Nr. 43. 24. Iahrgavg.z. mm des Jmtiirts" Kerlim MsMMttwoch, 2V. Februar IM.Die Parteiorganisation Groß-Berlinshat im letzten Jahre erhebliche Fortschritte gemacht. In derkonstituierenden Generalversammlung des Verbandes derWahlvereine am 17. Dezember 1903 konnte der Vorstand be<richten, daß 41 799 Mitglieder vertreten waren. Seit dieserZeit ist an der inneren Ausgestaltung und Befestigung derParteiorganisation eifrig gearbeitet worden. Die neueOrganisationsform, die sich Groß-Berlin geschaffen hatte unddie darauf beruhte, die Beratung und Entscheidung überinnere Parteisragen nicht mehr der öffentlichen Partei-Versammlung, sondern den organisierten undtätigenGenossen zuzuweisen, brachte naturgemäß einegrößere Wertschätzung und Bedeutung der Wahlvereine mitsich. Diese immer mehr zu stärken und zu einem immer stär-keren Machtfaktor im politischen Leben auszugestalten, warstete Sorge der leitenden Genossen. Hand in Hand mitdiesem Bestreben ging andererseits, die in der politischen Bc>wegung Organisierten, gemäß den Parteitagsbeschlüsscn. auchder gewerkschaftlichen Organisation zuzuführen, soweit diesetwa noch nicht der Fall war. Und nicht zuletzt galt es, deinBlatt der Berliner Arbeiterschaft, dem„Vorwärts", neueLeser zuzuführen in der Erkenntnis, daß aus den Lesern un-seres Blattes Anhänger und schließlich Kämpfer für unsereSache werden. Um über die Ergebnisse dieser für unsereSacke so wertvollen agitatorischen Kleinarbeit eine positiveUnterlage zu schaffen, wurde im verflossenen Jahre vom Zen-tralvorstand der Beschluß gefaßt, eine Statistik aufzunehmen,die sich erstrecken sollte aus Alter und Beruf der Mitglieder.Tauer der Mitgliedschaft, Zugehörigkeit zur politischen undgewerkschaftlichen Organisation, sowie Abonnementsver-hältnis zur Parteipresse. Zuni Zwecke der Aufnahme dieserStatistik wurde ani 23. Oktober ein Extrazahlabend abge-halten. Das Resultat dieses Ertrazahlabends liegt nun vor.ES haben sich an dieser Statistik 53 939 Mitglieder beteiligt,die sich auf die einzelnen Kreise wie folgt verteilen: EsWare» anwesend oder wurden später aufgesucht:Im t. Kreise" 8*n O« ,,. 4.In Nieder-'Barnim.„ Teltow-Beeskow530 Mitglieder3 7811721118271 17418 9206 78013 447Zieht man in Betracht, daß in jedem Wahlkreise sichermehrere hundert Mitglieder vorhanden sind, die bei demnachträglichen Aufsuchen nicht anzutreffen waren und infolge-dessen nicht mit in die Statistik miteinbezogen werdenkonnten, so dürfte sich der effektive Bestand der politisch orga-nisierten Genossen und zahlenden Mitglieder in Groß-Bcrlinsicher um mehrere Hundert vermehren.ES ergibt sich demnach, daß sich die Mitgliederziffer derWahlvereine Groß-Berlins vom 17. Dezember 1395 bis23. Oktober 1V96 ummindestens 11389 erhöhthat. Dazu kommt aber, daß uns die im Dezember einsetzendeWahlbewegung noch einen weiteren erheblichen Zuwachs anMitgliedern gebracht hat, der hoffentlich in dem der General-Versammlung des Verbandes am 21. April zu erstattendenBericht zum zahlenmäßigen Ausdruck kommen dürfte.Es kann offen ausgesprochen werden, daß noch in keinemJahre vorher die Parteiorganisation in Groß-Bcrlin einensolchen Fortschritt zu verzeichnen hat, wie in dem oben näherbezeichneten Zeitraum. Die auf Stärkung der politischenOrganisation gerichtete Tätigkeit hat gute Erfolge gehabt»nd berechtigt für die Zukunft zu den besten Hoffnungen. DieStärkung der politischen Organisation, die Vergrößerungund Disziplinierung unserer Kerntruppcn hat sich, als esgalt, in den Kampf zu ziehen, vortrefflich