CnSttft tlvergegangm ist. Ich wußte nicht, daß mittlerweile eineBerichtigung erfolgt ist. Ich will jedoch aus dieser Berichtigungnach dem»Badischen Beobachter" folgendes mitteilen: Herr Weillerllärte, daß die Fahrt den Besuch der Pfarrer nicht zum Haupt-zweck gehabt habe; er gibt aber zu, daß er auf Awsuchen eines langjährigen ZentrumZmitgliedes, welches ihmseine Stimme geben wollte, bei dem Pfarrer eine? Dorfes einenBesuch gemacht hat. Er habe demselben auseinandergesetzt, daß ernicht für einen neuen Kulturkamps und nicht für eine TrennungVon Staat und Kirche sei. Dieser Besuch war unzweifelhaft einpolitischer und hatte dm Zweck, Stimmung für Weil! in Zentrums-kreisen zu machen. Auch erklärte Herr Weill, er würde, wenn erZeit hätte, die Pfarrer anderer Dörfer aufsuchen l— Weiter hatHerr Wiemer erklärt, daß Herr Weill früher nicht Sozialdemokratgewesen sei, sondern nur erklärt habe: er habe inden SOiger Jahren nurnehme von meinen gestrigen Ausfühnmgen auch nil�t ein Jota zurttchDr. Friedrich Weill war in dm achtziger Jahren, sowohl als Studentin Straßburg als nach seiner Rückkehr in Karlsruhe, Mitglied dersozialdemokratischm Partei, er unterstützte den„Offenburger Volks-freund", der damals aus bürgerlichen Händen in sozialdemokratischeüberging, mit seinen Mitteln. Auf seinen Rat hin ist auch dieserUebergang erfolgt. Dr. Weill war sowohl meinem Freunde Dreesbachwie auch mir, der ich auf meinen Geschäftsreisen öfter in Karlsruhe war.sehr wohl bekannt, und eS war uns auch bekannt, daß er ganz all-gemein als Parteigenosse angesehen war. Er hat die Partei finanziellunterstützt und hat an dem sozialdemokratischen„Offenburger Volks-freund" mitgearbeitet.(Zuruf bei den Sozialdemokraten: Was willmau mehr?)Nächste Sitzung: Donnerstag t Uhr, Tagesordnung: t. Be-ratung des schleunigen Antrages aus Einstellung eines Straf-Verfahrens gegen den Wg> Stychel(Pole), 2. Fortsetzung derbeutigen Beratung.Schluß 6% Uhr._Hbgeötdnctenbaud** 21. Sitzung. Mittwoch, den 27. Februar, vormittags 11 Uhr.Am Ministertisch: Dr. Delbrück..Die Beratung des Etats der Berg-, Hüttsn- und Salinen-Verwaltung wird fortgesetzt.Die Abgg. Marx<Z.) und Voll?(natl.) treten für Besser.stellung der mittleren Werkbeamten, Abg. v. Schubert(Hosp. d.Natl.) für eine solche der Steiger, Abg. Brust(Z.) der Schicht-Meister ein..Minister Dr. Delbrück: Wenn ich die Herren hier die Beamten-wünsche vortragen höre, so beschleicht mich ein Gefühl des Neides.Sie haben die Wünsche nur vorzutragen, ich aber mußbegründen, warum ich sie nicht alle erfüllen kann.(Heiter-keit.) Indessen sollen ja, wie Sic wissen, im Etat für 1308 dieberechtigten Wünsche der unteren und mittleren Beamten, soweiteS die Finanzverhältniffe gestatten» berücksichtigt werden.Abg. Marx(Z.) tritt für Erhöhung des Schichtlohnes derBergarbeiter und anderweite Regelung des Gedinges ein.Abg. Dr. Voltz(natl.) polemisiert gegen die gestrigen Aus-führungcn des Abg. Korfanty. Die Löhne in Oberschlesien hättensich in den letzten Jahren sehr gehoben.Abg. Horn(natl.) klagt, daß in den Oberharzer Bergwerkendie Invalidenrenten auf die Knappschaftsrenten angerechnetwürden.Minister Dr. Delbrück: Das Verfahren des Oberharzer Knapp-fchas