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fTefttü Mikkek, Sefen WrrklMgslosigkeik schon längst nachgewiesen ist. Nebenbei verlangte er unter dem lebhaften Beifall seiner Freunde, daß die Regierung endlichgegen den sozialdemokratischen Terrorismus" vor» gehet Die Konservativen wünschen also nichts mehr und nichts weniger als ein neues Zuchthausgesetz. Zweifel- los hat dieser Wunsch die vielen Schauermärchen gezeitigt, die in den letzten Wochen in der bürgerlichen Presse über den au- geblichen Terrortsmus der Sozialdemokratie verbreitet wurden. Erst lanciert man genau nach dem Muster der Denkschrift zur Zuchthausvorlage seligen Angedenkens allerhand erdichtete Vorfälle in die Presse, dann fordert man unter Berufung auf dies Lügengewebe eine Verschärfung des Strafgesetzbuchs. Ein nur allzu durchsichtiges Manöver I Mit feiner Ironie antwortete Herr Trimborn(Z.), er sei auf die Paarung der Konservativen und Liberalen zur gesetzlichen Bekämpfung des sozialdemokratischen TerrorismuS neugierig. Im übrigen äußerte sich der Zentrumsredner, was die Mittelstandspolitik betrifft, in noch rückschrittlicherem Sinne als sein Kollege von der Rechten. Er gab ein großes Programm zum besten, ein Sammelsurium wie es toller kaum gedacht werden kann. Nicht nur für das Handwerk, sondern sogar für die Kaufleute fordert er den kleinen Be- sähigungsnachweisl Das Submissionswesen will er so regeln, daß die öffentlichen Arbeiten in kleinen Losen und der Reihe nach an die verschiedenen Handwerker der Ge- meinde vergeben werden, unll' er verlangt sogar, daß die Re- gierung die Kommunen in diesem Sinne unterweist-- ein Verlangen, das der Minister Dr. Delbrück mit Recht als einen schweren Eingriff in das kommunale SelbswerwaltungS- recht zurückwies. Am Donnerstag wird die Debatte fortgesetzt. Wahnvorstellungen? In KiN Lärm der sonstigen Tagesereignisse haben die Vor- gange des Pöplau-ProzesseS nicht die Beachtung gefunden, die ihnen gebührt. Bekanntlich hat der Prozeß am Sonnabend unterbrochen werden müssen, weil Pöplau. in eine so hochgradige nervöse Erregung versetzt worden ist. daß Lebensgefahr zu be- fürchten war. Schon vorher erfuhr man, daß auch der Beamte Schneider, gegen den L v Monate lang untersucht worden ist, sich in einer Nervenheilanstalt befindet und daß der Arzt ihm nicht einmal die Zeugenvorladung geben wollte, weil davon eine Verschlimmerung seines Zustandes zu befürchten sei. Das ist bis jetzt der ganze Erfolg, den die deutsche Rechtspflege ln Sachen der Kolonialskandale erzielt hatl Ob Pöplau frei- gesprochen oder verurteilt wird, steht noch dahin. Aber seine Ge- sundheit ist offenbar vollständig aufgerieben. UeberdieS ist er disziplinarisch auS dem Reichsdienst entfernt. Mit großen Herren ist nicht gut Kirschen essen l Nun hat, laut Aussage deS GerichtSarzteS, Herr Pöplau äm Donnerstag zu diesem gesagt:ES sei nur darauf abgesehen, ihn sPöplau) auS der Welt zu schaffen; nicht er gehöre auf die An. klagebank, sondern ganz andere Leute; der Reichskanzler müsse dahin, und nicht er. der nur Verbrechen und Vergehen zur Anzeige gebracht habe." Sorglich fügt diestaatserhaltende" Presse hinzu: Pöplau habe, als er das sagte. 