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Nr. 32. 24. Jahrgang.

1. Beilage des Vorwärts " Berliner Volksblatt. Donerstag, 7. februar 1907.

Die russische Revolution.

Der außerordentliche Schut".

Die bor kurzem vom Petersburger Gericht freigesprochenen 44 Revolutionäre", darunter der Vorsitzende des Studenten­ausschusses, Herr Doroschenko, find mum auf administrativem Bege, auf Grund des außerordentlichen Schutzes" aus der Haupt­stadt und Umgebung ausgewiesen worden. Wie man sieht, hat eine gerichtliche Freisprechung in Rußland noch nicht viel zu bedeuten.

Der feinfühlige" Gouverneur. Nishni Nowgorod , 6. Februar. ( W. T. B.) Der hiesige Gouber­neur Baron Fredericks, der in die Lydwalangelegenheit verwidelt war, ist seines Bostens enthoben worden. Der biedere Frederics hat bekanntlich den Mut gehabt, die Rietsch zu berklagen, weil diese ihm vorwarf, er habe sich von Lydwal um 25 000 Frant bestechen lassen. Nun ist ihm die Bestech­lichkeit bewiesen und sogar die Regierung Stolypin muß den feiufühligen" Mann fallen laffen.

Der 25. Januar.

Genoffe R. Rautsky schreibt in der neuesten Nr. 18 der

.Reuen Zeit" unterm 30. Januar:

In der bald vierzigjährigen Geschichte der deutschen Sozial. demokratie gibt es feine solche Ueberraschung, wie die jüngste Reichstagswahl. Wohl erlitten wir 1887 relativ wahrscheinlich einen noch erheblicheren Mandatsverlust als diesmal, wenn die Stichwahlen vom 5. Februar nicht außergewöhnlich ungünstig für uns ausfallen. Aber der relative Stimmenzuwachs war damals größer, und vor allem waren die Erwartungen, die wir hegten, bor zwanzig Jahren weit geringer als diesmal. Oder vielmehr, richtiger gejagt, nicht die Erwartungen, die wir hegten, sondern die Erwartungen, die alle Welt hegte.

Aber gerade diese hochgespannten Erwartungen erklären einen Teil unserer Mandatsverluste, erklären die enorme Wahlbeteili­gung, die Mobilmachung des gesamten Philifteriums.

urne.

