unserer Gegenorganisation behauptet wird, ein Verbänvler müsse„rot sein bis aus die Knochen". Wer warum auch nicht, sind diese Herren nicht vollauf dazu berechtigt— wenn der Artikel die Wahrheit enthält? Ist es möglich, dah am IS. Januar d. I. in Frankfurt a. M. beschlossen wurde, 250 M. zugunsten des sozialdemokratischen Wahlfonds aus der Kasse zu entnehmen? Ist es ferner möglich, daß eben dort in den „Mitteilungen für die Mitglieder des Bezirks Frankfurt a. M. < Verband der Deusichen Buchdrucker) Halbmonatsrapport" vom 2. Januar frei und offen für die Sozialdemokratie agitiert wird? Sollten die Frankfurter Kollegen wirklich den§ 1 unseres Statuts gestrichen haben, oder bin ich nur noch allein der Meinung, dah dort auf keinen Fall richtig gehandelt worden ist? Leider habe ich bis heute noch keine Beurteilung dieser Fälle im„Korr." gefunden. Glauben die Frankfurter Kollegen vielleicht, wenn der Verband SOOOOMitglteder hat, daß er demnach dann auch 50000© oß t aldemokraten zählt? Ich meine, dies wäre etwas sehr naiv gedacht, und hoffe, dast eine große Anzahl Kollegen gleich mir sagt:„Politik gehört nicht in den Verband, dazu sind die Parteivereine da." Meine Ansicht geht dahin, wenn wir schon soweit sind, daß Verband und Sozialdemokratie eins werden sollen, dann brauchten wir uns auch nicht aufzuregen über die Scharfmachereien und„Belehrungen" sozialdemokratischer Blätter anläßlich unserer jüngsten Tarifvereinbarungen. Ich würde mich aufrichtig freuen, könnten die Frankfurter Kollegen den Artikel des Bündlerorgans dementieren, denn diese Fälle heißen ja geradezu: Streichung unseres Z 1". Herr S ch a d kennt offenbar die Geschichte der Buchdrucker- bewegung recht wenig: Sonst wüßte er, daß in dieser auch der umgekehrte Fall vorkommt, der Hexgabe von Parteigeldern für die gewerkschaftliche Tätigkeit nämlich. Bei Gelegenheit des großen Kampfes um Verkürzung der Ar- beitszeit, den die Buchdrucker um die Wende von 1891 auf 1892 führten, erhielten die Berliner Buchdrucker von der Partei 3000 M., die Hülfsarbeitcr und Arbeiterinnen 2000 M.; außerdem aber er- hielten die Buchdrucker aus der damals wahrlich nicht sehr reichen Parteikasse LOOOO M. geliehen. Das ist nicht alles, was die Partei für die Buchdrucker tat. In einem Aufruf vom 12. Dezember 1891 forderte der„Vorwärts" die Arbeiter aller Länder auf, die internationale Pflicht der Soli- darität den Buchdruckern gegenüber zu üben indes nicht bei leeren Sympathie-Erklärungen bewenden zu lassen. Was von den Geldern. die damals an die Adresse Gustav E i f l e r s eingingen, auf Konto dieses Aufrufs zu setzen ist, läßt sich natürlich nicht im einzelnen feststellen. Unerheblich ist es nicht gewesen I Die Buchdrucker von damals erkannten willig diese Hülfe an. Sie fühlten sich eins mit den sozialistisch denkenden Arbeitern ihrer Zeit. Philipp Schmitt, damals der Gauvorsitzende von Berlin und leider vor etwo einem Vierteljahr den Buchdruckern entrissen, nannte in einer Versammlung in der Kronenbrauerei zu Berlin die Bewegung einen Klassenkampf und betonte die Einheit der Buch- druckerbewegung mit der Gesamtarbeiterbewegung— auch derpolitischen! In demselben Sinne sprachen in jener Versammlung die Buchdrucker Tübbecke und John. Die Versammlung, in der sie sprachen, versicherte denn auch.den Kämpfenden ihre Sympathie. Als dann die Buchdrucker trotz aller Anstrengungen, die das Proletariat machte, ihnen zum Siege zu verhelfen, dennoch