168 Pulsschläge in der Minute gehabt. Womit ausgedrückt sein soll, daß e» sich nur um ein im Fieberwahn herausgestoßenes Phantasiegebilde handele. Wer aber nicht ganz und gar an nationalem Gedächtnisschwund leidet und sich nur etnigermaßrn dessen erinnert, was im Laufe des Jahres 1S0S alle» an die Oeffentlichkeit gekommen und nie widerlegt, ja Nicht einmal bestritten worden ist. der wird sich verwundert fragen, weshalb denn gerade diese Aeußerung Pöplau» eine Wahnvorstellung sein soll. Wir erlauben uns. nur ganz kurz an folgendes zu erinnern. Am 1. August 1606 schrieb dasBerliner Tageblatt", d. h. ein freisinniges Blatt, da» nicht erst seit dem IS. Dezember, sondern schon von jeher kolonialfreundlich ist: Es wäre nicht unmöglich, daß bei dem Fall Horn» ebenso wie eS bei den anderen Fällen geschehen ist, seitens der Kolonial- Verwaltung behauptet wird, man habe die Untersuchung dieser Fälle sofort eingeleitet, sobald man von den Anklagen gegen die betreffenden Beamten Kenntnis erhalten hatte. Nun be- finden sich aber t« unsere» Händen Aktenstücke, die das Gegen- teil beweisen können. Wir möchten an den Herrn Reichskanzler die Frage richten, warum erst jetzt das Disziplinarverfahren gegen den Gouverneur von Puttkamer   und gegen den Gouverneur Horn eingeleitet wird, obgleich dieselben schweren Anklagen, die diesem Verfahren zugrunde liegen, schon in einem Schreiben des Geheimen Sekretariats-Assistenten Pöplau vom Auswärtigen Amt   an den damaligen Grafen v. Bülaw unter dem 22. Rovember 1904 in aller Ausführlichkeit erhoben und substantiiert(d. h. mit einzelnen, bestimmten Tatsachen belegt) worden sind?... Nun folgt die Aufzählung einer Reihe von Fällen, aus denen Kkr nur den einen hervorheben: Schon vor jetzt fast zwei Jahren wurde in jenem Schreiben dem Reichskanzler der Fall derFrau von Eckardstein" unter- breitet und der Gouverneur von Puttkamer der. vorsätzlichen Urkundenfälschung beschuldigt." Und dann fragt dasBerliner Tageblatt": Warum ist auf diese Anzeigen die ganze.Zeit über nichts oder so gut wie nichts geschehen?... Erst jetzt beginnt das Verfahren gegen Puttkamer   und Horn, und über all die anderen, doch höchst befremdlichen Vorgänge scheint Gras gewachsen zu sein und noch immer höher wachsen zu sollen." Auf diese Beschuldigung, die das regierungsfreund- Ii che Blatt durch Aktenstücke zu beweisen sich erbot, hat der Reichs. kanzler in der Oeffentlichkeit überhaupt nicht geantwortet, sie also auch nicht bestritten! Nun aber: wenn e» wahr ist, daß der Reichskanzler amtlich zwei Jahre lang von den Straftaten der ihm unterstellten Kolonialbeamten unterrichtet war, ohne etwas dagegen zu unternehmen, so hat er selbstverständlich gegen das Strafgesetz verstoßen. Wir nennen nur§ 367 Absatz 2(strafbare Handlungen von Beamten infolge mangelnder Beaufsichtigung durch den Vorgesetzten). Doch könnte, je nach Befund des FalleS, auch § 267(Beistand, um den Täter der Bestrafung zu entziehen), ja vielleicht sogar 8 346(Unterlassung der Perfolgung strafbarer Handlungen) in Frage kommen. Wir unsererseits erheben selbstverständlich keine derar- tige Beschuldigung gegen den Reichskanzler, denn wir kennen ja die Aktenstücke deSBerliner Tageblattes" nicht. Aber daß Herr Pöplau, der von der Wahrheit seiner Angaben über- zeugt ist. der Meinung Ausdruck gibt, der Reichskanzler gehöre auf die Anklagebank, ist durchaus folgerichtig und nichts weniger als eine Wahnvorstellung. Anstatt sich also mik der billigen Ausrede von derWahnvor- stellung" um die Sache herum zu drücken, sollte die bürgerliche Presse lieber mit fragen: wo sind die Aktenstücke de»Berliner Tageblattes" geblieben? Damit kommen wir zu dem Kern der Sache. Die Beamten/ welchedie Dinge nicht mehr ruhig mit anzusehen vermochten und als das einzige Mittel, um endlich Wandel zu schaffen, eine Auf- klärung Außenstehender betrachteten", dieanständigen Beamten, welche die sittliche