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Dr. 25. 24. Jahrgang. 2. Sfilim des JotiDirfo" letlim Bollislilntt. Mittwoch, 80. Januar 1907. parte!- Angelegenheiten. Tegel  . Heute Mittwochabend 8>/z Uhr beginnen in Götz' GesellfchastShaus, Schlotzstr. 7/8, die Ztiklusvorträge in National- ökonomie von Julian Borchardt  . Gäste hoben Jutritt. Um zahl- reiches und pünkilicheL Erscheinen der Genossen er>ucht Der Vorstand. Berliner   JVachricbten. Amtliche Wahlergebnisse aus Berlin  . Im 2. Berliner   Reichstagswahlkreise erhielten am 2S. Januar d. I.: Stimmen im Jahre 1903 Geschäftsführer R. Fischer(Soz.). 35 286(34 995) Bürgermeister Dr. Reicke(frs. Vp.). 25 618(Kreitling 16 064) Arbeiter Wilhelm Reinhardt(kons.). 3 852(v. Wenckst'ern 10 603) Schriftsteller M. Erzb erger(I.).. 1272(1059) Abg. L. v. CzarlinSri(Pole)... 245(179) Zersplittert......... 39 Es wurden 66312 gültige und 1365 ungültige Stimmen abgegeben. Im 3. Berliner   Reichstagswahlkrcise erhielten von 25 965 gültigen und 75 ungültigen Stimmen: Rechtsanwalt W. Heine(Soz.)... 14 259(15 124) Abg. Leopold Rosenow  (frs. Bolksp.).. 9 405(5 804) Rechtsanwalt Bredereck(kons.).... 1 656(3 673) Schriftsteller M. Erzberger(Zentr.)... 443(462) Abg. L. v. Czarlinsli(Pole)..... 133(103) Zersplittert........... 14(26) Eingeschriebene Wähler waren 36635. Im 4. Berliner   Reichstagswahlkrcise erhielten bei einer Abgabe von 168 497 gültigen und 654 ungültigen Stimmen: Paul Singer(Soz.)..... 82 039 Stimmen(68 758) Zigarrenhändler G. Kaphun(frs.).. 15 703( 9 006) Magistrats-Bureauassistent F. Wege(k.) 6 601( 8 651) Schriftsteller M. Erzberger<Z.).. 2 703( 1 988) Abg. L. v. Czarlinsli(Pole)... 1 303( 832) Generalsekretär Hartmann(frs. Vg.) 41 Zersplittert.......... 87 Einschriebene Wähler waren 133682. Im 5. Berliner   Reichstagswahlkrcise wurden von 34526 wahlberechtigten Personen 26 548 gültige und III un- gültige Stimmen abgegeben. Davon erhielten Sekretär Rob. Schmidt(Soz.).. 15 029 Stimmen(14 563) Justizrat Cassel(fts. Vp.).... 9217,( 6496) Rechtsanwalt Barnau  (kons.)... 1555,( 3210) Schriftsteller M. Erzberger(Z.).; 474( 470) Graf Pückler(Antis.)...... 160 Abg. L. v. Czarlinsli(Pole)... 94 Zersplittert»»«....... 19* Im 6. Berliner   Reichstagswahlkrcise erschienen von 194 741 eingeschriebenen Personen 139461 zur Wahl, von denen 138 933 gültige und 468 ungültige Stimmen abgegeben lvurden. Es erhielten: Schriftsteller Ledebour  (Soz.) 99 560 Stimmen(79 478) Rektor Kähler(frs. Vp.).... 21110(14146) Rechtsanwalt Ulrich<k.).... 13053(14813) Schriftsteller M. Erzberger)... 4 057( 2 476) Abg. L. v. Czarlinsli(Pole).. 990( 589) Gencralsekr. Hartmann(frs. Vg.). 59 Justizrat Cassel(lib.)..... 29 Zersplittert........ 75 Das Resultat des ersten Wahlkreises haben wir bereits gestern mitgeteilt._ Wie der Freisinn Wahlfiatistikcn macht! Die Freisinnigen Berlins   können es nicht verwinden, daß eS iu der Reichshauptstadt nicht gelungen ist, der Sozialdemokratie auch nur einen einzigen der fünf Kreise abzunehmen, die sie hier bereits besah. Daß in Berlin  , wenn alle sechs Kreise der Stadt als ein Ganzes betrachtet werden, sogar wieder noch ein erheblicher Teil aller Wahlberechtigten auf unsere Seite getreten ist, und daß jetzt schon die Mehrheit aller wahlberechtigten Berliner   zu uns hält, das ist der Wcrmutstropfen. den diese Wahl dem Freisinn in seinen Freudenkelch geträufelt hat. Wir hatten am Sonntag außer dem Gesamtergebnis für ganz Berlin   auch dasjenige für Groß-Berlin(acht Wahlkreise) mitgeteilt und hatten gezeigt, daß auch in ganz