hatte im Innern des AnhängewagenS Platz genommen. Kurz hinterder Haltestelle am Lehrter Bahnhof nahm B. eine Flasche aus derTasche, öffnete dieselbe und leerte den Inhalt in einem Zuge. Vonden übrigen Wageninsassen, die den Vorfall beobachteten, hatteniemand versucht, den Lebensmüden an der Ausführung seiner Tatzu hindern, da man annahm, daß die Flasche Medizin enthielt.Bevor der Straßenbahnwagen die Sandkrugbrücke erreichte.brach der Haiidlmigsgchiilfe besinnungslos zusammen. DerSchwerkranke mußte in dem Waggon bis zu dem Platzeam Neuen Tor mitgenommen werden, da weder polizeilicheHülfe zur Stelle war. noch in der Nähe ein Arzt wohnte.Am Neuen Tor wurde B. in eine Droschke gehoben und durch dendort postierten Schutzmann nach der Charitö gebracht. Weshalb derjunge Mann, dessen Zustand hoffnungslos ist, den Selbstmordversuchverübt hat. ist nicht bekannt.Ueber einen schneidigen AuswanberungS-Genbarm wird be>richtet:„Ein kriegsgerichtliches Verfahren ist gegenden auf dem Auswanderungsbahnhof Ruhleben stationierten Gc.n-darm L. eingeleitet. Er wird eines zu schroffen Vorgehens gegendie Auswanderer beschuldigt. Er soll sie vielfach in einer Weiseangepackt und zurechtgewiesen haben, daß ihr Körper von diesemZufassen deutliche Spuren zeigte. Jedenfalls behaupteten die Aus»Wanderer, daß die Flecken, Striemen, Beulen und ähnlichen Stellen,die dem überwachenden Medizinalbeamten Geheimrat Jenicke beider Untersuchung der Leute aufgefallen waren, ihnen durch L. zu»gefügt worden seien. Darauf erstattete Geheimrat Jenicke Anzeige,und gestren erschien in Ruhleben eine vom Kommando der Land»gendarmerie entsandte Kommission zur Untersuchung der An-gelegenheit. Die Auswanderer, an denen der Medizinalbeamte dieSpuren der schroffen Behandlung entdeckte, waren nicht mehr zurStelle, da sie ihre Reise bereits fortgesetzt hatten. Die Vernehmungmußte sich daher auf die Personn beschränken, die beruflich odergeschäftlich sich auf Ruhleben befinden. Alle diese wurden vonder Kommission vernommen und auch befragt, ob ihnen eine be»sonders schroffe Haltung des Gendarmen den armen Leuten gegen»über aufgefallen wäre. Die Bekundungen der Zeugen sollen, wieweiter berichtet wird, im allgemeinen nicht zugunsten L.'S aus»gefallen sein, indem hervorgehoben wurde, daß er oft allein vielenHunderten von Auswanderern gegenüberstehe, unter denen sich nichtimmer die friedfertigsten und der Vernunft zugängliche Menschenbefinden."Ob aus der Untersuchung viel herauskommen wird, scheintUNS fraglich, da die Leute, die mit dem Gendarmen zu tun hattenund aussagen tonnten, immer nur kurze Zeit in Ruhleben warenund sich schon längst über dem großen Wasser befinden. Immerhinaber wäre es dringend am Platze, für eine Behandlung der armenAuswanderer Sorge zu tragen, die nicht noch russischer als inRußland ist.Ucberfallen und zu berauben versucht wurde gestern nachmittagUhr im Hause Alte Jakobstr. 