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Nr. 53. 24. Jahrgang.

Reichstag  .

1. Beilage des Vorwärts  " Berliner Volksblatt.

mittags 11 Uhr.

8. Sizung vom Sonnabend, den 2. März 1907, bor­Am Bundesratstisch: Graf Posadowsky, b. Ginem, b. Stengel. Die erste Statsberatung wird fortgesetzt.

Abg. Schädler( 3.):

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Sonntag, 3. März 1907.

im Zentrum.) Bodenlos dumm müßten wir sein, wenn wir vom einen großen wirtschaftlichen Fortschritt für das deutsche   Volk, Reichskanzler, der in diesem Wahlkampf Parteimann, Parteiführer vor allem für die arbeitenden Klassen, halten.( Bravo  !) Aber gewensen ist, Belehrungen über unser Verhalten entgegennehmen ich habe gestern lediglich Tatsachen festgestellt und es ist eine Tat­wollten.( Sehr gut! im Zentrum.) sache, daß in weiten Kreisen des englischen Volkes der Alkohol­Herr v. Liebert sprach gestern von einem Voltsgericht der genuß bei dem feuchten englischen Klima für eine unbedingte Not­

Abg. Gothein( frs. Wg.):

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wendigkeit gehalten wird. Infolgedessen bedeutet der Alkoholzoll eine schwere Belastung der arbeitenden Klassen in England. Die Theorie, daß der Preis der Waren um den Schutzoll verteuert wird, halte ich im übrigen für falsch. Die Verteuerung hängt ab von dem Verhältnis dessen, was eingeführt und was im Inlande erzeugt wird. Ich berufe mich hierfür und das wird den Herren von der äußersten Linten bielleicht angenehm sein- auf einen sehr interessanten Artikel des Herrn Schippel aus den Sozialistischen Monatsheften" über" Europäische Landwirtschaft und Freihandel", in welchem er nachweist, daß in Deutschland   die Brotpreise in der Zeit der freien Getreideeinfuhr teurer waren als in der Brotzollperiode.( Buruf links: Was beweist das?) Daß ein Zoll in gewissem Grade preissteigernd wirkt, ist un­zweifelhaft, ich bestreite nur, daß die durch Zölle geschüßten Waren unter allen Umständen um den Betrag des Bolles im Preise steigen müssen. Diese Theorie halte ich nicht für erwiesen. ( Bravo  ! rechts.)

Hierauf bertagt sich das Haus. Es folgen persönliche Bemerkungen. Abg. Wölzl( wildlib.): Die von Herrn Gröber zitierte tathos lifenfeindliche Aeußerung des Kandidaten für München   II habe nicht ich gemacht, sondern Rechtsanwalt Kohl als Verteidiger in einem Prozeß.

Abg. Erzberger( 8.): Der Abgeordnete Gothein hat davon gesprochen, ich hätte eine Nebenregierung und einen Drud auf die Regierung auszuüben versucht. Er hat sich dabei wohl auf die falsche Darstellung in der Nordd. Allgem. 3tg." und auf eine durchaus unwahre Attennotiz des Chefs der Reichskanzlei gestützt.

Präsident Graf Stolberg: Sie haben von einer durchaus un wahren Aftennotiz des Chefs der Reichskanzlei gesprochen; das ist nicht zulässig.( Oho! und Lachen im Zentrum.) Sie dürfen eine solche Aftennotiz hier nicht als durchaus unwahr bezeichnen. Abg. Winkler( fons.) macht im Rahmen einer persönlichen Be­gierung und Beamten.( Unruhe links und im Zentrum und Rufe: merkung längere Ausführungen über das Verhältnis zwischen Re­Persönlich!)

