Einzelbild herunterladen
 

on sich unüberwindlichen Schwierigkeiten, die Sandwüsten zu Palmenhainen und Baumwollplantagen zu gestalten, kommt jetzt dank der Unfähigkeit deutscher Kolonisten noch die Arbeits- frage. Aber Dernburg gibt sein Spiel deswegen noch nicht auf. In Frankfurt hat er die neuen Mittel angegeben, die den deutschen Kolonien oder wenigstens den daran beteiligten Kapi - talisten Segen bringen sollen. Da das Privatkapital trotz aller Versprechungen offenbar nicht heran will von den projektierten vier oder fünf Privatgesellschaften, die schon ge- bildet sein sollten, sprach Dernburg diesmal kein Wort soll der Staat neue Eisenbahnen und Hafenbauten schaffen. Die Kosten wird ja die neue Majorität gernebe- willigen und reichen die Reichsfinanzen nicht, so gibt's neue indirekte Steuern. Die Arbeiterfrage aber will er lösen durch Einfuhr chinesischer Arbeiter, durch die Kontraktsklaverei chinesischer ÄnliS! Es ist eine eigentümliche Ironie, daß, nachdem die neue liberale Regierung in England unter dem Druck der englischen Arbeiter die Zufuhr von Chinesen nach Süd- afrika verboten hat, Deutschland haran gehen, will, der Chinesensklaverei eine neue Stätte zu bereiten; denn daß die Chinesenarbeit von allen Methoden der Ausbeutimg die der- derblichste, unmenschlichste und grausamste ist, darüber herrscht bei allen Sachkennern nur eine Meinung. Man kavn die Folgen der Chineseneinfuhr nicht besser schildern, als es der Professor der Berliner Universität, also ein gewiß unverfäng- licher Zeuge, der Ethnologe und Direktor des Berliner Museums sür Völkerkunde, Professor F. v. Luschan , in seinem Bericht über eine Reise in Südafrika , der in der Zeitschrift Die Ethnologie" 1906 Heft 6 abgedruckt ist, getan hat. Luschan hat die Chinesenfrage in Englisch -Südafrika studiert und äußert sich darüber folgendermaßen: Ich selbst habe über diese Frage nur vom allgemein mensch- lichen und wissenschaftlichen anthropologischen Standpunkte aus zu urteilen, und da stehe ich nicht an, die Einfuhr von chinesischen Arbeitern in Südafrika als geradezu ruchlos und frevelhaft zu be- zeichnen. Sie»oird sich in der Zukunft ebenso schwer an dem Lande rächen, als sich die Einfuhr von Negern in Amerika gerächt hat, und schon jetzt führt die Anwesenheit dieser chinesischen Arbeiter oft genug zu Mord und Totschlag. Während im allgemeinen der schwarze Minenarbeiter aus dem gewöhnlichen Mittelstand der eingeborenen Bevölkerung hervorgegangen ist und mit verschwindenden Ausnahmen ein guter, bescheidener und liebenswürdiger Mensch ist, entstammen die eingeführten Chinesen naturgemäß den alleruntersten Schichten ihres Volkes und ent- sprechen tatsächlich dem Abschaum des Pöbels der chinesischen Südstädte. Es sind sogar Fälle bekannt und niemals ernsthaft geleugnet worden, daß man in China dem Anwerbungsagenten manchmal direkt den vollständigen Inhalt eines Zuchthauses übergeben hat. Dementsprechend sind auch die sanitären Verhälwisse der chinesischen Minenarbeiter ganz schlecht. Ihre Mortalität soll, waS ich allerdings nur vom Hörensagen weiß, etwa dreimal so groß sein, als die der schwarzen Arbeiter. Ich selbst habe mich nur auf einer einzigen Mine(Village Deep) um die gesundheitlichen Verhältnisse der chinesischen Arbeiter kümmern können und habe einen geradezu entsetzlichen Eindruck von ihnen bekommen. Ich besitze keinerlei genaue Aufzeichnungen, aber ich habe die Vorstellung, daß nur ein verschwindender Prozentsatz der von mir gesehenen Leute wirklich gesund ist, indeß