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der Beisitzer auf die einzelnen Kammern notwendig geworden- Es kommen jetzt auf jede Kammer 20 Beisitzer. Diese Vermehrung der Beisitzerzahl der einzelnen Kammern hat zur Erwägung der Frage geführt, ob nicht künftig für das Berliner Kaufmannsgericht mehr als 100 Beisitzer gewählt werden sollen. Bei der nächsten Wahl, die im März 1308 stattfindet, wird jedenfalls eine solche Ver- mehrung schon verfügt sein._ Was der Stadt Berlin die königliche Polizeiverwaltung kostet. Nach dem Gesetz vom 20. April 1892 über die Kosten königlicher Polizeiverwaltungen in Stadtgemeinden, hat Berlin zu den Kosten der hiesigen königlichen Polizei einen jährlichen Beitrag von 2'/z M. für den Kopf der durch die letzte Volkszählung ernnttelten Zivil­bevölkerung zu zahlen. Gemäß Z 6 des Gesetzes tritt jedoch mit Rücksicht auf die der Stadt übertragenen Zweige der örtlichen Polizeiverwaltung eine der Minderausgabe des Staates entsprechende Ermäßigung dieses Beitragssatzes ein. Die Höhe des ermäßigten Satzes wird von dem Oberprasidenten festgesetzt, gegen dessen Fest- setzungsbeschluß innerhalb zwei Wochen die Klage beim Ober- Verwaltungsgericht eingereicht werden kann. Der Stadtgemeinde ist die örtliche Polizeiverwaltung über den Straßenbau und die Grnndstttcksentwässernng. die Schnlpolizei und seit IttOS auch über die Äcundstiicksbewässerung. übertragen worden. Die dem Fiskus aus der Uebertragung der Straßenbau- und der Grundstücks- entwässernngspolizei an die Stadt erwachsene Minderausgabe hat der Oberpräsident auf Grnnd der Entscheidungen des Ober- Verwaltungsgerichts auf 126 250 M. anerkannt. Aus der Ueber- nähme der Schulpolizei ist mit Rücksicht auf eine Entscheidung des Ober-Verwaltungsgerichts eine Ermäßigung des städtischen Beitrages nicht zu begründen. Der Beitrag der Stadt ist deshalb auf 4 882 380 M. nach der Seclenzahl von 2017 760 am t. De- zeniber 1905 abzüglich 156 250 M. berechnet worden. In Schöneberg , und Rixdorf ist die örtliche Straßenbanpolizei- Verwaltung den Gemeinden übertragen. Der gesetzliche Normalbeitrag von 1'/, M. war für 1906 in Schöneberg auf 1,42 M. und in Nixdorf auf 1,41 M. pro Kopf der Bevölkerung herabgesetzt worden. Gegen diese Festsetzung haben beide Gemeinden Klage erhoben. In Charlottenburg ist bisher nur die Wahrnehmung der ortspolizeilichen Befugnisse hinsichtlich der Fleisch- und Trichinen- schau dem Oberbürgermeister von der Landcspolizeibehörde übertragen. Eine Ermäßigung des Beitrages hat nicht stattgefunden. Vom 1. April 1907 ab ist dagegen die Üebertragunjl der örtlichen Straßenbau-, der Be- und Entwässerungspolizei an die Stadt Char- lottenburg geplant. Es ist ein ganz unhaltbarer Zustand, daß die Stadt Berlin erhebliche Polizeikosten zu zahlen har, ohne auch nur das geringste zu sagen zu haben. Es ist unter allen Umständen die Uebertragung sämtlicher Zweige der Polizeigewalt an die Stadt zu verlangen, eine Forderung, die von der sozialdemokratischen Fraktion der Stadt- verordnetenversammlung wiederholt erhoben, aber immer wieder abgelehnt worden ist.__ Die städtische Schuldeputatio» gibt bekannt, daß die Aufnahme in die städtische Taubstummenschule anfangs April und Oktober statt- findet. Eltern oder Vormünder taubstummer schulfähiger Kinder haben Anmeldungen zum bevorstehenden Sommerseniester bis zum 1. April d. I. bei dem Direktor Gützmann, Markusstr. 