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Abströmen von uns wird aufhören und einer rückläufigen Be- wegung Platz machen. Die Unzuverlässigkeit dieser Schichten dar für uns kein Grund sein, sie zu unterschätzen und zu ignorieren. Von der Parteiorganisation allerdings müssen wir alle Mitläufer fernhalten; da hinein passen nur überzeugte Sozialdemokraten. Aber in die Armee unserer Wähler gehören alle hinein, die müh- selig und beladen sind. Sie alle finden keinen besseren Anwalt als die Sozialdemokratie, und je mehr sie das erkennen, je zahl- reicher sie sich um unsere Fahne sammeln, desto leichter wird unser Sieg. Diese Schichten sind im Grunde auch Proletarier. allerdings nicht ausgesprochene, in keiner klaren Klajsenlage be- sindliche. Wohl können manche von ihnen mitunter, wie eben jetzt in höherem Grade als sonst, in Konflikt mit proletarischen Jnter- essen geraten und in Versuchung kommen, sich auf Kosten des Proletariats zu retten und zu heben. In solchen Fällen müssen wir ihnen entschieden entgegentreten. Nie dürfen wir dem Be- dürfnis, ihre Stimmen zu gewinnen, ein proletarisches Interesse opfern oder ihnen Aussichten machen, die unvereinbar sind mit dem Gange der ökonomischen Entwickelung. Aber wir dürfen nicht bloß, wir müssen, getreu unseren Grundsätzen, für sie eintreten, wo sie als Menschen, als Staatsbürger, als Ausbeutungsobjekte des Kapitals oder des Grundbesitzes bedrängt und geknechtet werden. Und wir sind die einzigen, die ihnen tatsächlich helfen können, so- weit ihnen zu helfen ist. Nicht nur in der fernen Zukunft, in der sozialistischen Gesellschaft, die ihnen allen ein menschenwürdiges Dasein bieten wird, sondern auch in der Gegenwart.?luch wo wir für ihre unzulänglichen, oft unnützen, ja geradezu schädlichen Be- triebsformen nichts mehr tun können, wirkt jeder erhebliche Ge- winn der Arbeiterklasse auf sie alle zurück, ihre Existenz als Ar- beiter erleichternd, für ihre Kinder den unvermeidlichen Ueber- gang ins Proletariat aus einem Abstieg in einen Aufstieg ver- ivanbelnd. Keine bürgerliche Partei kann ihnen helfen, kann sie auf die Dauer befriedigen. Mögen sie sich zeitweise von uns abgestoßen fühlen, mögen viele von ihnen im Einklang mit ihrer veralteten Betriebsform in veralteten, reaktionären Gedankengängen und politischen Formen Befriedigung suchen, große Scharen von ihnen müssen immer und immer wieder zu uns zurückkehren, und sie können unseren Kampf erheblich erleichtern, wenn sie uns nicht dazu verführen, daß wir auf sie als eine feste Kerntruppe bauen und ihnen zuliebe den proletarischen Charakter unserer Partei verschleiern. Je mehr sich die Klassengegensätze zuspitzen, desto entschiedener muß dieser Charakter auch in unseren Wahlkämpfen zutage treten. Daß der Ausgang des Wahlkampfes ein Ansporn ist, unsere Propaganda auch außerhalb der Wahlzeit kraftvoller als je zu treiben, unsere Organisation auszubauen, den Leserkreis unserer Presse zu vermehren, das engste Verhältnis zu den Gewerkschaften zu pflegen, die Propaganda und Organisation unter den Polen planvoller und energischer zu betreiben das bedarf keiner Aus- sührung, das sind Selbstverständlichkeiten. In dem verstärkten Ansporn zu alledem wird für unsere Partei die beste und segens - reichste Wirkung unserer