die große Mehrzahl von ihnen an Phthisis, Skorbut und Granulöse leidet und das waren frisch importierte Chinesen, die erst seit einigen Monaten in den Minen arbeiten! Ich kann irren, aber ich habe den Eindruck bekommen, als ob nur eine sehr geringe Anzahl dieser Leute nach Ablauf des Kontraktes lebend wieder die Heimat erreichen würde. Dann würden auch ihre Im- porteure wahrscheinlich nicht ganz auf ihre Kosten kommen.... Die neue liberale englische Regierung hat einstweilen die weitere Einfuhr von Chinesen verboten und er- klärt, daß sie eine Verlängerung der Kontrakte mit den bereits im Lande befindlichen nicht genehmigen werde. Es wird lehrreich sein zu sehen, ob sie auf diesem Standpunkt dauernd wird ver- bleiben können, oder ob sie unter dem mächtigen Einfluß der Mnenbarone schließlich doch wird nachgeben müssen. Ich bin auf diese Frage hier deshalb näher eingegangen, weil man auch in den deutschen Schutzgebieten an die Einfuhr von Chinesen denkt und tatsächlich in Samoa einen sehr traurigen und im höchsten Grade beklagenswerten Anfang mit einer solchen gemacht hat. Ich halte dieses Experiment für frevelhaft und bin überzeugt, daß es sich bitter rächen wird. Schon jetzt will niemand mehr verantwortlich sein und der gegenwärtige Gouverneur von Samoa selbst hat meine Frage, wer eigentlich die gottlose Idee zuerst gehabt hätte, nicht beantworten können oder wollen." So steht e8 mit der Chinesenarbeit aus. Das ist die neuesteForderung der nationalen Ehre" des deutschen Dernbürgertums! Einführung der scheutz- lichsten, verderblichsten Sklaverei, das ist die richtige Vollendung einer Kolonialpolitik, die dem deutschen Volke nur Gut und Blut gekostet, das Deutsche Reich durch unaufhörliche Skandale kompromittiert hat I Dernburgs kolonialer., Zukunftsstaat" ist enthüllt als chinesischer Zuchthausstaat!Ein frevelhaftes Experiment" muß ein deutscher Gelehrter die neueste Errungenschast unserer Kolonial- Politik nennen. Für die deutsche Arbeiterklasse aber hat die Chinesen- frage noch eine andere, unmittelbare Bedeutung. Schon sind die Stimmen nicht mehr allzuselten, die die Beseitigung der., L e u t e n o t" unserer Großgrundbesitzer durch Kulieinfuhr vorschlagen. Die Erziehung zur Arbeit, die die Chinesen in unseren Kolonien erfahren werden, wird die Sehnsucht deutscher Patrioten nach diesen Musterarbeitern noch steigern. Sind die Chinesen einmal inN e u d e u t s ch l a n d". dann wird vielleicht der heiße Wunsch gewiffer Reeder und Grundbesitzerkreise in Er- füllung gehen und die anspruchsvollen Arbeiter Deutschlands in ihrem Uebermut gedämpft werden können. Die Ersetzung deutscher Arbeiter durch Kulis, das wäre die Krönung des Patriotismus, wie ihn die Kapitalisten meinen. Druckfehlerberichtigung. Durch einen Druckfehler ist eine Stelle in unserem gestrigen ArtikelEine neue Dernburgiade" ein Absatz verstümmelt und dadurch unverständlich gemacht worden. Der betreffende Passus lautete vollständig folgendermaßen: Das Algierische Beispiel illustriert diesen Bilanzschwindel ganz vortrefflich. Herr Dernburg führt selbst in seiner Denkschrift aus, daß durch die Uebernahme der militärischen Posten für Algier auf Frankreich seit dem Jahre 1300 einUeberschuß" des Algierischen Kolonialetats von 26 Millionen erzielt worden sei. Unvorsichtigerweise fügt er jedoch sogleich hinzu, daß sich dabei die Mehrausgaben Frankreichs für Algier seit 1900 von 4� auf 5 3/i Milliarden erhöht hätten. DieseSanierung" der wirklichen Kolonialbilanz hat also kein weiteres