Nr. 38. 24.L Mm Ks Jorniitts" Kerlim llolfotilstt.Donnerstag. 14. Febmar 1907.Hbgeordnctenbaud.9. Sitzung. Mittwoch, den 13. Februar,vormittags 11 Uhr.Am Ministertisch: v. Arnim-Criewen.Erster Gegenstand der Tagesordnung ist die zweite Beratungdes Etats der Forstverwaltung. Zu den Einnahmen liegt einePetition des Berliner deutsch-konservativen Wahlvereins gegendie Veräußerung und Vernichtung von Wäldernbei Berlin vor. Tie Budgetkommission beantragt U e b e r-Weisung als Material.Abg. Fischbcck sfrs. Vp.): Es sind mancherlei Vorwürfe gegendie Stadt Berlin erhoben, daß sie für die Erhaltung der Wäldernicht genug tue. das ist durchaus unberechtigt. Schon am29. Oktober 1892 hat die Stadt sich bereit erklärt, den Grüne-Wald zu kaufen. Dies Anerbieten ist am 24. November 1892 abgelehnt.(Hört! hört l links.) Damals hat man versichert, daß derStaat nicht daran denke, den Grunewald zu bebauen. lHört l hört!links.) Herr v. Podbielski hat den Ankauf noch abgelehnt mit derBegründung, daß er befürchte, daß Berlin den Grunewald zuSpekulationszwecken verwende. Und jetzt verwendet derStaat ihn selbst dazu!!(Hört I hört I links.) Die StadlBerlin hat darauf erklärt, daß sie den Gruneivald im wesentlichenin seinem Bestände erhalten wolle. Auf dieses neueAnerbieten hat der Staat bis heute noch nicht geantwortet.(Hört!hört! links.) Wir haben den Treptower Park, den Plänter Walderhalten, wir haben Buch angelegt und 180<X> Morgen Land neuaugelegt. Berücksichtigen Sie weiter, daß Berlin nicht mehr tunkann, weil eS an jeglicher Organisation der Vorortgemeindeu fehlt.(Sehr richtig! links.) Der Oberlandforstmeister hat erklärt,daß der Staat der Stadt viel mehr gegeben habeals umgekehrt, Sollen wir einmal eine ähnliche Rechnung auf-machen? Den wertvollsten Teil des Tiergartens hat die StadtBerlin dem Großen Kurfürsten geschenkt; darin liegt das Riesen�terrain, auf dem sich jetzt Moabit und der Lehrter Bahnhof befindet.Gegenüber den beunruhigenden Nachrichten wäre es dankenswert, wenndie Regierung hier eine beruhigende Erklärung abzugeben in derLage wäre.Oberlandforstmeister Wesener: Ich bedauere, von meinen Vorwürfen gegen die Stadt Berlin nichts zurücknehmen zu können. Elist doch sehr auffallend, daß die Stadt Berlin in 14 Jahren nichtaus ihren Wunsch, den Grunewald zu kaufen, zurückgekommen ist,(Sehr richtig l rechts) trotzdem Charlottenburg mit einem nachahmenswerten Beispiel vorangegangen ist. indem es einen großenTeil der Jungfernheide erwarb. Alle anderen Großstädtehaben mehr für ipren Wald getan. Ich nenne nur London, WienEssen, Düsseldorf, Kiel usw.Der Vorwurf, daß die Regierung die Forsten um Berlin herumverwüsten will, ist unberechtigt. Es denkt niemand daran, denGrunewald niederzuhauen oder zu bebauen. Die Forstverwaltungmuß sich aber das Recht vorbehalten, einzelne Teile des Grunewaldswie auch anderer in der Nähe großer Städte gelegener Forsten zuoerkaufen. Für 1 Hektar Forst bei Berlin könne» wir 2000 bis3000 Hektar im Osten kaufe».(Hört! hört! rechts.)Abg. v. Pappcnhrim(f.): Man darf dem Staate nicht einseitigzumuten, die Lasten für die Erhaltung großstädtischer Wälder zutragen. Da müssen die Kommunen Seldsthülfe üben.