weN die Mahnahmen der Behörden gegen die Streikenden, Bei der Wahl im Jahre 1903 erlangte die Sozial�bei 3 010771 Stimmen im ersten Wahldie die„Nationalen" in diesem Falle billigten, viel krasserinaren, als beim Hamburger Streik, weil ihre Haltung einAngriff auf gebundene, geknechtete, des Ver-sammlungsrechtes durch die sächsische Obrigkeit b e-raubte Arbeiter war, ein Angriff auf bedrückte, schlechtentlohnte, überlang ausgebeutete Textilarbeiter, die vovnchmlich eine geringe Abkürzung ihrer gesundheitsschädlichlangen Arbeitszeit von 10 Stunden forderten.Das Drama von Crimmitschau ist noch in frischer Evinnerung. Die sächsischen Behörden nahmen den schwer ringen-den Webern unter lächerlichen Vorwänden— die Haltung derStreikenden war über alles Lob erhaben, der beste Beweis!>afür ist die geringe Anzahl und die Geringfügigkeit der.iber angebliche Streiksünder wegen Arbeitswilligen-beleidigung usw. verhängten Strafen— das Versammlungs-recht, schlössen durch einen extra gebildeten Gendarmengürteldie Streikenden hermetisch von den Arbeitswilligen ob, ver-boten ihnen selbst gemeinsame Weihnachtsfeiern u. a. m.Am 10. Dezember brandmarkte Bebel im Reichstagedas Verhalten der sächsischen Behörden wider die CrimmitschauerArbeiter. Die bürgerlichen Parteien antworteten mitSchweigen. Von all den Rednern der Parteien, diein dieser großen Etatsdebatte, in der der Reichskanzlerein paar seiner bekannten„witzigen" Sozialistentöter-Reden hielt. das Wort ergriffen. sagten der frei-sinnige Volksparteiler Eugen Richter, derStationalliberale Sattler, der christlich-sozialeStöckcr, der Demokrat Blumenthal, der Anti-semit Liebermann v. Sonnenberg nichts überCrimmitschau. Sie ignorierten die flammenden An-klagen der Sozialdemokratie, auf die allein der sächsischeBundesratsbevollmächtigte Fischer einging. Nur der Frei-konservative v. Kardorff und der KonservativeLimburg-Stirum fanden Worte gegen die geknebeltenArbeiter und für Sachsens Regierung. Die anderenschwiegen— schwiegen sehr beredt IDas änderte sich aber, als im Januar die Debatte überCrimmitschau wieder aufgenommen wurde, da war es dernationalliberale Abgeordnete Lehmann- Jena, derselbe, derjetzt wieder in diesem Wahlkreise mit unserem Genossen Leutertin der Stichwahl steht, der also das Vertrauen der National-liberalen noch heute hat, der den sächsischen Behörden undden Crimmitschauer Textilbaronen beisprang. Es kamen inseiner Rede die folgenden schönen Stellen vor:„... Heute befinden sich besonders auch bei uns in Thüringendie Unternehmer in einer unwürdigen Abhängigkeit von den Ar-beitern. Es war... kein Kanipf zwischen Arbeitern und Unter-nehmern, sondern eine Machtfrage.... Die Sozialdemokratie be-zeichnet sich immer als die Vertreterin der ärmsten Arbeiter, die zweiMillionen aber, die sie für Crimmitschau aufgebracht hat, sind dochein recht gutes Zeichen für die Steuerkraft der Arbeiter, die demHerrn Reichsschatzsekretär sehr angenehm sein wird..... Es ist derSozialdemokratie ja gar nicht um den Zehnstundentag zu tun. hatsie diesen erreicht, so wird sie sicher den Achtstundentag fordern.