137 ein Herr Schmidt im Altervon 65 Jahren. Schmidt ernährt sich dadurch, daß er für kleineGeschäftsleute, Kellner u. dergl. Kleingeld besorgt. Als er sichgestern um die oben /mgcgebene Zeit in seine 4 Treppen belegeneWohnung begeben wollte, lourde er von einem Rowdy, der aufdem Boden des Hauses seine Rückkehr erwartete, angefallen undniedergeschlagen. Die Beraubung der Geldtasche mißlang aber,da auf die Hülferufe des alten Herrn eine Anzahl Gäste aus demim Hause befindlichen Lokale herbeieilten. Zunächst erhielt derRowdy eine Tracht Prügel, worauf er nach der Polizeiwache gc-bracht wurde. Unterwegs nahm man ihm einen Dolch ab und aufder Wache noch einen geladenen Revolver.Ein Opfer der Glätte wurde der 74jährige Rentier PollandauS Lichtenberg, der vor mehreren Tagen in der Frankfurter Alleeausglitt. P. war so unglücklich gefallen, daß er einen Bruch desAeckentnochenS erlitt und einer Operation unterworfen werdenmuhte. Den Bemühungen der Aerzte ist es leider nicht gelungen,den Greis am Leben zu erhalten, der gestern an den Folgen derschweren Verletzung starb.Ein Bravourstück. Durch unglaublichen Leichtsinn ist gesternabend der Kutscher Stephan Dahnel aus der WiliuerSdorferstr. 09um sein rechtes Bein gekommen. D. hatte am KurfürstcndammSchnee abgefahren und als er wieder im Begriff war, sich miteinem hochbeladencn Wagen zu entfernen, rief er seinen Kollegenzu, er werde jetzt ein.Bravourstück ausführen. Während sich derWagen in voller Fahrt befand, versuchte er dann auf dem Bockhinaufzuspringen. Er stürzte jedoch wieder herunter, fiel unterden Wagen und die Räder gingen über das rechte Bein hinweg undzermalmten es vollständig.Wenn der Vorgang sich wie hier geschildert zugetragen hat, hatder Kutscher unverantwortlich leichtsinnig gehandelt.Der„Herr Doktor". Bei einem raffinierten Schwindel istgestern ein langgesuchter Gauner verhafte worden. Bei demBandagistcn T. in der Breitenstraße erschien ein etwa gOjährigcrMann, gab sich als Dr. Landauer auS und ließ sich zahlreiche ärzt-liche Instrumente vorlegen. Da er große Sachkenntnis zeigte,glaubte T. auch bestimmt, es mit cincui Arzt zu tun zu haben.Der Kunde suchte für 309 Mark Waren auS und bemerkte schließlichzu seinem Bedauern, daß der Bandagist einen bestimmten Apparatnicht vorrätig habe. Er bat nun, die gewählten Instrumente nachseiner Klinik in der Pankstr. 32 zu bringen. Durch die Angabedieser Adresse wurde T. jedoch stutzig, denn von verschiedenenKollegen war er davor gewarnt worden, dem angeblichen Inhaberdieser„Klinik" Instrumente auf Kredit zu überlassen. Er ver-folgte den„Herrn Doktor" und ließ ihn vor der nächsten Polizei»wache festnehmen. Entrüstet äußerte nun der Verhaftete, ermüsse die Polizei für alle Folgen verantwortlich machen, da erdurch die Verhaftung seine„Sprechstunde" versäume. Im Laufeeines Kreuzverhör� entpuppte sich dann der Festgenommene alsein schon längst gefuchter Schwindler mit Namen Vordank. Erwurde dem Untersuchungsrichter vorgeführt.Im Kunstsalon Paul llassirer wird die gegenwärtige AuS»stcllung am Montag, den IS. Februar, abend» 6 Uhr, geschlossen.Die neue Ausstellung wird am Donnerstag, den 21. Februar, er-öffnet. Sie umfaßt eine Sammlung von Werken Cam,lle Pissaros,sowie Arbeiten von Paul Baum, Heinrich Linde-Walther, ErnstOppler und Orlik.Freie Hochschule Berlin. Am Dienstag, den 19. Februar be»ginnt Herr Friedr. Moest, Direktor der Reicherschen Hochschule fürdramatische Kunst, seinen zweiten EykluS über„Die Kunst desVortrages". Die Vorträge find mit Uebungen der Hörer ver.Kunden, sie finden an den folgenden Dienstagen, abends von �8 bis% 10 Uhr in der Reicherschen Hochschule in der Grolmannstr. 