(Bravo!rechts I)Abg. Dr. Miiller-Berlin")(frs. BP.): Die Frage der Erhaltungdes Grunewalds darf nicht als eine Geldfrage, sondern sie muß alseine der Gesundheit des Volkes angesehen werden. Obwohl dasKaiserwort von 1902 noch besteht, daß der Grunewald ein Volksparkiverden solle, will man jetzt der Stadt Berlin den hygienisch un-bedingt notwendigen Grunewald nicht mehr lassen. Die Regierungscheint den Grunewald nur zu taxieren nach dem Text des Liedes:„Im Grunewald, im Grunewald ist Holzauktion I"(Heiterkeit.) Wirwollen keine Bevorzugung der Großstädter, wir wollen nur. daßauch sie ein Gefühl bekommen für das Wehen und Walten der Natur(Lebhafter Beifall links.)Oberlandforstmeister Wesener: Ich wiederhole, daß kein Menschdaran denkt, den Grunewald niederzureißen oder zu verkaufen.Aber die Landesforstverwaltung hat noch gewaltige Kulturaufgabcnim Osten und Westen des Landes zu erfüllen und kanndeshalbnicht unter allen Umständen die Wälder in der Nähe der Großstädte bis auf den letzten Quadratmeter erhalten.(Beifall rechts.)Abg. Hammer(kons.) polemisiert gegen die Stadtverwaltungvon Berlin, die sich in der Eingemeindungsfrage so engherzig be-nommen habe, erklärt sich jedoch für die Erhaltung des Grüne-Wäldes. Allerdings müsse Berlin dafür bluten.Abg. Dr. Müller-Berlin: Der Vorredner hat der gemeinsamenSache Berlins und der Vororte keinen guten Dienst geleistet. Erhätte sich statt gegen Berlin gegen die R c g i e-r u n g wenden sollen.Abg. v. Pappcnheim(kons): Der Abg. Dr. Müller hat einenKampf gegen Windmühlen geführt; denn von der Rechten hat sichniemand für die AbHolzung des Grunewalds ausgesprochen.Abg. Dr. Friedberg(natl.): Wenn die Regierung erklärenwürde, daß nur einzelne Parzellen vom Grunewald abgegebenwerden sollen, die aber nicht mit Mietskasernen bebaut werdendürfen, sondern nur mit Villen, so würde das weitgehendeBeruhigung im Lande hervorrufen.Oberlandforstmeister Wesener: Ich kann nur wiederholen, daßeS sich lediglich darum handelt, kleine Teile des Grunewaldszu verkaufen. WaS aus ihnen wird, kann ich natürlich nichtsagen.Abg. Fischbeck(frs. Vp.) gibt nochmals der Hoffnung Ausdruck,daß der Grunewald der Stadt Berlin als Volkspark erhaltenbleiben möge..Damit schließt die Debatte. Die Petition wird der Regierungals Material überwiesen, und die Einnahmen werden b e-willigt.— Bei den Ausgaben(Kapitel„Besoldungen")regen Abgeordnete aller Parteien eine erheblichere Besserstellungder Förster und Oberförster an, als sie im gegenwärtigen Etat vor-gesehen ist.Abg. v. Hrybebrand u. d. Lasa(kons.) sucht die in der Frageder Erhöhung der Beamtengehälter bisher so zurückhaltendeStellungnahme der Konservativen damit zu rechtfertigen, daß diekonservative Partei als große ausschlaggebende Partei nur sovielversprechen könne, als sie auch zu erfüllen imstande sei.Abg. Gyßling(frs. Vp.): Die Regierung habe es soweitkommen lassen, daß die Beamten schon in einer Art von GeWerk.schaften ihre Wünsche vertreten müßten. Das fei höchst bedauerlich!Seine Fraktion werde daher energisch auf eine rasche durchgehendeAufbesserung der Gehälter der mittleren und unteren Beamtendringen.(Lebhafter Beifall links.)Oberlandforstmeister Wesener erklärt, daß es schwer sein werde,die Gehälter der W a l d w ä r t e r zu erhöhen! Die Dienst-ländereien brächten den Beamten im allgemeinen gute Erträge.—Abg. v. Arnim(fk.) beklagt sich darüber, daß die Forstver-waltungübermäßig hohe Löhnezahle und daß man dem Hamburger Verband angehörige sizial-demokratische Bauarbeiter sogar als Vorarbeiter angestellt habe.Ter Staat müsse sich zum Prinzip machen, keinen sozialdemo-kratischrn Arbeiter zu beschäftigen.(Beifall rechts.)*) Früher Dr. Müller-Saga» genannt.Abg. Losinski(Pole) beschwert sich über die Entlassung vonWaldarbeitern, deren Kinder sich am Schulstreik beteiligt hätten:Der-Rest des Etats wird debattelos bewilligt.Nächste Sitzung Donnerstag 11 Uhr.