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».ei. umm. 2. Keilllge iles LgMlilts" Kerlim Wllisblatt. ll! N»-! m- Heute Mitwoch findet für Berlin und Vororte der Zai)Iabend statt. parte!- Angelegenheiten. Zum heutige» Zahlabend! In der letzten Nummer desMitteilungsblattes" ist ein Irrtum mrterlaufen, der hiermit berichtigt wird. Die Vorstände des e r st e n und zweiten Kreises haben sich gegen Erhöhung des Mitglieds- beitrages, die des dritten, vierten, fünften Kreises sowie der Zentralvorstand von Teltow - Beeskow und die KrerS-Generalversammlung von Niederbarnim für eine Erhöhung um fünf Pfennig pro Monat ausgesprochen, der Vorstand des sechsten Kreises dagegen empfiehlt eine Erhöhung von zehn Pfennig pro Monat. Wir bitten, dies bei den Diskussionen des heutigen Abends in Betracht zu ziehen._ Das Bcrbands-Burcau. Nieder- Schöneweide. Die Parteigenossen werden darauf auf- merksam gemacht, datz der heutige Zahlabend noch gemeinsam von allen drei Bezirken abgehalten wrrd, und zwar im Lokale des Ge- Nossen Julius Fischer. Bcrlinerstr. 92. Um regen Besuch ersucht Der Vorstand. Steglitz . Heute abend in allen Bezirken Zahlabend. Der 8. Bezirk milst besonders vollzählig erscheinen, da hier Neuwahl des l. Bezirksführers notwendig ist. Zur Gewerbegerichtswahl am Freitagabend von 68 Uhr fordern wir alle Parteigenossen auf, die wahlberechtigt sind, ihre Pflicht zu tun._ Berliner JVacbricbten. Schulfeiern. In den letzten Jahren haben es sich eine Anzahl Schub Iciter angelegen sein lassen, alljährlich Schulfeiern zu Der anstalten und zu denselben die Angehörigen der die betreffende Schule besuchenden Kinder einzuladen. Diese Jahresfeiern oder Elternabende, wie sie noch bezeichnet werden, sollen be- Zwecken die Herstellung innigerer Beziehungen zwischen Schule und Haus und in zweiter Linie sollen den Angehörigen durch die Kinder einige frohe Stunden bereitet werden. Der Zweck dieser Veranstaltungen ist sicher ein sehr löblicher und man kann nur wünschen, daß sich Schule und Haus näher kommen, allein angesichts der heutigen Organisation dieser Elternabende oder Jahresfeiern glauben wir, daß dieser Zweck nicht erreicht wird. Dazu gehört mehr denn das Anhören einer Anzahl durch die Kinder vorgetragenen Gedichte und Märchen und hier und da eine vom Rektor gehaltene An- spräche, und sei sie noch so warm. Unserer Ansicht gehört dazu ein inaigerer Kdnnex zwischen Lehrer bezw. Lehrerin und Eltern. Die Lehrer oder Lehrerinnen müßten durch die Eltern sich über die Individualität des Kindes näher unter- richten lassen können, müßten sich mit ihnen aussprechen können. Das ist es, was fehlt, aber nötig wäre, sollen die Beziehungen zwischen Schule und Haus ernstliche Förderung erfahren. Haben wir somit mit einigen Worten auf die Mängel dieser Jahresfeiern oder Elternabende hingewiesen, so wollen wir gern anerkennen, daß die Stunden einer Jahresfeier nicht zu den verlorenen zu zählen sind. Die Schulleiter mit ihren Lehrkräften geben sich alle Mühe, um den Angehörigen einen angenehmen Abend zu bereiten und es ist eine wahre Freude, die hübschen Vorträge der Kinder anzuhören. In erster Reihe steht wohl der Gesang, und man muß es unseren Gesanglehrern lassen: auf diesem Gebiete sind sie anderen voran. Und wem könnten die Vorträge der Kinder nicht alle Aufmerksamkeit abnötigen? Ist ihre