fTefttü Mikkek, Sefen WrrklMgslosigkeik schon längstnachgewiesen ist. Nebenbei verlangte er unter dem lebhaftenBeifall seiner Freunde, daß die Regierung endlich„gegenden sozialdemokratischen Terrorismus" vor»gehet Die Konservativen wünschen also nichts mehr undnichts weniger als ein neues Zuchthausgesetz. Zweifel-los hat dieser Wunsch die vielen Schauermärchen gezeitigt, diein den letzten Wochen in der bürgerlichen Presse über den au-geblichen Terrortsmus der Sozialdemokratie verbreitetwurden. Erst lanciert man— genau nach dem Muster derDenkschrift zur Zuchthausvorlage seligen Angedenkensallerhand erdichtete Vorfälle in die Presse, dann fordert manunter Berufung auf dies Lügengewebe eine Verschärfung desStrafgesetzbuchs. Ein nur allzu durchsichtiges Manöver IMit feiner Ironie antwortete Herr Trimborn(Z.),er sei auf die Paarung der Konservativen und Liberalen zurgesetzlichen Bekämpfung des sozialdemokratischen TerrorismuSneugierig. Im übrigen äußerte sich der Zentrumsredner,was die Mittelstandspolitik betrifft, in noch rückschrittlicheremSinne als sein Kollege von der Rechten. Er gab ein großesProgramm zum besten, ein Sammelsurium wie es tollerkaum gedacht werden kann. Nicht nur für das Handwerk,sondern sogar für die Kaufleute fordert er den kleinen Be-sähigungsnachweisl Das Submissionswesen will erso regeln, daß die öffentlichen Arbeiten in kleinen Losen undder Reihe nach an die verschiedenen Handwerker der Ge-meinde vergeben werden, unll' er verlangt sogar, daß die Re-gierung die Kommunen in diesem Sinne unterweist-- einVerlangen, das der Minister Dr. Delbrück mit Recht alseinen schweren Eingriff in das kommunale SelbswerwaltungS-recht zurückwies.Am Donnerstag wird die Debatte fortgesetzt.Wahnvorstellungen?In KiN Lärm der sonstigen Tagesereignisse haben die Vor-gange des Pöplau-ProzesseS nicht die Beachtung gefunden,die ihnen gebührt. Bekanntlich hat der Prozeß am Sonnabendunterbrochen werden müssen, weil Pöplau. in eine so hochgradigenervöse Erregung versetzt worden ist. daß Lebensgefahr zu be-fürchten war. Schon vorher erfuhr man, daß auch der BeamteSchneider, gegen den L— v Monate lang untersucht wordenist, sich in einer Nervenheilanstalt befindet und daß der Arzt ihmnicht einmal die Zeugenvorladung geben wollte, weil davon eineVerschlimmerung seines Zustandes zu befürchten sei.Das ist bis jetzt der ganze Erfolg, den die deutsche Rechtspflegeln Sachen der Kolonialskandale erzielt hatl Ob Pöplau frei-gesprochen oder verurteilt wird, steht noch dahin. Aber seine Ge-sundheit ist offenbar vollständig aufgerieben. UeberdieS ist erdisziplinarisch auS dem Reichsdienst entfernt.Mit großen Herren ist nicht gut Kirschen essen lNun hat, laut Aussage deS GerichtSarzteS, Herr Pöplau ämDonnerstag zu diesem gesagt:„ES sei nur darauf abgesehen, ihnsPöplau) auS der Welt zu schaffen; nicht er gehöre auf die An.klagebank, sondern ganz andere Leute; der Reichskanzlermüsse dahin, und nicht er. der nur Verbrechen und Vergehenzur Anzeige gebracht habe."— Sorglich fügt die„staatserhaltende"Presse hinzu: Pöplau habe, als er das sagte. 