unter- lagen, nahmen sie in einer ewig denkwürdigen Versammlung in der Bockbranerei mit erdrückender Majorität folgende Resolution an: „In Rücksicht auf den großen Zuzug von 800 Streikbrechern von außerhalb und dem Abfall von zirka 300 hiesigen ehemaligen Kollegen, wodurch der Streik aussichtslos geworden ist, beschließt die Versammlung, den Streik für beendet zu erklären. Die Versammelten verpflichten sich aber, auch ferner fest und treu zum Gewerkverein, der für die Folge ein Kampf- verein werden muß, zu stehen und im Anschluß an die moderne Arbeiterbewegung mit den sozialdemo- kratischen Arbcitsbriideru Schulter an Schulter um die Verkürzung der Arbeitszeit zu kämpfen." Und dieser Schwur in ernster Stunde soll in demselben Augen- blicke vergessen sein, wo das Buchdruck- Unternehmertum die Gehilfenschaft abermals um eine Verkürzung der Arbeitszeit be- trogen hat? Auf keinen Fall! Wenn auch der Verband, der jetzt 50 000 Mitglieder hat, noch nicht 50 000 Sozialdemokraten zählt, die Neunstuudenkämpfer unter ihnen haben's geschworen, die Un- aufgeklärten zu machen! Berlin und Umgegend. Der Kampf in der Holzindustrie. Die Einsetzer beschäftigten sich am Freitagabend in einer eigenen Versammlung mit der Aussperrung der Holzarbeiter. Die Einsetzer sind in der Lage, einen besonderen Einfluß auf den gegenwärtigen Kampf auszuüben, indem sie sich weigdrn, Tischler- arbeiten aus solchen. Betrieben, deren Werkstattarbeiter aus- gesperrt sind, auf den Bauten einzusetzen. In diesem Sinne an alle Einsetzer zu appellieren, war der Zweck der Versammlung. Diese tvar nicht nur von Mitgliedern des Holzarbeiterverbandes, sondern auch von Einsetzern, die anbeten Organisationen an- gehören, zahlreich besucht.—©tusche erstattete Bericht über die Aussperrung. Er führte aus, daß die Arbeitsverweigerung der Einsetzer schon manchen Bauherrn in Verlegenheit gebracht habe, denn wo die Einsetzerarbeiten liegen bleiben, wird die rechtzeitige Fertigstellung der Bauten in Frage gestellt. Die Bauunternehmer suchen sich dadurch aus dep unangenehmen Situation zu ziehen, daß sie vorgeben, sie hätten mit dem betreffenden Tischlermeister nichts mehr zu-tun,- sondern sie ließen die Einsctzerarbciten auf eigene Rechnung machen. Unter diesem Vorgeben suchen Bauunter- nehmer jetzt Tag. für Tag durch die Heitung des Holzarbeitervcr- bandcs Einsetzer zu bekommen; aber solchem Verlangen wird natürlich nicht entsprochen. Arbeiten eines Tischlermeisters, der sich an der Aussperrung beteiligt, werden unter keinen Umständen eingesetzt. Auch die Angehörigen anderer Baubcrufe wachen darüber, daß leine Streikarbeiten auf Bauten verrichtet werden.— Die dem Referat folgende Diskussion ließ keinen Zweifel darüber, daß sich die Einsetzer mit den ausgesperrten Tischlern vollkommen solidarisch fühlen. Auch Mitglieder des Vereins der Einsetzer sowie des Fach- Vereins der Tischler und der christlichen Organisation gaben dahin- gehende Erklärungen ab. Eine Resolution wurde einstimmig an- genommen. Sie besagt: Die versammelten Einsetzer verpflichten sich, sobald eine Aufforderung der Streikleitung qn sie ergeht. Mann für Mann den Bau zu verlassen und sich den Ausgesperrten anzuschließen. Für die Situation der Aussperrung sind folgende Zahlen kennzeichnend: Am- Sonnabend meldeten sich bei der Kontrolle des Holzarbciterverbandes 26 Entlassene. In der ganzen per- gangencn Woche sind 476 als ausgesperrt gemeldet worden. „Berichtigungen, die man