Wahl doch eine sehr sorgfältige und vor allem dem kindlichen Verständnis gut angepaßte. Greifen wir nur wahllos in das Programm einer solchen Jahresfeier hinein, wie wir es dieser Tage hörten. Da treten einige Kinder auf das Podium, um den Frühling zu grüßen. In gekauerter Stellung hockt am Boden ein weißgekleidetes Mädchen, sich schlafend stellend und Schnee- glöckchen darstellend. Da kommt der Wind und fächelt es munter:Schneeglöckchen erwache! Schneeglöckchen erwache!" ruft er. Es kommt Leben in das Schneeglöckchen und auf- stehend dehnt und reckt es sich, hörend, daß der Frühling da ist. Und der Frühling ein größeres Mädchen erscheint und kündigt Allen Menschen und Tieren neues Leben und neue Freude an. Schließlich erscheint auch das Oster- Häschen, auch es will Frühling beglücken. Das hat aber Furcht vor Menschen, weil diese mit Schrot und Korn ge- fährlich seien. Frühling beruhigt es mit dem Hinweis, daß nicht alle Menschen seine Feinde seien; die Kinder liebten es. Es solle nur in die Gärten kommen und dort in den Ecken und Hecken die Ostereier verstecken. Dann könnte es von unsichtbarer Stelle aus sich an den Freuden der Kinder weiden. t Die Angehörigen konnten es gar nicht über sich ge- Winnen, bis zu Ende des Vortrages ihre Lachmuskeln zu bezähmen, so große Freude hatten sie an demselben. Und welcher Humor wurde nicht geweckt, als ein kleines Mädchen in dem Tone des Bedauerns:«Nach Weihnachten !" vortrug. Als es des Schicksals gedachte, das den zu Weihnachten ge- schenkt erhaltenen Püppchen, Pferdchen, Wägelchen und änderen Sächelchen nach einigen Wochen bereitet wurde: wie da ein Aermchen, dort ein Bcinchen fehlte, kurz, wie die meisten Spielsachen nur noch zum Teil zu erkennen waren, da mußten nicht nur die erwachsenen Zuhörer und Zu- Hörerinnen lachen, da lachten und kicherten auch die vielen Kinder, die zum Zwecke des Gesanges anwesend waren. Und wie waren die Eltern stolz, deren Kinder aus- erwählt waren, auf das Podium zu treten. Wie ihre Augen leuchteten, wenn ihre Kleinen ihre Sache gut gemacht hatten! Nicht mindere Befriedigung fanden die Lehrer und Lehre- rinnen, weil sie nun durch die Kinder zeigen konnten, welchen Erfolg ihre Mühe und Arbeit getragen, und wir sahen manche Lehrerin ihre kleine Schülerin nach Beendigung ihrer Auf- gäbe streicheln und hörten sie dem Kinde ein anerkennendes Wort sagen. Wer so die Gesangs- und deklamatorischen Vorträge aus Kindermund hörte, wem stiegen da nicht Erinnerungen aus seiner eigenen Kinderzeit auf, der Zeit, in welcher deni kleinen Menschlem so wenig von den großen Sorgen und noch weniger von dem großen Kampf ums Dasein bekannt ist. Aber noch jtXDdä anderes war es. was uns an dem Abend wieder einmal stark zum Bewußtsein gebracht wurde: der Unterschied zwischen Gcmeindeschule und höherer Schule. Wir hörten vom Rektor, daß er die Absicht habe, den nach Abzug der kleinen Unkosten überschüssigen Betrag aus dem 10 Pf. be- tragenden Entree als Grundstock zu einem Klavier für die Aula anzulegen, und optimistisch meinte er:Vielleicht er- leben wir's noch, daß, wenn günstige Umstände mitwirken, wir dieses Ziel erreichen." Da zeigt sich wieder einmal, wie die Gemeindcschule vernachlässigt wird. In den Aulen unserer höheren Schulen gehört ein Klavier zu den notwendigen Requisiten, die Genieindeschulen entbehren