtigte BersammlungSsprengung ansteht. Wie wir übrigens hören, wird Herr Rosenow in einer der nächsten Stadtverordnetenversammlungen den Antrag stellen, die Anschlagsäulen erheblich zu vergrößern. Bei der Wahl hat sich nämlich der Mißstand herausgestellt, dah sich die Säulen zur Auf« nähme des Namen? des alleinigen liberalen Kandidaten für den drillen Wahlkreis als zu klein erwiesen. Zur Wahlhülfe für die Freisinnigen abkommandiert haben auch diesmal wie bei der letzten Wahl eine Anzahl Geschäfts iuhaber ihre Angestellten. Bon verschiedenen Seiten werden unS über diesen Mißbrauch der wirtschaftlichen Uebermacht der Unter nehmer Mitteilungen gemacht. Im ersten Wahlkreis sind vom Freisinn gedruckte Briefe an die Inhaber größerer Textilfirmen und auch sonstiger Branchen versandt worden, in welchen um Ueberlassung von Personal für den Wahltag schon von vor- mittags 9 Uhr an gebeten wird. Unterzeichnet ist das Schrift- stück von Herrn Dr. HenneS. In den betreffenden Geschäften wird nicht erst gefragt, ob sich der eine oder der andere freiwillig melden will, sondern es werden einfach eine Anzahl Personen zur Wahl- arbeit bestimmt. Und daß ein HandlungSgehülfe, wenn eS auch noch so sehr mit seiner eigenen politischen Ueberzeugung im Widerspruch steht, oft genug nicht wagt, ein solches Ansinnen zurückzuweisen, wenn eS xar orckrs äs rnoufti an ihn ergeht, ist eme leider nur zu be- kannte Tatsache. So hilft der Freisinn politische Meinungsfreiheit schützen I Auher dieser verlangten Abkommandierung der Angestellten durch Unternehmer greifen die Freisinnigen noch zu anderen Mitteln, um Hülfskräfte zur Wahl zu bekommen. ES wird uns berichtet, daß vom städtischen Arbeitsnachweis zahlreiche Frauen und Mädchen nach der Köpenickcrstraße 90/97 gesandt wurden, um Flug' blätter und Stimmzettel für Herrn Rosenow zu kuvertieren. Für neunstündige Arbeitszeit sollen 2,50 Mark bezahlt worden sein. Alle diese Mittel, die die Freisinnigen in ihrer Not anwenden, werden ihuen hoffentlich nichts helfen. Die Wähler haben längst erkannt, wes Geistes Kinder unsere Freisinnigen find und werden am Freitag, dem Wahltage, durch einen kräftigen Fußtritt quittieren. « Die Blüte der Nation will im Wahlkampfe nicht zurückbleiben. Bor den Hochschulen werden Flugblätter an die Studenten verteilt, in welchen dieselben zu wirkungsvoller, vaterländischer Arbeit aufgefordert werden. Wir werden also am Wahltage auch den Studenten an der Arbeit sehen, wie er säumige Wähler nachdeutscher Art" an die Wahlume schleppt. Wird ein schönes Vergnügen werden i Als Wahlrechtsräuber scheint sich der Vorfitzende der LandesverficheningSanstalt Herr Dr. Freund, der liberale Kandidat für Spandau  -Ofthavelland betätigen zu wollen, wenn er von der Anordnung Kenntnis hat und sie billigt, die auf die Patienten und Wärter in der Heilstätte Lichtenberg   Anwendung finden soll. Es wird uns berichtet, daß den Leuten dieser Anstalt jeder Urlaub zum Wahltage, den 25. Januar verweigert wird mit dem Bemerken: Wer trotzdem gehe, könne feine Sachen gleich packen! Einmal verstößt diese Androhung gegen das Gesetz nnd zweiten? würde fie Herrn Dr. Freimd in eine upch hellere Beleuchtung rücken, wie das schon der Fall ist. Vielleicht Ninmit sich der Vorstand der Landesverficherung dieser Leute an und stellt fest, wer hier der Schuldige ist. » Diejenigen Genossen, die ihre Tätigkeit am Wahltage auf dem Lande