Nr. 39. 24. Jahrgang.
Partei- Angelegenheiten.
Bankow. Morgen Sonnabend findet in den Kurfürsten Sälen, Berlinerstr. 102, das Fliederfest" des Wahlvereins statt. Für die drei am originellsten fostümierten Damen und Herren( Sommer toilette) find Preise ausgesezt und für ein fröhliches Fest ist im übrigen bestens gesorgt. Zahlreicher Besuch wird erwartet.
Rubow. Sonntag, 17. Februar, nachmittags 4 Uhr, findet bei Balm die Generalversammlung des Wahlvereins statt. Tages ordnung: Bericht des Vorstandes, Neuwahl desselben und Vereinsangelegenheiten. Die Genossen sind verpflichtet, recht zahlreich zu erscheinen. Der Vorstand.
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Friedrichshagen . Sonnabend, 16. Februar, abends 8% Uhr, tm Restaurant Wilhelmsbad", Seeftr. 45, Monatsversamm Tung des Wahlvereins. Tagesordnung: 1. Vortrag des Genossen Georg Davidsohn über" Was lehrt uns die Reichstagswahl?"; 2. Diskussion; 3. Vereinsangelegenheiten; 4. Verschiedenes. Die Genossen, die noch im Befihe von Sammellisten sind, werden nochmals dringend ersucht, endgültig abzurechnen. Der Vorstand. Neuenhagen und Umgegend. Am Sonntag, 17. Februar, findet tm Lokal von Wünsche in Neuenhagen die Generalversammlung des Wahlvereins statt. Tagesordnung: Geschäftsbericht, Neuwahlen und Verschiedenes. In Anbetracht der wichtigen Tages. ordnung ist zahlreiches Erscheinen erwünscht. Der Vorstand. Trebbin ( Kreis Teltow). Sonnabend, 16. Februar, abends 8% Uhr, Wahlvereinsversammlung bei Wolf. Tagesordnung: 1. Jahresbericht des Vorstandes; 2. Vierteljahresabrechnung; 3. Lotalfrage; 4. Verschiedenes. Die Wichtigkeit der Tagesordnung macht vollzähliges Erscheinen aller Genossen notwendig. Der Borstand. Bezirk Waidmannsluft. Die Mitglieder des Wahlvereins tverden nochmals auf den bereits beröffentlichten Beschluß der er weiterten Vorstandssitung betreffs Ordnung der Bibliother vet wiesen und ersucht, die Bücher zu der am Sonntag, 17 Februar, im Schweizerhäuschen" zu Waidmannslust stattfindenden General versammlung mitzubringen. Auf der Tagesordnung steht: Bericht sämtlicher Funktionäre und Neuwahl derselben, außerdem Wahl der Delegierten zur Kreisgeneralversammlung und zur General versammlung Groß- Berlins . Mitgliedsbuch legitimiert. Das Erscheinen aller Mitglieder ist Pflicht. Der Vorstand.
Oranienburg . Den Wahlvereinsmitgliedern zur Nachricht, daß am Sonntag, 17. Februar, nachmittags 3 Uhr, bei R. Braun, Kurfürstenstraße, unsere Mitgliederversammlung stattfindet. Da die Tagesordnung eine äußerst wichtige ist, werden die Mitglieder ersucht, bollzählig zu erscheinen. Die Vorstandsmitglieder werden ersucht, eine halbe Stunde früher im Versammlungslokal anwesend zu sein. Der Vorstand.