49, an- zubruigen- Bcrolina" ist der Name de« in der Flottwellstraße domizilierten SpielklubS, in dem sich«e von uns ge meldete Falschspieleraffäre zugetragen hat. Die Amerikaner, die hier ihr Schäfchen geschoren und bereits den Berliner Staub von ihre» Pantoffeln geschüttelt haben, heißen Sulka und Hertz. Die großen Gewinste der Herren rekrutierten sich übrigens gleicherweise wie aus dem Bac auch aus dem Poker, da« die arg- losen Teilnehmer Tau sende kostet«. Wer sich an einen Tisch setzte, an dem die zwei Herren Platz genommen hatten, war und hatte erbarmungslos verloren. Das Einschmuggeln der falschen Karten, die mit einer eigens dazu konstruierten amerikanischen Waschine gezeichnet waren, soll nach den neuesten Ermittelungen übrigens derartig vor sich gegangen sein, daß die Herren einfach alle in einer Kassette be- findlichen Spiele vor dem Beginn der Partie mit den von Hanse mitgebrachten vertauschten, so daß auch an anderen Tischen mit den gezeichneten Karten gespielt wurde. Auf diese Art kann«S vor­gekommen sein, daß an einem Abend in dem ganzen Klub, selbst- verständlich unwissentlich, überhaupt nur mit niarkierten Karten ge« spielt worden ist. Jetzt hat sich die Kriminalpolizei der Falschspielerangelegenheit im KlubBerolma" angenommen. Gestern erschienen Beamte unter Leitung des Kriniiiialkomniissars v- Manteiiffel in den Klubräumen in der Flottwellstraße und beschlagnahmten die vom Vorstande bisher verwahrten gezeichneten Karten. Die Zinken sind in einer' derart geschickten Weise angebracht, daß das Raffinement selbst bei den in dieser Beziehung ziemlich verwöhnten Herren von der Kriminal- Polizei Bewunderung hervorrief. Es steht zu erwarten, daß in den nächsten Tagen hinler Hertz und Sulka Steckbriefe erlassen werden. HerrHertz wud es dann vielleicht bereuen, daß er sich vie deutsche Staats- angehörigkeit mit vieler Mühe wiederbeschafft hat; ihn wird der Arm der Gerechtigkeit schon erlangen, Herrn Sulla, der amerlkantscher Staatsbürger ist, zu faste», dürste schwieriger sein. Die Unter« suchung soll sich nicht nur auf die Persönlichkeiten der beiden ge- nannten Falschspieler erstrecken, und so dürfte die nächste Zeit noch mannigfache Ueberraschnngen bringen. Die Mustcrimstalt zur Bekämpfung der Säuglingssterblichkeit soll nach einer Bestimmung der Kaiserin den Name».Kaiserin Auguste Viktoria-Hau« zur Bekänipfung der Säuglinas- sterbltchleit im Deutschen Reiche " erhalten. Mit den Baute» soll baldigst begonnen werde». Bei einem verhängnisvollen Unglücksfall hat gestern der 40 Jahre alte Arbeiter August Bachmann den Tod gefunden. B. war vor einigen Tage» von Liegnitz nach Berlin gelominen und wollte hier Arbeit suchen. Als er gestern an dem Hause Fennstr. 56 vorüber- ging, wurde er Plötzlich pou einen, Ohnmachtsanfall heimgesucht und räch zusammen. Unglücklicherweise stürzt? er in den Kellerschacht und zog sich an der linken Halssette so schwere Verletzungen zu, daß er noch auf dem Transport nach den, Birchow- Krankenhause starb. Ueber den Rauvmordanfall auf der Chaussee Fürstenwalde Markgrafpieske, bei welchem ein Schlosser Dietrich überfallen und beraubt worden fein sollte, ist es auställigerweise sehr still ge­worden, In den Kreisen derjenigen, die die Verhältnisse de« Dietrich genauer kennen, steht man der ganzen Geschichte sehr mißtrauisch gegenüber. Tödlicher Unfall auf einem Bau. Mittwoch vormittag war der 44 Jahre alte Bauarbeiter Gustav Supke mit noch zwei Arbeitern auf einer gimmerbrück« am dritten Stockwerk deZ Vordergebäude« des Neubaues Tegelerstr. 