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Am Freitag, den 1. März, stnden w folgenden Schulcmten Vorträge über das Thema:Gesundheitspflege von Nase und Ohr" statt. In der 91./101. Gemeindeschule, Gneisenaustr. 7, spricht Herr Dr. Gebert. In der 81./109. Gemeindeschule, Tilsiterstr. 4/5, spricht Herr Dr. B. Hirschfeld. In der 118./127. Gemeindeschule, Pankstr. 8, spricht Herr Professor Dr. Rosen. In der 228-/279. Ge- meindeschule, Pasteurstr. 5, spricht Herr Dr. Rosenthal. In Boxhagen- Rummelsburg , Boxhagener Schule, Holteistr. 7/3, spricht Dienstag, den 26. Februar. Herr Dr. Lewan- dowski über das Thema:Kochkunst und Verdauung". In Charlottenburg , 13. Gemeindeschule, Nehring- straße 9/10, spricht am Mittwoch, den 27. Februar, Herr Dr. Le- wandowski über das Thema:Gefahren des Alkoholgenusies". In Lichtenberg in der Gemeindeschule, Kronprinzen- strahe 10. spricht am Donnerstag, den 28. Februar. Herr Dr. Hantle über das Thema:Schwangerschaft und Wochenbett".(Nur für Frauen.) In R i x d o r f, 9-/10. Gemeindeschule, Kaiser Friedrichstr. 4, am Hermannplatz, spricht am Freitag, den 1. März, Herr Dr. Hirsch über das Thema:Schlechte Haltung und Rückgratsverkrümmung". (Mit Projektionen.) Für Tempelhof und Mariendorf findet am Freitag, den 1. März, ein Vortrag des Zahnarztes Herrn Alfred Cohn über das Thema:Zahn- und Mundpflege" bei Herrn Müller, Ber - linerstr. 41/42 in Tempelhof statt. In Schöneberg , in der der 10./11. Gemeindeschule, Feurig. stratze 61/62, spricht am Dienstag, den 26. Februar, Herr Dr. Chajes über das Thema:Das Kind im ersten Lebensjahre". In W e i tz e n s e e, in der Gemeindeschule, Langhansstr. 120, findet am Freitag, den 1. März, ein Vortrag des Herrn Dr. Freund über das Thema:Geschlechtliche Ansteckung und ihre Folgen" statt. Sämtliche Vorträge beginnen pünktlich abends 3 Uhr. Ein netter Bodelschwinghscher Sammler. Der Pastor Bodel- schwingh hat sich zur Lebensaufgabe gemacht, der heutigen Arbeits- losigleit durch Gründung von Arbeiterkolonien zu begegnen, und er ist stolz ob seiner Erfolge. Erst dieser Tage hat er im Abgeordneten- Hause wieder für seine Kolonien eine Lanze gebrochen und in einer Versammlung der Technischen Hochschule hat er in gleicher Weise für sein Werl Propaganda zu machen versucht. Unsere Leser werden auch noch wissen, wie Bodelschwingh die Stadt Berlin zu einem erheblichen Zuschuh für die Kolonie Hoffnungstal zu veranlassen wußte, und man muß eS Bodelschwingh lassen: In Punkts Sammelei und Bettelei für die Kolonien hat er was los. Auch Haussammlungen veranstaltet Bodelschwingh und vor kurzer Zeit haben wir erst das Ergebnis einer solchen Sammlung ein­gehender gewürdigt. Was für Elemente aber mit solchen Samm- langen betraut werden, beweist eine Zuschrift, die wir heute erhalten und deren Inhalt wir kurz wiedergeben möchten. Ein Arbeiter H. aus der Müllcrstraße schreibt uns:Es war am Donnerstag, den 21. Februar, nachmittags Va4 Uhr, als jemand an meiner Wohnung stark klingelte und dann so lange klopfte, bis meine allein in der Wohnung anwesende Frau öffnete. Sofort drängte sich der draußen stehende Mann durch die Tür. geht geraden Weges in die Küche und stellt sich an das Fenster. Auf die Frage meiner Frau, was er denn eigentlich wolle, erklärt er, daß er ein Abgesandter Bodelschwinghs