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Aus der Stadtverordneten- Versammlung. Wenn die Rathausfreisinnigen einander in die Haare geraten, dann dürfen die Besucher der Tribüne des Stadtberordneten- Saales sich auf ein paar amüsante Stunden gefaßt machen. Gestern kamen sie da oben reichlich auf die Kosten, denn unten im Saale gab es ein hißiges Raufen, wie wenn es sich um unsere höchsten ,, nationalen Güter" handelte, für die ja der Freifinn jetzt so inbrünstig schwärmt. Der Spaß zog sich nur ein bißchen zu sehr in die Länge: um neun Uhr abends, nachdem die Sigung bereits dreieinhalb Stunden gedauert hatte, war nicht mehr als der erste Punkt der Tagesordnung, der Gegenstand des häuslichen Streites, glücklich erledigt. Dieser erste Punkt war das Projekt einer Verlängerung der Voßstraße bis zur Zennéstraße, durch das eine Entlastung der Leipzigerstraße und des Potsdamer Plates herbeigeführt werden soll. Der Ausschuß, dem es zur Prüfung überwiesen worden war, hatte sich mit den Vorschlägen des Magistrats einverstanden erklärt, aber die unterlegene Opposition nahm im Plenum den Kampf von neuem auf und führte ihn mit großer Hartnäckigkeit. Auf der Seite des Magistrats stand Diesmal mit einem Teil der Freifinnigen die sozialdemo fratische Fraktion, deren Standpunkt von unserem Genossen Singer dargelegt wurde. Singer warnte davor, wieder einmal aus falscher Sparsamkeit eine notwendige Verkehrsverbesserung hinauszuschieben, die man später doch aber dann mit sehr viel größeren Kosten- werde ausführen müssen. Zu den Gegnern des vom Magistrat vorgelegten Projektes gehörte jetzt auch Herr Rosenow der es früher in der Verkehrsdeputation gebilligt hatte. Auf diesen Umfall des Herrn Rosenow schien Oberbürgermeister Kirschner anzuspielen, als er daran erinnerte, daß die Verkehrsdeputation das Projekt einstimmig angenommen habe. Die Versammlung nahm schließlich die Vorlage so, vie der Ausschuß sie empfahl, mit der unerwartet großen Mehrheit von 64 Stimmen gegen 45 an.
Bom Umgang mit unbefoldeten Kommunalbeamten. Daß auch unbefoldete Kommunalbeamte zu den Respektspersonen gehören, denen ein nichtbeamteter Staatsbürger zart entgegenkommen soll, das will manchen Leuten noch immer nicht in den Sinn. Den Männern, die in den Armenkommissionen, den Waisenratskollegien, den Schulfommissionen, den Einschätzungstommissionen usw. tätig sind, wird nur zu oft die Hochachtung ber sagt, die z. B. jeder Schuhmann bom" Bibil" erwartet und als fein Vorrecht beansprucht. Schon mancher Hizkopf hat es büßen müssen, daß er mit einem diefer Inhaber kommunaler Ehrenämter allzu deutsch geredet hatte. Beleidigungen unbesoldeter Kommunalbeamter werden mitunter recht hart bestraft, wenn auch lange nicht so hart, wie die Beleidigungen eines Schutzmanne. Die Urteile werden vom Magistrat in seinem allmwöchent lich erscheinenden Gemeindeblatt" veröffentlicht, und es vergeht da kaum eine Woche, ohne daß über eine Verurteilung berichtet werden muß.
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Bahlreich sind besonders die Verurteilungen wegen Beleidigung bon Armenkommissionsmitgliedern. Bürgerliche Blätter haben sich manchmal nicht wenig über diese Tatsache entrüstet und an sie die Bemerkung geknüpft, da sehe man, wie undankbar die Armen doch feien. Im Vorwärts" ist demgegenüber öfters die Frage auf geworfen worden, ob es denn immer so unbedingt nötig sei, sogleich zum Kadi zu laufen, wenn mal eine arme Frau, die ungerecht behandelt zu sein glaubt, ihrem Verdruß in zu derben Worten Luft macht. Wir haben darauf hingewiesen, daß nicht selten auch die Herren aus den Armenkommissionen gegenüber ihrem Publitum einen Ton anschlagen, der alles andere als freundlich ist. Es gibt eben auch unter den Armen noch Leute, die im Umgang mit ihren Mitmenschen nach dem Grundfah handeln zu dürfen glauben:
ie es in den Wald hineinschallt, so schallt es wieder heraus." Dabei übersehen sie nur das, daß man im Umgang mit Beamten, auch mit den Inhabern kommunaler Ehrenämter, nicht nach diesem Grundsak handeln darf, wenn man nicht böse hineinfallen will.
auf dem Polizeipräsidium und sie und ihre Gesinnungsgenossen werden sich wohl allmählich überzeugen, daß ihre Bewegung bei uns nicht hochkommt, daß man ihr hier auch ohne besonderce Anarchistengesetz den Weg verlegt.
Daß die Verhafteten und ihre Genossen die Schwierigkeiten, die ihrer Propaganda bei uns entgegenstehen, nicht unterschäßten, zeigen die Mittel und Wege, deren sie sich bedienen wollten. 230 die Broschüre mit dem schönen Umschlag nicht als Ganzes an gebracht werden konnte, da sollte fie in einzelne Blätter zerlegt werden; so wollte man sie als Umschlag für Buzpomade und dergleichen in die Kasernen einschmuggeln. Auch die Kinder sollten den Soldaten die Broschüre in die Hand stecken, nicht minder die Mädchen, die vom Schatz im bunten Rock zum Tanz geführt werden. Es wird aber lange dauern, bis der Wahlfonds wieder so aufgefüllt ist, daß man die Heßschrift von neuem herstellen tann."