beziehungsweise in den Provinzkreisen ausüben, wollen sich mit genügender Legitimation jMilitärpapiere, Steuerzettel) versehen, um umiötigen Scherereien aus dem Wege zu gehen. Zur Rcichstagswaht erläßt der Magistrat gemäß einer Anordnung des Ministers des Innern folgende Bekanntmachung: Die Wahlvorsteher sind berechtigt, von den zur Wahl er- scheinenden Personen bei Zweifel über ihre Identität eine Legi« timation zu verlangen und erscheinende Wähler, die neu zugezogen sind oder von denen sonst anzunehmen ist, daß sie auch anderwärts in die Wählerliste eingetragen sind, darauf aufmerksam zu machen, dah jedermann nur in einem Wahlbezirke und bei der Haupt- und Stichwahl je nur einmal wählen darf. Wir find angewiesen, Personen, die unter falschem Namen oder mehrfach in verschiedenen Wahlbezirken gewählt haben, zur Bestrafung anzuzeigen. » DaS Wahllokal des 715. Wahlbezirks ist nach Brüssrlerpr. 15 bei Langfeld verlegt. Wählcrversammlnngen. Erster Wahlkreis. Heute. Donnerstag abend 8 Uhr: Letzte Wählerversammlung bei Dräsel, Neue Friedrichstr. 35. Dritter Wahlkreis. Heute abend 3>/g Uhr finden vier Wählerversamm- lungen statt und zwar in folgenden Lokalen: Arminhallen, Konimandantenstr. 20; Buggenhagen, am Moritzplatz; Gewerkschaftshaus, Engel-Ufer 15, und Märkischer Hof, Admiralstr. 18o, in denen die Genossen Richard Fischer, Johannes Sassenbach  , Richard Augustin und Adolf Cohen die Wählerauf zur Wahl" rufen werden. Fünfter Kreis. Donnerstag, den 24. Januar, 8 Uhr abends, vier Wähler- Versammlungen: Lipps Brauerei, Am Friedrichshain; Schweizer-Gartrn, Am Königstor; Altes Schützcnhaus, Linieustr. 5; Johannis-Säle, Johannisstr. 20. Referenten: Friedländer, Liepmann, WelS und Dr. Wehl sowie in allen Versammlungen Ansprache des Kandidaten Robert Schmidt. Wir erwarten, daß alle Genossen und Genossinnen erscheinen und niemand bei diesen letzten Veranstaltungen fehlt. Die Wahlkomitees. Zentralwahlbureans unserer Partei. I. Wahlkreis, Restaurant Weihnacht, Grünstr. 21. Amt I 1787. 2. Refereatenschule, Lindeustr. 3(letzter Hof). Amt IV 10170. 3. Restaurant Pusch, Dresdenerstr. 116. Amt IV 4174. 4.» Merkowski. Andreaöstr. 26. Amt VH 945. 5. Münzer. Sophienftr. 6. Amt III 8367. 6. Fahro w, Ravenöstr. 6. Amt III 2137. Teltow  -BeeSkow  . Charlottenburg  , BolkShanS, Rosinen- straste 3. Amt Charlottenburg   4606. Niederbarnim  . B oxhaaen-Rummelsburg, Tempel, Alt-Boxhagen 56. Amt VH 10078. *# Für diejenigen Kreise, welche am Wahltage Hülfskräfte ge- brauchen, teilen wir nachstehend die BezirkSwahlbureauS mit, von welchen aus die Zuweisung erfolgen kann: 2. KreiS. 1. Restaurant WiemerS, Bülowstr. 59, Amt VI 9247. 2. r Großmann, Magdeburgerplatz 8, Amt VI 9456. 3., Damm, Schützensir. 18/19. 4. Schmidt, Lindenstr. 3, II. Hof. 5.» Saß, Hornstr. 2, Amt VI 9964. 6. Thomsen, Gneisenaustr. 30, Amt IV 1403. 7.. Leu. Boeckhstr. 7, Amt TV 2340. 8.« Donath, Schönleinstr. 6, Amt IV 1391. 4. KreiS. Südost. Fröhlich. Muskauerstr. 1. Amt IV 4519. Osten(Landsberger Viertel). Beyersdorf, Elbingerstr. 9, Amt VII 6343. Osten(Stralauer Viertel). Zietz, Warfchauerstr. 61, Amt VII 3327. 6. KreiS. 1. Wernau  , Schwedterstr. 23, Amt III 33. 2. Ludwig Kranz, dl. 58, Dunckerstr. 8, Amt HI 3969. 3. Hube, Kopenhagenerstr. 74, Amt III 2472. 4. Wille, Brunnenstr. 183, Amt III 6325. 6. Fritz Bergmann, Brunnenstr. 79, Amt III 2572. 6. Paul Agthen, Pflugstr. 