Nr. 4V. HtwimeiMnU'BcAnsuiWB: KSotmmeni». Preis pränumerando: Pierteljährl.».ZV Ml., monatt 1,10 B».. wdchenllich 28 Pfg, frei ins Haus. Einzelne Nummer 6 Pfg. Sonntags. nummcr mU illustrierter Sonntags» Beilage.»ie Neue Seit* 10 Pfg. Post, Abonnement: 1,10 Mark pro Monat, Eingetragen in die Post. Zeitungs. Preisliste. Unter Kreuzband(St Deutschland und Oesterreich. Ungarn Z Mark, für das übrige Ausland » Mark pro Monat. Poslabonnements nehmen an: Beigten, Dänemark , Holland . Italien , Luxemburg . Portugal . «lttlümen. Schweden und die Schweiz . am««istr iioiutt. 24. Jahrg. Nevlinev VolKsblerkk. VI« Tnftrtlons'StHlir detrügt für die sechsgefpMene«olonel- geil» oder deren Raum so Psg., für politische und gewerkschaslliche Perein», und»ersammlungs-Anzeigen 80 Psg. „Kleine»ureigen", das erste sfett» gedruckte)«ort 20 Pfg., jede» weiter« «ort 10 Psg. Stellengesuche und Schlas» stellen-Anzeigen das erste«ort 10 Pfg., jede» weiter««ort S Pfg.«ort«»der >b Buchstaben zählen für zwei«orte. Inserate für die nächst« Rummer müssen dt« Ii Uhr nachmittags in der«xpedwon Idgegeben«erden. Die«xvedttio»«p dt» 7 Uhr abend» gedgllet, Telegramm- Adresse: „SiiUMnMknt Bull»", Zentralorgan der rozialdemokrattfchen Partei Deutfchlands» Rcdahtlon: 8 Cd. 68. Lindenstraese 69. shernspreitier: tlm< IV, Nr. 19X3. Expedition: SRI. 68. Lindenstrassc 69. ksernivrecher: Ilm« IV. Nr. 19X4. vomStts! Ftt Bet Diskussion über den Wahlausfall shielt nach- krLglich auch noch die sogenannte„Revolutions- rom antik" eine Rolle. Es wird verschiedentlich behauptet, auch das Spielen mit der Revolution, das An»die°Wandmalen des„großen Kladderadatsches habe viel zum Abfall der Mitläufer oder doch zur Abschreckung der Elemente beigetragen, deren Ge- winnung sonst möglich gewesen sei. Diese Revolutionsspielerei fei so weit gegangen, daß man sogar den Massenstreik in voller Oefsentlichkeit erörtert habe. Wir glaubten, daß die Anklagen gegen die„Revolutions » komantit" seit dem Mannheimer Parteitag ihr Ende gefunden haben würden. Wurde doch in der diesem Parteitag vorangegangenen Diskussion und auf dem Partei tag selbst festgestellt, daß die angeblichen Revolutions. und Massensweiksromantiker niemals die ihnen zugeschriebene re- volutionsromantischen Ansichten vertreten hatten. Aber auch noch aus westeren Gründen hätten wir erwartet, derartigen Klagen nach Mannheim — und erst recht nach dem biesmaligcnWahlauSfall— nicht wieder zu be gegnen. i Wie ist es möglich, die Erörterung des politischen Massenstreiks als einen verhängnisvollen Fehler zu be geichnen. da doch auch der Mannheimer Parteitag nach monatelanger Diskussion mit 386 gegen 5 Stim men für eine Resolution gestimmt hat. die mit den Worten beginnt: der Parteitag bestätigt den Jenaer Parteitagsbeschluß zum poli tischen Massen st rei k". Freilich, um die Mannheimer Bestätigung des Jenaer Beschlusses mit an Einstimmigkeit grenzender Mehr heit zu erzielen, war es notwendig gewesen, da» Problem. des Massenstreiks noch eingehender zu behandeln, als das in Jena der Fall gewesen war, und Mißverständnisse hinweg- guraumen. die sich über die Tendenz der Rede Bebels in Jena , den Sinn der dort angenommenen Resolution und die auS ihr abzuleitenden Verpflichtungen eingeschlichen hatten. Bekanntlich war die Jenaer Resolution— und zwar nicht von derjenigen Richtung in der Partei, die als die .