lekten Wahlen. Das afzeptieren wir gern, haben wir doch ein Plus bon einer Million Stimmen gehabt. Wenn Herr Bassermann meinte, bei der Stichwahl waren die Sozialdemokraten unter die Soutane getrochen, 10 haben die Blockparteien sich ihrerseits unter den Schutz des bischöflichen Kirchenstabes begeben.( Sehr gut! im Sentrum.) Wir sind in alter Stärke ungebrochen wiedergefehrt. Einen Erfolg hat die Auflösung des Reichstages gehabt: Der Der Herr Reichskanzler soll ja nach der" Vossischen Zeitung" die Reichstag hat jetzt in seiner Mitte einen Oberhofmeister, einen Absicht haben, noch einmal den Appell an das Volk zu Möge der Herr Oberscharfmacher und einen Oberzeremonienmeister.( Heiterkeit.) wagen. Wir laffen uns nicht irre machen. Eine gute Vorbedeutung für die Erfolge der konservativ- liberalen Reichskanzler das Konzert dirigieren, Dissonanzen hat es schon Baarung war es, daß Herr Windler für eine der ersten genug gegeben. Wir stehen auf unserem alten Standpunkt: für das Aufgaben des Reichstags den Schutz der Arbeitswilligen, als Volt und seine Rechte. Versuchen Sie es, Sie beißen noch einmal die Neuauflage des Zuchthausgesetzes bezeichnete.( Sehr gut! im auf Granit!( Lebhafter Beifall im Zentrum.) Zentrum.) Herr Dr. Semler sagte, als man ihm bei seinen An­griffen gegen uns zurief, Beweise! Ich hab's gesagt."( Schallende Heiterkeit.) Das geht noch über Pythagoras.( Erneute Heiterkeit.) Wahlbeeinflussungen der Bischöfe verurteilen wir ebenso wie Jedenfalls ist es ein Beweis seiner persönlichen Bescheidenheit. Auch alle anderen Wahlbeeinflussungen. Das Zentrum aber hat es stets auf das Klatschen bei der Auflösung ist Herr Semler zu sprechen berteidigt, wenn die Kapläne von der Kanzel herab Wahl­gekommen. Beim Klatschen auf der äußersten Linten hat er die propaganda trieben.( Lebhaftes: Sehr richtig! links.) Fronie nicht gemerkt, beim Klatschen seiner Freunde sah ich viele, Gefährdung des jetzigen Wahlrechts glauben wir jetzt weniger als die es unter der Bant taten, damit es der Präsident ie, zumal die unsinnige Sozialistenfurcht gewisser Kreise ge­nicht sieht.( Stürmische Heiterkeit.) Dr. Semler hatte dem Feste schwunden ist. Im preußischen Landtage hat das Zentrum übrigens feiner Partei nicht beigewohnt; seine Stimmung war also durch stets unsere Anträge auf Verbesserung des Wahlrechts abgelehnt. die Rede des Kollegen Gröber erzeugt.( Oh, oh! bei den National-( Sehr wahr! links.) Herr Schädler hat sich auch auf den ver­liberalen.) Ja, es fommt in den stenographischen Bericht, und ich storbenen Abg. Reichensperger berufen. Dieser aber würde sich würde vorschlagen, daß die ganze Dehnung des Oh! hineinkommt. nie solche Wize erlaubt haben, wie Herr Schädler, er hätte es ( Große Heiterkeit im Zentrum und bei den Sozialdemokraten.) Daß nie fertig gebracht, mit antisemitelnder Spiße von der orien­man einen Kulturkampf machen wolle, sagte man auch früher talischen Phantasie des neuen Herrn Kolonialdirektors zu sprechen. nicht; aber st and doch gleich nach der Auflösung in der( Sehr richtig! bei den Freifinnigen.) Nachdem die Herren Gröber nicht; aber st and doch gleich nach der Auflösung in der und Schädler uns jest wieder erzählt haben, wie reaktionär, Nationalzeitung die infame Bestechungsge= schichte von Leo XIII  . Sie sehen also, Herr v. Semler! national und patriotisch das Zentrum seit Jahren gewesen ist, ( Burufe) ich gönne ihm das bon" von Herzen werden die Sozialdemokraten wohl einsehen, wie falsch sie gehandelt ( Große Heiter­feit.) Sie sehen also, Herr Kollege Semler, darauf kommt es nicht haben, als sie Demokraten wie Blumenthal und Quidde   zugunsten an, daß man mit flammenden Worten zum Kulturkampf auf- bon 3Zentrumsleuten durchfallen ließen. Das war viel schlimmer, fordert.