gemeinen, gleiche» Wahlrechts abgesehen ist! Wenn krotzalledem der Freisinn bei der Stichwahl den reaktionärenund nationalliberalen Scharfmachern gegen die Sozialdemo-kraten zuni Siege verhilft, so ist das seine Sache. Fürdie Sozialdemokratie gilt es jedoch, bei der Stichwahl alleKräfte bis zum letzten Atemzug einzusetzen, um die schänd-lichen Attentatsgelüste der Reaktion gegen das Reichstags-Wahlrecht zu vereiteln!--_Woz» die Kolonialarmee?In dem Bericht des Oberst Deimling über die Entwichelimgder Zustände in Siidwestafrika, den wir im Leitartikel im vollenWortlaut wiedergeben und kritisch würdigen, heitzt es zum Schlug:„Nach Angabe der Bondelzwards stehen augenblicklichnoch 100—150 Franzmann-Hottentotten unter SimonCopper im Felde, die seit einem Jahre in der schwer z u g ä n g-lichen K a l a h a r i sich abwartend verhalten, außerdem im Südennoch einzelne kleine Banden, auf Viehraub ausgehend, ohneWiderstandskraft, doch sehr beweglich und schwer zufassen. Im Norden befinden sich Feldherero in u n-bekannter Zahl im Busch, die zu freiwilliger Gestellunganscheinend nicht geneigt sind, aber keine Untcrnehmuugslust undWiderstandskraft zeigen."Selbst die„Freisinnige Zeitung" hofft, daß angesichtsdieser Lage nun die Schutztruppe entsprechend herabgemindert werde,Diese Hoffnung hat der Freisinn freilich durch seine Art der Wahl-kampffiihrung, durch seine Unterstützung der eingefleischtesten Kolonial-fexe zuschanden genmcht. Die Regierung wird jetzt weniger als jedaran denken, auf die Kolonialarmee zu verzichten, deren Schaffungum jeden Preis eines der Hauptmotive der ReichstagSauflösungbildete.�Irgend welcher Grund zur ferneren Belastung von auch nur6— 7000 Mann in Südweflafrika liegt allerdings selbst nach derDarlegung des Oberst Deimling nicht mehr vor! Die 100—150Simon-Copperleute haben sich bereits seit einem Jahr völlig passivverhalten. Jode Offensive wäre für sie völlig aussichtslos, auchwenn die Truppenzahl auf weniger als 2500 Mann herabgesetztwürde. Andererseits würde auch eine 7000 Mann starke Schutztrnppein der„schwer zugänglichen" Kalahari wenig ausrichten. Densonstigen kleinen Räuberbanden kann aber auch durch kleine Streif«korps zugesetzt werden; ihretwegen braucht man nicht Tausende auf«zubieten. Und da auch die FeldhereroS im Busch froh sind, wenn mansie nur selbst in Ruhe läßt, steht selbst vom Standpunkte unsererKolonialschwärmer einer Zurückziehung der Schutztruppe nicht mehrdas geringste im Wege!Trotzdem wird die Kolonialarmee in ihrer Mehrheit nicht zurückgezogen werden. 70 oder 80 Millionen jährlicher Ausgaben fürunsere südwestafrikanische Schutztrnppe sind ja ein Pappen st ielfür unsere blühenden Reichsfinanzen! Und langt das Geld nicht, sogreift>nan eben zur Bicrsteuer, Wehrstcucr oder anderen Mitteln,die arbeitende Maffe höher zu belasten. Den Schlotbaronen undAgrariern kommt» ja nicht darauf an I—•Deutfches Reich.Die freisiuuige Schutztruppe der Reaktion.Der von BülowS und LiebertS Gnaden noch einmalgalvanisierte freisinnige Leichnam beeilt sich, den Staatsstreichlernund Brotwuchercren durch seine Stichwahlparolen seinen Dankabzustatten. So haben die Vertrauensmänner des liberalenWahlvcreinS für Potsdam- Spandau- O st Havellandfolgenden Aufruf erlassen;„In der am 25. Januar stattgehabten Hauptwahl find wirunterlegen, aber trotzdem können wir mutig und hoffnungsvoll indie Zukunft blicken, da wir die einzige Partei waren, die