Ergebnis gehabt, als die Tatsache zu vertuschen, daß, während von 1830 bis 1900 das durchschnittliche Defizit der Kolonie 60 Millionen jährlich betrug, es in den letzten sechs Jahren jährlich durch- schnittlich mehr als 150 Millionen betragen hat. Riesen- summen, die trotz des fiktivenUebecschusseS" von Frankreich für feine Kolonie Algier ausgegeben werden mußten!" Veutfckes Reich« Einberufung des Reichstages. Wie daSWölfische Bureau" meldet, ist die Berufung des Reichstages für den 19. Februar in Aussicht genommen worden. Die Freisinnige Bereinigung unter sich. Die Freisinnige Vereinigung ist nur ein kleines Parteichen. Dennoch lassen sich zum mindesten in ihr ein halbes Dutzend ver- schiedener Strömungen unterscheiden. Die sozialpolitischen und sozialkulturellen Momente, die in dem Glaubensbekenntnis der Nau- mann, Barth und Schräder z. B. eine Rolle spielen, haben für die besondere Spielart der Frcisiimigkeit, die in Bremen und Danzig herrschte, nicht die geringste Bedeutung. Für sie kommt lediglich die Kolonialpolitik in Betracht und die Vorteile, die der hansealische Reeder und Kaufmann aus dieser zu ziehen vermögen. Wie sonst Deutschland regiert wird, ob etwas mehr oder weniger liberal, das ist dem Bremer Freisinn ganz schnuppe. Das einzig Wahre ist der materielle Gewinn. DieWeser-Zeitung" als Vertreterin dieser bremischen Freisinns-Spielart, ist denn auch über die Richtung Barth-Schrader höchst erbost und leistet sich folgenden kollegialen Angriff auf das neuerdings diese Richtung poussierendeBerliner Tageblatt": Was in diesem Blatt zurzeit alles am Liberalismus gesündigt wird, läßt sich schwer beschreiben, wenn man nicht einige Bände anfüllen will. Als Schüler Artur Levysohns hat der in Paris aller Einsicht für die deutsch « Politik entwöhnte Theodor Wolff die Leitung übernommen und es für richtig gehalten, einen anderen Schüler Artur Levtzsohns, Maximilian Harden , der seinen Lehrer von ehedem jahrelang mit Kot beworfen, in Gnaden als gelegentlichen Leitartikler wieder aufzunehmen. So wechselt denn jetzt in den politischen Spalten des Blattes, in dessen Feuilletonspalten der höchst achtenswerte Vater des Kolonial- direktorS seine interessanten Zeitbetrachtungen schreibt, die ödeste anttkaiserliche Reaktton der ihren Heros mißverstehenden Bis- marckianer mit dem plattesten sogenannten Sozialliberalismus, der durch sein ebenso unentwegtes, wie unzeitgemäßes Liebäugeln mit der Sozialdemokratie nur der Sache des Gesamtliberalismus den schwersten Schaden angedeihen läßt." Wir sind sicherlich keine Verehrer des Mosseschen Blattes, aber über die qualitative Leistung des Herrn Fitger ragt es immerhin um ein Beträchtliches hinaus._ Kolonial-Rummcl. DaS kolonial-wirtschaftliche Komitee, dem während des Wahl- kampfeS von den Kolomalpatrioten vielfach der Vorwurf gemacht wurde, es leiste zu wenig für die kolonialpolitische Agitation, will sich bestreben, diese Unterlassungssünde gut zu machen. ES beab- sichtigt, eine Reihe. Volksschriften" herauszugeben, in denen gratis allen Bevölkerungsschichten die Nützlichkeit der deutschen Kolonialbesitzungen bewiesen werden soll. In einem vom kolonial- wirtschaftlichen Komitee versandten Zirkular heißt eS: Auf Anregung des stellvertretenden Kolonialdirektors Dern- bürg befaßt sich dasKolonial-Wirtschaftliche Komitee", Berlin , Unter den Linden 43, mit der Herausgabe kolonialer Volksschriften. Den Schriften ist das zuverlässigste Material zugrunde gelegt, die Tatsachen werden in volkstümlicher Sprache