( Sehr wahr! im Zentrum.) Kolonialdirektor v. Dernburg   wie Herrn v. Oldenburg   gewählt haben.( Sehr richtig! bei den als wenn die Freisinnigen gegen unseren Willen einen Mann ( Burufe bei den Nationalliberalen) nun, in Ihrer natinalliberalen Bresse hat ja gestanden, daß er einen italienischen Adel hat( Heiter: wären gemeinsam angegriffen gewesen und so in dieselbe Schlacht­Freisinnigen.) Herr Bebel meinte, Zentrum und Sozialdemokratie feit), also der Kolonialdirektor Dernburg zeigte die Phantafie linie gedrängt. Ein guter Tattiker aber läßt sich seine Schlacht Silberzoll nicht gefunden hat, so muß es daran liegen, daß infolge Abg. Gothein( frs. Vg.): Wenn Graf Posadowsky   den englischen eines orientalischen Märchenerzählers( Abg. Semler( natl.) ruft: ordnung nicht vorschreiben. Das System der Verteilung Unerhörte Beleidigung!) Das haben Sie nicht zu beurteilen, Herr von Gelbern our Wahl durch den herrn Reichs des erdrückend hohen Bolles fast gar ein Gillette indirette Kollege Semler! Dazu ist das Präsidium da.( Sehr gut! im Zentangler können wir unter feinen Umständen Steuer auf alle Silbertvaren. Ich habe weiter nicht gesagt, daß geführt wird. Jedenfalls bedeutet der Zoll starke trum und bei den Sozialdemokraten.) Wenn Sie sich übrigens billigen. Wir haben kein Geld von dem betreffenden Komitee unter allen Umständen sich die Preise im Inland um den Betrag gern zu Polizeidiensten hergeben, so habe ich nichts dagegen.( Bravo  ! bekommen, hätten natürlich auch nichts angenommen. und Heiterkeit im Zentrum.) Im Dezember hatte der Kanzler zu- richtig! bei den Freisinnigen.) Den Sozialdemokraten kann ich den Zoll über den Weltmarktpreis erhöht werden. Die Nordd. ( Sehr des Bolles erhöhen, sondern ich habe gesagt, daß die Preise durch gestanden, daß der Aufstand zu Ende war, da haben wir nicht ver­langt, daß vom 1. April die Schutztruppe auf 2500 Mann herab- nur raten, sich nicht zu nahe mit dem Zentrum zu alliieren, sonst Allgem. Zeitung" und die Notiz des Chefs der Reichskanzlei gelten gesetzt wird, sondern wir haben Vorbereitungen verlangt, mehr gegen sie wendet. Das Zentrum entrüstet sich über die amt ist es ganz naturgemäß, daß sich das Volk bei den Wahlen noch mir ebensoviel wie die Aussage des Abgeordneten Erzberger  . damit, wenn der Friede hergestellt ist, die Regierung nicht sagen lichen Wahlbeeinflussungen, aber im vorigen Reichstag haben Sie ein Produkt der göttlichen Vorsehung, sondern: es sei ganz gut, daß Abg. Kohl( 3.): Jch habe nicht gesagt, die Sozialdemokratie fei kann, wir haben keine Vorbereitungen getroffen, um Truppen zu alle konservativen Wahlen auch bei den unerhörtesten amtlichen die göttliche Vorsehung in der jebigen Zeit des furor protestanticus rüdzuziehen. Das Märchen, daß wir die Festsetzung der Truppen Wahlbeeinfluffungen für gültig erklärt.( Sehr richtig! bei den die Sozialdemokratie so start habe werden lassen.( Große Heiter­zum 1. April auf 2500 Mann berlangt haben, sollte man endlich Freisinnigen.) Ihre Befürchtungen vor einem neuen Kulturkampf die Sozialdemokratie so start habe werden lassen.