Jtnnncft. Er Steldeke, b'ofe sie auf englischem Gebieke nicht er« reichbar seien." Wir bemerkten dazu, daß es nach dem Bericht des Oberst Deimling bis zum S. Dezember nicht möglich gewesen sei. mit Joseph Christian und Morris in Verbindung zu treten. Seit dem 9. Dezember müsse danach diese Verbindung h e r g c st c l l t ge- Wesen sein. Gerade über diese wichtigste Periode zwischen dem S. und 13. Dezember aber gäbe der Bericht Deimlings nicht die geringste Auskunft i Außerdem stellten wir noch fest, daß nach Herrn Deimlings Darstellung bereits Mitte November die Zahl der in Heira- chabis versammelten Bondelzwards 128 Männer betragen habe. Doch ein Beweis dafür, daß die Bondelzwards von den ernst- haftesten Friedensabsichten beseelt gewesen seien. Statt nun die Lücken des Deimlingschen Berichts zu er- gänzen, begnügte sich die„Nordd. Allgem. Ztg." damit, einen Bericht der katholischen Mission von Heirachabis vom 28. Dezember zu veröffentlichen, den sie vermutlich als eine Widerlegung unserer Ausführungen ansah. In Wirklichkeit lieferte aber der Missions- brief gerade den Beweis, wie berechtigt unsere Kritik gewesen war. Der Missionsbrief gab nämlich von der vom Pater Mali- nowski am 15. November angetretenen Reise zur Aufsindung der Morris und Joseph Christian wörtlich folgende Dar- stellung: „Der hochwürdige Pater Malinowski machte sich nun wieder auf den Weg, um Joseph zu suchen, aber Joseph ließ sich nicht finden. Von Heirachabis gings über Kalkfontain, Haid, Uhabis, Ramansdrift. Dann am Fluß entlang nach Wittrich- mund, wo er Morris und Johannes Links fand, die sich sehr er- freut zeigten über die Nachricht(der Friedensverhandlungen). Herr Pater hatte sich mit Proviant für drei Tage ver- sehen. Nun gab er denselben an Johannes Links, da- mit er sich beeile, den Joseph zu bringen. Da wartete er ver- gebens 4 Tage, nur von schwarzem Kaffee lebend, so daß Hunger ihn zwang, nach Ramansdrift zurückzukehren. Unterdessen aber hatten sie Joseph verhaftet, fo daß derselbe nur eine mündliche Zustimmung zum Frieden schicken konnte, die schriftliche kam noch vor Friedcnsabschluß. Nur auf höhere Anweisung gönnte sich der Herr Pater einen Tag Ruhe in Heirachabis, fuhr dann nach Ukamas, um mit Herrn Oberstleutnant Estorfs zu unterhandeln, kam zurück und fuhr am 21. mit Kapitän und Grotzlcuten zu den entscheidenden Verhandlungen." Man sieht, dieser Brief der katholischen Mission ergänzt und berichtigt in sehr interessanter Weise den Bericht des Herrn Deimling, wie er umgekehrt auch durch Deimlings Bericht ergänzt wird. Wir sehen aus dem Brief der katholischen Mission, daß Pater Malinowski Morris Zustimmung zu dem Frieden bereits wenige Tage nach seiner Abreise erhielt. Länger ließ die mündliche Zustimmung des in- zwifchen verhafteten Joseph Christian auf sich warten. Da aber auch noch eine schriftliche Zustimmung des Letzteren noch vor dem Fricdensabschluß eintraf, kann Deimlings Angabe, daß es bis zum 9. Dezember noch nicht gelungen sei, mit Joseph Christian und Morris in Verbindung zu treten, nur so ausgelegt werden, daß diese Verbindung durch die Vermittrlung des Paters Malinowski doch wohl unmittelbar nach dem 9. Dezember her- gestellt war! Die„Nordd. Allgem. Ztg." ist auf diese unsere Feststellungen nicht mehr zurückgekommen, wohl aber ist nunmehr dem Reichstag eine Denkschrift über den Verlauf der Verhandlungen iu Süd- Westafrika zugegangen, die im wesentlichen über diesen springenden Punkt die oben zitierte Darlegung Deimlings wiedergibt; auf- fallcndcrweise jedoch sind an dem Originaltext einige bemerkens- werte Korrekturen vorgenommen worden. Wir stellen zum Ver- gleiche den