dieses Jnstru- mentes. Und dabei wäre ein solches hier genau so notwendig wie dort. Die gewiß gut gemeinte Absicht des Rektors ist nur eine Blamage für unsere Schulverwaltung. Um dieses Bedürfnis zu erfüllen, dazu gehörte nur die e i n in a l i g e Einsetzung eines Betrages von 100 000 M. in den 19 Millionen betragenden Schuletat. Dann könnte auch für unsere Ge- meindeschulkinder bei einer verständigen Organisation ein neues Gebiet eröffnet werden und die Schulfeiern hätten nicht nur Angehörigen der Kinder einige frohe Stunden bereitet, sondern dazu beigetragen, ein Bedürfnis aufzu- zeigen, dessen Befriedigung für die Geineindeschulkinder auch einen pädagogischen Wert hat. Auch die Gemeindeschulkinder würden sich sicher sehr gern alle Woche oder von Zeit zu Zeit in der Aula einen hübschen Musikvortrag mit Aufmerk- samkeit anzuhören. Ob die Stadtverordnetenversammlung einmal in den Beutel greifen wird? Tagesordnung für die Sitzung der Stadtverordnetenversamm- lung am Donnerstag, den 14. März, nachmittags 5 Uhr.' Bericht- erstattung über die Vorlage, betreffend den Erlaß einer Grund- steuerordnung nach dem Maßstabe des gemeinen Wertes und einer revidierten Umsatzsteuerordnung unter Einführung einer Wertzuwachs st euer. Berichterstattung des Etatsausschusses über die nachstehend bezeichneten Etats für das Etatsjahr 1997 und zwar: Grundstücke in der Stadt, Ländliche Grundstücke in- und außerhalb, sowie Mietsgrundstücke außerhalb der Stadt und Kalksteinbruch zu Rüdersdorf , Be­rechtigungen, Krankenhaus im Friedrichshain , Krankenhaus Moabit , Krankenhaus am Urban, Krankenhaus Gitschiner Straße, Kaiser und Kaiserin Friedrich-Kinderkrankenhaus, Rudolf Virchow -Krünkenhaus, Irren- und Jdiotenanstalt Dall- dorf, Irrenanstalt Herzberge in Lichtenberg , Irrenanstalt Buch, Anstalt für EpileptischeWuhlgarten" bei Biesdorf , Badeanstalten, Desinfektionsanstalt in der Reichenberger Straße, Heimstätten für Genesende und verschiedener Einrichtungen für die öffentliche Gesundheitspflege, Zentrale Buch, Gym nasien, Nealgyinnasien und Oberrealschulen, Realschulen, höhere Mädchenschulen, Turnhallen der städtischen höheren Lehr anstalten, Spielplätze und Turnwesen im allgemeinen, Ver­schiedene Einrichtungen für die städtischen höheren Lehranstalten und die höheren Mädchenschulen, Gemeindeschulen(Volksschulen), Taubstummenschule, Blindenanstalt nebst Betrieb der Be- schäftigungsanstalt, Wahlfortbildungsunterrichtswesen, Pflichtfortbildungsunterrichtswesen und Gewerbliches Unter richtswcsen. Vorlagen betreffend: den festlichen Empfang des XIV. Internationalen Kongresses für Hygiene und Demographie und die Herausgabe einer Festschrift zu seinen Ehren, die Fest setzung einer neuen Fluchtlinie für das Grundstück Linkstr. 26, Königin Augustastr. S im Zusammenhange mit einer Verschiebung der Augustabrücke, die Enteignung einer zur Freilegung der Greifswalder Straße erforderlichen Fläche des Grundstücks Greifs walder Straße 154, den Verkauf einer Teilfläche des Gas- behältergrundstücks an der Augsburger Straße, die provisorische Pflasterung der Senefelderstraße, den Abschluß von Verträgen mit der Dorfgemeinde Rosenthal über die Unterhaltung der Dorf- straße in Rosenthal und den Anschluß von Rosenthal an die Berliner Kanalisation den Erwerb forstfiskalischer zur Frei legung der Afrikanischen Straße