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SnWMschttM« f« Arbeitgeb«« bezog. Srie Mikrnchmer teilen mit, daß sie einen Besckluß gefaßt haben, wonach der Verband der gewerbetreibenden Lanvschastsgärtner von Berlin und den Bor- orten Verhandlungen mit dem Allgemeinen deutschen Gärtnerberein zuführen ablehnt. Das Antwortschreiben der Arbeitgeber beruft sich noch darauf, daß die Gehülfenorganisation in städtischen, staai- lichen sowie Privatbetrieben oi« Arbeits- und Lohnforderungen noch nicht zub Geltung gebracht, und erst wenn solches geschehen, sie mit sich sprechen lassen wollen. In dem Schreiben beteuern die Unternehmet, ihre gegebenen Versprechungen inne gehalten zu haben und find auch jetzt bereit, einen Stundenlohn von 50 Pf. pro Stunde bei Illstündiger Arbeitszeit denjenigen Landschäfts- gehülfen, welche nachweislich zwei Jahre in der Landschafts- gärtnerei tätig find, allen die noch keine zwei Jahre in der Land- schaftsgärtnerei gearbeitet haben, nur 45 Pf. pro Stunde zahlen zu wollen. Die Versamelten haben sich einmütig erklärt, für die Durchführung ihrer Forderungen. 60 Pf. für Gehülfen. 50 Pf. für Gartenarbeiter bei Sstündiger Arbeitszeit, mit aller Energie ein- zutreten, um den Scharfmachern in der Landschaftsgärtnerei ihre Scharftnacherei einmal gründlich zu versalzen. Die Organisation hat fich so gekräftigt, daß bei einigermaßen günstigem Wetter eS ein leichtes sein wird, den Unternehmern Vernunft beizubringen. Der Lohnkommission wird aufgetragen, alle erforderlichen Vorberei- tungen zu treffen und so bald es die Witterungsverhältnisse ge- statten, die Kollegen zusammen zu rufen. Eine Resolution wurde angenommen:Die am lb. März 1907 in Miethes Festsälen tagende Versammlung der Landschaftsgehülfen und Gartenarbeiter nimmt Kenntnis von dem Antwortschreiben der Arbeitgeber, welches eine vollständige Ablehnung der aufgestellten Forderungen enthält. Die Versammelten halten nach wie vor an ihren Forderungen fest und sind entschlossen, das äußerste Mittel für deren Durchführung in Anwendung zu bringen. Die Versammelten beauftragen ihre Lohn- tommission, den Streik vorzubereiten und alle Maßnahmen, die durch die Witterung geboten sind, zu ergreisen." Achtung, Friseurgehülsen! Wegen Differenzen find für unsere Mitglieder gesperrt die Firmen R ö m h o l d, Reichenberger- straße 88; Reihe, Rummelsburg , Neue Bahnhofstraße 26. Oeutfches Reich. Achtung, Holzarbeiter! Die Differenzen bei der FirmaVer- einigte Tischlermeister" in Rietz bei Treuenbrietzen sind beigelegt. In diesem Betriebe wurde durch die Lohnbewegung eine durch- 'chntttlich 7 prozentige Lohnerhöhung und eine Arbcitzeitverkürzung von 10 auf Stund« pro Tag erreicht. Deutscher Holzarbeiter-Verband. Gauvorstand. gtl» die Metallarbeiter aller Branchen ist die Maschinenfabrik wn Breuer, Schumacher u. Co. in Kalk bei Köln wegen Diffe- rcnzen gesperrt._ Di« Aussperrung im Hamburger Hafen . Das importierte englische Streikbrechergesindel wird namentlich bon der Hamburg-Amerika-Linie , dem treibenden Faktor der bru- talen Aussperrung, sehr gut gehalten. Läßt sich doch diese Gesell- schast den Söhnen Old-Englands gegenüber nicht lumpen, indem sie den Streikbrechern Tabak und Bier kredenzt neben der freien Verpflegung und Beherbergung. DerDaily Telegraph " berichtet darüber:Die importierten Engländer werden i» den Docks an Bord gehalten und haben eine vorzügliche Zeit. Man versieht sie reichlich mit Tabak und Lebensmitteln, wobei sie keine Arbeit zu leisten haben." DerDaily Telegraph " meldet weiter, daß eine große Anzahl der Angeworbenen noch nie eine Apfelsinenkiste oder einen Sack auf dem Rücken gehabt haben.Dieser Unterschied, von dem Hungerzustande, in dem sie sich vor kurzem befanden, wird mit der größten Freude begrüßt." Wenn