(Antrag Bachmann(natl.)betr. Einsetzung einer Kommission zur Prüfung der Beamten-gehälter. Gestütsetat und Domänenetat.)Schluß 4% Uhr.Die Vedeutnng des Waytausfallsfiir die Sozialdemokratie.„Ein Kind des Zufalls" hat Genosse F. Mehringden Artikel überschrieben, den er in Nr. 19 der„Neuen Zeit"veröffentlicht. Einleitend zeigt er, daß das Zitat ans Kleists„Prinzvon Homburg", das der Kaiser in seiner zum Schloßsenster hinausgehaltenen Rede der Stichwahlnacht gebrauchte, einem Dialog ent-nommen ist, worin der Oberst Kottwitz einen Sieg verteidigt, dender Kiirfiirst Friedrich Wilhelm als ein„Kind des Zufalls"verwirst. Der Kaiser habe die Auffassung des Obersten,daß man sich nicht darum zu kümmern brauche, w i e derSieg erfochten wurde,„die Regel, die ihn schlägt, da« ist diehöchste." akzeptiert und damit den Sieg der Reaktion in der Wahl-schlacht unzweideutig als ein„Kind'des Zufalls" charakterisiert.Diese Kennzeichnung sei für die Arbeiterbewegung sehr schmeichel-Haft— die Gegner„verzichten auf einen Sieg aus eigener Kraft,und was ihnen nun noch bleibt, ist der Zufull, der ihnen diesenoder jenen Augenblickserfolg zu sichern vermag, auf Kosten ihrerdauernden Interessen."Das wird dann an den Freisinnigen näher gezeigt, die, soweitihnen noch ein Rest politischer Besinnung geblieben, ein Grauenbeim Blick auf daS ankomme, was sie„ersiegt" haben, die erkennenmüssen, daß sie durch den„Sieg" über die Sozialdemokratie tat-sächlich nichts anderes als einen Sieg der polilischen und sozialenReaktion erreicht haben.Der Artikel fährt darauf fort:„Aber die Sozialdemokratie hat wenigstens gehörig einsabbekommen! Das ist der Trost dieser Acrmsten, der aus demKomischen ins Alberne umschlägt, wenn sie rein ins Blaue hineinbehaupten, das klassenbewußte Proletariat werde aus dieser„derbenDusche" nun wohl Bescheidenheit und Vernunft lernen Und sichkeinen„brutalen Uebermut" gegen den biederen Freisinn mehrerlauben. Was sie unter„brutalem Uebermut" verstehen, ist ein-fach die prinzipielle Klarheit der Arbeiterpolitik, von der sie sicheinbilden, daß sie nunmehr der phrasenhaften Knochenerweichungdes freisinnigen Wischiwasches verfallen werde. Er ist schwer zubegreifen, aber er ist dennoch eine Tatsache: dieser Glaube inIsrael! Hätte er mehr hinter sich, als die Einbildungen politischnicht mehr zurechnungsfähiger Toren, so hätte die Sozialdemo-kratie allerdings nicht nur eine zufällige Schlappe, sondern einezerschmetternde Niederlage erlitten.Wir brauchen unseren Lesern nicht zu sagen, daß davon keineRede ist und keine Rede sein kann. Gewiß wird die deutscheSozialdemokratie„Lehren" aus diesem Wahlkampfe ziehen, wieaus allem, was sie erlebt, aber sie stellt sich niemals unter dieHerrschaft des Zufalls, sondern sie steht immer unter dem Gesetzder historischen EntWickelung, und so wenig sie sich durch den Erfolgvon 1903 von dem Wege abdrängen ließ, der ihr durch ihre historischeErkenntnis vorgeschrieben wird, so wenig wird sie sich durch dieSchlappe von 1907 in ihren Mitteln und ihren Zielen beirrenlassen. Den Mantel, den ihr schmeichelnder Sonnenschein nichtabzulocken verstand, den wird ihr ein rauher Wind noch viel wenigerentreißen.Sehr viel richtiger als die freisinnigen Schwätzer urteilt dasOrgan der Brotwucherer: die Mandatsverluste der Sozialdemokratiewürden die revolutionäre Stoßkraft der Sozialdemokratie nur vcr-stärken. Darin ist wenigstens die ganz richtige Schlußfolgerungenthalten, daß