tsverei iiS entspricht den gesetzlichen Bestimmungen.Der Etat wird bewilligt.Es folgt der Etat der Handels- und Gewerbeverwaltung.Abg. o. Schcnckendorff(natl.) wünscht, daß der Staat zurUnterstützung der Handels- und Gewerbeschulen für Mädchen nochmehr tue als bisher.Minister Dr. Delbrück: Der Staat kann sich nicht genügenlassen an dem, was bisher geschehen ist. Es mutz aber daran fest.gehalten werden, daß die Unterhaltung der FortbildungsschulenSache der Kommunen und Privaten ist.— Der Staatkann nur fördernd und anregend wirken und geeigneteLehrer ausbilden.Die Einnahmen werden bewilligt.' Beim Ausgabetitel„Gehalt des Ministers" liegt ein AntragB a ch m a n n(natl.) vor, der die Regierung auffordert, den Hand-Werkskammern fortdauernde StaatSzuschüsse zu gewähren.Abg. Malkewitz(kons.): Der Reichskanzler hat von einerPaarung konservativen und liberalen Geistes gesprochen. Mit denNotioimlliberalen wollen wir gern zusammengehen, aber nicht mitden Linksliberalen. Insofern wünschen wir also nicht, daß dasSteuer der Politik einige Grade nach links gelenkt wird. Mögeder Minister dafür sorgen, daß dem Reichstag bald ein Gesetz-entwurf zur Abänderung der Gewerbeordnung vorgelegt wird. Ichfrage den Minister, ob eine Vorlage zu erwarten ist, welche dieBegriffe„Handwerk" und„Fabrik" besser abgrenzt. Wir fordernnach wie vor die Alters- und Invalidenversicherung der Hand-werker. Der Abg. Oeser hat mir früher aus meiner Stellungin der Fleischnotfrage einen Vorwurf gemacht. Jetzt hat seinOrgan, die„Frankfurter Zeitung", gegen die Schlächter vielschärfer Stellung genommen als ich. Das beweist, wie unberechtigtseine Vorwürfe waren. EitrGesetz gegen den Terrorismus der Sozialdemokratiemuß schnellstens von der Regierung vorgelegt werden, damit dieFreiheit der Arbeiter und der Arbeitgeber geschützt wird.(Bei-fall rechts.) mAbg. Trimborn(Z.): Der Vorredner meinte, die Paarungkonservativen und liberalen Geistes habe zu schönen Resultatengeführt. Eine gesunde Mittelstandspolitik kann aber nur von denKonservativen und der Zentrumöpartei getrieben werden.(Wider-spruch links.) Dem Terrorismus sozialdemokratischer Organi-sationen kann schon heute auf Grund des Z 1B3 der Gewerbeordnung entgegengetreten werden; dieser ist eine sehr scharfeWaffe. Das beste Mittel gegen den Terrorismus ist die Er-starkung der nichtsozialdcmokratischerr, namentlich der christlichenArbeiterorganisationen. Ich bin jedenfalls gespannt, darauf, wasaus der Paarung konservativen und liberalen GeisteS wird, wennmit scharfe» Mastregel» gegen die Sozialdemokratie vvrgegangcnwerden soll.(Heiterkeit.) Die Versorgung der kleinen Gewerbe-treibenden mit Maschinen und Werkzeugen könnte am besten aufgenossenschaftlichem Wege erfolgen. Dringend wünschenswert isteine Reform des Submissionswesens, man sollte namentlich bemühtsein, die Genossenschaften an der Vergebung von kommunalen undstaatlichen Lieferungen zu beteiligen. Wir verlangen eine Enqueteüber die Lage der Ladcninhaber. Es müssen Detaillistenkammerngeschaffen werden, die den kleinen Kaufmannsstand organisieren.Das LchrlingSwesen muß geregelt werden, eine Prüfungskommis»sion für junge Kaufleute muß eingerichtet werden. Es fehlt unsin der Handels- und Gewerbevcrwaltung an einem Programm.Ich habe den Mut gehabt, die Grundzüge eine» solchen zu ent-wickeln. Die zweite Auflage werde ich Ihnen im nächsten Jahregeben.