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Tehrte feinerzeit der Rundschauer der Kreuz- Zeitung", Gerlach, der am 6. Februar vom preußischen König beschworene Eid auf die Verfassung brauche nicht gehalten zu werden, denn was sei ein solcher Eid anderes, als ein Anruf der Wahrhaftigkeit des Menschen auf die ewige Wahrheit Gottes? Wie aber, wenn der Eid auf etwas verpflichten solle, was dem Willen Gottes entgegen sei? Sei aber nicht jede Fesselung des königlichen Willens dem Willen Gottes entgegen? Könne denn ein Eid bei Gott gegen Gott binden?! Die biederen Junker sollten also von der Verfassung lieber überhaupt nicht sprechen!
Am schönsten ist aber der zum Schluß ausgespielte Trumpf: das Königtum müsse im Interesse seines eigenen Be standes die Sozialdemokratie bekämpfen! Das heißt denn doch das Königtum in der bösartigsten Weise kompromittieren! Haben nicht gerade die Könige der Hohenzollerndynastie des öfteren erklärt, daß sie die Diener ihres Staates sein wollten? Das Drgan Knuten- Dertels aber stellt es so dar, als ob es für das Königtum Lein höheres Interesse gebe, als das, unter allen Umständen seine Machtbefugnisse auf Kosten des Staates zu behaupten.
Eine solch' absolutistisch egoistische Auffassung widerspricht aber nicht nur aller gefunden Vernunft, sondern auch allen herrschenden Staatsrechtsanschauungen! So schreibt Prof. Loening im Handwörterbuch der Staatswissenschaften:
Die staatliche Drdnung und das Recht bestehen nicht um des Herrschers willen, nicht um deffen persönliche Lebensgüter zu erhalten und zu mehren, sondern um der Beherrschten willen. Der Zweck der staatlichen Herrschaft sind die Interessen der Beherrschten, nicht die des Herrschers."
Das Königtum mag sich bei dem Junkerorgan dafür bedanken, baß es ihm eine Auffassung insinuiert, die allen modernen Staatsrechtsanschauungen Hohn spricht!
Daß das Königtum sich in dem Kampfe zwischen Privilegierten und Entrechteten stets auf die Seite der Privilegierten stellt, ist eine ewig neue historische Tatsache. Aber so sehr wir von der Unabänderlichkeit dieser Tatsache überzeugt sind-- solche Verächter des Königtums find wir gleichwohl nicht, daß wir diese Stellungnahme auf so kompromittierende Ursachen zurückführten, wie das Junkerorgan! Oder sollten wir nur so ungeheuer dumm" sein?-
Deutfches Reich. Erklärung.
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In der Abendausgabe des Berliner Tageblatts" bom 6. d. M. wird in einer Besprechung über den Ausfall der Wahlen in Württemberg und mehreren süddeutschen WahlTreisen behauptet, der sozialdemokratische Parteivorstand habe für die erwähnten Wahlkreise eine besondere Stichwahlparole ausgegeben und wird speziell unser Kollege Bebel beschuldigt, in diesem Sinne gewirkt zu haben.
Diese Angaben entbehren jeden Grundes. Wir, der Parteivorstand, und speziell auch der Kollege Bebel, der sich in jenen Tagen auf einer Wahlagitationsreise in Südwest deutschland befand, haben sofort, soweit wir Kunde von den Stichwahlplänen unserer Parteigenossen in Württem berg , Straßburg und Fürth - Schwabach erhielten, zum Teil schriftlich, zum Teil persönlich, diesen Plänen entgegengewirkt. Daß wir so wenig Erfolg damit hatten, ist nicht unsere Schuld. Erklärlich ist dieses Verhalten unserer füddeutschen Genossen, nachdem sie aus der gegnerischen, speziell der freisinnigen Presse Norddeutschlands erfahren hatten, in welcher reaktionären Weise sich die Freisinnigen der verschiedenen Richtungen in einer großen Anzahl von Wahlkreisen verhielten, in denen sie die Entscheidung in der Hand hatten und in denen sie zugunsten der reaktionärsten Kandidaten gegen die sozialdemokratischen Kandidaten sich entschieden.