Wortlaut der Deimlingschen Erklärung, die am 30. Januar in der„Nordd. Allgem. Ztg." wiedergegeben war, hiermit dem Wortlaut der Denkschrift gegenüber. .Nordd. A l Ig.' Ztg." vom 3 0. Juni: Am 27. und 28. Oktober meldete jedoch Oberstleutnant V. Estorfs, der Kapitän erkläre, über die Waffenabgabe nicht entscheiden zu können, ohne das Einver- ständnis Josef Christians und anderer Großleute. deren baldiges Eintreffen erwartet werde. Durch das Sammeln des Stammes wurde nun aber der Beginn der Verhand- lungen bis zum AI. De- zember verzögert. Die Ende Oktober erfolgte. Aussendung von Botei� die die Grotzleute auf- suchen sollten, blieben erfolglos. Auch dem Pater Malinowski, der daraufhin am lö. November abgeschickt wurde, gelang es bis zum 9. Dezember nicht, die Ver- bindung mit Josef Ehristian und Morris zu gewinnen. Er meldete, daß sie auf eng- iebiete nicht er» . Denkschrift": Am 27.' und 28. Oktober meldete jedoch Oberstleutnant v. Estorff, der Kapitän erkläre, über die Wafsenabgabe nicht entscheiden zu können ohne das Einverständnis Josef Christians und an- derer Grvßleute, deren baldiges Eintreffen erwartet werde. Durch das Sammeln des Stammes wurde der Beginn der Verhandlungen bis zum 2 1. D e« zember verzögert. Die Ende Oktober erfolgte Aus- sendung von Boten, die die Groß» leute aufsuchen sollten, war er- f o l g l 0 s geblieben. Auch dem Pater Malinowski. der zu demselben Zwecke abgeschickt wurde, gelang eS nicht, die Verbindung mitJofefChristian und Morris zu gewinnen. Er meldete am 9. Dezember, daß sie auf englischem Gebiet nicht erreichbar seien. l i s ch e m reichbar seien. Man sieht, das Datum der Abreise des P a t e r s Mali- nowski ist seltsamerweise völlig fortgeblieben. Ebenso ist der Text des letzten Satzes geändert worden. Nimmt man noch hinzu, daß sich w e d e r der Urtext, n o ch der k o r- rigiertc Text des letzten Satzes des Berichtes Deimlings mit dem Brief der katholischen Mission in Einklang bringen lflsit, so erweist sich die ganze offiziöse Korrektur nur als ein neues untaugliches Mittel, die Wahrheit noch mehr zu verdunkeln, als sie ohnehin schon durch die offiziösen Erklärungen verdunkelt worden war!— Der scherzhafte Gras PosadowSky. Herr PosadowSky nahm heute im Reichstage Veranlassung, den „Vorwärts" zu„berichtigen". Dieser habe ihm die Worte in den Mund gelegt, die Durchführung des Bülowschen Programms werde „Geduld und viele Millionen" erfordern. Nach dem parlamentarischen Bericht des„Vorwärts" habe er jedoch erklärt, dazu sei„ein Zeitraum längerer politischer EntWickelung und vieler Sessionen" notwendig. Wir wollen Herrn PosadowSky ver- raten, daß der Verfaffer deS Artikels ans der Journalistentribüne anwesend war und die Worte des Staatsselretärs so verstanden hatte, wie sie von ihm wiedergegeben waren. Da Herr PosadowSky gestern mit ziemlich dünner Stimme sprach, ist natürlich ein Ler- hören bei der angenehmen Akustik des HauscS nicht ausgeschloffen. Uebrigens wollen wir feststellen, daß PosadowSky auch nach dem Parlamenlsbericht deS„Vorwärts" wenigstens von der ,G e d u l d" gesprochen hat. Und daß das weltpolitische Programm der beiden Bernharde auch„viele Millionen" kosten wird, hat ja Herr Dernburg in seiner Frankfurter Rede selbst erklärt. Warten wir also erst einmal ab, ob die vielen Millionen, die die Realisic- rung deS neuen Regierungsprogramms kosten wird, nicht gefordert werden, bevor„viele Sessionen" verstrichen sind, und ob sie nicht die Geduld selbst unserer neugebackenen freisinnigen Weltpolitiker bald genug auf eine harte Probe ste�e.i I— Die Hamburger Bürgerschaft nach den Neuwahlen. Mit den am Donnerstag erfolgten