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Nr. 40. 24. Jahrgang.

1. Beilage des Vorwärts " Berliner Volksblatt. Sonnabend, 16. februar 1907.

Abgeordnetenbaus.

11. Sigung vom Freitag, den 15. Februar,

bormittags 11 Uhr.

Am Ministertisch: Frhr. v. Rheinbaben, Beseler. Auf der Tagesordnung stehen zunächst Initiativanträge betreffend Aufbesserung der Beamtenbesoldung. Abg. Gyßling( fri. Vp.): Der Antrag seiner Partei erstrecke sich nicht nur auf die Lage der unteren und mittleren Beamten, sondern auch auf die Aufbefferung der Bezüge der diätarischen Beamten und Arbeiter. Wenn das Schreckgespenst des Finanzminifters, das heißt der Bedarf von 100 Millionen Mark, wirklich eintreten sollte, so sei feine Partei willens, die Einkommensteuer zu erhöhen.( Lebhafter Beifall links.)

Abg. Schmedding( 8.) begründet einen Antrag seiner Partei: eine allgemeine Erhöhung des Dienſteinkommens der mittleren und unteren Staatsbeamten für das Jahr 1908 in Aussicht zu nehmen.

Abg. Frhr. v. Bedlin( ft.) schlägt eine Resolution vor, in der ebenfalls eine allgemeine Neuordnung der Bezüge der Staatss angestellten spätestens für die nächste Tagung erwartet wird. Die zu diesem Zweck nötigen Mittel müßten nötigenfalls durch erhöhte Besteuerung bereitgestellt werden.

Abg. Dr. Friedberg( natl.) befürwortet einen Antrag der Nationalliberalen auf Bereitstellung staatlicher Mittel zur Be­feitigung der Notlage der durch die anhaltende Teuerung besonders schwer getroffenen Unterbeamten.

Abg. v. Heydebrand u. d. Lasa( kons.) führt aus, daß feine Partei eine Aufbesserung der Beamtengehälter für dringend not­wendig halte.

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Die Abgg. Dr. Wagner( freit.) und Brömel( Frf. Vg.) betonen in gleicher Weise die Notwendigkeit einer Aufbesserung der Beamten­gehälter.- Dann wird die Debatte geschlossen, und alle Anträge werden der Budgetkommission überwiesen. Es folgt die zweite Beratung des Justizetats. Bei den Ein­nahmen bellagt Abg. Wismann( natl.) die Konkurrenz, die den Handwerkern und Gewerbetreibenden durch die Gefängnisarbeit ge­macht werde. Abg. Tourneau( 3.) gibt seiner Genugtuung darüber Ausdrud, daß die von Unternehmern für die Gefängnisarbeit zu zahlenden Löhne eine Erhöhung erfahren haben.- Hierauf werden die Ein­nahmen bewilligt.

Es folgen die Ausgaben. Zum Titel Ministergehalt" liegt ein Antrag Dr. Arendt( ft.) vor auf baldige Vorlegung eines Gefeßentwurfes betr.' Einführung des Dienstalterstufensystems für Staatsanwälte, Landrichter und Amtsrichter.

Abg. Viereck( ft.) begründet diesen Antrag.

Die russische Revolution.

Gute Vorsäge!

einen dritten an Rußland , und du kannst als ein mächtiger König in Herrlichkeit und Freuden leben.