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1887 waren die Wahlen unter dem Zeichen des Franzosen­schredens vor sich gegangen, diesmal unter dem des Sozialisten­schreckens. Damals hatten die Agitatoren der Kartellparteien der Maffe der Bevölkerung weis gemacht, der Einbruch der Franzosen in Deutschland stehe vor der Tür, wenn die Regierung nicht ihre Forderung bewilligt erhalte. Diesmal war die Forderung der Regierung Rebenfache. Die paar hundert Hottentotten konnten niemand schrecken, und sie wurden schon bei Beginn des Wahl­fampfes außer Attion gefeßt. Dafür wirkte um so mehr die Angst vor der Sozialdemokratie. Die Wahl von 1908 hatte sie als die größte politische Partei Deutschlands gezeigt, die Oktober­tage des Jahres 1905 in Rußland hatten bewiesen, wie wenig die Zeiten politischer Ratastrophen vorbei sind und welche Straft das Proletariat dabei zu entfalten vermag. Schon der 21. Januar 1906 ließ erkennen, welchen panischen Schreden alles bas in der Bourgeoisie erzeugt hatte. Und nun tam ein Tag, der zu einer neuen gewaltigen Kraftäußerung der Sozialdemokratie Gelegenheit gab. Mußte man nicht alles aufbieten, sich dagegen zu wehren? Noch ein solcher Sozialistensieg wie der von 1903, und wir sind berloren, empfand die ganze Waffe der befibenden Klassen. Dies Bewußtsein stachelte sie an zu unerhörten Anstrengungen, das rüttelte den bentfaulsten Philister wach und trieb ihn zur Wahl. Aus der Wahlagitation des Reichsverbandes zur Be­fämpfung der Sozialdemokratie sprach nicht nur bodenlose Gemein­heit, sondern auch verzweifelte Angst. Diese Angst ist in der Bourgeoisie weit größer, als wir er. wartet haben dies ist die eine Ursache der Ueberraschungen vom 25. Januar. Andererseits hat dieser aber auch gezeigt, daß wir die Werbe­fraft der Stolonialibee in bürgerlichen Streifen unterschäßt haben. Je unbefriedigender und verworrener die Zustände zu Hause, desto sehnsüchtiger bliden in allen fapitalistischen Großftaaten die bürgerlichen Elemente nach den Kolonien. Ohne ein Zukunfts. programm tann schließlich feine Partei auskommen, jede muß ein Biel zeigen, das des Schweißes der Edlen wert ist, soll sie größere Bevölkerungsschichten unter ihren Fahnen vereinigen. Je weniger die bürgerlichen Parteien ein solches Ziel im eigenen Lande auf weisen können, desto mehr müssen sie trachten, es in den Kolonien aufzurichten, die auch eigenes Land, aber Neuland find, in das man die ungemessensten Hoffnungen hineinlegen kann. Nun ist freilich die bisherige Geschichte der deutschen Kolonien höchst unbefriedigend, aber gerade zur rechten Zeit, unmittelbar bor den Wahlen, trat ein neuer Mann auf, noch weniger erforscht als unsere Kolonien, in den jeder, der das Bedürfnis danach ver­spürt, noch mehr ungemessene Hoffnungen sehen darf, als in die Solonien felbft. Der Dernburg wurde die rettende Persönlichkeit für die Regierung, ihm gebührt der Siegestorbeer. Bülow und feine älteren Minister haben alle schon eine Vergangenheit, sie sind alle schon abgenutzt und zu eng berquickt mit der bisherigen un­befriedigenden Kolonialwirtschaft. Dernburg hat noch keine politische Vergangenheit, nur eine Zukunft. An ihm hängt fein einziger der Kolonialstandale, er hatte noch keine Gelegenheit, feine weiße Wefte zu beschmutzen; an ihm ist alles Zukunft, und er ist nicht faul, diese in den glänzendsten Farben zu malen und dem Hörer die Ueberzeugung zu fuggerieren, daß das Kolonial elend bloß an den ungenügenden Männern und Mitteln lag und daß von jetzt an das tausendjährige Kolonialreich für Deutschland heranbreche, das alle Leiden stillen werde, die der Kapitalismus in Deutschland selbst erzeugt. Und die Bourgeoisie glaubte seinen Verheizungen nur zu gern, erscheinen sie ihr doch als die einzige Möglichkeit der Rettung vor dem Sozialismus, der sonst in Deutsch land unfehlbar über sie hereinbricht.

Aus der Partei.