halbschichtigen Neuwahlen in der Privilegiertengruppe der Notabeln, die sich aus jetzigen und gewesenen Mitgliedern der Gerichte, VcrwaKungsbehörden. Abge- ordneten zum Landesparlament usw. zusammensetzt, ist die illustre Hamburger„Volksvertretung" von allen Wahlkörpern- zur Hälfte ncugcwählt. Das neue Wahlgesetz, bestimmt zu dem Zweck, die Sozialdemokratie niederzuhalten, hat bei den Wahlrechtsräuber- fraktionen wie Sprengpulver gewirkt, denn sie haben unter Hinzu- rechnung der wegen der Wahlentrechtung abgezweigten Liberalen, die sich als„Vereinigte Liberale" zu einer eigenen Fraktion zu- sammengetan haben, nicht weniger als 30 Mandate eingebüßt. Die Vereinigten Liberalen sind im neuen Parlament 23, die Sozial demokraten 19 Köpfe stark; crstere haben bei den Privilegiertem und Klassenwahlen, die am 1. bczw. 15. und 28. Februar stattfanden, 9, letztere 5 Mandate erobert. Außerdem sitzen im Parlament zwei ,sraktionslose Gegner der Wahlentrechtung, so daß das Parlament sich aus 44 Gegnern und 116 Befürwortern der Vollsentrechtung zu- sammensetzt. Zur Illustration des abgestuften„Wahlrechts" sei noch kurz bemerkt, daß an: Donnerstag durchschnittlich je 38 Notable einen Abgeordneten wählten, während äm 1. Februar von je etwa 1000 Wählern der zweiten Klasse ebenfalls ein Abgeordneter gewählt wurde; ein Grundcigentümervertreter wird von etwa 200 Wählern ernannt._ Rach-„Miirz"liches von Jauris. Paris , 28. Februar.(Eig. Ber.) Jauros widmet in der„Hnmanite" dem Rededuell zwischen Bülow und Bebel einen Artikel, der dieselbe optimistische Auffassung der von ihm in der Halbmonatsschrift„März" veröffentlichten Be- trachtungen zeigt, an einem bedeutenden Punkt aber von den dort geäußerten Anschauungen merklich abweicht. Nachdem Jaurös die Großsprechereien BülowS zurückgewiesen hat, die die Sozialdemo- kratie wie eine der Vernichhing geweihte Partei abtun, erklärt er, daß gerade jetzt der deutsche Sozialismus in der neuen Verfassung des Landes und der Geister neue Mittel der EntWickelung finde: „In diesem Augenblick ist er vor allem beschäftigt, dem Kanzler Schlag um Schlag. Wunde um Wunde heimzuzahlen und er ist in diesem Ansturm mit dem Zentrum verbündet, dem die Regierung den Fehdehandschuh hingeworfen hat. Aber wenn die vom Kampffieber Erhitzten erst das Schlachtfeld in seiner ganzen Ausdehnung werden überblicken können, wird sich bald das wahre Problem darstellen: Wie kann Deutschland jene polisische Freiheit bekommen, die die notwendige Bedingung der wirksamen Aktion der Parteien ist? Der Kanzler mag nur immerzu seinen Triumph feiern. Ihn erwarten furchtbare Schwierigkeiten. Das in die Opposition zurückgeworfene, in Zorn gebrachte Zentrum kann sich nicht lange als Oppositionspartei erhalten, wenn eS nicht demokratische Allüren annimmt Was werden dann die Liberalen machen?— Werden sie weniger liberal als das Zentrum sein? Aber wenn sie nicht Selbstmord üben wollen, wie können sie eine Mehrheit mit den Konservativen bilden? So ist trotz des schein- baren rückschrittlichen Wahlresultats ein Zug nach links unauL- weichlich. Der deutsche Sozialismus wird sich fragen müssen, mit welchen Mtteln, durch welche Politik er am besten zu diesem not- wendigen und nahen Vorinarsch der Demokratie und des Lihera- lismus beitragen soll?" Man sieht, daß hier Jauros eigentlich von der noch im„März" ausgesprochenen Hoffnung abgekommen ist, daß der deutsche Liberalismus aus eigener Ueberzeugungsftaft zu einer demokratischen Polisik gelangen werde. Es find nun die demokratischen Allüren des Zentrums, die ihn zum Wettbewerb zwingen sollen. WaS aber ist das für ein Liberalismus, der sich erst unter der