moralisch jjana richtig, wird noch zu untersuchen sew— möge erdiese erst einmal ausnutzen. Ich hoffe, dah wir dazu kommen, dieBergbaufreiheit hier aufrecht zu erhalten. �Beifall.)Oberberghauptmann v. Velsen: Der Abg. Hilbck hat«nS vor«geworfen, daß wir gegen die Bohrgesellschaften nicht loyal gehandelthätten. Daß wir anders gehandelt hätten als die Privatgesell«schaften, bestreite ich. Daß wir mitgemacht haben, habe ich niegeleugnet, ivtit den Wölfen muß man heulen. sHeiterkett.)Was der Abg. Hilbck in dieser Beziehung vorbrachte, waren olleKamellen. Wer hat denn mit der Erschließung der Felderbegonnen? Doch der BergfiskuS! Der hat im Osten mit derErschließung begonnen. Wenn der Abgeordnete Hilbck sagt, derStaat habe stets die höchsten Preise gehabt, so denkt er wohl andie Grube Ibbenbüren. Diese Kohle tft aber besonders wertvoll.Man kann doch nicht verlangen, daß der Staat fie besonders billigverkauft, zumal die meisten Abnehmer in Holland wohnen. DieBergbaufreiheit ist in Kohle und Kali längst unwiederbringlich dahin»die kann man nicht tdiederbrinaen. sBeifall.)Abg. Krause-Waldrnbbrg sfk.): Ein Teil meiner Freunde würdeerfreut gewesen sein, wenn die Bergbaufreiheit aufrecht erhaltenwäre. Wir stehen aber den Bestimmungen der Borlage nichtprinzipiell ablehnend gegenüber. Wir machen unsere endgültigeHaltung zu der Borlage davon abhängig, daß dafür gesorgt wird,daß das diskretionäre Ermessen der Regierung nicht zu sehr erweitertwird.Abg. Dr. Crüger-Hagen(frs. Vp.): Der Gesetzentwurf hat einegroße prinzipielle Bedeutung, und man kann seine Tragweite kaumübersehen; er kann zur Schädigung großer Produmonsgebieteführen. Wenn der Rcgierungskommisjar erklärte: was dem Privat-betriebe recht sei, müsse dem Fiskus erlaubt sein, mit den Wölfenmüsse man heulen, so muß ich gegen diesen Grundsatz ent-schieden Verwahrung einlegen.(Sehr richtig I links.) Es istdringend notwendig, in der Vorlage Garantien gegen einezu groß« Macht des Fiökus zu schaffen. Die Vorlage stelltauf der einen Seite eine Art Politik dar, wie fie von den so-genannten Mittelstandsleuten stets empfohlen wird, auf der anderenSeite ist der Grundgedanke der Vorlage ein entschieden sozialistisch«kommunistischer. Meine politischen Freunde bekämpfen den erstenTeil der Vorlage, der die Bergbaufreiheit beseitigen will, auf dasallerentschiedenst«. Wir wollen hinsichtlich deS Kali in der Kom«misfion nur noch einmal in eine Prüfung eintreten. Daß die Vor«läge, soweit fie sich auf die Kohle bezieht, verfehlt ist, scheint unsdagegen schon jetzt ganz unzweifelhaft. Dagegen werden wir den«jeinaen Teil der Vorlage, der das Mutungsrecht bessern will, vor-aussichtlich annehmen.Minister Dr. Delbrück: Der Vorredner behauptete, daß die Vor-lagt einen sozialisttsch-kommuniftischen Zug habe. Ich glaube, darinhat er nicht ganz unrecht. Ich meine, die Entwickelung hat dochgezeigt, daß wir tu der Veräußerung im vorigen Jahrhundertviel zu weit gegangen sind l Ich denke deshalb, wir sollen jetztvorsichtig sein, damit wir nicht später mit teurem Gelde wiederkaufen müssen, was wir jetzt für ein Butterbrot fortgeben.Wenn jetzt nur noch wenig da ist, was für den Staat reserviertwerden kann, so lann ich dafür nichts. Ich halte eS für richtig,wenigstens das zu nehmen, was noch zu haben ist. Den Aus-wüchsen, die sich bei der gewaltigen Konzentration von Geld undProduktion zeigen, werden wir an, besten die Spitze bieten, wennwir uns an der Produktion beteiligen. UebergangSerleichterungenim Interesse der Privatindustrie werden wir in dieiem Gesetze nichtgewähren können, da diese durch die Lex Gamp bereits auf da»Besetz vorbereitet