(Sehr richtig I bei den Sozialdemokraten.) Dann den Sechs-stundentag(Sehr richtig! bei den Sozialdemokraten), und wenn siediesen hat, die Beteiligung der Arbeiter an der Leitung derFabriken.(Sehr richtig I bei den Sozialdemokraten.) Sie wolleneben die Arbeiter nicht zufrieden werden lassen, sonst würden Sieja den Ast absägen, auf dem Sie sitzen...."Im besonderen hat dann Herr Lehmann noch die Mah-nahmen der Behörden, das generelle Verbot aller Ver-sammlungen für die ganze Strcikperiode, die Belegung derStadt mit einer ganzen Schar Gendarmen, die hermetischePolizeiliche Absonderung der Arbeitswilligen von denStreikenden ausdrücklich gebilligt, ja direkt gelobt!Ihm sekundierte sein nationalliberaler Fraktionsgenosse.der den Arbeitern nur zu wohlbekannte Herr Bcumer, den dieNationalliberalen des sicheren Durchfalls wegen, die diesemerklärten Arbeiterfeinde im Arbeiterwahlkreis Duisburg-Ober-hausen beschieden gewesen wäre, jetzt nicht wieder aufzustellentvagten— der das blöde Wort von der„Machtprobe derSozialdemokratie" wiederholte. gegen den Zehnstundentagwütete und die Ueberstunden pries.In dieselbe Kerbe hieb der Antisemit Gräfe-Bautzen, der die Gendarmenwirtschaft der sächsischenRegierung geradezu„eine rettende Tat" nannte. Anderebürgerliche Abgeordnete sekundierten diesen Verteidigernder Arbeiterentrechtung. Bemerkenswert ist, dah der frei-sinnige Volksparteiler Dr. M u g d a n in der De-batte eine lange Rede gegen die Selbstverwaltung derKrankenkassen hielt, Crimmitschau aber mit keinemWorte streifte!So haben die„nationalen" Parteien an den kämpfendenCrimmitschauer Webern gehandelt!Wie sie an den Bergarbeitern gehandelt haben, das istich in frischer Erinnerung. Der Nationalliberale- e u m c r hielt die Rede, die er als Vertreter der Zechen-»erren halten muhte, ein freisinniger Volks.larteiler und Stöcker fanden diesmal Worte für dieArbeiter, weil die öffentliche Meinung den Kohlenbaronendurchaus abgeneigt war herausgekommen ist schließlich fürdie Bergarbeiter die schändliche Berggesetznovelle,diese Spottgeburt des preußischen Dreiklassenhauses!So hat sich die„Arbeiterfreundlichkeit" der„nationalen"Parteien an den Prüfsteinen der großen Massenstreiks stetsals eitel Talmi erwiesen!Der Arbeiler, der einen„nationalen" Stimmzettel abgibt,stimmt für seine Feinde!imMandate. Die gleiche Stimmenzahl hättedem Proporzsystem 126 Mandate gesichert.wir unsere Stimmcnzahl um 245199 erhöht,Ein blutiger Hohn aufDruckfehlerderichtigung. In unserem gestrigen Leitartikel mußes heißen:„Nun könnte das Reichslügenpack sagen: Wenn auch 384 000Besitzende wirklich zwanzigmal soviel Vermögen besitzen wie die vielenMillionen Proletarier" usw.(statt:„zweihundertmal soviel Ver-mögen" usw.).Die Leser dürften den Druckfehler freilich selbst berichtigt haben,ergab sich doch die richtige Lesart aus den vorher angeführtenZahlen, in denen 2962 Millionen proletarischer Sparkassen-einlagen dem Vermögen der 384000 preußischer Z ensiten in Höhevon 58 786 Millionen gegenübergestellt wurden.3SSSS70 Stimmen!245199 Stimmen Zuwachs!Die„vernichtende Niederlage" der Sozialdemokratie weistsich im Lichte der Stimmencrgebnisse als ein ganz respektablerErfolg aus. Das