bewährt: nur mitHülfe unserer Parteiorganisation im Verein mit unsererPresse war es möglich, den Angriffen der Gegner im ver-slossenen Wahlkampfe nicht nur erfolgreich zu begegnen, son-dern auch neue? Terrain zu erobern.Nichtsdestolveniger dürfen wir uns aber nicht verhehlen,daß uns noch viel zu tun übrig bleibt; ein Blick auf die beider Wahl für Sozialdemokraten abgegebenen Stinimen zahlenbeweist uns das. Der günstige Erfolg der organisatorischenTätigkeit der 19 Monate bat den Beweis geliefert, daß dieGenossen Groß-Berlin» sich auf guter Bahn befinden;arbeiten die Genossen in diesem Sinne weiter, so dürfte auchin der Zukunft der Erfolg sicher sein. Stärken wir unsereMittel un Klassenkampfe, dann wird uns auch der endgültigeSieg zufallen müssen!Partei- Angelegenheiten.Tegel. Heute. Mittwoch, abends SVi Uhr, beim GenossenGötz, Schloßftr. 7/8 Kursus in Nationalökonomie. Um Punkt»liche» und zahlreiches Erscheinen ersucht Der Borstand.berliner Nachrichten.In der gestrigen Sitzung der städtischen BerkchrSdeputation ge»langt« zunächst ein Antrag der Großen Berliner Straßen»bahn auf Zustimmung zur dauernden Einrichtung deö Oberleitung S b et ri eb e s auf dem Potsdamer Platz zurBeratung. Die Deputation kam zu dem Beschluß, daß eS vor»zuziehen sei, die ganze graae der Beseitigung der noch vorhandenenUnterleitungSstreaen im Zusammenhang zu behandeln. Der Gekell«schaft soll daher anheimgegeben werden, ihr« Vorschläge und Wünscheauch bezüglich der anderen Strecken einzureichen.Ei» Antrag der gieger-TranSport»Sktien»Ges»ll»thaft betr. die Aufstellung eine« Schuppen» auf der Ladeinsel de«rbanhafenS zur U n t e r st e l l u n g eine« elektrischen Auto«m o b i l w a g e n S für Vcn SleintranSport wurde gegen eine jährlicheLnerkennungsgebühr von 400 M. genehmigt.Bezüglich des geplanten Hasen« am S tralauerAnaerhaben die auf Wunsch der Stadtverordnetenversammlung wiederholtmit den Staatsbehörden geführten Verhandlungen da« Ergebnis ge»zeitigt, daß jetzt der Stadt die benötigten Spreeflächen statt zumPrepe von 40 M. für 20 M. pro Quadratmeter überlassen werdensollen, daß der Staat dagegen auf das ihm zustehendeViertel der zu erhebenden Gebühren und Liegegelder nichtverzichtet. Der Stadwerordnetenversainmlung wird von diesemResultate der Beratungen Mitteilung gemacht werden; auchsollen die staatlichen Behörden ersucht werden. Borkehrungenzu treffen, daß die Stadt vom 1. April ab über die benötigtenFlächen verfügen kann.Die OmnibuS'Gesellschaft hat sich mit dem in dervorigen Sitzung bezüglich der Tarife für die Motor»wagen gefaßten Beschlutz einverstanden erklärt. Nach diesem Beschlußdarf die Gesellschaft für Strecken über 3000 Meter einen Tarif von 15 Pf.für die Motorwagen erheben, während bis zu 3000 Meter für10 Pf. gefahren werden muß. Da die von der Gesellschaft alsTeilstrecken gewünschte Verbindung zu Hauptverkehrspunkten ineinigen Fällen unter 3000 Meter bleiben, während in anderen dieseWegestrecke überschritten wird, lag der Deputation in dergestrigen Sitzung ein von der Gesellschaft aufgestellter Plander Teilstrecke» zur Genehmigung vor. Nach eingehender Beratungwurden an diesem Plan einige Abänderungen vorgenommen und demso geänderten Plan die Zusttmmung erteilt.Bor einigen Monaten hatte die Verkehrsdeputation beschloffen,der Großen Straß enbahngesellschaft die Ein»stellung der Linie 68 von der Frankfurter Chauffe fHubertuS»straße) über Alexandcrplatz— Stettiner Bahnhof nach der Seestraßeaufzugeben. Der Gesellschaft hatte es beliebt, in krasserVertragsverletzung von der geschehenen Eiurichung dieserLinie der Verkehrsdeputation einfach Kenntnis zu geben,während sie nach dem Vertrage die Genehmigung zum Betriebeiner jeden neuen Linie einzuholen hat und dieser Praxis auchivährend der ganzen bisherigen VertragSdaiicr nachgekommen war.