„radikale" bezeichnet zu werden pflegt— so ausgelegt worden, als habe der politische Massenstreik bereits zur Fort- führung und Verschärfung der preußischen Wahlrechtsbewegung proklamiert weichen müssen, die von der Partei im Winter und Frühjahr des vergangenen Jahres inszeniert worden war. Eine Ansicht, die speziell bei den Gsverkschaften lebhafte Beunruhigung hervorgerufen hatte, weil diese der Auffassung waren, daß der politische Massenstreik in der zur rechten Zeit gegebenen politischen Situation nur ass eine ultima ratio zur Verteidigung der elementarsten politischen und sozialen Rechte in Frage kommen könne, nicht aber auch, um einen Angriff zu unter- nehmen, dessen Folgen unabsehbar sein würden. In Jena wurde die Verständigung erzielt. Die„Radikalen" erklärten, daß sie— wie ja Bebels Rede. Kautskys Artikel zur Massen- streikfrage und die Broschüre der Genossin Roland-Holst bewiesen— in der Frage des Massenstreiks niemals eine Taktik befürwortet hätten, wie sie nach der Veröffentlichung des Gewerkschaftsprotokolls von einer Reihe von Genossen empfohlen worden mar: der Massenstreik sei in der Tat die ultima ratio der Arbeiterklasse. Auch könne er nicht „gemacht" werden, sondern nur einer politischen Situation entspringen, die dem Proletariate diese Waffe direkt in die Hand zwinge und eine Kampfbegeisterung erzeuge, die auch vor den opferreichsten und schwersten Kämpfen nicht zurück- schrecke. Die Gewerkschaften ihrerseits erklärten, daß auch sie die Anwendung des politischen Massenstreiks unter solchen Umständen nicht verwürfen: die von dem Ge- werkschastskongreß in Köln angenommene Massenstreiks- resolution solle nur besagen, daß die Gewerkschaften den anarchistischen Generalstreikgedanken ablehnten und die Versuche, durch die Propagierung des Massenstreiks die Gewerkschaften auf eine bestimmte Taktik festzulegen, für verwerflich hielten. Damit war die Einheitlichkeit der Auffassung festgestellt und die neue Massenstreikresolution, die die Jenaer Resolution bestätigte, fand nahezu ein- stimmige Annahme. Die Massenstreikdiskussion hatte also nicht die Partei zerrissen und gesckwächt, sondern im Gegenteil die vorher ge- teilten Anschauungen geklärt und namenflich die zwischen Partei und Gewerkschaften_ anscheinend bestehenden Meinungsverschiedenheiten aus dem Wege geräumt. Die proletarische Massenbewegung steht nach Mannheim geeinter und geschlossener da wie je zuvor. Ist es deshalb grundverkehrt, auch jetzt noch von Revo- lutions- und Massenstreiksromantik zu sprechen, so sollte auch die Geschichte der Entstehung dieser Debatten eine solche Legende von vornherein ausschließen. Der Massenstreik als internationales Problem war lange da. hatte bereits schon lange in der internationalen Praxis eine Rolle gespielt,� bevor in Deutschland die Massenstreikdebatten begannen. Die Massenstreiks in Belgien . Holland , Italien und Rußland nötigten geradezu das deutsche Prole- t>riat, auch diese Frage zu diskutieren. Nur der Umstand. daß die Diskussion nicht von Anfang an mit der gebotenen Gründlichkeit geführt wurde, zeitigte in einigen Köpfen die irrige Vorstellung einer Revolutionsromantik. Und ist denn etwa die Massenstreikdebatte ergebnis- los gewesen? Betonte nicht bereits die Jenaer Reso- lution, noch viel nachdrücklicher aber die Mannheimer Resolution die Notwendrgkeit der politischen Aufklärung und prinzipiellen Schulung in allen Kreisen des Proletariats? Forderte nicht gerade die Mannheimer Resolution die Erfüllung auch der Gewcrkschastsorganisationen mit dem Geiste des sozialistischen Klassenkampfes? Und hat nicht gerade der Wahlkampf bewiesen, wie unbedingt notwendig auch die politische Schulung der gewerkschaftlich organisierten Massen ist? Ist nicht gerade von gewerkschaftlicher Seite während und nach der Wahl— wir erinnern nur an die Auslassung des Korrespondenzblattes der Generalkommission — diese Notwendigkeit mit dem größten