die Vorliebe der Arbeiterklasse für die„friedliche"und„gesetzmäßige" EntWickelung sicherlich nicht gesteigert wird,wenn ein unglaubliches Durcheinander der bürgerlichen Parteienselbst das allgemeine Wahlrecht so verfälschen kann, daß eine Parteivon 316 Millionen Wahlstimmen nur durch eine bescheidene Irak-tion von 43 Mitgliedern im Reichstag vertreten wird. Hält mandie deutschen Arbeiter denn für Leute, die, sobald sie geprügeltwerden, in blinder Wut, gleichviel wohin die Schläge fallen, nurum so gehorsamer kuschen? Das mag die Sache der freisinnigenWorthelden sein, aber die deutsche Arbeiterklasse sollte doch durchihre vierzigjährige Geschichte vor einem so schimpflichen Verdachtgesichert sein. Sie schläft nicht einmal auf ihren Lorbeeren ein.geschweige denn, daß jeder Mißerfolg ihren revolutionären Trotzmehr stärken als schwächen muß.Wären die Gegner der Arbeiterklasse nicht ganz auf den Zu-fall gestellt, so wie es der Kaiser selbst treffend angedeutet hatblickten sie noch einige Spannen über den dürftigen Augenblicks-«rfolg hinaus, so würden sie auf alles andere eher bedacht sein, alsden Arbeitern den bürgerlichen Parlamentarismus zu verekeln.Es ist immer noch die denkbar günstigste Situation für die Herr-schcndcn Klassen, wenn das Proletariat seine Kraft vorzugsweiseauf dem Gebiet des bürgerlichen Parlamentarismus konzentriert.Die deutsche Sozialdemokratie hat dieser Versuchung stets wider-standen; ihr Wahlerfolg von 1903 trieb sie nur an, ihre politischenund wirtschaftlichen Organisationen um so stärker auszubauen,den geistigen Einfluß ihrer Presse nur um so mehr zu erweitern.Daran hätte auch der größte Wahlerfolg am 25. Januar nichtsgeändert. Aber eS ist klar, daß die Mandatsverluste, die ihrdieser Wahlkampf gebracht hat, ihre revolutionäre Tendenz nichtinildern, sondern nur stärken kann, immer vorausgesetzt, was jaselbstverständlich ist, daß deutsche Arbeiter keine feigen Hunde sind,die sich durch einen Regen blind wütender Prügel, der sich übersie ergießt, windelweich stimmen lassen.Ließe sich das Interesse der Partei überhaupt vom Interesseder Nation trennen, so hätten wir stärkeren Anlaß, die sozial-demokratischen Mandatsvcrluste zu begrüßen alö zu beklagen. Da-durch, daß drei Dutzend bisher sozialdemokratischer Mandate zumgrößeren Teile in die Hände von Urreaktionären und zum kleinerenTeile in die Hände von Liberalen übergegangen sind, die sich wieWetterfahnen im Winde bewegen, ist jeder gemeingefährlichenAbsicht der Reaktion freie Bahn geschaffen worden; darunter wirddie Nation schwer zu leiden haben und mit ihr auch die Arbeiter.klaffe. Aber vom agitatorisch-politischen Standpunkt, unter demdie herrschenden Klassen die Sozialdemokratie allein zu betrachtengewohnt sind, hat die Partei in diesem Wahlkampf eher einen Ge-winn als einen Verlust zu verzeichnen; vierzig Mann im Reichstagtun ihr reichlich dieselben Dienste wie achtzig, ganz ungerechnetdie bittere und blutige Aufreizung der Volksmassen dadurch, daßsie trotz ihrer überwältigenden Stimmenzahl so kümmerlich imReichstag vertreten sind. Die Massen werden in dem Ausfallender Wahlen vom 2S. Januar und 5. Februar niemals eine historisch-logische Tatsache, sondern immer nur ein Kind des Zufalls sehen,nur daß dieser Zufall für den Kaiser die„höchste Regel", fürsie nur ein Anlaß ist, sich um so kräftiger auf ihre unwandelbarenPrinzipien zu besinnen und sich um so fester da zu verschanzen,wo keine Macht der Welt sie vertreiben kann, auf dem Gebiet