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Nr. 23.

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Vorwärts

Berliner Volksblaff.

24. Jahrg.

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Telegramm breffe: Sozialdemokrat Berlin ".

Zentralorgan der fozialdemokratifchen Partei Deutschlands .

Redaktion: S. 68, Lindenstrasse 69. Ferniprecher: Ami IV. Nr. 1983.

Parteigenoffen!

Parteigenossen!

Sonntag, den 27. Januar 1907.

Aber es bedurfte nur dreier Jahre und wir verdreifachten die Zahl unserer Mandate- eroberten 1890 ihrer 85 und verdoppelten die Zahl unserer Stimmen.

Man sieht, wie wenig Ursache wir haben, ob einer Nieder­lage zu berzagen.

Expedition: S. 68, Lindenstrasse 69. Fernsbrecher: Amt IV. Mr. 1984.

Je mehr diesmal unser Fortschritt gehemmt wurde, desto gewaltiger muß er sich bei der nächsten Wahl äußern, dessen dürfen wir versichert sein. Dafür spricht die Geschichte unserer Partei, der Gang der industriellen Entwickelung, der Charakter jener Schichten, die für uns, und jener, die für unseren Gegner den Ausschlag geben.

Aber natürlich, von selbst kommt nichts. Wenn auf eine Niederlage, wie die bon 1887 ein so glänzender Sieg wie der

und

Die Hauptwahlen sind vorüber. Wir haben eine Anzahl Indes geht die Analogie zwischen 1887 und 1907 noch Mandate, in manchen Kreisen auch Stimmen verloren. Da weiter. Auch die Mittel, mit denen unsere Gegner damals arbeiteten, waren die gleichen. Die beiden Hauptmittel, durch gegen ist in vielen auch in den der Partei entgangenen die es den Regierungsparteien 1887 gelang, uns zu über von 1890 folgte, fo ist das nicht zum mindestens, ja vor Wahlkreisen ein bedeutender Stimmenzuwachs zu verzeichnen. wältigen, waren einmal der Appell an die Partei der Nicht allem dem zuzuschreiben, daß die Niederlage nicht entmutigend, Eine Würdigung der Ursachen dieses Ausgangs behalten wir wähler, auf die mit den stärksten Mitteln eingewirkt wurde, sondern anstachelnd wirkte; daß sie die Energie der Genossen uns bor . Für heute gilt es Stellung zu nehmen zu den und der Zusammenschluß der Liberalen und aufs äußerste aufpeitschte, die Kraft und Bucht bielen Stichwahlen, bei denen wir beteiligt sind. der Konservativen zu einer reattionären ihrer Propaganda verdoppelte. Das muß auch die Masse. Nur sind wir darin heute weiter als vor zwanzig erste größte Wirkung unserer Verluste bom Jahren und darin spiegelt sich der Fortschritt, den wir seitdem 25. Januar sein. Wir haben noch nie gefeiert nach einem gemacht. Damals schlossen sich Nationalliberale und Kon Sieg, noch weniger wollen wir feiern nach einer Niederlage. fervative zum Startell zusammen, der Freifinn gehörte mit Nach jedem Kampf. den wir ausgefochten, wie immer er aus­dem Zentrum noch zur Opposition. Heute gibt es keinen gehen mochte, hieß es immer wieder: vorwärts zu neuent eigentlichen Gegensatz mehr zwischen Freisinnigen und Kon Kampf, vorwärts zu neuem Sieg! Unsere Sache ist un­fervativen. Schon 1887 verrieten jene ihr Herz bei den Stich erschütterlich, ist unbesiegbar. Unsere Gegner dagegen können wahlen, wo sie gegen die Sozialdemokraten für die Kartell- teine Niederlagen mehr vertragen. Eine große Niederlage brüder stimmten. Diesmal taten sie das schon bei der ersten tötet sie. Der Sozialdemokratie schlägt alles zum besten aus, Wahl und erhielten sie bei der ersten Wahl schon massenhaft fie saugt neue Straft nicht bloß aus Siegen, sondern auch aus Niederlagen, fie erhebt sich immer wieder zu neuen und er­fonfervative Stimmen. höhten Triumphen, denn ihre Sache ist die Sache der Arbeit, der Kultur, die Grundlage alles gesellschaftlichen Seins.

Vor allem handelt es sich darum bei für uns aussichts­bollen Stichwahlen alles aufzubieten, um durch Heranziehung unserer Reserven und durch Aufwendung stärkster Agitation den Sieg zu erringen.

Alle Kräfte müssen aufgeboten werden, um in diesen Kreisen die eroberten Sie im Reichstage zu vermehren!