Entrüstung packte", so daß sieein kleineres Mrechj wählten, um größeres zu verhüten" ffo heißt cf wörtlich m m®tffßt a«ia* cum 34. Jim; imj--- siefe Ttsma finv vom Freisinn ebensowohl wie vom Zentrum elend im Stich ge- lassen! Man griff begierig zu ihren Enthüllungen, so lange man glaubte, damit Parteigeschäfte machen zu können. Jetzt aber gebietet dieStaatsräson", sich mit der Regierung so oder so zu verständigen, und da steht man gelassen zu, wie diese Männer im Kampf für ihr Recht schwerer Nervenzerrüttung, vielleicht dem Tode verfallen!__ Sachsen   nach der Wahl. Dresden  , den 28. Februar. Der AahlauSfall in Sachsen   beschäftigt noch immer die Partei- presse und noch mehr als diese die gegnerischen Zeitungen. Dabei übertreiben die Freunde häufig die Niederlage. Freilich, wir sind um 23 000 Stimmen zurückgegangen und von 21 Mandaten haben wir nur 8 behaupten können. Das erscheint auf den ersten Blick sehr schlimm und ist gewiß bedauerlich; aber je näher man dieses Resultat betrachtet, desto weniger schlimm erscheint eS. Die früher schon erwähnten außerordentlichen Ursachen, die uns 1003 in Sachsen   einen unnatürlichen Aufschwung brachten, werden in der Regel von Freund und Feind nicht genügend in Rechnung gestellt. ES ist schon darauf hingewiesen worden, daß eine Gegenüberstellung des Wahlausfalls von 18S8 und 1S07, wobei wir daS unnatürliche Resultat von 1903 ausschalten, noch immer einen Stimmenzuwachs von 119180 ergibt; denn wir hatten 1007 413 370 und 1898 299 19O Stimmen. Stellen wir nun den Stimmenzuwachs in dm von 1898 ab zurückliegenden S bis öjahrigen Perioden fest, so ergibt sich, bah die sächsische Sozial- demokratie noch niemals einen solchm Zuwachs hatte als den in der Zeit von 1898 bis 1907. Bon 1890 bis 1898 wuchsen wir von 241 187 auf 299 190, also nur um 68 003 Stimmen; von 1834 bis 1900 von 128 142 auf 241 187. also um 112 946. Wir haben also von 1893 bis 1907 noch immer das stärkste Wachstum zu verzeichnen. Diese Bergleiche zeigen zugleich wie sehr die außerordentlichen Umstände von 1903 die natürliche EntwickelungS- linie der sächsischen Sozialdemokratie verschoben haben und wie wenig man berechtigt ist, der 23000 Stimmen wegen, die wir bei der letzten Wahl verloren, von einer vernichtenden Niederlage der säch- fischen Sozialdemokratie zu sprechen. Aber wenn daS auch aus unseren ziffernmäßigen Vergleichm nicht hervorginge, so beweist die jetzige herrliche Kampfesfreudigkeit der sächsischen Parteigenossen, daß sie sich weder geschlagen noch in ihrer inneren Kraft geschwächt fühlen. In den zwanzig Jahren, die ich in der sächsischen Sozialdemokratie tätig bin, habe ich noch nie einen solchen Eifer für ZeitungSagitation und Ausbau der Organisation beobachtet, wie nach dieservernichtenden Nieder- läge". Die Abonnenten unserer Presse vermehren sich täglich, die politischen Organisationen erstarken zusehends. Eine einzige Volks« Versammlung bringt uns jetzt so viel Abonnenten und Mitglieder wie ftüher 10. CS ist tatsächlich sine Lust zu leben. »»« Ein Teil der bürgerlichen Presse hat sich darüber aufgeregt, daß in Sachsen   die nichtsozialdemokratischen Geschäftsleute von sozialdemokratischen Arbeitern in der Wut über die Wahlniederlage boykottiert würden. In Wirklichkeit läßt dem Ordnungs- gelichter wohl das eigene böse Gewissen keine Ruhe. Die Jämmer- lichkeit des sächsischen Bürgertums trat von jeher drastisch durch die kleinlich-gehässige Sucht zutage. Geschäftsleute, die sozialdemokrati- scher oder nur oppositioneller Gesinnung verdächtigt waren, zu