Wer, wie die Beamten, besondere Machtbefugnisse hat und besonderen Rechtsschutz genießt, der sollte sich verpflichtet fühlen, dem Publikum mit desto mehr Besonnenheit entgegenzutreten. Das gilt nicht nur für die Mitglieder der Armentommissionen, sondern auch für bie Herren aus den Waisenratskollegien, den Schulkommissionen usw. Uns ist ein Fall mitgeteilt worden, der aufs neue die alte Erfahrung bestätigt, daß in diesen Körperschaften mitunter Personen sizen, die im Umgang mit ihrem Publikum nur zu sehr die nötige Ruhe und waisenral 124 B, deffen Bezirt im Bichhofsviertel liegt, wird das Besonnenheit vermissen lassen. Im Gemeinde. Amt des Vorsteherstellvertreters von einem Rentier Zehden ( Kochhannstr. 17) bekleidet. Eine Frau P., die wegen eines bei ihr in Pflege befindlichen Kindes zu ihm ging, wurde von dem wohl etwas nervösen Herrn so unfreundlich empfangen, daß fie es vorzog, unverrichteter Sache umzukehren und die Erledigung der Angelegenheit ihrem Ehemann zu überlaffen. Als Herr P. sich zu dem Herrn Rentier begab und auf die feiner Frau wider politischen Bolizei etwas fehr ungläubig gegenüber, ist uns doch Wir stehen dieser Schauermeldung über die neueste Leistung der fahrene Behandlung zu sprechen tam, brauste Herr Zehden sofort ge waltig auf und wies dem Besucher die Tür. P. versichert, er selber genugsam bekannt, wie solche Entdeckungen" in Szene gefekt habe ganz ruhig gesprochen und sich jeder beleidigenden Aeußerung werden. Es wäre nicht das erste Mal, daß fogen.„ Gentlemen " enthalten, aber 8. habe ihn angeschrien:" Was wollen Sie!? Raus, für Geld und große Versprechungen sich bereit finden, verraus! Nehmen Sie Ihre Papiere! Laufejunge! Elendes Gebotene Schriften zu beschaffen, damit die Polizei etwas entdecken findel!" und beschlagnahmen kann. Es sei nur daran erinnert, wie unter Wenn diese Darstellung zutrifft, dann muß das ja ein fehr dem Sozialistengesetz im Auftrage der Berliner politischen Polizei merkwürdiger Herr sein. P. ärgerte sich über die Schimpfworte mit Bolizeigelde die Mostsche Freiheit" gedruckt wurde, um nur und lud den Beleidiger zunächst vor den Schiedsmann. Aber 3. Material für Verlängerung des Sozialistengesetzes zu beschaffen. an die Waisenverwaltung richtete, wurde ihm von dort fam gar nicht zum Sühnetermin. Als P. dann eine Beschwerde Wir wissen nicht, об die Beiten wiederkehren follen, aus der Vorschlag gemacht, sich damit zufrieden zu geben, daß 3. in denen jene denen jene Entdeckertätigkeit" der Polizei wieder aufdie Schimpfworte zurücknehme. Im Bureau versprach man, sich zu genommen werden soll, unmöglich wäre das nicht; denn wenn diesem 3wed mit 3. in Verbindung zu setzen. B. willigte ein, aber fo gar nichts passiert, tönnte doch der eine oder der andere er wartet noch heute darauf, daß 3. fich äußern soll. Er beschloß auf den Gedanken kommen, daß die Einrichtung der politischen nun, Klage anzustrengen. Da er aber nicht Rentier, sondern nur Polizei etwas sehr überflüssiges sei. Tischlergeselle ist, so beantragte er, ihm für die Prozeß= führung das Armenrecht zu bewilligen. Doch die zu ständige Armentommission, die hierüber gehört werden mußte, tam zu dem Schluß, daß der Antrag abzulehnen sei. Und so wurde Denn dem Beleidigten der Bescheid gegeben, daß die Armenfommission ihn bei seinen Einkommensverhältnissen nicht für außerstande halte, ohne Beeinträchtigung des für ihn und seine Familie notwendigen Unterhaltes die Kosten des Prozesses zu bezahlen. P. wundert sich, woher die Armenkommission das so genau zu wissen meint. Die Steuerverwaltung würde der Kommission Aufschluß darüber geben können, daß er keineswegs im Gelde schwimmt.