Bei Stichwahlen zwischen gegnerischen Parteien empfehlen wir, nach folgenden Grundsätzen zu verfahren:

Unter keinen Umständen dürfen Konservative, Reichspartei, Bund der Landwirte, Antisemiten und Nationalliberale eine fozialdemokratische Stimme bei den Stichwahlen erhalten.

Für die anderen Parteien empfehlen wir folgende Stellungnahme unferer Genossen:

Voraussetzung für die Unterstützung einer dieser Parteien bet den Stichwahlen muß die Verpflichtung des Kandidaten sein, daß er

1. gegen jede Verschlechterung des allgemeinen gleichen geheimen und direkten Wahlrechts stimmen wird;

2. daß er jeden Versuch das Koalitionsrecht einzuschränken unbedingt zurückweisen wird;

3. daß er sich gegen jedes wie immer geartete Ausnahme­gefeh erklären wird.

Das Aufhören des Freisinns als demo tratische Oppositionspartei, sein wieder

aufleben als linker Flügel der kon servativen Regierungspartei, das ist die Signatur dieses Wahlkampfes.

vom 25. Januar 1907.

Der feste Zusammenschluß aller bürgerlichen Barteien mit Das Gesamtergebnis der Reichstagswahl Ausnahme des Zentrums gegen die Sozialdemokratie, deren Wahlsieg von 1903 sie aufgepeitscht und in Schrecken bersetzt hatte, und das Heranschleppen der großen indifferenten Masse an die Wahlurne, das sind die Hauptursachen unserer Mandats- Danach find 229 Abgeordnete gewählt, während in 156 Wahl­berlufte. Das sind aber Mittel, die ihre Grenzen haben und nicht überboten werden können. Was auf dem Boden des kreisen Stichwahlen stattzufinden haben. allgemeinen Wahlrechts gegen die Sozialdemokratie geschehen

Bisher sind aus 385 Wahlkreisen die Ergebnisse bekannt.

tann, ist diesmal geschehen. Stärkere Mittel tönnen unsere Sozialdemokratie.

Nationalliberale

.

4

Gegner nicht mehr in Anwendung bringen. So können sie greifinnige Parteien und Süddeutsche Nachdem diese Erklärungen abgegeben sind, empfehlen unseren Siegeszug nur vorübergehend hemmen, er muß von Volkspartei. wir den Streiswahlkomitees die Entscheidung, ob ein nun an wieder weiter vorwärts gehen! solcher Gegner bei der Stichwahl sozialdemokratische Unter- Aber war die Wahl von 1887 nicht insofern günstiger für Zentrum. stüßung finden soll, unter der Würdigung der Persönlichkeit uns wie die jetzige, als sie uns damals einen starken Stimmen- Deutsch- Konservative des Gegners zu treffen. Unter keinen Umständen aber darf zuwachs brachte? Es ist richtig, daß wir 1887 wohl mehr als Deutsche Reichspartei einem Standidaten eine sozialdemokratische Stimme zufallen, die Hälfte aller Mandate verloren, aber 200 000 Stimmen Antifemiten und Mittelstandsparteiler gewannen. Wie groß unsere Stimmenzahl diesmal wird, läßt Bolen der die aufgestellten Bedingungen nicht akzeptiert. sich noch nicht bestimmen, jedenfalls ist ein toloffaler Zuwachs, Bilbe wie er 1903 eintrat, ausgeblieben. Aber gerade dieser Zu­wachs erklärt den jezigen Stillstand- so weit ein solcher stattfand. Bei der letzten Wahl vor 1887, der von 1884, hatten wir keinen erheblichen Fortschritt über den Stand von 1903 dagegen waren wir von 2 Millionen auf 3 Millionen ge­1877 hinaus gemacht- 550 000 Stimmen gegen 500 000. wachsen. Eine Million Retruten! Diese zu ererzieren und zu festigen, so daß sie jedem Feuer standhielten, das war unsere nächste Aufgabe. Und sie ist uns gelungen.

Parteigenossen! Das Interesse der Partet erfordert bei der gegenwärtigen Wahlsituation die stritte Innehaltung dieser Stichwahlparole.

Vorwärts zum energischen Stampf und Steg in den Streifen, in denen wir uns noch einmal mit den Gegnern zu messen haben. Mit Anspannung aller Kräfte wird es gelingen, noch in vielen Streifen die Gegner niederzuringen. Berlin , 27. Januar 1907.

Der Parteivorstand.

Es sind

gewählt

30

an Stichwahlen beteiligt 90

9

56

17

62

90

38

12

15

9

17

19

2

5

7

Das Wahlergebnis

für die

fozialdemokratische Partei.