all die Dern- buraiaden, die während der Wahlkampagne vom Stapel gelassen wurden, zutreffend wären, dann dürfte in dem Lande des größten Kolonialbesitzco und der Gewerkschaften ein derartiges Lumpen- Proletariat, oas sich freut, hier einmal auf kurze Zeit sich satt essen zu können, nicht aufzutreiben sei». Die Mbeitsleistung der EnglishmenS ist gleich Null�waS auch von der Bourgeoisiepresse zugegeben wird.Mit dem Streik geht eine Unmenge Geld zwecklos verloren, das an anderer Stelle besser angewandt wäre. Kostet doch jeder Tag den beiden streitenden Par- teien, ungerechnet die Verluste durch nicht rechtzeitige Beförderung der Güter und Ueberlieaen der Schiffe, an Barauslagen allein für Lohn, Beförderung, Verpflegung usw., jetzt schon weit über 30 000 M. Und die Unkosten vermehren sich von Tag zu Tag. Hoffentlich findet sich bald ein Weg, der bctde Parteien zur Einigung führt," schreibt das den Arbeitern doch sonst nicht grüneHamburger Fremden- bkatt". Diesen zur Einigung führenden Weg haben die Arbeiter ja wiederholt beschreiten wollen, in dem sie sich schon im Herbst Ivos bereit gezeigt haben, auch über die Nachtarbeit mit sich reden zu lassen. Damals lehnten die Arbeitgeber es aber ab, mit den Schauerleuten darüber zu verhandeln,weil sie kein Interesse mehr an der Nachtarbeit hätten", wie auch im Handelskammerbericht pro 1906 ausgeführt wird. Verlogen wie immer, lügen auch jetzt die Hamburger Nachrichten" von einem infolge der Verweigerung der Nachtarbeit den Arbeitgebern frivoler Weise aufgezwungenen Streik, wütend gegen die konservative englischeMorntng Post" pole- mtsierend, die in einem Artikel über die englischen Streikbrecher und das hierdurchverletzte nationale Empfinden" u. a. schreibt: ..... ES wäre deshalb klüger, wenn Unternehmer und Angestellte in jedem Lande ihre Streitigkeiten unter sich abmachten, ohne zu Methoden zu schreiten, die Streitfragen von so viel größerer Be- deutung tn sich schlössen." Die englisch « Streikbrecherarbeit kommt dem Hamburger Reederllüngel um fünf bis sechs Mal teurer zu stehen, al» sonst; wie selbst aus den Reihen des ScharfmachertumS zugegeben wird. Was tut S. DenHerren im Hafen" ist eS bet dieser Aussperrung nicht um die Nachtarbeit zu tun, die sie ja unter bestimmten Kauteken wieder einführen könnten, sondern vor allem um die Niederringung der selbständigen Regungihrer" Lohnsklaven, die nicht über den Verschleiß ihrer Arbeitskrast mitzureden und, wenn sie es befehlen, sich bis zu 86 Stunden hintereinander ausbeuten zu lassen haben. Die Hamburger Hafenarbeiter sollen, wie wir schon neulich ausgeführt haben, durch diese Aussverrung so mürbe gemacht werden, daß sie es nicht wagen, am 1. Mai die Arbeit ruhen zu lassen. Deshalb schleppte das Reederkapital und deren Hand» langer imnationalen Interesse" von jenseits des Kanals Streik- brechergestndel nach dem Hamburger Hafen , vor dessen weiterer Ueberflutung durch englischeGentlemcnS den sonst stets mit den Scharfmachern sympathisierenden Behörden graut. *** Für gestern war wieder, wie uns telcgraphifch gemeldet wird, ein größerer Transport englischer Streikbrecher gemeldet. Diese Nachricht hat sich jedoch als ein Schwindelmanöver erwiesen. Im Gegenteil, in der letzten Nacht sind sechzig Man» abgereist und siebzig verweigerten die Arbeit, weil sie unter falschen Vorspiege- lunaen angeworben wurden. Es sind noch izlst englische Streik- . brechet im Hafen, wovon ein großer Teil? M., andere 10 M. Tagelohn verlangen. Die Rotterdamer Hafenarbeiter beschlossen, keine von Hamburg einlaufenden Schisse zu entladen. Die SiniguitaSverhandlungen in der Damenschneibervranche in Leipzig , die am IS. d. M. vor dem Gewerbegericht stattfanden, sind an dem strikt ablehnenden Verhalten der Unternehmer ge- scheitert. Sie