Dem ist aber die politische Polizei durch ihren ,, neuesten Schlag* zuborgekommen. Wenn der geängstigte Spießbürger jegt die neueste Leistung der politischen Polizei in seinem Leibblatte findet, wird er wieder einmal die Fürsorglichkeit unserer Polizei und vor allem die der politischen Polizei in allen Tönen preifen. Sie hat das Baterland wieder einmal aus einer großen Gefahr" gerettet! Lieb' Vaterland, fannst ruhig sein!
Zu der Angelegenheit wird nachträglich noch berichtet: Die Staatsanwaltschaft hat umfassende Haussuchungen nach dieser Drudschrift bei allen bekannten Anarchisten im ganzen Deutschen Reiche Bei der Unsicherheit des Ausganges der Klage hat P. Hier veranlaßt. Diese Nachforschungen sind aber ergebnislos geblieben. nach darauf verzichten müssen, den aufbrausenden Herrn 3. zur Gegen die in Haft genommenen drei Anarchisten ist wegen AufRechenschaft zu ziehen. Am Ende ist das auch nicht nötig. Auch forderung der Soldaten zum Ungehorsam gegen ihre Vorgesetzten ein gewöhnlicher Sterblicher braucht nicht sofort zum Kadi und Aufreizung die Untersuchung eingeleitet worden. Der Erste zu laufen, wenn ein Beamter ihn anders behandelt, als Staatsanwalt beim Landgericht I macht bekannt, daß durch BeKnigge in seinem Buch Ueber den Umgang mit Menschen" es schluß des Amtsgerichts Berlin Mitte gemäߧ§ 111, 112, 130, 866 lehrt. Wundern müssen wir uns aber darüber, daß es der Waisen: abfäße 7, 41 und 42 des Strafgefeßbuchs und§§ 6, 18 und 23 i verwaltung nicht gelungen ist, 3. zu einer gütlichen Einigung zu bewegen. Hat die Waisenverwaltung sich hin- des Preßgefeßes die Beschlagnahme des Soldatenbreviers bestätigt reichend bemüht, das zu erreichen? Oder hält sie es nur für ihre worden sei. schüßen, nicht aber, auch einem durch ein Mitglied beleidigten Pflicht, Mitglieder der Waisenratskollegien gegen Beleidigungen zu Brivatmann jede mögliche Genugtuung zu verschaffen?
Die Pläne für die Zentralanstalt zur Bekämpfung der Säuglings sterblichkeit sind jetzt vom Kaiser genehmigt worden. Entworfen sind dieselben vom Stadtbaurat Hoffmann und Architekten Messel . Die Säuglingsmufteranſtalt, die auf dem von der Stadt Char lottenburg geschenkten Terrain neben dem Schloßpart errichtet werden soll, ist in einfachen Berliner Barockformen gehalten. In geschützter Lage wird sich die Musteranſtalt in zwei Geschoffen, Anlage ist nicht als gefchloffenes Bauwvert geplant; zu beiden die ein ausgebautes Dachgeschoß frönt, erheben. Die ganze Seiten des Hauptgebäudes find zwei kleinere Bauten gefehen, die durch Säulenhallen mit dem überragenden Mittelbau verbunden sind. Auf diese Weise entstehen hübsche Durchblicke, und Den Beamten, die fortgefeßt die hiesige anarchistische Be- liches, anheimelndes Gepräge. Im Anschluß an die Säuglings die Anstalt, die von Gartenanlagen umgeben ist; gewinnt ein freundwegung sorgfältig beobachten, fiel es auf, daß diese Kreise in der musteranſtalt soll ein Musterstall errichtet werden. Es handelt sich letzten Zeit sehr betriebfam waren. Verdächtig war es besonders, bei dem Huuptinstitut nicht um ein Säuglingskrankenhaus, sondern daß die Anarchisten unter den Arbeitern so eifrig für den um eine wissenschaftliche Zentralanstalt, in der Versuche zur BeWahlfonds" fammelten. Die Vermutung, daß diefer augkräftige fämpfung der Säuglingssterblichkeit angestellt werden sollen. 8wed nur vorgespiegelt fei, hat sich durchaus bestätigt. Das
Bom Wirken der politischen Polizei.