Trotz alledem hat ein erheblicher Teil der Abgeordneten der verschiedenen freisinnigen Parteien seine Wahl nur der sozialdemokratischen Hülfe zu verdanken, während wir das Umgekehrte, mit ganz vereinzelten Ausnahmen, nirgends zu fonstatieren vermögen.
Der Parteivorstand.
Ergänzt wird diese Erklärung durch folgende Zuschrift des Landesvorstandes der Sozialdemokraten Württembergs" an den Stuttgarter , Beobachter":
Schilderung nur abzudruden, um ihre Uebertreibung zu) tennzeichnen. Man verweist auf die glänzende" Entwicklung der Kapkolonie als Beispiel für die Möglichkeit" der Zukunft, die Südwest bevorstehe. Aber man vergißt zu sagen, daß diese selbe Kapkolonie vor dem Fiasko einer Ueberspekulation steht; daß selbst ihre Bahnen mit Ausnahme der Hauptlinie nicht rentieren; daß sie ihre Hafenwerte als viel zu groß angelegt erkennen muß; daß sie an Pauperismus in Stadt und Land leidet; und daß in den ersten Monaten des vergangenen Jahres Tausende von da nach Südwest gegangen find, um dort eine Gegenwart zu haben statt der Zukunft, die ihnen ihr Land immer noch nur berheißt". Am bedenklichsten aber erscheint mir der Prospekt" der„ Nordd. Allg. Zeitung" über den Wert der Kolonien", der ganz un fritisch die Berichte der South West Africa Company 2d." berwertet."
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Schowalter unterzieht alsdann diese Berichte einer eingehenden Aritik, wobei er zu dem Ergebnis kommt, daß bei dieser Minenspekulation nur die Besizer der bevorrechtigten Aftien einen Gewinnst haben dürften, daß hingegen die kleinen Käufer der nichtbevorrechtigten Attien wahrscheinlich arg hineingelegt werden
würden.
Schowalter schließt seinen Artikel:
,, Aber so ist es nun einmal bei uns: wenn ein Ort be zeichnet wird, wo man voraussichtlich Wasser findet, so wird es schon als gefunden bekanntgegeben, und wenn wir eine Mine entdecken, dann ist sie gleich lauteres Gold. Die Kolonialmüdigkeit als Reaktion bleibt dann nicht aus. Cavete!( Hütet Euch!)
So schreibt das„ Reich" nach der Wahl! Vor der Wahl verteidigte es bekanntlich den von Schowalter verspotteten Landestenner" Trotha gegen eine viel harmlosere Kritik des Vorwärts" in einer Notiz, deren Abgeschmacktheit nur durch ihre kolonialphantastische Trotha- Gläubigkeit überboten wurde!
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Jetzt warnt man vor dem Kolonialschwindel, den man bis zum 5. Februar mitmachte!
Mögen die Wähler das„ Cavete" beherzigen! Mögen sie sich vor neuem Kolonial- und allem nationalen Schwindel überhaupt fünftig besser hüten!-
Ein Opfer des freisinnigen Kurswechsels. Die Literarische Praxis", das Organ verschiedener bürgerlicher Schriftsteller- und Journalistenverbände, veröffentlicht folgende Zuschrift:
In Nr. 3 der Literarischen Braris" findet sich eine Notia betr. den Rücktritt Hermann Walters, leitenden Redakteurs des„ Gothaischen Tageblattes", von seiner Stellung. Nachstehend eine Schilderung der Sachlage:
allen ihm zu Gebote stehenden Mitteln zu führenden Kampf gegen die Sozialdemokratie betrachtet. In diesem Sinne find die Mitglieder des Zentralverbandes auch, unter Betätigung einer außergewöhnlichen Opferwilligkeit, mit Eifer und Energie in den nun hinter uns liegenden Wahlkampf eingetreten. Wir sind stets überzeugt gewesen, daß Euer Durchlaucht die vorerwähnten Gefahren voll erkannt haben; die im Laufe der Zeit und bei verschiedenen Anlässen von Euer Durchlaucht gegen die Sozialdemokratie gebrauchten starken Worte erweisen die Richtigkeit unserer Ueberzeugung. Wer sich ein objektives Urteil über die Machtverhältnisse der Parteien und deren Grundlage und Stüßpunkte bewahrt und die einzig mögliche Entwickelung sich mit einiger Klarheit vor Augen gehalten hat, der mußte erkennen, daß der von Euer Durchlaucht, unter einmütiger Zustimmung der verbündeten