der Charakter jeder Partei durch besondere Klasseninteressen be- sollen, und treten den Arbeitern wütend entgegen, also auch ber stimmt, aber feine findet ihre Wähler ausschließlich in den An- Bartei der Arbeiter. gehörigen einer einzigen Klasse. Namentlich die Zwischenschichten Andererseits werden nicht wenige Kleinhändler von uns ab­zwischen befizenden und besiglosen Klassen finden sich in der gestoßen durch das Anwachsen der Konsumvereine. Je höher die Wählerschaft jeder Partei vertreten, und sie besonders bilden jenes Teuerung, desto größer das Bedürfnis der Arbeiter, durch Aus­leichtbewegliche Element, das durch momentane Windströmungen schaltung des Zwischenhandels die Preise etwas zu ermäßigen; das leicht von der einen zur anderen geweht wird, das nie zufrieden, vollzieht sich aber gerade auf Kosten jener Kleinhändler, die bisher aber auch keiner ausdauernden Opposition fähig ist, dasselbe von der Arbeiterkundschaft lebten und mit ihr fühlten. Element, das in England die eigentümliche Erscheinung hervor= ( Schluß folgt.), ruft, daß Liberale und Konservative seit langem in regelmäßigem Wechsel einander im Barlament und an der Regierung ablösen. Auch in der Wählerschaft unserer Partei, trotzdem sie mehr Alaffenpartei ist als jede andere, fehlten nicht ganz Elemente aus nichtproletarischen Schichten, und der Kampf gegen das neue Zoll­regume, der der Wahl von 1903 vorherging, hatte uns besonders viele Elemente dieser Art zugeführt und dadurch die Stimmen­zahlen geschwellt, die wir erhielten. Den Kampf gegen das Zoll- nimmt am Donnerstag, den 7. Februar, zur gewohnten Zeit regime hatte unsere Partei fast allein geführt, mit einer Straft ihre Tätigkeit wieder auf. und einer Ausdauer, die den tiefsten Eindruck machten und die frohesten Hoffnungen erregten. Und nicht bloß proletarische In- Bom Fortschritt der Presse. Das Sächsische Bolts. teressen hatte sie dabei vertreten. Es war vornehmlich ein Kampf blatt" zu 3 widau hat seit Anfang Oktober seine Abonnenten­gegen die Korngölle gewesen. Durch eine Verteuerung des Ge- schaar um 3500 Bezieher vergrößert; davon entfallen allein auf treides wurden aber alle kleinen Leute bedroht, alle, in deren Aus- die Wahlzeit 2000! Der Gesamtabonnentenstand beträgt jetzt gabenetat das Brot eine große Rolle spielt, nicht bloß Lohnarbeiter, 18 500. sondern auch Kleinhändler, Handwerker, der neue Mittelstand",

ber ſo ſtart anwächst staatliche und private Beamte, Aerzte. Lehrer, Ingenieure ust., ja endlich auch eine ganze Reihe Kleiner Bauern, die nur wenig Getreide bauen, vieles taufen müssen und darunter leiden, wenn Brot und Viehfutter verteuert werden. Aus allen diesen Streifen warb uns unser Kampf gegen ben Hungertarif zahlreiche Mitläufer.

Nun sollte man meinen, da die Teuerung, die seitdem ein­getreten, die glänzendste Bestätigung unserer Haltung in der Boll­frage bildet, müsse sie uns neue Scharen aus den Reihen dieser einen Leute zuführen. Aber der Wahlausfall vom 25. Januar zeigt, daß wir uns darin geirrt haben.

Die Schuld kann nicht bei den proletarischen Elementen unseres Wählerheeres liegen. Die leiden zu sehr und zu augenfällig unter den Folgen der Teuerung, als daß sie nicht voll Ingrimm darüber sein sollten und sich über deren Urheber täuschen könnten. Aber anders steht es mit den Zwischenschichten.

Die Parteischule

Tage aus sicherer Quelle die Meldung, daß der Hauptvorstand des Partei und Gewerkschaften. Die Frankf. 8tg." brachte dieser Deutschen Buchdruckerverbandes den Beschluß der Bezirksversamm­lung in Frankfurt , 250 M. als Beitrag zu den Kosten der sozial­demokratischen Wahlen zu bewilligen, für statutenwidrig erklärt und den Vorstand für die Wiedererstattung des Geldes verantwortlich gemacht habe.

Wir können auf Grund genauer Informationen feststellen, daß der Vorstand des Buchdruckerverbandes allerdings die Frankfurter Buchdrucker darauf aufmerksam gemacht hat, daß ihr Beschluß statutenwidrig sei. Es lag indes in diesem Hinweis teine Spize gegen die Sozialdemokratie, denn das Schreiben sagte weiter, daß die Buchdrucker, wenn sie Geld für den sozialdemokratischen Wahl­fonds steuern wollten, den Beitrag durch eine Privatsammlung auf bringen könnten. Ob die Statuten so eng, wie der Vorstand meint, ausgelegt werden müssen, ist der Beurteilung der Verbandsmitglieder zu überlassen.

