(ban dem freisinnigen Blatte in Gänsefüßchen gesetzt I) nicht vertrauten Handlungsgehülfen darauf aufnierksam zu machen, daß er zur Erhaltung seiner Gesundheit für Getränke allein monatlich 30 M. aufwenden muß,„und dann würde der Handlungsgehülfe es sich sicherlich noch einmal überlegt haben, ob er für ein Gehalt von 1S0 M. und freier Station sein Leben aufs Spiel seht". Wie gesagt, das Urteil ist am 12. Oktober 1900 in Berlin gefällt worden, die Begründung hat zwar lange gedauert, ist aber immerhin mit allen Dokumenten am 31. Dezember 1906 zugestellt worden. Trotzdem jedoch auch am 15. Januar eine Nummer der„Kaufm. Nundschau" erschienen ist, hat es die freisinnige Redaktion des Blattes vorgezogen, den Sachverhalt erst am 1. Februar zu veröffentlichen. Somit kommt dieser Beitrag leider zu spät; aber er zeigt doch wieder einmal, was die Parole von der „nationalen Ehre" für ein bewußter Schwindel war. Denn wenn man in Deutschland gewußt hätte, daß fast jedem Ankömmling in Swakop - mund wegen schlechten Wassers Darmlatarrh bevorsteht, so würde wohl auch mancher Soldat es sich dreimal überlegt hohen, ehe er sich freiwillig zum Kolonialkriege meldete. Und wer weiß, wie viele von den 2000 Söhnen deutscher SWitter. die nun schon im Wüsten- fände begraben liegen, nicht dem Feinde und nicht den Beschwerden des Klimas zum Opfer gefallen sind, sondern ganz einfach dem Umstände, daß man uns die Gefährlichkeit des Swakovwassers ver- schwiegen hat.-»_ Beamtenagitation. In welcher Weise höhere Beamten ihre Stellung zur Agitation unter den ihnen unterstellten Beamten ausnutzen, zeigt folgendes uns aus Zwickau auf den Redaktionstisch geflogenes Rund- schreiben: Zwickau , den 26. Januar 1907. Gestern, am Tage der pulitrschen Wiedergeburt unseres Vater- landeS, hat sich unter dem Namen„Reichstreuer Verband" ein Ver- ein in Zwickau gebildet, der sich das Ziel gesteckt hat. unsere Stadt den Händen der Sozialdemokratie zu entreißen. Der Verein will in gemeinsamen Zusammenkünften, durch Vorträge usw. das nationale Bewußtsein stärken, die heranreifende Jugend über die„ st a a t s- verbrecherischen Ziele" der Sozialdemokratie aufklären und vor allen Dingen die gesellschaftlichen und sozialen Gegensätze, die zum Unglück für unser Vaterland zwischen den verschiedenen Klasse» der Bevölkerung bestehen, aus- zugleichen suchen. Damit ein jeder in der Lage ist, dem Verein beitreten zu können, ist der jährliche Beitrag auf nur 50 Pf. festgesetzt worden. Wir, die wir in erster Linie berufen sind, Thron und Altar gegen die Angriffe der Umsturzpartei zu schützen, dürfen nicht fehlen, wenn es gilt, Mittel und Wege zur Niederwerfung dieser Partei zu finden. Ich fordere daher sämtliche Herren Beamten und Unterbeamten auf. dem Reichstreuen Verbände beizutreten und sich in die umstehende Liste einzutragen. _ Knappe. Postinspektor. Stöckerschr Dümmlinge. Bekanntlich stehen die Stöckerschen Zeitungszwillinge„Reich" und„Staatsbürger-Zeitung" vor dem Bankrott. In einem geheimnisvollen Aufruf hatte Stöcker seit Monaten um 60 000 M. geschnorrt, die zu einem hochwichtigen nationalen Zwecke verwandt werden sollten. Man hatte geglaubt, diese 60000 M. sollten dem Wahlfang dienen, einen Agitationsfonds für christlich- soziale„Arbeiterkandidaten" bilden. Schließlich aber. als biete Schnorrerei nichts fruchtete, erklärte dann Herr Stöcker, daß die 60 000 Mark den Preßbetrieb seiner anmutigen Zeitungszwillinge „Reich" und„Staatsbürger- Zeitung" vor dem Zusammenbruch be» Ivahren sollten. Inzwischen