boykottieren und wenn der Einfluß weit genug reichte, zu ruinieren. Seit Jahrzehnten bildeten in sächsischen Städten Militär- vereine, Schützengesellschasten, Gewerbevereine»sw. eine Koalition gegen solche Gastwirte, die es wagten, allen Parteien ihre Lokale zur Verfügung zu stellen. Ein solcher Wirt wurde von den bürger- lichen Cliquen nicht nur gemieden. eS wurden ihm auch alle Vex- gnügungm abgetrieben und schließlich auch Hypotheken gekündigt. Bürgerliche Musiker, die einen Arbeitergesangverein dirigierten. sahen sich boykottiert und gesellschaftlich geächtet. Das verwerfliche Mittel der AuShungenmg wegen abweichender politischer Gesinnung wurde im sächsischen Bürgertum von jeher als etwas Selbstverständliches angewandt, und nicht nur gegen Sozialdemokraten. So hat der Bund der Landwirte den Kaufmann und früheren konservativen Landtagsabgeordneten Huste   in Bischosswerda beinahe durch einen Boykott ruiniert, bloß weil der Herr im Landtage eine Aeußerung hatte fallen lassen, die den sächsischen Bündlern nicht gefiel. Ueber solche Leute braucht man sich nicht zu wundern, wenn sie. sozialdemokratische Arbeiter hinter denselben Sträuchern suchen, hinter denen sie so lange ihre NushungerungSmaßvegeln inszeniert haben. Tatsächlich find die Behauptungen, die sächsische Sozialdemokratie boykottiere jetzt nationale Geschäftsleute, aus der Luft gegriffen. Wir wissen genau, daß das Gros der Geschäftsleute immer gegen uns gestimmt hat. Bei der diesmaligen Wahl haben sich allerdings eine Reihe Geschäftsleute bei der nationalen Agitation durch wüstes Schimpfen auf die Sozialdemokratie undRoheiten beiderWahlschlepperei hervorgetan. Als Beispiel, wie eS getrieben wurde, sei nur hervorgehoben, daß in Denken ein Geschäftsmann unseren Genossen Horn in einem öffentlichen Lokale, wo dieser sein Abendbrot, mehrfach einen Lump schimpfte. Wenn die Arbeiter auf diese Rüpeleien in ent- sprechender Weise quittieren und die Geschäftsläden solcher Menschen von Arbeitern gemieden werden, so ist das begreiflich. Die Leute ernten nur, was sie gesäet haben. Aber in anderer Weise kann von einem Boykott wegen nationaler Gesinnung keine Rede sein. Nicht Rachefeldzüge führt die sächsische Sozialdemokratie, sondern der positive Ausbau ihrer Organisationen und Stärkung ihrer Presse ist ihre Aufgabe. Das traurige Geschäft aber, Geschäftsleute oder andere Personen wegen der politischen Meinung zu boykottieren, überläßt sie nach wie vor ihrennationalen" Gegnern. » » Deutlcbes Reich. Die ollen ehrlichen Offiziösen. DaS Sprachrohr der offiziösen Lügenfabrik, dieNordd. Allgemeine Zeitung  ", glaubt demVorlvärtS" den Vor- wurf machen zu können, seine Leser getäuscht zu haben. Wir hatten gestern neben einer anderen unwahren Behauptung, auf die wir an anderer Stelle noch zurückkommen, festgenagelt, daß Fürst Bülow   mit seinem schönen Heldenvater- Pathos über dieunpatriotische und vaterlandslose Haltung" desVorwärts" gewettert, demVorwärts" niederttächtige Verleumdung vorgeworfen hatte, weil derVorwärts" die Kolonialarmee in Südwestafrika als ein Mittel bezeichnet habe, England in d�r Kapkolonie   in Schach   zu halten. Nicht imVorwärts", sondern in einem bürgerlichen Unternehmerblatte habe eine solche Auslassung gestanden. DaS offiziöse Organ bezichttgt denVorwärts" der bewußten Unwahrheit. Es zittert nach dem Stenogramm die Auslassungen BülowS über den betteffenden Punkt. AuS dieser stenographischen Wiedergabe geht allerdings hervor, daß sich fem Angriff nicht gegen die von unö vermutete Stelle imVorwärts" gerichtet hat, sondern gegen eine andere Stelle. Am 30. Januar brachte derVorwärts* in der Tat einen Artikel seines Londoner   Mtarvekkers, in dem die Reichstag»aufvsi»g mtggi der Forderung der Herabsetzungen der südwestafrikantfchen ftdfcmfaf« truppe darauf zurückgeführt wurde, daß Deutsch  !