Nr. 53. 24. Jahrgang.
Sonntag, 3. März 1907.
man durch den herostratischen Gründungsrummel doch geradezu Die erste Antwort war die anmarschierende Polizei. gewiffenlos ba banque gespielt hatte- sollten( so wurde feierlichst macht. Soweit wir beobachteten, benahm sich die Polizei aber va
Das„ Nordische" Industrieglück der verkündet) teine Nachteile erleiden. Die Stadt werde sich zu dem recht gemäßigt; eine Siftierung erfolgte nur. Eine fünfgliedrige
Arbeiter!
Danzig , 26. Februar 1907.( Eig. Ber.) Das Danziger Rathaus im Belagerungszustande! Den Eindrud mußte jeder gewinnen, der am Dienstag, den 26. Februar, den Langenmarkt und die Langgasse, die„ bornehmste" Hauptverkehrsader des„ Nordischen Venedig" um die Mittagszeit passierte. Auf beiden Seiten dieses Straßenzuges in der Nähe des Rathauses in kurzen Abständen Polizeiposten. Vor dem Rathause als Oberkommandierender der Polizeiinspektor v. Saucen und die Polizeikommissare Pohlmann und Schuezza. Neben den wenigen sonst das Straßenbild beherrschenden Börsenleuten und Couleurbrüdern aber die hier in dieser Menge geradezu überraschende Erscheinung zahlreicher abgearbeiteter und abgehärmter Proletarier im Arbeitsanzuge. Die 200 brot- und existenzlosen Arbeiter der verkrachten Nordischen Elektrizitäts- und Stahlwerke" waren in ihrer Hülflosigkeit direkt vor das Rathaus der sozialliberalen Gerechtigkeit" gezogen, um Hülfe in ihrer Not und die Erfüllung der ihnen gemachten Versprechungen zu fordern.
"
zwar außergewöhnlichen, aber dringend notwendigen Schritte ver- Deputation wurde beim Oberbürgermeister Ehlers vorstellig. stehen, den Arbeitern die Löhne weiter zu zahlen. Viel Preß- und der sonst so wißig sein wollende Diplomat", der noch am qualm wurde noch darüber gemacht, daß die Fortsetzung des Be- 15. Februar für die bankbrüchige Liebesgabenpolitik das charakte triebes und deshalb die Erhaltung branchekundiger Spezialarbeiter ristische Programm prägte:" Die Dummheiten sind dazu da, daß unerläßlich notwendig sei. Auf Vorschlag des Magistrats be- fie gemacht werden, und die Klugheiten führen auch nicht zum Ziel", willigten denn auch die Stadtverordneten am 15. Februar die vor vergaß angesichts dieser Arbeiter allen Wi" und jegliche schußweise Zahlung von 28 000 M. an Gehältern und Löhnen an Diplomatie. Ehlers ersuchte die Arbeiter nur dringend: die Ardie Beamten und Arbeiter. Ferner wurde aber gleich wieder eine beit wieder aufzunehmen und den Betrieb nicht zu neue Liebesgabenaktion durch den Beitritt zu der sogenannten stören! Vor allem sollten sie aber dafür sorgen, daß die„ ArBetriebsgemeinschaft"„ Ostdeutsche Stahlwerke, G. m. b. H.", bes beitseinstellung" und die Nichtzahlung der Löhne nicht in die schlossen, zu deren Stammkapital von 300 000 m. die städtischen 3eitungen tomme. Würde diese Tatsache öffentlich bekannt, Steuerzahler noch das heißt natürlich bloß vorläufig 23 100 fo würden die Gläubiger die neue Betriebsgemeinschaft" wieder Mark opfern müssen. auflösen und die im Betrage von 300 000 M. gezeichneten Kapitalien zurückziehen!