(Heiterkeit und Beifall im Zentrum.)Minister Dr. Delbrück: Die Vorredner haben sich sehr viel aufdem Gebiete der hohen Politik bewegt. Ob sich eine Partei zurPaarung und ein Dritter zur Befruchtung eignet(Heiterkeit), dasgehört aber nicht in mein Ressort.(Heiterkeit.) Wo die Hand-Werkskammern einer Unterstützung bedürfen, erhalten sie dieselbeschon jetzt, wenn sie ihre Bedürftigkeit durch Vorlegung ihresEtats nachweisen. Die Förderung deS Genossenschaftswesens istspeziell als eine Aufgabe der Handwerkskammern zu betrachten.Die Frage der Feststellung von bestimmten Unterscheidungsmerl-malen zwischen den Begriffen„Fabrik" und„Handwerk" ist außer.ordentlich schwierig zu lösen. Es wird abgewartet werden müssen.wie weit es der Reichsgcsetzgebung möglich sein wird, diese Be-griffe anderweit festzusetzen. Ueber die Zahl der in Fabrikenbeschäftigten handwerksmäßig ausgebildeten Arbeiter ist eine En-pMnMkt dje nocl) ptHt abgeschloW ist, Bon deinErgebnis dieser Enquete wird es abhängen, inwieweit dann Fabrik-betriebe auf Grund der von ihnen beschäftigten, handwerksmäßigausgebildeten Arbeiter zu den Kosten der Handwerkerkammernheranzuziehen sind. Für die Vergebung öffentlicher Arbeiten, so-weit der Staat dabei in Frage kommt, sind neue Bestimmungenaufgestellt worden, die im wesentlichen die Zustimmung der Hanfrwerker gefunden haben. Der Frage der Unterstützung von Ge>nassenschaften werde ich stets meine Aufmerksamkeit widmen.(Beifall.)Hierauf wird die weitere Beratung auf Donnerstag 11 Uhrvertagt.Schluß 5 Uhr._Huö Industrie und FtondelZur wirtschaftliche» Lage.In unserem letzten Wochenbericht wiesen wir schon auf die un-günstige Situation auf dem Baumarkt hin. Die»Rhein.-Westf. Ztg."schreibt nun:„Es ist eine Tatsache, die man nicht länger verschweigen kann,daß die Geschäftstätigkeit und die Unternehmungslust vor allemim Baugewerbe sehr rasch im Sinken ist infolge der hohen Bank-rate. Die Berichte, die man von allen Seiten aus den Städtenerhält, legen dar, daß die Neuanmeldungen von Häuserbautenerheblich im Rückgange begriffen sind. In allen modernen Kultur-ländern ist aber der Häuserbau das Entscheidende; Häuser ver-langen Steine, Ziegel, Kalk, Zement, Träger, Balken, Fensterund Türen, Tische und Stühle, Glas und Platten, kurz ungefähralles, was überhaupt produziert wird. Stockt der Häuserbau, wiees jetzt bei uns der Fall ist, dann stockt bald das ganze Wirt-schastliche Leben."Das Blatt macht für die ungünstige Situation lediglich denhohen Diskontsatz verantwortlich. Vor kurzem wurde aber schon berichtet, daß die Händler sich teilweise etwas hoch eingedeckt haben,in der Befürchtung, event. später nicht ankommen zu können. Diehohen Preise halten nun aber die Nachfrage zurück. Die ZurückHaltung wird noch gestärtt durch das Abflauen der Eisenpreise aufden außerdeutschen Märkten. Zu alledem kommt noch, daß mit dem1. April weitere Preissteigerungen in Kraft treten. Das sindMomente, die die Unternehmungslust mindestens ebenso stark be-einflussen wie der Bankdiskont._Getreidrpreise in Deutschland und im Auslände. Das letzt-erschienene Vierteljahrsheft zur„Statistik des Deutschen Reiches'enthält eine Staristil der Roggen- und Weizenpreise an einer Anzahldeutscher und ftemder Börsenplätze im dritten Vierteljahr 1839—1936.Wir geben im nachstehenden die Zahlen des ersten und letzten Jahresder Periode für die wichtigsten Orte wieder.