einensehr erheblichen Stimmenzuwachs erziell hat. Nunmehrhandelt es sich um unsere Stellung zur Stich-wähl. Die Stellungnahme darf aber keinen Augenblickzweifelhaft sein. So schwer es uns wird. wir befindenuns in einer Notlage, wir mästen für Pauli stimmen.Mit diesem Kandidaten haben wir politisch nichts gemeinals die Vaterlandsliebe und diese Vaterlandsliebe zwingt uns,für Pauli einzutreten. Unsere Stichwahlparole war:„Aus demVodeu der Verfassung. In Treue zu Kaiser und Reich. Für denLiberalismus." Wir wollen auch am Stichwahltage beweise», daßdiese Parole kein leerer Schall war. Wer sich trotzalledem nichtentschließen ckaun, Pauli die Stimme zu geben, der gebe weißeZettel ab. Kein Liberaler sollte eincin Sozialdemokraten dieStimme geben"Die„Boss. Ztg.", die ohne jeden Kommentar die Tatsacheregistriert, daß sich die bürgerliche» Parteien, vom Zentrum ab-gesehen, überall gegen die Sozialdemokratie zusammenschlöffe», diealso dieser schmachvoll reaktionären Taktik ihre Sanktion ausdrückt,registriert dann noch mehrere andere Dokumente der gleichen Borschubleistung der reaktionären Staatsstreichlerei. So meldet sie ausAlten bürg, daß der liberale Landesverband für das HerzogtumSachsen-Altenburg beschlossen habe, für den Reichsparteiler Schmidt— einen Scharfmacher schlimmsten Kalibers— einzutreten. Desweiteren läßt sie sich aus Elberfeld telegraphieren, daß dort dieFreisinnige Volkspartei einstimmig beschlossen habe, inder Stichwahl den konservativ christlich-suzialen Kandidaten zu unter-stützen!So arbeitet der„Freisinn" den WaHlrechtsräubern und.Heuchlerndes Koalitionsrechts i» die Hände!—Das„gleiche" Wahlrecht.Die„BolkS-Zeitung" gibt ebenfalls eine interessanteZusammenstellung über die skandalöse Ungleichheit des Wahlrechts,wie sie sich seit 1860 herausgebildet hat.Groß-Berlin mit zusammen 851 000 Wahlberechtigten seinur durch 8 Abgeordnete vertreten, während 50 andere Wahlkreisemit 854000 Wahlberechtigten 50 Abgeordnete in den Reichstagschickten. Und während von den acht Wahlkreisen Groß-BerlinSsieben durch die Sozialdemokratie vertreten seien, seien von den50 Wahlkreisen, deren Wühlerzahl der der acht Wahlkreise Groß-Berlins entspreche, 19 durch das Zentrum, 18 durch Konservativeund 5 durch Rationalliberale vertreten!Die„Volks-Zeiwng" bemerkt dann:„Kann eS eine schreiendere Ungerechtigkeit geben,als sie in der Gegenüberstellung dieser Zahlen zutage tritt? DieRegierung denkt aber noch immer nicht daran, die Pflicht zu er-füllen, die ihr das Wohlgesetz für den Reichstag vom 31. Mai 186gauferlegt. Natürlich nichtl Denn wenn heute auf derselbenGrundlage, auf der bei der Gründung deS Reichstages die Wahl-kreiseiuteilung erfolgte, eine Neueiiiteilung vorgenommen würde,so würde das jetzt in Deutschland herrschend« reaktionäreRegierungssystem mit einem Schlade zusammenbrechen."Selbst das„Berliner Tageblatt" spricht von den„tollen Ungleichheiten und Ungerechtigkeiten" der jetzigen Einteilungder Reichstagswahlkreise. Während beispielsweise in Schaum«burg-Lippe 9558 Wahlberechtigte einen Abgeordneten wählten,dürfe Teltow-BeeStow mit seinen 247 541 Wahlberechtigtenebenfalls nur einen Abgeordneten wählen. Ein Wähler inSchaumburg-Lippe besitze also daS L7fache Wahlrecht wieein Wähler in Teltow-BeeSkow.ES ist bezeichnend für das freisinnige Mossebkatt, daß«S diese„tolle Ungleichheit" deshalb besonders schmerzlich empfindet, weil,wenn der Wahlkreis Teltow-BeeSkow in mehrere