erforderlichen Flächen und die Enteignung von Gelände zum Comeniusplatz. Aus dem Etatsausschuß. Am Montag wurde zunächst der Etat der Waisenverwaltung beraten. Moniert wurde, daß in Privat- anstalten mehr Kinder verpflegt werden, als in der eigenen Anstalt untergebracht sind. Die Verwaltung erklärte daraufhin, Rummels- bürg sei eine evangelische Anstalt, da nun für die katholischen Waisen nicht genügend Pflegeeltern vorhanden seien, so müßten dieselben in Privatanstalten untergebracht werden, oder man müsse ei» eigenes katholisches Waisenhaus bauen. Als außerordentlich bedenklich wurde die hohe Todesziffer der im ersten Lebensjahre stehenden Waisen bezeichnet. Die Ber- waltung begründete diese Erscheinung damit, daß ihr die Kinder meist in sehr h-rabgekommenen Zustand übergeben werden. Im weiteren wurde unter Hinweis auf den Verwaltungsbericht dargelegt, daß eine ganze Airzahl Kinder in Orten untergebracht sind, die keine eigentlichen Gemeinden, sondern Gutsbezirke bilden und es sei anzunehmen, daß in solchen Orten keine Gewähr für eine entsprechende Schulbildung gegeben sei. Um einen Ueberblick zu gewinnen, wurde die Verwaltung ersucht, in der Nachweisung eine Rubrik anzufügen, aus welcher das Schulsystem des einzelnen Ortes ersichtlich ist. Der Armen-Etat schließt, wie schon berichtet, mit erheblich niederen Ausgaben ab als im verflossenen Jahre. Seiten? der Armendirektion wurde bemerkt, daß damit keine Verschlechterung in der Unterstützung der Armen eintrete, denn diese sei pro Kopf immer gestiegen. Dem wurde von unseren Genossen entgegen gehalten. daß trotz der Befugnis der Armenkommissionen, für Kinder ein Pflegegeld von 6 bis zu 9 Mark und mehr zu bewilligen, nach dem Verwaltungöbericht noch ein solches von 3 Mark an gezahlt werde und in nicht weniger als 45>X> Fällen nur ein Satz von 66.50 Mark gezahlt werde, hier käme ein unangebrachter Sparsamkeitseifer der Armenkommissionen zum Ausdruck, der sich durch die schlechte Er- nährung der Kinder nach der andern Seite einmal bitter rächen werde. Die Verwaltung wies darauf hin, daß sie erst kürzlich im Gemeindeblatt die Armenkommissionen angewiesen habe, möglichst weitherzig zu verfahren. Beim Etat 46: Statistisches Amt wurde von unseren Genossen eine Resolution eingebracht und vom Ausschuß angenommen, Ivo- nach festgestellt werden soll, wieviel Berliner Hausbesitzer das passive Wahlrecht zur Stadtverordnetenversammlung besitzen. Es wird sich dabei zeigen, wie klein die Zahl dieser Privilegierten eigentlich ist. Beim Etat: Märkisches Provinzialmuseum wurde bestimmt ver- sichert, daß dasselbe im Laufe des Etatsjahres fertig wird. Beim Etat 49 B: Geschäftsbedürfnisse und Prozeß­kosten wurde von unseren Genossen der Antrag gestellt, den Etatsentwurf auch an die Presse abzugeben. Der Kämmerer konnte sich zu einer glatten Zusage nicht aufschwingen, versprach aber die Angelegenheit in Erwägung zu ziehen, vielleicht könne man eS so machen, daß derselbe auf Ansuchen verabfolgt werde. Eine Reihe kleinere Etats wurden ohne Debatte verab- schiedet. störenden Eisversetzungen in der Gegend des Odcrbruchcs beseitigt lvordcn sind. Gestern konnten bereits die ersten Dampfer den Oder-Sprec-Kanal passieren. Da auch die Wasserstraße zwischen Hamburg und Berlin wieder eisfrei ist, konnte die Frühjahrs- schiffahrt im gesamten