Niederlage liegen. Nicht zum mindesten aber rechnen wir für den kommenden Aufstieg auf unsere Gegner. Wenn nicht die Stichwahlen uns ganz unerwartet günstige Resultate bringen, erhält die Regierung, was sie anstrebte, eine Majorität, die ihr in allem zu Willen ist. Die Sozialdemokratie zieht in den Reichstag an Mandaten geschwächt ein, der Liberalismus an Umfang wohl etwas erweitert, aber kastriert, das Zentrum unzuverlässig und höchstens in Kleinigkeiten zu energischer Opposition geneigt: so findet die Regierung keinen Hemmschuh mehr für ihren Tatendrang. Ja, die neue Majorität hemmt sie nicht nur nicht, sie drängt sie vorwärts. Der Wahlkampf wurde geführt im Zeichen der Kolonien, er wurde von den bürgerlichen Parteien gewonnen durch Entfesse- lung der ausschweifendsten Erwartungen über die Leistungen der Kolonien. Nun werden die Sieger verlangen, daß die Ver- sprechungen zur Wirklichkeit werden, daß aus den fabelhaften Dattelkisten auch wirkliche Palmen ersprietzen, und zwar möglichst bald. Unter diesen Palmen wird aber Dernburg nicht lange un- gestraft wandeln. Er mag sich drehen und wenden, wie er will, aus unseren Kolonien ist in absehbarer Zeit nichts zu holen. Um so krampfhafter wird man sich bemühen, unsere Kolonialpolitik profitabel zu gestalten, man wird ungezählte Millionen für sie ver- pulvern und wird, da mit den gegebenen Gebieten doch nichts an- zufangen ist, nach anderen, gewinnreicheren Gebieten die Hand aus- strecken. So wachsen die Flottenrüstungen, die Steuern, aber auch das Mißtrauen des Auslands, die Isolierung Deutschlands , die Gefahr internationaler Verwickelungen, selbst eines Weltkriegs. Die Sozialdemokratie ist der Friede. Eine starke Sozialdemo- kratie in Deutschland bildete bisher den sichersten Hort des Welt- friedens. Und nun hat ein plötzlicher Paroxismus der schlaf- mützigsten, ängstlichen, am wenigsten kampflustigen Elemente Deutschlands , die die erhabene Partei der NichtWähler ausmachen, die Schutzwehr des Weltfriedens niedergerissen und die Bahn frei gemacht für eine Aera ungehemmter Weltpolitik, deren abschüssige Bahn im Weltkriege endet. Es ist nicht die Sozialdemokratie, welche diese Katastrophen- Politik betreibt. Sie wirkt ihr vielmehr aufs kraftvollste entgegen. Aber sie ist die letzte Partei, die ihre Wirkungen zu fürchten hat. Diese tonnen vielmehr den Gang der Entwickelung ungeheuer be- schleunigen. So ist es nicht unmöglich, daß gerade unsere Nieder- läge am 25. Januar, die auf den ersten Blick dazu angetan scheint, unseren Sieg um ein Erhebliches weiter hinauszuschieben, ein Mittel wird, ihn rascher herbeizuführen, als wir es selbst geahnt. Die großen Ereignisse der Weltgeschichte kommen stets über- raschend, und der Ueberraschung vom 25. Januar für uns mag bald eine noch größere Ueberraschung für unsere Gegner folgen. Hua der Partei. Eine Preßkonferenz. DieSchwäbische Tagwacht" richtet folgende Auf- forderung an die Adresse des Parteivorstandes: Mit dem heutigen Tage geht der Wahlkampf zu Ende. Das Ergebnis der Wahlen wird noch zu mancherlei Betrachtungen Anlaß geben. Es müssen die Lehren aus diesem Kampfe gezogen, es müssen vor allem die nächsten Zukunftsaufgaben der Partei besprochen tverden. Dazu wird sicherlich der nächste Parteitag Gelegenheit