Wahlkreisezerlegt würde, wahrscheinlich nur in Rirdorf und Schöneberg einSozialdemokrat gewählt worden sei; in Charlottenburg wäre wahr-scheinlich Zubeil mit dem Liberalen, im Kreise Teltow mitdem Konservativen in Stichwahl gekommen, undinBeeskowStorkow wäre offenbar der Konservative im ersten Wahl-gang gewählt worden.Das srnsiiinige Blatt hätte eS also lieber gesehen, wenn die104 000 sozialdemokratischer Stimmen zwar auch nur ausgereichthätten, einen Sozialdemokraten durchzubringen, daneben aber außereinem eventuellen Freisinnigen noch zwei Konservative durchgebrachtworden wären!Sicherlich wäre dann auch der Freisinn außerordentlich damitzufrieden, wenn nach dem Muster der Wahlkreisneueintoilung inPreußen zwar keine allgemeine Reueinteilung stattfände, wohlaber eine Zerlegung solcher Kreise, in denen die Reaktion ihren bisherigen Besitz zuungunsten des Proletariats noch durch Gewinnungweiterer Mandate verstärken könnte!—Späte ErkeuiitiiiS.Die freisinnige Politikern, soweit ihnen nicht daS kleinlichsteFraktionsinteresse mehr gilt als die politische Zukunft des deutschenVolkeS, sehen sich, je näher sie die durch die Wahlen geschaffeneSituation betrachten, desto mehr zu dem Geständnis gedrängt, daßder Schwerpunkt de» politischen Gleichgewichts sich beträchtlich nachrechts verschoben hat und deshalb bei den Stichwahlen alles auf«geboten werden muß, damit nicht noch ein viel reaktionärer Reichs«tag zu stand« kommt wie nach den berüchtigten SeptcimatSwahlen.Das„Verl. Tagebl." schreibt:„Jetzt erst recht, unter den ganz veränderten Parteiverhältniffenim Reichstage, mutz unser Wahlspruch lauten:„Los vom Zentrumund von jeder Reaktion!" Die ursprüngliche Regierungsparolegegen das Zentrum muß jetzt, angesichts der Stichwahlen, vonder entschieden liberalen Opposition übernommen werden.Aber der Ruf bei dem bevorstehenden Stichwahlstreit darf nichtallein auf die Bekämpfung der Klerikalen abzielen, er mu�vielmehr ebenso laut gegen die starr konser-vative Richtung im Reiche wie in Preußen er-hoben werden.Die augenblickliche politische Lage im Reiche hat eine frappierende Aehnlichkeit mit derjenigen nach den Septennatswählen. Damals wie heute wurde das deutsche Volkunter Entfaltung einer vermeintlich„nationalen" Fahnean die Wahlurnen herangetrieben, Nun, als die„nationale"Parole ihre Wirkung getan hatte, da beschenkten ReichSregierunguild Parlament das Volk mit einer Reihe von Gesetzen, andenen es bis auf den heutigen Tag schwer genug zu tragen hat.Der„nationale" Spiritus war sehr bald verflogen, aber dasPhlegma in der Gestatt sebr schlimmer Gesetze ist gewissermaßenals ein schwer löslicher Niederschlag am deutschen Bolkskörperhaften geblieben. Soll sich das jetzt wiederholen. Soll unter demBlendworte„national" jede rückläufige Regierungsmaßnahme gut-geheißen, jedes Ine ruhige Fortentwiaelung unseres Volkeshemmende Gesetz ermöglicht werden? Der Appetit kommt be-kanntlich beim Essen. Gelingt es, einen reaktionären Reichstagzusammenzubringen, dann lvird die Reaktion keinen Augenblickzögern, herzhaft auS der Schiiffel zuzulangen.Darin liegt die Gefahr für die entschieden liberalen Parteien.die mit dem Aufgebot aller verfügbaren Kampfmittel verhütetwerden muß. Das Ziel bei den Stichwahlen kann für die Vcr.treter des entschiedenen Liberalismus naturgemäß gar keinanderes sein, als den parlamentischen Schwerpunkt nicht nochweiter nach rechts sich verschieben zu laffen, und zur Er-reichung dieses Zieles ist jede Bundesgenossenschaft willkommen.Das ist eben die Konsequenz einer politischen Notlage, die wiejede andere Not nach Shakespeares klassischem Worte sonderbareSchlafgesellen bringt."