vorgewogen, zum Teil als Erzählung, zum Teil in Form eines Gesprächs. Ihrem! Zweck entsprechend sind die Schristchen zur Verbreitung bestimmt an: Industrie, Handel, Handwerk. Land- Wirtschaft, an den Auswanderer, an die deutsche HauSftau usw. Der Satz für die Industrie z. B. umfaßt:Baumwolle, Kautschuk, Kupfer, Kakao. Hanf, Oelfrüchte, Gerbstoffe und die deutschen Kolonien". Einzelnummern sind:Der Handel in den deutschen Kolonien". Die Rückständigkeit des Eisenbahnbaues in den deutschen Kolonien",Die deutsche HauSftau und die Kolonien". In Vor- bereitung sind:Das deutsche Handwerk, die deutsche Landwirt- schast, der deutsche Auswanderer und die Kolonien" usw. Körperschaften und Vereinen, Fabrikenund Stellen, welche sich zur Verbreitung eignen, werden die kolonialen Bolksschriften von dem KomiteefreizurBerfügunggestellt. Ehrengratulanten. Die Moskauer Abteilung des Verbandes des russischen Volles, bekanntlich die Vereinigung des reaktionärsten russischen Gesindels, hat gestern im Namen angeblicher Millionen von Verbandsmitgliedern ein Glückwunschtelegramm an den deutschen Kaiser zur Wahlniederlage der deutschen Sozialdemokratie gesandt. Die Antwort des Kaisers ist noch nicht bekannt. Hamburger Polizei. Wie schon vor einigen Monaten kurz mitgeteilt, ist gegen die Hamburger Polizeibehörde eine Schadenersatzklage anhängig gemacht worden auf Erstattung der Äürkosten für einen durch Polizisten ver- letzten Mann, der am Abend desroten Mittwoch" in Hamburg ruhig in der Gastwirtschast von Lunau in der Niedernstraße ein Glas Bier trank. Die in diesem Lokale entwickelte polizeiliche Schneidigkeit ist zwar schon in dem bekannten Prozeß gegen Fräulein Dr. Angspurg erörtert worden, aber nicht mit der Gründlichkeit wie in diesem Zivilprozeß, wo eine lange Reihe von Zivil- und Polizei- zeugen vernommen worden ist. In diesem Lokale find viele Personen durch Säbelhiebe verletzt worden, so auch der 76jährige, ruhig an einem Tisch sitzende Herr Haberkost, der an den Folgen der Verletzung verstorben ist. Weder in diesem noch im Falle Wichmann und in allen sonsttgenschneidigen" Fällen, vermochten die polizeilichen Täter ermittelt zu werden, weil sich niemand gemeldet hat. obwohl die Schutzleute geftagt worden sind," wie ein Oberpolizeibeamter zur Erheiterung des Publikums im Strafprozeß Angspurg aussagte. Die Staatsanwaltschaft, die sonst in Verfolgung anderer Delikte einen regen Eifer entwickelt, nahm daher von einer weiteren Verfolgung der polizeilichenMißgriffe" Abstand. In den beiden letzten Terminen im Zivilprozeß erklärten die Schutzleute, sie seien berechtigt gewesen, das Lokal zusäubern", weil aus Türen und Fenstern mit Flaschen, Gläsern und Bierseidel- Untersätzen geworfen worden sei. Ob sie dabei Gäste verletzt haben. vermögen sie nicht auszusagen. Ganz anders klingen die Aussagen völlig einwandfreier Zivilzeugen, die übereinstimmend bekunden, daß weder aus dem Lokale heraus geschimpft noch auf die Schutzleute geworfen worden sei, zumal die aus großen Spiegelscheiben bestehenden Fenster nicht geöffnet werden können. Acht bis zehn Schutzleute feien mit gezogenen Säbeln und den Rufen:Raus, Ihr Spitzbuben I"Bändel"--Diebe I" in das Lokal ein- gedrungen und hätten blindlings dreingehauen. Der Zeuge B., um den sich der Prozeß dreht, sagte unter anderem aus: Ich habe keinen Schutzmann tätlich angegriffen oder be- schimpft, habe überhaupt mit keinem gesprochen, sondern versuchte, sofort durch das Klubzimmer ins Freie zu gelangen. Hierbei wurde ich von einem Schutzmarnt