Bin Einbruch wurde am Sonnkag, den 24. Februar im HauseKönigstrahe 43/44, in dem Goldwarengeschäft von D. Lewin der-übt. Die Diebe drangen durch den Keller in den Laden und nahmenin aller Ruhe eine sorgfältige Auswahl vor. Der Schaden beträgtngch vorläufiger Schätzung zirka 80 000 bis 100 000 Mark.Einbrecher statteten am Sonntag in den Nachmittagstunden derWohnung der Bureauvorsteherin Frau G., Neuenburgerstr. 23, einenBesuch ab und erbeuteten Schmuckgegenstände, Löffel usw. im Wertevon zirka 1S0 M. Bon da aus gingen die Diebe weiter nach derSlexandrinenstrahe, wo sie bei einer Witwe gleichfalls einbrachen,aber nur ö M. erbeuteten. Die Kästen der gestohlenen Löffel hattendie Diebe in der Alexandrinenstraße auf dem Hofe weggeworfenund sind dieselben leer gestern der Frau G. durch die Polizei wiederzugestellt worden.Durch Leuchtgas zu töten versuchte sich am Sonnabendnachmittagdie Heilbronnerstr. 30 wohnhafte Witwe Blumenthal. Einem schnellherbeigerufenen Arzte sowie den Samaritern der Feuerwehr gelangeS nicht mehr, die Lebensmüde am Leben zu erhalten. In der Nachtvom Sonntag zum Montag ist sie den Wirkungen des Giftes er-legen.Ein folgenschwerer Zufammeustoh im Straßeubahuvetriebe,wobei drei Personen verletzt wurden, hat sich am Sonnabendabendan der Ecke der Kaiser Wilhelm- und Nosenstrahe zugetragen. EinRollwagen �uhr an der erwähnten Stelle mit solcher Gewalt gegeneinen Anhänger der Strahenbahnlinie Nr. 47, dah der Hinterperron vollständig fortgerissen wurde. Die Fahrgäste, die auf derPlattform standen, wurden sämtlich auf den Fahrdamm geschleudert.Drei derselben zogen sich bei dem Sturz Verletzungen zu. DerHülfSarbeiter Emil Büro. Kopenhagenerstr. 42 wohnhaft, erlittschwere Quetschwunden, der Kaufmann Sorgenfrei, ebenfalls ausder Kopenhagenerstrahe, klagte über starke Schmerzen im Rücken,und der Händler Leitreiter trug gleichfalls erhebliche Quetsch-wunden davon.Die Leichen zweier Selbstmörder sind gestern aus dem Land-Wehrkanal gelandet worden. An der Kleinen Stralauerstrahe wurdeein toter Mann aus dem Wasser gezogen, der bereits lange dortgelegen. Der linke Fuh war von der Leiche abgetrennt. Vermut-lich ist er durch eine Schiffsschraube vom Körper getrennt worden.Der Selbstmörder hetht jedenfalls Arend, denn dieser Name war inder Wäsche eingezeichnet. Das Taschentuch enthielt das Monogrammv. A.— Eine zweite männliche Leiche wurde an der Waisenbrückegeborgen. Sie war nur mit Hose und Stiefeln bekleidet. Papiere,die zur Rekognoszierung führen könnten, wurden bei dem Totennicht vorgefunden.Rache und Eifersucht waren die Triebfedern zu einem blutigenDrama, das sich in der Wiesenstr. 30 abgesvjelt hat. Dort versuchteder 25 jährige Arbeiter Mattheö den 28 jährigen BrauereiarbeiterRichard Kasper aus der Grünthalerstr. 6 zu töten. In fast hoff-nungslofem Zustande wurde K. in die Charitä eingeliefert. DerTäter wurde noch am selben Abend verhaftet.Doppelselbstmord im Walde. In der Forst bei Buch wurdenam Sonnabendabend zwei Personen, ein junge? Mädchen und einMann, leblos aufgefunden. Es handelt sich um das 17 jährige Ge-fchäftSfräulein Elise Wicht und den 40 jährigen KaufmannTamaschke, die in Berlin wohnten und in einem FabcikationSgeschäftseit Jahren angestellt waren. Sie hatten Lysol getrunken. Die so-fort angestellten Wiederbelebungsversuche