deutschen Regierungen, mit der Auflösung des Reichstages aufgenommene Stampf einzig gegen die vaterlandslose, kulturfeindliche Sozialdemokratie gerichtet sein konnte und in der Tat gerichtet war. Das Ergebnis der nunmehr beendeten Wahlen, die schwere Nieder lage der Sozialdemokratie, bezeugt, daß Euer Durchlaucht den national gesinnten Wählern diejenige Aufgabe gestellt hatten, durch die alle, auch die sonst Lässigen, zur äußersten Anstrengung und Pflichterfüllung bei den Wahlen aufgerüttelt werden fonnten. Zu diesem großen Erfolge, zu dieser rettenden Tat gestatten wir uns im Namen des Zentralverbandes, Euer Durchlaucht in wärmster Weise zu beglückwünschen. Dabei geben wir der Hoffnung Ausdruck, daß Euer Durchlaucht nach diesem Hochbedeutsamen Ergebnis der Wahlen den Kampf gegen die Sozialdemokratie mit gleicher Umsicht und Energie und mit gleichem Erfolge weiterführen werden. An unsere aufrichtigen Glückwünsche gestatten wir uns die Versicherung zu knüpfen, daß der Zentralverband es als eine seiner ernstesten Pflichten ansieht, Guer Durchlaucht, wie bisher, so auch in Zukunft in dem Kampfe gegen die Sozialdemokratie mit aller ihm eigenen Kraft zu unters stüßen.
Mit vollkommenster Hochachtung und Ehrerbietung Das Direktorium des Zentralverbandes Deutscher Industrieller. gez. R. Vopelius, gez. H. A. Bued, Vorsitzender. Generalsekretär. charakterisieren. Der Glückwunsch fehlte noch, um die Wahlen von 1907 zu Der Zentralverband der Scharfe ma cher freut sich des Wahlausganges und er hat allen Grund dazu. Das Scharfmachertum ist mit der Regierung zufrieden und die Regierung rühmt sich seiner Freundschaft. Aber die Sozialreform wird nicht still stehen, versicherte die National Beitung" vor der Wahl!
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Vor dem Haufe des„ Lotal- Anzeigers" stand tausendköpfig die Creme des randalierenden Berlins , die sich diebisch freute, unter den Augen der hohen Polizei in der Maste patriotischen Interesses sich nach Herzenslust angröhlen zu können. Hochrufe und schrilles Pfeifen begleiteten wie bei der Hauptwahl die Lichtbilder der Wahldepescheu. Dazwischen erklang auch die Wacht am Rhein."
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Seiner Tradition nach ist das„ Goth . Tagebl.", tie aus seinen Abonnementseinladungen und seiner ganzen Tradition hervorgeht, ein lintsfreisinniges, demokratisches Blatt. Unter dem Einfluß gewisser Kreise sollte das Blatt, das von zwei jungen Verlegern, den Brüdern Gaston und Es wird dann geschildert, wie diese Creme des randalierenden Alfred Nehrlich, bewirtschaftet wird, jest zur Wahlzeit Berlins " vor das Schloß zog, wie Prinzen am Fenster des Schlosses eine Schwenkung vornehmen und für die Kandidatur des erschienen und der Kaiser seine Ansprache hielt, die dann mit Erbprinzen zu Hohenlohe- Langenburg einbrausenden Hurrarufen" und dem Gesang der Nationalhymne treten. Kollege Walter hätte diese Schwenkung nicht mit beantwortet wurde. machen können, ohne seine in 2½jähriger Tätigkeit am Es wird für Wilhelm II. nicht gerade erfreulich sein, " Gothaischen Tageblatt" festgelegte politische Ueberzeugung zu von der Kölnischen Zeitung " zu vernehmen, daß er seine Ansprache verleugnen. Ein solcher Gesinnungswechsel ist ihm auch nicht an die Creme des randalierenden Berlins " gehalten zugemutet worden. Der Verlag erklärte vielmehr einfach den hat, die sich„ diebisch freute, unter den Augen der hohen Anstellungsvertrag Walters, der einjährige Polizei in der Maste patriotischen Interesses Kündigungsfrist vorsieht, auf Grund§ 626 des B. G.-B. ich nach Herzenslust angröhlen zu können". für aufgehoben und ersuchte ihn durch einen Rechtsanwalt, seine redaktionelle Tätigkeit sofort einzustellen. Dies ist denn auch geschehen, und Walter kann nun den langwierigen Prozeßweg beschreiten.