fahren die Stöckerschen Tintenkulis fort, den Beweis dafür zu erbringen, daß eine Zeitung noch dümmer redigiert werden kann als das Organ der Externen der Kropper Idioten anstalt in der Zimmerstraße, die offiziöse„Nordd. Allg. Ztg." und die„Freisinnige Ztg.". So entrüsten sich heute die Stöckerschen Zeitungszwillinge über das„e n t s e tz l i ch e L ü g e n" deS. Vorwärts". Ein Beweis für das„entsetzliche Lügen" wird folgendermaßen erbracht: „Ein Beispiel dafür liefert auch heute wieder der„Vorwärts Bekanntlich hatte das Blatt behauptet, die Regierung habe bei der Reichstagsauslösung schon gewußt, daß der Friede in Südwest geschlossen sei. Jetzt kommt Brief auf Brief und stellt in Ueber- einstimmung mit den amtlichen Berichten fest, daß die Behauptung des„Vorwärts" reiner Schwindel ist. Ein katholischer Missionar schreibt an einen ihm bekannten Offizier: „Auf höhere Anweisung gönnte sich der die FriedenSver- Handlungen führende Pater einen Tag Ruhe in HeiragabieS, fuhr dann nach Ukamas, um mit Herrn Oberstleutnant v. Estorff zu unterhandeln, kam zurück und fuhr am 21. sDezembrr) mit Kapitän und Großleuten zu den entscheidenden Verhandlungen. Schon am 21. kam ein Helio mit„Deo gratias", am 22. abends ein anderes „Friede gesichert' und am 23. abends kam die Friedensdeputation selbst zurück mit Herrn Hauptmann v. Hagen . Nach einem kurzen Worte des Herrn Paters ließ der Kapitän seine Leute mit Gewehr und Munition antreten und einer nach dem andern trat dann durch die vordere Türe in unser Zinimer und legte daS Gewehr, 83 an der Zahl, auf unseren Tisch, an dem sie auch einmal gespeist haben. Das war ein feierlicher unvergeßlicher Moment I Also am 23. Dezember ist«ach großen Schwierigkeiten der Friede geschloffen. Und was sagt der„Vorwärts" zu diesem Brief? „Der Brief läßt bis aufdie letzte Wocheder Verhandlungen alle Daten vermissen." Wahrhaftig!— der alte Münchhausen ist ein Waisenknabe im Vergleich mit Stadthagen und Rosa! Der Weltrekord im Lügen'muß diesem jüdischen Dioskurenpaar zweifelsfrei zu- gesprochen werden." In der Tat: eine„entsetzliche Lüge". Der„Vorwärts" sagt ausdrücklich, daß der Brief der katholischen Mission für die letzte Woche Daten gegeben habe. Und die Stöcker-Dümmlinge be- stätigen das durch Abdruck der fraglichen Stelle des Briefes. Und dann schimpfen sie über die Lügenhaftigkeit des»Vor- w ä r t s". Kein Wunder, daß solche Tölpeleien selbst der Stöckergarde zu toll sind und„Reich" und„Staatsbürger-Zeitung" die Abonnenten schockweise davon laufen!—_ Die„nationale" Anti-Polenpolitik. Aus Bromberg wird uns geschrieben: Laut Verfügung der hiesigen königlichen Eisenbahndirektion ist die Zugehörigkeit zu dem polnischen Verein„Straz" allen Beamten und Arbeitern verboten worden. Von Angestellten, die bereits dem Verein angehören, verlangt die Direktion den Austritt, im Fälle der Weigerung die Anzeige bei der vorgesetzten Inspektion. Bekannt gemacht wird die Verfügung allen Bediensteten gegen NamenSschrist. Ihre Antipathie gegen den Verein rechtfertigt die DireMon mit der- selben Phrase wie bei der Entlassung von Arbeitern, von denen sie glaubt, daß sie sozialdemokratisch angehaucht sind.