Groß-Berlin der Anteil der Sozialdemokratie an der Gesamtzahl der Wahlberechtigten noch gestiegen ist. Die«Frei- sinnige Zeitung" will ihre Leser glauben machen, daß diese unsere Angaben nur mit Vorbehalt aufzuuehnren seien. Wohlweislich hütet sie sich, die Zahlen selber wiederzugeben. Das JreisinnSblatt läßt sich daran genügen, zu sagen, die Sozialdemokratie habe«sich die von ihr gerühmte Zu- nähme in Groß-Berlin nur dadurch herausrechnen können, daß sie die Kreise Niederbarnim   und Teltow  -Charlottenburg   mit den Berliner  Wahlkreisen zusammenwarf". Gewiß, wer das Groß-Berlincr Wahl- crgebnis betrachten will, der wird wohl Teltow   und Riederbarnim dazunehmen müssen. UnterGroß-Berlin" versteht man unseres Wissens Berlin   mit den Vororten, und die Wählerschaft dieser Vororte bildet eben den Hauptbestandteil der Wählerschaft der Wahlkreise Teltow   und Riederbarnim. Wir wollen dem Freisinns- blatt auch verraten, warum wir die Betrachtung über Berlins  Grenzen hinaus auf Groß-Berlin ausgedehnt haben. Jeder Mensch weiß, daß Berlin   mit seinen Vororten längst zu einer wirt- schaftlichen Einheit verwachsen ist, und daß Jahr für Jahr ein be- trächtlicher Teil der Berliner   Bevölkerung an die Vororte abgeschoben wird. Das kann mau seit langem auch in freisinnigen Blättern lesen, wenn-S ihnen in den Kram paßt. Soll es jetzt plötzlich nicht mehr wahr sein, weil es dem Freisinn im Augenblick anders paßt? Die Sozialdemokratie hat die Wahlagitation in Groß-Berlin von vornherein einheitlich betrieben, und auch im.Vorwärts" ist die Groß-Berliner Wahlagitation von Anfang an als ein Ganzes behandelt worden. Sollten wir in der Betrachtung des Er- gebnisieS dieser Agitation plötzlich einen anderen Standpunkt einiichmen? Bei der Verschiebung in der BevölkerungSzusammensetzung, bei der Abwanderung zahlreicher Arbeiter aus der Innenstadt nach den äußeren Bezirken und den Vororten kann nur noch eine Wahl- statistik für ganz Berlin   und noch bester für Groß-Berlin ein richtiges Bild geben. Neben dem Groß-Berliner Gesamtergebnis haben wir im übrigen auch das CCsamtergebniS für Berlin   allein beleuchtet, und da hat sich gezeigt, daß die Sozialdemokratie in Berlin   allein sogar noch günstiger abgeschnitten hat. Selbstverständlich verschweigt oteFreis. Ztg." auch das! Sie gibt zu, daß wir im vierten und im sechsten Kreise Stimmenzuwachs gehabt haben, nennt aber wieder keine Zahlen. Zahlen nennt sie nur für die übrigen vier Kreise. In drei davon, behauptet sie, hätten wir einen Stimmrückgang gehabt, auch im zweiten. Das Minus im zweiten Kreis stelle sich für uns auf 1700 Stimmen. Nun hat dieFreis. Ztg." selber in ihrer Extraausgabe vom Sonnabend berichtet, daß Fischer vor vier Jahren 34 995 Stimmen, diesmal aber 35 291 erhalten habe. Trotzdem fabelt sie jetzt von einem Rückgang um 1700 Stimmen". Inzwischen ist auch die amtliche Feststellung des Ergebnisses vorgenommen worden, und es sind dabei 35 286 Stimmen für Fischer als gültig angesehen worden. DaS gäbe also eine Zunahme um 291 Stimmen. Man sieht, wie die«Freis. Ztg." Wahlstatistiken macht! Sie schwatzt auch dem Verl  . Tageblatt" den von uns bereits besprochenen Unsinn nach, daß Genosse Fischer nur deshalb nicht in eine Stich- wähl gekommen sei, weilein großer Teil" der konservativen Stimmzettel für ungültig erklärt werden mußte. Auch dieses Märchen wird durch die amtliche Feststellung widerlegt. Von 67 677 abgegebenen Stimmen wurden 66 312 als gültig und nur 1365 als ungültig angesehen, die absolute Mehrheit war also 33157. Fischer hat noch 2129 über