5, Amt III 2271. g j Georg Pielecke, Waldstr. 8, Amt II 660. 9. Fritz Zietz, Wiesenstr. 29. Amt II 1238. 10. Heinrich Sauerweier, Maxstr. 16. 11. Albert Knapp  , Grünthale'rftr. 5, Amt III 737. Die Wahlhelfer, die den ganzen Tag sich zur Verfügung stellen, wollen sich schon um 3 Uhr in dem Abteilungsbureau bezw. Bezirkslokal ihres Kreises ein- finden, damit die Zuteilung der Wahlarbeit korrekt erfolgen kann. Die- jenigen Genoffen, die nur teilweise abkömmlich sind und zur Ab- lösung anderer Genoffen sich bereit erklärt haben, wollen sich recht pünktlich in ihrem Abteilungsbureau bezw. Bezirkslokale einfinden. Die Genossen des 6. Kreises, welche im 1. Kreise geholfen haben, »..4.(Südost).. 3.,.. 0 m»4.(Ost)» ü.. werden gebeten, sich an den Stellen, an welchen sie vorher tätig waren, einzufinden. Je zahlreicher aber sich Genoffen am Tage der Wahl in den Dienst der Partei stellen, desto leichter und erfolgreicher wird die Arbeit und desto sicherer ist der Sieg! Der Aktionsausschuß. Wahlversammlungen. Erster Wahlkreis. Di« Versammlung, welche am Dienstag in WendtS Saal in der Beuthstraße tagte, war. wie die meisten Versammlungen, welche während dieses WahlkompseS von unserer Seite veranstaltet worden sind, sehr gut besucht. Meisten« waren es HandlungSgehülfe», Hülfs- arbeiter ans kaufmännischen Geschäften, auch kleine Geschäftsleute. Ein Publikum, wie es der Geschäftsgegend, in der das Versammlungs- lokal liegt, entspricht. Daß auch die Angehörigen dieser Kreise, welche bis vor kurzem noch zu dem Heerbann der bürgerlichen Parteien, besonders der Freifinnigen. gehörten, ihre Sympathie mm» mehr der Sozialdemokratie zugewandt haben, das bewies der un- geteilte Beifall, den der Vortrag des Genossen Kali Ski fand. Seine Kennzeichnung der Deruburgschen Kolonialreklame, die scharfe Verurteilung de? Verhaltens der Freisinnigen wurden mit ebenso lebhaftem, oft stürmischem Beifall aufgenommen, wie die Empfehlung der Wahl des sozialdemokratischen Kandidaten.   Nach dem Refe­renten nahm Genosse Eisner das Wort. Es war eine durch_ Tatsachen gestützte scharfe Beleuchtung der deutschen  Kolonialpolitik, die der Redner gab. Als die größte Gefahr der deutschen   Kolonialpolitik bezeichnete er den Umstand, dah sie eine Bedrohung der englischen Kolonien sei, und dah sich deshalb schwere auswärtige Konflikte aus der abenteuer- lichen Politik in Afrika   ergeben würden. Der Ausfall der Wahl sei deshalb auch eine Frage an das internationale Schicksal Europas  . Zur Diskussion nahm ein Gegner, Dr. Thierbach daS Wort. Zu welcher Partei er sich rechnet, konnte man aus seinen Worten nicht ersehen. Anscheinend ist er ein Freisinniger, doch wußte er auf die vom Referenten vorgetragene äußerst scharfe Verurteilung dieser Partei nichts weiter zu sagen, als dah man, auch ohne Sozial- demokrat zu sein, das persönliche Regiment nicht zu billigen brauche. Andererseits schien es wieder, als sei der Herr selber kein Gegner des persönlichen Regiments, wenigstens wollte er der Versammlung einreden, dah ja selbst in der sozialdemokratischen Partei ein persön- liches Regiment des Genossen Bebel herrsche. Durch diese alberne Rederei erntete der Herr Doktor natürlich amr allgemeines Gelächter und eine treffende Widerlegung durch den Referenten.   