waren bei dem Mannohne Erfolg. Das Mädchen erlangte jedoch nach längeren Be-mühungen das Bcwuhtfein wieder und wurde in bedenklichem Zu-stände nach der Irrenanstalt in Buch geschafft. Welche Umständebeide zu der Tat veranlasst haben, ist noch nicht ermittelt.Ein dreister Straßenraub ist Sonntag nachmittag in der neuenSchönhauserstrahe verübt worden. Ein 10 jähriger Bursche tratan einen Herrn heran und bat diesen um Auskunft, wie spät essei. Als der Herr seine Uhr hervorzog, um die Frage zu beant-Worten, erfahte der Räuber das Wertstück, rih es von der Kette losund ergriff die Flucht. Er kam jedoch mit seiner Beute nicht weit.An der Ecke der Alten Schönhauserstrahe gelang es dem dort Postenstehenden Schutzmann, den Flüchtigen festzuhalten, der nach derPolizeiwache in der Grohen Hamburgcrstrahe gebracht wurde. Derjugendliche Räuber, der obdachlose Arbeitsbursche B., ist schon mehr-fach, darunter auch wegen Leichenfledderei, vorbestraft.Eine allgemeine Ausstellung in Werder a. H.(Berliner Vorortverkehr) wird zurzeit der Baumblüte 1907(vom 20. April bis 21. Mai)veranstaltet. Dieselbe wird umfassen: Obstbau und Obstverwertungmit ihren Hülfsmitteln, Garten- und Ackerbau, NahrungS- und Genuh-mittel, Gewerbe, Handwerk, Volkswohlfahrt und Volksbelustigung.„Menschenleben in Gefahr!" Dieser Ruf alarmierte Sonntagnachmittag um Uhr die Feuerwehr. In der Spreestrahe, eineder ältesten Gassen von Kölln, war in dem uralten zweistöckigenHause 14 und 15, das von zahlreichen Parteien bewohnt wird undim Laufe der Jahre so verbaut ist, dah ein Fremder sich am hellenTage kaum darin zurechtfindet, aus noch nicht ermittelter Ursacheim 1. Stock Feuer ausgekommen. Es brannte das Stübchen einerFrau Schmidt, die beim Ausbruch des Brandes ausgegangen war.Statt sofort die Feuerwehr zu benachrichtigen, ging ein HauS-bewohner erst nach einem Polizeirevier, das vermutlich die Feuer.Meldung nicht sofort weitergegeben hat. Als die Wehr an derBrandstelle erschien, hatte man bereits die Tür zu der brennendenWohnung eingeschlagen, wodurch dem Qualm ungehinderter Abzugin das Haus gewährt wurde. Die Situation war daher für sämt-liche Hausbewohner eine sehr kritische. Der Rauch füllte die sehrniedrigen Räume und Treppen vollständig. Ein Teil der Mieterflüchtete über die Dächer der Hinterhäuser. Andere, besonders alteFrauen, blieben in ihren Stübchen. Brandinspektor Rohnstock liehsofort Mannschaften über die verqualmten Treppen, über einenHakenleitergang und über eine große mechanische Leiter vorgehen.Aus dem 2. Stock wurde aus der Wohnung des Musikers Schlegeldessen Frau und beide Kinder, die vierjährige Ekse und der drei-jährige Alfred Schlegel, gerettet. Das Befinden dieser 3 Personenwar gestern abend, den Umständen angemessen, befriedigend. Dieübrigen Hausbewohner wurden von der Feuerwehr in ihrenWohnungen belassen, nachdem man die Türen geschlossen und fürfrische Luft gesorgt hatte. Der Wohnungsbrand konnte durchkräftiges Wassergeoen mit 2 Schlauchleitungen auf das 1. Stockwerk beschränkt werden. Während die Wehr schon die Personengerettet hatte, wurde überflüssigerweise noch„Mittelfeuer" ge-meldet, worauf Branddirektor Reichel mit einem halben DutzendLpsckjzügen ausrückte, die dann aber sofort wieder abrücken konnten.Der entstandene Schaden ist nicht erheblich. Bei der