27 lamSavignhplatz) statt. Hörerkarten bei Amelang, Nicolai, Hahne,Plothow, Schildberger, Schimmel, A. Seydel-Charlottenburg, Staar,Tapp und an der Konzertkasse Wertheim.Arbeiter-Bildungsschule Berlin. Heute abend 7 Uhr in den. Arminhallen", Kommandantenstr. 20, Bortrag des Genossen SimonKatzenstein über„Fortbildung des Arbeitsvertrage»". ZahlreicherBesuch wird erwartet.Der Gesangverein„Kornblume" und der„Ouartettverein 1897'sM. d. A.-S.-B.) halten heute abend in Kellers Festsälen einKonzert ab. Da» reichhaltige Programm verspricht einen genuß-reichen Abend.Steinhausen-AuSstellung. Am Montag, den 18. Februar, eröffnetdie»Freie Lehrervereinigung für Kunstpflege" inden Räumen des«Ibrecht Dürer-HaufeS, Kronenstraße 18, eineSteinhausen-AuSstellung. Die Ausstellung gewährt einen umfassendenUeberblick über da» graphische Schaffen de? Künstlers. Sie bietetneben sämtlichen Vervielfältigungen �Lithographien, Radierungen nsw.)auch eine beträchtliche Anzahl von Originalhandzeichnuiigen. DerEintritt ist frei.Zeugen gesucht. Am 19. Januar 1907, nachmittags Vz2 Uhr,wurde die Kontoristin Ottilie Rehseld von der Elektrischen(Linie 38)in der Badstraße, Ecke Grünthalerstraße, überfahren und ist jetztihren Verletzungen erlegen. Die Dame, welche sich das Taschentuchvor die Augen hielt, als sie das Unglück sah und schreiend davon-lief, und der Herr mit einem Ann sowie sonstige Augenzeugenwerden höflich gebeten, ihre werte Adresse der Mutter der Ver-unglückten Grünthalerstr. 1a III aufzugeben.Der Zoologische Garten hat seine Drosselsammlung um zweiseltene, unter sich zwar ähnliche, aber geographisch weit voneinandergetrennt lebende Arten vermehrt. Die nach ihrem eintönigenGrau sogenannte Einfarbdrossel stammt aus dem nördlichen Indien,Während die Weißbauchdrossel, namentlich durch die schwarzweißgestrichelte Kehle von jener unterschieden, von Südamerika kommt.Das neue Vogelhaus, in dem auch die beiden vorstehenden Artenuntergebracht sino und die Fasanerie beherbergen gege-wärtig diestattliche Zahl von zwölf verschiedenen ausländischen echten Drossel-arten, wozu noch sieben Schama- und Spottdrossel ähnliche Ver-wandte kommen, eine Zusammenstellung, die wohl sämtliche imTierhandel erhältliche Formen umfaßt.Arbriter-Samariter-Kolonne. Montagabend 9 Uhr 1. AbteilungDreSdenerstr. 45: Vortrag über gefahrdrohende KrankheitSzustände.Vortragende Frl. Dr. Profö. Daran anschließend praktischeUebungen. Heute, Sonntag, präzise 6 Uhr, in demselben LokaleLichtbildervortrag. 1. Teil: Eine Reise durch die sächsisch-böhmischeSchweiz. 