Wahlresultat vom 25. Januar ist im Grundeeine nachdrückliche Demonstration gegen unsere Wahlkreis-geometrie. Mehr Stimmen, weniger Mandate!Das ist das Resultat, und daraus machen die Gegner eine„vernichtende Niederlage der Sozialdemokratie" und einen Siegdes Liberalismus. Tatsächlich hat der Stumpfsinn der„Partei der Nicht Wähler" allerdings dazu beigetragen, den Sieg der Wahlkreisgeowetrie zu vergrößern.demokratiegange 56uns nachJetzt habenaber 26 Mandate weniger erobertdas„gleiche Wahlrecht"!Nur das Zentrum hat einen noch größeren Stimmen-zuwachs zu verzeichnen wie die Sozialdemokratie; es gewannrund 466 666 Stimmen. Daß es so kommen würde, hat der„Vorwärts" ja vorausgesagt. Alle anderen Parteien, die jetztin blödem Siegestaumel sich über den Rückgang der Sozial-demokratie freuen, haben einen geringeren Zuwachs als die„vernichtete" Sozialdemokratie.Im Nachfolgenden geben wir die Zahlen der letzten Wahlin Gegenüberstellung zu den Resultaten der Hauptwahl vom16. Juni 1903.Für die Sozialdemokratie wurden im Deutschen ReichStimmen abgegeben:1903.... 30107711907.... 3 255 970Zunahme:. 245 199--- 8,14 Prozent.Nach Staaten geordnet ergeben sich folgende Zahlen:Württemberg....Baden......Hessen......Mecklenburg-Schwerin.Strelitz,Sachsen-Weimar...Braunschweig....Oldenburg.....Sachsen-Meiningen..Sachsen-Altenburg..Sachsen-Coburg...Anhalt......Schwarzb.-Rudolstadt.„ SondershausenWaldeck......Reuß(Aeltere Linie).,.(Jüngere Linie).Schnumburg-Lippe..Fürstentum Lippe..Lübeck......Bremen......Elsaß-LothringenStimmenrückgang haben wir nur in Sachsen, denbeiden Mecklenburg und in verschiedenen kleinenThüringischen Staaten. Ganz erhebliche Zunahmeerzielten wir in den vorwiegend industriellen Bezirkenmit Ausnahme von Schlesien.Unser Anteil an der Gesamtstimmenzahl ist prozentualdurch die stärkere Beteiligung etwas zurückgegangen. Wirmachen nach den vorliegenden Angaben folgende Aufstellung:Abgegebene Davon für diegültige SozialdemokratieStimmen überhaupt1903... 9 495 587 3 010 7711907... 11067 435 3 255 970Nach der erlangten Stimmenzahl fielenmProzenten31,7029,42uns bei einemProporzsystem 117 Mandate zu.Die Erörterung über die Ursachen des Stimmenrückgangesstellen wir vorläufig noch zurück. Das aber kann schon gesagtwerden: das Wahlresultat enthält nichts Entmutigendes fürdie Sozialdemokratie. Das diesmalige Ergebnis ist einSpiegel der tatsächlichen Stärke der Partei. Die Mitläufersind verschwunden.Dick Enttäuschung der Wahlhoffnungen der Partei wirdnur die Sozialdemokratie stärken, sofern sie die richtigen Lehre»aus dem diesmaligen Wahlausfall zu ziehen versteht!Zu den Stichwahlen.Genosse Wilhelm Bios ersucht uns um Veröffentlichung folgen-der Zuschrift:Als ein alter Parteigenosse, der seit nun bald vier Jahrzehntentn den Wahlschlachten der Sozialdemokratie mitgekämpft hat, bitteich die Redaktion des„Vorwärts", mir Gelegenheit zu geben, einWort an gewisse Parteikreise zu richten. Ich brauche dieselben nichtnäher zu bezeichnen; die es angeht, wissen es schon.Der Parteivorstand hat in seinem Aufruf zu den Stichwahlendie Weisung gegeben, es solle kein sozialdemokratischer Wähler füreinen