desmodernen Produktionsprozesses, dessen unentbehrliche Trägersie sind.Hier ist ihre uneinnehmbare Burg, gefeit gegen jedes Kinddes Zufalls, das den herrschenden Klassen zu kurzlebigem Triumphevon der Bank fallen mag."Huq der parteuParteiliteratur.Im Verlage von I. H. W. Dietz Nachfolger ist soebenerschienen:Pashitnow» K. A.: Die Lage der arbeitenden Klasse inRußland. Eine historische Darstellung an der Hand amtlicher undprivater Untersuchungen und der Berichte der Fabrikinspeltorenvon 18Sl bis in die heutige Zeit. Autorisierte Uebersetzung vonM. Nachimson. Mit einem Anhang von M. Nachimson.Band 40 der Internationalen Bibliothek. Preis broschiert 2.S0 M.,gebunden 3 M.In einigen Monaten soll diesem Werk, das fast ausschließlichdie Lage der Industrie- und Bergarbeiter in Rußland schildert,folgen:Maßlow, Peter: Die bäuerliche Wirtschaft und die ländlichenArbeiter in Rußland.Die Arbeit besteht aus einem theoretischen und praktischen Teilund hat in Rußland in kurzer Zeit drei Auflagen erlebt. DerVerlag veröffentlicht zuerst den wichtigen zweiten praktischen Teilund behält sich vor, den ersten Teil in späterer Zeit heraus-zugeben.In etwa drei Wochen erscheint in dritter Auflage:Bebel, A., Charles Fourier: Sein Leben und seine Theorien.Preis broschiert 2 M., gebunden 2,50.Unter der Presse befindet sich die durchgesehene und der«mehrte Auflage vonKnutsch, K., Thomas More und seine Utopie. Mit einerhistorischen Einleitung.Kautsch, K., Die Vorläufer des neueren Sozialismus. VonPlato bis zu den Wiedertäufern. Erster Abschnitt: Der platonischeund der urchristliche Kommunismus. Zweiter Abschnitt: DieLohnarbeiter im Mittelalter und im Zeitalter der Reformation.Dritter Abschnitt: Der Kommunismus im Mittelalter und im Zeit-alter der Reformation.Eduard Bernstein, Die Grundbedingungen des Wirtschafts»lcvcns. Wirtschaftswesen und Wirtschastswerden II. Ein Vortrag.gehalten vor Berliner Arbeitern. Preis 50 Pf. AgitationSausgabe20 Pf. Verlag Buchhandlung Vorwärts, Berlin LW. 68.Inhalt: Was bedeutet Wirtschaft?— Natur und Wirtschast.—Die körperlichen Erfordernisse des WirtschaftenS.— Arbeit undWerkzeug.— Die Elemente der Arbeit.— Der menschliche Körperals Arbeitsmaschine.— Organisation und Teilung der Arbeit.—Die geographische Arbeitsteilung. Die soziale Arbeitsteilung nachGeschlecht, Alter und Klasse.-» Die Technik und die Wirtschaft.—Das Recht und die Wirtschaft.— Die Antriebe zur Wirtschaft inGegenwart und Zukunft.Die Broschüre lehnt sich an den Vortrag:„Die verschiedenenFormen dcS Wirtschaftslebens" an. ist aber in sich abgeschlossen.Sozialdemokratische Philosophie. Eine Artikelserie von JosefD i e tz g e n. Mit einem Vorwort von Eugen Dietzgen. VerlagBuchhandlung Vorwärts, Berlin. Preis 76 Pf., Agitations-ausgäbe 30 Pf.Von Josef Dietzgen. dem Philosophen der Sozialdemokratie.bringt der Verlag eine neue, billige Ausgabe seiner mit Rccht gerngelesenen und studierten Schriften. Im Vorwort zu dieser Ausgabesagt der Herausgeber:Dietzgen weist nach, daß sowohl die spekulative Philosophie alsauch die Religion Phantastereien des sich selbst verkennenden mensch-lichcn Dcnkvennögens sind,„die zwar historisch bedingt waren, aberheute ebenso notwendig überlebt und durch die induktiv kontrollier-bare Erkenntinslehre ersetzt sind.