— Der Pfarrer von Kirchdorf. Von Herrn Wasmer, Pfarrer von Kirchdorf, erhalten wir fol- gende Zuschrift: Kirchdorf(A. Villingen) i. Seekreis, 1. Februar 1907. In seiner Nummer 13(?) vom 16. Jan. l. Js. brachte der„Vorwärts" die Notiz, daß„der katholische Pfarrer von Kirch- darf i. Seekreis flüchtig wurde, als der Staats- anwalt eine Untersuchung gegen ihn einleitete wegen unsittlicher Beschäftigung mit uner» Wachsens« Mädchen." Auf Grund des K 11 des Preßgesetzes) ersuche ich, unterzeichneter Pfarrer von Kirchdorf, den„Vorwärts" I allerfreundlichst um Aufnahme folgender Berichtigung: Der jetzige Pfarrer von Kirchdorf heißt Adolf WaSmer und hatte mit dem Staatsanwalt noch nie in fragl. Angelegenheit per sönlich zu schaffen. Er ist deswegen auch nicht flüchtig gegangen, sondern weilt noch ruhig auf seinem bisherigen Posten in Kirchdorf. Unter dem„Pfarrer von Kirchdor f", von dem im an- gezogenen Artikel die Rede ist, ist wohl der frühere„P f a r r v e r- wefer" Forster gemeint, der schon 1(4 Jahr von Kirchdorf fort ist und zuletzt als Kaplaneiverweser in Kirchhofen (Amt Staufen ) an- gestellt war. Pfarrverweser Forster hatte sich allerdings seinerzeit dahier(vor etwa 2 Jahren) unsittliche Handlungen(Griffe) mit Schulmädchen zu schulden kommen lassen und wurde deswegen aus diesbezügliche Anzeige von seiten des Unterzeichneten hin im De zember v. I. von der Kirchenbehörde seines Amtes entsetzt und ging dann flüchtig. Diese neueste Kunde hatten schon Ende des letzten Jahres hiesige Zentrumsblätter(z. B.„Pillingcr Volksblatt") ver- breitet. Kirchdorf. 1. Februar 1907. A. Wasmer, Pfarrer. Eine Berichtigung. In Nr. 25 deS„Vorwärts" entnahmen wir der katholischen„Duisb. VolkSztg." eine Notiz, in der über eine Ansprache des Eisenbahnpräsidenten Herrn Dr. Kieschke an Eisenbahnbeamte berichtet wird. Wir erhalten dazu heute folgen- des Schreiben des betreffenden Herrn: Der Präsident der Königlichen Eisenbahndirektion. Essen, den 1. Februar 1907. Auf Grund des Preßgesetzes ersuche ich die Redaktion um Aufnahme folgender Berichtigung zu der unter der Uebcrschrift „Amtliche Wahlbeeinflussung" in Ihrer Nr. 25 vom 30. Januar dieses Jahres, die mir leider erst heute zu Geficht kommt, ge- brachten Mitteilung. Sie behaupten mit der„Duisburger Volks- zeitung", ich hätte in einer den Bureau- und Abteilungsvorstehcrn gehaltenen Ansprache gesagt: daß auf Grund eines Beschlusses des StaatSministeriums darauf gedrungen werden sollte, es den Beamten ans Herz zu legen, im Sinne der Regierung gegen die beiden Feinde des Vaterlandes, Sozialdemokratie und Zentrum, zu stimmen. Diese Behauptung ist unwahr. Sie geben ferner an: ein gleiches Vorgehen war den Vor- ständen der Eisenbahninspektionen von dem Direktionspräsidenten aufgegeben. Die Vorstände wurden veranlaßt, bei den unter- gebenen Beamten und Arbeitern der äußeren Dienststellen und der Inspektionen Wahlbeeinflussungen zugunsten der„nationalen" Parteien gegen die Sozialdemokratie und das Zentrum zu be- treiben, was auch geschehen ist. Auch diese Behauptungen sind unwahr. Der Redaktion der„Duisburger Volkszeitung" habe ich die gleiche Berichtigung zugesandt. Dr. Kieschke. ?Zuslanck. Frankreich . Ein neues EhescheibungSgesetz ist soeben in der Kammer zur Annahme gelangt. Bisher war in Frankreich die Ehescheidung mit größeren Schwierigkeiten ver- knüpft, so daß in den meisten Fällen nur„Trennung von Tisch und Bett" eintrat. Nach dem neuen Gesetz ist die Ehescheidung um vieles erleichtert. ES genügt, wenn e i n Ehegatte die Scheidung beantragt; leben Ehegatten drei Jahre lang getrennt voneinander. so tritt die gesetzliche Ehescheidung gewissermaßen von s e l b st ein. Sind aber die beiden Eheleute sich darüber einig, eine gesetzliche Scheidung, etwa aus religiösen oder aus anderen Gründen nicht eintreten zu lassen, so kann auch von Gesetzes wegen