Arbeiterfekretariate.

Nachstehend veröffentlichen wir die Adreffen der zurzeit in Deutschland errichteten Arbeiterfekretariate. Die Veröffentlichung foll periodisch erfolgen, jedesmal bei Beginn eines neuen Quartals. Wir ersuchen die Inferessenten, uns in der Vervollständigung des Verzeichnisses zu unterstützen und von einer Adressenänderung uns rechtzeitig Kenntnis geben zu tvollen.

Da haben wir vor allem die fleinen Bauern. Die Korn Bölle empörten fie. Nun will es aber eine dem Regime Bülow gnädige Fügung des Himmels, daß die letzte Ernte eine aus­nehmend gute war, so daß troß der hohen Zölle die Getreidepreise nur unerheblich gestiegen sind. Die Teuerung trifft vor allem tierische Produkte, das sind aber gerade jene, aus denen die Kleinen Bauern in der Regel den größten Teil ihres Einkommens ziehen. Wenn Milch und Butter, Geflügel und Schweinefleisch im Preise steigen, während Futtermittel und Brot nicht erheblich berteuert sind, so gewinnen fie dabei. Und das ist im Augenblic der Fall. Natürlich wird es nicht immer so bleiben. Die nächste geringere Ernte wird Brot und Wichfutter ,, dant den Böllen , ge­waltig in die Höhe treiben, so daß die Mehrerträge aus Schweine Altenburg ( S.-.), Wallstr. 89 p. fleisch und Milch nicht reichen, das Defizit zu decken. Aber das Altona - Hamburg , Gänsemarkt 35 II. wird jekt vom Bauern noch nicht empfunden, ihm hat das neue Augsburg , Jefuitengaffe F 406 II. Bollregime zunächst guten Gewinn gebracht. Das fühlt seine Ab- Bant- Wilhelmshaven, Gewerk­neigung gegen den Kornzoll erheblich ab.

Arbeitersekretariate bestehen in: lachen, Mauerstr. 46.

schaftshaus.

Berlin SO., Engel- Ufer 15. Barmen, Marienstr. 22 I. Bielefeld , Turnerſtr. 45. Bochum , Wiemelhauserfstr. 38-42. Brandenburg a. H., Neustädtischer

Markt 2.

Braunschweig, Schloß- und Del­schlägernstraßen- Ede. Bremen, Ostertorstr. 26 I. Bremerhaven , Am Hafen 49. Breslau, Nifolaiſtraße 18/19 I. Bromberg, Jakobstr. 17. Gaffel, Wildemannsgaffe 30 I. Chemnis- Rappel, Zwickauerstr. 152. Coburg , Mauer 26. Colmar , Logelbachstr. 5. Cottbus , Burgstr. 29 p. Grefeld, Klosterstr. 48. Darmstadt , Elisabethstr. 81. Deffau, Astanischestr. 107. Dortmund , 1. Kampftr. 73 I. Dresden , Voltshaus, Nigenbergstr. Duisburg , Friedrich Wilhelmstr. 76. Düffeldorf, Rafernenstr. 67a. Elberfeld , Robertstr. 8a. Essen, Kirchstr. 18.

Forst i. 2., Promenade 5. Frankfurt a. M., Stolzestr. 17. Fürth , Theaterstr. 19. Gera , Hospitalstr. 21 I. Gelsenkirchen , Karlstr. 19. Göppingen , Gasth. zu den 3 Königen. Gotha , Erfurterstraße( altes Ge­richtsgebäude).

Iserlohn , Mühlengang 15. Jena, Saalbahnstr. 3. Karlsruhe , Kurvenſtr. 19. Stattowit, Rathausstr. 6. Kiel , Gasstr. 24 parterre. Köln a. Rh., Severinstr. 201. Kronach , Kirchenplatz 74. Landeshut i. Schl., Waldenburger­ftraße 37 II.