Der alte Fritz war nun aber in seiner Art auch ein Prin zipienmann. Gewiß war sein Prinzip. besonderer Art: es bestand Bei der soeben in Barstoje Selo abgehaltenen Konferenz, der darin, möglichst viel Land und Leute ihren legitimen Besitzern ab­neben einigen russischen Ministern zahlreiche Würdenträger beis azuknöpfen, aber dann kein Atom davon preiszugeben. Er sagte also voraussichtliche Zusammensetzung der zweiten Reichsduma sowie die summten: Schert euch zum Teufel! Er lernte aus der Niederlage wohnten und in der das Resultat der jezigen Urwahlen und die den Schmeißfliegen, die nach der Schlacht bei Rollin um ihn der Opposition erörtert wurden, fam man dahin überein: weder dem Methoden, aber von seinem Prinzip gab er kein Atom preis, sondern hiermit im Zusammenhange stehenden voraussichtlichen Forderungen bei Kollin und führte den Krieg fortan nach anderen taktischen Verlangen der russischen Sozialisten nachzugeben, noch eine Ber - trug fortan Gift in der Tasche, um sich änderung im jezigen Ministerkabinett eintreten zu lassen, selbst wenn durchzusehen war wenn sein Prinzip nicht die Majorität der fommenden Reichsbuma dafür sein sollte. borher selbst in ein besseres Jenseits zu expedieren. Jedoch es gelangt ihm, sein Brinzip durchzusehen, alten bleiben soll, troẞ Bolt und tros Duma. Daß ihre Rechnung pflegen mit aller pomphaften Würde darzulegen, daß er eben da­Die Zarenfippe ist sich schon flar darüber, daß alles beim und die liberalen Historiker, die seine Geschichte geschrieben haben, ohne den Wirt gemacht ist, wird die Zukunft erweisen. durch eine historische Gestalt geworden sei, während er nur als Das Vorspiel. ein elender Jammerkerl in der Geschichte figurieren würde, wenn er nach der Niederlage bei Stollin auf die guten Freunde gehört hätte.

Petersburg, 12. Februar. ( Eig. Der.) Die Wahlmännerwahl ist nun in vollem Gange. Der Regierungs­telegraph, der sich in den ersten Tagen der Wahlen so schön aufs Lügen verstand, ist jetzt bescheidener geworden; denn es steht nun fest, daß die Wahlen, eine vollständige Niederlage für die Regierung bedeuten. Daß bei der ausschlaggebenden Verhältnismehrheit in den Wählerversammlungen an einigen Orten aufällig infolge der Konkurrenz der Listen der Liberalen und Sozialisten ein paar Pogrom männer mit durchschlüpfen, das ist bedeutungslos, wenn man die immer wachsenden Zahlen der Oppofition betrachtet.

Der letzte Sonntag war ein besonders heißer Tag für die Wahlen; denn da galt es die Eroberung Mostaus. Diese alte Moskowiterstadt ist das Generalstabsquartier der Partei Stolypins, der Oktobristen" und ihres Chefs Gutschkow . Hier hatten diefe ,, mäßigen Konstitutionalisten" wirklich Hoffnung auf Sieg. Sie find aber unterlegen, jämmerlich unterlegen. Während die Kadetten 53 Prozent der abgegebenen 38 673 Stimmen erhielten, zählten die Oftobristen nur 28 Prozent, die wirklichen Monarchisten gar nur 8 Prozent. 8 Prozent Monarchisten in der alten Zarenstadt! Auf die Sozialisten entfallen 18 Prozent, eine nicht fleine Zahl, wenn man die Schwierigkeiten bedenkt, mit denen die sozialistischen Parteien bei uns zu kämpfen haben. Und dann darf vor allem nicht vergessen werden, daß es Bensuswahlen sind, was den 13 Prozent eine besondere Bedeutung verleiht.

Es versteht sich, daß wir durch diesen historischen Vergleich unsere erhabene Sache nicht herabsehen wollen, indem wir fie etwa mit den verwerflichen Plänen und Zielen jenes preußischen Königs auf eine Stufe stellen. Der springende Punkt unseres Bergleiche ist vielmehr nur, die Heuchelei der liberalen Helden aufzuzeigen, die uns zumuten, auch nur ein Atom der Beſchlüſſe Heuchler, die uns in den Sumpf führen möchten, oder sie meinen von Dresden und Jena preiszugeben. Entweder sind sie elende es ehrlich, und dann hat ihr Eunuchendienst den letzten Reft polift­schen Ehrgefühls in ihnen abgeftumpft.

In dem einen wie in dem anderen Falle antworten wir ihnen im Sauherdenton" des alten Friz: Schert Euch zum Teufel!" In einem Artikel Die Behren des Wahl. tampfes":

Göhres und ähnliche. Neb. d. B.".) haben wir bisher unferen Von diesen Kundgebungen( Calwers, Bernsteins, Schippels, Lesern keine vorgelegt.... Wir berzichten nicht nur deshalb da­rauf, weil sie erfreulicherweise wenig zahlreich und auch inhaltlich nicht bedeutend sind, da sie nur olle Stamellen aufwärmen, sondern namentlich deshalb, weil sie an ein, ihrer Ansicht nach unerfreu­liches Ende einen unter allen Umständen unerfreulichen Anfang fnüpfen wollen. Sie leiden nämlich an dem logischen Fehler, daß fie die inneren Parteistreitigkeiten in erster Reihe als die Ursache alles von ihnen beklagten Unheils betrachten. Aber zur Beseitigung dieses Uebels fein besseres Heilmittel fennen, als neue Partei­streitigkeiten zu schüren.