168 Pulsschläge inder Minute gehabt. Womit ausgedrückt sein soll, daß e» sich nurum ein im Fieberwahn herausgestoßenes Phantasiegebilde handele.Wer aber nicht ganz und gar an nationalem Gedächtnisschwundleidet und sich nur etnigermaßrn dessen erinnert, was im Laufedes Jahres 1S0S alle» an die Oeffentlichkeit gekommen und niewiderlegt, ja Nicht einmal bestritten worden ist. der wirdsich verwundert fragen, weshalb denn gerade diese AeußerungPöplau» eine Wahnvorstellung sein soll. Wir erlauben uns. nurganz kurz an folgendes zu erinnern. Am 1. August 1606 schriebdas„Berliner Tageblatt", d. h. ein freisinniges Blatt,da» nicht erst seit dem IS. Dezember, sondern schon von jeherkolonialfreundlich ist:„Es wäre nicht unmöglich, daß bei dem Fall Horn» ebensowie eS bei den anderen Fällen geschehen ist, seitens der Kolonial-Verwaltung behauptet wird, man habe die Untersuchung dieserFälle sofort eingeleitet, sobald man von den Anklagen gegendie betreffenden Beamten Kenntnis erhalten hatte. Nun be-finden sich aber t« unsere» Händen Aktenstücke, die das Gegen-teil beweisen können. Wir möchten an den Herrn Reichskanzlerdie Frage richten, warum erst jetzt das Disziplinarverfahrengegen den Gouverneur von Puttkamer und gegen den GouverneurHorn eingeleitet wird, obgleich dieselben schweren Anklagen, diediesem Verfahren zugrunde liegen, schon in einem Schreiben desGeheimen Sekretariats-Assistenten Pöplau vom AuswärtigenAmt an den damaligen Grafen v. Bülaw unter dem 22. Rovember1904 in aller Ausführlichkeit erhoben und substantiiert(d. h. miteinzelnen, bestimmten Tatsachen belegt) worden sind?...Nun folgt die Aufzählung einer Reihe von Fällen, aus denenKkr nur den einen hervorheben:„Schon vor jetzt fast zwei Jahren wurde in jenem Schreibendem Reichskanzler der Fall der„Frau von Eckardstein" unter-breitet und der Gouverneur von Puttkamer der. vorsätzlichenUrkundenfälschung beschuldigt."Und dann fragt das„Berliner Tageblatt":„Warum ist auf diese Anzeigen die ganze.Zeit über nichtsoder so gut wie nichts geschehen?... Erst jetzt beginnt dasVerfahren gegen Puttkamer und Horn, und über all die anderen,doch höchst befremdlichen Vorgänge scheint Gras gewachsen zu seinund noch immer höher wachsen zu sollen."Auf diese Beschuldigung, die das regierungsfreund-Ii che Blatt durch Aktenstücke zu beweisen sich erbot, hat der Reichs.kanzler in der Oeffentlichkeit überhaupt nicht geantwortet, sie alsoauch nicht bestritten! Nun aber: wenn e» wahr ist, daßder Reichskanzler amtlich zwei Jahre lang von den Straftaten derihm unterstellten Kolonialbeamten unterrichtet war, ohne etwasdagegen zu unternehmen, so hat er selbstverständlich gegen dasStrafgesetz verstoßen. Wir nennen nur§ 367 Absatz 2(strafbareHandlungen von Beamten infolge mangelnder Beaufsichtigung durchden Vorgesetzten). Doch könnte, je nach Befund des FalleS, auch§ 267(Beistand, um den Täter der Bestrafung zu entziehen), javielleicht sogar 8 346(Unterlassung der Perfolgung strafbarerHandlungen) in Frage kommen.Wir unsererseits erheben selbstverständlich keine derar-tige Beschuldigung gegen den Reichskanzler, denn wirkennen ja die Aktenstücke deS„Berliner Tageblattes" nicht. Aberdaß Herr Pöplau, der von der Wahrheit seiner Angaben über-zeugt ist. der Meinung Ausdruck gibt, der Reichskanzler gehöre aufdie Anklagebank, ist durchaus folgerichtig und nichts weniger alseine Wahnvorstellung.Anstatt sich also mik der billigen Ausrede von der„Wahnvor-stellung" um die Sache herum zu drücken, sollte die bürgerlichePresse lieber mit fragen: wo sind die Aktenstücke de»„BerlinerTageblattes" geblieben?Damit kommen wir zu dem Kern der Sache. Die Beamten/welche„die Dinge nicht mehr ruhig mit anzusehen vermochten undals das einzige Mittel, um endlich Wandel zu schaffen, eine Auf-klärung Außenstehender betrachteten", die„anständigen Beamten,welche die sittliche Entrüstung packte", so daß sie„ein kleineresMrechj wählten, um größeres zu verhüten" ffo heißt cf wörtlichm m„®tffßt a«ia* cum 34. Jim; imj--- siefe Ttsma finvvom Freisinn ebensowohl wie vom Zentrum elend im Stich ge-lassen! Man griff begierig zu ihren Enthüllungen, so lange manglaubte, damit Parteigeschäfte machen zu können. Jetztaber gebietet die„Staatsräson", sich mit der Regierung so oderso zu verständigen, und da steht man gelassen zu, wie diese Männerim Kampf für ihr Recht schwerer Nervenzerrüttung, vielleicht demTode verfallen!