Peitsche der Konkurrenz regt? Wird dieser bürger- «che Demolrasismus, auf den Deutschland verwiesen wird, etwas anderes sein als—„Allüren"? Die Keim-Briefe des„Bayer. Kurier". Eimge liberale Blätter machten in den letzten Tagen allerlei Andeutungen der Entwender der vom„Bayer. Kurier veröffent- lichten, die Wahlmache der Regierung bloßstellenden Briefe gehöre dem Jesuitenorden an und habe sich hinter belgische Klostcrmauern geflüchtet. Däs„Berk. Tageblatt" tvciß darüber jetzt folgendes zu melden: „Der Dieb der Briefe des Generals Keim heißt Janke und wurde vor vier Jahren als Bureaubeamtcr beim Flottenverein angestellt. Er war, als er dieses Amt übernahm, noch Protestant, trat aber seither zum Katholizismus über und scheint sich dem Jesuitenorden angeschlossen zu haben. Janke versckwand in dem Augenblick, wo der„Bayerische Kurier" seine„Enthüllungen" be- gann. Man forschte nach und entdeckte, daß er einen Teil der Briefschaften aus einem eisernen Schranke entwendet, dessen Schlüssel er besaß, und daß er auch einige andere Briefe, die sich nicht in jenem Schranke befunden hatten, auf noch unaufgeklärte Weise gestohlen. Auch das Verschwinden von Wertsachen wurde konstatiert. Die Untersuchung hat ergeben, daß Janke wiederholt des Abends, nach Schluß der Bureauzeit, in den Räumen des glottenvereins zurückgeblieben ist. Und an dem Morgen� an dem wegen des großen Schneegestöbers die Angestellten it\ fast allen Berliner Bureaus zu spät kamen, war Janke, als einziger Beamter, schon um 9 Uhr bei seiner Arbeit. Man nimmt an, daß er an jenem Morgen, begünstigt von dem Schneesturm und der Einsamkeit, seinen Raub verübt habe." Die Geschichte klingt recht seltsam. Ein nationalliberaler Wahlprotest gegen die Wahl des Genossen Lehmann iu Wiesbaden soll nach einer Wiesbadener Meldung er- gehen. Die Nationalliberalen sind danach froher Hoffnung, den verhaßten Roten zu Fall bringen zu können. Abwarten! Die Straßburger Liberalen wollen Wahlprotest erheben gegen die Wahl des Genossen B ö h l e. Wie die Straß- burger„Freie Presse" hört, soll als Anfechwngsgrund geltend gemacht werden, daß Leute gestimmt haben, die das wahlfähige Alter noch nicht erreicht hatten und daß für bereits versiorbene Wähler abgestimmt worden sein soll.— Das sind ähnliche Protest- gründe, wie die vom Reichsverleumdungsverband in Hannover gegen die Wahl des Genossen Brey gesammelten. Unser Hannoversches Parteiblatt bemerkt dazu bereits sehr treffend, daß unsere Gegner Ungelmäßigkeiten und Mogeleien zum Wahlprotest benutzen, für die sie selbst direkt oder indirekt verantwortlich sind I— Die Machenschaften bei ber Bayerischen Bodenkreditanstalt. Der Staatskommissar bei der Bayerischen Bodenkrebitanstalt in Würzburg . Oberregierungsrat Trümmer, wurde auf grund der Enthüllungen in der Generalversammlung der genannten Anstalt seines Amtes enthoben. Das Disziplinarverfahren wird eingeleitet werden.—_____ Landtagswahl in Oder- und Niederbarnim . Die Ersatzwahl zum preußischen Landtag im Wahlkreis Ober- u n d N i e d e r b a r n i m für den ausgeschiedenen Professor Inner sollte nach Blättermeldungen im Monat März erfolgen. Die Meldung war unrichtig. Als Tag der Wahlmännerwahl ist Mittwoch der 3. April bestimmt. Die Abgeordnetenwahl soll am 17. April erfolgen. Die Wahlmänner werden nicht mehr ihre Aufgabe in der Beruauer Kirche zu erledigen haben, sondern versammeln sich in den Orten Eberswalde . Reinickendorf . Panlow. Niimmelsburg und Lichten- berg. Zum Wahlkommissar ist der Landrat des Kreises Oberbarnim v. Oppen, zu Wahlleitern sind die Bürgermeister bezw. Gemeinde- Vorsteher der Wahlorte ernannt.