Aus den Provinzstädten laufen fortwährend Nachrichten ein, aus denen hervorgeht, daß die Polizei völlig rafend geworden ist: In der Sache selbst scheint es auf den ersten Blick sehr eins Progreffive Kandidaten werden verhaftet, ausgewiesen, die Wahl- leuchtend zu sein, wenn die geringe Minderheit der Partei, die Justizminister Befeler: Die Regierung erkennt an, daß die literatur wird konfisziert, die Wahlversammlungen werden ganz mit den Beschlüssen von Dresden und Jena nicht einverstanden jezige Art der Besoldung der Richter und Staatsanwälte nicht die verboten. Die Wähler können sich nicht verständigen, nur mit war, jetzt in den Ruf ausbricht: Seht Ihr, ist nicht all das Unheil richtige ist und daß auch für diese Beamten das Dienstalterstufen- Mühe und Not gelingt es, Kandidatenlisten aufzustellen. Das ist eingetroffen, was wir vorausgesagt haben? Indessen bei näherem system eingeführt werden muß. Das Höchstgehalt der Richter soll die Wahlfreiheit", von der Stolypin auswärtigen Korrespondenten leuchtend wie sie bequem ist. Sie wäre nur dann durchschlagend, Zusehen erweist sich diese Beweisführung lange nicht so ein­im nächsten Etat auf 7200 m. festgesezt werden, zu erreichen in acht schwagt. Die Stufen und 21 Jahren. Weiter soll die diätarische Beschäftigung der Liebenswürdigkeiten der Bureaukratie mit herzlichem Wahlergebnisse quittieren denn auch die wenn die Dresdener und die Jenaer Beschlüsse in der Absicht gefaßt Affefforen bis zur Dauer von zwei Jahren auf das Besoldungs- Nach den letzten Berechnungen sind bereits 175 Deputierte möglichst viele Wählerstimmen zuzuführen. Dies an sich ja äußerst mit herzlichem Dank. worden wären, der Partei möglichst viel Reichstagsmandate und dienstalter angerechnet werden.( Beifall.) der Duma für die Opposition gesichert, und die weiteren Wahlen wünschenswerte Ziel ist aber doch nicht in erster Reihe das Ziel versprechen der Kamarilla noch weitere Ueberraschungen. Besonders der Dresdener und der Jenaer Beschlüsse gewesem, sondern in ge­erfreulich aber ist die zunehmende politische Reife und die erstarkende wissem Sinne sein gerades Gegenteil. Das heißt in dem Sinne, Organisation in allen Schichten der Feinde des Zarismus. Die Duma wird fefteren Halt im Volfe selbst haben, und der sozialistische Flügel, der in der zweiten Duma stärker sein wird als in der ersten, wird schon dafür sorgen, daß dieses Volt auch zu Worte kommt und daß die Opposition der Kadetten und ähnlicher Elemente sich nicht in eitel Schaumschlägerei auflöst.

Abg. Viereck( ft.): Mit Rücksicht auf die Erklärung des Ministers fehe ich meinen Antrag zurück.

Abg. Pallaste( t.) hält die im Etat vorgesehene Vermehrung der Richterstellen für ungenügend und wünscht Äenderungen in der Bor­bildung für den höheren Justizdienst.

Justizminister Beseler: Zur Frage der Umgestaltung der Vor­bildung zum höheren Justizdienst schweben gegenwärtig Erwägungen, die hoffentlich bald zu einem befriedigenden Abschluß führen.

Abg. Tourneau( 8.) wünscht Vermehrung der Richterstellen und Beseitigung der drafonischen Bestimmungen des Strafgesetzbuches über die Eigentumsvergehen. Die Zuchthausstrafe müsse zum Teil durch Deportation

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Die Antwort der Banern.