_Börsendemokratie.Der Beschluß der Freist Volkspartei, keine Stichwahlparoleauszugeben, sondern jedem freisinnigen Wahlkomitce zu überlassen,nach Belieben zu mogeln, findet die völlige Billigung der„Franks.Zeitung". Sie leistet sich über diese Stichwahltaktik der absolutenArundsatzlosigkeit folgendes philosophische Räsonnement:„Es ist eine alte Erfahrung, daß selbst gut organisierteParteien sich in den Stichwahlen nicht nach einheitlichemKommando dirigieren lassen. So einheitlich, daß das ginge,ist keine Wählerschaft, selbst nicht die der Sozialdemokratie unddes Zentrums. Gerade bei den Stichwahlen zeigt es sich, daßderselbe Parteiname nicht immer dieselbe politischeUeberzeugung bedeutet, daß er ländlichen Wählern etwasanderes ist als städtischen, im Norden etwas anderes als imSüden, und daher kommt es. daß gerade in den Stichwahlendie Taktik sich nach LandcLteilen und Wahlkreisen vielfach ent-scheidet. ES hat immer kluge Parteiführer gegeben, die ausdiesem Grunde auf offizielle Stichwahlparolenverzichtet und, von einzelnen großen ganz selbstverständ-lichen Leitsätzen abgesehen, den politischen Freundenin den ein�elnenWahlkreisen die Taktik über»ließen, die za meistens nur nach den Verhältnissen dcS ein-zelnen Kreises zu beurteilen ist."Schon während des WahllampfeS hat das Hauptorgan derüddeutschen demokratischen Volkspartei bewiesen, daß seinepolitische Leitung sich die Prinzipienlosigkeit zum Prinzip erkorenhat, und, lim seine guten Beziehungen zur Wilhelmstraße aufrechtzu erhalten, sich gern ctwaS von seinen sogenannten„Ueber-zeugungen" abhandeln läßt. Die obige Aeußerung ist lediglich einweiterer Schritt auf dem Wege seiner politischen Korruption.Der Dank deS Reichskanzlers.Dem General z. D. v. Löbell in Groß-Lichterfelde, dem Bor-sitzenden des dortigen konservativen Vereins und eifrigsten Vor-kämpfer für die konservative Sache, ist eine vom ReichskanzlerFürsten Bülow unterzeichnete Karte zugegangen. Sie enthält aufder eine» Seite ein vortreffliches Bild des Reichskanzlers mit derUnterschrift:„Ein Reichstag, dessen Mehrheit in nationalen Fragen nichtversagt— daS ist die Forderung des Tages IReichskanzler Fürst Bülow."IS. 1. 07.Auf der anderen Seite der Karte ist vom Reichskanzler ge»schriebe»:„Herzlichsten Gruß und Dank den bürgerlichen Parteien desWahlkreise» Beeskow-Storkow-Teltow-Charlottenburg und ihrenunermüdlichen Führern für die aufopfernde Arbeit im schwerenKampfe.Reichskanzler Fürst Bülow."Eine komische Onittung für die von den Konservativen imWahlkreise Bceskow» Storkow> Teltow- Charlottenburg erlitteneSchlappe._Niedertracht, wa» nicht gegen mich in» Feldgeführt worden ist. Acht Konkurrenzblätter haben daringewetteifert, mich in den Kot zu zerren, um mir Abonnentenwegzufangen. Wenn jemals die Wahrheit geschändet,die Freiheit mißbraucht und das Recht in seinGegenteil verkehrt worden ist, so ist es gegen mich,den einzelnen Mann, mit dem Segen der Parteileitung geschehen.Auch die hochwürdige Geistlichkeit hat die nichtsnutzigen Schmutz-blätter gegen mich durch Schulkinder verteilen lassen. Wie ist esnun, wenn zu dcniselben geistlichen Agitator, der Schulkinder zudieser Ehrabschneidung verführte, dieselben Schulkinder kommen,um