dem„Vorwärts" zukommen läßt, haben keinen Zweck. Das.Blatt stellt sich auch da außerhalb der Gepflogenheiten' der sonstigen Presse, eL druckt aus de» Berich- tigungen meist nur einzelne Teile ab, um seine hämischen Be- merkungen daran zu knüpfen. Wollte man aber den„Vorwärts" auf Grund des Preßgesetzes zur wörtlichen Wiedergabe dqr Be- richtungcn zwingen, so würde, bis der Streit ausgekämpft wäre, die Zeit vergangen sei» und die Geschichte wäre veraltet und überholt." To sagt die„Fachzcitung." Zunächst bemerken wir, daß noch keine der angeblichen Be- richtigungen, welche uns von Tischlermeistern zugingen, den An- Forderungen des Preßgesetzes entsprach. Das würde uns jedoch nicht abhalten, die„Berichtigungen" vollinhaltlich abzudrucken, wenn sie wirklich etwas berichtigen, was wir behauptet haben. Mit den „Berichtigungen" der Tischlermeister verhält es sich aber so, daß sie in gewundener Form und unter allerlei Deutungen das zu- geben, was wir sagten, um so den Anschein zu erwecken, als habe der„Vorwärts" etwas Unwahres mitgeteilt, was nun richtig gestellt worden sei. Wirklich sachliche Berichtigungen bringen wir, wie gesagt, auch dann, wenn sie den Anforderungen dcö Preßgesetzes Nicht genügen. Wenn aber der eine oder der andere Tischler». Meister nun vas Bedürfnis fühlt, an unseren Angaben herum- zutüfteln, ohne sie tatsächlich zu berichtigen, so mag er das in der „Fachzeitung" tun. Der„Vorwärts" ist nicht das Organ der Unter- nehmer. Was wir soeben sagten, das gilt auch von einem Schreiben der Firma Gebr. Schaar, das uns auch als„Berichtigung" zuging. Wir teilten in unserer Nummer vom Donnerstag mit. daß ein Meister der Firma Gebr. Schaar einige der Ausgesperrten aufgesucht habe, um sie zur Wiederaufnahme der Arbeit zu bewegen, jedoch ohne Erfolg. Die Herren Schaar lassen mit Bezug ans diese Mitteilung ihren Meister Ferdinand Scholz einen Brief an uns unterschreiben, daß er in der Tat zwei Arbeiter aufgesucht habe, bie lange Jahre bei der Firma beschäftigt waren, und jetzt mit ihren Kollegen gemeinsam den Betrieb verlassen hatten. Diese beiden Arbeiter wollte der Meister zur Wiederaufnahme der Arbeit bewegen, aber, wie er behauptet, nicht im Interesse der Firma, sondern lediglich deshalb, weil die beiden Arbeiter als Un- organisierte keine Unterstützung bezögen. Erfolg hat Herr Scholz mit seiner Werbung nicht gehabt. Das ist der wesentliche Inhalt des Schreibens, und das soll eine Berichtigung sein. Die Aus- führungen, welche die Firma um diese tatsächliche Mitteilung, die nur eine Bestätigung unserer Angabe ist, gruppiert, stellt eine Begründung des Verhaltens dar, das ihr Meister beliebte, und keinen Rechtfertigungsversuch. Dafür kann er- im„Vorwärts" keinen Raum beanspruchen. Das gilt auch für alle übrigen unter der Ueberschrift„Berichtigung" an uns gelangte Rechtfertigungs- schriften, aus denen wir deshalb nur den tatsächlichen Inhalt brachten. Achtung, Tapezierer! Bei der Weltfirma Martiewicz sind sämtliche Tapezierer ausständig, weil dieselbe an Stelle der his- herigen Lohnarbeit Akkord arbeiten lassen wollte zu Preisen, die vor 25 Jähren in Berlin schon in den Geschäftenge- ■ringeren Grabes gezahlt wurden. Die Firma sucht jetzt aus der Verlegenheit herauszukommen, indem sie eine Reihe Tapezierer- Werkstätten als Notnagel benutzt, darunter auch solche, die der Art ihrer Produktion nach zu den Allcrminderwertigsten gehören. Ein- m ü t igle gtendieGehülfenalldieserWerk statten die