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Der Ausfall an Steuern, den Berlin durch das Steuerprivileg der Beamten, Geistlichen und Lehrer, sowie dadurch erleidet, dafj zahlreiche in Berlin beschäftigte Personen in den Vororten wohnen, »st ganz enorm und weit größer, als man allgemein annimmt. Der Steuerausfall kann allerdings weder ziffernmäßig berechnet noch annähernd geschätzt werden. Wie bedeutend der Ausfall aber ist, ergibt sich aus folgendem: tll in Berlin wohnhafte, 7 hiesigen Groß- danken borstehende Mitglieder versteuern ein Einkommen von 3% Millionen Mark. Danach mühten 14 in den Vororten woh- «ende Bankdirektoren 100 800 M. Staatseinkommcnstcuer entrichten. Nach einer Aufstellung des Magistrats beträgt der Ausfall für Berlin , den dieses infolge des te-teuerprivilegs der Beamten er­leidet, bei einem Zuschlag von 100 Proz. zur Staatseinkommen- steuer rund 1523 000 M. und unter Hinzurechnung des Ein- tommcns der aktiven und verabschiedeten Militärpcrsonen, soweit es bisher der Gcmcinde-Einkoinmenstcuer nicht unterliegt, rund 1 874 000 M. jährlich. Natürlich ist der Stcuerausfall bei den übrigen Personen ganz erheblich größer. Allen kommen die kommunalen Einrichtungen, insbesondere aber den Kindern in gleichem Maße zugute, wobei zu berücksichtigen ist, daß die Beamten mit ihren Beitragen zu den Kommunalbcdürfnisien gegenüber ihren mit dem ganzen Einkommen steuerpflichtigen Mitbürgern zurückstehen. Berliner Asyl-Berein für Obdachlose. Im Monat Februar nächtigten iin Männer-Asyl 16 723 Personen, wovon 7101 badeten, im Frauen-Asyl 4187 Personen, wovon 1114 badeten. Ein schätzender Schutzmann. Der Berliner Schutzmann steht in dem Ruf, alles zu wissen und alles zu können. Wer wird es riskieren» von einem unserer Schutzleute anzunehmen, daß er nicht fähig sei, die Größe eines Wagcnfcnsters annähernd richtig zu schätzen? Ein Schöffengericht hat von einem als Zeuge auf- tretenden Schutzmann das angenommen. Vor den Schöffen der Abteilung 141 des Amtsgerichts Berlin- Mitte stand ein Bäckermeister B. aus Reinickendorf , dem von der Berliner Polizei ein Strafmandat aufgepackt worden war, weil sein mit einem festen Planendach versehener Brotwagen so ein- gerichtet sei, daß dem K u t s ck e r nicht die polizeilich geforderte ..freie Au ssicht nach alten Seiten"(Z 2 der Straßen- , ordnung für Berlin ) ermöglicht werde. Der Bäckermeister wehrte sich gegen das Strafmandat, indem er behauptete, die in den Seitcnwänden des Wagens rechts und links vom Kutschersitz an- gebrachten Ausschnitte seien groß genug, um freien Ausblick zu gestatten. Das Schöffengericht, das auf seinen Antrag hierüber entscheiden sollte, hörte als Belastungszeugen den Schutzmann, der auf der Straße den Wagen gesehen und den Besitzer angezeigt hatte. Der Schutzmann bekundete ohne Zögern, die Weite der Oesfnungcn in den Seiten wänden habe nur zirka 30 Zentimeter im Quadrat betragen, und das genüge eben nicht.Na, also!" sagte der Vorfitzende. Doch da entfaltete der Angeklagte einen mitgebrachten Bogen Papier und präsentierte ihn dcrn� Gericht mit dem Bemerken, das sei die tatsächliche Weite der Oeffnungen. Er habe sie in Gegenwart eines Polizeibcamten a u S g c m e s s c n, sie betrage 45 Zentimeter z u 46 Zenti- meter, und das genügt. Erst jetzt wurde der schätzende Schutz- mann unsicher und sagte kleinlaut:Ja, gemessen habe ich nicht." Dem Amtsanwalt blieb hiernach nur übrig, selber die