Zum besseren Verständnis sei hier der§ 5 seines Anstellungsvertrages wiedergegeben, mit dem die Verleger ihre Handlungsweise rechtfertigen wollen. Er lautet:
Die Dauer des vorstehenden Vertrages wird beiderseits auf 2 Jahre bemessen. Wird der Vertrag nicht jeweils ein Jahr vor Ablauf gekündigt, so gilt er stets auf ein Jahr verlängert. Die Einhaltung dieser beiden Bestimmungen wird jedoch seitens des Verlages davon abhängig gemacht, daß Herr Walter seine redattionelle Tätigkeit im Einklang mit dem Interesse des Geschäfts, der Tradition des„ Gothaischen Tageblattes" sowie den diese wahrenden Anschauungen der Herren Verleger hält. Geschicht dies nicht, so hat der Verlag das Recht, bierteljährlich zum Quartalsersten zu kündigen."
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Die Wahl hat wieder mit dem Siege der Zentrumspartei geendet. In der Hauptwahl erhielt das Zentrum 17 817, unser Genosse Hofs richter 15 661 und der liberale Kandidat 10 842 Stimmen. Bei der Stichwahl zerfielen die Liberalen in drei Gruppen von annähernd gleicher Größe: ein Drittel blieb der Stichwahl fern, ein weiteres Drittel wählte den Zentrumsmann Trimborn und das letzte Drittel wählte fozialdemokratisch. Aehnlich war es bei der Wahl 1903. Diejenigen, die bon der Verschärfung der Gegnerschaft zwischen Zentrum und Liberalen in Köln , hervorgerufen durch den Kampf um die Rathausmehrheit, die Gefährdung des Zentrumsmandats erwartet haben, befanden sich in einer argen Täuschung. Zu den Enttäuschten gehören vor allem die Kölner ungliveralen, die den rheinisch- westfälischen Kuhhandel zwischen Liberalen und Zentrum zu Falle gebracht haben und die Proklamation der Wahlfreiheit zwischen Trimborn und Hofrichter Selbstverständlich ist in dieser Sache noch nicht das letzte durchsetzten. Die von ihnen ausgesprochene Absicht, die Wahl des Wort gesprochen. Es ist rein unmöglich, daß der obenangeführte Sozialdemokraten zu empfehlen, haben die Jungliberalen nicht Paragraph eine Aenderung der Anschauungen der Herren Ver- wahr gemacht; es wird ihnen sowohl der ernste Wille wie der Mut leger" sowohl über die politische Haltung wie über das Geschäfts- gefehlt haben. Geradezu erbärmlich hat sich in Köln wieder der interesse" von heute zu morgen in Aussicht genommen haben Richter- Freifinn in einzelnen seiner Vertreter benommen: bon freisollte. Kein denkender Mensch würde einen solchen Kontrakt finniger Seite die Vereinigten liberalen Parteien" Kölns uma unterschreiben, am allerwenigsten Kollege Walter, der den Typ fassen alle Richtungen vom fonfervativsten Nationalliberalen bis des charakterfesten Politikers repräsentiert und seiner Ueber zum Demokraten - fuchte man den Kompromiß mit dem Zentrum zeugung bereits früher Opfer gebracht hat. Bedauerlich ist nur, Burchzusetzen, um dem Volksparteiler Oberlandesgerichtsrat Müllerdaß sein gutes Recht erst durch einen Prozeß etftritten werden Stöln das Altena - Iserlohner Mandat durch Klerikale Hülfe gegen den muß. Sozialdemokraten zu sichern. In heutiger Nummer des„ Beobachter" veröffentlichen Sie Herr Hermann Walter ist dem Dernburg - Kurs zum Einer dreisten Wahlbeeinflussung hat sich am Tage unter der Spitzmarke„ Die Hinterliſt der sozialdemokratischen Opfer gefallen. Er wollte seine Ueberzeugung nicht ver- vor der Stichwahl der Kölner Oberbürgermeister Beder Parteileitung" einen Brief, unterzeichnet:" Der Landesvorstand. leugnen und seine politische Vergangenheit nicht pro- fchuldig gemacht. Er