die Mehrheit erhalten. Würden aber die 1365 ungültigen Stimmen sämtlich als gleichfalls gültig angesehen, so wäre die Mehrheit immer erst 33 839, Fischer hätte also immer noch 1447 darüber. Wir wiederholen: man sieht, wie dieFreis. Ztg." sich Wahlstatistiken zurechtmacht. Tagesordnung für die Sitzung der Stadtderordnetenversammlung am Donnerstag, den 31. Januar 1907, nachmittags 6 Uhr. Bericht- erstattung über die Vorlagen, betreffend: die bei dem UntersuchungS- amte der Stadt Berlin   für Nahrungsmittel, Genußmittel und Gebrauchsgegenstände zunächst einzurichtenden Stellen und die Ueber- schreitung des Etats der Wasserwerke für 1906 zum Zwecke der AuSfüh- rung von Vorarbeiten für neue Wasserwerksanlagen. Vorlagen, betreffend die anderweitc Festsetzung der BesoldungSverhältnisse des Lehrperfonals in den Gcmeindeschulen, die Verwendung eines Teiles deS städtischen Geländes an der Pank- und Wiesenstraße für Gemeindeschulzwecke, die aus Spezial- Verwaltung 36 für Erwerbung von Straßenland oder Bau- beichränkiulgen auf Grund von Entschüdigungsbeschlüssen oder richter- lichen Entscheidungen in der Zeit vom l.Jnli bis 30. September 1906 gezahlten Beträge, den Abschluß eines Nachtragsvertrages mit der Gemeinde Tempelhof   über die Aufnahme der Abwässer eines weiteren GebietstSteile dieser Gemeinde in die städtische Kanalisation, die Gewährung von Entschädigungen für Entwertung der Grundstücke Adalbertstr. 25 und 26 durch die Straßenaufhöhung bei dem Neubau der Adalbertbrücke, die Instandsetzung und Erneuerung der Präme und Träger der Flnßbadeanstalt Cuvrystraße, die Einrichtung einer Revierinspeltion der städtischen Gaswerke in Boxhagen-Rummels- bürg, die Vermietung einer Parzelle deS Gaswerksgrundstückes in Schmargendorf   und die Errichtung einer Barackenschule auf dem städtischen Gelände an der Prenzlauer Allee. Außerdem findet in dieser Sitzung und zwar um 6 Uhr durch den Herrn Oberbürgermeister die Einführung und Verpflichtung der zu un- besoldeten Stadträten gewählten Herren Buchow und Rast statt. Dir Konkurrenz der Ainrkthallen wächst ständig. Die großen Warenhäuser verlaufen bereits Obst, Südfrüchte, Konserven, Hülsen- flüchte, Wild, Fische, Geflügel usw.. ja sogar Kartoffeln und Heringe. Aus dem Ost- und dem Nordbahnhofe werden an einzelnen Tagen bis zu 30 Waggons Gemüse gehandelt. Was nicht verlauft wird übernehmen Hausierer. Kartoffeln werden in großen Mengen auf dem Stcttiner und anderen Bahnhöfen gehandelt, mehr als m allen Hallen zusammengenommen. Dasselbe gilt vom Obsthandel, der in der Hauptsache sich auf den Kähnen der Spree   und des Landwehrkanals abwickelt. Hierzu kommt dann noch die große Konkurrenz der offenen Märkte an den Grenzen, besonders am Maybachufcr, auf dem Winterfcldt- und Wittenbergplatz, dann der noch immer sehr große Straßenhandcl in den Außenbezirken und den Vororten, dessen Berechtigung hier nicht bestritten werden soll. Während der Verlehr in den meisten Markthallen zurückgegangen ist, wächst die Konkurrenz dauernd und erstarkt immer mehr. Der Verein Berliner   Großhändler in den Markthallen» zahlreiche Standinhaber aus verschiedenen Hallen, der Berein von Blumen- geschäfts-Jnhabern und mehrere Bezirksvcreine haben sich für die Einrichtung einer Halle für den E n g r o s- Verkehr mit Blumen soivohl Schnittblumen als Topfpflanzen ausgesprochen mit dem Hinweis, daß sich die Markthalle III dafür besonders eignet. Der Magistrat ist diesem Projekt schon näher getreten. Eine Kom- Mission wird es auf seine Ausführbarkeit hin prüfen. DieBolkSzeitung" regt sich