bieten. Aber unsere Parteipresse kann und darf mit der Erörterung dieser Fragen nicht bis dahin warten. Sie wird Stellung nehmen, Anregungen geben, Vorschläge machen müssen zu den Dingen, die in erster Linie zu tun sind. Dabei muß selbstverständlich der Meinungsfreiheit vollster Spielraum gelassen werden. Aber so manches' Mißverständnis, so manche Gereiztheit. so mancher Zusammenstoß kann vermieden werden, wenn unter den Ver- tretern der Parteiredaktionen bald eine mündliche Aussprache stattfindet. Nach Mitteilungen deS Parteivorstandes auf dem letzten Parteitage war ohnedies für das laufende Parteijahr eine Zusammenberufung der politischen Redakteure der Partei- presse geplant. Jetzt, nach Beendigung des Wahlkampfes. den man auf dem letzten Parteitage nicht in Rechnung stellte, ist der geeignetste Zeitpunkt für eine solche Konferenz gekommen. Wir richten deshalb an den Pnrteivorstand das Ersuchen, sich bald nlit der Frage der Einberufung der geplanten Konferenz zu be- fassen und den Termin so bald als möglich festzusetzen. Je rascher das geschieht, um so nützlicher wird es der Partei sein. Es gibt mancherlei dringende Aufgaben der Partei zu besprechen und in Angriff zu nehmen, in denen ein ernhermcheS, geschlossenes Handeln der Parteipresse äußerst wünschenswert erscheint, weil es den größten Erfolg garantiert. Die Kollegen von der Parteipresse bitten wir, zu diesem Vorschlag Stellung zu nehmen und ihn zu unterstützen." Die Parteipresse dürfte sich wahrscheinlich einstimmig mit dieser Korderung einverstanden erklären. DieL e i p z. Volkszt g." hat es bereits getan. Vom Fortschritt der Presse. DieBergische Arbeiter» stimme" zu Solingen hat in den letzten drei Monaten rund 1800 Abonnenten gewonnen. Die Dortmunder Arbeiterzeitung" steigerte in den letzten Wochen ihre Abonnentenzahl um mehr als 3000. Bon den Organisationen. Im Wahlkreis Dortmund- Hörde ist die Parteiorganisation während des Wahlkampfes um mehr als 1000 Mitglieder gewachsen. Genosse v. Vellmar , so meldet dieMünchener Post" unterm 6. Februar, mußte sich infolge eines alten Leidens einer Operation unterziehen, die heute imRoten Kreuz" vorgenommen wurde und einen glücklichen Verlauf nahm, so daß Hoffnung besteht, daß V o l I m a r in ganz kurzer Zeit völlig hergestellt ist. DerBolkSbote" zu Stettin schreibt zum Stichwahlergebnis unter anderem: Freilich sind es nicht die eigenen Fehler, denen die pommerfche Sozialdemokratie ihre Niederlage zu verdanken hat. Abgesehen von einem Wahlkreis, wo die Parteigenossenschaft so ziemlich alles billigte, was an Fehlern in der deutschen Sozialdemokratie seit 1903 verübt worden ist, hat die pommerfche Partei- genossenschaft immer nur mit schmerzlichen Gefühlen die lange Reihe unerquicklicher Vorkommnisse, die das Prestige unserer Partei in den breite» Massen des Volkes so sehr gemindert haben, betrachten können. Aber eine Partei, die als geschlossene Phalanx in den Kampf zieht und einheitlich handelt, leidet auch einheitlich unter den Fehlern, die von einzelnen Gruppen der Partei be- gangen werden. Daraus ergibt sich für die pommerfche Sozial- demokratie die Lehre, ihren Einfluß innerhalb der Partei mehr zur Geltung zu bringen, als dies bis dahin der Fall war, und mit größerer Entschiedenheit ihre weitschauende Politik