�n ihrem ersten Antivorlschreiben hatte die Gesellschaft kühl erklärt, daßsie den von der Verkehrsdeputation eingenoinmenen Standpunkt nichtanerkenne. Die Linie 63 sei keine neue Linie, sondern nur die Verlängc»rung einer schon bestehenden. Zu einer solchen Verlängerung brauche siedie Genehmigung der VcrkchrSdeputto» nicht. Wenn sie bisher auchin solchen Fällen die Genehmigung eingeholt habe, so habe siedamit etwa« getan, wozu sie nicht verpflichtet gewesen sei, und wasin der Folge zu tun sie ablehne.Die Verkehrsdeputation legte darauf noch einmal ihren Rechtsstandpunkt dar. Z 38 Absatz 1 des Vertrages bestimmt ganz generellund ohne Einschränkung:„Der Fahrplan unterliegt der gu>stimmung deS Magistrats.' In§ 33 Absatz 2 werden danneine Reihe von Vororten aufgeführt, für die vertraglichder Zehnpfennig- Tarif festgelegt wird. Die von derGesellschaft angezogene Bestimmung deS§ 33 Absatz 3:„Zu einerVeränderung, die eine Verkürzung der Linie deS jeweiligenFahrplans mit sich bringen würde, ist die Zustimmung deS Magistratserforderlich" könne dem Sinne, der Stellung und der Entstchungsgeschichte nach nur auf§ 33 Absatz 2 bezogen werden. E<solle durch diese Bestimmung eben lediglich verhindertwerden, daß der im Interesse von Groß-Berlm eingeführteFahrplan verkürzt und so der 10 Pfennig» Tarif durchlöchertwerde._ Keinesfalls aber könne aus dieser Bestimmung das Rechthergeleitet werden, wie die Gesellschaft das nunmehr wolle, diegenerelle Bestimmung deS Absatz 1 zu umgehen und im Weichbildder Stadt auch Verlängerungen der leiveils betriebenen Linien ohneZustimmung des Magistrats vorzunehmen. Ebenso wie zu Ver»kurzunaen sei auch zu Verlängerungen von Linien nach Z 83 Abs.die Zustimmung des Magistrats erforderlich. Was ven speziellenFall der Linie 68 betreffe, so sei die Behauptung, die neueLinie sei nur die Verlängerung einer schon* stehenden, schon ausdem Grunde falsch, weil die neue Linienfüb g gegen früher Abweichungen aufwefft. 3*In ihrem letzten Antwortschreiben g,vl die Gesellschaft nur zu,daß die neue Linie 68 nicht als eine bloße Verlängerung der früherenanzusehen sei und bittet um die Genehmigung der neuen Linie,welche erteilt wurde. Dagegen hält die Gesellschaft an ihrem aufß 83 Absatz 3 gegründeten Rechtsstandpunkt fest und über»reicht zur Bekräftigung diese« Standpunktes Abschriften derbeim Polizeipräsidenten beantragten Fahrplanänderungen für dieLinien 80. 58 und 65 zur Kenntnisnahme.Nach längerer Beratung beschloß die Deputatton, unter Wahrungund wiederh oller Betonung ihre« Rechtsstandpunkte« die Cnehmigung für die neuen zweckmäßigen Fahrplanänberungen zuerteilen._Der Etat der Reichshaupfftabi.für das Etatsjahr 1907 ist jetzt imDer�W��M��WW���MWWWWWWWWWIRathaus fertiggestellt worden" Er balanziert in Einnahmen undAusgaben mit 147 534 411 M.. dav sind gcgenüber der Endsummede« Etats für 1906. die sich auf 153 467 646 M. belief, rund6 Millionen weniger. Daran» darf aber nicht geschloffen werden,daß die Einnahmen gegenüber dem Vorjahre geringer veranschlagtsind. Im Gegenteil: sie find mit über OVi Millionen Mark Häherin Anschlag gebracht. Die Verringerung ist im wesentlichen da»durch begründet, daß im Kapitel Bauwesen 10V4 Millionen wenigergegenüber