wollen statt der geforderten vstündigen Arbeitszeit nur die lOstündige bewilligen. Auch verweigern sie die Festsetzung eines Mindestlohnes. Eine Versammlung der Schneider und Schneiderinnen lehnte einmütig den von den Unternehmern an. gebotenen Tarif ab. Gestern(Sonnabend) sind schon in mehreren Geschäften die Schneider und Schneiderinnen teilweise ausständig geworden. VmUtS. Redakteur: Hon» Weber. Berlin , Inseratenteil verant».; Friede Im»augeweröe Mit Nllrnterg-KllrtV. Nach langen Verhandlungen zwischen den Vertretern der Ar- beiter und der Unternehmer gelang es. durch beiderseitige Zu- gestcrndnisse zu einer Einigung zu kommen. Es wurde ein Tarif- vertrag vereinbart, der bis 1910 Gültigkeit haben soll. Die Ar- beitszeit beträgt OV2 Stunden, der Minimallohn für Maurer be- trägt ab 1. April 1907 SS Pf., ab I. April 1908 S8 Pf. pro Stunde; der Stundenlohn der Steinhauer beträgt in den gleichen Zeit- räumen S9, 62 und 63 Pf. Eine Bewegung der Böttchergehülfen ist in Erlangen aus- gebrochen. Die Arbeiter fordern mit Rückficht auf die gesteigerten Kosten der Lebenshaltung eine Erhöhung des Lohnes um 3 M. pro Woche und Vergütung der Ucberstunden mit SO Proz. Zuschlag. Der Bayerische Metallindustrielleinverband erläßt eine Er- klärung, daß auf die in einigen ihm angeschlossenen Betrieben verlangte Arbeitszeitverkürzung unter keinen Umständen eingegangen werden könne, da in dieser Richtung erst vor anderthalb Jahren weitgehende Zugeständnisse gemacht worden seien, deren Folgen bei der un- günstigen geographischen Lage der bayerischen Metallindustrie in ihrer Wirkung noch heute nicht überwunden wären. Das ist eine alte Ausrede, die nicht mehr verfängt und durch die gerade in der Metallindustrie bestehenden sehe verschiedenartigen Arbeitszeiten»ck obsurckum geführt wird. ?usl»nck. Der Wiener Bäckerstreik dauert in vollem Umfange an. Die Brotnot beginnt, sich empfindlich bemerkbar zu machen. In einzelnen Teilen der Stadt dauerten die Kundgebungen der GeHülsen vor den größeren Bäckereien bis in die Morgenstunden. Die christlich-sozialen Bäckergehülfen und Back- Warenausträger haben beschlossen, sich dem Ausstande der sozial- demokratischen Gchülfen anzuschließen. Der große Textilarbeiterstreik bei der Firma Teo Horst zu Rijssen i» Holland dauert nun bereits 15 Wochen. Die Zahl der Streikenden ist 720. Die Firma verfügt über 250 Streikbrecher, die größtenteils sich von Anfang an nicht an der Arbeitsnieder- lcgung beteiligt haben. Von den Streikenden sind nur wenige ab- trunnig geworden. Die Firma lehnt alle VermittelungSversuche ab. In der letzten Woche suchte ein Arzt zwischen den Parteien zu ver- Mitteln. Sein Vorschlag war, daß nach Wiedercinstellung der Streikenden eine Kommission über die Regelung der Löhne ver- handeln sollte. Die Firma machte Gegenvorschläge, die auf be- dingungslose Wiederausnahme der Arbeit, Einstellung der Streiken- den nach Belieben und Ablehnung der Verhandlungen über die Lohnfrage hinausliefen. Darauf wollen die Streikenden unter keinen umständen eingehen. Der Streik dauert also fort. Die holländische Arbeiterschaft bietet alles auf, um die Streikenden aus- reichend zu unterstützen und nicht nur mit Geldmitteln. Kürzlich kamen aus Amsterdam drei große Kisten mit neuen und gebrauchten Kleidungsstücken, über 6 Zentner schwer. Das war natürlich diesen Aermsten der Armen, die, selbst wenn sie Tag und Nacht arbeiteten. nicht so viel verdienten, um sich und ihren Kindern ausreichend Kleidung zu verschaffen, eine willkommene Gabe. Und wieder die Polizei. Ausständige Kohlenträger in Nantes machten den Versuch, 1500 Dockarbeiter zur Einstellung der Arbeit zu verleiten. Sie veranstalteten eine Kundgebung; es kam dabei zu einem Hand- gemenge, in dem zwei Polizeibeamte verwundet