2. Teil: Eine Rheinfahrt Köln-RüdeSheim. Nachdem:Tanz. Zu allen Veranstaltungen sind Gäste angenehm. Neue Mit-glieder rönnen jederzeit eintreten.Vorort- JVadmebten*Schöneberg.Die beiden Stadtverirbnete»trsatzw.ahlen für die aus-geschiedenen Stadtverordneten Gansow(2. Abt.) und v. Gordon(1. Abt.) brachten den Liberalen zwei neue Mandate. ES wurdengewählt der Gymnasialdirektor Professor W c t e k a m p und derpraktische Arzt Dr. I a c o b y.Die Einwohnerzahl der Stadt Schöncberg betrug am 1. Jan.dieses Jahres nach den Ermittelungen des statistischen Amtes152 616 Personen. Seit der letzten Volkszählung ist mithin eineVermehrung um � 11 606 Personen eingetreten, davon entfallenauf das verflossene Jahr 11211 Personen. Seit den letzten sechsJahren ist das die größte Bevölkerungszunahme. Die Zähl derGeburten betrug im vergangenen Jahre 8330, gestorben sind 1515Personen, darunter 478 im ersten Lebensjahr. Zugezogen warenim Jahre 1906 61 871, fortgezogen 52 475 PerfoncmDie Entwürfe für den neuen SchSncbergcr Stadlpark, die infolgedes vom Magistrat erlassenen Preisausschreibens eingegangen sind,werden in der Zeit voni 18. Februar bis 10. März, von vormittags10 Uhr bis nachmittags 2 Uhr. im Modellsaale der SchönebergerHauplfeuerivache. Feurigstr. 68/64, zur allgemeinen Besichtigungöffentlich ausgestellt.Wilmersdorf.Auf zur Stichwahl!Die Havptwahlen in der 3. Abteilung zum neuen Stadt»Parlament haben noch kein endgültiges Resultat gebrqcht. Zuwählen waren 16 Vertreter, von denen die Hälfte bekanntlichHausbesitzer sein müssen. AuS dem ersten Wahlgang gingenals definitiv gewählt hervor vier bürgerliche Hausbesitzer und zweibürgerliche Nichtangcscssene! mithin sind noch zehn Stadtverordnetezu wählen, von denen sechs Nichtangesessene sein können. DieSozialdemokratie ist daher mit sechs ihrer Kandidaten an der amDienstag, den 19. Februar, stattfindenden Stichwahl be»teiligt. Die Wahl beginnt früh 10 Uhr und dauert ununterbrochenbis abends 8 Uhr. Es gilt deshalb, uns zum zweiten Male mitunseren Gegnern in einem schweren Kampfe zu messen. Da jetztnur an einem Tage gewählt wird, so ist es wohl möglich, bei Auf»bietung aller Kräfte einen Erfolg zu erzielen. Darum muß eSeines jeden Parteigenossen Pflicht sein, wo er nur irgend mitWählern zusammenkommt, dieselben auf die hohe Bedeutung derWahl aufmerksam zu mächen. Da» Ziel, in der 3. Abteilungüber die bürgerlichen Parteien den Sieg zu erringen, muß jedenaufgeklärten Arbeiter zu einer nachdrücklichen, anhaltenden Agi-tation anspornen. Aber nur aus eigener Kraft wollen wir siegen.Auf die Liebcswerbungen einiger Herren von dem einige Tagevor der Hauptwahl vom bürgerlichen Block abgesplitterten„libe-ralen Verein" können wir uns unter keinen Umständen einlassen.Sie sind moralisch und politisch ebenso zu bewerten wie ihreFreunde aus dem anderen bürgerlichen Lager. Bis kurz vor derAbsplitterung waren sie mit ihnen einig in der Bekämpfung derSozialdemokratie. Sogar ihr jetziger eifrigster Wortführer, HerrOberstabsarzt a. D. Dr. T u b e n t h a l, war der erste, der AnfangSommer de» vorigen Jahres im örtlichen„Lokalblättchcn" folgendeDevise ausgab:„Um den immer mehr um sich greifenden Teyroris-muS(gemeint war der Lokalkampf) der Wilmersdorfer Sozial-demokraten niederzuhalten, und bei den kommenden Stadtverord-netenwahlen der jungen Stadt Wilmersdorf nicht die Schandeangedeihen zu lassen, daß Sozialdemokraten ins Rathaus einziehen,ist es notwendig, daß sich da« gesamte Bürgertum zu einem ge-meinsamen Block zusammenschließt!" Dieses Signal hatte denErfolg, daß die sogenannte„Bereinigung aller Parteien" zustandekam. AuS