sei und für die Arbeits- losen sammele. Meine Frau wollte nun zehn Pfennige geben, um den Aufdringlichen los zu werden; damit war er aber nicht zu- frieden, 20 Pf. müsse er haben, und leider gab ihm meine Frau auch das Verlangte. Als er ein Sofakissen liegen sieht, gibt er meiner Frau eine Karte vom Brockenhaus in der Ackerstraße mit dem Bemerken, sich dahin zu wenden, wenn wir alte Sachen hätten. diese würden umsonst abgeholt. Dabei klopfte der Kerl meiner Frau auf die Arme und gab seiner Bewunderung über die schönen Arme Ausdruck. Meine Frau verbat sich die Bemerkungen, was aber den frechen Burschen nicht hinderte, noch unverschämter zu werden und meiner Frau unsittliche Zumutungen stellte. Die Antwort be- stand darin, daß der Bodelschwinghsche Sammelkandidat hinaus- geworfen wurde. Meine Frau hat sich geschworen, niemand mehr die Wohnung zu öffnen." Das ist ja ein recht netter Bursche, der da als Sammler für Bodelschwingh». Arbeiterkolonien sein Wesen treibt, solche Kerle bilden geradezu eine öffentliche Gefahr. Wenn Arbeiter für aus- gesperrte Kollegen unter Gesinnungsfreunden sammeln, macht man ihnen die größten Schwierigkeiten und wir wissen von Vornhein, daß die Polizei nie und nimmer eine Genehmigung zu einer Hauskollekte geben würde. Die Bodelschwinghsche Sammelei hat die Genehmigung der Polizei, damit entsteht aber unseres ErachtenS auch die Ber- pflichtung, Leute mit solchen Sammlungen zu betrauen, die au§ anderem Holze geschnitzt find, als dieser Schuft, der die Arbeiterftau attackierte. Sollte ein solcher Kerl etwa noch anderswo sein Heil versuchen wollen, so wird man gut tun. ihm einen recht fühl» baren Empfang zu bereiten. Zur Errichtung ber Musteranstalt zur Bekämpfung der Säuglingssterblichkeit werden auch im Reichsetat Mittel verlangt, und zwar will das Reich 40 000 M. zu den Unterhaltungskosten beitragen. Ueber die Anstalt wird in der Begründung der Forde- rung gesagt: Unter dem Protektorat der Kaiserin sei im Januar 1906 ein Komitee zusammengetreten, das sich das Ziel gesetzt habe. eine Anstalt ins Leben zu rufen, die den Umfang und die Ursachen der Säuglingssterblichkeit in Deutschland und in den anderen Kulturstaaten wissenschaftlich erforschen und die geeigneten Unter- lagen für die zu ergreifenden Abhülfemaßregeln beschaffen soll. Die Anstalt soll ferner die Ergebnisie ihrer Forschungen durch Veröffentlichung der allgemeinen Ausnutzung zugänglich machen. In ihr find vorgesehen eine Schule für Wochen- und Säuglings- Pflegerinnen, Unterkunftsräume für Schwangere, eine Wöchne- rinnenabteilung, ein Mütter-, ein Säuglingsheim, eine Abteilung für kranke Säuglinge, eine Fürsorgestelle zur Beratung von Müttern und Pflegemüttern, ferner chemische und bakteriologische Laboratorien, eine Stallung für Milchvieh sowie Räume und Vor- richtungen zur tadellosen Gewinnung, Keimfreimachung, Ab- kühlung und Aufbewahrung der Milch. Die Stadt Charlottenburg hat dem Unternehmen durch Schenkung des Baugrundes dankens- werte Beihülfe geleistet. Preußen gibt einen jährlichen Zuschuß von mindestens 20 000 M., und so dürfte es angezeigt sein, daß auch das Reich sein Jntereff« an dem Zustandekommen der Anstalt unter Sicherstellung des Betriebes durch finanzielle Zuwendungen betätigt. Der Bau des Anstaltsgebäudes soll in aller