auf dauernde körperliche Trennung erkannt werden. Wird das Gesetz noch vom Senat angenommen, so bedeutet das wieder einen Schritt weiter auf der Bahn vollkommener Emanzipa- tion des Staates von den kirchlichen Gesetzen und Ueber- lieserungen. Belgien . Der KonzessionSschacher vor der Kammer. Brüssel , 31. Januar. (Eia. Ber.) Die Kammer, die, je längere Ferien sie macht, desto schläfriger wird, debattierte diese Woche über die Vergebung der Konzessionen für die im Jahre 1901 ent- deckten Kohlenbergwerke der Campine. Daß über die Sache aus- führlicher gesprochen wird, ist das Verdienst der Sozialdemokraten, die wegen der Aufdeckung der Finanzmanöver und der Kritik über die Gevatternwirtschaft der Minister mit dem„Vorwurf" belastet wurden, Obstruktion zu treiben.— Dabei waren eS seinerzeit gerade die Sozialdemokraten, die die neuen Kohlenbergwerke der konzessionsgierigen Haute-Finanz entreißen und sie der Nation erhalten wollten, so daß sich wieder einmal die Ironie der Geschichte darin zeigte, daß sie in die Hände der„Expropriateure" der Zukunft den Schutz des nationalen Eigentums legte. Worin besteht nun die angebliche„Obstruktion" der sozial- demokratischen Abgeordneten, von denen überdies nur zwei— Destree und Denis— zu längeren Ausführungen und Anträgen das Wort ergriffen? Sie haben gegen den Skandal protestiert. daß der Ackerbauminister noch vor Fertigstellung des mit dem Jahre 1905„im Zuge befindlichen" neuen Berggesetzes den größten Teil deS Kohlengebietes in der Campine an allerlei der Regierung angefreundete Spekulanten im Konzessionswege vergab. Der Minister berief sich auf die Dringlichkeit und auf das Gesetz, das ihm scheinbar recht gibt. Daß eS den Kapitalisten „d r i n g e n d" um daS Geschäft zu tun war, ist begreiflich. Haben sie doch in vier Wochen, ohne daß noch e i n Spatenstreich getan wurde, einfach indem sie ihre Konzessionen an Kohlengesellschaften verkauften, das nette Sümmchen von 1699 900 Franken„verdient"! Der Minister jedoch versicherte früher, daß die armen Kapitalisten 10 Jahre aus ihren dem..Volkswohle" gewidmeten Ersparnissen keinen Gewinn würden ziehen können! Denn auch die alberne Legende wurde wieder aufgetischt, daß die rasche Vergebung der Konzessionen im Interesse der auf Arbeit harrenden armen Bevölkerung erfolgt sei! Nichts hat übrigens das Parlament gehindert, daS spruchreife Gesetz endlich fertig zu stellen, als seine Faulheit und Lässigkeit. Welches Interesse die Regierung an derart wichtigen Fragen nimmt, zeigte die Tatsache, daß die Ministerbank während der Beratungen außerordentlich— leer war! Mit wuchtigen Worten und schlagenden ziffernmäßigen Beweisen wies Genosse Destree die finanziellen Unterlagen dieser ganzen skandalösen KonzessionSgeschichte, die hinter biederen Volks- wirtschaftlichen Ministerphrasen die Spekulationsgier von Regie- rungsvettern birgt, ip der Kammer nach. Das HauS aber hat, weniger seiner parlamentarischen Würde als der Regierung unter- tan, mit 59 gegen 46 Stimmen den Antrag des Genossen Denis verworfen, in welchem die Rückwirkung des neuen Gesetzes auf die während der Parlamentsferien vergebenen Konzessionen gefordert wird. Auch der liberale Abgeordnete und Konzessionär Warveque stimmte ungeniert dagegen! Liberale und Klerikale reichen sich wieder einmal die Hände in der Eintracht kapitalistischer Profitmacherei. Marokko. Nach einer Meldung aus Tanger richtete der Sultan an das diplomatische Korps ein Zirkular, in dem er mitteilt: Seine be. waffneten Expeditionen gegen