Damit war die Versammlung beendet. Das sozialdemokratische Wahlkomitee des ersten Kreises der« anstaltete am Dienstag in der Johannisstrahe auch eine Versamm- lung, die erst um 1 Uhr nachts eröffnet wurde. Warum begann die Versammlung zu so später Etimde? Wohl war es eine Wähler- Versammlung, wie deren schon eine große Menge stattgefunden haben und doch unterschied sie sich von allen anderen'Wählerversammlungen dadurch, dah nur die Wähler eines besonderen Berufes, und zwar alle persönlich eingeladen waren. Den Wählern, welckw in Hotels und Gastwirtschaften angestellt sind, galt die Einladung, und diese Arbeiter sind bekanntlich vom frühen Mvrgen bis in die späte Nacht in ihrem Berufe beschäftigt und deshalb nicht in der Lage, eine Versammlung zu besuchen, welche abends stattfindet und schon zu Ende ist, wenn die Hotel- und Gastloirtsangestellten die kurze Ruhepause antreten können, die ihnen zwischen zwei Arbeitstagen vergönnt ist. Etwa 200 Personen waren in der Versammlung er- schienen. Mit Verständnis und Jntereffe folgten fie den AuS- führungen des Genossen K a l i s k i, der ihnen nachwies, dah es eine Folge der ausbeuterischen Gelüste des Kapitals ist. wenn die Lage der hier in Frage kommenden Angestellten in den meisten Fällen eine loeit schlechtere ist. als die Lage anderer Arbeiterschichten. Insbesondere erinnerte der Referent daran, dah die Hoteldicner usw. »och in»»er des Arbeiterschutzes entbehren, den die sozialden, akratische Partei im Reichstage seit Jahren für diese Angestellten fordert, der ihnen aber durch die bürgerlichen Parteien bisher verweigert worden ist. Unter allseitigen, lebhaften Beifall forderte der Referent die Anwesenden auf. für ihre Jntereffen dadurch zu wirken, dah sie am 25. Januar dem Kandidaten der Sozialdemokratie ihre Stimme geben und auch unter ihren Kollegen, die nicht anwesend waren, in diesem Sinne zu wirken. Da nur die Sozialdemokratie für möglichst weitgehenden gesetzlichen Arbeiterschutz eintritt, so ist auch das Jnter- esse der Hotel--c. Angestellten am besten gewahrt, wenn sie dem Kandidaten der Sozialdemolratie ihre Stimme geben. Der leb- hafte Beifall, mit dem die Versammlung die Ausführungen des Re- ferenten aufnahm, läht erwarten, dah die Hotel- und Gastwirtschaftü- angestellten im ersten Wahlkreise dem Rufe, der an fie ergangen ist, Folge leisten und an ihrem Teil beitragen werden zum Siege unseres Kandidaten, des Genossen Arons. Zweiter Wahlkreis. Eine imposante Wählerversammlung, vcr- anstaltet von den Genossen im zweiten Berliner   Rcichstagswahl- s� tagte am Dienstag im Etablissement der Bockbrauerei am Tcmpelhofer Berg. Der Ricsensaal füllte sich schnell, so daß man daran gehen mußte, die Tische zu entfernen. Redner des Abends war P a u l S i n g e r. Er wurde von den Tausenden, die öer Wahlkampf zusammengeführt hatte, lebhaft begrüßt. Ein- leitend kennzeichnete er die Situation, die zur Auflösung des vcr- floffenen Reichstages geführt hat, wobei er unter starkem Beifall hervorhob, daß allerdings die Sozialdemokratie durchaus zufrieden sein könne damit, daß dieser Reichstag kein natürliches Ende ge« funden habe, sondern vorher zu seinen Vätern versammelt wurde. Wohin der Kurs wirklich gehe, das sei durch ein Wort Bülows bei jenen Kolonialverhandlungen blitzartig gezeigt worden:Die Re- gierung könne sich vom Parlament und den Parteien nicht vor- schreiben lassen, wie viel sie zur Kricgsführung brauche usw." Es werde deshalb am 25. Januar neben vielen anderen wichtigen Fragen auch die zu entscheiden sein, ob den Ausschlag in derartigen Dingen nur geben solle das persönliche Regiment, die Militär- drktatur, der große Generalstab, oder ob nicht vielmehr das Votum des Volkes mit vollem Gewicht in die Wagschale zu werfen sei. (Lebhafter Beifall.) Wir meinen, daß des Volkes Wille das höchste Gesetz sein müsse.