( Große Heiter­in eine Rumpelfammer oder in ein Museum für Altertümer find grundlos, wir verlangen nur die Trennung von Kirche und feit links.) werfen. Der Gang der Ereignisse hat uns recht gegeben, Staat, wie sie in Amerika   durchgeführt ist, und wo die Katholiken, persönlichen Bemerkung hinaus.( Heiterkeit.) Präsident Graf Stolberg: Das ging über den Rahmen einer die Unterwerfung der Bondelzwarts, die doch nicht von den wie der Papst selbst zugegeben hat ,. vollkommen frei sind. Schwarzen in Berlin   mit den Schwarzen in Afrika   verabredet war. Den rohen Ton im Wahlkampf sind bewegliche Klagen von der Abg. Erzberger( 3.): Gegenüber Herrn Gothein weise ich darau) Der Wahlkampf ist ja jebt he rum, da kann man ja rechten Seite geführt worden. Nun, ein konservativer hin, daß ich die Unrichtigkeit der angeführten Quellen bereits der Wahrheit ruhig die Ehre geben.( Hört, hört! bei den Sozial- Wanderredner nannte meine Partei eine Sch.... gesell- weimal nachgewiefen habe. Ginmal ist das Datum der demokraten und Heiterkeit.) Wir denken nicht daran, in die Befug- schaft.( Heiterkeit.) Auch mir hat man Sauherdenton vor- Registraturnotiz völlig falsch und dann hat der Registrator auch die nisse des Kaisers einzugreifen. Es war ein Mitglied des Zentrums, geworfen, weil ich von Brotwucher gesprochen hätte. Nun, für Notiz erst um ein Jahr zu spät angelegt. Reichensperger, der zuerst die Wiederherstellung des Kaisertums Gegenüber der Bemerkung des Herrn Präsidenten fonstatiere forderte. Wir sehen in dem Kaiser den Hort zum Schuße des Rechts schön halte ich das Wort nicht, aber wir wissen doch alle, von wem das Wort herstammt. und der christlichen Ordnung. Das Eingreifen in die Befugnisse Seiterkeit.) Graf Posadowsky   hat behauptet, daß in England hohen Hause gebraucht habe, ohne gerügt worden zu sein. ( Sehr gut! bei den Freisinnigen und ich, daß ich bereits wiederholt den Ausdruck unwahr" in diesem des Kaisers überlassen wir ruhig den Freunden des Herrn Reichs- höhere Zölle bezahlt werden als bei uns. Weiß er denn nicht, Präsident Graf Stolberg: Ich habe nicht den Ausdruck un tanzlers, der Deutschen Boltspartei, die in ihrem Pro- daß wir Schutzöllner haben, welche die Preise der Produkte wahr" an sich gerügt, sondern gesagt, Sie dürfen nicht offizielles gramm von 1895 das taudinische Joch der Mitwirkung im Inland erhöhen. Durch unsere Zölle ist den Agrariern ihr Aftenmaterial einer Reichsbehörde als durchaus unwahr bezeichnen. des Reichstags bei Erklärung von Krieg und Frieden Grund und Boden um 1365 Millionen Mark erhöht worden. Den( Lebhaftes Oho! im Zentrum und bei den Sozialdemokraten.) aufgestellt hat.( Sehr gut! im Zentrum.)- Wenn man Alkoholzoll in England hat er angeführt und dabei zu meinem Abg. Erzberger( 3.): Es handelt sich nicht um offizielles Atten­uns wegen unserer Haltung am 13. Dezember den Vorwurf anti- Bedauern gesagt, daß der Alkohol im dortigen Klima zu den not- material, sondern um eine einseitige Notiz eines Beamten. Ein nationaler Gesinnung macht, so liegt darin ein Bruch mit allen wendigen Lebensmitteln gehört. Dabei besteht dort eine stärkere Beamter kann irren wie jeder andere Mensch.( Sehr richtig! im Traditionen des Reichstags und ein Angriff auf das Budgetrecht Antialfoholbewegung als bei uns. Daß in England ein sehr ein Bentrum und bei den Sozialdemokraten.) Ich kann also nur des Reichstags.( Sehr richtig im Zentrum.)