Freisprechung zu beantragen. Es müsse, so sagte er, angenommen werden, daß der Schutzniann falsch geschätzt habe? bei einem vorbei- fahrenden Wagen sei daS ja leicht möglich. Das Gericht erkannte dann auch auf Freisprechung. Hätte der Angeklagte nicht diese auf das Auge berechnete Demonstration als Beweismittel benutzt, so wäre er wahrscheinlich verurteilt worden. Weder der Vorsitzende noch die beiden Schöffen kamen auf die Idee, daß der Belastungszeuge vielleicht gar nicht fähig fei, richtig zu schätzen. Unseres Erachten» sollte freilich bei jedem Zeugen, der sich vor Gericht im Abschätzen von Länge, Flächengrötze, Zeitdauer usw. produziert, sofort durch eine Probe festgestellt werden, wie groß oder gering sein Schätzungs- talent ist. Diejenigen unserer Leser, die etwa selber nicht richtig schätzen können,»nögen sich zwei Bogen Papier zurechtschneiden, von denen der eine 46 Zentimeter lang und 45 Zentimeter breit, der andere nur 30 Zentimeter lang und 30 Zentimeter breit ist. Wenn sie die Bogen gegen einander halten, dann werden sie staunen, wie jemand si-h so sehr verschätzen kann. Dem Polizei- Präsidium empfehlen wir, diesen Bcaniten von der Straße wcgzu- nehmen und nur noch im Bureaudienst zu beschäftigen oder aber ihn erst mal eine Zeitlang in einer Polizeischule Uebungen im Schätzen vornehmen zu lassen. Es ist gewiß keine Schande, sich von 30 Zentimeter bis zu 45 Zentimeter zu verschätzen: die meisten Menschen(die Richter eingeschlossen) ahnen gar nicht, wie schwer es überhaupt ist, annähernd richtig zu schätzen. Aber ein Beamter, der das fertig bringt, darf mindestens nicht Gelegenheit erhalten, durch falsches Schätzen anderen Leuten verdrieß- liche Schererei zu bereiten. Uebrigens kann dieser falsch schätzende Beamte sich freuen, daß er Schutzmann ist und als Belastungszeuge aufzutr»ten hatte. Jedes Gericht wird ohne weiteres voraussetzen, daß er nach bestem Wissen ausgesagt hat und daß er an einer falschen Aussage keinerlei Interesse hätte. Würde das aber mit gleicher Stärke der Ucberzeugung vorausgesetzt werden, wenn etwa ein Privatmann als Entlastungszeuge sich zugunsten deS Angeklagten ebenso sehr verschätzt hätte, wie hier der Schutzmann als Bc- lastungszcuge sich zuungunsten des Angeklagten verschätzt hat? Eine Jagd nach Menschenwild wurde gestern auf dem Gesund« brunnen veranstaltet. Ein Arbeitsbursche loar von Stettin als blinder Passagier in einem Personenzuge nach Berlin mitgefahren und als er auf dem Bahnhof Gesundbrunnen ausstieg, wurde er festgestellt und einem Schutzniann übergeben. Auf dem Transport zur Wache entwich er dem Schutzmann und eilte nach dem Lauben- terrain an der Bcllermannstraße, von dem Beamten und zahlreichen Passanten verfolgt. Nach einer langen Jagd wurde der arme Teufel, der an einem Stacheldraht hängen geblieben war. wieder gefaßt. Es ist geradezu widerlich, daß sich obendrein»loch zahl- re»che Passanten an dieser Mcnschenjagd beteiligten und höchstens dadurch erklärlich, daß die Leute nicht wußten, welches.Verbrechen" der Aermste begangen. Beim Jadianerspiel angeschossen wurde der 10jährige Schüler Karl Hecke, der gestern aus Oranienburg der Königlichen Klinik zugeführt wurde. In dem genannten Vorort belustigte sich eine Schar von Kindern mit Jndianersptelen. Einer der Knaben führte ein Taschentesching bei sich und wollte mit diesem die Gegenpartei schrecken. Er gab blindlings einen Schuß ab und die Kugel drang dem nahe stehenden kleinen H. in den Kopf. Da zu der Entfernung de» Geschosses eine schwierige Operation erforderlich wurde, mußte der verletzte Knabe auf ärztliche Anordnung nach einem Kranken- häufe gebracht werden. Zwei grauen au» dem Fenster gestürzt. Auf schreckliche Weise versuchten sich zwei unglückliche Frauen das Leben zu nehmen. Gestern morgen stürzte sich die 25jährige Schneiderin Ottilie K., Pccnzlaurrstr. 