"
Soviel Aufhebens das gute Gewissen unserer Kommunaldespoten von den lumpigen 28 000 m. Ablaßgeld für die durch den offiziösen Gründungsschwindel böse genarrten etwa 400 Arbeiter und Beamten nun auch machte, so bald erhielten die Arbeiter die Gelegenheit, die wahre Süßigkeit der sozialpolitischen Großtat auszufosten.
Das war die ganze Magistratsweisheit, mit der man 200 schuldlos hungernde Arbeiter abspeiste. Mit den paar kapitalistischen Gründungsspekulanten hat man viel mehr Aufhebens gemacht; aber für diese geistige Elite" wurde ja auch noch niemals ein so starkes Polizeikommando mobil gemacht!
sprache auf dem Langemarkt zur Neuaufnahme der Arbeit; dann würde ihnen der Lohn schon werden.
Nachdem die Deputation das Rathaus verlassen, ersuchte auch der Polizeiinspektor von Saucen die Arbeiter durch eine An
Fest entschlossen, die Arbeit nicht wieder zu beginnen, bis man ihnen den längst fälligen Lohn zahlte, begaben sich die Arbeiter gegen 1 Uhr wieder nach Schellmühl.
auch diese
Das war der wirkungsvolle Schlußakt der kommunalfreisinnigen Liebesgaben- Politik für die Gründer und Spekulanten der famosen beitern davon gerade 10 Minuten vor Schichtschlußz Mitteilung geAm 31. Januar wurde der Betrieb eingestellt und den ArRegierungsgründung aus Ostmarkenmoral. Für die profit- macht! Die durchweg ohne Kündigung beschäftigten Arbeiter der lüfternen Kapitalisten des Werkes, bei dessen Gründung auf höchsten Betriebsabteilung„ Ostdeutsche Industriewerke" wurden ohne Wunsch der damalige Oberpräsident v. Goßler der Mann des be- weiteres aufs Pflaster gesetzt. Die mit 14 Tagen Kündigung eintannten„ Sic volo, sic jubeo!"-, der Oberbürgermeister Delbrück , gestellten Arbeiter des Walzwerkes auf dem Holm erhielten erst am der aber bald darauf über den Oberpräsidenten expreß ins Handels- 5. Februar die Kündigung durch eingeschriebenen Brief des Konkursministerium expediert wurde, und der hiestige Kämmerer Ehlers, verwalters Lorwein zum 19. Februar. Von der Nachzahlung der Der Vorgang hatte aber doch soviel Aufsehen erregt, daß die der dann mit unglaublicher Eile die Bestätigung zum Oberbürger- Löhne usw. enthielt der Brief nicht ein Wort! Die fündigungs- lokale Preffe trotz der interessanten Preßscheu des freisinnigen meister erhielt, pflichtgemäß Paten standen, wurden nicht nur die losen Arbeiter des Landwerkes erhielten die Restlöhne in zwei Oberbürgermeister diesen unsagbar kläglichen Bankerott der freifamosen 1 400 000 m. des Waggonkartells mit dem folgenden Staats- Raten am 8. und 25. Februar gezahlt. Die Herren Beamten von sinnigen Liebesgaben- Sozialpolitik doch nicht gut totschweigen vertrag mobil gemacht. Ueber sie wurde auch mit vollen Händen den Direktoren abwärts erhielten dafür ihre Gehälter anstandslos kann. Die" unparteilichen“„ Neuesten Nachrichten" sind denn auch zahler mit vollen Händen, beginnend mit der ominösen Einviertel- sprach der Direktor Scheiffele nach der Kündigung, daß ihr Lohn stören, sehr ungehalten. Sie faseln mit der üblichen Unfehlbarkeit der kommunalfreifinnige Liebesgabensegen auf Kosten der Steuer- und nicht portionsweise gezahlt! Den Walzwerkarbeitern ver- über die„ die Arbeit verweigernden" Arbeiter, deren knurrende Magen die