- Das Zentrum hat die träglicher Zoll auf Silber und Tafelgeschirr besteht, hat der wiederholen, es ist nicht wahr, was der Chef der Reichskanzlei in Beratung der Eisenbahnvorlage nicht verschleppt, den längsten Staatssekretär bezeichnenderweise nicht angeführt. Die Ge- der Nordd. Allgem. Zeitung" veröffentlicht hat. Raum in den Kommissionsberatungen nahmen die Vorträge der waltpolitit gegen die Polen   billigen wir nicht; Abg. Gothein( frs. Vg.): Gegenüber Herrn Kohl bemerke ich: Regierungsvertreter ein. Auch haben wir für die Vorlage gestimmt, selbst wenn sie Erfolg hätte, ist sie un sittlich; aber sie hat wenn die göttliche Vorsehung die Sozialdemokratie gegeben hat, troßdem einer unserer Anträge abgelehnt wurde. feinen Erfolg, fie erreicht das Gegenteil dessen, was beabsichtigt dann hat sie sie auch gewollt.( Große Heiterkeit.) Wenn die Angabe Dieser Antrag ist übrigens in die neue Vorlage der Regierung wird.( Beifall bei den Freifinnigen.) Die russische Revolution des Herrn Erzberger richtig ist, so müssen wir eine Darstellung bom aufgenommen, anscheinend als Ueberbleibsel der alten Zentrums billigen auch meine Freunde, in diesem verrotteten Staatswesen Bundesratstisch erwarten. freundschaft.( Heiterkeit im Zentrum.) Der Herr Reichstanzler ist fie notwendig.( Beifall links.) Herr Liebert spottete darüber, verwahrte sich dagegen, daß man ihm einen Bruch der Verfassung daß Schöpflin Hirtentnabe gewesen sei. Nun, Rosegger zumute. Das hat niemand getan. Wohl aber find Angriffe auf und Defregger waren es auch; es fommt nicht darauf an, das jetzige Wahlrecht von seiten der Blockparteien erfolgt, ich er- was einer war, sondern was er ist.( Beifall links.) Herr Schädler innere nur an den bekannten Artikel der" Hamburger Nach meint, daß der Reichskanzler sein liberales Programm nicht durch­richten", der von den Leipziger Neuesten Nachführen werde. Nun, sollte sein Gedächtnis schwach werden, so richten" ohne Kommentar abgedruckt. Auch Herr Semler werden wir es ihm schärfen.( Lachen im Zentrum und bei den hat sich gegen das geheime Wahlrecht ausgesprochen.( Hört, hört! Sozialdemokraten.) Bei reaktionären Gefeßesvorlagen werden beim Zentrum und den Sozialdemokraten.) Auch die National- wir den Reichstanzler bekämpfen; hoffentlich finden Zeitung" schrieb, das allgemeine Wahlrecht verwildere, sich selbst wir dann die Unterstüßung des Zentrums; doch fürchte ich, überlassen. Bekannt ist auch der Vorschlag des Herrn Ballin, um daß dann Sie, meine Herren, bersagen.( Beifall bei der den Einfluß der Massen bei den Wahlen zu brechen. Das Wort freifinnigen Vereinigung.) des Kanzlers in allen Ehren, aber pupillarische Sicherheit bietet es auch nicht. Ich möchte wissen, wie lange der Mietskontrakt in Wilhelmstr.77 abgeschlossen ist.( Seiterkeit.) Manchmal geht es Es ist mehrfach der Verdacht ausgesprochen worden, daß man dort sehr rasch, wie das Schicksal des zweiten und dritten Kanglers an eine Abänderung des allgemeinen Wahlrechts denkt. Man be­zeigt; auf das Wort des vierten Kanzlers eine Hypothek zu nehmen, zieht sich einmal darauf, daß ein sehr angesehener Schiffs würde ich daher niemand empfehlen. Nach den Worten des Reichsleiter seine Ansicht über das allgemeine Wahlrecht ausgesprochen fanglers muß der Beamte feine politische Ueberzeugung für die hat. Jedenfalls ist dieser Herr, was man ja bei seinen weit Regierung zum Opfer bringen. Dadurch wird der Beamte zum tragenden wirtschaftlichen Kenntnissen bedauern könnte, nicht Mit­Hörigen der Regierung degradiert, zu ihrem Handlanger und glied dieses hohen Hauses. Weiter hat man auf eine Unterhaltung Schulbuben, dagegen protestieren wir mit aller Entschiedenheit. mit dem verstorbenen Minister Miquel Bezug genommen, welche in ( Lebhafter Beifall im Zentrum und bei den Sozialdemokraten.) den Memoiren des gleichfalls verstorbenen Fürsten Hohenlohe Sehr würdig ist es auch nicht, wenn der höchste Beamte des Reiches wiedergegeben ist. Nehmen Sie es mir nicht übel, aber ich kann den Klingelbeutel ausstrect, um Wahlen in seinem Sinne zu nicht alles, was in Memoiren steht, für beschworen ansehen.