Arbeit nieder, sobaldsie erfuhren, daß es sich um Streikarbeit handelte. Die Kollegen werden aufgefordert, überall darauf zu achten, daß auf keinen Fall Markiewiczschc Arbeit in ihren Werkstätten angefertigt wird. Gegebenenfalls' ist unverzüglich der Ortsverwaltung Kenntnis zu geben. Die Achtzehner-Kommission. Die ausgesperrten Posamentiere Berlins hielten dieser Tage in Feuersteins Festsälen eine Versammlung ab, welche den großen Saal bis auf den letzten Platz füllte. Wie aus dem Bericht des Vorstandes zu entnehmen war, sind bis jetzt 154 Arbeiter in 20 Betrieben ausgesperrt. Als Arbeitswillige kommen 5 Berliner und ebensoviel von auswärts in Betracht. Die Stimmung unter den Ausgesperrten ist eine außerordentlich kampsfrendige. Das be- wies der nachfolgend geschilderte Zwischenfall. Von den Ver- trauensleuten wurde folgende Resolution vorgelegt: „Die heutige Vertrauensmännerversaminlung beschließt, die Einstellung der neun Kollegen bei Gustedt zuzugeben unter der Bedingung, daß die 13wöchentliche Karenzzeit mit dem 55 Pf.- Beschluß wegfällt. Die Einstellung aller anderen Kollegen soll erfolgen zum alten Lohn und� unter Nepuntörzeichnung des Tarifvertrages, mit Hinzuziehung von Mitgliedern der„Freien Vereinigung." Jin Laufe der sehr lebhasten Diskussion sprach man sich jedoch gegen diese Resolution aus. Es wurde betont, daß die erste Berliner Posamentiereraussperrung so zurückgeschlagen werden müßte, daß den Herren Unternehmern fürs zweite Mal die Lust vergeht. Es wurde folgende Resolution eingereicht und e i n st i m m i g an- genommen:» „Die am 7. Februar tagende öffentliche Versammlung kann sich mit der von den Vertrauensmännern eingebrachten Reso. lution nicht einverstanden erklären. Sie beaustragt den Bor - stand mit den Vertrauensmännern zusammen zu treten und neue Forderungen auszustellen, welche den Wünschen der aus- gesperrten Posamentierer entsprechen." Sodann wurde ein Exemplar der schwarzen Liste vorgelegt. Ein Antrag, nach dem die noch arbeitenden nicht ausgesperrten organisierten und unorganisierten Kollegen aus den Betrieben herausgezogen werden sollen, wurde ebenfalls einstimmig angc- nommen. Gegen die Maifeier rüsten bereits die Hirsch-Dunckerschen Eewerkvercine. In einer Versammlung von freisinnigen Arbeitern deö Etablissements Borsig wurde nach einem Referat des Gewerkschaftssekretärs Joseph nachstehende Resolution einstimmig angenommen: „Auf Grund der noch immer zu Recht bestehenden Delc- giertcntagsbeschlüsse und in der Ueberzeugung, daß die von der sozialdemokratischen Partei empfohlene Maifeier in keiner Weise fördernd auf die fovtschrittliche Entwickelung der Arbeiter- fache und die Verbesserung der Arbeitsbedingungen wirkt, noch in der verflossenen Zeit gewirkt hat, verpflichtet der Generalrat alle Mitglieder des Gewerkvereins der deutschen Maschinenbau- und Metallarbeiter, sich an keinen Versammlungen und Ab- stimmungen über die Maifeier zu beteiligen. Die GeWerk- «Vereinsmitglieder arbeiten am 1. Mai ruhig weiter. Wer dennoch an der Maiseier teilnimmt, tut dies auf eigene Gefahr; M- ß- regelungs- bezw. Streikunterstützung wird in diesem Falle nicht gewährt." In einer bereits am 6. Februar abgehaltenen Vertrauens- männerv.'rsammlnng des Gewcrkvereins wurde die gleichlautende Resolution ebenfalls einstimmig angenommen.