Die politische Polizei fühlt hin und wieder das Bedürfnis, etwas von sich hören zu lassen, um ihre Notwendigkeit zu erweisen. Jetzt läßt sie wieder im Bolizeiftil eine Schauergeschichte verbreiten, die zeigen foll, wie eifrig fie um das Wohl des Staates besorgt ist. Diese Notiz lautet: „ Einen empfindlichen Schlag, der ihren ersten Versuch einer antimilitaristischen Propaganda im Keime erstickte, hat die Berliner Polizei den Anarchisten versetzt.
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Die Zentralisation der Krankenkassen in Berlin befürwortete eine ngabe, welche der Verein der Berliner Blufen- und Kostümfabritanten an den Oberpräsidenten gerichtet hat.
gesammelte Geld diente nicht den Wahlen, sondern einem Unter dem Dedmantel der Trunkenheit arbeiten" zwei geumfassenden Plane, die antimilitaristische Propaganda auch bei fährliche Wechselschwindler, die sich hauptsächlich Restaurationen uns einzuführen. Die Polizei aber hat nun durch die Rechnung als Operationsfeld aussuchen. Zwei etwa 35 Jahre alte Männer einen dicken Strich gemacht. Ein Beamter sah unter den ihm betreten, sich angetrunken stellend, die Lokale und verlangen am bekannten hiefigen Anarchisten mehrfach auch einen fremden Büfett Getränke. Während der eine der beiden ein Zwanzigmarkund beobachtete, daß ihm ein Gesinnungsgenoffe im Scheunen- ftüd in Zahlung gibt, legt der andere 10 Bf. auf den Tisch. Der biertel in feiner Wohnung Nachtquartier gab. Als der Wohnungs- erstere versucht dann durch alle möglichen Mittel die Aufmerkſaminhaber morgens mit dem Besuch das Haus verließ, trug jeder feit der Gastwirte abzulenken. Währenddes streicht der Komplice einen Handtoffer. Der Beamte witterte darin verbotene Schriften das Zwanzigmarkstück ein und der andere Schwindler steckt das und hielt beide Männer an, zumal da er auch erfahren wollte, Wechselgeld zu sich. In einem Restaurant in der Wilhelmstraße wer der Fremde sei und was er in Berlin plane. Die Koffer ist den Gaunern dieser Trick bereits dreimal hintereinander genun zwar wider Erwarten leer, dagegen besaßen die lungen. Anarchisten jeder ein Büchelchen, das die lebhafteste Aufmerksam feiten des Beamten erregte. Auf dem schwarz- weiß- roten Umschlage prangte der preußische Abler inmitten der großgebrudten Aufschrift Soldaten- Brebier". Ueber dem Adler stand Mit Gott für König und Vaterland", darunter ein Auszug Der Eisenbahnfiskus betrogen. Einem raffinierten Betruge der Rede, die der Kaiser 1905 an die Rekruten hielt. Ganz unten ist der Eisenbahnfistus dadurch zum Opfer gefallen, daß ihm auf Las er: Verlag des Königl. Kriegsministeriums, Berlin 1907. gefälschte Nachnahmescheine ein Betrag von mehr als 21 000 m. abDiesem Umschlag entsprach aber teineswegs der Inhalt, genommen wurde. Ueber den Vorfall wird berichtet: Am 24. Januar der Verdacht des Beamten erwies fich vielmehr als durchaus be- wurden auf sechs Berliner Güterbahnhöfen Stiften gegen Nachrechtigt. Das Soldaten- Brevier" enthielt in den Kapiteln: Vor nahme aufgegeben, die an die Gesellschaft zur Erdbebenforschung" dem Fahneneid, die Musterung, die Blutsteuer, der Krieg, was ist in Hamburg adressiert waren und wertvolle Instrumente zur Erddas Baterland, die Schlachtbank des Vaterlandes, Antipatriotis bebenforschung enthalten sollten. Jede Sendung war mit einer mus, das Los des Soldaten, auf dem Schlachtfelde, für zwei Nachnahme von 3550 Mt. Deklariert. Einige Tage später erhielten Groschen, die Pflicht des Soldaten, die Arbeiter an ihre Brüder die hiesigen Aufgabestellen von der Hamburger Empfangsstation die Soldaten, die Mittel und Wege der antimilitaristischen Propas aus die Bestätigung, daß der deklarierte Nachnahmebetrag in ganda