Kürze in Angriff genommen und möglichst im Laufe deS JahreS 1907 voll­endet werden." Verschwundene Mädchen. DaS rätselhafte Verschwinden eines jungen Mädchens beschäftigt die hiesige Kriminalpolizei. Seit dem 14. d. M. wird das 16jährige Lehrmädchen Martha Fölz aus der Prinzen-Allee 24 vermißt. Das junge Mädchen verließ an dem erwähnten Tage die elterliche Wohnung, um sich wie gewöhnlich nach ihrer Arbeitsstätte zu begeben. Bis zum heutigen Tage ist sie jedoch weder dort eingetroffen noch zu den Eltern zurückgekehrt. Die Polizei nimmt an, daß die Vermißte, ein hübsches junges Mädchen, verschleppt worden ist. Die F. war bei ihrem Weggange mit dunkelgrauem Jackett, dunklem Kleid und rotem weichen Hut bekleidet. Nach einem weiteren verschwundenen jungen Mädchen sucht gegenwärtig die Polizei. Am Dienstag entfernte sich die 18 Jahre alte Frida Buschmann aus der elterlichen Wohnung in der Herbert- straße 1 und ist seitdem verschwunden. In einem Briefe, den sie surückgelgssen, teilt die Vermißte ihren Eltern mit- daß sie die Abficht habe, sich in einem hiesigen Hotel U» Lebe» f» nehmen. Bisher hat das junge Mädchen ihr unseliges Vorhaben noch nicht zur Ausführung gebracht. Die Falschspieler-Geschichte. Die Ermittelungen der Kriminal- Polizei scheinen einen größeren Umfang anzunehmen, als man zu- erst erwartete. Wie dieB. Z. a. Mitt." erfährt, richtet die Be- Hörde ihr Augenmerk auch auf einige ständige Besucher der Spiel- klubs und untersucht, ob nicht wegen gewerbsmäßigen Glücksspiels gegen einzelne Personen vorgegangen werden soll. Die Arbeiten der Beamten sind erschwert durch den Umstand, daß gerade jetzt ein beträchtlicher Teil der fraglichen Herren an der Riviera weilt, und daß andere, die noch bis vor kurzem in Berlin ihrJeuchen" machten, es vorgezogen haben, einen schleunigen Klimawechsel vor- zunehmen. Auf furchtbare Weise hat gestern mittag der Hausdiener Ro- bert Bötzow, Jahnstr. 7, den Tod gefunden. B. war mit einem Freunde, einen Handwagen schiebend, die Brückenstratze entlang ge- gangen und überhörten dabei das Warnungssignal des vorüber- kommenden Straßenbahnwagens der Linie 35. B. wurde erfaßt und mit solcher Gewalt gegen einen Rollwagen gedrückt, daß ihm seine Taschenuhr in den Leib eindrang. Er wurde sofort nach der Unfallstation am Grünen Weg gebracht und, nachdem er dort d'ie erste ärztliche Hülfe erhalten, sollte er nach einem Krankenhause übergeführt werden. Aber bereits auf dem Transport starb der Un- glückliche an innerer Verblutung. Ein bedauerlicher Unglücksfall, wobei drei Personen zu Schaden kamen, ereignete sich an der Kreuzung der Berg- und Prinz Handjerystraße in Rixdorf. Die 60jährige Witwe Auguste Nowacki, Prinz Handjerystr. 68 wohnhaft, wollte mit ihren beiden 3 und 4 Jahre alten Enkelinnen an der Hand den Straßendamm über- schreiten, als plötzlich um die Ecke ein mit Holz beladener Wagen in schnellem Trabe herumgefahren kam. Die alte Frau versuchte zwar noch, sich mit den beiden Kindern in Sicherheit zu bringen, doch bevor sie den schützenden Bürgersteig erreichen konnte, wurde sie von dem Fuhrwerk erfaßt und mitsamt den Kleinen unter die Räder geschleudert. Frau N. zog sich einen komplizierten Bruch des rechten Armes zu, während die Enkelinnen am Kopf und im Gesicht schwere Hautabschürfungen davontrugen. Auf