ihm als Seelsorger diese Sünden zu beichten?"Fusangel bemerkt zum Schluß:„Ich habe nicht vor, dcn Koriolanzu machen; ich denke nicht daran, mit gewappneter Faust an denZentrulnStnrm zu pochen, dessen Schwäche niemand besser kennt alsich. Es müßten schon ganz sonderbare Verhältnisse sein, wenn ichmich für meine Person noch einmal in den Wahlkampf begeben sollte,denn, was mir in den letzten Jahren unter der heuchlerischenDevise:„Für Wahrheit. Freiheit und Recht" zu-gefügt worden ist, hat mich derartig mit Ekel und Ueber-d r n tz erfüllt, daß ich froh bin, als vogelfteier Mann leben zukönnen."Fusangel fordert schließlich das katholische Laienelement auf.die jetzige, völlig unfähige und auf krummen Wegenwandelnde Parteileitung vollständig zu beseitigen, umsich selbst politisch zu organisieren; hieran wolle er mit seiner Zeitunggern mitwirken.Herr Fusangel dürfte recht wenig Erfolg haben. Er ist dazukaum die geeignete Persönlichkeit.Zum preußischen Einkommensteuergesetz.In der heutigen Nachmittagssitzung der Budget-kom Mission des Abgeordnetenhauses wurde dieDebatte über den ß 23 des Einkommensteuergesetzes,d. h. über die Berechtigung der Forderung der Regierung, vonden Arbeitgebern Listen über das Einkommen der von ihnen be-schäftigtcn Arbeiter zu verlangen, sortgesetzt. Im allgemeinenstellten sich die Mitglieder der Kommission auf den Standpunkt,daß es zweifelhaft sei, ob die Forderung im Gesetz ihreRechtfertigung findet und daß deshalb eine Regelung der An-gelegcnheit durch eine Novelle zum Einkommensteuer-g e s e tz, die die Befugnisse der Regierung klarstellt, geregelt werdenmüsse. Anerkannt wurde von vielen Seiten, daß die Feststellungder Einkommenverhältnisse der industriellen Arbeiter in den Groß-städten eine Forderung der steuerlichen Gerechtigkeit sei undgefördert werden müsse. Die Ausgaben des Etats wurden hieraufohne weitere Debatte genehmigt.Herr FuSangel.Im Wahlkreise Arn»berg-Olpe«Meschedeist JohannesFuSangel gegen den offiziellen Zentrumskandidaten, den Ar-beiterselretär Becker unterlegen. Unter der Ueberschrift„MeineNiederlage" veröffentlicht FuSangel in seinem Blatt, der„West-deutschen VolkSzeitung", eine Erklärung an seine Anhänger in demverlorenen Wahlkreise. Darin heißt es:„ES gibt nicht» an Verleumdungen und Be-_.._schin, pfungen, nicht» an brutaler Roheit und f e i g« r' von den Angreifern fest.Ein Opfer des Drills. In Nürnberg erschoß sich der Soldatrrnbacher vom 1. Chevau-leger-Regiment. Der zunge Manntte angeblich sein Pferd schlecht geputzt, weshalb man ihm nochdrei Pferde zu putzen gab. In der Angst und Verzweiflung machteer seinem Leben ein Ende.—Husland.Oesterreich.Da» Ende der Kurienschmach.Am Montag hat das Kurienparlament endlich seine„edle Seele"ausgehaucht. Eine neue Aera beginnt und Oesterreich tritt neu indie Reihen der Völker ein, die sich das allgemeine Wahlrecht er-kämpft haben und es festhalten werden, allen WaHlrechtsräubernund Volksfeinden zum Tort und Trotz.Die Regierung begleitet die Sanktion des Wahlreformgesetzcsim nichtamtlichen Teil der„Wiener Zeitung" mit einem Appell,in welchem sie die Wähler auf die besondere Bedeutung der kom-Menden Wahlen aufmerksam macht und ausführt:„Mögen dieWähler eingedenk sein, daß heute die wirtschaftliche Woftlfahrt unddie soziale Fürsorge den eigentlichen Keim der Politik bildenmüssen. Immer mehr werden die Beziehungen der Völker zu ein-ander durch den Handel und die wirtschaftlichen