dem Etat für 1906 in Ansatz gebracht sind, die zu einemTeil aus Anleihemitteln genommen ivcrden. Im Hauptetat figu.rieren die Etats der städtischen Werke nur mit ihren UeberschüffenRechnet man ihre Spezialetat» hinzu, so stellt sich der Bruttodatauf fast das Doppelte, etwa 270 Millionen.Nachdem so die Balance hergestellt ist. dürfte auch in diesemJahre wie in den Vorjahren die Gemeindesteuer auf 100 Proz.festgesetzt werden._Tagesordnung für die Sitzung der Stadtverorbnrtenversammlung am Donnerstag, den 21. Februar d. I., nachmittag» 5 Uhr.Vorschläge des Ausschusses für Petitionen.— Berichterstattungüber die Vorlagen, betreffend: Einstellung erhöhter und neuerZuwendungen in den Spezialetat 49 für 1907,— und den Ankaufeine? Schulgrundstück« an der Genterstraße.— Berichterstattungdes Ausschusses für RechnungSfachcn.— Berichterstattung über dieAnträge von Mitgliedern der Versammlung, betreffend: die Beschaffung pp. von zwei Automobilen für Zwecke der städtischen Verwaltung, sowie die Anschaffung von Fahrkarten auf den Straßenbahnen für die Mitglieder der beiden städtischen Behörden.—Vorlagen, betreffend: die erfolgte Bauabnahme de» neuenAndreas-RealgymnasiumS in der Koppenstr. 75/76,— den Etatder Kassenverwaltung der städtischen Werke— und den Abschlußeine» Kaufvertrages über ein Grundstück in Tasdorf.— Antragvon Mitgliedern der Versammlung, betreffend schnellere Bcseiti»gung der Schneemassen bei größeren Schneefällen.— Vorlagen,betreffend: die Anlegung einer Gartenanlage auf dem Comcnius-platz,— die Niederschlagung von Beiträgen der Drechslerinnungzu den UnterhaltungSlostcn der Berliner Tischlerschulc.— Ab-änderung der Jluchtlinten an der Ecke der Neuen Friedrich- undStralauerstraße aus Anlaß des Neubaues des Verwaltungs»aebäude» der städtischen Gaswerke,— den Bau der beiden nörd»lichen städtischen Straßenbahnlinien sowie die nachträgliche Bc-willigung eines vorschußweise zur Verfügung gestellten Betrage»von 10 000 M. für die Kosten weiterer Vorarbeiten,— die Ab-änderung der Straßenanlogc behufs Verlängerung der Putlttz-straße über den Bahnhof Moabit bis zur Straße 30, Abteilung VIIIde» Bebauungsplanes, sowie zur.Festsetzung einer Fluchtlinie vorder Einmündung der abzuändernden Verlängerung der Putlitz.straße in die Straße 30— und die Erbauung einer Ueberführungder verlängerten Putlitzstratzc über den Bahnhof Moabit und einerim Zuge der Föhrerstratze über den Spandauer Schiffahrtskanalführenden Straßenbrücke.— Berichterstattung über die Vorlage,betreffend die anderweitige Festsetzung der Besoldungsverhältnissedes Lehrperfonalö in den Gemeindeschulen.—> Berichterstattungüber die Petition der Aufseher der städtischen Straßenreinigungum Aufbesserung ihre« Gehalts, Festsetzung eines Kleidergeld-betragc« und Einführung eineö periodisch wlederkchrcndcn dienst-freien Tage».— Vorlagen, betreffend: die Erhöhung de»KämmereiunterstützungSfondS--- die Erstattung gestohlener Arm-n»geldcr,— den Anschluß des Wasserwerks Müggelsee as die Kanalisation der Gemeinde Friedrichshagen,— den Uebcrgang de»Grundstücks Chorinerstr. 74 in die Verwaltung der Deputationfür die höheren Schulen,— die Errichtung zweier Stellen fürObcrbrandinspektorcn bei der Berliner Feuerwehr und die Auf-besserung der Gehälter ihres Exekutivpersonals.— den Ankauf desGrundstücks Melchiorftr. 20 zum Zwecke der Erweiterung der Werk-statt der städtischen Wasserwerke,— die Enteignung eines Teilsdes Jnselspeichergrundstücks,— den freihändigen Erwerb desGrundstücks Gartenstr. 