„Weil die orthodoxen, freisinnigen und freireligiösen Gelehrtenund Pfaffen imnier noch fortfahren,— teils bewußt, teils un-bewußt— die spekulative Philosophie und die Religion dem Volkeim Herrschaftsinteresse der Bourgeoisie erhalten zu wollen, möge dasProletariat diese naiv-lüstigen VerschleierungS- und VerdummungS-mittel schonungslos bloßstellen mit Hülfe der folgerichtig monistischenDenkmethode und Weltanschauung, welche Josef Dietzgen so wcsent-lich auch in den vorliegenden Aufsätzen über Sozialismus undPhilosophie gefördert hat."„Blut und Eisen." Ueber Militarismus, Krieg und Kriegertumund dessen verderblichen Einfluß auf das Kulturleben der Völker inalter und»euer Zeit belehrt das von der Buchhandlung Vorwärtsunter obigem Titel herausgegebene Werk, in dessen Vorwort derVerfasser sagt:... Aus all dem können wir lernen, daß die Sozialdemokratieauf dem richtigen Wege ist, wenn sie den Militarismus, nicht nurinsoweit er eine der Arbeiterklasse feindliche Macht, sondern auch in-sofern er ein W e h r p r i n z i g ist, bekämpft und eine volkstümliche,demokratische Wehrverfassung fordert. Die Sozialdemokratie willdas stehende Heer durch eine Bolksmiliz ersetzen. Ein auf dcmo«kratischer Grundlage stehendes Volksheer schützt die Nation vor demKriege, denn für die frivolen, weltpolitiscken Abenteuer derkapitalistischen Profitsucht ist eS ein höchst untaugliches Instrument.Es schützt aber auch die Nation besser als der Militarismus imKriege, wenn es ein Kampf um die Existenz und Selbständigkeitdes Volkes ist.In jeder Woche erscheint eine reich illustrierte Lieferung zumPreise von 20 Pf._Ludwig Woltminm tOb unsere Partei ihn jetzt durch den allzu frühen Tod— erist im Mittelländischen Meer verunglückt— verloren hat, könnenwir nicht sagen, denn wir wissen nicht, ob er sich in den letztenJahren noch selbst zu ihr rechnete; seinem Denken und Fühlen nach,soweit schriftstellerische Erzeugnisse darüber ein Urteil zulassen, ge-hörte er indes sicherlich schon mehrere Jahre nicht mehr zu uns. Injungen Jahren, als Student, kam er voll ehrlicher Begeisterungzur Partei, nach Abschluß seiner akademischen Studien arbeiteteer in ihr mit ebenso ehrlichem Eifer wie ehrlicher Ueberzeuaung fürden Revisionismus, für den er auch auf dem Parteitage tu Hannovereine Lanze brach. Dann zog er die Konsequenzen seiner Ueber-zeugung, und in den letzten Jahren hörten nur noch persönlicheparteigenössische Freunde von ihm, für die Partei selbst war er schonverloren. Dafür hatte die bürgerliche Wissenschaft und Publizistik inihm einen eifrigen und fleißigen, in seiner Art überaus kcimtnis-reichen Mitarbeiter gewonnen.Woltmann war von der Philosophie und Naturwissenschaft zumSozialismus gekommen, und wenngleich er später auch eingehendeökonomische Studien trieb, blieb sein Denken immer in der spekulativenMethode, sein Urteil immer in ethischen Weltmaßstäben befangen.Dazu kam für ihn als Fehler, was sonst ein unersetzlicher Vorteilist, ein Vicllvissen fast auf allen Gebieten wisicuschaftlicherDiSzipliner; ein Vielwisser ohne Verbindung, eine Vielheit ohneklare Einheiten, ein Denken ohne wissenschaftlich und politisch uor-wendige trenneitde Einseitigkeit. Seine Objektivität führtezur Objektlosigkeit. zur Auflösung aller historischen undökonomischen Kategorien, zur Verwirrung festester Begriffe.Halte er zuerst den historischen Materialismus mit Hülse von Ethikund Naturwissenschaft totschlagen wollen, so löste er später Ethik undNaturwissenschaft nicht nur, sondern die ganze MeuschheitSaeschichtein Fragen der Nassen auf und in ihnen wieder blieb schließlich alsFundament nur noch die germanische Nasse, die allen Forflchritt. alleVergangenheit und Gegenwart erklären sollte. Als er hier angelangt