gewaltig auf über die Schlechtig- keit deSVorwärts". In unserer Besprechung der Mißgriffe, die von der Polizei in der Wahl na cht gegen die demonstrieren- den Hurrapatrioten begangen worden sind, sagten wir. daß die gesamte bürgerliche Presse von derPost" bis zurVolkszeitung" sicherlich kein Wort des Tadels gehabt' hätte, wenn die Polizei gegen etwa demonstrierendevatcrlandslosc Gesellen" in dieser Weise eingeschritten wäre. Wir übersahen, daß noch an dem Abend, an dem wir diese Besprechung in Druck gegeben hatten, dieVolkszeitung" sich folgendermaßen äußerte: Uns erscheinen derartige nächtliche Aufzüge, die von einer. wie die Polizei sagt,singenden, johlenden und pfeifenden Menge" veranstaltet werden, unter allen Umständen als vcrmeidbar und überflüssig. Hätten etwa Zehntausende von sozialdemokratischen Wählern deS vierten Wahlkreises in ihrer Siegesfreude unter der Absingung sozialdemokratischer Lieder einen Demonstrations- zug zu Herrn Singers Wohnung unternommen, wie hätten sich dann über diesenächtliche Ruhestörung" dieselben reaktionären Blätter empört gezeigt, die der Polizei entrüstete Vorwürfe �ge- macht haben, weil sie diesingende, johlende und pfeifende", aberpatriotische" Menge zu zerstreuen suchtel" Wir haben dieVolkszcitung" falsch taxiert, aber das frei» sinnige Blatt hat wenig Grund zu dem wüsten Geschimpfe, mit dem es sich gegen uns wehrt. Nach all dem, was wir in den Wochen der Wahlagitation aus dem Munde entschiedenster Freisinniger über dieVaterlandslosigkeit" der Sozial- demokraten vernommen haben, konnten wir in der Tat darüber im Zweifel sein, ob»och irgend ein Freisinniger uns Sozialdemo- iraten die Gleichberechtigung mit anderen Staatsbürgern zugestehen würde. Der dekorierteLokal-Anzeiger". Herr Scherl, der Besitzer der großen Jnseratenplantage in der Zimmerstraße, hat am Geburts- tage deS Kallers aus Anlaß seinernationalen" Verdienste den Roten Adlerorden   zweiter Klasse mit Eichenlaub erhalten. Daß es die Verdienste desLokal- Anzeiger" und der übrigen Scherlpresse um dienationale" Sache sind, die dem Herrn diese Ver- zierung deS Knopflochs verschafft haben, liegt auf der Hand, denn der gewiegte Geschäftsmann Scherl ist durch andere Taten als durch seine Papierverarbeitung, der Welt noch nie bekannt geworden. Und diese Dekorierung desLokal-Anzeiger" ist vom Standpunkt der Regierung aus ganz natürlich, denn wenn das Scherlsche Reuigkeilspapier auch nicht, wie einst ein höherer RegierungSmann naiver Weise zu einem bürgerlichen Journalisten äußerte, der Sozialdemokratie jährlich einige zehntausend Anhänger abspenstig macht, so ist doch zweifellos, daß er der Sozialdemokratie den Kamps in gewisser Weise erschwert, die Arbeiterbewegung schädigt, die völlige Aufsaugung aller proletarischen Elemente in die große Armee der kämpfenden Arbeiter verlangsamt. Solchen Ver- diensten für die Sache der Herrschenden gebührt die Krone. Die Leute, die für Herrn Scherl den begleitenden Text zu seinen Jnseratenbogen liefern, sind freilich, damit der proletarische Leser nicht allzu schnell erkenne, wie dieses Papier gegen seine Interessen arbeite, angewiesen, äußerlich strengste Neutralität zu beobachten. Angeblich steht diese? Blatt wie ein seelenloser photographischer Apparat allen Ereignissen des öffentlichen Lebens völlig unparteiisch gegenüber. Indes kann nur der Einsichtslose auf diesen Humbug hereinfallen. Wenn auch sorgfältig jede eigene Stellungnahme vermieden wird, in der Auswahl der Ereignisse, über die berichtet wird, verrät sich schon die parteiische, die reaktionäre