Feststellungdesselben wurde der Wunsch geäussert, dah nunmehr diese altelebensgefährliche„Bude" verschwinden mächte.Am Sonntag mittag wurde der 12. Zug nach der AuSstellungS-hall« im Zoologischen Garten gerufen. Dort war durch Offen-stehenlassen eines Hahnes an einer Kochmaschine eine Erplostonentstanden. Am Planufer 30 hatte die Feuerwehr mit der Löschungeines Brande? zu tun, der in einem Automobilschuppen entstandenwar. Bei Ankunft der Wehr brannten Schaldecken, Bretterwändeund darüber im 1. Stock die Küche mit dem Zwischengebälk. Der11. Zug hatte längere Zeit zu tun, um die Gefahr zu beseitigen.Vor dem Hause griedrichstrahe 171 brannte eine Automobildroschkeund in der Gollnowstrahe 13 eine Tischlerei.Zeugen gesucht. Di« beiden Rohrleger, die am Sonnabend, dm1«. Februar, in der Yarbarossastr- 14 die Gosse aufgetaut habmund ein Dienstmädchen au» der Wohnung ihrer Herrschast besteiten,werden gebeten, ihre Adresse abzugeben Reu« Köntgstr. 90 beiR. Richter. Unkosten werden gem vergütet.Gesperrt. Die von den Grundstücken Amalienstr. 4 biS S und13 bis 16 sowie Füsilierstr. 5 bis 11 und 13 bis 16 liegenden Ströhen-teile werden wegen Häuserabbruchs vom 86. d. MtS. ab bis aufwettere« für Fußgänger. Fuhrwerl« und Reiter gesperrt. Gleich,Srttg wird, die bereits erfolgte Sperrung eineS TstlS dtk KoblgNtk«»he auf den Fuhgängerverkehr ausaedebnt.Orgelkonzert. Mittwoch, den 27. Februar, abends 7%' Uhrbis 8% Uhr, veranstaltet der königliche Musikdirektor Beruh. Irr-gang in der St. Marien-Kirche ein Passionskonzertunter Mitwirkung von Fräulein Lili Menar(Sopran), Herrn A.N. Harzen-Müller(Bah) und Herrn Heinz Beyer(Cello). Orgel.kompositionen von Bach, Wolfrum und P. Gerhardt. Der Eintrittist frei!Feuerwehrbericht. Am Montag wurde an der Ecke der Bülow-und Potsdamerstrahe ein Mann von einem elektrischen Straßenbahnwagen überfahren. Die deshalb alarmierte Feuerwehr konnte baldwieder abrücken. Fast gleichzeitig erfolgten zwei Alarme nach derNeuen Königstrahe 18 wegen der Explosion eines Bierfasses. Indem jetzt abgebrochenen Hause Füsilierstr. 10(Scheunenviertel)brannten Balken, Schaldecken, Futzböden und Betten. Der ersteZug muhte längere Zeit löschen, um die Gefahr einer weiteren Aus-dehnung des Brandes zu verhüten. Vor dem Hause Schillinastr. 28brannte Gas aus einer umgefahrenen Gaslaterne und in derOranienstr. 25 Kleider, Körbe tt. a. Ferner liefen noch Feuer-Meldungen aus der Manteuffelstr. 75, Vozhagenerstr. 25 und anderenStellen ein.Vorort- JSachncbtemCharlottenlmrg.Verkürzung der Ardeltszeit für städtische Arbeiter? Am1. Februar 1905 hatte die Stadtverordnetenversammlung nach lang-wlerigen Vorberatungett einen Antrag der sozialdemokratischenFraktion auf Einführung eines MaximalarbeitStageS von zehnStunden für die stadtischen Arbeiter in namentlicher Abstimniungmit allen Stimmen gegen die der Sozialdemokraten und des frei-sinnigen Stadlverordneten Dr. Penztg abgelehnt. Um aberivenigstenS den Anschein zu erwecken, als ob etwas geschieht, hattedie Versammlung gleichzeitig den Magistrat ersucht, Erhebungendarüber anzustellen, weichen Betrag die Löhne für täglich zehn-stündige Arbeitszeit im Tage- resp. Wochen- und MonatSlohn in denstädtischen Betrieben erreichen.In Erledigung diese» Beschlusses hat nun der Magistrat durchsämtliche BerwaltuugSdcputatlonen, die Arbeiter beschäftigen, Er-Hebungen anstellen lassen, welchen Betrag die Löhne für täglichdurchschnittlich zehnstündige Arbeitszeit in den gesamten städtische»Betrieben erreichen. Das Ergebnis ist folgende«. Es wurden gezahlt:im MonatSlohn..... 