(Die angegebenenPreise verstehen sich für 1333 Kilogramm in Mark.)Roggen Weizen1893 1906 1399 1306Berlin... 146,2 155.6 155.1 176,9Mannheim.. 167,3 168.S 177,6 195,9Wien.... 125,1 114,0 164,6 144,0Odessa... 131,1 94,1 123.7 118,2Paris.... 111,7 181.6 159.9 188,6Amsterdam.. 117,3 113,3 131,8 147,2London 119,3 137,8Chicago........... 109,6 113,6Buenos AireS......... 83,9 123,7Diese Zahlen zeigen mit aller wünschenswerten Deutlichkeit, daßDeutschland in bezua aus die Getreidepreise in der Tat den erstenPlatz in der Welt emnimmt. ES hatte im dritten Quartal 1936 so-wohl die höchsten Roggen- alS auch(Mannheim) die höchsten Weizen-«eise. Daß eS sich mtt den Fleischpreisen genau ebenso verhält, istn den letzten Monaten durch eine Reihe vergleichender Stattstikenzur Genüge dargetan worden.ES wird weiter gesteigert. Wie die ,K. V.-Ztg." erfährt, werdenin der nächsten Sitzung des Beirats des Stahlverbandes die Preisefür Träger« und Formeisen einer Erörterung unterzogen werden.Dabei ist angeregt worden, infolge der günstigen Lage oeS Marktesim Auslände, in diesem Zweige eine kleine.Preisänderung" eintretenzu lassen.PHSnix-Rorbstern. Die Generalversammlung der Phönixgenehmigte den Antrag betreffend Uebernahme deS Nordstern"Die Aktionäre des Steinkohlenbergwerks Nordstern sollen für je1230 M. ihrer Aktien nebst Dividendenscheinen für da» Jahr 1937und folgende eine neue über 1230 M. lautende für das Geschäfts-ahr 1936/1937 zur Hälfte, von da ab voll dividendenberechtigteAktie des Phönix und außerdem eine Barzahlung von 233 Proz.au» dem Nennbetrage ihrer Aktien erhalten Ferner wurde dieErhöhung des Aktienkapitals der Gesellschaft Phönix um 28 Mil-lionen Mark durch Ausgabe von 23 938 auf den Inhaber lautenderfür das Geschäftsjahr 1936/1937 zur Hälfte, von da ab voll»ividendenberechtigter Aktien, von denen 23 463 Stück über je1203 M. und 3443 Stück über je 1330 M. lauten sollen, beschlossen.Soziales.Das Ende der Milchzentrale.AuS ist'S mit der Milchzenttale J �chon längst durfte man vonihr sagen, daß sie nicht mehr leben und doch auch noch nicht sterbenkonnte. Jetzt soll sie aber endlich doch zum Sterben kommen.Am Mittwoch haben die Genossenschafter in einer außerordent-lichen Generalversammlung die Auflösung der Milchzentrale beschlossen— und zwar einstimmig. Vom Vorstandwurde mitgeteilt, daß selbst nach der letzten, noch nicht durchgeftihrtenErhöhung der Geschäftsanteile auf 263 Mark die revidierteBilanz zum 31. Januar 1937 noch eine Ueberschuldungin Höhe von 174 333 Mark aufweise. Die Liquidation würdedaher nach der gesetzlichen Vorschrift ohne weiteres zum Konkursführen, wenn nicht vorher durch erneute Erhöhung der Geschäftsanteile undHaftsummen für buchmäßige Ausgleichimg der Ueberschuldung gesorgtwerde. Der Vorstand beantragte demgemäß, zunächst die Geschäftsanteileund Hastsummen(die