von hinten mit dem Säbel auf den Hinterkopf geschlagen. Auch als ich glücklich draußen war, habe ich noch von mehreren Schutzleuten Säbelhiebe auf den Rücken und gegen das Bein erhalten; ich bin förmlich zwischen mich bedrohenden Säbeln hin- und hergesprungen." Der Gastwirt Lunau sagte aus, die Schutzleute hätten ohne jede Veranlassung unter den erwähnten Rufen auf seine Gäste los- geschlagen, einerlei ob sie saßen oder standen. Die weiteren Zeugen schildern, wie sie in mehr oder minder schmerzliche Berührung mit den Polizeischwertern kamen. Desinfektionsbeamter Jessen :Es waren meistens Stammgäste anwesend, die sich ruhig unterhielten. Gegen 11>/z Uhr auf der Straße war Hallo drangen plötzlich ohne mir erkennbare Veranlassung ungefähr zwölf Schutzleute mit gezogenen Säbeln in das Lokal und riefen:Hier wollen wir mal die Spitzbubenbande rausschlagen I" Taffächlich schlugen sie auf die Anwesenden los, ohne daß einer sie beschimpft, tätlich angegriffen oder gegen sie angedrängt hätte." Sehr schön lautet die Aussage eines Schutzmannes:. Mir selbst ist ein volles Bierglas gegen die Brust geflogen. Ich kann aber nicht sagen, ob es geworfen oder von einem umgeworfenen Tisch gegen mich gefallen ist." Die Braut eines Gastes gibt diese Schilderung:... Daß den Schutzleuten von irgend einer Seite Widerstand geleistet worden wäre, habe ich nicht gesehen, vielmehr waren alle Leute beflissen, schleunigst das Lokal zu verlassen, insbesondere mein Verlobter und ich. Trotzdem hat dieser mehrere flache Hiebe über den Rücken und ich einen scharfen Hieb über den rechten Zeigefinger bekommen, infolgedessen ich vier Wochen lang arbeitsunfähig gewesen bin. In dem Lokal ist damals auch der 7Sjährige Haberkost derartig auf den Kopf geschlagen, daß er nach einiger Zeit verstarb." Während die Schutzleute von einem Andrängen der Gäste gegen sie sprechen, um dadurch dieAbwehr" plausibel erscheinen zu lassen, bekunden die anderen Zeugen, sie seien dem Ausgange zu- gestrebt, der aber von den Polizisten versperrt war. Trotz alledem läßt die Polizeibehörde durch ihren Vertreter einwenden, ihre Beamten hätten nicht widerrechtlich, sondern in der rechtmäßigen Ausübung ihres AmtßS ge- handelt, umAngriffe" abzuwehren! Das Gericht setzte die Entscheidung aus. ?Zuslanck. Niederlande . Mehr Arbeiter- und Kinderschuh! Der Niederländische Gewerkschaftsverband und die sozial- demokratische Partei haben gemeinschaftlich auf den 2. März einen Propagandakongretz zur Förderung des gesetzlichen Arbeiter- und Kinderschutzes einberufen, der in Amsterdam stattfinden wird. Der Kongreß soll hauptsächlich wirken für die Einführung deS gesetz- lichen Zehnstundentages, Verbot oder in Industriezweigen, wo dies nicht durchführbar ist, Beschränkung der Nachtarbeit, Ausdehnung des Verbotes der Kinderarbeit auf alle Betriebe und wirksamen Schutz der Arbeiter und Arbeiterinnen im Alter von 14 bis zu 18 Jahren. Seit dem Arbeitsgesetz vom 5. Mai 1889 haben die gesetz- gebenden Körperschaften in Niederland auf dem Gebiete des Arbeiterschutzes nichts mehr geleistet, das heißt, nichts als eine Verschlechterung: die Wiederzulassung der Nachtarbeit der Frauen in den HeringSräuchereien. Das war daS Werk deS christlichen" Ministeriums Kuyper. Wohl brächte dieses Ministerium auch ein neues Arbeitsgesetz ein, jedoch so kurz vor Kuhpers Fall, daß der Entwurf nicht einmal in den Abteilungen der Kammer zur Beratung kommen konnte. Die neue Regierung hat dann in ihrem Programm Verbesserung der Arbeiterschutzgesetzgebung