— Es stände schlimm um die Maifeier, wenn die Gewerkvereinler sich für die- selbe begeistern sollten! Deutfebes Reich» Die Ausrottung der Arbeiterbewegung hat sich der Hcxr Fl e s s a, der Bürgermeister von Kulinbach, der Wider den klaren Wortlaut des Vereins- und Versammlungsgesetzes die Aiitglieder- versammlungen der Gewerkschaften überwachen läßt und depi in einer Gerichtsverhandlung nachgewiesen wurde, daß er die Berichte der überwachenden Beamten über solche Mitgliederversammlungen an eine Unternehmerorganisation auslieferte, zur Lebensaufgabe gemacht. Dabei verfährt er mit den lächerlichsten und kleinlichsten Mitteln. Ein Arbeiter bedurfte zur Stellung einer Privatklage eines Armutszeugnisses, das ihm zwar ausgestellt wurde, aber in der Rubrik„Bemerkungen">var folgendes eingetragen:„.Macht als Mitglied einer sozialdemokratischen Gewerkschaft einen nicht unerheblichen Aufwand für Beiträge und Zeitungen. Wenn In- Haber dieses Zeugnisses klagen will, hat er sich erst in der Gerichts- schreiberei einzufinden". Ein anderer Arbeiter brauchte ebenfalls ein Zeugnis; er wurde vor die Sitzung geladen, wo man ihm er- öffnete, daß er das Zeugnis nicht bekomme, weil er Mitglied einer Gewerkschaft sei, er möge sich an deren Vorstand wenden und sich von ihm Rechtsschutz geben lassen. Herr Flessa, der in der er- wähnten Gerichtsverhandlung als Zeuge erklärte, man mache ihm den Vorwurf, daß er zu loyal fei, sonst könnte die Sozialdemokratie in Kulinbach nicht so ins Kraut schießen, will sich wahrscheitilich durch diese Nadclstichpolitik von dem Vorwurf zu großer Arbeiter- freundlichkeit reinigen. Zluslzmd. Briands Lehrerhetze. Paris , 3. Februar.(Eig. Ber.) Briand will von seiner Verfolgung der sozialistischen Lehrer nicht ablaffen, wenngleich er augenscheinlich noch nicht den Akut gefunden hat, feine Drohungen wahrzumachen. Unlängst veröffent- lichte der„parlamentarische" Sozialist C a r n a u d im„Matin" einen offenbar von ihn, inspirierten weinerlichen Appell an die Lehrer, den republikanischen Minister nicht in die Lage zu bringen, Zwangsmaßregeln zu ergreifen. Er erklärte darin, auf Grund offiziöser Informationen, daß Briand alle Lehrer, die nicht inner- halb 3 Tagen aus der Gewerkschaft bezw. auS der Arbeitskon- föderation austräten, strafgerichtlich verfolgen werde. Indes hat sich Briand anscheinend doch überlegt, einen Konflikt mit der sozia- listischen Lehrerschaft des ganzen Landes heraufzubeschwören und will es nun im kleinen anfangen. Er beschränkte sich darauf, die sozialistischen Lehrer des Rhonedepartements nach Ablauf der acht Tage vom Präfekten vorladen und zur gewünschten Austritts- erklärung auffordern zu lassen. Die Lehrer aber blieben fest und weigerten sich, aus das Koalitionsrecht zu verzichten, das ihre Kollegen in 15 Departements ungestört genießen. Der Präsekt bewilligte ihnen darauf noch eine neue, angeblich allerletzte Frist zur Unterwerfung. Unterdes hatten die bedrohten Lehrerverbände begonnen, eine Aktion zu ihrem Schutz einzuleiten und sie fanden dabei auch außerhalb der sozialistischen Partei Unterstützung, nament- lich beim führenden Radikalsozialisten Ferdinand B u i s s o n. Briand ist nun durch eigene Schuld in eine Zwickmühle geraten. Die Reaktionären drängen ihn, gegen die Lehrer vorzugehen und berufen sich auf seine eigenen ErklärunAen, andererseits beginnen die fortgeschrittenen Republikaner darüber nachzudenken, ob sie nicht durch die Maßregelung der Lehrer,-die bei den Wahlen ein ungemein einflußreicher Faktor sind, selbst den Ast absägen würden, worauf fie sitzen. Da die zumeist