92,— die Löschung von Kalksteinberechti-aungen,— die Errichtung von Baulichkeiten auf den städtischenRieselgütern,— die in derf Etat für 1907 aufzunehmenden neuenoder abgeänderten Gehaltsskalcn,— die Auswahl der Neu- undUmPflasterungen für das Rechnungsjahr 1907,— die Verlegungeines Rohrstranges durch das Gelände im Nordosten des Weich-vildeS zur Verbesserung der Wasserversorgung der nördlichen Hoch-stadt,— die Vermehrung der etatSmäßigcn Stellen im Etatsjahr1907— und die Festsetzung der Etats: des städtischen Viehmarktes,deS städtischen Schlachthofes und der städtischen Fleischbeschau aufdem Schlachthofe für das Etatsjahr 1907.Die Beschwerden der Bahnsteigschaffner über mangelndenSchutz gegen die Kälte haben den Minister der öffentlichen Arbeitenveranlaßt, den Erlaß vom 6. Juli 1903 in Erinnerung zu bringen,nach Ivelchem die Vcrabfolgung von Winterschutz-Kleider uan die Bahnsteigschafsner usw. genehmigt worden ist. DerMinister erwartet, daß von dieser Ermächtigung überall da» woes die klimatischen oder örtlichen Verhältnisse erfordern, aus-reichend Gebrauch gemacht und insbesondere auch dafürgesorgt werde, daß die Füße hinreichend gegen die Kälte geschütztsind. Auch durch zweckmäßige Bauart und Aufstellung derSchaffncrhäuSchen sollten die Beamten nach Möglichkeit geAudie Unbilden der Witterung geschützt werden.Was nützen alle Hinweise auf Bestimmungen, wenn nicht da»nach verfahren wird und die Bahnsteigschafsner nach wie vorfrieren müssen.Die Nachricht deS„Verl. Tagebl."» daß die Assistenzärzte inden Berliner Krankenanstalteil streiken wollen, wird Magistrats-offiziös als unrichtig erklärt.Ein ganz bezeichnendes Kuriofum aus der neuen BerlinerGerichtSorganifatio» schildert ein Beteiligter in den„Bl. fürRechtSpfl." ausführlich. Ein hiesiger Anwalt hatte einen Kauf-mann N., der in dem Hause Bambergerstr. 17 wohnt, zu verklagen.AuS dem StraßenvcrzeichniS entnahm er, daß die Häuser Bam-bergerstr. 13—20 zur Gemeinde Deutsch-WilmerSdoxf gehörtenund daS zuständige Amtsgericht daS Amtsgericht Charlottenburgsei; hierbei hatte er aber übersehen, daß diese Häuser der Bam-bergerstraße mit einem Sternchen versehen sind, was ihre Zu-achörigkeit zu verschiedenen Gemeindebez,rken andeutet. In derTat sind, wie er nachträglich ermittelte, diese Häuser auch als zumGcmeindebczirk Schöncberg und zum Amtsgericht Berlin-Schönc-berg gehörend verzeichnet. Auf die beim Amtsgericht Charlotten-bürg angestrengte Klage hat der Beklagte die Einrede der örtlichenUnzuständigkeit erhoben, indem er ausführte, daß er in demVordcrhause des Grundstücks Bambergerstr. 17 wohne unddieser Teil deS Grundstücks in der Gemeinde Schöneberg liege.während nur das Hintere Gartenhaus und der Hintere Hof aufdem Gebiete der Gemeinde Deutfch-WilmreSdorf liege. Die an-gerufene Polizeibehörde zu Schöneberg erteilte die Auskunft, daßX. im Vorderhaufc wohne und wie die sämtlichen anderenMieter des Hauses in Schöneberg gemeldet sei,während das Einwohnermeldeamt zu Deutfch-Wilmersdorf eineder Behauptung de» X. entsprechende Auskunft erteilte, wonachdas Hau» Bambergerstr. 