nationalliberalen Kandidaten stimmen. Der Parteivorstandhat damit die Interessen der Partei und des gesamten Volkes vor-trefflich gewahrt.Für ältere Parteigenossen, welche die Traditionen der Parteiaufrecht zu erhalten gewohnt sind, hätte es dieser Weisung nichtbedurft. Zu diesen Traditionen gehört es, einem Nationalliberalcnunter keinen Umständen eine Stimme zu geben.Aber die Weisung des Parteivorstandes war erforderlich, da inneuerer Zeit viele Parteigenossen wiederholt von der Tradition ab-gewichen sind.Wenn man sich durch liberales Phrasengeklingel vielleicht hatbestimmen lassen, das Zentrum für das„größere", den National-liberalisnms für das„kleinere" Uebel zu halten, so ist das sehrbedauerlich.Den Nationalliberalen verdankten wir wesentlich dasSoziali st engesetz. Wenn die Urheber dieses Gesetzes be-haupten, daß sie gegenüber dem Zentrum die„geistige Frei-h e i t" vertreten, so ist das einfach lächerlich.Nach dem Falle des Sozialistengesetzes hat die nationalliberalcPartei sich alsbald wieder bemüht, ein Ausnahmegesetz zustande zubringen. Die Ermordung des französischen Präsidenten Carnot,mit der die französische und die deutsche Sozialdemokratie nicht dasgeringste zu tun hatten, wurde von den Nationallibcralen zu einemFeldzng gegen den Umsturz in Deutschland benutzt. Daß die damitprovozierte Umsturzvorlage nicht zum Gesetz wurde, war nicht dasVerdienst der nationalliberalen Partei.Die nationalliberale Partei ist von dem grimmigsten Hassegegen die Sozialdemokratie erfüllt und wird— namentlich jetzt—jedem Ausnahmegesetz mit Hurra zustimmen. Auf die Ver-sprechungen einzelner Mitglieder dieser Partei ist nichts zu geben.Das Zentrum ist eine durch und durch reaktionäre Partei; wirsind durch eine Welt von demselben getrennt. Aber das Zentrumist bis jetzt immer noch auf dem Boden des gemeinen Rechtsstehen geblieben und hat uns nicht mit Ausnahmegesetzen verfolgt.Diese einfache Gegenüberstellung der Tatsachen möge genüge».Nun hat sich in verschiedenen Kreisen, wo Nationalliberale undEntscheidung hat, unter den Parteigenossen die Neigung kund-gegeben, entweder für den Nationalliberalen zu stimmen oder durchWahlenthaltung demselben zum Siege zu verhelfen.Die älteren Parteigenossen, die seinerzeit unter dem Jubel derNationallibcralen mit dem von dieser Partei hauptsächlich ge-schaffenen Sozialistengesetz verfolgt, indenKerkergeworfen,ausgewiesen und existenzlos gemacht worden sind—diese Parteigenossen müssen jede sozialdemokratische Stimme, dieauf einen Nationalliberalen fällt, als eine persönlicheKränkung und Mißachtung empfinden.Die gleiche Empfindung wird bei ihnen vorherrschend sein,wenn die Parteigenossen durch Wahlenthaltung einem der sichnationalliberal nennenden Reaktionäre zum Siege verhelfen.Ich darf überzeugt sein, daß ich Tausenden und Abertausendenalter treuer Parteigenossen aus der Seele spreche.Cannstatt, 31. Januar 1907. Wilhelm Bloß.Aahlnachrkhten.Bon den Reichstagswahlen in Bayer»liegen jetzt die sämtlichen amtlichen Resultate vor, so daß manGewinn und Verlust übersehen kann. In ganz Bayern wurden am25. Januar 1 142 602 Stimmen abgegeben. Davon fielen auf