Washington, IB. März.(Meldung der.Associated Srefc'.) ES kann autoritativ versichert werden, daß Präsident Roosevelt seine Haltung gegenüber den Eisenbahnen nicht ändern wird, obschon zu» gegeben wird, daß die Regierung nicht beabsichtigt, mit einem extrem radikalen Angriff gegen die Bahnen im allgemeinen vorzugehen. Dem Präsidenten nahestehende Persönlichkeiten bören, daß die Eisenbahnangestellten in ihn dringen werden, Schritte zu tun, um die im Publikum herrschende Be- sorgnis, die die KapitalSanlage in Eisenbahnen und den Bau von solchen zu stören drohe, zu beruhigen. Präsident Roosevelt hat seit seiner Unterredung mit Morgan mehrere Be- sprechungen mit dem Vorsitzenden der zwischenstaatlichen Verkehrs- kommiffion Knapp und anderen Mitgliedern derselben gehabt. Der Präsident ist noch inrmcr der von ihm im Dezember aus- gesprochenen Ansicht, daß die Eisenbahnlinien in der Zeit seit dem Inkrafttreten de« neuen Gesetzes erhöhte Einnahmen und zum Teil ganz ungewöhnlich hohe Dividendenverteilungen aufgewiesen haben und daß hierdurch die Behauptung der Eisenbahngesellschaften, daS neue Gesetz würde sie zugrunde richten, widerlegt sei. GewerfcfcbaftUcbw. Abgeblitzt! Der liberalen..Augsburger Abendzeitung", die schon zum zwölften Male die Freude hatte, in ihrem politischen Teil an erster Stelle die Griindung eines gelben Vereins in Augsburg mitteilen zu können, kam, nachdem die Maschinenfabrik Augs� bürg in ihrem Geschäftsbericht geschrieben hatte, daß sich der gelbe Verein für die Fabrik als sehr segensreich erwiesen habe, denn es wurden einige Millionen Reingetvinn erzielt, ebenfalls der Appetit nach einem solchen für das Unternehmertum so segensreichen gelben Verein und sie schickte sich an. die Buchdrucker ihres Betriebes mit einem gelben Verein in Form einer Pensionskasse zu beglücken. Das Organ der groß industriellen Scharfmacher und die Kloake des Reichsverleumder Verbandes fiel dabei aber ganz gewaltig herein. Die Buch drucker pfiffen auf die„Wohltat" und sagten, daß ihnen ihre Organisation allein der Rückhalt ist und daß sie es auch noch sein wird, wenn bereits alle Pensionskassen und gelben Vcr eine der Vergessenheit anheimgefallen sein werden. Die „Abendzeitung", die bisher mit Vorliebe die„braven" Buch drucker gegen die„terroristtschen" Gewerkschaften ausgespielt hat. diese nämliche„Abendzeitung" schimpft jetzt ebenso auf die von gewissenlosen Agitatoren verhetzten Buchdrucker. In seinem gerechten Zorn entfiel dem liberalen Blatte unbemerkt der liberale Mantel und es schaut hervor der Wolf; es sagt zum Schlüsse seines Lanientos über die mißglückte Gründung: „Derartige Vorkommnisse dürfen nicht außer acht gelassen werden, wenn man dem- nächst daran geht, die Rechtsposition solcher Berufsvereine noch zu verstärken."— Jetzt sind die Wahlen vorbei, jetzt zeigt sich der Liberalismus in seiner wahren Gestalt l Berlin un et Qm gegen ck« Der Kampf in der Holzindustrie. Eine ungemein stark besuchte Versammlung der Vertrauens- tänner des Holzarbeiterverbandes fand am Donnerstagabend in > Brauerei„Friedrichshain " statt.