— i Kein öffentliches Interesse. Im Wahlkreis Saarbrücken tauchte nach der Reichstag?- Wahl das Gerücht auf, Genosse Lei in peters habe Von den Nationallibcralcn eine sehr hohe Geldsumme erhalten, wofür er im sozialdemokratischen Wahlkömitee den Beschlutz:..Stimmenthaltung' bei der Stichwahl für die sozialdemokratischen' Wähler" durchgedrückt habe. Schließlich gelang es Leimpeters, einen der Verbreiter des Gerüchts zu fassen, einen Grubensteiger Bingert, der Arbeitern gegenüber geäußert hatte:„Euer Führer Leim- Peters hat von den Nationalliberalen in Saarbrücken 10000 M. erhalten, damit er Stimmenthaltung befohlen hat. Von Herrn Jaunez hat er 9000 M. und von unserer Grubendirektion bat' er 3000 M.' dekvmmen, damit in der Stichwahl die Roten Jaunez wählen sollten!" Leimpeters stellte daraufhin bei der Staatsanwaltschaft Saargemünd Strafantrag. Der Staats- anwalt gab dem Antrag.statt und leitete die Untersuchung ein. Herr Bingert gab vor dem Amtsrichter in Dörbach öffentlich die Erklärung ab, daß er nicht die allergeringste Unter- läge für seine Behauptung habe und die Beleidi» gungmit demAusdruck des Bedauerns zurück» nehme. Darauf zog"Leimpetcrs seinen Strafantrag zurück, da ihm nichts an einer Bestrafung des Herrn Bingert gelegen sei. Der erste Staatsanwalt von Saarbrücken ist in derselben Sache anderer Meinung. Auch hier gelang es, einen der Verleumder zu fassen. Leimpcters stellte mit der: Begründung wie im ersten Fall Strafantrag, erhielt jedoch unterm 25. Februar die Nachricht, daß er, der erste Staatsanwalt,„mangels eines öffentlichen Int er esses eine öffentliche Klage" ablehne. Ein Afrikakrieger. Zehn Jahre Gefängnis für einen Afrikakriegcr! Der Reiter in der Schutztruppc für Deutsch-Südwestafrika , Gefreiter Karl August K ü h n c l aus Reichenbach i. Schl., jetzt als Reservist dem Landwehrbezirk Schweidnitz unterstellt, stand vor dem Bres- lauer Kriegsgericht der elften Division unter Vorsitz des Majors von Frankenberg angeklagt der Gehorsamsverweigerung, Beleidigung und tätlichen Angriffs gegen einen Vorgesetzten im Kriege. K. dient seit 1904 in Afrika und hat Gefechte mitge- macht. Am 27. September 1905 war K. betrunken vom schnellen Genutz eines halben Liters Rum(jeder Krieger belommt pro Woche % Liter Rum geliefert) und mehreren Flaschen Bier. Unter- ofsizier Josef Pittlich, jetzt verwundet nach Neustadt O.-S. ent- lassen, befahl dem Reiter, zum Proviantempfang zu kommen; der Asrikakrieger antwortete:„Hast mir gar nichts zu sagen, empfang Du allein Proviant, bist mir viel zu dumm. Schuft, Lump, Posencr Louis, Hund, Hammel, hau Dir eins in die Fresse!" und schlug den Unteroffizier ins Gesicht und auf die Brust. In Afrika hat bereits ein Feldgericht getagt, das aber wegen Zeugenvernehmungen die Sache vertagte. Der Anklagevertreter. Kriegsgerichtsrat Esche, beantragte 10 Jahr und einen Monat Ge- fängnis. Derartige Fälle dürfen im Kriege nicht vorkommen. Er ist aber für Anrechnung der Untersuchungshast und stellt dem Gericht die Einreichung eines Gnadengesuchs anheim. Nachdem der Verteidiger noch wegen sinnloser Trunkenheit auf Freisprechung vom tätlichen Angriff plaidiert, erkannte das Gericht auf zehn Jahr und einen Tag Gefängnis, rechnete aber sechs Monate und einen Tag Untersuchungshaft an. Eine angebliche Schuytruppen-Belcidigung. Wie der„Franks. Ztg."