21 mit dem Aufwinden von Netzriegeln beschäftigt. Als ein Stapel Netzriegel hochgewunden war und S. den Sperrkegel löste, verlor er dqs Gleichgewicht und stürzte auf den Hof hinab. Hierbei erlitt er so schwere innere Verletzungen und Verletzungen am Kopfe, daß er sogleich nach dem Rudolf Virchow - Krankenhause geschafft werden mußte. Dort starb er kurze Zeit danach, ohne das Bewußtsein wiedererlangt zu haben. Die Leiche einer Unbekaiutten ist gestern aus dem HUlnboldt- Hafen gelandet worden. Die Tote, die erst wenige Tage im Master gelegen hat, dürfte etwa 36 Jahre alt gewesen sein. Sie war mit braunem Rock, schwarzer Bluse, weißem Halstuch, blauweiß punk- tierter Schürze, grauer Pelerine und Lederpantoffeln bekleidet. Ihre Leiche wurde zur Rekognoszierung in das Schauhaus eingeliefert. Infolge Ucberlastung brach am Dienstagnachmittag eine Seiten- wand des Materialsckmppens der Deutschen Waffen- und MunitionS- fabriken ein. Es ist dies ein aus Latten zufamniengefügter Schuppen, der sich längs der Dampfhammerschmiede hinzieht und in dem mehrere hundert Zentner Material aufoewührt werden. Am Dienstag, kurz nach 2 Uhr, stürzte nun der Schuppen an der einen Seite mit lautem Krach zusammen. Als ein Wunder ist es zu betrachten. daß niemand verletzt wurde. Eine Anzahl Arbeiter waren gerade mit AufräumungSarbeiten beschäftigt; auch zwei Schreiber. welche gerade die Stelle passierten, sind mit dem Schrecken davon» gekonmien. Wären dieselben nur eine Minute früher dort vorbei- gegangen, wären, dieselben unter den Trümmern begraben worden. Auffällig ist, daß keiner der Ingenieure, Obermeister oder Meister den Schaden vorher bemerkt und versucht hat, denselben rechtzeitig zu beseitigen. Straßensperrungen. Die Parochialstraße zwischen Kloster- und Jüdenstraße wird behufs Legung einer Gaszuleitung vom 21. d. M. ab bis auf weiteres für Fuhrwerke und Reiter gesperrt. Unter Bezugnahme auf Z 49 Abs. 1 der Straßenordnung vom 31. Dezember 1899 wird bekannt gemacht, daß die Einfahrt in die Burgstraße von der Königsttahe aus in der Richtung nach dem Mühlendamm verboten ist. Im Prater-Theater wird am heuttgen Freitag die Erstaufführung des v. Moserschen LustspielsDer Veilchenfresser" stattfinden. Feuerwehrdericht. In der letzten Nacht kam um 12 Uhr in der Linienstr. 13 Feuer aus, das auf seinen Herd ein Zimmer beschränkt werden konnte. Kurz vorher war in einer Küche in der Stargarderstr. 22 ein Brand entstanden. Ein zweiter Küchen- brand rief den 8. Zug nach der Namiynstr. 39. Nachts im, 2 Uhr stürzte infolge der Glätte in der Naunynstr. 45s. ein Pferd. Die Wehr versuchte das Tier aufzurichten. Es konnre fich aber nicht fortbewegen, weshalb es von dex Abdeckerei abgeholt werden mußte. Gestern früh brannte in der Köpenickerstr. 128 Kolo- phonium u. a. und in der Strelitzerstr. 10 Holz. Säcke usw. auf dem Boden. Betten, Sofa, Schrank, Balken, Schaldecken standen in der Mirbachstr. 59 in Flammen. Im Laden in der Dresdenerstr. 135 brannten Kartons mit Inhalt. Ferner hatte die Wehr am Südufer zu tun. wo vor dem Grundstück der Neuchatel Asphalt Companic ein Kabel der Feuerwehr durch- schlagen worden war und ein Feuermelder der Linie 4 außer Be- trieb gestellt werden mußte. Um eine Ueberschwemmung zu be- seitigen, mußte Zellestr. 