__Sachsen nach der Wahl.Dresden, den 28. Februar.Der AahlauSfall in Sachsen beschäftigt noch immer die Partei-presse und noch mehr als diese die gegnerischen Zeitungen. Dabeiübertreiben die Freunde häufig die Niederlage. Freilich, wir sindum 23 000 Stimmen zurückgegangen und von 21 Mandaten habenwir nur 8 behaupten können. Das erscheint auf den ersten Blicksehr schlimm und ist gewiß bedauerlich; aber je näher mandieses Resultat betrachtet, desto weniger schlimm erscheinteS. Die früher schon erwähnten außerordentlichen Ursachen, dieuns 1003 in Sachsen einen unnatürlichen Aufschwung brachten,werden in der Regel von Freund und Feind nicht genügend inRechnung gestellt. ES ist schon darauf hingewiesen worden, daß eineGegenüberstellung des Wahlausfalls von 18S8 und 1S07, wobei wirdaS unnatürliche Resultat von 1903 ausschalten, noch immer einenStimmenzuwachs von 119180 ergibt; denn wir hatten 1007413 370 und 1898 299 19O Stimmen. Stellen wir nun denStimmenzuwachs in dm von 1898 ab zurückliegenden S bisöjahrigen Perioden fest, so ergibt sich, bah die sächsische Sozial-demokratie noch niemals einen solchm Zuwachs hatte als den inder Zeit von 1898 bis 1907. Bon 1890 bis 1898 wuchsen wir von241 187 auf 299 190, also nur um 68 003 Stimmen; von 1834 bis1900 von 128 142 auf 241 187. also um 112 946. Wir haben alsovon 1893 bis 1907 noch immer das stärkste Wachstum zuverzeichnen. Diese Bergleiche zeigen zugleich wie sehr dieaußerordentlichen Umstände von 1903 die natürliche EntwickelungS-linie der sächsischen Sozialdemokratie verschoben haben und wie wenigman berechtigt ist, der 23000 Stimmen wegen, die wir bei derletzten Wahl verloren, von einer vernichtenden Niederlage der säch-fischen Sozialdemokratie zu sprechen.Aber wenn daS auch aus unseren ziffernmäßigen Vergleichmnicht hervorginge, so beweist die jetzige herrliche Kampfesfreudigkeitder sächsischen Parteigenossen, daß sie sich weder geschlagen nochin ihrer inneren Kraft geschwächt fühlen. In den zwanzig Jahren,die ich in der sächsischen Sozialdemokratie tätig bin, habeich noch nie einen solchen Eifer für ZeitungSagitation und Ausbauder Organisation beobachtet, wie nach dieser„vernichtenden Nieder-läge". Die Abonnenten unserer Presse vermehren sich täglich, diepolitischen Organisationen erstarken zusehends. Eine einzige Volks«Versammlung bringt uns jetzt so viel Abonnenten und Mitgliederwie ftüher 10. CS ist tatsächlich sine Lust zu leben.»»«Ein Teil der bürgerlichen Presse hat sich darüber aufgeregt,daß in Sachsen die nichtsozialdemokratischen Geschäftsleute vonsozialdemokratischen Arbeitern in der Wut über die Wahlniederlageboykottiert würden. In Wirklichkeit läßt dem Ordnungs-gelichter wohl das eigene böse Gewissen keine Ruhe. Die Jämmer-lichkeit des sächsischen Bürgertums trat von jeher drastisch durch diekleinlich-gehässige Sucht zutage. Geschäftsleute, die sozialdemokrati-scher oder nur oppositioneller Gesinnung verdächtigt waren, zuboykottieren und wenn der Einfluß