und Soldatenleid die wüstesten Heßereien und Aufreizungen. Sambucg von der Empfängerin bezahlt worden sei. Kurz darauf Gefragt, wie sie zu diesen Drudichriften gekommen feien, ant erschien nun auch an den Berliner Stationskaffen der Absender der worteten die Anarchisten, sie hätten sie in der Schweiz getauft. wertvollen Kisten und forderte die Nachnahmebeträge ab. Da er Daß das nur eine Ausrede war, erwies fich sehr bald. Die die den Nachnahmesendungen beigefügten Begleitscheine vorwies Anarchisten, ein Holländer und ein Belgier, wurden nach dem und diese bestimmungsgemäß den Bahnstempel der EmpfangsBolizeipräsidium gebracht. station Hamburg und die Unterschrift eines dortigen diensttuenden
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In der Wohnung im Scheunenviertel fand man noch den Beamten trugen, so zahlten die hiesigen Kassen der betreffenden ehemaligen Redakteur des Revolutionär, Sauter, aber feine fechs Bahnhöfe die deklarierten Summen anstandslos aus. Hintereinzige verbotene Drudfchrift. Die weiteren Ermittelungen her stellte sich jedoch bei einer Rüdfrage nach Hamburg heraus, daß ergaben jedoch, daß der Wohnungsinhaber auf dem Boden einen dort solche Nachnahmesendungen überhaupt nicht eingegangen feien, Taubenschlag eingerichtet, aber seit einiger Beit feine Tauben und daß hier ein Schwindel vorliege. Eine Gesellschaft für Erdmehr gehalten hatte. Man durchsuchte daher auch den bebenforschung" existiere in Hamburg auch gar nicht. Die in Boden, den man in großer Ausdehnung mit Tauben Senntnis gesezte Berliner Kriminalpolizei stellte sofort fest, daß mist und allerhand Käfigen bedeckt fand. Nichts wurde ein Mann namens Kliché, wie sich der Absender auf den Frachtentdeckt, bis man endlich auch den Mist wegräumte. Da briefen genannt hatte, auch in Berlin nicht wohnhaft ist. Seit fam dann das Soldaten- Brebier" mit dem patriotischen Ein- gestern weilt mun auf Veranlassung des Eisenbahnministers ein band und dem berheßenden Inhalt zum Borschein. Gleich in höherer Eisenbahnbeamter aus Berlin in Hamburg , um die pein 15 000 Exemplaren.( Nach der Staatsbürger- 8tg." follen es fo- liche Angelegenheit zu untersuchen und womöglich die Ermittelung gar 150 000 fein; auf eine Null mehr oder weniger kommt es des Täters herbeizuführen. Daß dieser unter Bahnangestellten ge= nicht an. D. Red.) Diese wurden nun alle beschlagnahmt und sucht werden muß, gilt für die Behörde als zweifellos. Ob mehrere nach dem Polizeipräsidium gebracht, wohin auch Sauter seinen Beamte, und zwar solche aus Berlin und Hamburg ihre Hand im Freunden folgen mußte. Durch weitere Nachforschungen wurde Spiele haben, ist möglich. Denkbar ist, daß ein Hamburger Bahnfestgestellt, daß die Hezdruckschrift von dem Wahlgelde" in beamter, der mit den dortigen Verhältnissen genau vertraut war Holland angefertigt worden ist. Von dort brachten ein Lahmer und Zutritt zu dem Güterboden hatte, bei der Ankunft der Frachtund ein Blinder sie zunächst über die Grenze nach Duisburg . briefe und Begleitscheine diese unbemerkt an sich genommen hat. Dann ging fie in verschiedenen Wegeftufen weiter bis nach Berlin , Wo die Sendungen selbst geblieben sind, weiß man noch nicht. Machdas jetzt der Ausgangspunkt für die erste antimilitaristische Pro- dem der Gauner dann die Begleitscheine durch Stempel und unterpaganda im Deutschen Reiche werden sollte. Dieser Plan ist nun schrift gefälscht und die Berliner Stationen von der Ginlösung der mit einem Schlage durch die Aufmertfamteit der Sendungen benachrichtigt hat, ist er wahrscheinlich noch am selben Bolizei bereitelt. Die brei Anarchisten blieben einstweilen Tage nach Berlin gefahren und hat hier die Geldbeträge erhoben.