solchem Holze sind nun die abtrünnigen Liberalen ge-schnitzt. Lassen wir sie deshalb ihre Hausbesitzer allein wählen;wir wählen nur unsere Kandidaten, auf die in allen Fällen Verlaßist. Keiner von uns darf einem bürgerlichen oder liberalen Haus-besitzer seine Stimme geben. Noch muß es uns gelingen,«inen Teilder Reserven für unsere Sache zu gewinnen. Wir bauen hierbeiauf die nie versiegende Werbekraft des Sozialismus, die auch inunserem Orte in der letzten Zeit gewaltig« Fortschritte zu ver-zeichnen hat. Wir haben beispielsweise bei der letzten Reichstag».wähl 2800 Stimmen neu gewonnen und sind jetzt die stärkste Parteiin dieser jungen Bcamtenstadt. Und bei der Stadtverordnetenwahlstieg die Stimmenzahl— unter den gleich ungünstigen Bedingungenwie bei der Gemeindewahl— seit März vorigen Jahres von 900auf 1388. Also wie man sieht, ist die stetige Agitationsarbeit auffruchtbaren Boden gefallen.In der Hauptwahl erhielten unsere Genossen folgendeStimmenzahl: Dr. Westphal 1388, Maurer Behrendt 1386, Buch-drucker Feese 1378, Bildhauer Pieper 1373, Maurer Köpping 1370,Stukkateur Gladigow 1368, Drechsler Kiefer 1867 und DachdeckerHenkel 1860. Die bürgerlichen Kandidaten, die mit in Stichwahlstehen, erreichten eine Stimmenzahl von 1375 bis 1722. Von dengewählten bürgerlichen Kandidaten erreichte einer die Höchst.stimmenzahl von 2542.Nun, Genossen, frisch ans Werkl Großes steht auf dem Spiel.Am heutigen Sonntagnachmittag, Uhr, findet im Luisenparkeine Wählerversammlung statt, in der Redakteur Genosse D ü w« l l-Berlin referieren wird. Genoffen, agitiert für regen Besuch dieserVersammlung. Ferner werden die Genossen ersucht, zwecks Arbeitam Wahltag sich Dienstag früh 8 Uhr im Zentralbureau,Luisenpart. Wilhelmsaue 112, einzufinden. Auch dt« Genossenzum Schleppen müssen zahlreich erscheinen,-Groß-Lichterfelde.Ein grausiger Leichensund wurde gestern auf dem Teltowkanalgemacht. Schiffer, die mit einem Eisbrecher vordrangen, ent-deckten in der Nähe der Anhalter Brücke auf dem Eise eine kleineKiste und als sie dieselbe öffneten, kam der Leichnam eines Kindesum Vorschein. Irgendwelche Beweisstücke, die zur Ermittelunger Mutter führen könnten, wurden nicht gefunden. Die Leichewurde von der Staatsanwaltschaft beschlagnahmt und wird obduziertwerden.Ober- Schöneweide.Bei dem ftattgefunbenen Maskenball des Arbeiter-Gesang»Vereins„Liedertafel" ist ein Ring gefunden worden. Derselbe istabzuholen bei Herrlitz, Rathenaustr. 2.Köpenick.In der Stadtverordnetenversammlung am Freitag gelangte zu-nächst ein Antrag der Bczirksvereine und des Haus- und Grund-besitzervereins zur Verhandlung, wonach 2000 M. für eine Reklameüber die Vorzüge Köpenicks gefordert werden. Nach den Plänensind vorgesehen Reilametafcln in den Wagen der Großen Berlinerund der Vorortbahnen, sowie Bilder durch Scheinwerfer im Winter-garten und Zirkus Busch. Stadtv. C u n i tz, der die Begründungdes Antrages vollzog, machte sich die Sache leicht; er folgerte einfach,wenn Steuerkräftige auf den Rummel hereingefallen sind, wirdkräftiger gebaut und den Nutzen hat die Arbeiterschaft, ein Stand-Punkt, welcher vom Genossen Herbst zurückgewiesen wurde. Denmeisten Nutzen hätten in