schönen Kreise der Sanierungsspekulationen so rücksichtslos millionen- ,, Sypothet", und zwar bloß aus reinster Arbeiter- ebenfalls in zwei Raten gezahlt würde. Zum 20. Februar wurde stören, sehr ungehalten. Sie fafeln mit der üblichen Unfehlbarkeit freundlichkeit, ausgeschüttet. Aber so wenig ein Xerres die Naturkraft des Meeres in Ketten dem nichts erhielten, sollte am 22. Februar gezahlt werden. Aber bummen als dreisten Verdunkelungsversuche passen auf die bisauch die erste Zahlung in Aussicht gestellt, als sie dann aber troß- einiges Verlegenheitsgerede und jonglieren sogar mit den geseklichen Vorschriften der Konkursordnung". Diese wohl mehr zu bändigen vermochte, so wenig vermochten die höchsten Staats- auch dann erhielten die in größter Not befindlichen Leute nichts! herigen Reklameposaunen über die völlige Schabloshaltung der kommandos das moderne Wirtschaftsleben nach ihrem Belieben zu Auf weiteres Drängen wurde eine Abschlagszahlung für den 25. Arbeiter" durch die großherzige Sozialpolitik der Kommune" wie dressieren. Da hilft eben auch kein„ Sic volo, sic jubeo!" Dazu zugesagt. Auch diese unterblieb aber! Der Konkursverwalter er- bie Faust aufs Auge. Für die richtige Erkenntnis der kapitahalf nicht einmal die polizeiliche Auflösung der Volksversammlung, flärte nun, er fönne nicht zahlen, weil die Direktion noch nicht liftisch- gesinnungslosen Parteilosigkeit sind aber in der unsere Danziger Genossen die staatliche Ostmarkengründung die Lohnlisten herausgegeben habe. Auf Vorstellung bei dem Täuschungsmanöver nicht ganz überflüssig. Wie freie Arbeiter, und die dabei geübten Manipulationen zur Zeit der Gründung Direktor gab dieser den Arbeitern die schriftliche Erklärung, daß die von der Kontursverwaltung schon zum 19. Februar durch die unter die Lupe nehmen wollten. er die Listen bereits am 8. Februar dem Konkursverwalter über- Kündigung regelrecht entlassen wurden, die Arbeit berDem Werke fehlten nach dem Urteil aller ernst zu nehmenden geben habe! Als Herrn Lorwein diese Erklärung übergeben weigern fönnen, ist wohl nur das Geheimnis der unparteiischen Sachverständigen von vornherein alle Griftenzbedingungen. Und worden, behauptete er: die Direktion habe befohlen, daß das Geld Spezialweisheit. Die Mommsensche Danziger Zeitung" ehrt den selbst die überreiche Ordensfülle des ersten recht bald verschwundenen nicht eher gezahlt werden dürfe, bis die Leute wieder eine Woche Wunsch ihres geistesverwandten Kommunalchefs und schweigt die Direktors Salomon Marg, der aber für die oberfaule Tochter gearbeitet hätten! Dazu riet er den Arbeitern, die Arbeit wieder notgedrungene Verzweiflungsaktion der maßlos dupierten Arbeiter gründung des Memeler Elektrizitätswertes vorher bloß 20 000. aufzunehmen.... Diese erklärten aber mit Recht, ohne den rückals besondere Ehrengabe einstrich, konnte an dieser harten Tat- ständigen Lohn nicht leben zu können und deshalb auf dessen ohne Umstände tot! fache selbstverständlich nicht das geringste ändern. Troß der un endlicher Herausgabe bestehen zu müssen. Einmütig lehnten die geniert fast nur in geheimen Sibungen beschlossenen kommunal- Arbeiter, darunter ergraute finderreiche Familienväter, die unfreifinnigen Liebesgaben