der Unfall- station in der Steinmetzstraße erhielten die drei Verunglückten die ersten Notverbände. Arbeiter-Bildungsschule Berlin . Heute abend 8 Uhr im großen Saale des Gewerkschaftshauses, Engelufer 15, Vortrag von Frau Henriette Roland-Holst aus Amsterdam :Die ökono- mischen und historischen EntwickclungSgesetze der Gesellschaft." Zahlreicher Besuch wird erwartet. Alois Prusch, der frühere Berliner Theaterdirektor, ist in einem Prager Sanatorium gestorben. Das Auf und Nieder eines mo- dernen Theaterdirektors hat der Verstorbene in reichem Maße aus- gekostet. Dem Sohne eines Staatsanwaltes(geb. 8. Oktober 1858 in Aussig in Böhmen ) war eine rasche Bühnenkarriere besckneden. Erfolg und Glück blühten. Er wurde Intendant des Mannheimer Hoftheaters. Aber es trieb ihn weiter nach Berlin , wo er seit 1895 das Berliner Theater und dann das Goethe-Theater(jetzige Theater des Westens ) dirigierte. Verschwendung, Schulden, eine unerhörte Pumpwirtschaft, die sich bis auf die Toilettefrauen seines Theaters ausdehnte, Zusammenbruch waren die Stationen. Ein in die Geld- geschäfte verwickelter Geheimrat beging Selbstmord. Prasch aber verließ im Herbst des vorigen Jahres zerrüttet und gebrochen Berlin , das ihm einst so viel versprochen zu haben schien und suchte vergebens Heilung. Im Folies-Caprice-Theater gelangt am Montag ein Einakter: 10000 Gulden Mitgift", sowie die Burleske:.Jnspek» tionszimmer" zum ersten Male zur Aufführung. Das königliche Institut für Meereskunde, Georgenstr. 34 36, veranstaltet in der kommenden Woche, abends 8 Uhr, folgende öffentliche, Herren und Damen zugängliche Vorträge: Montag, den 25 d. Mts., spricht Herr Geheimrat Flamm-Bcrlin über: Geschichtliche EntWickelung des Seeschiffes"; Freitag, den 1. März, Herr Dr. Zöpfl-Berlin über:Der Verkehr nach der südamerikani- schen Westküste und seine Wege". Einlaßkarten sind von 12 bis 2 Uhr mittags und an den Vortragsabenden selbst von 6 Uhr ab zum Preise von 25 Pf. in der Geschäftsstelle des Instituts er- hältlich. Im Zoologischen Garten ist dieser Tage ein junge» Renntier- Paar dirett aus Neufundland eingettoffen, womit zum ersten Male wilde Renntiere lebend gezeigt werden können. Während nämlich das gezähmte Renntier, von dem der Garten auch einen schönen Bock besitzt, kaum in einer Tiersammlung fehlt, hat die Er- langung von aus der Freiheit stammenden Stücken ihre großen Schwierigkeiten. Auch der Blick deS Ungeübten unterscheidet die wilde und zahme Form leicht, die erstere zeichnet sich durch schlankeren. eleganteren Körperbau und größere Lebhaftigkeit vor dem Haustier aus. Da« Neufundland -.Canbu' ist außerdem durch seine weißliche Farbe gekennzeichnet. Auf der Treptow -Sternwarte spricht Dir. Archenhold am Sonntag. den 24. Februar, nachm. 5 Uhr, über:Die Kant -Laplacesche Eni- stehungshypothese", um 7 Uhr über:Einführung in die Astronomie"; am Montag, abends 9 Uhr:Ueber die Jahreslänge auf dem Saturn". Alle drei Vorträge find mit zahlreichen Lichtbildern auS- gestattet. Mit dem großen Fernrohr wird während der ganzen Woche nachmittag« die Sonne, abends der Mond bezw. Jupiter oder der Orionnebel gezeigt. Berliner Aquarium. Der Eintritt bettägt heute am letzten Sonntag im Monat nur 26 Pf. pro Person. Der Berliner BolkS-Chor veranstaltet am Montag, den 11. März, sein