weit genug reichte, zuruinieren. Seit Jahrzehnten bildeten in sächsischen Städten Militär-vereine, Schützengesellschasten, Gewerbevereine»sw. eine Koalitiongegen solche Gastwirte, die es wagten, allen Parteien ihre Lokalezur Verfügung zu stellen. Ein solcher Wirt wurde von den bürger-lichen Cliquen nicht nur gemieden. eS wurden ihm auch alle Vex-gnügungm abgetrieben und schließlich auch Hypotheken gekündigt.Bürgerliche Musiker, die einen Arbeitergesangverein dirigierten.sahen sich boykottiert und gesellschaftlich geächtet. Dasverwerfliche Mittel der AuShungenmg wegen abweichenderpolitischer Gesinnung wurde im sächsischen Bürgertum von jeherals etwas Selbstverständliches angewandt, und nicht nur gegenSozialdemokraten. So hat der Bund der Landwirte den Kaufmannund früheren konservativen Landtagsabgeordneten Huste inBischosswerda beinahe durch einen Boykott ruiniert, bloß weilder Herr im Landtage eine Aeußerung hatte fallen lassen, die densächsischen Bündlern nicht gefiel.Ueber solche Leute braucht man sich nicht zu wundern, wenn sie.sozialdemokratische Arbeiter hinter denselben Sträuchern suchen, hinterdenen sie so lange ihre NushungerungSmaßvegeln inszeniert haben.Tatsächlich find die Behauptungen, die sächsische Sozialdemokratieboykottiere jetzt nationale Geschäftsleute, aus der Luft gegriffen.Wir wissen genau, daß das Gros der Geschäftsleute immer gegenuns gestimmt hat. Bei der diesmaligen Wahl haben sich allerdingseine Reihe Geschäftsleute bei der nationalen Agitation durch wüstesSchimpfen auf die Sozialdemokratie undRoheiten beiderWahlschleppereihervorgetan. Als Beispiel, wie eS getrieben wurde, sei nur hervorgehoben,daß in Denken ein Geschäftsmann unseren Genossen Horn in einemöffentlichen Lokale, wo dieser sein Abendbrot aß, mehrfach einenLump schimpfte. Wenn die Arbeiter auf diese Rüpeleien in ent-sprechender Weise quittieren und die Geschäftsläden solcher Menschenvon Arbeitern gemieden werden, so ist das begreiflich. Die Leuteernten nur, was sie gesäet haben. Aber in anderer Weise kannvon einem Boykott wegen nationaler Gesinnung keine Rede sein.Nicht Rachefeldzüge führt die sächsische Sozialdemokratie, sondernder positive Ausbau ihrer Organisationen und Stärkung ihrer Presseist ihre Aufgabe. Das traurige Geschäft aber, Geschäftsleute oderandere Personen wegen der politischen Meinung zu boykottieren,überläßt sie nach wie vor ihren„nationalen" Gegnern.•»»Deutlcbes Reich.Die ollen ehrlichen Offiziösen.DaS Sprachrohr der offiziösen Lügenfabrik, die„Nordd.Allgemeine Zeitung", glaubt dem„VorlvärtS" den Vor-wurf machen zu können, seine Leser getäuscht zu haben.Wir hatten gestern neben einer anderen unwahrenBehauptung, auf die wir an anderer Stelle noch zurückkommen,festgenagelt, daß Fürst Bülow mit seinem schönen Heldenvater-Pathos über die„unpatriotische und vaterlandsloseHaltung" des„Vorwärts" gewettert, dem„Vorwärts"niederttächtige Verleumdung vorgeworfen hatte, weil der„Vorwärts"die Kolonialarmee in Südwestafrika als ein Mittel bezeichnethabe, England in d�r Kapkolonie in Schach zuhalten. Nicht im„Vorwärts", sondern in einem bürgerlichenUnternehmerblatte habe eine solche Auslassung gestanden.DaS offiziöse Organ bezichttgt den„Vorwärts" der bewußtenUnwahrheit. Es zittert nach dem Stenogramm die AuslassungenBülowS über den betteffenden Punkt. AuS dieser stenographischenWiedergabe geht allerdings hervor, daß sich fem Angriff nichtgegen die von unö vermutete Stelle im„Vorwärts"gerichtet hat, sondern gegen eine andere Stelle.Am 30. Januar brachte der„Vorwärts* in der Tat einen Artikelseines Londoner Mtarvekkers, in dem die Reichstag»aufvsi»g mtggider Forderung der Herabsetzungen der südwestafrikantfchen ftdfcmfaf«truppe darauf zurückgeführt wurde, daß Deutsch!