Nachdruck betont worden? Und sind nicht gerade die Massenstreik, und die damit in Verbindung stehenden Gewerkschastsdebatten in Jena und Mannheim ein Mittel gewesen, das Gefühl der Zusammengehörigkeit der beiden Organi- sationen zu stärken und alle vorhandenen Miß- Verständnisse zu beseitigen? Besser noch wäre es freilich gewesen, wenn solche Dis- kussionen überhaupt nicht notwendig gewesen wären, wenn Partei und Gewerkschaften stets und in allen Teilen in solch innigem Verhältnis zu einander gestanden hätten, wie das jetzt der Fall ist. Aber es liegt einmal in der Natur der Dinge, daß solche Einmütigkeit sich nur durch Diskussion, durch Meinungsaustausch erzielen läßt! Gerade die„radikale" Richtung hat die inzwischen ein- getretene EntWickelung der politischen Verhältnisse in Deutsch - land richtig vorausgesagt. Sie hat seit jeher die Auffassung vertreten, daß sich die Klassengegensätze zuspitzen. daß das Proletariat sich immer mehr auf die eigensten Kräfte angewiesen sieht. Sie hat auch nicht die Befürchtung verhehlt. daß dem Proletariat noch schwerste Kämpfe um seine politischen und gewerkschaftlichen Grundrechte bevorstehen dürften. Ueber die Unausbleiblichkeit solcher Kämpfe die Masse deS Proletariats jeder Zeit ohne optimistische Verschleierung der wirklichen Zu- stände aufzuklären, das Proletariat durch Erfüllung mit dem Geiste des Opfermuts und Idealismus darauf vor- zubereiten, hat gerade die„radikale" Richtung als wesentlichste Aufgabe der beiden Organisationen der pro- letartschen Klassenbewegung bezeichnet. Daß diese Auffassung begründet und richtig war, wird heute von allen Richtungen in der Partei, von den politischen wie den gewerkschaftlichen Führern zugegeben. Und was noch wichtiger: alle Kreise der Partei mühen sich, diese Erkenntnis durch Ausbau der Organisationen, durch Erfüllung derselben mit sozialistischem Geiste auch in die Praxis de» Klassenkampfe » umzusetzen! Möchten deshalb auch die vereinzelten Genossen, die noch immer über eine vermeintliche Schädigung der Partei durch eine in Wirklichkeit nie vorhanden gewesene Revolutions- romantik klagen, ihren Blick nunmehr auf die Aufgaben der Gegenwart und Zukunft richten I Arbeiten wir gemeinsam am Ausbau, an der inneren und äußeren Stärkung der Organi» sationen. an der Verbreitung und Vermehrung unserer Presse, an der Belebung und Vertiefung unserer Agitation. Borwiirt» gegen den Feiud_ Die russische Revolution. Die Wahlen in Petersburg . Petersburg, 20. Febr.(Eig. Ber.) Der heutige Tag wird die Entscheidung in der städtischen Kurie Petersburgs bringen. Die besondere Bedeutung der Petersburger Wahlen ist an dieser Stelle bereits dargelegt worden, und die letzten Stunden vor der Wahl haben die einzelnen, schon früher betonten Momente noch stärker hervortreten lassen. Das Eingreifen der folizei, die selbstverständlich besonders eifrig gegen den inken-Block vorging, seine Fluasckriften und Wahlbulletins kon- fiszierte, feine Redner und Kandidaten verhaftete, zeigt, daß die Regierung sehr wohl begreift, welche Bedeutung für sie die neue reaktionäre Wandlung der Kadetten hat. Während diese unzählige Gelegenheiten haben, agitatorisch zu wirken, müssen die Block- Parteien sich mit den Mitteln de« alten unterirdischen Daseins be- genügen. Die letzten großen Haussuchungen am Sonntag allein kosteten den, Block 1S0 Pud Schriften, unter denen groß« Massen Wahlflugblätter waren, die bei der Haussuchung in der Universität in die Hände der Polizei fielen. Außerdem verlor die Partei der Sozialrevolutionäre bei den letzten Verhaftungen in der Universität ihre tüchtigsten Wahlorganisatoren. Die Kadetten