erster Linie die Hausagrarier. Stadtv.Schubert spielte auf die Verrufung Köpenicks seit dem Krawall1890 an, hütete sich aber, deutlicher zu werden. Auf Antrag deSStadtv. Cunitz wurde sogar namentlich abgestimmt und der Antragangenommen. Ein Antrag, dem Magistrat den Reklamerummelzur Berücksichtigung zu überweisen, wurde abgelehnt. Der Etatder städtischen Gaswerke gelangte debattelos zur Annahme. BeimEtat der städtischen Straßenbahn(Titel 5 und 6, Wagenunter-Haltung und Bahnunterhaltung) brachte Genosse Herbst zurSprache, daß der ausgesetzte Stundenlohn für Schlosser von 43 Pf.und der Streckenarbeiter von 33 Pf. sowie bei Nachtarbeit 50 bezw.38 Pf. zu niedrig ist, allen Anforderungen an die Lebenshaltungzu genügen. Er wünschte eine Aufbesserung der Stundenlöhne auf45 bczw. 35 Pf. und 25 Proz. Aufschlag für Nachtarbeit. Stadt-rat I e n n e. der noch nie im Gerüche großer Arbeiterfreundlichkeitgestanden, verteidigte denn auch das Verhalten der Straßenbahn-kommission unter dem Hinweis, daß auf Grund der gesicherten„Existenz" soviel Arbeitskräfte vorhanden sind, daß kein Aufschlagerfolgen braucht. Höhere Löhne würden bereits gezahlt, wennman die Tüchtigkeit des Betreffenden erkannt hätte. Auf einentinweis des Genossen Nieke. daß das Fahrpersonol bis zu fünfzehniunden Dienst täglich erledigen muß. antwortete der Dezernentmit dem Ausspruch:„Das ist nicht wahr! Davon weiß ich nichts.Auch dieser Etat wurde hierauf genehmigt. Abgelehnt wiirde zumSchluß der Antrag des Restaurationsinhabers von Marienlustbetreffs Errichtung eines Wirtschaftsgebäudes.Nieder- Schönhausen.Mit der Regelung der Beamtengehälter beschäftigte sich dieletzte Gemcindevertretersibung. ES wurde beschlossen, dasAnfangsgehalt des ersten Sekretärs und ersten Rendanten auf2900 M. steigend in 18 Jahren bis auf 4500 M. festzusetzen. DasAnfangsgehalt der Sekretäre soll 2300 M. und da? Höchstgehalt in2t Jahren 4000 M. betragen. Das Anfangsgchalt der Bureau-assistcntcn ist auf 2000 M. und das Höchstgehalt in 21 Jahren auf3200 M. festgesetzt. Das der Unterbcamten(Gemeindediener) auf1600 M. und das Höchstgehalt in 18 Jahren auf 2200 M. DerFriedhofsinspektor soll anstatt 1800 M. 2100 M. beziehen. Diebeiden Maschinenmeister erhalten je eine Zulage von 150 M. unddie drei Heizer eine solche von 50 M. Die Nachtwächter sind beider Gehaltsregulierung unberücksichtigt geblieben, angeblich, weilsie schon günstig gestellt und pensionsberechtigt sind.Oranienburg.Eine Störung im Verkehrsbetriebe der Rordbahn entstand amFreitag aus ganz eigenartigen Ursachen. Auf dem Bahnübergangin der Bernauerstraße in Oranienburg war das Pferd emesArbcitSwagenS gestürzt und das Tier lag derartig auf dem Bahn-körper. daß der Verkehr für die Züge gesperrt werden mußte.Die Bemühungen, das gefallene Pferd auf die Beine zu bringen,nahmen fast eine halbe Stunde in Anspruch und mußten diefälligen Züge aus diesem Grunde auf den nächsten Blockstationcnangehalten werden. Seitens der Bewohner des Vorortes Oranien-bürg ist schon seit Jahren die Höherlegung d«S Bahnkörpers mitRücksicht auf die Verkehrsverhältnisse sowie auch die Gefährdungdes Bahnbetriebes gefordert worden.