Leipzig , Härtelstr. 12, part. Luckenwalde , Neue Friedrichstr. 42. Lübeck , Johannisstr. 46, part. Lüdenscheid , Friedrichstr. 30. Magdeburg , Fürsten - llfer 6 I. Mannheim , S. 8, 10. Meißen , Poststr. 4. Mühlheim ( Hessen ), Offenbacher­straße 7. München, Baaderstr. 1 I. Neu- Ruppin , Klosterstr. 28. Nordhausen , Barfüßlerstr. 12. Nürnberg , Egydienplatz 22. Oberhausen, Marktstr. 5. Osnabrüd, Klusstr. 11 I. Pforzheim , Waisenhausplatz 3. Posen, Breitenstr. 21. Recklinghausen , Hernerstr. 66. Remscheid , Kölnerstr. 11a. Rostock, Doberanerstr. 6. St. Johann b. Saarbrüden, Hafen­straße 7/9.

Solingen, Kaiserstr. 25. Stettin , Birken- Allee 84. Striegau , Ziganstraße. Stuttgart , Eglingerstr. 17/19. Waldenburg i. Schles., Freiburger­straße 16. Wiesbaden , Wörthstr. 11, I. Wolgast , Maarbrüderstr. 17 L Worms , Mainzerstr. 19. Wunsiedel ( Oberfrant.), Koppetner­tor.