Bestand 1903 noch ein Drittel unserer Armee aus Rekruten, Von den 81 Mandaten, die im Jahre 1903 unsere Partei die zum Teil nur vorübergehende Stimmungen in unser Lager bei den Haupt- und Stichwahlen erlangte, haben wir im getrieben hatten, so besteht sie jest vollständig diesmaligen ersten Wahlgang 29 behauptet, nämlich folgende aus erprobten Rämpfern, auf die wir uns Streife: unter allen Umständen berlassen tönnen. Wer

Das Ergebnis der Wahlichlacht. bem tum ftandhält, der in den letzten Wochen gegen und tobte,

in

der ist uns sicher, der kann uns nicht mehr entrissen werden. Noch liegen nicht aus allen Wahlkreisen genaue Ziffern Haben wir unsere Armee nicht erheblich vergrößert, so doch über die Abstimmung vom 25. Januar vor, aber was bekannt erheblich konsolidiert. Das bezeugt schon die stete Zunahme der ist, genügt, ihren Charakter erkennen zu lassen. Es wäre Leser unserer Parteipresse, der Mitglieder unserer Organisationen. Torheit, verhehlen zu wollen, daß sie uns eine Enttäuschung Und die Begeisterung dieser Armee ist so stürmisch, hingebend, gebracht hat. Seit zwei Jahrzehnten ist die deutsche Sozial- wie nur je. Gerade das trat im legten Wahlkampf kraftvoll demokratie gewöhnt, nur mit Siegen zu rechnen, und nun zutage, und gerade das war die Ursache der großen Sieges­eine Wahl, die uns taum ein erhebliches Anwachsen unserer gewißheit in unseren Reihen. Stimmenzahl, dabei aber den Verlust einer ganzen Reihe von Ist aber das Heer unserer Anhänger innerlich gefestigt Mandaten bringt, die zum Teil alter Besitz der Partei waren. worden, so haben unsere Gegner nichts gewonnen, als jenes Eine Partei, die an stetes, unaufhaltsames Vordringen ge- gedankenfaule und tatenarme Philifterium, das sich höchstens wöhnt ist, hat alle Ursache enttäuscht zu sein, wenn sie einmal zur Wahlurne schleppen läßt, aber sonst hinter dem Ofen einmal einen Rückschlag erleidet enttäuscht, aber nicht hoden bleibt und nicht der geringsten Mühe, nicht des geringsten entmutigt. Opfers für feine Sache fähig ist. Wer auf diese Schicht baut, Kaum anders als heute war die Situation vor zwanzig der hat auf Sand gebaut; deffen Hays bricht bei dem ersten Jahren. Auch damals gab es Faschingswahlen und auch starken Windstoß zusammen. Das sind jene Schichten, die damals brachten sie uns enorme Mandatsverluste. Von den bonapartistischen Plebisziten ihre ungeheuren kaiserlichen 25 Mandaten behaupteten wir in der Hauptwahl bloß 6 Berlin IV und VI, Hamburg I und II, Altona und Nürn­ berg , also im Grunde nur drei Städte. In den Stich wahlen gewannen wir dazu fünf weitere Streise( Breslau II, Elberfeld , Solingen , Hannover und Frankfurt a. M.), so daß vir mit 11 Mandaten weniger als die Hälfte unseres früheren Befitsfandes behaupteten. Wir gingen hinter den Besikstand von 1877( 12 Mandate) zurück.

Majoritäten brachten und die bei der ersten Niederlage des Kaiserreiches dieses in den Abgrund der Hölle wünschten. Diefelben Schichten, die 1887 Vismard eine große Majorität verschafften und ihn 1890 stürzten, die den bismärdischen Kartellparteien 1887 220 Mandate brachten, um sie 1890 auf 135 zu reduzieren.

Von diesen Schichten brauchen wir uns am allerwenigsten imponieren zu lassen.

Preußen.

Berlin , 2. Wahlkreis: Richard Fischer. Berlin , 3. Wahlkreis: W. Heine. Berlin , 4. Wahlkreis: P. Singer. Berlin , 5. Wahlkreis: N. Schmidt. Berlin , 6. Wahlkreis: G. Ledebour. Niederbarnim : A. Stadthagen. Teltow - Storkow : F. 8ubeil Waldenburg : H. Sachse.

Aschersleben - Calbe : A. Albrecht.

Kiel - Rendsburg : R. Legten. Altona - Stormarn : K. Frohme. Hannover : A. Brey. Solingen : Ph. Scheidemann Bayern .

München II: G. b. Vollmat. Nürnberg : A. Sübetum. Sachfen.

Dresden- Neustadt: A. Kaden.

Dresden - Tharandt : G. Horn.

Mittweida - Limbach: D. Studien.

Leipzig - Land: F. Geyer.

Chemnitz : G. Noste.

Glauchau - Meerane : J. Auer. Zwidan- Crimmitschau : K. Stolle. Stollberg - Schneeberg : H. Goldstein. Württemberg .

Stuttgart : K. Hildenbrand.