war.Abg. Wolff-üijsa(frs. Vg.): Im Osten hat die Regierung diefionierarbeit der Privatindustrie überlassen. Ich bestreite, daß dieätigkeit der Bohrgesellschaften zu derartigen Mißständen geführthat, daß man zu deren Beseitigung ine Bergbaufreiheit auf-heben muß. Unsere endgültige Stellungnahme zu der Vorlagewerden wir von der Fassung abhängig machen, die fie in der Kom-misfion erhält. sBeifall links.)Ein Schlußantrag wird angenommen.Die Vorlage geht an eine Kommission von 21 Mitgliedern.Hierauf vertagt fich das Haus auf Dienstag 1t Uhr sBergetat).Schluß»'/« Uhr.parlamentarisches.Die sozialdemokratische ReichstagSfraktio» beschloß in ihrerheutigen Fraktionssttzimg die Einbringung einer Interpellationüber die Wahlbeetnflussung derRegierung durchd e n F l o t t e n v e r e t n u. d e r g l. Zu den von der Fraktioneingebrachten Initiativanträgen kommen noch die über denHeimardetterfchutz und Bauarbeiterschutz.Wetter beschloß die Fraktion, Anträge einzubringen auf Ab-schaffung der Konkurrenzklausel für die Angestellten imHandelsgewerbe, Industrie und Gewerbe, auf Erweiterungdes Wahlrechtes unter Berücksichtigung des Frauenstimmrechts,der Proportionalwahl und dreijähriger Legislaturperioden sowie aufRegelung der Verhältnisse der Privatbeamten.Die Interpellation hat folgenden Wortlaut:»Ist dem Herrn Reichskanzler bekannt, daß daS Reichskanzler-amt, das Reichsmarineamt. das Reichspostamt und das Ober-konmmndo der Schutztruppen in die Agitation für die Wahlen zumReichstag eingegriffen haben, und zwar sowohl durch Erteilungvon Winken und Ratschlägen, als auch durch Herstellung und Ver«breitung von Lgitationsmaterial und Zusendung von Agitatorenfür die Wahl von Kandidaten der sogenannten nationalenParteien.Ist weiter dem Herrn Reichskanzler bekannt, daß der DeutscheFlottenveretn, der von den Polizeibehörden al» unpolitischer Vereinangesehen und behandelt wird, die Wahlagitation durch Wort undSchrift beeinflußte und dabei im Einverständnis mit dem Reichs-kanzleramt handelte?Und was gedenkt der Herr Reichskanzler gegen diese ungesetz-lichen Handlungen zu tun."Hus der Partei.Parteiliteratur.Di« ersten deutschen Sozialistentongresse. Urkunden aus derJugendzeit der deutschen Sozialdemokratie jlgSli— 1875). Herausgegeben von der»Frankfurter Volksstimme". Verlag: BuchhandlungVolksstimme, Frankfurt a. M. Preis SO Pf.Der Verlag schreibt zu den Publikationen:Von den älteren wichtigeren Protokollen der deutschen Sozialisten-kongreffe sind sehr wenig Exemplare in Händen der Genossen. Siefind allmählich teure Seltenheiten geworden. Deshalb ist es be-greiflich, daß der Wunsch rege wurde, sie in Neudruck erscheinen zulassen.Die»Frankfurter Volksstimme' hat in ihrer Beilage»Aus derWaffenkanimer des Sozialismus' drei ältere Protokolle zum Abdruckgebracht. Diese werden nunmehr durch einen Sonderabdruck auchweiteren Kreisen von Genoffcn zugänglich gemacht. Die Sammlung(160 Seiten Großoktav, 60 Pf.) unifaßt folgende drei Protokolle:1. Dasjenige der Braunschweiger Tagung der Lassalleanischenrganisation von ISSo, also all? oer Zeit, wo der organisatorischeiktator Laffälle schon fehlte, wo seine Ueberlieferungen aber noch«achwirkten..2. DaS der Nürnberger Tagung der zum Sozialismus über-Sehenden demokratischen Arbeitervereine von 1868, das den Ab-hluß einer Entwickelung von der bürgerlichen Demokratie zumSozialismus auf der anderen Seite der deutschen Arbeiterbewegungbezeichnet: sowie8. Das Einigungsprotokoll von Gotha(1875) über die Ver«schmelzung der Lassalleaner und„Ehrlichen"(internationalenSozialisten) zur heutigen sozialdemokratischen Partei Deutschlands.Hoffentlich hat die