ber Fleischpreise auch namhafte Erhöhungen der Preise anderer, Freilich bringt dieses neue Bollregime neben der Erhöhung namentlich industrieller Produkte mit sich die allein schon, auch ohne erhöhte Brot- und Futterpreise, hinreichen, den Profit des einen Bauern aus den hohen Fleischpreisen bedeutend zu redu­gieren, aber den Zusammenhang dieser Erhöhungen mit den neuen Böllen erkennt er nicht, dant dem Umstand, daß deren Einführung schon durch ihre wachsende Nachfrage nach Produkten aller Art die Preise in die Höhe treibt, auch in Ländern des Freihandels, auch bon Produkten, die feinen Zollschutz genießen, wie Kohle. Daß die Preise noch fünstlich gesteigert werden durch die Kartelle, und daß diese am besten gedeihen unter dem Zollschuh, das liegt nicht so offen zutage wie die Tatsache, daß unter diesen Umständen, bei dem Steigen aller Warenpreise auch die Arbeiter gezwungen sind, den Preis ihrer Ware, die Arbeitskraft, zu steigern. Die Kartelle besorgen ihre Schröpfung des Publifums durch heimliche Ver­schwörungen, von denen niemand nichts weiß". Die Arbeiter müssen sich offen zusammenscharen, um einen Druck auszuüben, müssen meist schwere und erbitterte Kämpfe führen, wollen sie ihre Löhne erhöht sehen. Um das Wirken der Kartelle zu erfahren, muß man eigene Studien anstellen, die Lohnkämpfe find dagegen eine auffallende Erscheinung, und ihr stetes Anwachsen in den letzten Jahren, gerabe seit 1903, springt auch dem stumpfesten Philister in die Augen. Er sieht die Lohntämpfe, er fühlt die Teuerung- was liegt ihm da näher, als jene für die Ursache dieser zu halten? Daß umgekehrt ein Schuh daraus wird, daß die Arbeitslöhne keineswegs der Steigerung der Warenpreise vor­ausgehen, sondern ihr nur langsam und ungenügend nachhinten, daß ohne die Lohnkämpfe die Arbeiterklasse eine enorme Vertürzung ihres realen Lohnes in den letzten Jahren erfahren hätte; daß das Steigen der Preise nicht von einem Steigen des Arbeitslohnes ab­hängt, daß ein allgemeines Steigen der Arbeitslöhne sehr wohl bei gleichbleibenden Warenpreifen möglich ist, nämlich auf Kosten des Profits, das begreift der Philister nicht. Theoretische Ver- Halle a. S., Harz 42/43. tiefung ist nicht seine Sache. Er sieht nur die Oberfläche. In Hamburg , Gänsemarkt 85 II. Amerika freilich, wo die gleiche ökonomische Situation herrscht wie Hamm i. W., Ritterstraße. bei uns, sieht er deutlich den Zusammenhang zwischen den Unter- Hanau, Mühlenstr. 2. nehmerorganisationen und der allgemeinen Teuerung. Denn dort Hannover , Artillerieſtr. 13. ist die Sozialdemokratie schwach und dafür das Unternehmertum Harburg a. Elbe , Deichstr . 12. so frech und progenhaft, daß es feine Ausbeuterprattiken aufs un- ildesheim, Schuhstr. 4. genierteste treibt. Wir in Deutschland dagegen haben eine kraft­bolle Sozialdemokratie; das veranlaßt nicht nur die Unternehmer­Die faszinierende Wirkung des kolonialen Bukunftsstaats organisationen, ihre Breistreiberei möglichst still borzunehmen, es Tage in Brüssel abgehalten. Er beschäftigte sich vor allem mit der Ein Kongres sozialistischer Gemeinderäte Belgiens wurde dieser auf die gesamte bürgerliche Welt, auch auf jene Streise, die nicht drängt sie auch, die Schuld daran dem berhaßten mächtigen Stommunalisierung der zahlreichen Nebenbahnen, die es in Belgien ökonomisch an den Stolonien interessiert sind, hängt mit der Gegner in die Schuhe zu schieben, deffen Attion alle Augen auf sich gibt. Es wurde festgestellt, daß diese interlokalen Bahnen sich alle steigenden Angst vor dem Zukunftsstaat der Sozialdemokratie eng zieht. Wohl ist die Sozialdemokratie an den Lohnkämpfen direkt in den Händen fapitalistischer Gesellschaften befinden, die noch dazn zusammen. Beides erklärt zum größten Teile die ungeheure nicht beteiligt, aber mit Recht macht die Bourgeoisie in dieser Be häufig genug mit den Geldern der Allgemeinheit oder doch wenigstens Wahlbeteiligung, das Anwachsen der bürgerlichen Stimmen, den siehung zwischen Gewerkschaften und Sozialdemokratie feinen mit dem Kredit der Kommunen wirtschaften. Im Jahre 1886 betrug Verlust Mandate. abriele ureter Seanne Seite der Medaille. Wie kommt unterschied. Sie sind von gleichem Fleiſch und Blut, Kampfes ber Gewinn aus jenen Unternehmen erst 419 000 Fr., im Jahre es aber, daß durch die bürgerliche Erregung auf unserer Seite organisationen der gleichen Klasse, bom gleichen Geiste