«us Darmstadt gemeldet wird, ist aus Grund des in einer Darmstädtcr Zeitung erschienenen Versamm- lungsberichts über die am 1. Februar stattgefundene sozialdemo- kratische Versammlung gegen den Referenten Genoffen Dr. Frank vom Staatsanwalt Strafantrag gestellt worden. Er soll sich über die Truppen 4n Deutsch-Südwestafrika abfällig ausgelassen haben. Folgende Berichtigung ging uns zu: Hcrlheim, 26. Februar 1907. Ich ersuche Sie. auf Grund des§ 11 des Preßgesetzes um Aufnahme folgender tatsächlichen Berichtigung zu Ihrer Notiz: „Eine interessante Streikgeschichte" als„Beitrag zum Kapitel Tcrrorismus" in Nr. 43 vom 20. Februar. Der Ort, um den es sich handelt,' ist Unterspiesheim , eine Filiale meiner Pfarrei Herlheim(Wahlkreis Kitzingen , nicht Schwcinfurt): 1. Es ist unwahr, daß auf der Kanzel oder bei den Bauern- flauen Agitation für die Wahl getrieben wurde. 2. Es ist unwahr und eine gräßliche Verdrehung der Tatsachen, wenn behauptet wird, daß der Pfarrer über den Ausfall der Wahl aufgebracht war und auf Vergeltung sann, und deswegen keine fremden Geistlichen zum Feste kamen. Denn man höre und staune: Das Scbastiansfest in Untcrspiesheim, um das es sich Händelt, wurde am 20. Januar gefeiert, die Wahl fand aber statt am 25. Januar. Wie kann man am 20. schon»ver» gelten", was erst am 25. geschieht? Die Feier deS Sebastiansfestcs hatte mit der Wahl und' mit der politischen Gesinnung deS Bürgermeisters wichst das geri-ngste zu tun. Es wurde ja auch im vorigen Jahre mit fremden Herren ge- feiert, obwohl die Gesinnung des Bürgermeisters im vorigen Jahre die gleiche war wie heute. 3. Der tatsächliche Hergang ist dieser: Ob zum Sebastiansfeste in Unterspiesheim fremde Geistliche kommen oder nicht, ist Sache des freien Ucbcrcinkommens zwischen Gemeindeverwaltung, Psarr- amt und etwa einzuladenden Nachbargeistlichen. ES besteht keinerlei Verpflichtung oder Stiftung, das Fest mit fremden Herren zu feiern. Die Kosten dafür, wenn solche eingeladen werden, bezahlt die Gemeindekasie; eben deswegen muß auch alljährlich einige Zeit vor dem Feste der Bürgermeister sich mit Pfarrer oder Kaplan inS Benehmen setzen, ob überhaupt fremde Herren kommen sollen oder nicht. So hat es der jetzige Bürgermeister auch voriges Jahr ?ctan. In diesem Jahr kam der Bürgermeister nicht. Deshalb amen auch keine freniden Herren und das Fest wurde durch den Ortsaeistlichen allein gefeiert. Von„Streik der Pfarrer", von..Terrorismus der Geistlichen", 'von„Vergeltung" usw. kann also keine Rede sein. Ich erwarte, daß Sie der Wahrheit und Gerechtigkeit die Ehre geben und vorsiehcndcs in Ihrem Blatte veröffentlichen. Das katholische Pfarramt. C. Büttner, Pfarrer. Wir haben unseren.Gewährsmann ersucht, sich zu der Sache zu äußern. Husland. Frankreich . Der heilige Bater intrigiert! Am Donnerstag fand in Paris in der österreichisch-ungarischen Botschaft die Uebergabe des in 26 Kisten untergebrachten Archivs sowie des Geldschrankes der ehemaligen päpstlichen Nuntiatur an den Advokaten Boyer de Bouillane, den Vertreter des Msgr. Montagnini, und an den Grafen Olivier de Beauregard, Ber- trauensmann des Heiligen Stuhles, statt. Dazu berichtet Wolffs Telegraphen-Bureau: Paris , 1. März. In radikalen Kreisen wird versichert, daß sich unter den beim Monsignore Montagnini beschlagnahmten Papieren mehrere Schriftstücke befinden, welche zeigen, daß der päpstliche Stuhl sich fast unaufhörlich i» feindseliger Weise in die öffentlichen Beziehungen Frankreichs einzumischen versucht hat!! Insbesondere besitze man unwiderlegliche Beweise dafür, daß der Vatikan dringend Schritte beim König von Spanien unter- nommen habe, um dessen Pariser Reise im Mai 1905 zu verhindern! Ein früherer Beamter des Ministeriums des Acutzcrn, welcher beim Monsignore Montagnini beschlagnahmten Papieren zufolge ver- dächtige Beziehungen zum päpstlichen Stuhl unterhalten hat. wird sich, wie der„Wativ" berichtet, vox dW«uls den DiZÄktLW de»
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