15 Wasser ausgepumpt werden. Außer- den, liefen noch Feuermeldnngen aus der Fehrbellinerstr. 99 und von anderen Stellen ein. Vorort- INaclmcKten. Zehlendorf . Am letzten Dienstag hielt bei zahlreicher Beteiligung der sozial- demokratische Wahlverein seine Generalversammlung ab. Wie aus dem Vorstaiidsberickte hervorging, macht der Wahlverein gute Fort- schritte. Der Mitgliederstand beirng am 1. Oktober 1905 117, am 31. Dezember 1906 232. Im Anschluß an den Vorstandsbericht ver- breitete sich der Vorsitzende Genosse S ch e l e r mit kurzen Worten über die verflossenen Reichstagswahlen und die Ursachen, welche unseren Maiivatsverlust herbeiführten. Trotz dieses MaiidatSver- lustes, so führte Redner aus, hätten wir keine Ursache mutlos zu sein und dem Gerede unserer Gegner, die Sozialdemokratie habe ihren Höhepunkt überschritte», irgend welche Bedeutung beizun, essen. Dieser Wahlkampf habe gezeigt, daß es nur zwei sich gegeiiübersteheiidePartcien gibt, auf der einen Seite die Klasse der Besitzenden mit den hundert- tnnsendeii uiianfgeklärter Bolksmassen und auf der anderen das sozialistische Proletariat. Unsere Aufgabe müsse es sein, die Jndiffe- renten für die Ideen des Sozialismus zu gewinnen. Hierauf gibt Genosse Hecking den Kassenbericht des verflossenen Jahres. Der Bibliothelar Genosse Weber forderte, nachdem er den Bericht von der Freqnpnz der Bibliothek gegeben, die Mitglieder auf, die Bibliothek häufiger in Anspruch zu nehmen als bisher. ES folgten die Vorslandswahle», welche folgendes Ergebnis hatten: Erster Vorsitzeuder: Ed. Scheler, zweiter Vorsitzender: Ulm. Kassierer: Otto Steinborn, Schtiftführer: Wilh. Blasiert, Beisitzer: Otto Jäkel , Lokalkommission: Angl Wirlh und Otto Jockel; Bibliothekar: Rudolf Weber; Revisoren: Karl Schulz und Fritz Runge; Bezirkssührer für den 1. Bezirk; Hermann Schulz; 2. Bezirk: Hermann Böhm ; 3. Be­zirk: Rudolf.Weber; 4. Bezirk: Gustav Molsi. Der Vorsitzende machte aus die Flugblattverbrettung am Sonntag, den 24. Februar, owie aus die am Freitag, den 15. Februar in Steglitz ins Leben gerufene ArbeiterbildungSichule aufmerksam, gleichzeitig dazu auf- fordernd, dieselbe möglichst zahlreich zu besuche». Trcptow-Baumschulenweg. Rätselhaft« KlndeSnatureu lautete da« Thema, welches Herr Lehrer Oelenburg auf einem am Dienstag von der I. Gemeinde- chule veranstalteten Elternabend behandelte. Auf Grund eigener Beobachtungen an Kindern zeigte Redner an mehreren Beispielen, daß der Lehrer oftmals rat- und hülflos dastehe. Solche Kinder- naturen seien nicht normal und müßten in Klassen für Minder­begabte untergebracht oder aber auf Kosten der Gemeinde Privat- stunden für dieselben eingerichtet werden. Solche Kinder bilden. wenn sie gemeinsam mir begabteren Kindern unterrichtet werden, ein Hemntin» für dieselben. Herr Rektor Mansie teilte noch mit, daß, um die Beziehungen zwischen Schule und Hau« zu festigen. in nächster Zeit jeder Lehrer einmal im Monat von 8 bis v Uhr abends Sprechstunde in der Schule abgehalten wird. Die Beteiligung an den Schulbrausebäder», welche für die oberen und mittleren Klassen geöffnet sind, sei nur gering. Mst der Ein- richtung de? stebenstufiaen Systems stehe die Schule auf der Höhe. es fehle nur noch die Michaelis- Einschulung, welche aber auch in nicht zu