Fragen bestimmt,immer mehr tritt die wirtschaftliche Jnteresscnpolitik in denVordergrund. Hinter dieser Entwickelung dürfen wir nicht zurück-bleiben. Die reichen Naturschätze Oesterreichs sind noch nichtnutzbar gemacht, unsere Landwirtschaft will sich gegen den mächtigen Wettbewerb behaupten, unsere erstarkende Industrie fordertihren Anteil an dem glänzenden Aufschwung der Weltwirtschaft,unser hochentwickeltes Gewerbe will sich die Grundlage einesehrenvollen Bestandes sichern. Die Entfaltung einer von einheit-lichcm Geiste geleiteten Wirtschafts- und Sozialpolitik wird darumzu der obersten Aufgabq des kommenden Reichsrats gehören. DieseAufgabe verlangt Männer, die ihr mit Eifer dienen wollen, mitSachkunde dienen können. Sie fordert Männer von besonnenerund gerechter DenkungSart, die bei aller Liebe zum eigenen Volks-tamme gewillt sind, an der Herstellung des nationalen Friedens-zustandes mitzuwirken, der alle Kräfte unseres reichgesegnctenVaterlandes erst völlig freimachen würde. Die Beratung derWahlreform hat bereits erfreuliche Ansätze einer Ausgleichunggezeitigt; sie werden weiter verfolgt werden."Die Regierung kündigt die Ausschreibung der Neuwahlen füreinen möglichst nahen Termin an. Inzwischen will sie Gesetzes-vorlagen ausarbeiten, welche„die allgemeine Wohlfahrt zu förderngeeignet" sind. Sie will aber auch„wirtschaftliche Machtmittelbereitstellen, damit der Staat mit fester Zuversicht der künftigenEntwickelung entgegensehen kann".—*»*Das Proletariat Oesterreichs rüstet bereits zum Wahlkampf.Die Sozialdemokratie des Landes, die durch Energie und zäheAusdauer den herrschenden Klassen das allgemeine Wahlrecht ab-getrotzt hat, zieht frohen Mutes in den Kampf. Die Partei.Vertretung der deutschen Sozialdemokratie Oesterreichs, die in denletzten Tagen in Wien zu einer Reichskonferenz zusammengetretenwar, erläßt einen Appell an die«Parteigenossen des Landes, inwelchem sie das Proletariat auffordert, den Wahlkampf, der schonin wenigen Wochen auSzufechten sein wird, sofort aufzunehmen.Am Schluß heißt es:„Möge der Wahltag rin SiegeStag für die Sozialdemokratiealler Nationen in Oesterreich sein, die brüderlich geschlossenkämpfen wird, ein Siegestag für die große und heilige Sache derFreiheit!"Ungarn.Also doch!?—Budapest, 30. Januar.(W. T. B.) Justizminister Polonyihat heute dem Ministerpräsidenten sein schriftliches Entlassung-?-gesuch überreicht.—_Letzte JNachnchten und Depelcben.Verschüttet.Essen, 30. Januar. kW. T. B.) Auf der Zeche„Eintracht-Tiefbau" wurden heute durch herabstürzende Kohlenmassen zweiBergleute verschüttet und getötet.Eine WahnsinnstatMannheim, 30. Januar.(B. H.) Eine entsetzliche Bluttat er-eignete sich in Lützelsachsen. Der 42jährige Wagner Hörde über-fiel seine Frau und seine sechs Kinder mit der Axt. Zwei Kinderim Alter von 17 und IS Jahren sind tot, die Mutter und die übrigensind so schwer verlebt, daß nicht an ihr Aufkommen zu denken ist.Die Tat soll im Wahnsinn begangen worden sein.Straßenkampf.Warschau, 30. Januar. kW. T. B.) In der Wolskastraßewurde heute auf Polizisten geschossen und cincr von iliiien vcr-j wiindct. Bei dem nun folgende» beiderseitigen Schieße» wurdeein Polizist getötet. Truppen schritten ein und nahmen mehrereKerantw. Redakteur: Hon» Weber, Berlin. Inseratenteil verant».: Utz. Glocke. Berlin. Druck u.Verlag�VorwäntBuchdr.u. Verlag»anft«U Paul SingerLcCo., Berlin 5 W. HierzuSveilagrnu.NnterhattungSblatt