6, in»hrer Wohnung aus dem Fenster hinaus. Sie hatte sich nach der dritten Etage hinausbegeben, war aber von ihrem Bruder, der Verdacht geschöpft hatte, verfolgt worden. Noch im letzten Augenblick riß er die Lebensmüde vom Fenster zurück und brachte sie wieder nach der Wohnung. Wenige Minuten später stürzte sie sich von dort auf die Straße hinab. Mit gebrochenem Kreuz und schweren inneren Verletzungen wurde sie in da» Krankenhaus am Frtedrichshain gebracht. Ihr Zustand ist hoff« nungsloS. grau K. war feit einiger Zeit von ihrem Manne ge« schieden und beabsichtigte, in nächster Zeit wieder zu heiraten. Kürzlich wandte sich jedoch der neue Bräutigam von ihr ab und jedenfalls auS Gram hierüber ließ sich die Bedauernswerte zu der Tat hinreißen. AuS dem dritten Stockiverk stürzte sich die junge grau de» Malermeisters K., �regcstr. 34, herab. Frau K. hatte im Wochenbett gelegen und alS die Hebamme auf wenige Minuten das Krankenzimmer verlieh, eilte die Patientin plötzlich an das Fenster und sprang mit cintpi Aufschrei in die Tiefe. In bedenklichem Zustande wurde die Aermste in das Krankenhaus Westend gebracht. Auf dem Transport wurde sie von einem toten Kinde entbunden. Der Storch auf dem Bahnsteig. Den Fahrgästen, die Dienstag abend auf dem Bahnsteig des Bahnhofs Gesundbrunnen auf das Eintreffen der Züge warteten, wurde eine seltsame Ueberraschung zuteil. Sie hatten ganz plötzlich unbemerkt Zuwachs erhalten. Mitten auf dem Bahnsteig hatte ein junger Weltbürger das Licht der Welt erblickt. Die Wirtschafterin R. hatte einem Knaben das Leben geschenkt. Mutter und Kind wurden in das Lazarus- Krankenhaus gebracht. Ter Kaiser und Herr Bonn sollen sich, wenn die Hofjournale recht berichten, am Dienstag, den 5. März, über denHund von Baskerville", welches Opus der Kaiser sich an eben diesem Tage im Berliner Theater vorspielen ließ, und besonders über die Vorzüge dieses Detektivstückes gegenüber demSherlock Holmes " glorreichen Andenkens unterhalten haben. Der Kaiser, der kürzlich die Pflege der Klassiker den Franzosen empfahl, ist offenbar wieder einmal zu seiner Vorliebe für das' Genre:Eharleys Tante" und Sherlock Holmes " zurückgekehrt. Der Geschmack ist eine höchst per- sönliche und rein private Sache. Deshalb sollte man aber auch die Oeffentlichkeit mit den Kundgebungen dieses privaten Geschmackes durchaus verschonen. Genau so wie mit den Reklamekünsten des Herrn Bonn , der bei dieser Gelegenheit dem Kaiser eine Anzahl seiner frisch gebundenen unsterblichen Werke überreichen ließ. Zwei schwere Automobilnnfälle haben sich gestern kurz hinter- einander in der Rcinickcndorferstratze zugetragen. An der Ecke der Wiesenstrahe wurde der neunjährige Schüler Alexander Malti- wicz, Reinickendorferstr. 00, beim lleberschreitcn des Fahrdammcs von einem entgegenkommenden Kraftwagen ersaßt und zu Boden geschleudert Er erlitt einen schweren Schädelbruch und fand im nahen Kinderkrankenhause Aufnahme. Vor der elterlichen Woh- nung in der Reinickendorferstr. 