«»» t» Südwestafrika deshalb sich»ine Laudm»cht schaffen wolle, um gegebenenfalls auf das britisch« Reich einen Druck ausüben zu könne«. Der Teil unseres gestrigen Leitarttkels, in dem sich die Abwehr gegen den Bülowschen Angriff befand, charakterisierte sich sowohl durch seinen Inhalt als auch technisch att redaktionell« Arbeit. DaS Stimmungsbild unseres parlamentarische» Mitarbeiter« wurde davon getrennt wiedergegeben. Unsere redaktionelle Glossierung des Rededuells Bebel- Bülow stützte sich auf den Bericht, der demVorwärts" durch sein parkt- mentarisches Bureau zugegangen war. Dieser Bericht lautete: Das nenne ich eben unpatriotisch und vaterlaudsloS, wenn man die Partei über das Vaterland stellt, wenn man dem Vaterlande ein Sedan und Jena   wünscht, voraus- gesetzt, daß die Partei dabei prosperiert. Erst vor wenigen Tagen ist mir ein Artikel desVorwärts" vorgelesen worden, in welchem un« infinuiert wurde, daß wir nur deshalb Süd- Westafrika hielten, um von dort aus englischen Besitz in Südwestafrika zu bedrohe». Diese Insinuation des Vorwärts" ist nicht eine niederttächtige Verleumdung, sondern heller Unsinn." Erst bor  wenigen Tagen", nämlich am 14. Februar, gab aber derVorwärts" au» einem Unternehmerorgan, nämlich der Deutschen Konfektion", ein Urteil über Südweftafrika wieder, in dem es hieß: Schon vor Jahresfrist wiesen wir darauf hin, daß dieses Land eine aussichtslose Sand wüste ist, die nie und nimmer einen Nutzen abwerfen kann. Das weiß die Regierung sehr wohl und begründet die von diesem Jammerland verschlungene Milliarde mit der Aufrechterhallung des bonnsnr du drapeau. Man kann ihr freilich auch nicht zumuten, daß fie den wahren Grund ihrer Vorliebe für diese Streusandbüchse zugibt und»er aller Welt eingesteht, daß dieselbe als Bürge für Englands Wohlverhalten und als etwaiges EinfallStor in Trans- vaal und die Kapkolonie dienen soll." Wir bezogen also auf diese erst vorwenigen Tagen" imVorwärts" wiedergegebene Stelle des Unternehmer. organs die Anklagen des Fürsten Bülow gegen die Sozial- demokratie. Da dieNordd. Allgem. Ztg." aber erklärt, daß sich BülowS patriotische Entrüstung wieder einmal nicht gegen daS genannte kapitalistische Organ, daS schon vor Jahresfrist solchvaterlandslose" Ansichten, solchniederttächtige Ber- lennrdungen" und solchhellen Unsinn" geäußert hat, bezieht, sondern auf denV o r w ä r t S". räumen wir gern ein, daß sich auch imV o r w ä r t»" in seiner Nummer vom 30. Januar eine Auslassung befunden hat, wie wir fie oben rekapuliert haben. Es ist nur sonderbar, daß sich BülowS patriottscher Zorn stets gegen die Sozialdemokratie richtet, niemals aber gegen die bürger- liche Presse, deren A e u ß e r u n g e n erst in der sozialdemokratt- schen Presse ihren Wiederhall gesunde» haben! DieDeutsche Tageszeitung", das Organ der agrarischen Ueber- Patrioten, konnte sich dieser Tage rühmen, von dem Fürsten Bülow als Muster eines patriotischen Organs während der Reichstagskampagne dem Reichstag vorgeführt worden zu sein. Diese vom Fürsten   Bülow so rühmlichst erwähnte und tzt- lobigteDeutsche   Tageszeitung schrieb aber am 29. Dezember: Wir haben in Südtoestafrika nicht nur die Angelegenheit des Schutzgebietes selbst im Auge zu behalten, sondern müssen fortgesetzt