— Glocke erstattete Bericht über die am Dienstag abgehaltene Einigungsverhandlung. Nach dem er den bekannten Verlauf derselben eingehend geschildert lsatte. teilte er mit, daß, nachdem die Verhandlungen am Dienstag «gebrochen waren, aus Veranlassung des Herrn v. Schulz am und Donnerstag bereits wieder private Verhandlungen zwischen Vertretern beider Parteien stattfanden. Aber auch diese haben kein Ergebnis gehabt. Die Vertreter der Arbeiter vertraten im Eitnxrständnis mit der Ortsverwaltung des Holzarbeiter- verbände» ven Standpunkt, daß sie in ein Vertragsverhältnis nicht eingehen tu.«,««!!!, wenn ihnen nicht eine sofortige Verkürzung der Arbeitszeit Eon einer Stunde wöchentlich und eine weitere Ver- kürzung von oiner Stunde nach einem Jahre zugestanden werde. Auch aus einer sofortigen Lohnerhöhung bestanden die Arbeiter- Vertreter, während die Arbeitgeber erklärten, sie seien an die Beschlüsse ihres V erbandes gebunden und könnten diese Forderungen nicht bewilligen.' Es ist also auch bei diesen Besprechungen kein Resultat erzielt worden und die Verhandlungen feien nunmehr endg'ültig gescheitert; der Kampf geht weiter. Stusche, der die Ausfuhrungen des Referenten ergänzte, sagte unter anderem? Nachdem nun die Verhandlungen gescheitert sind, wird der Kampf schärfere Formen annehmen. Die Arbeitgeber werden versuchen, die Aussperrung aus die Provinz auszudehnen, vielleicht sogar unter Vertragsbruch in solchen Orten, wo Verträge bestehen� Vorwände zu solchem Vorgehen finden sich ja, wie man in Stegl itz gesehen hat.— Jedenfalls wird der Kampf noch längere Zeit d-auern. Wir werden ihn durchführen, unsere Kollegen werden dte Opfer bringen, welche nötig sind, um den Kampf zu einem siegreichen Ende zu führen. Die rege Diskussion war eine Bekundung vollen Einverständ- nisses mit der Haltung der Verbandsvertreter. Es wurde aus- geführt, die Kollegen hätten mit Unwillen die Nachricht vernommen, daß Berhandlunejen mit den Arbeitgebern angesetzt seien, um so größer sei dam,»ber die freudige Genugtuung gewesen, als man erfuhr, dl Haltung billigt Burg un.» �xbandsvertreter eine feste und konsequente haben, die von den Kollegen vollkommen ge» tcke r- Stuttgart führte unter anderem aus: In l l e habe der Arbeitgeber-Schutzverband bereits ein .... der von den Unternehmern ins Werk gesetzte ' einen für die Arbeiter günstigen Verlauf. In Halle pirsche auch wieder eine Verräterrolle gespielt. Sie geheimen Vertrag mit den Arbeitgebern abgeschlossen, � im in 3 Jahren eine Lohnerhöhung von 2 Pf. zusichert, jedoch sollen sie, wenn der Holzarbeiterverband niehr erreicht, dieselben Löhne bekommen, die dem Verbände gewährt werden.— Die gegenwärtigen Kämpfe in Berlin und anderen Orten Deutschlands drehen sich in letzter Linie nicht um Lohnerhöhung oder Verkürzung der Arbeitszeit, sondern es sei ein großer Kampf zwischen dem Arbeitgeber-Schutzverband und dem Holzarbeiterverband. Haben doch die Arbeitgeber jetzt gesagt, sie würden sich a» die Seite der Kühnemänner stellen, um die Arbeiter noch energischer als bisher bekämpfen zu können. Diese Drohung macht natürlich keinen Ein- druck. Der Holzarbeiterverband führt den Kampf unbeirrt weiter. — Nach weiterer Diskussion wurde folgende Resolution einstimmig angenommen: Die Versammlung der Vertrauensleute des deutschen