( Sehr machen.( Burufe links.) Ich glaube selber, daß die Linte nicht gut! rechts.) Memoirenwerte sind propria scripta( eigene weiß, was die Rechte gegeben hat.( Große Heiterkeit im Zentrum Schriften) und die sind in einem Prozeßverfahren nicht beweis. und bei den Sozialdemokraten.) Herr Liebermann von Sonnen- träftig. Ich habe den Eindruck aus vielen Memoirenwerken ge­berg will von dem Reichskanzler nichts bekommen haben, auch die wonnen, daß dort der Schriftsteller immer recht hat, er hat immer Beim Kapitel Porzellanmanufaktur" bemängelt freifinnige Vereinigung nicht. Sollten vielleicht die Polen   und alles vorausgesehen, er hat immer das richtige Urteil.( Seiter- Abg. Dr. Gerschel( fus. Vp.) die Aufstellung der Bilanzen Sozialdemokraten etwas bekommen haben?( Heiterfeit.) Es wäre feit rechts.) Minister Miquel war ein Mann von seltener Univer- und die Buchführung, die nicht kaufmännischen Grundsätzen ent­doch interessant zu wissen, wo die Gelder hingefommen find. falität des Geistes, und er liebte es, wie alle geistreichen Männer, spreche. Vielleicht läßt der Reichskanzler durch Herrn v. Jedlitz Rechenschaft die verschiedensten Projekte durchzudenken, aber daraus folgt noch Minister Dr. Delbrüd erwidert, daß die Grundsätze für bie darüber durch einen Artikel im Tag" ablegen. Bei der bekannten lange nicht, daß er jemals bereit gewesen wäre, eine Vorlage auf Aufstellung der Bilanzen mit der Oberrechnungskammer vereinbart 12 000 M.- Affäre im Reichsamt des Innern zur Förderung der Abänderung des allgemeinen Wahlrechts zu vertreten. Seien Sie und die Zustimmung der Budgetkommission gefunden hätten. Zuchthausvorlage verurteilte der Reichskanzler die Annahme des doch nicht so nervös! Es wird über alles diskutiert in der Welt, Abg. Goldschmidt( frs. Bp.): Wir wollen durchaus nicht, daß Geldes rüdhaltlos. Damit hat er sein jebiges Berhalten selbst und daß sich auch immer Männer in der Wissenschaft und in der verurteilt. Damals fagte er: Meine Herren, Sie kennen mich Bragis finden, die das allgemeine Wahlrecht, das eine so un­ja noch gar nicht". Jest kennen wir ihn, und zwar gründlich als geheure Bedeutung im deutschen   Volksleben hat, diskutieren, ist einen Mann mit einem doppelten Gesicht, wie der Gott Janus bei selbstverständlich. Wie aber der Herr Reichskanzler dazu steht, den alten Römern.( Zustimmung im Zentrum.) Uns machte der das, glaube ich, hat er ganz unwiderlegbar in flarer Weise hier Herr Kanzler Borwürfe wegen Wahlabkommens mit den Sozial- wiederholt dargelegt. demokraten. Ach! Wenn es nach dem Block gegangen wäre, so wäre es zu einem Generalabkommen zwischen ihm und der Sozial­demokratie gekommen. Der Kanzler treibt hier eine Politit mit doppeltem Boden, wenn er uns die Unterstübung der Sozial demokratie als moralisches Unrecht anrechnet; in seinem Sylvester­punschbrief hat er uns mit der Sozialdemokratie auf gleichen Boden gestellt, nachträglich freilich tut er so, als ob der Kampf nur aegen die Sozialdemokratie geführt werden sollte,( Sehr richtig