583 542 M.im Wochenlohn..... 8l 250.im Tagelohn...... 47 625,, im Stundenlohn.,._. 838 624„____Zusammen... 1 551 041 M. Löhne.Da nach Ansicht des Magistrats eine gleichmähig IvstündigeArbeitszeit bei der Verschiedenartigkeit der Betriebe nicht durchweginnegehalten werden kann, sind in der Zusammenstellung die Löhneder Arbeiter, die O1/� 10 Stunden und darüber bis 12 Stundenarbeiten, aufgenommen. Die Löhne der nur 9�/o Stunden Arbeitendeneinerseits unv der IG/z»nd 11 Stunden Arbeitenden andererseitsstehen sich annähernd gleich, so daß für diese Arbeiter bei der Be-rechüung der Mehrausgaben bei neunstündiger Arbeitszeit ebenfallseine durchschnittliche Arbeitszeit von.10 Stunden angenommen werdenkann. Dagegen sind abweichend zu behandeln die Arbeiter mit 11'/,und 12stündiger Arbeitszeit, an die 15 750 M. Löhne gezahlt werden.Diese Summe muh also besonder? zur Berechnung gezogen werden. Nichtmit aufgenommen sind in die Berechnung die Löhne der Feuerwehr,da hier eine völlig abweichende Arbeitseinteilimg besteht. EinigeArbeitergruppen, deren Arbeitszeit nur etwa g'/z Stunden beträgt,sind ebenfalls nicht mit berücksichtigt. Es sind die? die Außenarbeiterder Tiefbauverwaltung, die mit ihrer AlbeitSzeit von der Jahreszeitabhängig sind.Wird nun bei der Verkürzung der Arbeitszeit auf neun Stundenbei den Arbeitern mit durchschnittlich zehnstündiger Arbeitszeit eineMehrausgabe von bei denen mit 11'/,« bis 12standiger Arbeits-zeit eine Mehrausgabe von'/« der Löhne angenommen, so ergibt sichfolgende Berechnung:1 551 041 M.— 15 750 M.-=- 1 535 291 M.: 10--- 153 529,10 M.15 750,: 4-- 3 937,50.zusammen 157 466,60 M.Hiervon gehen ab Vio von 82 400 M.Löhnen für die Feuerleute und Ab-schlacker der Gasanstalten, bei denendurch Verkürzung der Schichten keineMehrkosten entstehen, mit..... 8 240,00„bleiben Mehrlosten 149 226,60 M.Die Mehrkosten bei einer allgemeinen Herabsetzung der Arbeits-zeit auf neun Stunden würden also nur etwa 150000 M. undunter Berücksichtigung der voraussichtlichen Vermehrung der Arbeiterhöchstens 160 000 M. betragen. Daß die Stadt Charlottenburg sichdiese im Verhältnis zu ihrem Etat geringe Mehrausgabe leistenkann, bedarf keines Beweises. In Wirklichkeit dürfte ja die Mehr-ausgäbe noch geringer sein, da der Magistrat bei seiner Berechnungden einen wichtigen Faktor ganz außer acht gelassen hat. daß inder zehnten beziehungsweise eisten oder zwölften Arbeitsstunde weitweniger Arbeit geleistet wird als in den ersten Stunden. Alleprivaten Unternehmer, die sich zn einer Verkürzung der Arbeitszeitentschlossen haben, haben damit gute Erfahrungen gemacht.Jedenfalls ist durch die Erhebungen des Magistrats der Beweisfür dte Durchführbarkeit des sozialdemokratischen Antrages erbracht.Von dem guten Willen der städtischen Körperschaften wird es abhängen. ob sie endlich einen Schritt vorwärts auf dem Wegepraktischer kommunaler Sozialpolitik tun wollen.Ein Pofijünger. Die sogenannte freisinnige Charlottenburger„Neue Zeit" tobt gegen die Sozialdemokratie aus Leibeskräften.Schon vor den Reichstagswahlen erblickte