Holz- «beiterverbandes erklart sich mit den Ausführungen des Refe» renten einverstanden. Sie billigt ferner das Verhalten der OrtSverwaltuna bei den Verhandlungen mit den Arbeitgebern ausdrücklich. Verpflichtet wird die Ortsverwaltung, de» Unter- nehmern nicht weiter entgegen zu kommen. Die arbeitenden Kollegen sind bereit, zur Durchführung des Kampfes noch größere Opfer zu bringen. Von den Ausgesperrten wird erwartet, daß dieselben auch ferner den Kampf mit aller Energie führen. � Die Ausgesperrten waren am Freitagvormittag in der „Neuen Welt" versammelt. Heber t den Stand der Aussperrung teilte der Referent Stusche mit: In der vorigen Woche ist die Zahl der Ausgesperrten und Streikenden um 262 zurück- gegangen. Seit dem S. Februar, dem Höhepunkt der Aus- sperrung, hat sich die Zahl um Sgl vermindert. Am Sonnabend, den 8. März, waren 5853 Ausgesperrte und Streikende vorhanden. — lieber die vergeblichen EiniguugSverhandlungen erstattete der Redner einen eingehenden Bericht. Die Versammelten gaben durch Zwischenrufe und Beifallskundgebungen unzweideutig zu erkennen, daß sie sich mit der Haltung ihrer Vertreter bei den Einigungs- Verhandlungen in vollem Einverständnis befinden. Mit kühlem Lächeln nahm die Versammlung die Mitteilung von der Drohung des Herrn Rahardt auf, die Tischlermeister würden eS so machen wie die Mctallindustriellen, nämlich keine Mitglieder des Holz- arbeiterverbandes einstellen, sondern nur für Unorganisierte die Betriebe öffnen. Diese Drohung bezeichnete der Referent als un- wirksam und nicht durchführbar, denn die Metallindustrie könne sich zum großen Teil auf ungelernte Arbeiter stützen und finde deshalb mehr Unorganisierte und Indifferente wie die Holz- industrie, die fast ausschließlich auf gelernte Arbeiter angewiesen, die den Wert der Organisation begriffen haben. Der Verlauf der Versammlung zeigte, daß man in den Reihen der Ausgesperrten auf die Einigungsverhandlungen keine Hoffnungen gesetzt hatte und daß deshalb niemand durch den ergebnislosen Verlauf und das völlige Scheitern derselben enttäuscht ist. Die Losung: Ohne Verbesserung der Verhältnisse, namentlich ohne Verkürzung der Arbeitszeit, schließen wir keinen Vertrag mit den Arbeitgebern ab, fand allseitigen Beifall. Die Versammelten waren beseelt von dem Gedanken: Wenn auch die Arbeitgeber jetzt die von Herrn Rahardt angedrohten schärferen Kampfmittel anwenden sollten, wir halten aus, wie wir bisher ausgehalten haben. Die Verhandlungen im Tapezierergewerbe, die gestern stattfanden und den ganzen Nachmittag dauerten, haben noch zu keiner Einigung geführt, sollen jedoch am Montag fort- gesetzt werden. Wels berichtete gestern abend in einer Mitglieder- Versammlung des Tapeziererverbandes, die den großen Saal der Brauerei Friedrichshain füllte, über den Verlauf und das Ergebnis der Verhandlungen, schilderte jedoch zunächst die Lage des Lohn- kampfes, die als über Erwarten günstig für die Gehülfenschaft be- zeichnet werden muß. Die Zahl der Streikenden und Aus- gesperrten ist auf 780 zurückgegangen, während die Zahl derer, die zu den neuen Bedingungen arbeiten, auf 830 gestiegen ist. Aus den Verhandlungen, die mit allgemeinen Auseinandersetzungen zwischen den Vertretern der Innung und denen der Gehülfenschaft be- gannen, ist besonders eine Aeußerung des Möbel- fabrikanten Ball bemerkenswert. Herr Ball, der auch sein Teil zum Scheitern der Einigungsverhandlungen mit den Holzarbeitern beigetragen hat, sagte zu den Vertretern der Tapezierergehülfen:„Sehnen Sie sich nur nicht nach den Fleisch- töpfen der Holzarbeiter, denn die werden selten ein Stück Fleisch darin finden."