befecit, 1905 aber erhielten die Herren Attionäre mehr denn 15 Millionen Frank Die Länge dieser Nebenbahnen betrug im Jahre 1886 nicht eine entsprechende Gegenwirkung hervorgerufen wurde? aufs stärkste aufeinander angewiesen. So wird die Schuld an der Teuerung zuerst den Lohntämpfen 184 Stilometer, im Jahre 1905 wurden 2717 Kilometer befahren Leben wir nicht in Zeiten der allgemeinen Teuerung, der Tippels beigemessen, und dann werden diese auf das Konto der Sozialdemo- und das angelegte Kapital war in derselben Zeit von 7,2 Millionen firchstandale, der behördlichen Verfolgung, der wachsenden Indu­strialisierung Deutschlands ? Wie fommt es, daß die steigende tratie geschrieben. Frank auf 214,9 Millionen Frank gestiegen. Die Kommunen bürgerliche Flut diesmal nicht einer mindestens in gleichem Maße die fich 1908 für uns erklärten, Erbitterung gegen unsere Partei. bas private Aftienfapital ist verhältnismäßig gering, der Gewinn Daher erzeugt gerade die Teuerung in manchen jener Schichten, haben zusammen 131 Millionen Fraut Kapital gezeichnet, steigenden proletarischen Flut begegnete? Was zunächst die Kolonialstandale anbelangt, so war denen Sie stimmten damals für uns, weil die Sozialdemokratie in ihren aber ein ungeheuer großer. So wirtschaftete die Attiengesellschaft die Spike abgebrochen worden durch das rechtzeitige Fallenlaffen Augen der Verfechter niedriger Preise von Lebensmitteln und von Courtrai , welche eine interlofale Rebenbahn in der Länge von Podbielskis, den Eintritt Dernburgs in das Kolonialamt, der noch Rohmaterialien war. Sie erheben sich gegen uns, weil sie glauben, nur 17 Kilometer befigt, im Jahre 1903 einen Gewinn von feine Gelegenheit gefunden hatte, sich zu kompromittieren. Dann die Lehre vom Klaffenkampf erzeuge die Lohntämpfe und verteuere 94 000 Fr. heraus, während ihr angelegtes Stapital nur rund aber sind die Kolonien eine Angelegenheit, die das Proletariat dadurch die Waren. 48 000 r., beträgt. Die Gemeinden, welche von den Kapitalisten ziemlich fühl läßt, im Gegensatz zur Bourgeoisie. Wenn diese Das gilt von jenen Kleinbauern, die fich 1903 auf unsere Seite beherrscht werden, haben alle Rechte aus der Hand gegeben, alle von ihnen das Höchste erwartet, so erscheinen sie dem Proletariat fchlugen, es gilt in gleichem von den Intellektuellen, die unter der Vorteile liegen auf seiten der Stapitalisten. Nach einer längeren Dis­als eine zu geringfügige Erscheinung, um sich sehr über sie aufzu- Teuerung leiben und den Lohnkämpfen verständniskos gegenüber fuifion gelangte eine Resolution zur Annahme, in welcher gefordert regen. Es verhält sich den Kolonien gegenüber ablehnend, die stehen, es gilt in noch höherem Maße von den kleinen Handwerks: wird, daß in Zukunft die Gemeinden diese Bahnen in eigene Regie Defenfive entwidelt aber nie so viel Glan, so viel fortreißende meistern. Diese werden gegen die Sozialdemokratie erbittert nicht übernehmen. Auf alle Fälle sollen bei der Konzessionserteilung be Straft wie die Offensive. bloß durch die Verteuerung ihrer Rohmaterialien, Werkzeuge, Aber die Teuerung? Mußte die nicht aufs höchste aufreizend Wehnungen und Werkstätten, die sie auf die Lohnforderungen der ſtimmte Garantien für die Löhne und Arbeitszeiten des Personals von den Privatgesellschaften gefordert werden. wirken gegen die Regierung, gegen die Parteien des Brot- und Arbeiter in anderen Betrieben zurüdführen, sondern noch mehr Fleischwuchers und ihre helfershelfer? erbittert durch Lohnforderungen ihrer eigenen Arbeiter. Sie Die Sozialdemokratic in Serbien . Mein Zweifel, die allgemeine Teuerung ist ein ungemein er bedenken nicht, wie gerechtfertigt diese Forderungen bei den hohen regendes Moment, und sie hat sicherlich viel dazu beigetragen, auch Lebensmittel und Wohnungspreisen sind, fie empfinden nur die Die Organisationen der Sozialdemokratie in Serbien halten die große Masse der Nichtwähler auf die Beine zu bringen. Aber Särte, die für sie darin liegt, daß sie bei den gesteigerten Preisen zurzeit ihre Jahresversammlungen ab. Bom Zentralbureau wurden fie wirkt auf die verschiedenen Klassen sehr verschieden. Wohl wird aller Elemente ihrer Produktion auch noch höhere Löhne zahlen behuss zusammenstellung eines summarischen Jahresberichts an alle

Würzburg , Oberthürstr. 11. Sekretariat der Zentralfommission für Bauarbeiterschus( G. Heinte), Hamburg 7, Besenbinderhof 56.