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daß diese Beschlüsse nach der großen äußeren Ausdehnung der Partei durch die Wahlen von 1903 in erster Reihe auf ihre innere Festigkeit abzielten, wobei sicherlich nicht der Wunsch, aber doch die Möglichkeit mitspielte, daß die Partei an Mandaten und Wähler­stimmen verlieren könnte. Die Dresdener und die Jenaer Be schlüsse wollten die Mitläufer nicht vor den Kopf stoßen; denn über die Binsenwahrheit, daß die Mitläufer bis zu einem gewissen Grade eine historische und politische Bedeutung für die Partei haben, war sich niemand im unklaren. Was man in Dresden und In der Gemeinde Hart bei Reval besitzt der Redakteur in Jena wollte, war nur die straffe Organisation des klassen. Genosse Hanto ein Häuschen und ist daher in der Gemeinde bewußten Proletariats, die allein über die. sozialdemokratische ersetzt werden! Wenn darüber geklagt wird, daß die Richter nicht wahlberechtigt. Er wurde von der Gemeindeversammlung Bolitit zu befinden haben sollte. Nicht die Mitläufer als solche genügend in den Geist der sozialpolitischen Gesetzgebung eingedrungen zum Wahlmann gewählt. Die Wahl wurde beanstandet und sollten in Dresden und in Jena vor den Kopf gestoßen werden, find, so liegt das an ihrer Ueberlastung. Bitten möchte ich den für ungültig erklärt. Die Gemeindeverwaltung wählte Hanko sondern abgewiesen werden sollte nur der Anspruch, daß die Rüd Minister auch, daß an den wenigen katholischen Feiertagen keine Ge- zum zweitenmal. Daraufhin wurde er auch in der Streis- ficht auf sie die prinzipielle Haltung der Partei irgendwie beein­richtstermine stattfinden mögen.( Beifall im Zentrum.) flussen dürfe. Verzichteten sie auf diesen Anspruch, so waren sie Abg. Röchling ( natl.): Herr Oberbürgermeister Abides hat sich wahlversammlung als Wahlmann in die Gouvernements- nach wie vor willkommen; erhoben sie ihn aber und schieben e Wahlversammlung gewählt. Die Gouvernements Wahl- von der Partei, weil sie nicht ein entscheidendes Wort mitzusprechen sie mit seinen Vorschlägen ein großes Verdienst erworben. Natürlich lann aber von einer lebertragung der englischen Verhältnisse auf tommiffion tassierte abermals die Wahl beider Instanzen mit haben, so blieb nichts übrig, als ihnen glückliche Reise zu wünschen. Deutschland ohne weiteres teine Rede sein. Das Armenrecht bedarf der Begründung": Hanto könne laut Senatsentscheidung Weshalb sie nun eigentlich gegangen sind, ist so ohne weiteres einer Revision, damit nicht so viel aussichtslose Sachen durchgefochten kein Wahlrecht haben, da er nicht beständig in der auch noch nicht klar. Einzelne Parteigenossen und Barteiorgane werden. Eine Beseitigung der Schwurgerichte wäre bedenklich. Eine Gemeinde lebt und dort selbst keine eigene Haushaltung behaupten, daß es wegen Dresdens und Jenas geschehen sei. Aus andere Frage wäre, ob nicht der Kreis der für die Schwurgerichte habe! Am 12. Februar trat die Gemeinde also zum dritten dem Kreise der Mitläufer selbst erhob sich neulich aber eine Stimme vorbehaltenen Delifte in einem liberalen Blatte, die ganz anders lautete; nach dieser anders umgrenzt werden könnte. Not- Male an die Wahlurne und wählte zum dritten Male Hanko Auslassung haben die Mitläufer vielmehr ein Haar in der Art wendig ist weiter die Einführung der Zwangspensionierung der zum Wahlmann! Wie die Angelegenheit endet, bleibt ab- gefunden, wie in Dresden die sogenannten Margisten bekämpft Richter im 70. Lebensjahr. zuwarten. worden sind. Indessen mag dem so oder anders sein: die ganze Beweisführung, daß Dresden und Jena die Schuld an einem Rückgange der Partei trügen, hängt in der Luft, so lange nicht der Beweis geführt ist, daß der in Dresden und Jena wirklich vera folgte Zweck, die innere Festigkeit der Partei, verfehlt worden ist. find in dem Verbreitungsbezirk unseres Blattes die Wählerstimmen Dieser Beweis ist bisher nicht geführt worden. Zum Beispiel feit 1903 Stadt- und Landkreis Leipzig ineinander gerechnet stationär geblieben, dagegen hat unser Blatt seit Dresden 13 000 Abonnenten gewonnen, und davon 3000 im letzten Wahlkampfe, und in entsprechendem Maße hat sich der Stand der Parteiorgani sationen gehoben. Damit ist aber für die Partei und ähnlich liegt die Sache in den meisten Wahlkreisen mehr gewonnen, als wenn unser Abonnenten- und Organisationsstand seit 1903 stationär geblieben und wir 13 000 neue Wählerstimmen gewonnen hätten.