zu ver- treten, selbst wenn dies ohne persönliche Reibungen nicht durch- führbar ist. Man darf auf die Entwickelung dieser weitschauenden Politik gespannt sein. pollreiluffes» Oeriditlicdcs ukw. Straftonto der Presse. Vor dem Schwurgericht Nürnberg hatte sich der Genosse Emil Zöllner von Fürth , der im Sommer eine Zeitlang vertretungsweise dieFränkische Tagespost" zeichnete, wegen übler Nachrede zu verantworten. Am 27. Sep- tember v. I. wurde in einer Verhandlung am Schöffengericht Nürn- berg ein Streikender wegen Vergehens gegen§ 153 zu 11 Tagen Gefängnis verurteilt. Das Urteil wurde in derTagespost " scharf kritisiert. Dabei wurde auch bemerkt, daß einer der Schöffen während der Verhandlung geschlafen habe. Diese Bemerkung gab den Anlaß zur Anklage. Der Vorsitzrnde des Ge- richts meinte, es könne ja vorkommen, daß ein Schöffe schlafe, aber das brauche man doch nicht an die große Glocke zu hängen, nament- sich nicht zur damaligen Zeit, wo infolge der Streikunruhen eine große Erregung unter der Bevölkerung geherrscht habe!(Diese Er- regung ist aber weniger durch solche Bemerkungen derTagespost " als durch das Vorgehen der Behörden und durch unverständliche Gerichtsurteile gegen streikende Arbeiter genährt worden.) Die beiden als Zeugen erschienenen Schöffen wollten nicht geschlafen haben, während von anderen Zeugen bekundet wurde, daß der Schöffe Minnameier öfters den Kopf auf die Brust fallen ließ; im Zuhörer- räum hätten Leute einander darauf aufmerksam gemacht, daß ein Schöffe schlafe. Die Geschworenen erkannten auf schuldig, worauf das Gericht Zöllner zu sieben Tagen Gefängnis ver- urteilte. Hud Industrie und ftandel Beide naß! Ueber die Bedeutung der Reichstagswahl äußert sich der Handels- Vertragsverein in semen Mitteilungen also: Erfreulicherweise hat ja der Liberalismus eine er- höhte Zahl von Mandaten und einen in vielen Kreisen erstaunlichen Stimmenzuwachs zu verzeichnen. Das ist an sich sehr schön, nur werden die Stichwahlen leider das Er- gebnis haben. daß alles in allem diejenige Gruppe, welche vom wirtschaftspolitischen, speziell vom Handelspol i- tischen Standpunkte aus als reaktionärer Block bezeichnet werden muß, ihre parlamentarische Machtstellung er­heblich auf Kosten der Opposition verstärkt. Und das eröffnet trübe Aussichten. wenn man an die großen Wirt- s ch a f t l i ch e n Aufgaben denkt, welche dieser Reichstag während der nächsten fünf Jahre zu erledigen hat. Wir können daher den Wahlausfall nurmit einem heiteren, einem nassen Auge" betrachten: so erfreulich vom liberalen Stand- Punkt aus in allgemein politischer Hinsicht die geänderte Zusammensetzung des Reichsparlaments sein mag, so sicher ist, daß auf einenfrifcherenLuftzug und eine freiere Bewegung der Kräfte im Wirtschaftsleben weniger denn vorher zu rechnen sein wird. Mehr als je müssen die an einer freiheitlichen Wirtschaftspolitik interessierten Kreise alle ihre Kräfte einsetzen, um die jedenfalls mit verstärkter Wucht hereinbrechende agrarische Reaktion abzu- wehren. Noch in dieser Session werden dem neuen Reichstage eine Reihe von wichtigen Maßnahmen handelspolitischen Charakters zur Beschlußfassung vorliegen und zwar handelt es sich um die Erneuerung unseres handelspolitischen Verhältnisses zu den Ver- einigten Staaten, zu