— Die Verhandlungen selbst führten nach langem Hin und Her dazu, daß die Jnnungsvertreter folgende Angebote machten: Verkürzung der Arbeitszeit auf 50� Stunden, also um 30 Minuten; Erhöhung des Gehülfcnlohns auf 68 Pf. bis zum 31. Januar 1908, von da ab auf 70 Pf.; Erhöhung der Löhne derer, die höhere Löhne haben, um 3 Pf. und vom 1. Februar 1008 ab um weitere 2 Pf.; Erhöhung der Akkordsätze um 10 Proz. und Fest- setzung des Minimallohnes der Näherinnen auf 40 Pf.; zwecks Revision des Klebertarifs Einsetzung einer aus 5 Meistern und 5 Mitgliedern der Klebersektion bestehenden Kommission. Hinsichtlich der Arbeitszeit erklärten die Jnnungsvertreter noch, daß daran die Verhandlungen nicht scheitern sollten; sie scheinen also geneigt, auf die geforderte 50 stündige Arbeitszeit ein- gehen zu wollen. Die Gehülfenvertreter konnten ihre Zustimuiung zu den Angeboten, namentlich hinsichtlich der Löhne und der Arbeits- zeit, nicht geben. Darum wurden die Verhandlungen abgebrochen; man erklärte sich jedoch gleichzeitig bereit, sie am Montag sortzu- setzen. Die gestrige Mitgliederverscrmmlnng des Tapeziereverbandes nahm nach kurzer Diskussion einstimmig eine Resolution an, in der die Zugeständnisse der Meister als unzureichend bezeichnet werden, die Leitung der Organisation jedoch beauftrag-t wird, die Verhandlungen fortzusetzen und dabei auf Annahme der Forde- rungen, wie sie in der Versammlung am 24. Februar normiert worden sind, zu drängen._ Die Automobilführer hatten bekanntlich das Einigungsamt noch einmal anrufen müssen, weil verschiedene Unternehmer dem ersten Spruche sich nicht fügen wollten. Die Verhandlungen fanden am Freitag mittags statt. Von der Vereinigung der Unternehmer waren als Vertreter anwesend Kieper, Schmidt und Kandelhard. Die Fahrer waren vertreten durch Rettig, Becker und Ehmilewski. Magistratsrat v. Schulz führte den Vorsitz. Die Frage des Wagenwaschens mutzte genauer präzisiert werden, und man einigte sich dahin, daß der Fahrer 45 Pf. zu zahlen habe und dasür den Wagen gewaschen und geputzt erhalte. Noch einmal wurde mit Nachdruck betont, daß Maßregelungen nicht stattfinden dürfen. Die anwesenden Vertreter der Unter- nehmer erkannten an, daß es nicht zu billigen sei, wenn einzelne Firmen die Vertrauensmänner von der Wicdereinstellung aus- schließen und eS wird erwartet, daß die Maßregelungen zurück- gezogen werden. Der Arbeitsnachweis der Unternehmer, gegen den die Fahrer mit Recht sehr mißtrauisch sind, wird auf. gehoben. Das wurde ebenfalls zugestanden. Und damit waren die Widerstände gegen die Einigung beseitigt, ausgenommen bei der Bedag-Gesellschaft. Die Firma Bedag war vor dem Einigungsamt nicht vertreten und hatte auch niemand mit der Vertretung beauftragt. Herr Kieper machte telephonisch einen