letztes Chorkonzert in diesem Winter als Mendels- sohn-Abend unter Mitwirkung der hervorragendsten Solisten und des Mozartsaal-Orchesters. Da eine Wiederholung dieses Kon» zertes nicht stattfindet und die Einlaßkarten zu den Konzerten deS Volks-Chors stets rasch vergriffen sind, so wird darauf auf- merksam gemacht, daß schon von heute ab Einlaßkarten a 70 Pf. (einschließlich Garderobe und Programm) in den Verkaufsstellen (siehe Annonce der heutigen Nummer) zu haben sind. Arbeiter-Samariter-Kolonne. Montag abend 9 Uhr, 2. Abtei- lung, bei Dase, Brunnenstr. 154. Vortrag über gefahrdrohende Krankheitszustände. Vortragender: Herr Dr. Wunsch. Daran an- schließend praktische Uebungen. Neuaufnahmen in der Kolonne können in jeder Uebungsstunde bewirkt werden. Einschreibegeld 25 Pf. Monatsbeitrag 25 Pf. Gäste haben einmaligen freien Zutritt. Vorort- JVacfmcbtcn. Charlottendurg. Die städtischen Arbeiter waren am 20. d. M. zahlreich im großen Saal des Volkshauses versammelt. Stadtverordneter Dr. Borchardt referierte über die Arbeitsverhältnisse der städtischen Arbeiter CbarlottcnburgS. In treffender Weise zeigte derselbe, wie auf so vielen Gebieten die Stadtverwaltung ihren sozialen Pflichten den Arbeftern gegenüber nicht nachkomme. An den bestehenden Einrichtungen anderer Kommunen gemessen, bleibe der Charlottenburger Stadtverwaltung noch bedeutendes zu leisten. Diese zu verlangenden Mehrleistungen waren in einer vom Kollegen Schulz vorgelegten Allgemeinen Arbeitsordnung zum Ausdruck ge- bracht. Danach wäre anzustreben: Einführung des Achtstundcn- tage» für alle Schichtarbeit; neunstündige Arbeitszeit für alle übrigen Arbeiten; Minimaltagelohn von 4 M. Bessere Bezahlung der Sonntags- und Uebcrstundenarbeit, dazu Gewährung eines verbesserten Urlaubs. Fortbezahlung der Lohndifferenz in Krank- heitsfällen für alle städtischen Arbeiter. Einrichtung von Arbeiter- gusschüssen für alle Mtifches Betriebs die aber auf fre.'he'ilichArcr Bast», als der i, de» Gasanstalten schon bestehe»»«, beschaff« sein müßten. Die versammelten städtischen Arbeiter erklärten sich in einer einstimmig angenommenen Resolution mit den gemachten AuS- führungen einverstanden. Das Bureau wurde beauftragt, diese allgemeine Arbeitsordnung dem Magistrat und der Stadt- verordneten-Versammlung zu übermitteln. Des weiteren aber wissen die Versammelten, daß die aufgestellten allernotwendigsten Forderungen mit dem nötigen Nachdruck durch eine starke Organi- sation vertreten, schneller zum Durchbruch kommen. Demgemäß verpflichten sich alle tatkräftig für den Ausbau der zuständigep Organisation, dem Verband der Gemcindearbeiter, zu arbeiten. Rixdorf. Bei einem Unfall tödlich verletzt wurde am Freitag nachmittag der in einer Tempelhofer Fahrstuhlfabrik beschäftigte 18jährige Arbeiter August K o l l a tz, Kranoldplatz 5, bei seinen Eltern wohn- Haft. Derselbe hatte in Köpenick bei einer Fahrstuhlreparatur in einer Wäscherei zu tun und war gerade im Begriff, bei dem nicht funktionierenden Stuhl etwas zu untersuchen, als derselbe mit ihm in die Tiefe sauste. Schwer verletzt wurde der Verunglückte nach dem Britzer Kreiskrankenhaus gebracht, wo er gestern früh an den Folgen des Unfalles verstarb. Die Mutter des Verstorbenen liegt bereits seit Wochen in demselben Krankenhaus schwer