ursprünglich 1 Mark bezw. 10 Mark betragenhaben I)aufje 280 Mark zu erhöhen. Die General-Versammlung beschloß die beantragte Erhöhung der Ge-schäftsanteile und Haftsummen; gegen die Erhöhung erklärte sicheine Minderheit von nur 33 vezw. 81 Stimmen. ES wurdeauch eine Kommission von drei Mitgliedern zur Revision derGeschäftsbücher eingesetzt. Der Auflösungsbeschluß soll statut-gemäß am 33. März wiederholt werden und damit zu einem end-gültigen werben.Nach durchaus unzutreffenden Behauptungen m der der Milch-zentrale nahe stehenden Preffe soll eine Gefahr deS völligenZusammenbruches der Milchzentrale noch gar nicht vor-liegen. Die Liquidatton solle verhüten, daß infolge der bisherigenund der noch zu erwartenden Austritte von Mitgliedern aus derMilchzentrale eine Zusammenbruchsgefahr erst entstehe I ES wird sichzeigen, ob nicht sogar trotz der nochmaligen Erhöhung der Geschäfts«anteile und Haftsummen sich nicht wird vermeiden lassen, daß eSzum Konkurs kommt. Sind denn die zahlreichen Untergenossen«schaften und Kleinbauern überhaupt in der Lage, noch etwas inden unausfüllbaren Sumpf h, neinzuwerfen?Und wenn sie etwa dazu in der Lage sind, werden sie Lust dazuhaben?Der Versuch der Agrarier mit der Milchzentrale mußtescheitern, weil die agrarische Leitung von vornherein al«bollig unfähig zur Wahrnehmung der Interessen der Bauernsich gezeigt hat. Viele Kleinbauern sind, wie wir eingehenddargelegt haben, durch das Treiben der Leiter der„Milch-zentrale* außerordentlich geschädigt. Außerordentlich zu bedauernist, daß trotz de» offenbares Vorliegens des KonImSverfahrens dieStaatsanwaltschaft— wie es scheint definitiv— abgelehnthat. strafrechtlich einzuschreiten, weil der LeiterRing verstorben und den übrigen zur Verantwortung gezogenenPersonen, wiewohl sie ein vom Reichsgericht wiederholt als un-gesetzlich bezeichnetes Verfahren eingeschlagen haben, das rechts«widrige Bewußtsein nicht nachzuweisen ist. Die Angelegenheit hätteeine ö f f e n t l i ck> e Klarstellung dringend erfordert. Wäre dasGericht der Ansicht der Staatsanwaltschaft über den Mangel desBewußtseins der Rechtswidrigkeit der Handlungen der Herren bei-getreten, so wäre gegen eine Freisprechung nichts einzuwenden ge-wesen. Im Gegenteil, dann wäre dadurch die Unfähigkeit derHerren zur Beobachtung und Einhaltung der Gesetze nicht nur durcheinen Bescheid der Staatsanwaltschaft, sondern auch durch ein GericktS-urteil klargelegt. Auf die für den Mittelstand, insbesondere daSKleinbauerntum ruinöse Wirkung dieser agrarischen Gründung be«halten wir uns vor, nochmals einzugehen. Auch die Er«h ö h u n g der Haftsumme ist eine arge Schädigung berBauern.Die.Milchzentrale" hat nicht nur zahlreichen wirklichen Bauemungeheuere pekuniäre Nachteile gebracht. Sie ist auch ein Haupt«Hindernis an der Versorgung Berlins mit guter Milch und an derGesundung der Milchproduktionsverhältnisse in der ProvinzBrandenburg gewesen. Die„Milchzentrale" ist ein dauerndesMonument für agrarische, der Allgemeinheit und dem arbeitendesBauern gleich schädliche Mißwirtschast.Sieben Personen in der Privatwohnung als Versammlung>Der sozialdemokratische Parteisekretär deS Re»gierungsbezirks Merseburg, Genosse Drescher.hatte