England, Spanien und Kanada . Dabei wird eS Aufgabe des Handelsvertragsvereins sein, dem von den Agrariern sehnlichst gewünschten Ausbruche eines Zollkrieges mit den drei ersten Staaten nach Kräften entgegenzuwirken. Daß der neue Reichstag große Neigung zeigen wird, Er- leichterungen und Reformen auf dem Gebiete der inneren Wirt- sifiaftspolitik vorzunehmen durch Abänderung des verfehlten Börsengesetzes, grundsätzliche Ausgestaltung des zollfreien Ver­edelungsverkehres, durch Ermäßigung der Gütertarife, durch ge- rechtere Verteilung der Steuerlasten u. a. m., darf wohl ebenso bezweifelt werden." In der Stichwahl haben die Freifinnigen alle ihre Kräfte zur Stärkung der Reaktton eingesetzt. Mit bewunderungswürdiger Selbstverleugnung haben sie konservativ und antisemitisch gewählt. Der Dank vom Hause Reaktion wird das eine lachende Auge auch bald mit Salzwasser füllen._ Grenzen des Patriotismus. DerRatgeber auf dem Kapitalmarkt" befürwortet Bestrebungen, die auf Gründung einer deütschen Bank in Paris hinzielen. Dadurch werde französisches Kapital für die deutsche Industrie intercsfiert, und französische Kapitalisten könnten aus den großen Transaktionen, wie z. B. die in Aussicht stehende Fusion zwischen einem großen Hüttenwerk und der Bergwerksgesellschaft Harpen , deren Aktien an der Pariser Börse eingeführt sind, respektablere Gewinne ziehen. Kurzum, französisches und deutsches Kapital könnten bei Vertrustung der Großindustrie brüderlich zusammen arbeiten lies: ausbeuten! Schließlich heißt es dann: Kann es überhaupt in derartigen Fragen patriotische Bedenken gebe», oder ist der KoSmopolitiSmus nicht dir einzig richtige Politik?" Aus der Praxis derPatrioten" ist die Frage dahin zu beant- warten: Beim Geldbeutel hört für die herrschende Gesellschaft der Patriotismus auf; die Gewinn- und Plündersucht ist international. National ist für die Hurrapatrioten alleS. was dazu dient, ihnen die Ausbeutung der eigenen proletarischen Volksgenossen und auch des ausländischen Proletariats zu erleichtern. Diesem Zwecke dienen alle internationalen Unternehmer- und Kapitalsvereinigungen. Wer gegen solchen Internationalismus sich auflehnt, ist ein Reichsfeind, ein vaterlandsloser Geselle. TerroriSmnS. Ueber Terrorismus ist in den letzten Tagen viel geschrieben worden das heißt, es wurde der Sozialdemokratie TerrorismuS angelogen. Daß gerade die großkapitalistischen Gebilde rücksichtS- losen Terror ausüben, dafür haben wir schon zahlreiche Beispiels angeführt. Ein neuer Beleg dafür, wie durch die kapitaliftiicko Entwickelung alle Selbständigkeit, jeder Individualismus unterdrückt wird, siegt in einem Erlaß derWests. Kohlenhandelsgesellschaft" an ihre Kunden vor. Er lautet: Hierdurch teilen wir Ihnen ergebenst mit. daß wir ab 1. April 1907 in der Lage sind, Ihnen ein gutes rheinisches Brennlohlen-Brikett zu liefern. Vom genannten Zeitpunkt ab können wir Ihnen deshalb den Bezug dieses Produktes von anderer Seite nicht mehr gestatten." Die Wests. Kohlenbandelsgesellsckiaft. eine Unterabteilung des Rhein.