wurden. Der traurige Vorfall in den Zuckerfabriken bei Belgrad hatte am Freitag noch ein Nachspiel. Mit roten Jahnen zog die Arbeiterschaft nach den Gräbern der gefallenen Genossen, um sie mit Kränzen zu schmücken. In musterhafter Ordnung bewegte sich der Zug, in welchem sich etwa 8000 Arbeiter bcfanben, langsam zum Friedhofe. Auf vier frischen Grabhügeln wurden rot- beschleifte Kränze niedergelegt. Ein sozialistischer Abgeordneter hielt eine Rede, die Ruhe wurde diesmal durch die Gendarmerie nicht gestört. Unter den ausständigen Zuckerfabriksarbeitcrn Belgrads kam es zu Streitigkeiten. Die Tarifkommission des Arbeitersyndikats hatte auf Grund eines Einvernehmens mit dem Direktor der Fabrik vorgeschlagen, den Ausstand einzustellen, da der Direktor einwilligte 150 von den Ausständigen wieder aufzunehmen. Ein Teil der Ausständigen stimmte dieser Lösung zu, der andere trat für die Fortsetzung des AuSstandeö ein. Unter den Arbeitern ist eine starke Mißstimmung gegen die Führer bemerkbar. Einer von den «estetn früh schwer verletzten Arbeiter ist aestern nachmittag ge- orben und wurde abends beerdigt. Bergwerkskatastrophe«. Schlagwetter, 75 Tote. Vor sechs Wochen mußten die Knappen im Saargebiet ein Riefengrab aufwerfen. Einunbeinhalbhundert Bergarbeiter hat die Wetterkatastrophe in Reden dahingerafft. Noch ist der dumpfe Druck, der infolge des furchtbaren Ereignisses auf der Bevölkerung lastet, nicht gewichen, noch tönt laute Klage aus den Hütten derer, die einen Verlust zu beweinen haben. Und schon wieder trug der Draht die Schreckenskunde ins Land: Schlagwetter! Und wiederum hat der Tod reiche Ernte ge- halten. Wieberum ist über eine Reihe Arbeiterfamilien das Schrecklichste hereingebrochen. Die Größe des Unglücks ist noch nicht genau bekannt, ebensowenig liegen bisher sichere Meldungen über die Ursache der Katastrophe vor. Die ein» gelaufenen Telegramme lauten: Fordach, 16. März. In der Grübe Klein-Rosseln in Lothringen fand gestern abend eine schwere Explosion schlagender Wetter statt. Wie die Bergwerlsdirektion mitteilt, waren etwa 80 Bergleute eingefahren; von diesen sind 77 geborgen, und zwar 65 Tote und 12 Schwerverletzte. Fordach, 16. März. Nach Mitteilung der Direktion der Grube Klein-Rosseln ereignete sich da? Schlagwetterunglück gestern abend zwischen 10 und 11 Uhr und zwar im Schacht Nuillenin. Die verunglückten Bergleute waren bereits um 5 Uhr nachmittags eingefahren. Aus Saarbrücken wird demB. T." gemeldet: Die Direktion der GrubeRösseln" teilt mir soeben mit, daß die Zahl der Toten sich vermehrt hat und bis jetzt 76 beträgt. Insgesamt fuhren, wie jetzt feststeht, tn den Schacht 210 Bergleute ein. davon sind bis jetzt 129 Bergleute gerettet. Die Reitlings« arbeiten werden fortgesetzt, da sechs Bergleute sich noch in der Grube befinden. Einem weiteren Privattelegramm aus St. Johann zufolge ereignete sich das Unglück 11 Uhr nachts im Wilhclmsschacht". Die Explosion erfolgte kurz nach 10 Uhr abends in einer Tiefe von 417 Metern auf der untersten Tiefbausohle. Eine große Anzahl der Toten wurde durch die Explosionsflamme sofort ver- brannt, gegen die Wände geschleudert und stark verstümmelt. Ein großer Teil der Bergleute rettete sich durch den Ausführungsschacht, ein anderer Teil flüchtete sich mit Glück durch den Wendelschacht und kamen so zu Tage. Die Grube ist jetzt loieder wetterfrei und die Rettungsmannschaften können ohne Sauerstoffapparate arbeite». Ein Steiger und drei Bergleute befinden sich nochunter Bruch" und sind ivahrscheinlich tot. Es sind im ganzen zwei Bruchstellen durch die Explosion eingetreten. Man glaubt, daß man die Bruchstellen bis heute abend werde frei machen können. Die zwölf Schwer- verletzten liegen alle im Sterben; sie sind entsetzlich verbrannt und haben zerbrochene Gliedmaßen. Die Firma de Wendel hat für die Hinterbliebenen der Verunglückten die Summe von 100000 M. "Itz.