Richtung. Die Scherlpresse hat, wie die sogenannte unparteiische Presse über- Haupt, in diesem Wahlkampfe das Spiel der Regierung gespielt, Sie ließ sich willig gebrauchen für die Verbreitung der verlogensten Flug- blätter der Bürgerlichen  , sie hat nach Möglichkeit die Aeußerungen der Sozialdemokratie im Wahlkampfe verschwiegen, die der Regie- rungsagitatoren und der bürgerlichen Parteien dagegen möglichst auffällig gebracht. Und in der Aufregung, die daS Wahl- resultat auch in der Brust derunparleiischen" Redakteure hervorgerufen hat. ist schließlich einem von ihnen doch die Feder durchgegangen und so schrieb er in der Sonntagausgabe des Scherl- blattes: Von ihrem(der Stichwahlen Z Red. d.Vorw.") Ausgang lvird es abhängen, wie der neue Reichstag   sich gestaltet: daher -ist zu wünschen, daß auch bei den Stichwahlen die Mahnung des Fürsten Biilmv beherzigt wird und jedermann seine Schnldigkcit tut. So erklärt sich das Blatt Scherls offen für Bülow, offen gegen die Sozialdemokratie. Das ist sein gutes Recht und wir ver- denken'« ihm nicht. Wie aber werden jetzt die Arbeiter, die sozial- demokratischen Wähler handeln, die dieses Blatt bislang gehalten und gelesen haben? Werden sie es weiter lesen wollen, das Blatt, daS die Wähler auffordert, gegen die Sozialdemokratie zu stimmen, iverden sie weiter ein Blatt unterstützen, das sich offen als Feind der Partei bekennt, in der sie ihre politische Vertretung erblicken? Es wäre traurig, wenn die sozialdemokratischen Leser desLokal- Anzeigers" auf diesen Schlag ins Gesicht, den ihnen das Blatt ver- setzte, nicht die gebührende Antwort zu geben wüßten I Hinaus mit dem, für seine Dien st e gegen die Sozial­demokratie dekoriertenLokal-Anzeiger" aus den Arbeiterwohnungen, das muß die Losung dieser Tage sein! Ein Berliner   Kassenräuber gibt zurzeit in den Vororten Gast- rollen und es wird seitens der Behörden vor dem Burschen gewarnt. Der etwa 20 bis 25 Jahre alte Verbreiter besucht vorwiegend in den Nachmittagsstunden kleinere Gastwirtschaften, in denen sich zu dieser Zeit irgend ein Familienmitglied des Geschäftsinhabers allein befindet. Der Gast bestellt eine Tasse Kaffee, veranlaßt hierdurch den Geschäftsinhaber, für wenige Augenblicke den Gastraum zu ver- lassen und benutzt dann diese Gelegenheit, um die Lademasse zu plündern. Bei Ausübung eines derartigen Raubes wurde der Bursche durch die Tochter eines Gastwirts in Hirschgarten über- rascht. Der Täter ergriff die Flucht und entkam in der Wühl- Heide, Brennender Straßenbahnwagen. An der Ecke der Kant- und Joachimsthalerstvaße geriet gestern vormittag infolge von Kurz- schluß ein Straßcnbahntvagen der Linie 80 in Brand. Es gelang den Fahrgästen, ohne Verletzung das Freie zu gewinnen. Obgleich das Feuer von den Angestellten bald erstickt werden konnte, hatte der Wagen doch schon derartige Beschädigungen erlitten, daß er außer Betrieb gesetzt werden mußte. Ter Vorgang führte eine kurze Verkehrsstörung herbei. Die Abrißarvciten im Scheunenviertrl sind nunmehr innerhalb der östlichen Linie der in GabelungSform zu verlängernden Kaiser Wilhelmstraße beendet. Der neue Straßenzug durchschneidet von der Hirtenstraße aus die Weydinger-, Kleine Alexander- und Bartel- straße und bricht gegenüber dieser in die Limenstraße ein. Dieselbe Richtung beibehaltend, führt die Straße dann von der Linien- nach der Lothringerslraße, in welche sie dicht am Prenzlauer Tor gegen- über dem früheren Exerzierschuppen des Kaiser Alexander-Garde- Grenadier-Regiments einmündet. Die freigelegten Grundstücke sind zunächst eingezäunt