ferner Zeit erfolgen werde. Zum Schluß ersuchte Redner die Anwesenden, die Lehrer in ihrem schweren Berufe zu unter- stützen. Die Einwohnerzahl Treptow - BoumschulenwegS betrug am 31. Januar 1907 13 221 Seelen. Davon entfallen auf den Bezirk I innerhalb der Ringbahn 4866. Bezirk II von der Ringbahn b,S an den Ortsteil Baumschulenweg 909. Bezirk III OrtSteil Baumschulen- weg 7446. Hierzu kommen noch 668 Mann Militär. Nummelsburg. Di« vorgestrige Gemeindevertretersitzung vollzog vorerst die Wahl eines unbesoldeten Gemeindeschöffen. Wie wir bereits ausführlich in Nr. 38 vom 14. d. M. ausführten, hatte der bisherige Gemeinde- schösse und stellvertretende Amtsvorsteher Lange dieses Amt mit der Motivierung niedergelegt, daß die Unzuträglichkeiten im Gemeinde- vorstand resp. mit dem Gemeindevorsteher selbst, einen Zustand geschaffen hätten, der ein gedeihliches Zusammenarbeiten ausichlieht. Soll es doch vorgekommen sein, daß in einer Sitzung, in welcher Schöffe Lange eine Frage an den Gemeindevorsteher gerichtet hatte, derselbe sich umdrehte und ihn stehen ließ. Bei der Wahl erhielt nun der bisherige Schöffe Lange 15 Stimmen, auf Direktor Frey, den Kandidaten de? Herrn Bürgermeisters, entfielen nur zehn Stimmen; somit ist Lange wiedergewählt. Unter den gegebenen Verhältnissen bedeutet die Wiederwahl Langes gleichzeittg ein Miß« trauensvotum der Gemeindevertretung gegen den Gemeindevorsteher. Dieses fällt noch besonders dadurch inS Gewicht, weil der Bürger- meiftsr in einer vertraulichen Besprechung, welche unter Ausschluß unserer Vertreter stattfand, erklärt haben soll, daß Herr Lange auf keinen Fall wiedergewählt werden darf, da er mit demselben nicht mehr zusammenarbeiten könne. In dieser vertraulichen Sitzung wurde dann auf Borschlag des Gemeindevorstehers eine Deputation zu dem früheren Gemeindevertreter Direktor Frey mit dem Auftrage entsandt, diesem da« fteigewordene Amt eine« Gemeinbeschöffen an« zutragen. Herr Frey hatte die Ehre auch zu würdigen gewußt und versprochen, das Amt anzunehmen und nun dieser Reinfall l Wird der Gemeindevorsteher nun die Konsequenz, die er schon einmal in der Angelegenheit des Baumeister Hutzly ziehen wollte, jetzt ziehen? Punkt 1 der Tagesordnung betraf die Subdentton des hiesigen Krankenhauses. Nach dem vorgelegten Projekt ist ein Erweiterungsbau für 50 neue Betten in Aussicht genommen. Hierzu soll die Gemeinde eine unkündbare und«nverzinsvche Hypothek von 120 000 M. und einen Zuschuß z» den Betriebskosten von jährlich 67000 M. auf die Dauer von 10 Jahren gewähren. Die Sud- vention wird unter folgenden Bedingungen einstimmig beschlossen: 1, Das Krankenhaus muß in derselben Art wie Gemeindekranken- Häuser Kranken jeder Art und Konfession geöffnet sein, die Ver- pflegungssätze dürfen die jeweiligen von den Berliner städtischen Krankenhäusern erhobenen Sätze nicht übersteigen. 2. Der polüischen Gemeinde Rummelsburg wird ein Drittel der Stimmen im Arbeits­ausschuß und eine weitere Stimme im Kuratorium gewährt. 3. Der Bauplan für das neue Krankenhaus ist der Gemeindevertretung zur Begutachtung vorzulegen. 