dasZentrum 509 588, auf den Block 245 468, auf die Sozialdemokratie236 871, aus den Bauernbund 73 519, auf den Bund der Landwirte28 913, auf die Konservativen 26 687, freisinnige und demokratischeSonderkandidaturen 4390, Mittelstand 9098, zersplittert sind1245 Stimmen. Die Stimmen der Sozialdemokratie haben sichgegen die Wahl von 1903 um 24166 vermehrt. Der Zuwachs ver-teilt sich auf die einzelnen Regierungsbezirke wie folgt: Ober-bayern 2528, Niederbayern 2258, Rheinpfalz 3357, Oberpfalz2051, Oberfranken 1139, Mittelfranken 8964, Unterfranken 2097,Schwaben 1722. In 8 von den 43 bayerischen Wahlkreisen hat dieSozialdemokratie gegen 1903 einen Stimmenrückgang erlitten. DerVerlust beträgt zusammen 2299, im einzelnen: In München I 1455,Deggendorf 66, Homburg 33, Forchheim-Kulmbach 253, Kronach 22,Eichstätt 115, Rothenburg 191, Schweinfurt 164. In der Oberpfalzund in Schwaben war in keinem einzigen Wahlkreise ein Stimmen-rückgang zu verzeichnen. In folgenden Wahlkreisen erhob sich derZuwachs der sozialdemokratischen Stimmen über 1000: Nürnberg0241, Fürth 2511, RegenSburg 1122, Hof 1107, Rosenheim 1073,Weilheim 1052.In der Reihenfolge der Gesamtstimmenzahlen der einzelnenParteien rangiert die Sozialdemokratie an dritter Stelle. Sie hatnicht ganz die Hälfte der auf das Zentrum gefallenen Stimmen undbleibt nur um 8600 Stimmen hinter dem Block zurück, der die frei-sinnigen, nationalliberalen, demokratischen, nattonalsozialen Stimmenerhielt und dem teilweise auch bllndlerische, konservative, sogarZentrumsstimmen zufielen. Könnte man diese dem Block eigentlich nichtzuzuzählenden Stimmen in Abzug bringen, so würde die Svzialdemo-kratie jedenfalls an die zweite Stelle rücken. Bei 48 Abgeordneten, dieBayern zu wählen hat. kommen auf jeden Abgeordneten im Durch-schnitt etwas über 23 800 Stimmen. Würde die Verteilung derMandate prozentual erfolgen, so würden dem Zentrum 21 bis 22,dem Block 10 bis 11, der Sozialdemokratie 9 bis 10, den übrigenParteien zusammen 5 bis 6 Abgeordnete zukommen. Ueber denDurchschnitt erhebt sich von den Gewählten nur einer: der in Nürn-berg mit 35 000 Stimmen gewählte Sozialdemokrat Dr. JSüdekui».In München muß Vollmar mit 40 000 Stimmen in die Stichwahl!Wenn Ivir auch in Bayern einen größeren Fortschritt erwartethatten, so besteht doch in Anbetracht der Verhältnisse kein Grund;un» Klagen. Die nahezu 237 000 Stimmen, die auf uns fielen.änd rein sozialdemokratische Stimmen. Die„nationale" Hetze hatauch bei uns die Mitläufer davongescheucht, auch sind uns vieleStimmen dadurch entgangen, daß das städttsche und ländliche Klein-bürgerttlm, von dem ein großer Teil früher mit uns stimmte, sichjetzt scharf von uns abgesondert hat und zu den bürgerlichenParteien übergegangen ist oder besondere Parteigruppen gebildethat. Die Stimineninehrheit, die wir zu verzeichnen haben, ist einewirkliche sozialdemokrattsche Errungenschast.„Freisinnige" Stichwahlparole.Für Eilenburg-Bitterfeld beschlossen die„Freisinnigen" Wahl-hülfe für den freikonservativen Bauermeister gegen denSozialisten Raute.