zum 17. Juni 1936 zu einer Besprechung 15 Personen in dieWohnräume des Berginvaliden Probst in Mansfeld geladen. SiebenPersonen fanden sich ein. Es wurde das Haller„Vollsblatt" aus«gelegt und eine gedruckte Abonnementseinladung. Zur Verlesungkam dann ein Auszug aus der Broschüre eines Pfarrers, der sich derSozialdemokratie gegenüberstellt. Aus der Zeitung wurde ebenfallsvorgelesen, zu deren Abonnement auch mündlich aufgefordert wordensein soll. Das Landgericht Eisleben, vor dem als Be»rufungsinstanz sich später Drescher und Probst wegen Ueberttetungdes preußischen Vereinsgesetzes zu verantworten hatten, nahm daswenigstens als festgestellt an. Ebenso erachtete es al« festgestellt,daß über die zukünftigen Wahlen gesprochen worden sei.Das Landgericht verurteilte die Angeklagten aus Grund der88 1 und 12 des Vereinsgesctzes, weil eS sich, wenn von den 15 Ge«ladenen auch nur sieben gekommen seien, um eine Versammlunghandele, die der Erörterung öffentlicher Angelegenheiten diente unddie der Polizei hätte angemeldet werden müssen, waS nicht geschehenwar.(Uebrigens waren Polizeibeamte eingedrungen und hatten»dieVersammlung" aufgelöst.)DaS Kammergericht verwarf die von den An««klagten eingelegteRevisionmit folgender Begründung:>aß es sich um eine„Versammlung" handelte, habe die Vor-instanz aus tatsächlichen Gründen bejaht. An die Feststellung,die ohne Rechtsirrtum erfolgte, sei der Senat gebunden. Und daßin der Versammlung öffentliche Angelegenheiten erörrert werdensollten und erörtert worden seien, wäre auch hinreichend festgestellt.Es genüge schon allein, daß über die zukünftigen Wahlen gesprochensei. Das wären immer öffentliche Angelegenheiten. In dem bloßenAuslegen einer gedruckten Aufforderung zum ZeitungSabonnementsei allerdings keine„Erörterung" zu sehen. DaS habe daS Land«geeicht auch nicht feststellen wollen. Ohne Rechtsirrtum habe«Sjedoch auch eine Erörterung öffentlicher Angelegenheiten gefunden inSem Hinlegen in Verbindung mit dem Vorlesen auS derZeitung unter Hervorhebung deS Politischen und in Verbindung mitder mündlichen Abonnementsaufforderung.Sind diese Ergebnisse der preußischen Rechtsprechung so zu«treffend, wie wir sie für unzutreffend erachten, so mag manden erwachsenen preußischen Staatsbürger als ein Wunder«exemplar ausstellen, der noch nicht gegen die so ausgelegten ßZ 11und 12 des VereinSgesetzeö gefehlt hat. Gibt es konservative undnationalliberale Beamte, Richter, Lehrer oder Offiziere, MitgliederdeS Flottenvereins, des Vereins zur Bekämpfung ver Sozialdemo»kratie usw., die über die Wahlen oder irgend ein anderes politischesThema in Privatwohnungen, am Bierttsch oder sonst„unangemeldet"nicht gesprochen oder einem solchen politischen Gespräch nicht zu«gehört haben? Nach der von dem Kammergericht für richtig erachtetenAuslegung müßte gegen sie alle straftechllich auf Grund des Vereins-gesetzes vorgegangen werden. Ein Gesetz, das solche Ergebnissezeitigt, zeigt seine Unverträglichkeit mit den heutigen politischen undwirtschaftlichen Verhältnissen.Versammlungen.Sechster Wahlkreis. Die Genossen der Schönhauser vor»stadt hielten am Dienstag in den„Berolinasälen" eine Bezirks-Versammlung des Wahlvereins ab, woselbst Genosse