Abg. Lüdicke( ff.) plädiert für eine Vermehrung der Amtsanwalts­stellen und Aufbesserung der Justizunterbeamten. Abg. Cassel( frf. Bp.) fordert die Unterstellung aller Gefängnisse unter die Justizverwaltung und die Einführung von

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Diäten für Geschworene und Schöffen,

In Preußen- Deutschland pflegen gewisse Leute, wenn thren Erwählten die Bestätigung von oben" versagt wird, schleunigst weich zu werden und sich eines Besseren" zu be­finnen. Sie könnten sich ein Beispiel nehmen an jenen russischen Bauern, die sich auf Gefahr ihrer Freiheit, ja ihres Lebens in so mannhafter Weise benehmen.

Die Bedeutung des Wahlausfalls

für die Sozialdemokratie. Stimmen der Parteipreffe. Leipziger Volkszeitung ."

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.. Gs tommt darauf an, die reellen historischen Ursachen des Wahlausfalls zu entdecken, und dann ergibt sich ganz von selbst, was wir zu tun, welche Fehler wir zu verbessern, welche Unter­laffungen wir nachzuholen haben. Uns als glüdlich- unglüdliche Propheten hinzustellen, die feit Dresden und Jena alles Ingeri vorhergesagt haben und nun reumütig an unfere Brust zu schlagen: mea culpa, maxima mea culpa: Meine Schuld, meine allergrößte Echuld! dazu haben wir unseres Grachtens teinen Anlaß."

