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liche Entscheidung anzutragen. Rechtsanwalt Tasse wies bor dem Rixdorfer Schöffengericht mit launigen Worten darauf hin, daß von einem strafbaren Vergehen hier nicht die Rede sein könne, da aus MaSkengarderobengeschästen entliehenen Militäruniformen un- beanstandet bei zahllosen Theateraufführungen benutzt werden und benutzt werden dürfen. Das energische Auftreten des Gendarms, der den Lenten sogar mit dem Revolver in der Hand entgegen- getreten sei, sei wohl nur durch eine falsche Alarmnachricht zu er- klären. Das Gericht erkannte auf Freisprechung. Zahlstelle ein selbständiger Berein? Der Bevollmächtigte Mcnsching und der Kassierer Brinkmann von der Zahlstelle Gerresheim (Rheinland ) des Zentralverbandes der Glasarbeiter und Arbeiterinnen Deutschlands (Sitz Berlin ) waren in zweiter Instanz vom Landgericht Düsseldorf wegen Ucbcr- tretung der ZS 2 und 13 des preußischen Vcreinsgcsctzes zu Geld- strafen verurteilt worden, weil sie trotz mehrmaliger Aufforderung der Polizeiverwaltung von Gerresheim Statuten und Mitglieder- Verzeichnis der Zahlstelle nicht eingereicht hatten. Voraussetzung der Anwendbarkeit der§K 2 und 13 wäre, daß die Zahlstelle ein Berein für sich sei, der auf öffentliche Angelegenheiten einzuwirken bezwecke Das nahm das Landgericht mit der Polizei und Staats- anwaltschaft an und führte unter anderin aus: Die Angeklagten hätten sich darauf berufen, daß sie allein Bevollmächtigte des Z e n- tralverbandes bczw. dessen Vorstands, und von diesem als solche ernannt wären, nicht aber von den Verbandsmitgliedern in Gerresheim und Umgegend gewählt seien; und hieraus hätten sie zu folgern gesucht, daß die Zahlstelle kein Verein für sich, sondern lediglich eine örtliche Abzweigung des Berliner Zentralverbandes sei. Diese Beweisführung erscheine aber verfehlt. Ob ein V e r e i n im Sinne des Vcreinsgesetzcs bestehe, sei eine Frage rein tatsächlicher Natur. Wesentlich sei nur, daß sich eine Mehrheit von Personen für eine gewisse Dauer vcreingt habe, um unter einer Leitung an einem Orte oder in einem gewissen Umkreis einen gemeinsamen Zweck zu verfolgen, der bch einem Verein im Sinne des§ 2 dahin gehen müsse, in bestimmter Richtung auf öffentliche Angelegenheiten einzuwirken. Wenn diese Voraussetzungen vorlägen, komme es darauf an, wie die Organisation des alsVerein" anzusprechenden Gebildes entstanden sei. Ihr Vorhandensein an sich genüge. Völlig bedeutungslos sei daher die Behauptung der Angeklagten, daß sie nicht gewählte, sondern vom Zcntralvorstand bestellte Vorsteher seien. Hier handele es sich nun nach Annahme des Gerichts um einen Verein im Sinne der obigen Ausführungen. Nach ihrer Orga- nisation und Betätigung trage die Zahlstelle alle Merkmale des Vereins an sich: sie umfasse einen grötzern örtlich verbundenen Mit- glicderkreis, welcher unter bestimmter Organisation und Leitung ge- meinsame Interessen betätige und verfolge, und zwar, wenn auch in gewissem Zusammenhang mit dem Zentralvcrband, so doch selbst- ständig und unabhängig von diesem. Denn die Zahlstelle befasse sich nicht etwa nur mit der Vermittelung der Beziehungen zwischen den Verbandsangehörigen von Gerresheim und Umgegend und dem Berliner Zentralverband, sondern entwickele eine eigene unab- hängige Tätigkeit. Sie habe eine besondere, den örtlichen Verkält- nisseu angepaßte Organisation, beschaffe und verwalte die zur Ber- wirklichung ihrer Interessen erforderlichen Geldmittel wenigstens teilweise selbständig, betätige ihre Bestrebungen in mehr oder weniger regelmäßigen, unter ständiger Leitung der Angeklagten stehenden Mitgliederversammlungen und lasse durch dieses tatsächliche Ver- halten das Vorhandensein eines Vereinswillens bei ihren Mit- gliedern nach außen in die Erscheinung treten. Demgegenüber er- scheinen die Bestimmungen des Statuts des Zentralvcrbands, welche den Zahlstellen die Eigenschaft eines besonderen Vereins entziehen wollten, lediglich zur Verschleierung und Umgehung des Gesetzes be- stimmt.