ver- sprachen. Aber wie weit sie dies Versprechen hält, wenn nicht die organisierte Arbeiterschaft ihre ganze Kraft dafür einsetzte daS ist eine andere Frage. Japan . Tokio , 5. Februar. fAmtliche Mitteilung.) Die kürzlich in der ausländischen Presse umlaufende Nach- richt, daß Japan wegen der Schulfrage in San Francisco kriegerische Absichten gegen die Vereinigten Staaten von Amerika hege und sogar an die Regierung der Vereinigten Staaten eine Note gesandt habe, deren Inhalt gleichbedeutend war mit einem Ultimatum, ist gänzlich falsch und ent- behrt jeglicher Begründung. Die japanische Regierung, die den fteundschaftlichen Gefühlen der Vereinigten Staaten voll« kommen vertraut, hegt die Erwartung, daß eine freundschaft- liche Regelung der Schulftage in San Francisco erreicht werden wird und es ist überflüssig, festzustellen, daß keinerlei irgendwie beunruhigende Anzeichen in den Beziehungen zwischen den beiden Ländern bestehen. Amerika. Schiffssubventionen. Roosevelt sandte in der letzten Januar- woche dem Kongreß eine Botschaft, welche die Notwendigkeit von Schiffssubsidien erklärt, wenn der Verkehr mit Südamerika und mit Ostasien nicht leiden solle. Er führt an, daß amerikanische Schiffe teurer seien als ausländische, daß amerikanische Seeleute besser be- zahlt und bekösttgt würden als ausländische und daß andere Staaten Schiffssubventionen in großem Umfange eingeführt haben. Fast alle europäischen Staaten subveuttonieren südamerikanische Dampferlinien, und die Folge sei, daß der europäische Handel dort auf Kosten des amerikanischen zunehme. Die europäischen Staaten zahlten jährlich Millionen Dollar Subsidien an Dampserlinien, England allein 7 Millionen, Japan 3 bis 4 Millionen usw. Nach dem vor- geschlagenen Gesetze würden die Vereinigten Staaten noch immer weniger bezahlen als irgend einer ihrer kommerzielle» Mitbewerber, nämlich in Summa 3 750 000 Dollar pro Jahr. Zw sozialdcmohratisclKD Sticl)wal)lparolc. Genosse A. Erdmann ersucht uns um Veröffentlichung folgender Zuschrift. Da wir das gegen die Unterstützung der NattonaUiberalen gerichtete Schreiben deS Genossen BloS zum Ab- druck gebracht haben, glaubten wir auch diesem die Aufnahme nicht versagen zu dürfen. Weitere Zuschriften dieser Art können wir jedoch nicht aufnehmen: Die Stickuvahlparole des Parteivorstandes ist, wie derVorwärts" bemerkt, fast von der gesamten Parteipresse gebilligt worden, nur die Rheinische Zeitung " halte die Losung: Keine Stimme einem Nationalliberalen I für verfehlt. Unser Kölner Partei- blatt hatte hingewiesen auf die jungliberale Bewegung, die man nicht überschätzen, aber auch nicht übersehen solle, namentlich da, wo als zweiter Gegner der Sozialdemokratte das Zentrum in Betracht komme, das regierungsfreundlicher als der Jungliberalismus und reaktionär bis auf die Knocken sei. Der Vorwärts" will diesen Einwand nicht gelten lassen, dessen Beweg- grund er darin sieht, daß dieRheinische Zeitung " gerne die Nationalliberalen zur Stichwahlhülfe i» Köln gewinnen möchte. Aber der Parteivorstand»ne sich nicht auf lokale Sonderlvünsche einlassen, um hier oder da der Partei ein Mandat zuzuführen: die Stichwahlparole sei nach sorgfältiger Prüfuiig der durch die Wahlen geschaffenen Lage und der sich für die Arbeiteriutcresscn daraus ergebenden Fragen getroffen worden. Ick weiß nicht, ob dieRheinische Zeitung " beabsichttgt hat, mit ihrer Kritik der Stichwahlparole des Parteivorstandes die Stichwahl- hülfe der Nationalliberalen in Köln zu erwirlen. Wenn es der Fall