(Stürmische Zustimmung.) In großen Um- rissen zeichnete Redner ein wahrheitsgetreues Bild der reichs- deutschen   Politik auf den verschiedensten Gebieten, unter Beachtung der damit verbundenen Volksverwüstung. Ein besonderes Kapitel widmete er auch der Kolonialpolitik der Firma Bülow, Dernburg  u. Co., bei deren Phantasien man an das berühmte oder vielmehr berüchtigte Beispiel der Potemkinschen Dörfer erinnert werde. (Allgemeine Heiterkeit und Beifall.) Sorgen wir am 25. Januar dafür, dah der KolonialparöxismuS etwas ernüchtert werde. Eine gründliche Abrechnung hielt Genosse Singer mit dem Frei» sinn, dessen Sünden und dessen absolute Unzuverlässigkeit er unter vielfachen Beifallsbezeugungen einer sehr scharfen, indessen ebenso gerechten Kritik unterzog. Mit Verve trat er für die Wahl des Genossen Richard Fischer als den Kandidaten der Sozialdemo- kratie ein. Schmutzkübel über Schmutzkübel schütte die freisinnige Gesellschaft in diesem Wahltampfe über sozialdemokratische Kandidaten aus. So auch über den Kandidaten des zweiten Wahl- kreises. Nur damit es nicht so aussehe, als ob man nichts zu den elenden Verleumdungen in den gegnerischen Flugblättern zu sagen wisse, komme er darauf zurück. In Richard Fischer besäßen wir einen der bravsten und ältesten, im Feuer des Sozialistengesetzes und im Gefängnis gehärteten Mitstreiter. In frühester Jugend habe er das Los der Verbannung über sich ergehen lassen müssen, weil er für seine Ueberzeugung eingetreten sei. Wenn trotz aller Aufklärungen die Freisinnigen in ihren Flugblättern an den Ver- leumdungen gegen Richard Fischer festhielten, so gehöre dazu die ganze Perfidie eines politischen Rowdys. Daß Differenzen in der Buchdruckerei desVorwärts" vorgekommen seien, habe niemand geleugnet. Aber als ein genauer Sachkenner dürfe er sagen, daß sie zum allergrößten Teile zur Zufriedenheit der Arbeiter beigelegt seien. Obnc Ueberhcbung dürfe er darauf hinweisen, daß die Arbeitsverhältnisse iniVorwärts" weitaus bessere seien, als in anderen, in bürgerlichen Betrieben. Die Lohn- und Arbeits- Verhältnisse seien imVorwärts" in einer Weise geordnet, daß den Arbeitern alle Rechte, die ihnen zukämen, zugestanden seien. Daß in einem Großbetriebe Meinungsverschiedenheiten vorkämen, wer wolle das leugnen! Sei das ein Grund dafür, denVorwärts" in so gemeiner, nichtswürdiger Weise als eine Ausbeutungsbude hin- zustellen? Die infame Behauptung. eS fei ein Zuchthaus- gcschäft, enthalte nicht nur eine Beleidigung der leitenden Per- sonen und der zuständigen Kominission, sondern auch der im Bc- triebe beschäftigten Arbeiter. Was vorgekommen, seien kleine Differenzen, die ihren Ausgleich gefunden hätten. Daß Fischer Arbeitern die Ehre abgestritten habe, sei eine gemeine nichts- würdige Verleumdung. Die fragliche Aeußerung sei in einem ganz anderen Zusammenhange gefallen, und die Arbeiter selber hätten erklärt, sie könnten den Worten eine solche Auslegung nicht geben. Ebenso sei es eine perfide Verleumdung, daß die Selbständigkeit der Arbeiter mit Füßen getreten und ihre Ehre angelastet werde durch Koatrollinaßregel», Fischer Hab« e»