das Blatt eine Ehre darin,seine Leser mit Stoff aus der Kloake des LügenverbandeS zu füttern.Seit dieser Zeit dürfte fast kein Tag vergehen, an welchem nichtirgend ein Pamphlet gegen die Sozialdemokratie veröffentlicht wird.In seiner Sonnabendnummer Venützt es den Fall Bernhard.um die Redaktion des„Vorwärts" in echter„Post"manier an»zupöbeln. Auf eine sachliche Auseinandersetzung mit dem Blatt istnicht zu rechnen, da ihm das Lügen und Verleumden zur zweitenNatur geworden zu sein scheint. Es genügt, wenn wir unserenLesern hin und wieder einmal eine kleine Verleumdungs- undSchimpfnotiz mitteilen. Nachdem es inhaltlich von der Bernhard-scheu Erllämng In der.Volks-Zeitung" Mitteilung gemacht, fährtes fort:„Was hier über das Preßgesindel des sozialdemokratischen�Vorwärts" ausgeführt wird, ist nicht neu; die Sol�schrciber undSitzredakteure der Herren Singer und Genossen haben sich viel-mehr oft genug noch ganz andere Dinge sagen lassen müssen.Immerhin ist eS interessant, dah auch ein sozialdemokratischerFührer jetzt offen erklärt, das Recht der steten Meinungsäuherungwerde vom Organ des sozialdemokratischen Parteworstandes nichtanerkannt."Das ist eines der Blätter, die sich oft nicht genug über den Tonin der sozialdemokratischen Presse entrüsten. Nicht« geht doch überFreisinnsmoral. Wie es scheint, haben die Dienst« für den Reichs-liigenverband bei den Schmierhelden des Blattes jedes Empfindenfür Anstand und Moral vernichtet.Schöneberg.Sine neue Fraktion hat sich in der Schöneberger Stadt-verordnetenversammlung unter dem Namen»Freie Fraktion" ge-bildet. Sie verfolgt den Zweck,„zu dem Uebergewicht der„lln-abhängigen Fraktion"(Haußbesitzerstastion), die einen unheilvollenEinfluß ausübt und nicht im Interesse der GesamtdevölkerungSchöneberg« handelt, ein Gegengewicht zu bilden". Zurzeit ge-hören dieser neuen Fraktion 18 Mitglieder an Die Herren habenaber«ingesehen, daß sie allein doch zu schwach sind, den Kampsgegen die»Unabhängige Fraktion" auszunehmen, weshalb sie sichmit der auI sieben Mitgliedern bestehenden Gruppe der Liberalenins Einvernehmen setzten, um bei entscheidenden Abstimmungen imStadiparlament und bei den Kommunalwahlen zusammen zu gehen.— Ohne sozialdemokratische Hülfe werden aber selbst beide Gruppennichts gegen die„Unabhängige Fraktion" ausrichten können. Ja eSwird sehr häufig so kommen, dah die Herren gemeinsam mit der„Unabhängigen Fraktion" die Anträge der Sozialdemostaten zuFall bringen werden.Lebhafte Klagen führen die Hausbesitzer über den Haushalts-plan der Stadt Schöneberg. In einer Versammlung des Haus- undGrundbesitzervereins haben sie ihrem Herzen Luft gemacht und er-klärt, daß die Steuerlast für sie jetzt eine unerttägliche geworden sei.Sie ziehen vor allem zu Felde gegen die vor einigen Monaten vor-genommene Gehalts- und Lohnaufbesserung der städtischen Beamtenund Arbeiter. Die Durchführung dieser Erhöhungen sei ihrerMeinung nach nur möglich geweien, weil eine große Anzahl vonHausbesitzern in der Stadtverordnetenversammlung seinerzeit nichtainvesend waren. Es ist außerordentlich wertvoll, daß dies einmaloffen ausgesprochen wird. Sonst reden die Herren immer, daß maneS nur ihnen zu verdanken habe, wenn die Gehaltserhöhungen zurAnnahme gekommen sind. Auch die Auswendungen für dieGemeindeschillen müssen herhalten. Auf