ßkrichtö-Zeituiig«Hat der Reisende hei Gcschästsvertäufen von dem alte« GtfchdstS»inhaber Provision zu beanspruche«?Diese Rechtsfrage unterlag gestern der Entscheidung der erstenKammer des Kausmannögerichts. Der Reisende Eduard O.war von der Tücher» und Handschuhhandlung von OswaldBaer gegen ein Fixum nebst 5 Proz. der verntittelten Auf-träge engagiert worden. Am 30. August brachte O. einenAuftrag über 330 M. Der Beklagte verkaufte indessenfein Geschäft und dieses ging schon am... Septemberin die Hände des neuen Besitzers über. Keiner der beidenGeschäftsinhaber wollte nun dem Reisenden die Proviston bezahlen;der neue Besitzer erklärte ihm, er hätte zwar den Auftrag mitbeim Gcschäftskauf übernommen, hingegen keinerlei Berpflichtungeu,die der frühere Geschäftsinhaber nach dritter Seite etwa habe. DerReisende machte nunmehr seinen ProvisionSauspruch gegen seinenfrüheren Chef vor dem Kaufmannsgericht geltend, und auch derBeklagte wollte, wie er in der gestrigen Verhandlung ausführte,zur Zahlung der Provision nicht verpflichtet fein. Er machte geltend,daß der Auftrag von dem jetzigen Geschäftsinhaber zur AuS-führung gelangt ist und daß dieser auch den Nutzen von dem Auf-trag gewonnen habe. Er selbst habe, einen Tag vor. der Geschäfts-Übergabe, nicht den geringsten Gewinn aus dem Auftrag ge-zogen und könne mithin auch nicht noch die Provision aus seinerTasche bezahlen. Der Kläger möge sich an den neuen Geschäfts-inhaber halten.Das Kaufmannögericht trat der Suffassuna des Beklagtennicht bei, war vielmehr der Ansicht, daß dieser als frühererGeschäftsinhaber und Prinzipal de» Klägers die Provisionzu zahlen habe. Der Beklagte habe den Auftrag ohne Ein«Wendung entgegen aenomnien und damit auch die vertragliche»Verpflichtuugen zur Zahlung der Provision übernommen. Daß erstder Nachfolger den Auftrag ausgeführt habe, sei für Beurteilungder Sachlage tttierheblich. Der Beklagte zahlte darauf Vergleichs-weise 15 M._Ausübung des KoalitionSrechtS— grober Unfug!Im Juni vorigen Jahre» begab sich Genosse K n ü p f e r. einertclcphonischeu Aufforderung folgend, nach dem Stettiner Bahnhof,wo ein Trupp böhmischer Arbeiter, die ein Agent in Brünn an-geworben hatte, im Begriff war, nach Greijswald zu fahren, umdort als Streikbrecher bei der Aussperrung ver Maurer upd Bau-arbeitcr verwendet zu werde». Ohne viele Umstände konnte sichKnüpfe r mit den böhmischen! Arbeitern verständigen. Er erfuhr,daß sie von dem Agenten betört waren. Denn daß sie in Greifs,Wald den Ausgesperrten in den Rücken fallen sollten, davon warihnen nichts gesagt worden. Da die meisten der Böhmen gewerk.schaftlich orgamsiert waren, so bedurfte c« keiner weiteren lieber»redung. die Arbeiter erklärten dem Genossen Knüpfer, daß sieunter diesen Umständen nicht nach Gvetfsivold fahren würden.Nun kam der Maurcrmelster Kerstcn aus Greifswald hinzu undverlangte von den Böhmen, daß sie ihm nach Grcifswald folgen.Knüpfer erklärte bestimmt: Di« Arbeiter fahren nicht nach Greifs-Wald, da» haben sie mir versprochen.— Da» wollen wir malsehen sagte der Maurermeister, holte einen Schutzmann, ließ diePersonalien Knüpfer» feststelle» und später erhielt Knüpfer dennauch eine Anklage. Der§ 153 der Gsyerbcordnung konnte ja