-Westf. Kohlenkontors, das wiederum unter der Kontrolle deS Kohlensyndikais steht, gestattet nicht, daß ihre Abnehmer ein Produkt von anderer Seite beziehen._ Nationale Empfindungen. DieDeutsche Nationalbank" versendet ein Zirkular, aus dem wir folgende Sätze hervorheben: ... Die Prosperität unserer Industrie hat in den letzten Jahren schwer unter dem Druck der sozialdemokratischen Führer zu leiden gehabt, welche die Devise ausgaben, es solle eine Ver- kürzung der Arbeitszeit und eine Erhöhung der Stundenlöhne herbeigeführt werden, der einzelne Arbeiter dagegen seine Ar- beitsleistung vermindern. Wir sind der Ansicht, daß das Fiasko der Partei den Gewalttätigleiten der Führer ein Ende bereiten muß und daß wieder normalere Verhältnisse auf dem Arbeitsmarkte sowie ein Nachlassen der Lohnbewegung eintreten dürsten, was eine günstige Rückwirkung auf die gesamte Wirtschafts- läge haben muß.... Die Beschäftigung der Kohlenindustrie bleibt glänzend, es kann nicht annähernd so viel erzeugt werden wie der Konsum benötigt. Da aber bei stetig steigenden Löhnen die Leistung der Arbeiter fortgesetzt geringer wird und auch der Wagenmangel in nie gekannter Weise die Förderung im Revier beeinträchtigt, so entsprechen die Berkaufserlöse nicht mehr recht den berechtigten Wünschen der Interessenten. In Oberschlesien ist seit dem 1. Januar eine Erhöhung der Kohlenpreise in Kraft ge- treten, im rheinisch-westfälischen Revier wird eine solche vom 1. April ab durchgeführt werden. Es muß zugegeben werden, das; diese Erhöhung eine absolute Notwendigkeit war und schon früher hätte eintreten sollen, doch hat das Syndikat dieselbe so lange wie möglich hinausgeschoben, weil seine Politik vor allem darauf gerichtet ist, die Weitercntwickelung der Gesamt- industrie zu fördern und keinesfalls zu stören. Die schon seit längerer Zeit bestehende Tendenz, die großen montanistischen Unternehmungen Westfalens zu vertrusten, hat einen weiteren Schritt vorwärts getan durch die Vereinigung der BergwerksgescllschaftNordstern" mit der HüttcnzechePhönix ". Bei den Großindustriellen Westfalens be- steht die feste Ueberzeugung, daß die Verhandlungen über die Kontingentierung der Produktion der Hüttcnzechen zu einem be- friedigenden Abschluß gelangen und den Wünschen der reinen Zechen einigermaßen Rechnung tragen werden. In der Elektrizitätsindustrie bleibt die Beschäftigung in allen Betrieben äußerst rege, und überall werden Ueberstunden und Nachtarbeit in größerem Umfange zu Hülfe genommen. Der Wunsch, die menschliche Arbeitskraft so weit wia möglich in den Betrieben auszuschalten, besteht in fast allen Industrien, und hierauf ist die starke Beschäftigung der Elektrizitätsbranche in erster Linie zurückzuführen... Daß die Führer auf eine Verminderung der Leistung des ein- zelnen Arbeiters hinwirken, daß die Leistung fortgesetzt geringer wird und daß die Preistreibereien unbedingte Notwendigkeit waren, ist einfach Schwindel. Solche Behauptungen dienen der nationalen Tugend, die Preise noch weiter zu erhöhen und die Löhne zu drücken, zum Segen der kapitalistischen Plusmacherei. Und um die Betätigung in dieser Tugend zu erleichtern, schließt die patriotische Bank ihre Epistel mit der Empfehlung verschiedener Papiere. ES ist doch schön, patriotisch und national zu sein, wenn man dabei Geschäftchcn machen kann._ Jubiläuius"-Ausstellungen! DieStändige Ausstellungs-Korn- inission sür deutsche Industrie" schreibt: In hohem Grade bezeichnend ür das Umsichgreifen des Ausslellungsunwesens