diesem Gebiete fordernsie eine möalicbst geringe Arbeiterbevölkerung,damit für steuerlräftige Mieter Platz gemacht werde, die in der Lageseien, ihre Kinder statt in die kostenlose Gemeindeschule in diehöheren Schulen zu schicken. Die Herren bergessen aber dabei, dahder einzelne Schüler der höheren Schulen ihnen teurer zu stehenkommt, als der Gemeiiidkschiiler. Um dieser angeblichen Ueber-lastuiig der Hau»« und Grundbesitzer Einhalt zu gebieten, forderteman die Bersammlungsbesucher auf, getreu wie im Reiche die Parteider NichtWähler an die Urne gebracht sei, in Schöneberg dte großeMenge derjenigen Hausbesitzer aufzurühren, die noch schlafen. DieserMassenaufrüttelung der Hausbesitzer werden unsere Parteigenoffengetrost entgegensehen. Bei den in: kommenden Herbst vorzunehmendenStadtverorViietenersatzwahlen wird es sich ja zeigen, wer die Mehr-heit der Schöneberger Einwohnerschaft hinter sich hat.Britz.Was lehren uns die Reichstagswahle»? lautete das Thema, dasGenosse Schröder-in der Generalversammlung des Wahlvereinsbehandelte. In großen Zügen ließ der Redner noch einmal die Artiics Kampfes unierer Gegner Revue passieren und folgerte daraus,dah die Lügen und Verleumdungen, mit denen sie gegen die Sozial-demokratie gearbeitet, bei den indifferenten Massen Anklang gefundenhaben. Aber auch in unserer Partei sei nicht immer in der glück-lichsten Weise gekämpft worden, soweit das Austragen von Meiimngs-Verschiedenheiten in Betracht komme. Hier manches zu vermeiden,müsse ein Gebot der Pflicht für jeden einzelnen sein. Mehr auf dieVerbreitung der sozialistischen Ideen als auf das Austragen vonZwistigkeiten müsse das Denken eines jeden gerichtet sein. Bor allemaber sei es notwendig, die Idee des politischen Maffenstteiks nichtaus dem Auge zu verlieren. An der sehr regen Diskussion be«teiligten sich dte Genossen Händel, Hcmmeritz, Baumgarten.Soldner, Ernst, Krause, Jonas, Vogt und Beutmann meistin zustimmendem Sinne. Es wurde außerdem das Gebarender Gegner am Ort kritisiert. Besonders verurteilt wurde, daß derGemeindevorstand nicht auch Sonntags, wie dies allenthalben ge»schehen sei, die Wählerlisten habe auslegen lassen. Die Neuwahldes Gesamtvorstandes ergab folgendes Resultat: Genoffe Beutmannals erster, Richter zweiter Vorsitzender! Kassierer Dumke, Schrift-sichrer Pipke, Beisitzer Soldner! Revisoren: Vogt, Händel undHelling; Bibliothekkommission: Weimann, Jonas und Werner;Lokalkommission: Landmann. Jonas und Helling. Als Bezirks-führer wurden ernannt: I. Bezirk Bläsing, II. Friedrich, III. HeineIV. Lemke, V. Vogt, für Buckow als VI. Genosse Hadameck.Vom Thema darf nicht gesprochen«erden.Diese Aeußerung eines eine Versammlung überwachenden Polizei«beamten in Sachsen kam uns in Erinnerung, als wir nachstehendenBericht über das Benehmen eines Gendarmen erhielten, der eineam Sonntag in Britz stattgehabte öffentliche Frauenversammlungzu überwachen hatte. In derselben gab die Krers-VertrauenspersonGenossin Thiel-Tempelhof den Jahresbericht. Unter anderemerwähnte sie, daß ihr und noch zwei Frauen die Ausführung desAuftrages der Britzer Frauen, am Grabe des verstorbenen GenossenWeniger einen Kranz niederzulegen, einen Sttafbefehl von je30 M. eingebracht habe. Bei dieser Mitteilung erhob sich der über-wachende Beamte und forderte von der Genossin Thiel, hierübernicht