den Prätendenten und Raisuli zur Herstellung der Ruhe im Lande hätten große Ausgaben verursacht und den Staatsschatz erschöpft. Der Sultan bittet die christlichen Rationen, sie sollten die Bankgruppen, welche bei Gründung der Marokkobank interessiert seien, dahin beeinslussen, ihm proportional 19 Millionen Frank vorzuschießen. Die Rückzahlung mit Zinsen erfolge, sobald die Marokkobank etabliert sei. Es war vorauszusehen, daß den europäischen Großmächten das Marokkoabenteuer Geld, Geld und abermals Geld kosten würde. Am Borabend der Stichwahl. Gestern abend hatten unsere Parteigenossen im ersten Wahl- kreise drei Versammlungen einberufen: Im„Englischen Hof"(Neue Roßstraße), in Dräsels Saal(Neue Friedrichstraße) und im Cafe Gärtner(Holsteiner Ufer). Alle drei Versammlungen waren gut besucht. Die Stimmung, von der die Versammelten beseelt waren, ließ erkennen, daß die Genossen des ersten Wahlkreises, getreu der in unseren Reihen herrschenden Anschauung, den Kampf nie ver- loren geben, ehe nicht die endgültige Entscheidung gefallen ist. Auch jetzt, wo es gilt, in entscheidendem Ringen mit dem Freisinn um das Mandat des ersten Kreises zu kämpfen, werden unsere Genossen auf dem Posten sein, sie werden ihre volle Kraft einsetzen, um zu erreichen, was den Umständen nach möglich ist; sie werden den Kampf führen bis zum letzten Augenblick. Als Referenten traten in den Versammlungen die Genossen Borg mann, Grunwald und E i s n e r aus. Außerdem sprach unser Kandidat, Genosse Arons, in allen drei Versamm- jungen, wo er bei seinem Erscheinen mit lebhaftem Beifall begrüßt wurde. Die Referenten sowohl wie der Kandidat beleuchteten die allgemeine Situation, weiche durch die Hauptwahlen geschaffen ist, und kennzeichneten dann die besonderen Perhältnisse des ersten Kreises. Man verwies auf das lächerlich inkonsequente Verhalten der Wähler Damaschkes, der eigens deshalb als Kandidat aufgestellt wurde, weil es seinen Anhängern angeblich unmöglich fei, ihre Stimme dem Terrainspekulanten Kaempf zu geben. Jetzt aber haben die Damaschkewähler sich doch dafür entschieden, in der Stich- wähl für den Terrainspekulanten Kaempf zu stimmen. So ist es denn auch im ersten Wahlkreise derart, wie man es kaum anders erwarten konnte, wir sind auf uns allein angewiesen und werden auch in der Stichwahl unseren Mann stehen. Frei und ehrlich ist die Sozialdemokratie in den Stichwahlkampf getreten, frei und ehrlich hat der Parteivorstand eine klare Parole gegeben. Anders die freisinnige Volkspactei. Sie hat eine Parole überhaupt nicht ausgegeben, in der Annahme, daß Schweigen das beste ist. Die „Vossische Zeitung"jubelt darüber, daß Fürst Bülow in einem Denk- schreiben an den Freiherrn von Loebell keinen Unterschied mache zwischen Freisinnigen und Konservativen. Bezugnehmend auf diese Aeußcrung forderte Genosse Arons die Wähler auf. ebenfalls keinen Unterschied zu machen zwischen Freisinnigen und Konservativen, und dem freisinnigen Kandidaten Kaempf ebensowenig ihre Stimme zu geben, wie sie sie einem Konservativen geben würden. Wir. die wir ganz allein im Kampfe gegen die vereinigten Gegner stehen, werden, so schloß Genosse Arons unter allseitigem Beifall, alles auf- bieten, um dem Kandidaten der Sozialdemokratie zum Siege zu verhelfen._ Reichstags-Stichwahlen. Auch gestern war wieder in einer Anzahl Wahlkreisen Stichwahl, die uns erfreulicherweise zwei Mandate brachte, darunter Bielefeld neu. das bisher durch einen Zentrumsmann vertreten war. In Bielefeld stand unser Genosse