Neuherausgabe der selten gewordenen ge«schichtlichen Urkunden die gute Folge, daß das Jnterefle für dasVorhergegangene und Rachfolgende in der Geschichte der deutschenArbeiterbewegung doppelt geweckt und seine prächtige Schilderungin Mehrings Geschichte der deutschen Sozialdemokratie(Stuttgart.Dietz) desto fleißiger von unseren Genossen nachgelesen wird.Die Verlegung des preußische» Parteitages.Uns wird geschrieben:Die Magdeburger»Bolksstimme' kann fich auchheute noch nicht zufrieden geben, daß der preußische Parteitag aufWeihnachten diese? Jahres verschoben ist. Bekanntlich haben dieVertreter der Berliner Organisation übereinstimmend mit demParteivorstande diesen Beschlutz gefaßt. Folgende Gründe warendafür maßgebend: Die erste Zeit nach der Reichstagswahl werdendie örtlichen Organisationen benutzen wollen, um Mitglieder undAbonnenten zu werben; dann finden zu Ostern und Pfingsten stetsviele gewerkschaftliche Kongreffe statt, Zusammenkünfte der Partei-redokteure und der Parteisekretäre werden viele Kräfte absorbieren;schließlich tagen in diesem Jahre der internationale Kongreß und derdeutsche Parteitag. Unsere Genoffen sind also nach unserer Meinungschon genügend in Anspruch genommen.Ob dieses Beschlusses erteilt nun die.Volksstimme' den be-treffenden Instanzen folgenden großväterlichen Verweis:Am Dienstag fanden in Berlin eine Anzahl Versammlungenstatt, die sich mit dem Ausfall der ReichStagSivahl beschäftigten.Die Referenten und Diskussionsredner waren sich alle darin einig.daß die Hauptaufgabe der Zukunft die Stärkung der Or-ganisation sei. Auch im Organ der Berliner Genossen wardaS schon dutzendemal zu lesen. Der Preußentag hat nun vorallem die Aufgabe zu erfüllen, die Organisation in Preußen zu'verbessern. Anstatt aber diese Aufgabe so schnell wie möglich zulösen und dem berühmten Grundsatz zu folgen, daß man dasEisen schmieden mutz, so lange es warm ist. verschieben die Ber-liner Genossen die Konferenz um, beinahe ein ganzes Jahr. Nurimmer langsam voran I Der Reichsverband zur Verleumdungder Sozialdemokratie betreibt die Orgauisationöarbeiten nicht sogemütlich.Bei der starken, leider einseitig entwickelten Fähigkeit der.Volksstimme', nachher das einzig richtige Rezept zu wissen,waren wir auf eine derartige Kritikastern von vornherein gefaßt;neu ist daran nur, daß der Ausfall der Reichstagswahl unfern obenerwähnten Beschlutz irgendwie beeinflußt hätte. Selbstverständlichist auch dieser Gedanke nicht etwa Originalprodukt der»Volks-stimme", denn schon vorher hat die»Post' denselben Gesang an-gestimmt.Was das»Eisen schmieden' anbelangt, so haben die BerlinerGenossen diese Einsicht glücklicherweise schon vor den Wahlengehabt und können deshalb mit dem Ausfall derselben einigermaßenzufrieden sein, liebe.Bolksstimme' I Und die so„langsamen"Berliner halten bereits in nächster Zeit mit den Vertretern derProvinz Brandenburg eine Besprechung ab. um die Organisationund Agitatton in Zukunft noch besser und erfolgreicher auszugestalten.Was den Hinweis auf den Reichsverband anbetrifft, so wissen wir,daß er die OrganisattonSarbeit der Berliner Genossen nicht fürlangsam und gemütlich hält. ES bedurfte der weisheitsvollen ÄuS<spräche der»Bolksstimme' also wirklich nicht.Der geschäftsführende Ausschuß.Totenlipe. In Dessau starb der Genosse Moritz Meißner,ein Zigarrenmacher, der seit Jahrzehnten für die Arbeiterbewegunggelebt und gestrebt, schon Mitglied des Allgemeinen deutschen Ar-beitervereins war und unter dem Sozialistengesetz aufs tapferstemttgelämpft hat, im Alter von 6t Jahren. Bis zum letzten Augen«blick hat er der Partei die Treue gehalten.Warnung! Die