4. Die Gemeinde Rummelsburg erhält das Recht, das neue Krankenhaus nach Ablauf von 10 Jahren zu erwerben. Eine Verpflichtung zur Uebernahme des Krankenhauses besteht dagegen nicht. Zur Einleitung einer Reorganisatton des Feuerlöschwesens wird eine Kommisston von sieben Vertretern gewählt. Ferner wird de- schloffen, den Kaufpreis für die an den Kanalisationszweckverband Lichtenberg - Nummelsburg verkauften Grundstücke unserer jetzigen Kanalisationskläranlagen im Betrage von 273084 M. dahin zu teilen. daß 31 072 M. zum Erwerbe neuer Ländereien bestimmt werden und daß 191 912 M. von unserer 550 000 M. betragenden Anleihe- schuld dieser Verwaltung gekürzt wird. Ober« Schöneweide. Biel « an die hiesige Parteispedition gelangte Beschwerden wegen unpünktlicher Lieferung desVorwärts" haben ihren Grund darin, daß diese Abonnenten denVorwärts" bei einem auswärtigen Privat- spediteur abonniert haben, wo eine späte Zustellung stattfindet. Die hiesige Parteispedition, Edisonstr. 10 I, besorgt die Zustellung bis spätestens V;7 Uhr früh, und wird ersucht, das Abonnement dort zu bewirken. Die Parteispedition. Teltow . Der Ausfall der Reichstagswahl im Kreise Teltow scheint die Teltower Ortsgewaltigen nicht wenig verschnupft zu haben, denn jetzt nach vier Wochen seit der Hauptwahl erhielten mehrere Ge­nossen Strafmandat« zugeschickt, weil sie wegen Plakattragens am Tage der Wahl gegen H 9 und 41 des Preßgesetzes vom 12. Mai 1851 verstoßen haben sollen. Am Morgen des 25. Januar prangte an vielen HanSecken die Aufforderung zur Wahl des Genossen Zubeil. Kaum graute der Tag. als auch schon städtische Nachtwächter damit beschäftigt waren, die Aufrufe mittels Kratze zu entfernen. Selbst der Torweg unseres Parteilokals fand keine Gnade, auch die hier angeklebten Plakate mußten der Kratze des Hüters der Ordnung weichen. Bei dieser Arbeit wurde der Beamte durch einen unserer Genossen zur Rede gestellt, wer ihm diesen Auftrag erteilt hätte. Hierauf antwortete er. vonoben". Unsere Parteigenossen antworteten darauf mit Plakatträgern. Solche Un- Verschämtheit mußte natürlich gerochen werden. Gegen das Straf- mandat wird selbstverständlich richterliche Entscheidung beanttagt, denn was unsere Genossen in Teltow haben die Bürgerlichen allent- halben getan. Der Wirt unseres Verkehrslokals bekam sogar ein Strafmandat in Höhe von 5 M,, weil im Schaufenster seines Lokals ein Wahlausruf für Zubeil ausgehängt war. Buckow . Ein nächtlicher Raubanfall ist an dem Arbeiter Anton Noack aus Buckow verübt worden. N. befand sich auf dem Wege von Buckow nach Britz , als ans der Chaussee plötzlich zwei Männer ans- tauchten und fragten, wie spät es sei. Kaum hatte er die Taschenuhr gezogen, so fielen die beiden über ihn her und schlugen ihn nieder. Sie brachte» ihrem Opfer tiefe Sliche in den Kopf und in den Armen bei und räubten ihm dann die Taschenuhr sowie das Porte- monnaie, das»och den größten Teil des Wochenlohnes enthielt. Passanten, welche später die Verfolgung der Täter aufnahmen, kamen leider nicht zum Ziel. Potsdam . Am Freitagabend findet im Lokal Ladenthin die Mitglieder- Versammlung der Arbeiter-Bildungsschnle von Potsdam und Um- gegend statt. Der Kursus beginnt voransstchllich Freitag, den 2. März. Aus dem Lehrplan sei hervorgehoben: Die wirtschaftlich- rechtlichen Fragen der Sozialgesetzgebung: 1. Kranken-, Unfall-, Invaliden-, Arbeit-Slosen-Versicherung. 2. BenifsvereinSaesetzgebung. 