Vermittlungsvorschlag, damit auf der ganzen Linie der Frieden mit den Fahrern wiederhergestellt werden könnte, aber die Firma verhielt sich durchaus ablehnend. Somit werden die Bedagfahrer die Arbeit noch nicht wieder aufnehmen. Es heißt, daß Bedag sich viel auf die neugegründete gelbe Gewerkschaft verläßt. Die Fahrer wollen ihr Augenmerk darauf richten, daß die Gelben nicht zu üppig ins Kraut schießen und das schlechte Beispiel keine Nachahmung finde; denn es besteht an einigen Stellen eine Neigung dafür. Nach den Erfahrungen der ersten Tage sind dje Fahrer mit den Resultaten unter der erhöhten Taxe und ihrem verringerten Anteil gar nicht zufrieden. Viele haben nur sehr geringe Einnahmen, wenn sie sich auch zu trösten suchen, daß es mit der Zeit sich wieder bessern werde. Man hat bemerkt, daß die Unter- nehmer bei der Wiederanstellung der Leute gerade diejenigen über- gehen, welche während der Aussperrung ausgebildet worden sind. aber später die Garagen verließen und zu den Ausgesperrten traten. Ueberhaupt ziehen sie die alten Fahrer vor. weil diese die tüchtigen Leute sind, während sie mit den ehemaligen Arbeits- willigen manche schlechte Erfahrung gemacht haben. Die Firma Barr Sohn ersucht unS einem Gerücht entgegen- utreten. nach welchem die Geschäftshäuser dieser Firma, Große frankfurterstraße 20, Brückenstraße 11 und Chausseestraße 24s/2J ohkottiert seien. Wir erklären hiermit, daß zurzeit Tis- ferenzpunkte zwischen uns und der Firma Baer Sohn nicht be- stehen. Die von unS boykottierte Firma Beruh. Baer, Rosen- thalerstraße, ist mit Baer Sohn nicht in Verbindung zu bringen. Verband der Schneider und Schneiderinnen. Filiale Berlin . Deutftsies Reich. Der Lohnkampf im Schneidergewerbe. Der Arbeitgeberverband für das Schneidergewerbe ver- breitet die Nachricht, daß heute. Sonnabend, in zirka 40 Städten die Aussperrung der Schneider begonnen werden solle, falls Auch in Chemnitz stehen die Schneidergehülfen in der Lohn- bewegung. Sie haben den Prinzipalen vor einiger Zeit einen Tarif zur Annahme unterbreitet. Die Antworten gingen spärlich ein und die eingingen, waren meist Ablehnungen. Eine Schneider- Versammlung, die sich mit der Lage der gegenwärtigen Lohn- bewegung befaßte, hätte am liebsten den Streik beschlossen, was aber der anwesende Gauleiter zu verhindern verstand. Nun haben die Arbeitgeber durch ihren Verband einen Tarif den Gehülfen vorgelegt und ein Ultimatum gestellt, das aber die Gehülfen nicht beachteten. Es ist infolgedessen möglich, das die Gehülfen am Sonnabend ausgesperrt werden. Die Tarifbewegung in der Leipziger Holzindustrie. Allem Anschein nach wird die Tarifbewegung in der Leipziger Holzindustrie einen ebenso ernsten Charakter annehmen, als in Berlin usw. Wenigstens legen die Leipziger Unternehmer alles darauf an, den Holzarbeitern das Entgegenkommen so weit lvio möglich zu versalzen. Nach der am 10. Januar erfolgten Kün- digung des am 1. September 1304 in Kraft getretenen und noch bis zum 1. April d. I. gültigen Tarifes ließen sie geraume Zeit nichts von sich hören, bis dann die Ortsverwaltung der Holz- arbeiter die Einladung zu einer Sitzung auf den 4. März erhielt. In dieser Sitzung wurde den Delegierten der