krank danieder. Der Tod des gut geratenen Sohnes ist für sie, wie auch für den Vater ein schmerzlicher Verlust. Wilmersdorf . Ein Steckbrief gegen den flüchtigen Rechtsanwalt Ernst Schrryer auS Wilmersdorf , Berlinerstraße 131, ist von der Staatsanwaltschaft beim Landgericht Berlin III erlassen worden. Schreyer, der seit zwei Wochen aus Wilmersdorf verschwunden ist, hat sich des Be- truges und der Unterschlagung schuldig gemacht; seine Akten sind bereits durch die Kriminalpolizei mit Beschlag belegt worden. Treptow -Baumschulenweg. In der Generalversammlung des WahkvcreinS, die am Dienstag in Speers Festsälen stattfand, erstattete Genoffe König zunächst den Jahresbericht des Vorstandes. Redner betonte, daß es leider noch vereinzelte Mitglieder gibt, welche eine bürgerliche Zeitung oder gar keine Parteipresse lesen. Es fanden im Geschäftsjahre, bis nach den Wahlen, 16 öffentliche. 17 Vereinsversammlungen und 29 Vor- standssttzungen statt. Von der intensiven Agitation der Genoffen am Ort zeugt noch, daß 14 Flugblatt- resp. Druckschriftenverbreitungen in einer Gesamtzahl von 64 600 Exemplaren vorgenommen wurden. Außerdem wurden 3 ,Vorwärts"-Agitattonen und 4 Landagitattons- touren unternommen. Den Kassenbericht erstattete Genosse M i ck l e h. Danach betrug die Einnahme im letzten Quartal 820,94 M. und die Ausgabe 706,0« M.; an den Zentralvorstand wurden abgeführt 547,28 M., denmach bleibt ein Bestand von 114,80 M. Der Jahresbericht(1906) weist eine Einnahme von 3149,22 M. und eine Ausgabe von 949,12 M. auf. An den Zenttalvorstand wurden 2045,81 M. abgeliefert. Im Jahre 1905 betrug die Ein- nähme nur 1653.29 M. und die AuSgabe 1507,59 M. An den Zentralvorstand wurden nur 1102,18 M. abgeliefert. Die Mitgliederzahl des Wohlvereins beträgt 476. Davon ent- fallen auf den OrtSteil Baumschulenweg 303 und auf den Ortsteil Treptow 172 Mitglieder. Anschließend hieran gab Genosse Karow die Abrechnung vom letzten(10.) Stiftungsfest. Hiernach betrugen die Einnahmen 297 M., die Ausgaben 260,06 M., so daß ein lleberfchuß von 4S.9V M. ver» bleibt. Genosse Hering erstattete den Bericht der Lokalkommisfion und Genoffe Schüler den über die Benutzung der Bibliothek. Auf Antrag des Genossen L ü d k e soll in einer spateren Versammlung über die Lehren der Reichstagswahl diSkuttert werden. Zwecks Ausgestaltung der Bibliothek wurde folgender Anttag angenommen: Die Generalversammlung fordert vom Zentralvorstand des Kreisel zur Ausbauung der Bibliothek am Ort Mite! zu bewilligen, damit dem dringenden Bedürfnis nach Weiter- und Durchbildung der Ge- nossen mehr Rechnung getragen werden kann, besonders wird auf die Anschaffung der vom Berlage Dietz in Stuttgart empfohlene« Arbeiterbibliothek hingewiesen." Die Neuwahl des Vorstandes ergab folgendes Resultat: 1. Vorsitzender: Genoffe Posselt. 