Genossen in Spremverg warnen voreinem angeblichen Genossen aus Lodz in Rußland, der sich RudolfHeinrich G u s e nennt, von Beruf Weber und im Besitze einesrussischen Passes und eines deutschen Konfirmationsscheines ist, ausletzterem geht sein Name hervor. Er versucht die leitenden Genossenzu brandschatzen, indem er angibt, an einem Attentats beteiligt g«-wcsen und verwundet worden zu sein. Zum Beweise zeigt er einelängst vernarbte Wunde am Oberarm. Er zeigt ferner eine ge-schriebene Adresse des Genossen Gchrmann, Berlin, vor. Die Genossenin Spremberg haben ihn unterstützt, sind aber zu der Ueberzeugunggekommen, daß sie es mit einem Schwindler zu tun hatten. DerMann trägt einen dunklen Sommerüberzisher, blauen Kragen undChemisett, Schlapphut. ein Komplice, den er bei sich hat, trägt eineweiße Mütze. Beide sprachen ein tadellose» Deutsch.Ein Bauuuglück am Bolkshause zu H a l l e a. S., bei dem derBauarbeiter Genosse Puppe sein Leben einbüßte und mehrere(St*Nossen, die dorr als Maurer tätig waren, schwer verletzt wurden,beschäftigt nächstens die Strafkammer zu Halle. Es ist wegen fahrlässigerTötung und Körperverletzung gegen den Maurermeister LingeSleben,den Techniker Mehnert. den Polier Häse und drei Maurer An«klage erhoben worden.Zum bevorstehenden Kongreß der russischen sozialdemokratischenArbeiterpartei. In der Frage, auf welche Weise die Dele«gierten zu dem bevorstehenden allgemeinen Kongreß derrussischen sozialdemokratischen Arbeiterpartei zu wählen seien,schlagt daS Zentralkomitee der Partei allen örtltchm Organisationenvor, sich an ote folgenden Normen zu halten!1. Die Wahlen der Delegierten müssen direkt seinund in allgemeinen Wählerversammlungenvorgenommen werden. Nur in dem Fall», wenn dt«polizeilichen Bedingungen oder die weite Entfernung der einzelnenBezirke von einander die Veranstaltung von gemeinsamen Ber-sammlungen oder eine anderweitige Art der direkten Wahle« nichtzulassen, ist ein zweistufiger Wahlmodu» statthast.(Die Zwang»«abstimmung nach bestimmten Plattformen ist unzulässig.) 2. Di«Parteiorganisationen find auf dem Kongroß in der Weise vertreten,daß auf je 500 organisierte Parteimitglieder, die an der Versamm«lung zur Wahl der Delegierten, bezw. der Wahlmänner teilgenommenhaben, je ein Delegierter kommt. Die Reste unter 600 könnennicht berücksichtigt»vcrdcn, und e» wird daher den weniger zahl-reichen Organisationen anhtimgestellt, sich den benachbarten an-zugliedern.Damit die verschiedenen Strömungen, die innerhalb der Partei-organisation herrschen, ihre Interessen wahrnehmen können, wird beidem Vorhandensein von Differenzen bezüglich der grundlegendentaktischen Fragen jeder Gruppe das Recht eingeräumt, sich zu einerbesonderen Wahlversammlung zwecks Entsendung eines seloständtgenDelegierten zusammenzutun._Soziales.i Aus dem Betrieb ber Ortskrankenkaffen-Berstcherung.Ein intevcssanicr Rechtsstreit wegen SchadenSersatzansptüchcninfolge widerrechtlicher Verweigerung von Versichernngsunter-stützungcn und den daraus gefolgerten Nachteilen kam kürzlich vordem Reichsgericht zur SntschcidMg. Aer ylcigsr diese» Rechtsstreites ivR biS ZMi 18. NobeMbök 1002 Mitglied ber All.gemeinen Ortskrankenkasse Köln-Bayenthal,Am 17. November 1902 trat er in einer Maschinenfabrik in Köln-Sülz als Dreher in Arbeit und wurde Mitglied der All-gemeinen O rtskranikenkass« Köln-Linden-thal. Anfang Dezember 1902 legte er die Arbeit nieder undbegab sich am 4. Dezember in die Behandlung des KassenarztesDr. H. in Köln-Sülz. Dieser teilte in der Anzeige an dieKrankenkasse der letzteren mit. daß ihm der Kranke erklärt habe,er sei bis zum 15. November 1902 an Gelenkrheumatismus