3. Arbeiterschutz. Bei diesen so wichtigen Vorträgen ist es Pflicht jedes Arbeiters, sich an dem Kursus zu beteiligen; derselbe erstreckt sich auf 10 Abende und kostet 1 M. Vortragender ist wieder Herr Dr. G o l d s ch m i d t. Am Freitag, den 22. Februar. Aufnahme neuer Mitglieder. Im Waschkeflel verbrüht. Sin bei einer Herrschaft in der Jäger« alle« beschäftigtes 16 jähriges Dienstmädchen N. setzte sich gestern während der Mittagszeit auf den Rand eine« Waschkessels, rutschte aus und stürzte in das siedende Wasser, wobei cS schwere Verbrühungen am Arm und am Oberkörper erlitt. DaS Mädchen wurde zu weiterer Behandlung in das städtische Krankenhaus übergeführt. ßcricbts- Zeitung« Kriminalkommissar Rucks vor Gericht. Der insbesondere durch den ProzeßZur blanken Hölle" be» kannt gewordene Kriminalkommissar Rucks wurde gestern auS der Untersuchungshaft der ersten Strafkammer des Landgerichts II vorgeführt, um sich auf bje Anklage des Betruges in drei Fällen und der Unterschlagung in einem Falle zu verantworten. Der An» geklagte befindet sich seit dem 20. Dezember v. I. in Untersuchung«» hast. Er war früher in Berlin Polizeioffizier und ist seit dem Jahre 1899 als Kriminalkommissar in Schöneberg tätig. Er ist Mitglied des uniformierten KriegervereinsBerolina" und be» kleidet daselbst den Rang eines Offiziers. Seine Uniform ist der» jenigen eines Offiziers der Artillerie nicht unähnlich. Zurzeit schwebt noch ein auf Grund seiner erheblichen Schulden gegen ihn eröffnetes Disziplinarverfahren. Gegen das Urteil, durch welches er als Polizeisekretär nach Berlin versetzt worden ist, hat er Be- rufung eingelegt. Wie er gestern ausführlich darlegte, ist er nicht aus Leichtsinn, sondern infolge widriger Umstände in Schulden geraten. Zunächst kam er in eine mißliche Lage, da er ans Grund ungünstiger Disposition nach seiner Versetzung nach Schöneberg eine ganze Zeitlang seine Berliner Wohnung neben feiner Schöne- berger Wohnung noch beibehalten mußte. Dann seien häusliches Unglück und die Verstrickung in Wucherhände dazu gekommen. Die Anklage beschuldigt nun den Angeklagten, daß er bei einer finanziellen Transaktion, wo er, um einen älteren Wechsel ein» lösen zu können, von einem Herrn Schäfer 3000 M. auf zwei Akzepte erhalten hatte, den Geldgeber in dem Glauben ver» setzt habe, er sei Offizier. Herr Rucks war nämlich bei der durch einen Dritten vermittelten Verhandlung mit Herrn Schäfer in der Leutnantsuniform des Kriegcrvereins erschienen, da er von einer Sitzung deSsepden kam. Der Zeuge Schäfer behauptet, daß er Herrn Rucks das Geld nicht gegeben haben würde, wenn er ihn nicht für einen Offizier gehalten und wenn er gewußt haben würde, daß es sich um den Kriminalkommissar Rucks handelt. Die Beweisaufnahme ergab aber, daß der An- geklagte Herrn Schäfer alsKriminalkommissar Rucks" vorgestellt worden war und daß Seh. das Geld erst gegeben hatte, nachdem noch zwei Namen auf die beiden Wechsel gesetzt worden waren. Er hat sein Geld teils durch den Angeklagten selbst, teil« durch einen Giranten zurückerhalten. Ein zweiter Fall betraf die Nichtbezahlung einer Hotelrechnung in Stettin im Betrage von 96,75 M. Angeklagter war unter falschem Namen nach Stettin gefahren. Durch Zeugen wurde der Nachweis erbracht, daß der Angeklagte nach Stettin genügende Geldsummen mitgenommen hatte, um seine Rechnung zu bezahlen und daß kurz nach der Abreise der Familie die Frau Rucks auch an das Hotel geschrieben und aufgefordert hatte, die Rechnung an ihre Mutter zu senden, die sie dann auch beglichen hat. Die 'beiden letzten Fälle!>er Anklage mutzte» vertagt werden, weil