Elb-Sprce-Havel - und Odergebiet auf- genommen werden. Allerdings wird der Verkehr durch das Hoch- waffer sehr beeinträchtigt, da die starke Strömung dem Staken der Fahrzeuge bedeutenden Widerstand entgegensetzt, auch größere Schlcppzüge nicht verkehren können. An der Mühlendamm-Schleuse ist der Wasserdruck infolge des Hochwassers so stark, daß ein be» sondcrcr Schlepper erforderlich ist, um die aus der Schleuse bcra- wärts fahrenden Zillen herauszuschlcppcn. Bertrauensärzte bei den Schiedsgerichten. Für das Jayr 19V, sind zu Vertrauensärzten bei den Schiedsgerichten für Arbeiter« Versicherung des Stadtkreises Berlin und des Regierungsbezirks Potsdam: 1. der Geheime Medizinalrat Dr. Becker in Berlin LW. 29, Gneisenaustr. 99; 2. der Sanitätsrat Dr. Köhler in Berlin W. 50, Augsburgerstr. 57/58; 3. der Sanitätsrat Dr. Wagner in Berlin W. 80, Münchenerstr. 48; 4. der praktische Arzt Dr. Engel in Wilmersdorf bei Berlin , Uhlandstr. 58/59; 5. der praktische Arzt Dr. Hehl in Berlin W. 50, Geisbergstr. 27, außerdem bei demjenigen des Regierungsbezirks Potsdam der praktische Arzt Dr. Linnicke kr Berlin W. 57, Bülowstr. 44, gewählt worden. Ter Schiffahrtsverkehr von der unteren Ober nach Berlin ist nunmehr ebenfalls freigegeben worden, nachdem die die Schiffahrt Dienstmäbchen-Schicksal. Das Wohl oder Wehe eines Dienstmädchens wird wesentlich durch sein Dienstbuch mitbestimmt. Ein schlechtes Zeugnis im Buch und das Schicksal des Mädchens kann für immer besiegelt sein! Es gibt zwar Herrschaften, die weniger auf die Zeugnisse als auf die Person sehen. Sic mieten ein Diestmädchen auch mit schlechtem Zeugnis, wenn das Mädchen selber auf sie einen gün- stigen Eindruck macht. Andere Herrschaften aber> und das dürfte die Mehrzahl sein schrecken doch davor zurück, eine durch ein schlechtes Zeugnis gebrandmarkte Person in ihr Haus zu nehmen. Wir sind öfter in die Lage gekommen, in die Dienstbücher von Mädchen hineinzuschauen, die sich hülsesuchend an denVorwärts" gewandt hatten. Mit Verwunderung haben wir da manches schlechte Zeugnis gesehen, das schon in sich selber den Widerspruch trug. Was soll man sagen, wenn z. B. einem Mädchen bescheinigt wird, daß es Monate oder gar Jahre hindurch an derselben Stelle gedient hat. abergänzlich unbrauchbar ist", nichts von der Wirtschaft versteht" usw.? Ein Zeugnis ähnlicher Art ist uns dieser Tage vorgelegt worden. Einem Mädchen Frieda I. hat ein Herr Philipp Schmulewicz. der in Berlin in seinem Hause Oudenarderstraße 34 wohnt, im Dienstbuch bescheinigt, daß sie als Amme angenommen worden war und vom 19. April 1907 bis zum 16. Februar 1907 bei ihin gedient hat. Das Dienstzeugnis aber lautet:Plötzlich ent- lassen, frech bis zum Exzeß, faul, gemein, roh, lügenhaft, hat sich meiner Frau tödlich wider- setzt."(Tödlich" soll wohl heißen:tätlich".) Nicht wahr, mau staunt, wie das alles erst nach fast zehn Monaten so hervortreten konnte, daß eine plötzliche Entlassung nötig wurde. Und man er- schrickt über die Kaltblütigkeit, mit der hier ein Urteil gefällt worden ist, das geradezu vernichtend wirken mußte. Als uns dieses Zeugnis vorgelegt wurde, machte man unS zugleich allerlei Angaben über die Behandlung, die dem Fräulein Frieda I. in der Familie Schmulewicz zuteil geworden sei, sowie über das weitere Schicksal, das dem bedauernswerten Mädchen beschieden