Stückten»Altcnburg über den„Ausfall und die Lehren der letzten Reichstags-wähl" sprach. Redner führte u. a. aus, daß die Mandatseinbußewohl allen Genossen ziemlich unerwartet gekommen sei. Nach demmeistens überaus starken Versammlungsbesuch während der ganzenWahlkampagne zu urteilen, konnte man eher mit einer Startungals einer Schwächung der sozialdemokratischen ReichStagifraktionrechnen. Doch es habe sich gezeigt, daß es vorwiegend unsereeigenen Genossen gewesen sind, die sich an dem ständig gutenBesuch der Versammlungen so rege beteiligten. Wenn nun auchmanche Hoffnung getäuscht worden ist, so werde der Jubel derbürgerlichen Parteien über unsere Wahlschlappe doch bald wiederverstummen, denn die Werbekraft der sozialdemokratischen Ideenhabe, wie unsere Stimmenzunahme beweist, um nichts eingebüßt.Entschieden zu verurteilen sei es, daß einige Genossen, noch eheözusagen die Tinte der ersten Wahltelcgramme trocken war, nichtsSesseres zu tun wußten, als sich in einer wenig geschmackvollenKritik an der Parteitaktik zu ergehen. Seiner Meinung nach habe„Dresden" absolut keinen Einfluß auf den Wahlausfall auS»geübt. Auch dem sogenannten Abstoß der Intellektuellen könne erieine Bedeutung zumessen. An dem Vorwurf, daß die Mitläufervon 1933 nicht genügend in sozialdemokratischem Geiste erzogeneien, möge ein Körnchen Wahrheit sein, doch müss-e bedacht werden,daß die Sozialdemokratie im wesentlichen eine proletarischePartei ist, die auf d�m Boden des Klassenkampfes steht. DieserUmstand mache den zeitweisen Abfall der Mitläufer erklärlich.Redner besprach dann eingehend die skrupellose Agitation derbürgerlichen Parteien, die mit amtlicher Unterstützung und unterAssistenz des Reichslü�enverbandeS in ihrem Haß gegen die Sozial-demokratie wohl so ziemlich alles außer Acht gelassen haben, wasman als politischen Anstand bezeichnen müsse. Um der Sozial-demokratie auch jetzt noch das Wasser abzugraben, bringen dieGegner eine Reihe sozialpolitischer Anträge ein, die von der sozial-demokratischen Fraktion schon vor Jahren gestellt worden sind,damals aber von den bürgerlichen Parteien abgelehnt wurden.Dieses Manöver der Gegner charakterisiere sich von vornhereinals Spiegelfechterei. Was nun die Lehren des Wahlkampfes an-belange, so müßten die Genossen künftig die ganze Wucht derAgitation auf die Hauptwahlcn legen, denn die Stichwahlen würdenbei dem zu erwartenden Zusammenschluß aller bürgerlichen Par-tcien gegen die Sozialdemokratie immer aussichtsloser für uns.Vor allem aber müsse jetzt das Hauptaugenmerk auf den Ausbauder Organisationen gerichtet werden. Unsere Kraft steckt in dergeschulten Masse, nicht in der Zahl der Mandate, so nützlich undangenehm diese auch sein mögen. Die Voraussetzung künftigerSiege sei einzig und allein eine gute sozialdemokratische Organi»ätion.(Lebhafter Beifall.) Von einer Diskussion nahm die Ver»ammlung Abstand. Nach einem kurzen Mahnwort des VorsitzendenH a u S. die Worte deS Referenten zu beherzigen, wurde die Ver»'ammlung mit einem Hoch auf die Partei geschlossen.Zentralverband ber Konditoren. Donnerstag, dm SS. Februar,abend» S'/, Uhr, im Englischen Barten, Alexanderstr. S7o: AußerordentlicheMitglied erveasainmlung.*