um auch intelligenten Arbeitern und kleinen Beamten die Möglichkeit zu geben, an der Rechtsprechung teilzunehmen. Redner bespricht weiter die Vermehrung der Arbeitslast der Richter, die sich in den legten zehn Jahren nahezu verdoppelt hat. Gegen eine Ausdehnung der Befugnisse der Amtsgerichte haben wir Bedenken, weil die Ein­heitlichkeit der Rechtsprechung darunter leidet. Ich erinnere den Minister daran, daß zu der Zeit, als er Amtsgerichtspräsident in Berlin war, in Berlin viele Prozesse von einer Versicherungs­gefellschaft auf Gegenseitigkeit gegen ihre Mitglieder angestrengt wurden. Da entschieden zwei Kammern des Landgerichts gerade entgegengesett. Da mußte ein Anwalt oft das Mandat ablehnen, In einem Artikel Die Schmeißfliegen": weil der Prozeß aussichtslos war. Wenn der Mandant dann sagte: Gs fällt uns nicht ein, zu bestreiten, daß diefe Wahlen auch Mein Freund Müller hat denselben Prozeß Prozeß doch ges für bie revolutionäre Arbeiterbewegung beachtenswerte Lehren ent­wonnen!", so mußte der Anwalt sagen: " Das ist auch halten. Eine solche Erfahrung hat immer ihren gebührenden etwas anderes: Du heißt Schulze, Dein Name fängt Einfluß auf unsere zukünftige Tattit. Das liegt in der Natur mit einem anderen Buchstaben an, Du mußt verlieren!!" der Dinge selbst, deren Logit sich durchsehen würde, auch wenn Wenn er persönlich auch gegen Sondergerichte wie die Gewerbe- fein Mitglied der Partei fie beachten wollte. Aber tatsächlich be­und Kaufmannsgerichte fei, so halte er doch eine Zuziehung von achtet sie jedes Mitglied der Partei, und die wohlwollenden Rat­Laien zu den staatlichen Gerichten nicht nur auf diesem, sondern auch geber, die sich jetzt vor unsere Tür drängen, dürfen wenn sie Stimmen der Gewerkschaftspresse. auf anderen Gebieten für sehr erwünscht. Das Vertrauen zur wirklich nichts anderes als ein ebles, menschliches Mitgefühl be­Rechtspflege, namentlich zur Strafrechtspflege, könne dadurch nur seelt des getroften Glaubens leben: So weit die deutsche ,, Korrespondensblatt der Generalfommiffion": im Volte steigen. Redner bittet den Minister, die Mängel in der Sozialdemokratie Fehler begangen hat, die ihr die Mandatsverluste Die Partei der Nichtwähler hat die Parole der nationalen Berliner Gerichtsorganisation nach Möglichkeit abzustellen. Der vom 25. Januar und 5. Februar eingetragen haben, so wird sie Gefahr auf die Beine gebracht, aber die Partei der Mitläufer hat größte Teil der Berliner Anwälte sei bei den Landgerichten I , diese Fehler bald herauszurechnen wissen. der innere Parteistreit berflüchtigt. Und fragt man sich, was hat II und III zugleich zugelassen, die aber außerordentlich weit von Nur daß fie gerade von dem, was sie nach Abficht dieser eblen die Sozialdemokratie getan, um diese unerwartet zu ihr gestoßene einander entfernt seien. Zur Befestigung des Vertrauens zur Rechts- Freunde von Ratgebern aufgeben soll, auch nicht ein Titelchen auf Mitläuferschaft festzuhalten und sich dauernd einzuverleiben, so pflege würde es beitragen, wenn z. B. die politischen Prozesse vor geben wird! Sie wird nicht ein Atom opfern von muß die Antwort leider lauten: das Gegenteil von dem, was sie den Schwurgerichten zur Verhandlung fämen.( Sehr richtig! links.) ihrem schroffen stolzen revolutionärem Prinzip. hätte tun sollen. Sie hat diese Massen durch radikale Phrasen und Abg. v. Micerski( Bole) beschwert sich darüber, daß in Ober- Ihr diese Zumutung politischer Ehrlosigkeit zu stellen, vermögen Anhäufung von Kraftworten erschreckt, sie durch Atte der Intole= schlesien entgegen den Bestimmungen des Bürgerlichen Gesetzbuches wirklich nur Leute wie die deutschen Liberalen, die in der steten rang in ihrem Vertrauen irre gemacht, sie durch Massenstreikideen Vätern, deren Kinder in der Religionsstunde deutsch au antworten lebung politischer Ehrlofigkeit alt und grau geworden find. Man in Furcht gejagt und sie durch ungeschickte Vertretung der eigenen sich weigerten, das Erziehungsrecht genommen worden sei. gestattete uns, das ganze Verhältnis, um das es sich hier handelt, Grundfäße abgestoßen(?). Gut, daß wir sie los find," darin Justizminister Dr. Beseler erwidert dem Borrebner, daß richter- an einem historischen Beispiel flar zu machen! Als der alte Frik findet sich ein Teil der Parteipreffe mit dieser Isolierung der So liche Entscheidungen dem Eingreifen der Verwaltungsbehörden nicht in der Schlacht bei Rollin geschlagen worden war, fummten die zialdemokratie ab. Aber diese Massen sind zum großen Teil ins Schmeißfliegen von guten Freunden, und an der Spipe feine Lager der Gegner hinübergetrieben; sie stärken die politische Macht eigenen Brüder, gerade so um ihn, wie heute um die Sozialdemo- der letteren und bringen dadurch wertvolle Volfsrechte in Gefahr. fratie. Es waren ganz ähnliche Nebensarten vom" Phaeton", der Wäre sich die Sozialdemokratie in all den Jahren stets bewußt feine Kraft überschätzt, der zu hoch hinaus gewollt, ber seine geblieben, daß sie nicht bloß eine Zukunft zu erobern, sondern auch besten Freunde in brutalem Uebermut vor den Stopf gestoßen habe. einen wertvollen Gegenwartsbefiß zu verteidigen hat, dann hätte Und es waren auch ähnliche Ratschläge, von denen sie überströmten: fie manches vermeiden müssen, was ihr jetzt zum Nachteil ge gib doch diesen Landstrich an Desterreich, jenen an Frankreich , reicht ist.

unterſtänden.

Abg Beltasohn( frs. Bg.) wünscht eine Vermehrung der Seminare für die Ausbildung der Gerichtsreferendare. Hierauf vertagt das Haus die Weiterberatung auf Sonnabend 11 Uhr. Schluß 5 Uhr.