104 geriet der 5 Jahre alte Georg Sometzki unter ein Automobil. Am Kopf und am Rücken zog sich der Kleine schwere Verletzungen zu. Die erste ärztliche Hülfe er- hielt er auf der Unfallstation in der Lindowerstraße. Leider wird nicht mitgeteilt, welchem Besitzer diese Autos gc- hören. Es wäre gar nicht zu verwundern, wenn es sich auch bei diesen Auwmobilunfällen um ungeübte Fahrer handelt, die von Unternehmern an Stelle der ausständigen Automobilführer cinge- stellt wurden und die Straßen unsicher machen. Der Bräutigam unterm Automobil. Zu dieser in unserer Dienstagsnummer enthaltenen Notiz wird uns mitgeteilt, daß der Vorfall sich etwas anders als gemeldet zugetragen habe. Als Sonntag früh l45 Uhr ein Automobil den Kurfürstendamii» cnt- lang fuhr, ging ein Herr und eine Dame, die von dem Führer des Autos durch lautes Huppen gewarnt wurden, über die Straße. Da überholte ein anderes Auto den Führer, der gestoppt hatte, und in dieser Situation fing die Dame an zu schreien und riß den Herrn mit zurück, so daß sie vor dem Kraftwagen niederfielen, und da der Asphalt sehr schlüpfrig war, zwei bis drei Schritt vorwärts ge- schoben wurden. Der Dame ist nichts geschehen und der Herr hat nur einige Hautabschürfungen im Gesicht davongetragen. Da es direkt an der Unfallstation war, wurde der Herr verbunden, worauf die mit dem Schreck davongekommenen in einer offenen Droschke nach Hause fuhren. Warnt Euere Kinder. In letzter Zeit ist es verschiedentlich vor­gekommen, daß Kinder von Erwachsenen angelockt und verschleppt wurden. So hatte am Montagnachmittag in der Zeit von 46 ein etwa 20jährigcr blonder Mann das 8jährige Mädchen der Sch.schen Eheleute auS Rummelsburg , Kantstr. 49/50 wohnhaft, an sich gelockt und dasselbe mißbraucht. Nach Angabe des den Eltern später wieder zugeführten Kindes ist der Fremde mit dein Mädchen von» Bahnhof Kietz-Rummelsburg bis Schlesischen Bahnhof gefahren, bort aus- gestiegen und hat eS durch mehrere Straßen in eine Wohnung ge- führt, wo er es vergewaltigte. Am Schlesischen Bahnhof soll er noch mit einem Briefträger gesprochen haben, woraus zu entnehmen ist, daß der Täter mit demselben bekannt ist. Es wäre erwünscht, wenn der Briefträger über die Person des Unholdes nähere Angaben machen würde. Der Wintergarten hat für das Märzprogramm wiederum eine Anzahl tüchtiger Kräfte verpflichtet, von denen in erster Reihe Charlotte Wiehe zu nennen sein dürste. In der Pantomime La Main"(Die Hand"), in der sie als Tänzerin Vivctte die Hauptrolle spielt, ist sie ganz in ihrem Temperament, nachdem sie sich vorher durch einige hübsche Lieder als leistungsfähige Lieder. sängerin eingeführt hatte. Außer einem Ncgerlied trug sie in vollendeter Form ein Volkslied in Kölnischer Mundart vor. Einige nette Sachen brachten auch die Oberste ircr zu Gehör, während 4 Damen sich als A t h l e t i n n e n produzierten und an Kraft und Gewandtheit viele Athleten übertreffen dürften. Auch Paul Conchas, d�: Armceherkules, ist wieder gewonnen worden; er spielt mit Kanonenkugeln und Granaten, als ob es Kindcrspiclzcug wäre. Große Heiterkeit rief M i ß Orford mit ihren dressierten Elefanten hervor. Man sollte es kaum glauben, daß es gelingen konnte, diesen plumpen Tieren eine solche Anstelligkeit beizubringen. wie sie dieselbe in den Vorführungen betätigten. Beispielsweise ist der eine als Kinderwärterin so wohlerzogen, daß er ein Baby im Rüssel haltend verwartet, um es dann in die Wiege zu