Holzarbeiter unter der Versicherung, daß die Unternehmer den Frieden im Gewerbe wollen, ein Vertragsentwurf unterbreitet, der schon im Titel un- annehmbar war. Es sollten nämlich die Hirsch-Dunckerschen und die christlichen Holzarbeiter, von denen die einen mit etwa 20 bis 22 Mann, die anderen mit sage und schreibe— 4 Mann in Leipzig antreten können, als gleichberechtigte Kontrahenten gelten. Dam: enthielt aber der Entwurf eine solche Menge Verschlechterungen— von Verbesserungen war überhaupt keine Rede—, daß die letzte Versammlung der Holzarbeiter ihn glatt ablehnte. So wollen die Unternehmer die Arbeiter unter 20 Jahren, für die gegenwärtig ebenfalls ein Mindestlohn besteht, in Zukunft nach„freier Ver- einbarung"— lies nach freiem Ermessen des Unternehmers— entlohnen; die bestehende Garantie des Stundenlohnes bei Akkord» arbeit wollen sie aufheben und dafür den Akkordarbeitern wöchent- lich nur einen Abschlag zahlen im Verhältnis zur fertiggestellten Arbeit. Darüber, wie weit die Arbeit fortgeschritten sei, befindet natürlich der Unternehmer. Dann rangieren sie eine Menge Maschinenarbeiter willkürlich in die Gruppe Hülfsarbciter, die sie ebenfalls nach„freier Vereinbarung" entlohnen wollen. Und das ist nur ein Teil der Verschlechterungen, die ihnen nach eigenem Geständnis zum großen Teil aus Berlin diktiert worden sind. In ihren beiden Versammlungen haben aber die Leipziger Holzarbeiter bewiesen, daß sie nicht willens sind, sich dem Diktum der Unternehmer zu fügen. Sie haben den Wochenbeitrag aui 1 M. erhöht und sehen dem ihnen aufgezwungenen Kampf mit Ruhe und Zuversicht entgegen. Huslanck. Die Wiener Bäckergesellen sind urplötzlich in eine Lohnbewegung eingetreten. Es kommen etwa 6000 Bäckergesellen in Betracht, die in 700 Betriebsstätten beschäftigt sind. Der Ausbruch des Ausstandes kam für die Meister ganz unerwartet und hat auch die Bevölkerung vollständig über- rascht. Zahlreiche Schüler mußten gestern in die Schule, ohne Früh- stück mitnehmen zu können. Es wird nur in den wenigsten Be- trieben gearbeitet, wo die Meister die Forderungen der Gehülfen bewilligt haben. Die Meister, welche entschlossen sind, den Forde- rungen der Gehülfen den äußersten Widerstand entgegenzusetzen. wollen sich damit helfen, daß ein Teil von ihnen die Betriebe vollkommen schließt und bei den anderen arbeiten geht. Die Gebäck- austräger haben sich mit den Gesellen solidarisch erklärt. Streik und Aussperrung dänischer Schiffszimmerer. Die Zimmerer der Schiffswerften in Kopenhagen haben die Arbelt niedergelegt, weil eine geringe Erhöhung ihrer Stundenlöhne von den Unternehmern rundweg abgelehnt wurde. Die Unternehmer suchen sie nun durch Aussperrung ihrer Kollegen an anderen Orten zur Wiederaufnahme der Arbeit zu zwingen. Die Arbeitgeber- Vereinigung hat bereits angekündigt, daß vom Donnerstag nächster Woche ab alle organisierten Zimmerer der Schiffswerst in Helsingör ausgesperrt werden sollen. Hus Induftm und bandet Panik an der Börse. Während die industriellen Marktberichte die Wirtschaftslage wenigstens für die nächste Zukunft noch sehr optimistisch beurteilen, überraschte die Berliner Börse am Dienstag durch eine ganz unvermutete Deroute. Die Kurse