ließ ein Blakat ankleben, worin er in unJ. A.: Karl Oster", worin unsere Parteigenossen im 7. Wahl- ftituieren, und weigerte sich deshalb, in seinem Blatte für erhörter Weise gegen den sozialdemokratischen Stichwahlkandidaten, freis, entgegen der für dort festgesetzten, auf Wahl- die Kandidatur des kolonialen Vorschußprinzen den Tamtam für Trimborn Stimmung machte. Vorsichtigerweise unterer zeichnete „ Wilhelm Becker, enthaltung lautenden Stichwahlparole, aufgefordert werden, zu schlagen. Herr Walter ist freilich ein weißer Rabe- Ehrenbürger der Stadt Köln ". Herr Beder ist dieser Tage zum Wirklichen Geheimrat gegen den Volksparteiler Schweikhardt und für den Konservativen von den Tausenden jener freisinnigen Journalisten, die mit dem Titel Erzellenz ernannt worden, vermutlich zum Lohne für Adlung zu stimmen. gestern noch die Wertlosigkeit unserer Kolonien bewiesen und seine Sozialistenfresserei und illoyale Behandlung der politischen Es ist leider Tatsache, daß dieser Brief von dem im Partei- gegen die Kolonialausgaben wetterten, um sich heute in Arbeiterbewegung. Durch das Plakat hat der Mann erneut den Bea bureau beschäftigten Hülfsarbeiter Ofter an Parteigenossen des Kolonialenthusiasmus zu überschlagen, brauchte keiner zu weis feiner unentwegt nationalen und staatserhaltenden Gesinnung 7. Wahlkreises geschrieben wurde. Davon hatte jedoch weder der fliegen", weil sie sich alle fügten". erbringen und den Dank für den Titel abstatten wollen. Den Kölner Parteisekretär Wasner, noch sonst irgend ein Mitglied des Landes- Darüber, daß Herr Walter seiner Stellung enthoben Nationalliberalen, deren Barteimitglied Herr Becker ist, hat er durch vorstandes Kenntnis. Die dem Schreiben angefügte Unterschrift wurde, weil er sich den Wünschen seiner Verleger und der seinen Uebergriff schwerlich genügt.- war deshalb nach jeder Richtung unberechtigt. Schwenkung der freisinnigen Windfahnenpolitiker nicht fügen Wir stehen auch nicht an zu erklären, daß wir dieses eigenmächtige wollte, braucht man sich nicht besonders zu entrüsten. Wer Vorgehen des Genossen Oster entschieden verurteilen und ersuchen nicht die Fähigkeiten eines Proteus, dagegen so etwas wie bemüßigt gefühlt, im Scherlichen„ Tag" an die Regierung die Der im Wahlkampfe durchgefallene Freiherr v. Jedlig hat sich Sie, Ihren Lesern durch Abdruck dieser Zeilen hiervon Kenntnis demokratische Prinzipien besitzt, darf eben nicht so unvorsichtig Mahnung zu richten, den extrem- agrarischen Tendenzen, die durch sein, einen Redakteurposten an freisinnigen Blättern be- den Wahlausfall eine beträchtliche Stärkung erfahren hätten, nicht Darüber freilich, daß es von unendlicher Schäbig sammenhalten der nationalen Mehrheit" nicht gefährdet werde. Ueber die Zügel schießen zu lassen, sondern so zu bremsen, daß das„ Zufeit zeugt, einen charakterfesten Mann dem loyal ver: Diese Mahnung ist die„ Deutsche Tagesztg.", welche die günstige Situation standenen Sinne seines Stontrattes entgegen einfach aufs mit allen Sträften für die Sonderintereffen des Großgrundbefizes Straßenpflaster zu werfen, braucht natürlich kein weiteres Wort verloren zu werden! ausnutzen möchte, sehr ungehalten. Es ist jammerschade", schreibt fie, daß Herr v. Zedlig nicht selbst in der Lage ist, im Reichstage „ die extrem agrarischen Tendenzen zu bremsen". Diese Brems tätigkeit würde nicht nur auf die Männer der schärferen agrarischen Tonart, sondern allenthalben einen erheiternden Eindruck machen."