aus den Taschen der hier wahrlich schon glaubliche Zumutung, sie auf diese Weise in ein neues ganz un genug gebrandschatten Steuerzahler trachte das Schwindfuchtswerk gewisses Arbeitsverhältnis für die Bankrotteure zu zwingen, ab. Spekulanten des Werkes, sämtlich natürlich schwerreiche nach mancher vergeblichen Sanierungs- Gewaltoperation am Nur die paar Hirsch- Dunderschen konnten auch in dieser Kapitalisten, unbedenklich Hunderttausende 31. Januar endgültig zusammen. Ein zwanzigstel Prozent von den Situation ihre Natur nicht unterbrüden. Unter diesen schenkt, so muß man selbstverständlich den Arbeitern doch 250 000 m. 125 M. das ist, außer dem radikalen Verlust Rausreißern standen sogar die beiden Gewerbegerichts- mindestens den rechtmäßig verdienten Lohn herausbon sämtlichen Zinsen, rund 60 000 M. usw., der praktische Effekt Kandidaten der Hirsche, die Walzmeister Urbanned der unglaublichen Vergeudung der Steuergroschen durch die natür- und Schlottczyc, an der Spize! Verzweifelnd nach den geben! Dabei sind doch nicht wenige derselben durch den Grünlich prinzipiell durchaus subventionsfeindlichen freisinnigen" vielen ihnen nicht gehaltenen Versprechungen erinnerten sich die dungshumbug aus guten Arbeitsstellen herausgerissen und hierher Stadtbäter. In dieser heiflen Situation hielt es der Kommunal- troß des grimmigen Winters seit dem 22. Januar- der letzten geschleppt, wo die Walzwerksarbeiter z. B. ihre Facharbeit überfreifinn für rätlich, sich wieder einmal seiner Arbeiterfreundlich- Lohnzahlung ohne einen Pfennig Lohn gebliebenen Arbeiter haupt nicht mehr finden können! Schließlich hat man die befeit" zu erinnern. In langen Reklamen verkündeten denn auch die der schönen Rathausreden. Und am 26. mittags setzte sich die rühmten 28 000 M. doch auch nicht etwa nur für die Herren Direttoren usw. bewilligt?! lokalen Zeitungswindmacher den prinzipiellen Selbstmord des ganze Schar der 200 Opfer der freisinnigen Kapitalistenpolitik von freifinnigen Manchestertums. Die Arbeiter mit deren Eristenz Schellmühl aus zum Rathause in Bewegung.
-
-
und Logisgeber nicht in der bitteren Not befänden, die sie jest Selbst wenn sich auch die Arbeiter und dadurch auch ihre Kost leiden müssen, könnte doch kein Zweifel darüber bestehen, daß die Stadt für sie einzutreten verpflichtet ist! hat man den
ge=
Wegen Umbau und Umgestaltung
Grosser Ausverkauf.
ONE
Deutsche und Perser Teppiche, Portieren, Gardinen, Stores, Diwandecken, Läuferstoffe, Tischdecken, Felle und Kissen
zu wesentlich herabgesetzten, spottbilligen, aber festen Preisen,
welche neben den früheren deutlich vermerkt sind.
Teppich- Haus B. Hurwitz, Rotes Schloß
Ben Schira
Cigaretten sind die bestun
Marke A.2 Pig- Ultra 3 Pig. Kaplichten Cigarrengeschaffen.
Gesichtsausschläge
beseitigt mit übers raschendem Erfolge Obermeyer's
vis a vis dem National- Denkmal.
&
Teilzahlg. wöchentlich nur 1 Mark!
Grammophone, Phonographen, Spieldosen, echte Menzenh.- Zithern, Konzert- Zithern, Geigen, Mandolinen, Hand- Harmonikas. Grosse Auswahl in Zonophone Platten, EdisonWalzen usw. Zubehörteile und Reparaturen billigst.
Juhre, Musik- Spezialgeschäft
N., Demminerstr. 2, an der Brunnenstrasse
SO., Britzerstrasse 10, am Köttbuser Tor