weiter zu reden, das gehöre nicht zur Sache. Genosse Böskelegte sofort Verwahrung gegen das Vorgehen des Beamtenein, er handele ungesetzlich: der Beamte habe das Recht, die Ver-sammlungSanmeldung zu konttollieren, die Versammlung zu über-wachen, und wenn Ungesetzlichkeiten vorkämen, die Versammlung auf»zulösen, aber nicht hineinzureden und die Versammlung dadurch zustören! der Beamte habe nicht zu entscheiden, waS zur Sache gehört.Diese Belehrung unseres Genossen Böske sollte ein neuer Grundsein, die Bersammlung auszulösen Die Vorsitzende kam aber demzuvor und vertagte die Versammlung aus 10 Minuten. Nach Wiedereröffnung derselben kritisierte Genosse Böske das ungesetzlicheEingreifen des Beamten. Er habe zwar Frau Thielund Genossen zu den Strafbefehlen verholfen, darüber soll aber erstdas Gericht entscheiden. Deshalb sei ihm das Erwähnen wohl nichtrecht angenehm, übrigens sei es nicht das erstemal, daß derselbe Beamtein Versammlungen sich selbst das Wort nimmt, zwischen redet. Bravorufen verbietet usw. Da auch in Britz das preußische BereinSgesetzmaßgebend sei. so hätte sich auch ein Britzer Beamter daran zuhalten. Diese Erläuterung hatte gefruchtet. Die imposante Per-sammlung verlief sodann ohne weiteren Zwischenfall.Königs-Wusterhausen.In eine entsetzliche Lage geriet gestern nachmittag der Chausiee-aufsehr Ulrich, der auf einer Dienstfahrt begriffen, mit seinem Zwei«rade die Berliner Chaussee bei Neue Mühle entlang sichr. Be» derGlätte stürzte er mit dem Rade und fiel so unglücklich, daß er sichnicht zu erheben vermochte und besinnungslos liegen blieb. Als U.nach einiger Zeit zum Bewußtsein kam. rief er uni Hülfe, doch ver-halten seine Rufe auf der an Wintersonntagen fast menschenleerenChaussee ungehört. So blieb der Unglückliche, der einen Beinbruchund anscheinend auch innere Verletzungen erlitten hatte, über zweiStunden Hülflos auf dem kalten Chausseepflaster liegen, bis erendlich von zwei Berliner Radfahrern, die von Könias-Wusterhausenkamen, aufgefunden wurde. Während der eine bei dem schon fastErstarrten blieb, fuhr der zweite nach Neue Mühle, um von dortHülfe zu holen. Ulrich wurde mittels Wagens nach dem Kranken«hause in KönigS-Wusterhausen gebracht.Zehdenick.Große Aufregung rief am Sonntagnachmittag ein Unfall bei derBeerdigung der verstorbenen Witwe Werderrnann unter den Teilnehmern am Grabe hervor. Kaum hatten die sechs Träger mit demschweren Sarg die beiden Laufbohlen an denLängSiecten der Grubebetteten, als das eine der morschen Bretter brach. Der Sarg fielin die Grube, drei der Leichenträger unter stcb begrabend. Nachdemder Sarg wieder au» der Grube herausgehoben war, konnten diedrei in die Grube Gestürzten aus ihrer unheimlichen Lage besteitwerden und die Verstorbene endlich, nachdem man neue Bohlen be»schafft nnd der Sarg auf Verlang«, der Angehörigen der Verstorbenennoch einmal geöffnet worden war. gut letzten Ruh» gebracht werden.Die drei Verunglückten hatten zum Glück nur leichte VerletzungenerhaltenWeistensee.Nach dem Bericht de» Oieweebe- und KaufmqnnSgericht» wurdenheim Gewerbegericht 337 Klagen erhoben, 10 Klagen wurden bomVorjahr als unerledigt übernommen. Dte Zahl der Kläger beliefsich auf 353: hiervon entfallen auf männliche Klager einschließlichLehrlinge 335, auf Frauen und Mädchen 18. Von den Klage»