geben.
Stuttgart , den 5. Februar 1907. Für die Mitglieder des Landesvorstandes der Sozialdemokraten Württembergs:
Ed. Steinbrenner. Friedr. Fischer. Wilh. Kowald. J. Harder. J. A.: Der Sekretär: Otto Wasner.
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Wilh. Schwab.
Die Wahrheit über den Kolonialſchwindel sidert jetzt selbst in Blättern durch, die vor der Wahl die phantastischsten Dernburgiaden ihren Lesern als bare Münze vorfekten. So schreibt im Reich" der bekannte Missionar Schowalter: „ Kürzlich ging durch die Blätter ein Auszug aus einer Rede Trothas. Der Mann, der einst von einer füdafrikanischen Inspektionsreise zurückkehrte, ohne auch nur einen betrunkenen Tommy) gesehen zu haben, ist nun aus Südwest heimgekehrt und sieht im Geiste bereits den Getreideexport aus unseren Kolonien, der ihm folgt und unseren Landwirten Konkurrenz macht. Dabei lebt die reiche Kapkolonie, die seit mehr als 100 Jahren erschloffen ist, und das Burenland, das uns 50 Jahre voraus ist, teilweise von fremdem Getreide! In einer Münchener Versammlung schilderte ein Hotelier aus Swakopmund Südwest als ein Land, dessen Wildreichtum so groß sei, daß man Antiloven und Büffel zu Tausenden" antreffe. Man braucht diese
kleiden zu wollen.
Der Glückwunsch der Scharfmacher.
Die Nordd. Allgem. 3tg." teilt mit: Der Zentral verband deutscher Industrieller hat anläßlich des glücklichen Ausfalles der Reichstagswahlen nachstehende Glückwunschadresse an den Reichskanzler Fürsten v. Bülow gerichtet: Durchlaucht!
Das starke Anwachsen der Sozialdemokratie, die außerordentliche Zunahme der für diese Partei bei den Wahlen des Jahres 1903 abgegebenen Stimmen und ihrer Vertreter im Reichstage find von uns mit wachsender Besorgnis wahrgenommen worden. Der von uns vertretene Zentralverband deutscher Industrieller hat überhaupt niemals die Gefahren verkannt, mit denen das Treiben der Sozialdemokratie und ihrer gewerkschaftlichen Organisationen den Staat, die Gesellschaft, die Arbeit des Volkes und damit ganz besonders das wirtschaftliche Gedeihen der Nation bedroht. Der Zentral verband hat daher als eine seiner vornehmlichsten Aufgaben den mit
Heimatspolitische Gelüfte.
Es ist merkwürdig, wie sich die Tonart des landbündlerischen Blattes seit dem 5. Februar geändert hat. Vorher predigte es jeden Tag Einigkeit und wollte selbst den Freifinn in diese Einigkeit einbezogen wissen; jetzt findet es, daß selbst der Reichsparteiler v. Jedlig zu weit links steht.-
Der lange Möller ausgepfiffen. Durch die bürgerliche Presse ging dieser Tage eine Meldung, wonach der durchgefallene Stichwahltandidat für BielefeldWiedenbrüd, der Staatsminister a. D. Th. v. Möller, von Sozialdemokraten am Sprechen verhindert und dann noch auf der Straße insultiert worden sei. Wie sich der Vorgang wirklich ab= gespielt hat, darüber berichtet die Bielefelder „ Volkswacht"