freidenkerischen Radikalsozialisten ohnehin auf Briand wegen seiner Nachgiebigkeit gegen den Vatikan nicht gut zu sprechen sind, ist es nicht unwahrscheinlich, daß Briairds Aktion gänzlich mißglückt und der gewörkschaftlichen Organisation der Lehrer erst recht zugute kommt. Für die Opfer der Revolution. Der Petersburger Druckereiarbeiterverband hat unter den Druckerciarbeitern für die Kollegen, die als Mitglieder des Ar- beiterdeputiertcnrates zur lebenslänglichen Verschickung nach Sibirien verurteilt sind, 1694 Rubel 80 Kopeken(etwa 3650 Mk.) gesammelt.— �_ Eillt Sylnpllthlkittindgtbnng fir die Opfer in Reden. Das Zentralkomitee der Arbeiter Madrids sendet folgendes Telegramm: Die Arbeiter von Madrid , erschüttert durch die Katastrophe auf der Reden-Grube in Saarbrücken , senden den Genossen den Ausdruck ihres Schmerzes und sprechen ihre Entrüstung aus über die Regierungen, welche solche Unglücksfälle nicht verhüten, sie aber in heuchlerischen Telegrammen beklagen. Zentralkomitee der Arbeiter Madrids . Hülfsaktion. Karlsruhe . Der„Karlsruher Zeitung" zufolge zeichneten der Großherzog und die Großherzogin sowie der Erbgrotzherzog und die Erbgrotzherzogin gemeinsam 1000 Mk. für die Hinterliebenen der Opfer von Reden. Koblenz . Die Stadtverordnetenversammlung bewilligte für die Opfer der Katastrophe von Reden 1000 M. Frankfurt a. M. Die Stadtverordnetenversammlung bewilligte als Beitrag zur Linderung des Notstandes der in der Grube Rede» verunglückten Bergleute 5000 M. Versammlungen. Die im Metallarbeiterverband organisierten Werkzeugmacher hielten in den Musikerfestsälen, Kaiser Wilhelmstr. ISm eine gut besuchte Versammlung ab. C oh e n gab einen lleberblick über die Arbeiten, die dem zu Pfingsten stattfindenden Verbandstage vor- liegen. Hierauf erstattete der Branchenvertreter Peter so orff den Tätigkeitsbericht. Die Bewegung in der Branche war eine ziemlich große und ist im allgemeinen zufriedenstellend verlaufen. Die Agitationskommission hielt im verflossenen Jahre 236 Werk- stattverfammlungen, 17 Vertrauensmännerkonfcrenzen und 36 Kommissionssitzungen ab. In die Branchenleitung wurde Peters- dor-ff als Branchenvertreter wiedergewählt; in die Agitation»- kommission wurde Gräber wieder- und Aust neugewählt. Berein der Lehrlinge und jugendlichen Arbeiter. Abt. I. Sonntag, den 10. Februar: Auberordenttiche Mitgliederversammluna nach- mittags 3 Uhr bei Schuld, Putbuserstr. LS. Gäste willkommen.— Abteilung Schöneberg . Heute, Sonntag, nachmittags 3 Uhr, bei Obst, Meininger- stratze 8: Abteilungsversammlung. Sozialdemokratischer Zentral-Wahlverein für den Reichstags- Wahltreis Züllichau-Schwtebus-Crossen-Sommerfeld.(OrtSvcrem Berlin .) Dienstag, den 12. Februar, abends 81/, Uhr, bei Patt, Dragoner - strafec 15: Generalversammlung. Das Erscheinen aller Mitglieder ist not- wendig. Auch diejenigen Parteigenossen, welche am Tage der Wahl im Kreise von Berlin aus mitgeholjen haben, werden ersucht, zur Versammlung zu erscheinen._ Der Vorstand. Berliner Marktpreise. Aus dem amilichen Bericht der städtischen Markthallen-Direltion.