17 m der Tat auf zwei Gebieten liegr.Um nun ganz sicher zu gehen, bat der Anwalt da» Katasteramt zuGchöneberg um Auskunft, welche Teile des HauseS zu Schönebergund welche zu Deutfch-Wilmersdorf gehören. Ihm wurde der Be-scheid, daß die auf dem Grundstück befindlichen Gebäude in derRatasterkarte nicht eingetragen seien, weshalb nicht festgestelltwerden könne, ob das Gartenhaus auf Wilmersdorfer Gebiet stehe.ES wurde dem Anwalt anheimgegeben, die Zugehörigkeit der Ge-bäudeteile zu beiden Gemeinden aus den Bauakten der Polizei-dircktion in Schöneberg und der Polizeiverwaltung in Wilmers-darf feststellen zu lassen. Inzwischen hatte der Anwalt gegen Nach-nähme der Kosten in Höhe von 7,50 M. auf sein Ersuchen vondem Gcmcindevorstand zu Deutsch-WilmerSdorf eine beglaubigteAbschrift von dem amtlichen Lageplan erhalten und daraus er-sehen, daß der von ihm Verklagte im Vorderhause wohnte undohne seine Zustimmung beim Amtsgericht Charlottenburg nichtverklagt werden durfte. Die bei diesem Gericht angestrengte Klagewurde daher zurückgenommen. Bei der Betrachtung des Lageplanspries der Anwalt sein Schicksal, daß ihm bisher noch nicht derAuftrog zuteil geworden war, einen der Mieter des Seitengebäudesdes Gartenhauses Bambergerstr. 17 zu verklagen. Hier bätte erwirklich nicht gewußt, bei welchem Amts- oder Landgericht dieKlage anhängig zu machen wäre. Denn da» Amtsgericht Schöne-berg gehört zum Bezirk des Landgerichts ll, das Landgericht Chac-lottenburg aber zu Berlin lll und die Mieter des Seitengebäudesde« Gartenhauses wohnen hier offenbar zum Teil auf Schöne-berger, zum Teil auf Wilmersdorfer Gebiet. Welches Gericht.so muß gefragt werden, ist nun für die in diesem Seitengebäudewohnhaften Mieter zuständig: DaS Gericht, in dem da» sogenannteWohnzimmer, oder das Gericht, in dem das Schlaf« oder Speise-zimmer liegt?EiSbruch wird bereit« von der vbersprre gemeldet. Da» Plötz«lich eingetretene Tauwetter, verbunden mit de» orkanartigenStürmen hat die bi« zu einem Fuß starke Eisdecke auf den Seei»der Obcrspree nicht nur weich und morsch gemacht, sondern ver-schicdentlich auch Risse in dem Eise herbetgeführt. Durch dasununterbrochene Steigen de» Wasserlaufe« wurde die Eisdecke ge-hoben, und auf vielen Stellen trat Eisbruch ein. Durch den hohenWellengang wurden die Eisschollen durcheinander getrieben, so daßsie für die an den Ufern liegenden Schiffe eine erhebliche Gefahrbedeuten. Auf dem Müggelsee hat da» Ei» dem WasserdruckStand gehalten, doch ist die Fläche derartig locker, daß ein Betretenderselben nicht mehr möglich ist und auch hier die Eisbewegungbereit» in den nächsten Tagen erwartet wird. In dem unterenSpreelauf sind die Wasserfluten in der Zeit vom Montag bis zumDienstag morgen 8 Uhr um siebzehn Zentimeter gestiegen. ES isthier, da ohnehin schon hoher Wasserstand vorhanden war. Hoch.wasser eingetreten. Da aber auch au» dem Gebiet der Obersprcceine starke Schneeschmelze und ununterbrochene» Steigen desWasserstandes gemeldet wird, dürfte mit starkem Hochwasser ge-rechnet werden.Um weiteren Verwüstungen be« Grunewelb» vorzubeugen,ist von verschiedenen Seiten die Gründung eine» Zweckverbandeöangeregt worden, der Aussicht hat. zustande zu kommen.Gestohlene Fuhrwerke. In der Kirchstraße ist gestern eindreister Diebstahl verübt worden. Vor dem Grundstück Rr. 11 hatteein Äespai», der Weinhandlung von KempinSki in der Leipziger«straße gehalten. Kaum hatte der Kutscher dem Wagen den Rückengekehrt, so sprang ein junger Bursche auf den Bock hinauf, ergriffdie Zügel und jagte mit den Pferden davon. Er wurde sofort ver-gt, entkam jedoch mit seiner w-rtvollen Beute.— Vor der..jaritd wurde gestern ein mit 80 Broten beladener Wagen ge-stöhlen. Der Kutscher der Brotfabrik„WIlhclma" hatte in derCharitöküche Brot abgeliefert und als er wieder auf die Straßezurückkam, war das Fuhrwerk spurlos verschwunden. Ein dreisterWagenmarder hatte ev während der kurzen Abwesenheit desKutschers gestohlen.