gingen sprunghaft zurück. Als man später erfuhr, daß an der Londoner und New fiorker Börse die Tendenz an dem Tage festgcblieben war, machte sich am Mittwoch auch in Berlin wieder einige Erholung bemerkbar. Aber das war nur ein Tag. Obwohl die erwartete Diskonterhöhung der Londoner Börse nicht vorgenommen wurde, riß hier und in New Dork eine panikartige Bewegung die Kurse noch heftiger herunter. als am Dienstag in Berlin . Am Donnerstag wiederholte sich denn auch hier in noch schärferer Weise das Spiel vom Dienstag. Gegen Schluß der Börse trat infolge der tntervention der Großbanken eine geringe Erholung ein. m Freitag wurden Verkaufsorders von, Tage vorher teilweise zurückgezogen. Trotzdem hatte die pessimistische Stimmung in der letzten Stunde wieder Oberhand. Aus Washington wird vom 14. März gemeldet, daß der Schatzsekretär Cortclhon Maß- nahmen getroffen hat, um der panikartigen Stimmung am New- Dorker Geldmarkt abzuhelfen. Die 18 Millionen Dollar Noten, welche nach dem Nunderlaß des Schatzsekretär-; Shaw vom 22. Oktober 1906 jetzt hätten eingelöst werden müssen, sollen vorläufig noch im Verkehr bleiben. Ferner sind Zolleinnehmer in den Städten, wo dies für wünschens- wert befunden worden ist, angewiesen, die Zolleingänge bei den ilhlen der Nationalbanken zu hinterlegen, die bereits in denselben ötädten wie die Zollämter errichtet sind. Der Schatzsckretär hat ferner bekannt gegeben, er werde mit Zinsen bis zum 1. Juli d. I. bis zu einem Betrage von nicht über 25 Millionen Dollar vier- prozentige im Jahre 1907 einlösbare sogenannte roaistsrock or ooupon-vouiZs der Regierung der Vereinigten Staaten einlösen, die sofort zur Rückzahlung eingereicht werden können. Letzte IVacbricbtcn und Dcpefcbcn, Eine gut verwaltete Bank. Speyer , 15. März.<B. H. ) Bei der hiesigen Gewerbebank wurden durch eingehende Revision große Unterschlagungen sowie das Fehlen von Depots konstatiert. Der Kassierer der Bank. Wendelin Müller, ist seit einigen Tagen verschwunden. Bis jetzt sind Bcr - untreuungen in Höhe von 480 000 Mark festgestellt. Es handelt sich um Depotunterschlagungen._ Lawinenstürze. Innsbruck , 15. Marz. (23. T.©.) Aus Nordtirol werden noch immer zahlreiche Lawinenstürze gemeldet: die Züge haben groß« Ver- spätungen. In der Mühlaner Klamm ging heule früh eine Lawine nieder, durch die der Betrieb des Elettrizitätswerkcs unterbrochen ist. Zell am Ziller wurde von einem orkanartigen Schneesturm heim- gesucht._ Wie Kultur verbreitet wird. Haag, 15. März.(23. T. B.) Laut amtlicher Meldung au» dem Sontraluorband! Siebes sind bei einem Kampf, den die niederländischen Truppen nicht noch im letzten Moment zwischen dem Zcntralöcrbanb mit bcn Eingeborenen hatten. 280 Eingeborene, darunter mehrere und der Zentrale der Arbeitgeber m München eme Annahe-> Häuptlinge, gefallen, sowie 72 Männer und 200 Frauen gefangen rung stattftndet.— Es handelt sich um zirka 15(XX) Arbeiter, genommen worden. Die Truppen hatten MMt nur unbedeutende die m Betracht kommen.___ Verluste. CtUDt».»»ak'eu-i KmS Weber, Berlin . Inseratenteil verant».: AH.GUckc.Vcrlm. Druck u. Verlag: vorwärt«Buchdr.«.verlae»Wst«llPaulSingerLeCo.. Berlin LW Hierzu 3 Beilagen«.Unterhaltnngsblatt