«»» t»Südwestafrika deshalb sich»ine Laudm»chtschaffen wolle, um gegebenenfalls auf dasbritisch« Reich einen Druck ausüben zu könne«.Der Teil unseres gestrigen Leitarttkels, in dem sich die Abwehrgegen den Bülowschen Angriff befand, charakterisierte sich sowohldurch seinen Inhalt als auch technisch att redaktionell«Arbeit. DaS Stimmungsbild unseres parlamentarische»Mitarbeiter« wurde davon getrennt wiedergegeben. Unsereredaktionelle Glossierung des Rededuells Bebel- Bülow stütztesich auf den Bericht, der dem„Vorwärts" durch sein parkt-mentarisches Bureau zugegangen war. Dieser Bericht lautete:„Das nenne ich eben unpatriotisch und vaterlaudsloS, wennman die Partei über das Vaterland stellt, wenn mandem Vaterlande ein Sedan und Jena wünscht, voraus-gesetzt, daß die Partei dabei prosperiert. Erst vor wenigenTagen ist mir ein Artikel des„Vorwärts" vorgelesen worden,in welchem un« infinuiert wurde, daß wir nur deshalb Süd-Westafrika hielten, um von dort aus englischen Besitz inSüdwestafrika zu bedrohe». Diese Insinuation des„Vorwärts" ist nicht eine niederttächtige Verleumdung, sondernheller Unsinn."Erst bor„wenigen Tagen", nämlich am 14. Februar, gab aberder„Vorwärts" au» einem Unternehmerorgan, nämlich der„Deutschen Konfektion", ein Urteil über Südweftafrikawieder, in dem es hieß:„Schon vor Jahresfrist wiesen wir darauf hin, daß diesesLand eine aussichtslose Sand wüste ist, die nie undnimmer einen Nutzen abwerfen kann. Das weiß dieRegierung sehr wohl und begründet die von diesem Jammerlandverschlungene Milliarde mit der Aufrechterhallung des bonnsnrdu drapeau. Man kann ihr freilich auch nicht zumuten, daßfie den wahren Grund ihrer Vorliebe für diese Streusandbüchsezugibt und»er aller Welt eingesteht, daß dieselbe als Bürge fürEnglands Wohlverhalten und als etwaiges EinfallStor in Trans-vaal und die Kapkolonie dienen soll."Wir bezogen also auf diese erst vor„wenigen Tagen"im„Vorwärts" wiedergegebene Stelle des Unternehmer.organs die Anklagen des Fürsten Bülow gegen die Sozial-demokratie. Da die„Nordd. Allgem. Ztg." aber erklärt, daß sichBülowS patriotische Entrüstung wieder einmal nicht gegen daSgenannte kapitalistische Organ, daS schon vor Jahresfristsolch„vaterlandslose" Ansichten, solch„niederttächtige Ber-lennrdungen" und solch„hellen Unsinn" geäußert hat, bezieht,sondern auf den„V o r w ä r t S". räumen wir gern ein, daß sichauch im„V o r w ä r t»" in seiner Nummer vom 30. Januar eineAuslassung befunden hat, wie wir fie oben rekapuliert haben.Es ist nur sonderbar, daß sich BülowS patriottscher Zorn stetsgegen die Sozialdemokratie richtet, niemals aber gegen die bürger-liche Presse, deren A e u ß e r u n g e n erst in der sozialdemokratt-schen Presse ihren Wiederhall gesunde» haben!Die„Deutsche Tageszeitung", das Organ der agrarischen Ueber-Patrioten, konnte sich dieser Tage rühmen, von dem Fürsten Bülowals Muster eines patriotischen Organs währendder Reichstagskampagne dem Reichstag vorgeführt wordenzu sein. Diese vom Fürsten Bülow so rühmlichst erwähnte und tzt-lobigte„Deutsche Tageszeitung schrieb aber am 29. Dezember:„Wir haben in Südtoestafrika nicht nur die Angelegenheitdes Schutzgebietes selbst im Auge zu behalten, sondern müssenfortgesetzt unsere Aufmerlsanckeit den Grcnzvcrh.jltuisse»zuwenden. Wir befinden uns dort, wie von keinerSeite bestritten werden kann, in einer sehr exponiertenStellung. Diese Stellung legt gewisse Verpflichtungenauf, deren Bern ach lüssigung sehr bedenklich, ja imhohen Grade gefährlich sein konnte. Gerade für solche Verhältnisseist eine ausreichende, stet» bereite Truppe diebeste Sicherung des Friedens."