(!?) Zweifellos verfolge die Zahlstelle, wie der ganze Verband, eine Einwirkung auf öffentliche Angelegenheiten. Auf die Revision d e r. A n g e k l a g t e n, die vom Rechtsanwalt Dr. Goldberg vertreten wurden, hob das Kammergericht am 7. d. Mts. das Urteil auf und verwies die Sache zu nochmaliger Verhandlung an das Land- gericht zurück, in dem es zwar die allgemeinen Ausführungen des Landgerichts über den Begriff des Vereins für zutreffend erachtete, dann aber bemängelnd ausführte: Es fehle hier an der notwendigen Darlegung, weshalb die Zahlstelle ein eigenes Vereinsleben geführt habe, in welchen historischen Vorgängen das Landgericht dieses er- blicke. Daß die Zahlstelle in Versammlungen..Verbandsangelegen- heiten" behandelt habe, genüge nicht zur Annahme eines selbst- ständigen Bcreinslebens. Solche Angelegenheiten seien ja auch das Annehmen von Beiträgen, Auszahlung von Unterstützungen usw. Dagegen könnte man von einem besondern Vereins- leben sprechen, wenn die Zahlstelle agitiert und in den Versamm- lungen die Interessen des ganzen Standes irgendwie vertreten hätte. Das sei bisher nicht festgestellt Liberaler Sauheerdento» vor Gericht. Um für die liberale Sache Propaganda zu machen, bezeichneten im Dezember der Schuhmachermeister Gottfried Fleischmann und der Bäckermeister Friedrich Fleischmann in Pappenheim , zwei libe- rale Stadtgrößen, sämtliche Sozialdemokraten alsLumpe n" und den öffentlich tätigen Genossen Hoffmann alsO b c r l u m pe n". Als der anwesende Genosse Leiritz sich dies verbat, wurde er in der rohesten Weise mißhandelt, so daß sein Gesicht völlig unkenntlich war und er längere Zeit ärztliche Behandlung in Anspruch nehmen mutzte. Das Schöffengericht Pappenheim hielt diese liberalen Roheiten mit 3 Tagen Gefängnis für Friedrich Flcischmann und 5 M. G e l d st r a f e für Gottfried Fleischmann für ausreichend ge- fühnt._ Ein netter Hüter der Ordnung ist der Nachtwächter und Gelegenheitsarbeiter Georg Seidel in Wunsiedel . Am Sonnabend, den 2. März, abends a/49 Uhp, wurde der Posthalter Fritz Bauer unweit seiner Wohnung von einem Un- bekannten hinterrücks niedergeschlagen. Der Täter kniete auf ihm und bearbeitete ihn mit Fäusten und zuletzt noch mit den Stiefelabsätzen. Recherchen der Gendarmerie ergaben, daß der Täter der Nachtwächter war. Wunstedeler Zeitungen schwiegen den Fall tot, weil Seidel ein nationaler" Arbeiter ist und bei der letzten Wahl Zutreiberdienste für die Liberalen leistete. Seidel war, wie uns aus Wunsiedel ge- schrieben wird, bei der dortigen Polizei sehr beliebt. Wie würde dienationale" Presse über die Roheit der Arbeiter und die Lüge, daß die Sozialdemokratie die Verrohung fördere. breittreten, wenn der Nachtwächter und Gelegenheitsarbeiter, der einen so hinterlistigen und rohen Uebersall ausführte, nicht national gewählt hätte._ Vermifcbtes. .hatte gemeinsam mit dem Ehausscearbeiter Schuhmacher per Rad eine Geschäftstour unternommen. Auf der Rückfahrt stellten sich ihnen abends auf der Lieben ivailder Chaussee eine ganze Anzahl von Ackcrsknechtcn entgegen, versperrten ihnen die Passage, sie fielen alsdann über die Wehrlosen her und richteten sie fürchterlich zu. Sch. gelang es schließlich, zu entschlüpfen. Er holte einen dritten Radfahrer zur Hülfe herbei. Kaum hatten die beiden den Tatort erreicht, so stürzten die rohen Gesellen wieder über sie her. Sch. wurde mit einem tiefen Messerstich zwischen den Schulte rir empfangen. Der dritte Begleiter wurde durch Messerstiche derartig zugerichtet, daß er in bedenklichem Zustande in das nächste Kranken- haus transportiert werden mußte. Voß wurde später in einem Graben aufgefunden, der mit Wasser und Eisstückcn hoch angefüllt war. Der Bedauernswerte hatte eine Anzahl Wunden am