er-krankt gewesen, habe aber trotzdem Arbeit genommen. Gleichzeitigfragte Dr. H. an, ob Kläger unter diesen Umständen Ansprüchean die Kasse habe. Daraufhin wurden dem Kläger die Unter-stützungsgelder, die er am IS. Dezember bei der Krankenkasse Köln-Lindenthal abheben wollte, versagt, da nicht sie. sondern die KasseKöln-Bahenthal unterstützungSpflichtig sei. Auf Antrag desKlägers befaßte fich nunmehr die Aufsichtsbehörde mitder Sache. Sie stellte unter vielem Hin und Her fest, daß Klägervon dem Arzt in Köln-Bayenthal gesund und arbeitsfähig ge-schrieben worden sei und deshalb berechtigt war, die Arbeit wiederauszunehmen; infolgedessen wie? sie die Kasse Köln»Lindenthal zur Zahlung der Unterstützung an.Am 25. Februar 1903 erklärte sich die Kasse Köln-Lindenihal zurZahlung der Unterstützung bereit. Am 3. März 1903— alsonach zirka Monaten— wurde dies dem Kläger durchdie Aufsichtsbehörde bekanntgegeben und dann die Unterstützunggezahlt. Während der Zeit dieser Verhandlungen erlitt derKläger einen Herz schlag anfall, der ihn völlig erwerbs-unfähig machte. Er erhob nun gegen die Ortskrankenkasse Köln-Lindenthal Ansprüche auf Schadloshaltung, be-stehend in einer jährlichen Rente von 1200 Mark.Zur Begründung dieses Anspruches behauptete er, infolge derWeigerung der Beklagten, ihm Krankenunterstützung zu gewähren,habe sich sein leidender Zustand mangels jeglicher Mittel.sich in die Behandlung eines Arztes zu begeben und sich dienötigen Nahrung»« und Stärkungsmittel zu verschaffen, derartverschlimmert, daß er den ihn erwerbsunfähig machenden Herz-schlaganfall erlitten habe. Die Beklagte bestreitet, daß sie einVerschulden an der Verzögerung der Zahlung treffe, da sie sichnach dem Schreiben des Kassenarztes richten mutzte, den Klägertreffe aber deshalb ein eigenes Verschulden, da er sich in der Not-läge nicht an die Armenverwaltung um Armenunterstützunggewandt habe.Durch Urteil de» Landgerichts Köln wurde Klägermit seiner Klage abgewiesen. Auch die Berufung gegen daserstinstanzliche Urteil hatte keinen Erfolg und wurde vom Ober-landesgerichtKölnzurückaewtesen. Das Oberlandes-gericht führte zur Begründung folgendes aus:»Soweit mit derKlage aus seiner gesetzlichen Verpflichtung der Beklagten zurLeistung von Krankengeld der Schaden als Verzugsschadengefordert wird, ist sie unbegründet, da dem zwischen den Parteienbestehenden Rechtsverhältnis die wesentliche Erfordernis einesprivatrechtlichen Schuldverhältnisses, insbesondere eines vertrag-lichen, nämlich die WillenSeinigung und die wechselseitige Ab-hängigkeit von Leistung und Gegenleistung— Fürsorgeanspruchund Beitragöpflicht— fehlen. Der Kläger ist durch die Tatsachedes Eintrittes in die Maschinenfabrik von R. als Dreher Mitgliedder beklagten Ortskrankenkasse geworden(A 19 II des Kranken«versichcrungögesetze» vom IB. Juni 1888/10. April 1892); et istalso, unabhängig von seinem Willen, zu ber Be-klagten in ein Rechtsverhältnis getreten, aus welchem für ihn derAnspruch auf Fürsorge gegen die Beklagte entsprang(§ 26 desKrankenversicherungsgesetzes). Dieser dem Kläger a u s s ch l i e ß-l t ch durch den Arbeitsantritt erwachsen« Anspruch ist nicht bedingtdurch die Erfüllung der ihm nach§ 51 des Rrankenversicherungs-gesetzes abliegenden AuftragSpfltcht;«s handelt sich vielmehr um einauf Gesetz beruhendes, dem Kläger einseitig verliehenes Recht aufUnterstützung und Fürsorge... Liegt sonach kein privat«rechtliches Schuldverhältnt« im Sinne des Bürgerlichen Gesetz.buches zwischen den Parteien bor, so erscheint der Schadensersatz«anspruch des Klägers, soweit er als Vrrzugsschaden im Sinne des�288 des Bürgerlichen