verfügen über sämtliche liberalen Blätter PeterS- burgs, während der Linken-Block nur im„Towarifchtsch" einen Verteidiger findet. Auf die Polemik der Kadetten gegen den Linken-Block wollen wir nicht eingehen; cS ist von ihnen darin das Widerwärtigste geleistet worden, das man sich nur denken kann. Besonders der L e a d e r der Kadetten, Miljukow. hat in dieser Hin- ficht Leistungen hinter sich, die jeden anständigen Menschen ge. radezu peinlich berühren müssen. Das Bild in letzter Stunde ist also da? folgende: Unter den größten Schwierigkeiten kämpfen die sozialistischen Parteien, zu einem Wahlblock vereinigt, auf einem bürgerlichen Boden, der nur mit schwachen demokratischen Schichten durchsetzt ist. Nicht um Dumaplätze handelt es sich dabei für sie, sondern um einen Appell an das liberale oder liberal sein wollende Bürgertum: nicht in naiven parlamentarischen Illusionen aufzugehen, sondern eine Lö- sung der Krise in der Arbeit mit dem freiheitsstrebenden Volke zu suchen. Der russische Liberalismus löst sich von der Demokratie los, um dem revolutionären Volkshecr in den Rücken zu fallen. Auf diese Gefahr weist besonders eindringlich der heutige Wahltag hin. Das ist nur der erst« Zusammenstoß, dem andere— in der Duma— folgen werden, da cS dort die Kadetten an Versuchen nicht werden fehlen lassen, der Demokratie in ihrem Kampfe gegen den Absolutismus hindernd und Verrat übend in den Weg zu treten. Es wird nicht leicht sein, die kadettischen Schacherpläne zu durchkreuzen, welche diesmal ohne Zweifel in noch größerem Maße zu erwarten sind, als es in der ersten Duma der Fall war. Die Kadetten kämpfen um ö Dumasessel, der Linken-Block um die Entfaltung und Kräftigung der politischen und sozialen Demo- kratie» die allein den alten Polizeistaat in Trümmer legen kaum *«>* Petersburg, 21. Februar. (Eig. Ber.) Heute früh begann die Zählung der gestern abgegebenen Stimmzettel, und erst um die Mittagszeit konnte man einiges über die Resultate erfahren, die indes noch unvollständig sind. Als sicher ist anzunehmen, daß die Kadetten die meisten Stimmen auf ihre Liste vereinigen werden. Ihr Erfolg ist aber stark durch den Linken- Block beeinträchtigt, der über Erwarten gut abgeschnitten hat. Nur in 4 Stadtbezirken entfallen auf die Kadetten zwei Drittel der Oppositionsstimmen, in 7 Stadtbezirken halten sich die beiden Listen im Gleichgewicht, und im Wyborgcr Bezirk hat die Liste des sozialistischen Blocks die kadettische Liste geschlagen. Weit zurück bleiben die Oktobristen und die„Monarchisten", die größere Stimmenzahlen nur in den Stadtteilen mit Elementen aus der hohen Bureaukratie aufzuweisen haben. Ihre Niederlage ist nicht geringer als in Moskau . Die Endergebnisse werdm das allgc- meine Bild nur wenig beeinflussen. Die Mörder Herzenstein». Vor Gericht ist jetzt die freilich längst außer Zweifel stehend? Urheberschaft des„V e r b a n d e S d e r r u s s i s ch e n Leute" an der Ermordung Herzensteins festgestellt. Dem.Berliner Tageblatt" wird unterm 23. Februar auS Petersburg gedrahtet: Im Prozeß wegen der Ermordung Herzen st eins änderte gestern abend der Arbeiter Alexandrow seine Aussagen wie folgt: JuSkewitsch-KraSkowSlt schickte am 23. Juli Polownjew, Pimenow, Laritschktn, Rudfik und K a s a n k o w nach Terijoki, um Herzenstein zu töten. Äm nächsten Tage kehrte Laritschktn nach Petersburg zurück, um sich bei Juskewitsch Geld zu holen. Bei der Fahrt nach Terijoki nahm Laritschkin den Arbeiter Alexandrow mit und eröffnete ihm an Ort und Stelle den Zweck der Fahrt. Alexandrow wollte sofort abreisen, blieb jedoch, weil er kein Geld hatte, bis zum nächsten Morgen. Am 