und zum Teil als Lagerplätze vermietet worden. Im kommenden Frühjahr werden jedoch die notwendigen umfang- reichen Kanalisationsarbeiten für den neuen Straßenzug in Angriff genommen, dessen Bebauung jedoch nicht beginnen kann, bevor die Häuser in der Weydingerstraße sämtlich abgerissen sind. Diese Straße soll vollständig kassiert tverde». Die Kleine Alexanderstraße dagegen wird als Verkehrsstraße erhalten und nach wie vor den Durchgangsverkehr von der Alexander- und Mnnzstraße vermitteln. Allerdings wird die nördliche Hälfte des StraßenzngeS durch die Niederlegung des Schemienviertels in Mitleidenschaft gezogen, da auch hier die alten, zum Teil schon mehr als ein Jahrhundert stehenden Gebäude von dem Magistrat angekauft sind und abgerissen werden. Nicht vereinzelt scheinen die Fälle zu sein, in denen von hiesigen Steuerzahlern Steuern verlangt werden, die bereits bc- zahlt sind. Einen solchen Fall hatten wir kürzlich von der Steuer- annahlnestclle 7a mitgeteilt und erzählt, wie ein Gerichtsvollzieher wegen angeblich rückständiger Steuern zur Pfändung schreiten wollte, obwohl die Steuern bezahlt waren. Daß von der Pfändung Abstand genommen wurde, hatte der betreffende Steuerzahler nur dem Umstände zu danken, daß er die Steuerquittung aufbewahrt hatte und vorlegen konnte. Jetzt werden uns von den Steuer- annahmestcllen IVa, Bellealliancestraße 80, und Vb, Wrangelstraßc, gleiche Fälle berichtet. In beiden Fallen erschien der Gerichtsvoll- zieher, um tvegen angeblich nicht gezahlter Steuern zu pfänden. Zum Glück konnten die von dem guten Manne Heimgesuchien die Quittungen vorlegen, die bewiesen, daß längst bezahlt sei. Etwas mehr Ordnung in den StcuerdureauS wäre wirklich cmpfehlenS- wert. Vor allem aber möge sich jeder Ouittungeiz über geleistete Zahlungen längere Zeit aufbewahren. Unglücksfälle. Von einem Automobil überfahren und getötet wurde gestern abend eine unbekannte, etwa 60jährige Frau in der Birkenstratze. Sie hatte Einkäufe besorgt und als sie mit der Markttasche in der Hand vor dem Grundstück Birkenstraße 29 über den Fahrdanun schritt, konnte sie einem vorübereilenden Automobil nicht mehr aus- weichen, wurde unter die Räder gerissen und überfahren. Man brachte die Verunglückte sofort in das Moabitcr Krankenhaus, wo sie aber bald nach ihrer Eiulieferung starb. Die Unbekannte ist von mittlerer Größe, hat graues Haar und tvar mit graukariertem Um- schlagetuch, schlvarzgrauem Rock und hellblauer gestreifter Schürze bellcidet, Durch einen umstürzenden Lastwagen erschlagen wurde gestern der Arbeiter Schesfer, der auf dem Bahnhof Biesental eine Ladung Kartoffeln abgeholt hatte. Während der Fahrt war der Wagen einem Graben zu nahe gekommen und infolgedessen umgestürzt. Sch. war unvorsichtigerweise auf der falschen Seile neben dem Fuhrwerk hergegangen und der schwere Lastwagen stürzte nun aus ihn. Der Brustkasten wurde dem Unglücklichen voll- ständig zermalmt, so daß der Tod auf der Stelle eintrat. Große Aufregung rief ein Unglücksfall hervor, der sich vorgestern abend in der Puttlamerstraße ereignete. Der Droschkenkutscher Ben, er wollte mit dem Taxameter Nr. 3022 umkehren, kam bei der Drehung der Bordschwelle des BürgerlteigeS zu nahe und i», nächsten Augenblick stürzte der Wagen um. B. wurde vom Bock heruntergeschleudert und mit den Beinen kam er unter daS ebenfalls gestürzte Pferd zu liegen, während auf seinem Oberkörper die schwere Last der Droschke ruhte. Zahlreiche Passanten»nachten sich sofort an die Rettung des Verunglückten, aber erst nach lanaen Bemühungen konnte B. befre''