2. Genosse khm, 1. Schriftführer: Genoffe Lüdke, 2. Genoffe Strieder, 1. Kassierer: Genosse Miekley, 2. Genoffe Palm. Bei- sitzer die Genosien T h i e m i ck e und Weiß. Revisoren die Genoffen Assing, Schiefke und Winterfeld. Zu Mit- gliedern der Lokalkommisston wurden die Genossen L e h- mann und Wege gewählt. Die Genossen G r a m e n z und Stock wurden als Parteispediteure wiedergewählt. Mit dem Amt als Bibliothekare wurden die Genossen K o b b e r t und Zimmer betraut. Als Bezirksführer fungieren die Genossen Wicht, M a- tusch. Hendrich, Datsch. Kutzner, Neundorf und M a y r. Neu aufgenommen wurden S6Mitglieder. Genosse H e n f e k (Vorsitzender des Verbandes der Fleischergesellen) machte darauf auf- merksam, daß die Fleischergesellen in Eisenberg inThürtngen sich im Kampfe mit den Wurstfabrikanten befinden und forderte die Genossen auf, beim Einkauf von Wurstwaren darauf zu achten. Durch daS rücksichtslose Fahre» eine? Fuhrwerks der WirtschastS- genosienschast wurde dieser Tage an der Treptower Landstraße ei» nach Köpenick fahrender Wäschewagen schwer beschädigt und daS Pferd vor demselben an der Brust gefährlich verletzt. Das Gefährt der WirtschastSgenossenschast soll, wie uns mitgeteilt wird, ohne Licht in entgegengesetzter Richtung gekommen sein und, um einen Zu- sammenstoß mit dem Dreigespann auf der schmalen Straße zu ver« meiden, hielt der Wäschewagen und der Kutscher rief den auf dem herankommenden Wagen befindlichen Personen zu, mehr nach rechts zu fahren. Dessen ungeachtet fuhren die Kutscher darauf los. was zur Folge hatte, daß durch den Anprall das Pferd des WäschewagenS förmlich hochgehoben wurde. Empört über diese Rücksichtslosigkeit suchten nun die auf dem Wäschewagen befindlichen Personen daS Dreigespann zum Halten zu bringen, worauf die Führer desselben mit der Peitsche schlugen. Dem Geschädigten gelang eS unter der Treptower Bahnüberführung, das Gefährt feststellen zu lassen; und hier wurde dem Beamten der Bescheid, daß sie bis 8 Uhr auf dem Hofe sein müßten. Träfe dies zu, so wäre eS allerdings an der Zeit, daß eine Aenderung der Vorschrift vorgenommen würde. Denn dadurch werden geradezu Menschenleben in Gefahr gebracht. Lichtenberg . Am Dienstag, dm 19. Februar, hielt der sozialdemokratische Wahlverein in H. GürschsKronprinzen-Garten" seine General- Versammlung ab. Aus den, Geschäftsbericht deS Vorstandes ist zu entnehmen, daß im abgelaufenen Jahre 31 engere und 19 erweiterte Bezirksvorstandssitzungen stattfanden; an Versammlungen wurden 4 General-, 8 Mitglieder und 16 öffentliche Versammlungen ab­gehalten. An Flugblättern wurden bei 13maliger Verteilung 265 000 verbraucht. Zur Agitation für denVorwärts" und den Wahlverein wurde eine Flugblattverbreitung vorgenommen, ebenso je eine für die Gewerkschaften und für die Koniumbewegung. Der Vorstand hatte auch einen Vortragszyklus über:Die Geschichte der Sozialdemokratie" ein- gerichtet, doch war die Teilnahme der Mitglieder nicht befriedigend. An Einnahmen verzeichnete der Vorsitzende vom Juni 1906 bis Fe- bruar 1907 3002,77 M. inkl. eines Bestandes im Juni 1906 von 327,80 M. Dem steht eine Ausgabe gegenüber von 2419,74 M., so daß ein Bestand verbleibt von 583,03 M. Die ReichstagSwahl- bcwegung brachte eine Einnahme von 661,42 M. und verursachte eine Ausgabe von 899,84 M. Das Resultat ist nicht endgülttg, da einiges Material noch aussteht. Der Kassierer hatte vom 17. Juni 1906 bis 17. Februar 1907 eine Einnahme von 2649,39 M., eine Ausgabe von 2639,91 M., das ergibt einen Bestand von 9,48 M. Die Milgliederzahl ist im dauernden Aufstieg begriffen. Im De- zember 1906 hatte die Organisation deS Ortes 856 Mitglieder, im Januar 1907 waren es 17a0 Genossen. Die Neuwahlen erledigten stch wie folgt: Paul Brühl, 1. Lorsitzender; Alfred Linke