(Grohhandel) Rindfleisch la 69—74 pr. 100 Psd., U« 63-68, ma 57-62, IVa 49-55, däli. Bullen 60-65, Holl. 0,00. Kalbfleisch, Doppelländer 110—125, la 82—90, IIa 72—80, ITla 54—68, Holl. 58—62, dän. 60—68. Hammelfleisch la 66—74, IIa 50—64. Schweinefleisch 52—60. Rehwild, plomb. per Psd. 0,70, la 0,00, Rotwild la 0,40—0,45, IIa 0,35, do. Kälber 0,30—0,48. Dam- wild 0,40—0,55, do. Kälber 0,40—0,63. Wildschweine 0,40—0,50. Frischlinge 0,50-0,70. Hasen, plomb. per Stück 3,30-3.40. do. IIa 1,50. Kaninchen per Stück 0,80—1,10. Wildente» per Stück 0,00. Hühner, alte per Stück 1,50—2,75, do. IIa 1,15— 1,40, do. junge per Stück 1,40—1,85. Tauben per Stück 0,65—0,80, junge kleine 0,00, italienische 0,95—1,00. Ente» per Stück 2,00—3,40. Hamburger junge per Stück 3D5— 3,75. Gänse, Hamburger per Psd. 0,90— 1,10, Eis- 0,55—0,62. Hechte per 100 Psd. 81—101, groß 52—60, mittel 71. Zander 150, malt 0,00. Schleie, unsortiert 0,00, groß 0,00. Bleie matt 0,00. Aale, groß 0,00, mittel 0,00, klein und mittel 82—93. Plötzen 47—52, groß 50—58, klein 0,00. Karpfen, 50— 70er 58—65, do. 35—40«: 66—68. Bunte Fische 50—51. Barse, matt 62,00, do. 73,00. Karauschen 0,00. Weis O.OO. Quappen 0,00, BIcifische 0,00. Amerikanischer Lachs la neuer per 100 Pfd. 110—130, do. IIa neuer 90—100, do. lila neuer 75. Seelachs 20—23. Sprotten, Kieler, Wall 0,75—1,25, Danziger, Wall 0,50—0,60. Flundern, Kieler , Stiege la 3—4, do. mittel per Kiste 2—3, Hamb. Stiege 4—5, halbe Kiste 1,50—2. Bücklinge, per Wall Kieler 3,50—5,00, Stralstinder 6,00. iilale, groß per Psd. 1,10—1,30, mittelgroß 0,80—1,00, klein 0,50—0,60. Heringe per Schock 4—5. Schellsische Kiste 3—4, do. 'k Kiste 2,00. Rabliau, p. 100 Pfd. 20-25. Heilbutt 0,00. Sardellen. 1902« per Anker 93, 1904er 93, 1905« 90, 1906« 73—75. Schottische Vollberinge 1905 0,00, largo 40-44, kuU. 36-38, rnoll. 35-42, deutsche 37—44. Heringe, neue Matjes, per'/» To. 60—120, Sardinen, russ., Faß 1,50—1,60. Bratheringe, Büchse(4 Liter) 1,50— l,7S. Neunaugen, Schocksaß 11, kleine 5—6, Riesen- 14. Eier, Land-, per Schock 4,75—5,70. Butter per 100 Psd. la 114-120, IIa 110-115, lUa 108-112, abfallende 90-100. Saure Gurken Schock 8,50—4,00, Pfeffergurken 3,50— 4,00. Kartoffeln per 100 Psd. 0,00, magnum bonum 2,25—2,50, Dabersche 2,25—2,50, Rosen 0,00, weiße 2,00—2,25, Salatkartoffeln 5,00—6,00. Spinat per 100 Pfund 20—25. Karotten per 100 Pfund 10—12. Sellerie, hiesige, per Schock 3,00—7,00, do. pommersche 5,00—6,00. Zwiebeln große, per 100 Psd. 2,75— 4,00. do. kleine 2,75—3,00. do. hiesige(Perl>) 0,00. Charlotten 0,00. Petersilie, grün, Schockbund 1—2. Kohlrabi per Schock 0,00. Retilg, bahr., per Schock 2,40—4,80. Mohrrüben p« 100 Pfund 4,00—8,00. Teltower Rüben per 100 Psd. 7—10. Weiße Rüben, große 2 bis 2,50, kicwe S— 8. Rote Rüben 2,00—2,50. Blumenkohl ttal. p.Kops 0,16— 0,45. Kohlrüben per Schock 2—2,50. Wirfingkohl Per Schock 3,00—6,00. Rotkohl per Schock 3,00-8,00. Weißkohl 100 Psd. 2,00-3,00. Rosenkohl p. 100 Psd. 25—35. Grünkohl per 100 Psd. 4—5. Schnittlauch 12 Töpse 2,00—3,00. Birnen, per 100 Pfd. hiesige 0,00, böhm. 8—20, ital . 35—38. Acpscl, per 100-Pfd., hiesige 6—23, Gravensteiner 0,00, Tiroler in Fässern 0,00, Kiste 32—60, Amerik. 15—80. Zitrone», Mcssina, 300 Stück 7,00—9,00, 360 Stück 7,00—9,00, 200 Stück 9—13. Apfelsinen, Jaffa , Per Kiste 0,00, Murcia 200« Kiste 7-10, do. 300 er 8-10, Valencia 420 er Kiste 12-18,00, do. 714er 16-22. Mcssina. Blut. 100« 8-10, do. 150« 7,50-11, do. 80 er 9,00—11. Mandarinen, Kiste 0,75—2,00, do. in Körben per 100 Psd. 17-24._ Wasserstand am 9, Februar, Elbe bei Aiissig— ,— Meter, bei Dresden— 1,28 dp.— Elbe bei Magdeburg+ 1,48 Meter, Eisgang.— Elbe bei Straußsuri— Meier.— Oder bei Ratibor-s- 1,46 Met«. O d e r bei Breslau Oberpegel— 0,92 Meter.— Neißemünd" � 2,37 Meter. Oder bei Brieg+ 2,98 Meter.