Staatssekretär Graf Posadowsky:

Nächste Sizung: Montag 2 Uhr.

Fortsetzung der ersten Etatsberatung. Gefeß betr. die Berufs und Betriebszählung. Schluß Uhr.

Abgeordnetenbaus.

24. Sizung. Sonnabend, den 2. März, vormittags 11 Uhr. Am Ministertisch: Dr. Delbrüd.

Die Beratung des Etats der Handels. und Gewerbe, berwaltung wird fortgesetzt.

Abg. Hoheisel( 8) spricht für Förderung der christlichen Jugendvereine.

140 000 M. Förderung der nicht gewerbmäßigen Arbeitsvermitte Abg. v. Arnim( f.) tritt für eine Erhöhung der Position lung und Rechtsberatung für die minderbemittelten Bevölkerungs­freise ein. Auch der Reichsverband gegen die Sozialdemokratic habe solche Auskunftsstellen errichtet, die Unterstütung verdienten. Redner polemisiert dann gegen die Bemerkung des Abgeordneten Trimborn, daß der Reichsverband eine schwächliche Nachahmung des Volksvereins für das fatholische Deutschland   darstelle. weiterer Mittel Sorge zu tragen. Bei der Unterstützung von Ver­Minister Dr. Delbrück: Ich bin bereit, für die Einstellung einen muß aber sehr vorsichtig zu Werke gegangen werden. Ich fann ihnen keine Zuschüsse bewilligen, wenn ich nicht sicher bin, daß parteipolitische oder tonfeffionelle Bestrebungen von den Vereinen unterstützt werden.

die Porzellanmanufaktur fistalische Interessen verfolgen foll. Auch wir sind der Ansicht, daß das Institut lediglich der Kunst und dem deutschen   Kunstgewerbe dienen soll. Redner fordert für die ungelernten Arbeiter der Porzellanmanufattur eine Lohnerhöhung. Abg. Kindler( frf. Vp.) dankt dem Minister für die Unterstüßung der Handelshochschulfurse in Königsberg  . Herr Gothein hat meine Darlegungen über die Belastung Abg. Dr. Grüger- Hagen( frf. Bp.) nimmt den Finanzrat des deutschen   und des englischen Volkes durch Zölle bemängelt. Sufenberg gegen frühere Angriffe des Abgeordneten Hammer in Von einem Boll auf Silberwaren kann ich in der englischen Schutz. Wenn das eingewerbliche Genossenschaftswesen sich nicht Statistit nichts finden, er müßte denn in der Position Boll auf so entwidelt habe, wie man erwartet hätte, so liège das zum Teil andere Artikel" enthalten sein. Diese beträgt aber nur 7 Mil- daran, daß man die Hoffnungen zu hoch gespannt habe. Die Ans lionen von den 700 Millionen der englischen Zölle. sichten der Regierung deckten sich jetzt vollständig mit den Ansichten Ferner: ich bin gewiß der eifrigste Unterstüßer der Temperenz- iciner politischen Freunde. Der Abgeordnete Hammer habe keine bewegung und würde eine Berdrängung des Alkoholgenusses für Ursache, sich zu rühmen, daß er für das Genossenschaftswesen acht