legen und einzuwiegen. Ein regelrechter Cake-Walk beschließt die Humor- volle Vorführung. Wertvoll ergänzt wird das Programm noch durch die Beiträge der Opernsängerin Louise A n g e r e r und durch die Leistungen der komischen Radfahrer des Barber Ritschic-Trio und dem gewandten Jongleur Salerno . Aus dem Märzprogramm des Walhalla-Bariöte'-TheatcrS am WeinbergSweg ragt vor allem«Die stoldene Eva" als Glanz'nummer im wahren Sinne des Wortes hervor. Warum bisher die Zensur an dieser Aufführung Anstoß nabm, ist nicht recht erfindlich. Glaubte man am Alexandcrplatz etwa, daß sich Personen finden, die sich beim Anblick deS mit Goldbronze überzogenen Ober- körpers der darstellenden Dame entsetzen könnten? Die Darstellung selbst war eine formvollendete. In rascher Reihenfolge zogen die einzelnen Bilder vorüber, die Salome, die Äugelspielerin, die Schiffahrt, die Jägerin ans der Lauer und schließlichAusgeträumt". Beim letzten BUde erwacht die Statue zum Leben und singt ein kleines Liedchen. AuS dem übrigen Teile des Programm» sei er- wähnt, daß Soubretten, Gymnastiker. Exzentriker, Kugelläufer. Humoristen sich in bunter Reihenfolge abwechseln. Die Geschwister Perez zeigen sich dabei als geschickte Gymnastiker an drei frei- stehenden Leitern. Im Gebrüder Herrnfeld- Theater werden am nächsten Sonntag« nachmittagDie letzte Ehre" undHausierer Jockels" wiederholt, während allabendlich die Komödie.Ein verrücktes Hotel" ge- geben wird. Feuerwehrbericht. Gestern früh hatte der 1. Löschzug einen Kellerbrand in der Straße An der Spandauer Brücke 15 zu löschen, wo besonders Holz brannte. Vorher hatte derselbe Zug in der Winsstr. 60 zu tun, wo ein Korb mit Wäsche und anderes brannte. Der 7. Zug wurde nach der Blumenstr. 35» gerufen. Dort brannte unter großer Onalmentwickelung Stroh und anderes in einein Keller. Der 20. Zug löschte«inen Brand in der Nenen Grünstr. 26. Dort waren Kisten mit Stroh und Verpackungsmaterial in Brand geraten. Der 17. Zug wurde wegen eines Unfall» alarmiert. Vor dem Hause Zimmerstr. 64 war ein Mann unter einen elektrischen Straßcnvabnwaaen geraten. Der Verletzte wurde befreit und nach der Charitö gefahren. Ferner mußte ein Kellerbrand in der Brandenburgstr. 53 gelöscht werden. In der Elisabethstr. 40 hatte der 1. Zug einen Brand im linken Seitenflügel zu löschen, der auf einen, Klosett entstanden ivür. Weitere Meldungen liefen noch aus der Friedrichstr. 6V, Manteuffelstr. 6, Barnimstr. 44 und anderen Stellen ein. Vorort- JVacbnchtern Charlotteubnrg. Zu dem Gencralvcrsammlungsbericht des WahlvercinS Charlotten« bürg ersucht unS Genosse G e h r l e mitzuleilen, daß seine Aus« fllhrungen in dem Bericht nicht richtig wiedergegeben sind. Wir kommen diesem Ersuchen nach, bemerken jedoch, daß die falsche oder unzulängliche Wiedergabe seiner Ausführungen nicht unsere Schuld ist. Nach der Zuschrift hat Genosse Gehrke folgendes ausgeführt: I. Was für Gründe leiteten den Vorstand, die Betrachtungen über den Aus- fall der NeichstagSwahlen in einer öffentlichen, statt in einer Wahl- Vereinsversammlung vorzunehmen? Da nach meiner Ansicht dieses eine Parteiangelegenheit ist und somit vor das Forum der Parte» gehörte. II. Weshalb hat man gerade den Genossen Bernbard und nicht jemand anders als Referenten für diese Ver­sammlung bestellt. Begründend sagte ich: Man hätte sich doch sagen muffen, daß nach dem unerwarteten Ausfall der Wahlen die Gegner durch dieses Thema stark angezogen würden und da war die Wahl de» Referenten verkehrt. Denn aus der Vergangenheit Bernhards konnte man schließen, daß B. eber den Beifall der Gegner als den der Parteigenossen hervorrufen würde, denn nach meiner Ansicht geize B. nach dem Beifall der Gegner. Rixdorf. In der vergangenen Nacht wurden von Spitzbuben in dem Hause Elsterstr. 