Gesetzbuches verlangt wird, unbegründet."as den Klagegrund aus unerlaubter Handlung(ß 823 oeS Bük«gerlichen Gesetzbuches) betrifft, indem sich die Beklagte ohne Grundgeweigert habe, die dem Kläger gebührende Unterstützung auSzu-zahlen, so kann datz Oberlandesgertcht in den Aus»führungen des Kläger» ein Verschulden der Be«klagten nicht finden. Ts legt dar, daß ihr auf dasSchreiben des Dr. H. ernstliche Bedenken aussteigen mutzten unddaß sie nach§§ 42 und 58 des Krankende vsichcrungKgesetzeS gezwungen war, die wettere Unterstützung und Behandlung zu ver-weigern. Ein« Verzögerung der Untersuchung sei nach den Ver-waltmigSakten nicht anzunehmen. Infolgedessen müsse auch dieKlage aus diesem Gesichtspuickte heraus abgewiesen werden undliege gar kein Anlaß vor, die Weitere Bedingung zu untersuchen,nämlich, ob Verweigerung der Unterstützung mit dem Herzschlag-anfall des Klägers überhaupt kausal geworden ist.Gegen'dieses Urteil suchte der Kläger vergeblich in der Re«Visionsinstanz anzukämpfen. Der Vll. Zivilsenat de»Reichsgerichts erkannte auf Zurückverweisungder Revision.<1. Februar 1907. Akt. VII. 1/06.)Der Rechtsstreit zeigt von neuem, wir notwendig es ist, daßbeim Streit zweier Krankenkassen darüber, welche unterstützungSpflichtig ist, vorab ein« unter Vorbehalt des Rückgriffes gegen dieandere zu zahlen hat. Sine ähnliche Vorschrift hat in dem Unfall-versicherungsgesetz bekanntlich auf Anregung der sozialdemokratischenFraktion Aufnahme gefunden.Eine vernttnftige Ansicht über die Untersuchung in Anklagengegen Eisenbahnbeamte äußerte der Geheime Baurat S u ck, königl.Eisenbahndirektor a. D. von Görlitz in der Strafkammer Halle, alsgegen den Lokomotivführer O st«»mann von Sangerhausen ver-handelt wurde. Der Lokomotivführer sollte verschuldet haben, daßdurch einen Ausstoß eines Zuges auf einen Pcellbock ein Zugführerund ein Schaffner da» Leben einbüßten. Er erklärte sich für nicht-schuldig und sagte, daß nach dem Unglück Vorkehrungen getroffenwären, wonach ein solcher Anfstosi nicht wieder passieren könne. HerrSuck erklärte mit dankenswerte«-Offenheit als Sachverständiger,daß c» ein Mangel sei, wenn dt« Untersuchungen in solchen Fällenvon den höheren BetriebSliramtc» geführt würden. Sei eS dochin diesem Monat vorgekommen, baß sich ein höherer Betrieb».!beamtcr in der Untersuchung einer solchen Angelegenheit für be-fangen erklärt habe. Der Staatsanwalt hatte gegen den Lokomotiv-führev wegen fahrlässiger Tötung und Verletzung seiner Berufs-Pflicht 6 Monate Gefängnis beantragt. Das Gericht sprachden Angeklagten aber frei.Versammlungen.Die Arbeit«» ber Gip»« und Zementbranch»(Sektion desMaurerverbandes) hielten am Freitag im Gewerkschaftshause ihrezut besuchte Generalversammlung ab. Den Vorstands, und Ge-■chäftsbeticht für das verflossene Jahr gab der Vorsitzende Haese,Was die Einzelheiten anbetrifft, so verwieg der Redner auf dendemnächst im Druck erscheinenden Jahresbericht. Gegenwärtig ge-hören der Sektion rund 2700 Mitglieder an. Durch den Arbeits-Nachweis sind 2794 Stellen vermittelt worden. Dörfel verlasund erläuterte sodann den Kassenbericht. Demnach belief sich dieJahreseinnahme auf 79 466.95 M. und die Ausgabe auf 62 743,49Mark, so daß in der Lokalkasse ein Bestand von 16 723,46 M. ver-blieb. Mit der Tätigkeit des Vorstandes erklärte sich die Versamm-lung einverstanden. Beschlossen wurde, dem Kassierer 45 M. undden Hülfskassierern'/» Proz. Mankogeld zu bewilligen. In ge-heimer Wahl wurden Haese als erster Vorsitzender und Dorselals Kassierer mit großer Mehrheit wiedergewählt. Der Tarif-Schlichtungskommisston geHöpen an Haese, F r itz s ch undGrundmann.