Kopf erhalten. Auch sein Zustand ist besorgniserregend. Wahrscheinlich hatten es die Knechte auf eine Beraubung ihrer Opfer abgesehen. Bei einem der verhafteten Haupttätcr wurden 100 Mark aufge­sunden, die allem Anscheine nach von Voß, der nicht vernehmungs- sähig, herstammen. Hochwasser auf dem Rhein und Neckar . Wie aus Mannheim gemeldet wrrd, steigt der Rhein und der Neckar rapid. In der vergangenen Nacht stieg der Rhein von 296 auf 430 Zentimeter, der Neckar von 323 auf 527 Zentimeter. Vom Oberlaus des Rheins wird weiteres Steigen gemeldet. Christentum in der Praxis. Der katholische Pfarrer in Ober- dorf b. Jimnenstadt l Allgäu) brachte in einer Grabrede zum Aus­druck, daß alle Menschen arbeiten müßten. Diejenigen Arbeiter aber, die kürzere Arbeitszeit und höheren Lohn verlangen, feien faule Arbeiter. Wieder flottgemacht. Ter DampferLucie Woermann", welcher am 13. Januar in dichtem Nebel an der Küste von Lome gestrandet war und für dessen Rettung nur geringe Hoffnung be- stand, ist jetzt durch den dem nordischen Bergungsverein gehörenden DampferBerthilde" wieder flottgemacht worden und liegt gegen- Wäriig auf der Reede von Lome . Das Schiff wird voraussichtlich zunächst nach der französischen Kolonie Dakar geschleppt, um dort die notwendigsten Reparaturen am Ruder vornehmen zu lassen und dann die Reise von dort nach Hamburg möglichst ohne weitere Hülfe fortsetzen zu können. Neun Arbeiter verschüttet. In Marseille wurde durch einen Sturmwind ein iur Bau begriffenes Fabrikgebäude niedergerissen. Neun Arbeiter wurden verschüttet, davon sind drei als Leichen, sechs mit schweren Verletzungen aus den Trümmern befreit worden. Nach einer anderen Meldung sollen vier Leichen geborgen sein. Drei Erdstöße wurden in der vergangenen Nacht zwischen 11 und 11% Uhr in Konstanz verspürt. Tot aufgefunden wurden gestern früh an der Brcslauer Um- gehungsbahn in der Nähe der Kürassierkaserne drei Leichen, eine weibliche und zwei männliche, mit Schußwunden. Es handelt sich um ein Dienstmädchen, einen Schlossergesellen und einen Bäcker- gesellen, die, nach den vorgefundenen Papieren, gemeinschaftlich Selbstmord verübten. Das Motiv zu der Tat ist unbekannt. Die drei Personen sind aus Strehlen gebürtig und in Breslau in Stellung. Nach den hinterlassenen Aufzeichnungen und dem örtlichen Befund hat der Bäckergeselle in gegenseitigem Einver- ständniS den Schlosser und das Dienstmädchen, die ein Brautpaar waren, erschossen und dann sich selbst. Neberfallen und schwer mißhandelt wurde« in der Nähe von Eberswalde drei Rädfahrer. Der Bäcker Otto Voß aus Freienhagen ßriefbaften der Rcdahtlon. Den Einsendern desFabrikbotcn" der Meierei E. Bolle zur Kenntnis, daß die in demselben abgedruckten Artikel, die sich mit der Sozialdemokratie beschäftigen, nicht eigenes Produkt des verantwort- lichen Schriftleiters, des Pastor Arnold, sind, sondern auS der Lügen- fabrik des Reichsverbandes zur Bekämpfung der Sozialdemokratie bezogen wurden und in unserem Blatte längst als elender Schwindel festgenagelt worden find. Rummelsburg . Den Einsender dcZ Schreibens über.Auszahlung der Unsall-:c. Unterstützung" bitten wir um Angabe seiner Adresse. Waflerftand am 12. März. Elbe bei Aussig Meter, bei Dresden 50 dp. Elbe bei Magdeburg 2,20 Meter, Elbe bei StrauMrt Meter. Oder bei Ratibor 1,S4 Meter. Oder bei Breslau Oberpegel 0,08 Meter. Neitzemündung 2,24 Meter. Oder bei Brieg 2,8t Meter. Warenhaus Hermann Tietz LEIPZIGER STRASSE Mittwoch, Donnerstag, Freitag, Sonnabend, oow«»» Vorrats ALEXANDERPLATZ i 4 Tage für Lebensmittel Extra-Verkauf für Conserven Blut-Apfelsinen wz. 50, 60, 70 Pf. IZ Orig.-Kistc 80 Stck. Inh. Kiste 100 Stck. Inh. 5" Apfelsinen c»-. 50,40,50«. J verantwortlicher Redakteuri Hau» Weber, Berlin . Für fcg Inseratenteil verantw.: Th. Glocke, Berlin . Druck u. Verlag: Borwär« Muchdruckerei u. LerlagSanstalt Paul Smaer Sc Ho., lverl« äHL