unsere Aufmerlsanckeit den Grcnzvcrh.jltuisse» zuwenden. Wir befinden uns dort, wie von keiner Seite bestritten werden kann, in einer sehr exponierten Stellung. Diese Stellung legt gewisse Verpflichtungen auf, deren Bern   ach lüssigung sehr bedenklich, ja im hohen Grade gefährlich sein konnte. Gerade für solche Verhältnisse ist eine ausreichende, stet» bereite Truppe die beste Sicherung des Friedens.".. Man steht also, daß sich die sozialdemokrätischen Kon- statierungen der wirklichen politischen Lage auf die denkbar authentischsten bürgerliche» Quellen stützen. Die Aeußerung des Vorwärts" vom 30. Januar basiert nur auf lleußerungen der agrarpatriotischen Presse, die einen Monat vorher veröffentlicht worden waren! Fürst Bülow   täte also gut, künftighin seine Bor- würfe derVaterlandslosigkeit", derVerleumdung" und dep hellen Unsinns" an diejenigen von ihm ins Her» geschlossenen Kapitalistenblätter zu wenden, die zuerstvaterlandslose Insinuationen" in die Welt setzten! Bei dieser Gelegenheit möchten wir übrigen? dieNordd. Allgem. Ztg." daran erinnern, daß Fürst Bülow   die vom Vorwärts" wiederholt dokumentarisch erwiesene und ostentativ gebrandmarkte Unwahrheit, daß zur Zeit des Roschtjest. wenskischen Flibustierzuges derVorwärts" die Reo gierung zur Kriegserklärung gegen Rußsand aufgeputscht habe, niemals zurückgenommen hat, weder in der offiziösen Norddeutschen Allgemeinen" noch im Reichs, tag! Die Offiziösen sollten sich also hüten, irgend jemandem Un» Wahrhaftigkeit vorzuwerfen!_ Ein Appell an BülowS Wahrheitsliebe. Wir veröffentlichten in unserer gestrigen Nllmmer folgendes Telegramm auS Frankfurt   a. M.: Frankfurt   a. M., 26. Februar. Zur Bülow-Rede bitte zu veröffentlichen, daß ich bereits am Stichwahlabcnd nachts 1 Uhr derFrankfurter Zeitung  " folgende Berichtigung übergeben habe: Frankfurt   a. M.. den 6. Februar 1907. An die Redaktion derFranks. Ztg." hier. Unter Berufung auf 8 11 des Preß- gesetzes ersuche ich Sie, in die nächste Nummer Ihres Blattes an der gesetzlich vorgeschriebenen Stelle die nachstehende Be- richttgung aufzunehmen: Im I. Morgenblatte derFranks. Ztg." vom 6. d. M. findet sich ein ArtikelHalunkenmoral", in lvelchem die schwersten Beleidigungen gegen das sozialdemokra- tische Wahlkomitee und speziell gegen meine Person enthalten sind. Es heißt dort, das von mir unterzeichnete Flugblatt mit der Nachricht von dem versuchten Stimmenkaufe für Oeser charakterisiere sich alsFälschungsprodukt" undSchurkerei". Ferner ist dabei vonFrechheit".Lüge" undBer- leumdung" die Rede, und schließlich erbieten Sie sich,jederzeit den Nachweis dafür zu erbringen, daß dieses Flugblatt bereits gestern abend gedruckt und zur Verteilung bereitgelegt war". Diese letztere Behauptung ist unwahr. Die fragliche Mit- tetlung ist mir erst heute morgen kurz nach 10 Uhr von dem betreffenden Wähler in Gegenwart deS Arbeitersekretärs Heiden und anderer Zeugen gemacht worden. Daraufhin habe ich das fragliche Flugblatt geschrieben und gegen 11 Uhr morgens in die Union  -Druckerei in Druck gegeben; dafür sind Dutzende von Zeugen zu erbringen, u. a. auch mein Parteigenosse Max Cohen  . Wegen der gegen mich ausgesprochenen Injurien be, halte ich mir gerichtliche Schritte vor. Wilhelm Dittmann  . Diese Berichtigung ist im Abendblatt derFrankfurter Zettung" vom 6. Februar abgedruckt. Am 7. Februar hqbe eine zweite Berichtigung geschickt, ist auch abgedruckt. Die Klage gegen dieFrankfurter Zeitung  " ist eingeleitet. Morgen früh ist obligater Sühnetermikl, Pgrt-isekretäc Vitt mann'