gewesen ist. Daraufhin haben wir es für unsere Pilu gehalten, der Angelegenheit näher zu treten. Von der BeHand- lung wollen wir nicht sprechen, weil unsere Ermittelungen hierüber bisher nichts Sicheres ergeben haben. Das weitere Schicksal derEntlassenen gestaltete sich sehr traurig. Als Fräulein I. am Abend des 16. Februar hinausgeworfen wurde, sah sie sich plötzlich unterkunftslos. Wie sie ging und stand, flüchtete sie sich zu einer in demselben Hause wohnenden Familie. Hier brachte sie die ersten drei Nächte zu. In zwei darauffolgenden Nächten schlief sie auf dem Trcppenflur vor der Bodentür, und dann wurde sie wieder mal von einer anderen Familie desselben Hauses be- herbergt. Ihre Sachen waren in der Wohnung der Familie Schm. zurückgeblieben. Es ist nicht ganz klar, warum Frieda nicht sofort die Sachen gefordert und nicht eine andere Stelle gesucht hat. Viel- leicht war sie überzeugt, daß sie mit dem von Schm. ausgestellten Zeugnis doch nie wieder einen Dien st kriegen würde. Sie soll in all diesen Tagen sich sehr verwirrt gezeigt und über heftiges Kopfweh geklagt haben. Schließlich nahm die durch einen Hausbewohner benachrichtigte Polizei sich des Mädchens an. Nach- dem unter dem Beistand eines Schutzmannes die Sachen aus der Wohnung der Familie Schm. abgeholt worden waren, zog Frieda zu einem in der Maxstraße wohnenden Milchhändler R.. der gerade ein Dienstmädchen brauchte. Doch schon nach drei Tagen mutzte sie aus dieser Stellung wieder entlassen werden, weil sie beständig über Kopfweh klagte, unfähig zur Arbeit schien und stundenlang unbeschäftigt im Winkel saß. Frieda wurde dann von der Polizei nach dem M ä d ch e n h e i m am Bahnhof Bors e" gebracht. Dort war man zunächst entsetzt über das ganz ungewöhnlich schlechte Zeugnis. Bestimmungsgemäß hätte Frieda hiernach abgewiesen werden müssen, aber sie machte einen so er« barmungswürdigen Eindruck, daß die Leiterin dieses Asyls sich entschloß, dem alsfrech",roh",gemein" usw. gebrand- markten Mädchen die Aufnahme zu gewähren. Das ivar am 25. Februar. Frieda schien bedrückt, verwirrt, scheu, abgehetzt und klagte auch hier immer wieder über Kopfweh. Aber von Frech. heit, Roheit, Gemeinheit usw. konnte niemand etwas an ihr bemerken. Sie blieb still und in sich gekehrt, war aber stets willig und nahm mit dankbarem Blick alle Liebe hin, die von dem leitenden Personal wie von den anderen im Hause weilenden Mädchen ihr erwiesen wurde. Da vermutet wurde, daß sie nervenkrank sei, so wurde sie nach zwei Tagen in die Eharite gebracht. Dort ist sie dann am 5. März gestorben. Uebey die Todesursache ist unS nichts bekannt. Frieda ist am 10. März im Beisein ihrer schmerzlich überraschten Mutter, die aus ihrem Wohnort Königsberg i. Pr. hierher gekommen war, zu Grabe ge. tragen worden. Wir haben von der ganzen Angelegenheit erst nach dem Tode des Mädchens Kenntnis erhalten. Als wir dann daran gingen. die Einzelheiten zu ermitteln, stürmten mancherlei Gedanken auf unS ein. Wir wollen sie zurückdrängen. Nur einem von ihnen wollen wir hier Ausdruck geben der verwunderten Frage, wie Herr Schm. dazu gelangt ist. dem Fräulein Frieda I. zu be- scheinigen, daß sie frech bis zum Exzeß, faul, gemein, roh, lügenhaft usw. gewesen sei. Im Mädchenheim, wie gesagt, hat man nichts davpn UmcxUt und dys Ehcpagr U. ill der Maxstraße hat»ms WM/Ä