Severin., gegen den Nationalliberalen Möller, den früheren Handelsminister, in Stichwahl. Nach einem Privattelegramm erhielt unser Genosse 17394 Stimmen, Möller 13 994 Stimmen. Endresultat: Severins 18 405, Möller 16452 Stimmen. Bei der Hauptwahl hatte S e v e r i n g 13 642. Möller 14 277, das Zentrum 9329. Im Wahlkreise Speher siegte unser Genosse Ehrhart über den Nationalliberalen Buhl. Bis 10 Uhr abends wurden gezählt für Ehrhart 21 000, für Buhl 17 400 Stimmen. Bei der Hauptwahl erhielt Ehr hart 18359, Buhl 13708, das Zentrum 8169 Stimmen. Der Kreis war bisher in unserem Besitz. In Lüneburg -Winsen ist Sievers(Natl.) mit 14111 Stimmen gewählt. Wangen heim(Welse) er- hielt 13343 Stimmen. Bisher Nationalliberal. Im Wahlkreise Osnabrück wurde Bitter(Zentrum) mit 18 069 Stimmen gegen 16 524 Stimmen gewählt, die auf den Nationalliberalen Wamhoff entfielen. Der Wahlkreis war bisher von einem Welsen vertreten. In Herford - Halle wurde Contze(Natl.) mit 11 700 Stimmen gegen Meyer(Kons.), der 11 438 Stimmen erhielt, gewählt. Bisher Konservativ. Im Wahlkreise Bayreuth wurde Hagen (Natl.) mit 10798 Stimmen gegen unseren Genossen Hügel gewählt. der 8072 Stimmen erhielt. Der Kreis war bisher im Besitz der Nationalliberalen. In W ü r z b u r g wurde T h a l e r(Zentrum) mit 11767 Stimmen gewählt. Meißner(wildlib.) erhielt 6397 Stimmen. Der Kreis war im Besitz des Zentrum?. Jn Ansbach-Schwabach wurde Hufnagel(Kon- servativer) mit etwa 500 Stimmen Mehrheit gewählt. Bis- her Konservativ. In Immen st adt wurde S ch m i d(Z.) mit 13 765 Stimmen gegen den Nationalliberalen Baden gewählt, der 10 827 Stimmen erhielt. Der Kreis war im Besitz des Zelitrums. In Landau -Neustadt wurde der bisherige Vertreter Schellhorn(natl.) gegen Erlcwein(Zentrum) gewählt. In Zweibrücken verdrängte G ö r i n g(Zentrum) den Nationalliberalen Leinenweber. Der Kreis war seit 1868 im Besitz der Nationalliberalen. In Germersheim wurde Spindler(Zentrum) mit 10191 Stimmen gewählt. Cronauer(Natl.) erhielt 9927 Stimmen. Der Kreis ist seit 1874 im Besitz der Nationalliberalen. In Kaiserslautern wurde R o e s i ck e(B. d. L.) mit 14 717 Stimmen gewählt. Unser Genosse Klemens erhielt 13 690. In der Hauptwahl erhielt Klement 7629, Roesicke 10979, Zentrum 4413, Freis. Vp. 273, Deutsche Volkspartci 4072 Stimmen. Im vorigen Reichstage war der Kreis durch die Frei- sinnige Volkspartei vertreten. In Erlangen -Fürth unterlag unser Genosse S e g i tz mit 15 941 Stimmen gegen M a n z(Freis. Vp.), der 16 009 Stimmen erhielt. In der Hauptwahl erhielt S e g i tz 14 142 Stimmen, Manz 11053, Bund der Landwirte 5197, Zentrum 1513 Stimmen. Der Kreis war in der vorigen Reichstagsperiode im Be- sitze der Freisinnigen Volkspartei. In Forchheim wurde Graf Pestalozza(Zentrum) gegen den Nationalliberalen gewählt. Der Kreis war bisher durch einen Nationalliberalen vertreten. Letzte JVacbrlcbten und Depcfcbcn, Montreal , 4. Februar. (B. H. ) In Nordwest-Kanada herrschte gestern während des ganzen Tages ein furchtbarer Orkan, ver- bundcn mit heftigen Schneestürmen. Sämtliche Eisenbahnzllge zwischen dem Felsengebirge und den großen Seen sind im Schnee stecken geblieben. Ganze Herden Vieh sind erfroren. Seit vierzig Tagen herrscht ununterbrochen starkes Frostwetter._ Verantw. Redakteur:«ans Weber, Berlin . Inseratenteil vera»t»u'4».«I»cke. Berlin . Druck u.verlag: BorwärtSjvuchdr.u.verlagStwkMPaul-singerLcCo., Berlin SW. Hierzu 3 Beilagen u.Unierhalt«ngsblatt
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