7 aus allen Wohnungen die Messingtüren von den Lesen gestohlen. Die meisten Wohnungen sind noch unbewohnt. Z» dem Betriebsunfall, der sich am Dienstag voriger Woche in der Fabrik für Eisenkonstruktione» von Steffen u. N ö l l e er- eignete, teilen wir mit, daß der verletzte Arbeiter Schulz in wenigen Tagen wiederhergestellt fem dürfte, da er sich nur leichtere Ber- letzungen zuzog. Lichtenberg . DerJnteressenklüngel" in Wahlnöten! Unsere Wahlnotiz in der SonntagSnummer desVorwärts" scheint bei den» OrtSblättchen von Lichtenberg ein geringe? Verständnis der Situation ausgelöst zu haben. Wir hatten dem bürgerlichen Wahllomitee für die ersten Stadtverordnetenwahlen ein herzlichesGlückauf!" zugerufen. Soll doch dieses Komitee die Wahlen vorbereiten, nachdem das geistige Haupt derLichtenberger Bürger" in der Bürgervereinsversammlung der Wertzuwachssteuer und deren Freunden Todfeindschaft geschworen hat. Nun hat der Verbandstag der Grundbefitzervercine in, Bürgersaale de? Berliner Rathauses die Steuer in Wohl- verstandenem Eigeninteresse prinzipiell abgelehnt. Das OrtS- blättchen gibt folgendem Stoßgebet Raum:Mit dieser starren prinzipiellen Ablehnung der Steuer glaubt man Wunder was zu erreichen. Wem damit gedient ist, geht zur Genüge hervor, wenn wir die Sonntagsnummer desVorwärts" durchlesen. Der Lichtenberger Mitarbeiter stellt die These aus Herrn Plonz' letztem Vortrag im Bürgerverein, kein Stadtverordneten -Kandidat könne seine und seiner Freunde Unterstützung finden, der ein An- Hänger dieser Steuer sei, in ihrer unwiderrufliche» Deutlichkeit heraus und fügt den von innerer Freude diktierten Ruf hinzu:Glück auf!" dem Sladlverordneten-Wahlkomitee mit dieser Wahlparole I Daß daS alles andere als ein herzinniger Glückwunsch ist. braucht wohl nicht gesagt werden. Aber wenn, wie eS unausbleiblich ist, unsere Gegner mit diesem Ausspruch deS Herrn Plonz wuchern gehen, dann kann unter Umständen die neue Stadtverordneten- Versammlung ein Aussehen erhalten, das sich so leicht keiner hat träumen laßen. Das heißt durchaus nicht, den Teufel an die Wand malen, sondern ganz kühl und nüchtern feststellen, was ist und was werden kann. Mai, möge niemals vergessen, daß die Stadt- verordnetenversammlung nur zur Hälfte aus Eingesessenen bestehen braucht. Es ist kaum anzunehmen, daß die Sozial- demolratie diese ganze Hälfte ins Stadlparlament senden wird. Aber, wenn Wirklichkeit wird, was jetzt nur als Schatten auf- getaucht ist, wenn sich hier ein Mieterverein bildet, dem die große Menge des besitzlosen Mittelstandes zuströmen kann, dann ist es möglich, daß auch der Rest der Hälfte an Männer fällt, die eo ipso für die Wertzuwachssteuer stimmen." Das nun die Gegner der Werkzuwachssteuer, deren Bedeutimg von uns durchaus nicht überschätzt wird sintemalen die vorhandene Majorität der Jnter- effenten dieserVermögenSkonfiskation" durch möglichst ungefährliche Gestaltung der Steuerordnung begegnen wird alles daran setzen werden, bei der am Montag beginneirden letzten Gemeindevertreterwahl Männer ihres Herzens zu Mandaten zu verhelfen, ist