—Nationalsoziale Stichwahlparole.Wir erhalten folgende Privatdepesche:Jena, den 1. Februar.Die Nationalsozialen des 3. Sachsen-Weimarischen Wahlkreises(jetzt im„Liberalen Verein" organisiert), die im Jahre 1903 inder Stichwahl für den nationalliberalen Gutspächter Lehmanngegen die Sozialdemokratie den Ausschlag gaben, stellen es für diebevorstehende Stichwahl ihren Anhängern frei, wiederum Lehmannoder aber unseren Genossen Leutert zu wählen.Nationalsozial!—Ein eingegangener„Arbeiterfteund".Der Kommerzienrat M a n z in Bamberg, der als Kandidat desBlocks mit unserem Genossen Segitz im Fürther Wahlkreise in Stich-wähl steht, hat sich während der Wahlagitatton häufig mit seinerArbeiterfreundlichkeit gebrüstet, um die Stimmen derArbeiter einzufangen. Man konnte ihm leicht die Scharfinacherci.die er oft genug als Vorsitzender des Verbandes der deutschenSchuh- und Schäftefabrikanten ausgeübt hat, nachweisen, auchwurde ihm vorgehalten, daß er im Gemeindekollegium zu Bam-berg. dem er angehört, die Bitten der städtischenArbeiter heftig bekämpft und geäußert habe, man müssemit eisernem Besen auskehren, wie es in Breslau ge-chehen sei. Herr Manz fühlte sich dadurch so schwer gekränkt, daßer es in der letzten Sitzung des Gemeindekollegiums für notwendighielt, alles als Wahlmanöver zu erklären. Er sei kein Arbeiter-feind, habe keinen Januskopf und habe die erwähnte Aeußerung nie-mals getan. Da erhob sich der Gemeindebevollmächtigte Schneyer,ein christlicher Arbeiter, und erklärte, Herr Manz habe die Aeußerungtatsächlich gebraucht, und zwar in einer Kommissionssitzung, nur derHinweis auf Breslau sei nicht gefallen. Tableau! Der Arbeiter-reund blieb stumm wie ein Fisch und überließ es einem seiner Mit-charfmacher, ihn durch Ausreden herausbeißen zu wollen.Unsere sächsischen Verluste nach den amtlichen Ergebnissen.Auf Grund einer Zusammenstellung nach den amtlichen Wahl-ergebnissen ergibt sich, daß die sächsische Sozialdemokratie anr25. Januar 418 457 Stimmen erreichte. Das sind 23 367 Stimmenweniger als 1903, wo wir eine Stimmenziffer von 441 764 zu ver-zeichnen hatten. Die von der Ordnungspresse verbreitete Meldung,wonach wir 43 000 Stimmen Verlust haben sollen, beruht auf un-glaublich groben Rechenfehlern.AnS dem Wahlkreise Landsberg-Soldi»wird uns berichtet:Unsere Hoffnungen sind, das ist nicht zu leugnen, nicht erfülltworden. Der Konservative ist im ersten Wahlgange mit 13 828Stimmen gegen 6477 sozialdemokratische und 6176 liberale gewählt.Allerdings nicht auf Grund des geheimen Wahlrechts I Das Ge-heimnis der Wahl ist schamlos verletzt worden. Die Furchtvor Verlust der Existenz hat daher viele Wähler zur Ab-zabe konservativer Sttmmzettcl veranlaßt, obgleich solche Wahlhrer Gesinnung durchaus nicht entspricht. Bei der vorigen Wahlhaben wir eS im zweiten Wahlgang erlebt, daß unsere Stimmen invielen Orten zurückgingen, weil den Wählern auf den Kopf zugesagtwurde, wie sie ini ersten Gang gestimmt hätten. Diese Aufpassereiwar bei dieser Wahl noch viel schlimmer. Einem unserer Kontrolleure"t in einem Orte, wo wir bei der vorigen Wahl 40 Summen, jetztZentrum zur Stichwahl stehen und wo die Sozialdemokratie die jäher nur acht erhielten, nach Wahlschluß von den Wählern treuherzü,