ist es, daß für die Veranstaltung von Ausstellungen häufig nicht etwa ein auS der Industrie geäußertes Interesse ausschlaggebend ist, sondern daß hierfür irgend welche äußeren Anlässe vorgeschützt werden, die als ausreichende Motivierung nicht angesehen werden können. Hierzu gehören in erster Linie die sogenanntenJubiläums"- Aus- stellungen. Wenn auch zuzugeben ist, daß Jubiläen unter Umständen sehr wohl den Ausgangspunkt für Veranstaltungen bilden können. die einen gewissen Ueberblick über die Eni- Wickelung der Industrie und Landwirtschaft in längeren Zeiträumen geben sollen, so muß doch dagegen Einspruch erhoben werden, wenn hier und da kleinere Jnteressentengruppen irgend ein Jubiläum zum Vorwand nehmen, um ihren unbedeutenden Veranstaltungen durch das schmückende WortJubiläums-Ausstellung" ein Relief zu geben. So z. B. wenn Jubiläen von Regenten oder Jahrestage von Eni- deckungen und Erfindungen dazu herhalten müssen, Spezialgewerbs- gruppen, wie etwa Gastwirten, Bäckern, Buchbindern usw., als Aus- Hängeschild zu dienen.(Das bezieht sich jedenfalls auf die Ausstellung in Nürnberg . Anm. d. Redaktion.) Zwar ist erfreulicherweise die deutsche Industrie gegen derartige verführerische Beiworte wieinternationale",allgemeine",Jubiläums"- odergroße" Aus- stellung usw. schon recht skeptisch geworden; immerhin erscheint es aber doch zweckmäßig, gelegentlich einmal darauf hinzuweisen, wie fadenscheinig häufig derartige Zusammenhänge sind. Man lasse sich also durch solche hochtrabenden Bezeichnungen nicht beirren, sondern prüfe gegebenenfalls unter Beftagung derStändigen Aus- stellungskommlssion für die Deutsche Industrie" ob eine Aus- stellung für den betreffenden Erwerbszweig tatsächlich von praktischem Nutzen sein kann. Die Handelskammer zu Berlin hatte sich infolge der unvcr- änderten Wittcrungsverhältnisse nochmals an das königliche Polizei- Präsidium zu Berlin gewandt und um Genehmigung gebeten, daß auch am Sonntag, den 10. Februar d. I.. Güter und Waren im Handelsgewerbe angerollt und auf den Straßen abgeladen werden dürfen. Das königliche Polizeipräsidium erteilte hieraui«u- stimmenden Bescheid. Dividenden. Die Vereinigten Glanzstofffabrilen A.-G. in Elber- feld werden für das letzte Jahr 35 Prozent ausschütten, gegen 30 Prozent im Vorjahre. 13 Prozent gegen 10 Prozent im Vor- jähre erhalten die Aktionäre der Rbcinischen Spiegelglasfabrik. Der Auffichtsrat der Rheinisch-Westfälischen Diskonro-Gesellschaft schlägt eine Dividende von 8 Prozent vor. Für 1905 wurden 7'/z Prozent verteilt. Der Aufsichtsrat der Badischcn Bank schlägt für 1900 eine Dividende von ö'/e Prozent vor. Die vorjährige Dividende betrug ö'/o Prozent. Die Frankfurter Bank beantragt für 1906 die Verteilung von 9 Prozent Dividende(S1/, Prozent ün Vorjahre). Der AufsichtSrat des Blechwalzwerkes>schulz-nKaudt in Essen hat beichlossen. die Verteilung einer Dividende von 11 Prozent vorzuschlagen- Für 1905 betrug die kündende 7Vz Prozent.__ Sozialeg* Erste deutsche Konferenz zur Förderung der Arbeiterinnen- Am 1. und 2. März findet in Berlin in den Räumen der Bau- akademie(SÄinkelplay 6) eine von bürgerlicher Seite einberufene Erste deutsche Konferenz zur Förderung der Arbeiterinnen» Juteressen" statt. Der geschästLsühreude Ausschuß besteht