verständlich. Es drängen sich auch im besonderen die Vertreter der Terraingesell- schaften an dieMaßgebenden" heran. Sache der Lichtenberger Bürger wird es sein, ili allen Abteilungen diesen Feinden der ge- sunden Fortentwickelung der Gemeinde zu zeigen, wo der Zimmer-. mann da» Loch gelassen hat. Die Arbeiter, die Gewerbctrerbenden. die Beamten, alle haben eine Verpflichtung, den Kandidaten der Sozialdemokratie zum Siege zu verhelfen, nur die sind gewillt»md in der Lage, den Jntereffcn der Gesamtheit zu dienen. Treptow -Baumschulenweg. Eine große Beunruhigung bemächtigt sich gegenwärtig eine» Teiles der hiesigen Bevölkerung. In einem Hause. Baumschulen- straße 15, ist bei dem Schlächtermeister R. Typhus ausgebrochen; ein Kind ist bereits daran gestorben, während die beiden anderen Kinder nach dem Krankenhause übergeführt worden sind. Kurz darauf sollen nicht nur die Eltern der Kinder, sondern auch bereits einige Kunden des Schlächtermeisters an TyphuS erlrankt sein. Demnach scheint sich eine gefahrdrohende Epidemie entwickeln*u wollen. Durchgreifeudc Vorsichtsmaßregeln seitens der Behörde dürsten hier am Platze fein. Ober- Schöneweide. Zwei schwere Unglücksfällr ereigneten sich gestern auf der Treskolvbrücke und Wilhelminenhofftraße i», Fliegerwerk. Auf der Treslowbrücke stürzte der Kutscher der Speditionsfirma Wanzlick von der Edisonstraße kommend vom Wagen, wobei ihm das Hinterrad über den rechten Oberschenkel hinwegging und denselben fast vom Körper abtrennte. Dem Veruiiglückten wurde i», Verbandsraum der Firma Hegewald ein Notverband angelegt und er alsdann inS Krankenhaus gebracht. Im Fliegerwerk, der bekannten Akkninulatorenfabrik, erlitt ein Führer erhebliche Brnstguetschungen dadurch, daß der Chauffeur eines Automobil» beim Umdrehen irrtümlich anstatt vorwärts rück- wärts fuhr. Dem Führer, der sich unmittelbar hinter dein Auto- mobil und an der Wand befand, wurde dadurch der Brustkasten ein- gequetscht. Auch er mußte ins Krankenhaus gebracht werden. Weihensee. Von kommunalpolitischcr Bedeutung ist die Amtsentsetzung des Dr. Pape, so schreibt dieWeißenseer Zeitung" und stellt hierbei Betrachtungen an über die Stellungnahme der einzelnen Grilppen in der Gcnieiiidevertretung. Sie mahnt zur Einigung der beiden sich gegenüberstehenden Bereine der HauS- und Grundbesitzer, denn sonst könne die Vertretung der Sozialdemokratie sich stets in einer ZentrumSrolle sehen lassen. Da sind zum Beispiel die Be- ichlüsse über die Gemeindeturnhalle immer mit Restriktionen der Vertreter der dritten Wählerklaffe gefaßt worden. Diese Restriktionen erscheinen vielen einsichtigen Kommunalpolitikern bedenklich, weil sie unabsehbare Folgen haben können. Andererseits hat die erfolgte Wahl des Genoffen Schmutz zum Kreistagsabgeordneten auch über die Grenzen WeißenseeS hinaus eine gewisse Sensation erregt. An sich sei eS min recht erfreulich, daß die Vertretung der dritten Wählerklnffe ebenfalls die Möglichkeit hat, positive Arbeit zu leisten. Also hier haben wir es: die Vertreter der dritten Wühlerklasse haben nur während de« Pape-KonflikteS positive Arbeit geleistet. Biilow macht Schule. Aus seinen eigenen Notizen sollte der Redaltionsmann ersehen, wie die Vertreter der dritten Wäblerklasse Anträge stellen und Anregungen geben, die allerdings d'r Gesamt- hett der Einwohnerschaft zugute kommen, während diese gewöhnlich v-m der bürgerlichen Mehrheit unterl>-<ßkt und verworfen werden.