30. �nli fuhr er mit dem ersten Zuge nach Peters- bürg. Am 31. Juli ermordeten Laritschkin und K a s a n k o w. der auch den Namen G a m s e i führt, Herzenstein, während JuSkewitsch-KraSkowSki, der Führer der Kampfes- Organisation deS„Verbandes des russischen Volkes", sie ini BahnhofSrestaurant erwartete. Bald nach dem Morde erhielten Polownjew und Kasankow Geld, und Laritschkin erhielt von AraSkowSki neue Kleider und eine Uhr. Alexandrow behauptete weiter, der Hauptrat des„Verbandes de» russischen Volkes" habe Laritschkin, Polownjew und Kasankow je zwei Karten mit der Auffchrist„Kamorro der Vergeltung deS Volkes" gegeben und ihnen befohlen, nach dem Mord die Karten auf dem Boden liegen zu lassen als Beweis, daß der Mord von niemand anders als dem Obengenannten ausgeführt worden ist. Die Zeugenaussagen fügten zu den stüheren Bekundungen wenig Neues hinzu. Von Interesse ist nur die Aussage Alexandrow?» daß Dr. D u b r o w i n, der be- rüchtiate Präsident deS„Verbandes der echt russischen Leute, Mitwisser des Mordes war. Da« finnländische Gericht be- schloß hierauf die Vertagung deS Prozesses bis zum 19. März. In- zwischen soll der Gouverneur von Äiborg aufgefordert werden. Kasankow. Laritschkin, Polownjew und JuSkewitsch-KraSkowSki zur Stelle zu schaffen. Die Papieraeld-Hochffut. Aus Petersburg wird der„Russ. Korreip." geschrieben: Die immer steigende Flut des Papiergelves bedeutet eine solche wirtschaftliche Gefahr, daß die Presse selbst im gegenwärtigen hock- politischen Augenblick sich mit dieser ernsten Frage beständig befaßt. Der Geldverkehr leidet noch jetzt unter den Folgen deö letzten Krieges. Das Finanzministerium hat von Anfang an die zur Kricgsführung notwendige Summe zu niedrig berechnet; dazu der- pflichtete es sich noch, letztere in kurzer Frist zu tilgen. Die Regie- rung versäumte die für Anleihen relativ gunstige Zeit und fing dann an. höchst nachteilige Anleihen abzuschließen und gleichzeitig in zunehmendem Maße Papiergeld zu emittieren. Infolgedessen verdoppelte sich die Menge de« im Berkehr befindlichen Papier - geldeö bis auf 1230 Millionen Rubel. Außer der drückenden Schuldenlast entstand somit die Gefahr einer inneren ökonomischen Erschütterung infolge der Umwandlung des Preises und Wertes des Geldes. Solange die Papiergeldzuschüsse, die für Kriegszwecke bestimmt waren, am Kriegsschauplatz blieben, konnten sie das Wirt- schaftliche Leben im Innern des Landes nicht beeinflussen; aber die Lage veränderte sich mit ihrer Rückkehr von dort. Was geschieht nun mit dem großen Ueberfluh an Papiergeld? Die Offiziösen des Finanzministeriums unterschätzen die Bedeutung der vorhandenen Papiergeldmasse, indem sie von ihr die baren Geldmengen der Reichsbank abziehen. Di« Masse de« Papiergeldes kann nicht ohne gefährliche Wir- kung auf die Preise der Waren und auf den Preis de» Goldes bleibe»! wobei letzteres au» dem Berkehr verschwindet und ins Ausland geht- Solange der Prozeß des Zufließens des neuen Papiergeldes in die alten Kanäle sich noch im Anfanasttadlum be- findet, konnte man der drohenden Gefahr durch Beseitigung der überflüssigen KreditbillettS vorbeugen. Nach Vollendung des er- wähnten Prozesses aber wirb auch eine fokche Beseitigung nicht mehr helfen können, im Gegenteil, fie würde dann nur wiederholte Erschütterungen zum Schaven vieler wirtschaftlicher Jnteressen verursachen. Bon allen Seiten richtet man an das Finanzministerium die S Anfrage, ob es beabsichtigt. Maßnahmen z» treffen, um die Papier - eldmasse zu reduzieren. Der sonst so redselioe Finanzministcr hweigt sich darüber aber hartnäckig au».
Einzelbild herunterladen
verfügbare Breiten