..Man steht also, daß sich die sozialdemokrätischen Kon-statierungen der wirklichen politischen Lage auf die denkbarauthentischsten bürgerliche» Quellen stützen. Die Aeußerung des„Vorwärts" vom 30. Januar basiert nur auf lleußerungen deragrarpatriotischen Presse, die einen Monat vorher veröffentlichtworden waren! Fürst Bülow täte also gut, künftighin seine Bor-würfe der„Vaterlandslosigkeit", der„Verleumdung" und dep„hellen Unsinns" an diejenigen von ihm ins Her» geschlossenenKapitalistenblätter zu wenden, die zuerst„vaterlandsloseInsinuationen" in die Welt setzten!Bei dieser Gelegenheit möchten wir übrigen? die„Nordd.Allgem. Ztg." daran erinnern, daß Fürst Bülow die vom„Vorwärts" wiederholt dokumentarisch erwiesene und ostentativgebrandmarkte Unwahrheit, daß zur Zeit des Roschtjest.wenskischen Flibustierzuges der„Vorwärts" die Reogierung zur Kriegserklärung gegen Rußsand aufgeputscht habe,niemals zurückgenommen hat, weder in der offiziösen„Norddeutschen Allgemeinen" noch im Reichs,tag! Die Offiziösen sollten sich also hüten, irgend jemandem Un»Wahrhaftigkeit vorzuwerfen!—_Ein Appell an BülowS Wahrheitsliebe.Wir veröffentlichten in unserer gestrigen Nllmmer folgendesTelegramm auS Frankfurt a. M.:Frankfurt a. M., 26. Februar. Zur Bülow-Rede bitte zuveröffentlichen, daß ich bereits am Stichwahlabcnd nachts 1 Uhrder„Frankfurter Zeitung" folgende Berichtigung übergeben habe:Frankfurt a. M.. den 6. Februar 1907. An die Redaktionder„Franks. Ztg." hier. Unter Berufung auf 8 11 des Preß-gesetzes ersuche ich Sie, in die nächste Nummer Ihres Blattesan der gesetzlich vorgeschriebenen Stelle die nachstehende Be-richttgung aufzunehmen: Im I. Morgenblatte der„Franks.Ztg." vom 6. d. M. findet sich ein Artikel„Halunkenmoral", inlvelchem die schwersten Beleidigungen gegen das sozialdemokra-tische Wahlkomitee und speziell gegen meine Person enthaltensind. Es heißt dort, das von mir unterzeichnete Flugblatt mitder Nachricht von dem versuchten Stimmenkaufe für Oesercharakterisiere sich als„Fälschungsprodukt" und„Schurkerei".Ferner ist dabei von„Frechheit".„Lüge" und„Ber-leumdung" die Rede, und schließlich erbieten Sie sich,„jederzeitden Nachweis dafür zu erbringen, daß dieses Flugblatt bereitsgestern abend gedruckt und zur Verteilung bereitgelegt war".Diese letztere Behauptung ist unwahr. Die fragliche Mit-tetlung ist mir erst heute morgen kurz nach 10 Uhr von dembetreffenden Wähler in Gegenwart deS Arbeitersekretärs Heidenund anderer Zeugen gemacht worden. Daraufhin habe ichdas fragliche Flugblatt geschrieben und gegen 11 Uhr morgensin die Union-Druckerei in Druck gegeben; dafür sind Dutzendevon Zeugen zu erbringen, u. a. auch mein Parteigenosse MaxCohen. Wegen der gegen mich ausgesprochenen Injurien be,halte ich mir gerichtliche Schritte vor.Wilhelm Dittmann.Diese Berichtigung ist im Abendblatt der„FrankfurterZettung" vom 6. Februar abgedruckt. Am 7. Februar hqbe einezweite Berichtigung geschickt, ist auch abgedruckt. Die Klagegegen die„Frankfurter Zeitung" ist eingeleitet. Morgen frühist obligater Sühnetermikl, Pgrt-isekretäc Vitt mann'