«lecke, Berti:,. Druck u. Verlag: VorwärlSBuchdr. u. VerlagSanMI gestistet mit dem Bemerken, daß dies ewr eine vorläufige Spend, fei. lieber die Ursache der Katastrophe läßt sich noch nicht! Genaueres sagen. Die Wachleute sagten mir alle, sie sei in eine« Störung der Wetterführung zu suchen und bestand in einer Schlag- Wetterkatastrophe und Kohlenstaubexplosion. Dies konnte bereiis nachgewiesen werden, da man an der Unglücksstelle Koksperlen fand. Der Materialschaden in der Grube ist nicht erheblich. Am Vormittag traf eine auS Bergleuten bestehende Unlersuchungs- kommission aus Straßburg und Saargemünd auf der Grube ein um die Ursache der Katastrophe festzustellen. Förderseilbruch,£2 Tote! Und fast gleichzeitig mit der ersten Hiobspost aus dem lothringischen Industriegebiet traf auch aus dem Saarrevier eine Schreckensnachricht ein. Auf dem Mathildenschacht der Gerhardgrube ist am Sonnabend früh das Förderseil ge- rissen; der Korb sauste in die Tiefe, 22 Menschenleben nahm er mit hinunter, kein einziges gab er wieder heraus. Opfer vom Schlachtfelde der Arbeit! Wir lassen zunächst die tele- graphischen Nachrichten folgen: St. Johann, 16. März. Nach Mitteilung der Bergwerksdirektton St. Johann riß heute morgen zwischen 6 und 7 Uhr auf dem Mathildenschacht der Gerhardgrube das Förderseil. Auf der Förderschale befanden sich 22 Bergleute. Berlin , 16. März. Amtlich wird bestätigt, daß sämtliche auf dem Mathildenschacht der Gerhardgrube Verunglückten tot sind. Im Auftrage des HandelsmiiiisterS begibt sich heute ein Regierung?- kommissar an die UngliicksstStte. AuS Trier berichtet ein Privattelegramm desB. T.": Die Gerhardgrube liegt bei Louisenthal. Im Mathildenschacht riß heute früh bei der Eimahrt um 6'/? Uhr das flache Gußstahl- drahtseil des Förderkorbes, auf dem 22 Bergleute in die Tiefe fuhren. Das Seil war erst im Februar auf seine Brauchbarkeit untersucht und fiir gut befunden worden. Der Riß war so stark, daß die einzelnen Drähte des Seiles an der Bruchstelle zu Nadel­spitzen ausgezogen waren. Die Förderschale stürzte in einer Höhe von 12 Meter in einen Sumpf, der voller Wasser steht. Alle Bergleute erttanken. Um die Toten zu bergen, muß das Wasser ausgepumpt werden. Einem Privattelegramm aus Saarbrücken zufolge war es nachmittags zwei Uhr noch nicht gelungen, das Wasser aus dem Sumpfe herauszuschaffen und eine von den zweiundzwanzig Leichen zu Tage zu schaffen. Diese beiden Katastrophen sind eine neue Anklage gegen die Gesellschaft. Wird man endlich aufgerüttelt werden? Verbrecherisch wäre es, der Frage des Arbctterschutzes nicht die volle Aufmerksamkeit zuzuwenden. Und die letzten Er- eigntsse dürften auch wohl noch zu einer nachträglichen Kritik veranlassen. Zu einer Kritik, um die Regierung, die dem entgegenstehenden Willen des Kapitals gehorcht, vorwärts zu stoßen auf dem Wege der Schädenvorbeugung. Als vor zwei Wochen die Katastrophe von Reden im Ab- äeordnetenhause zur Erörterung stand. da wurden kaum glaubliche Verstöße und Rachlässigketten aufgedeckt. Die Beachtung aller bekannten Varbeugemittel schließt die Möglich- keit einer Schlagwetter- mV Kohlenstaubexplosion fast voll- ständig auS, bet den Einrichtungen auf der königlichen Reden- Grube aber mußte des blinden Zufalls Walten Unglücke ver- hüten, sie waren jeden Tag möglich. Und der Kenner der Verhältnisse kann mit ziemlich absoluter Sicherheit behaupten: Würde die Grubenkontrolle nach den Wünschen der Arbeiter ausgeübt, dann wären wir von der Reden-Katastrophe ver- schont geblieben. Aber die Regierung ist fataltsttsch um die Forderung der Arbeiter ablehnen. dem Kapital dienstbar sein zu können. Es sei fraglich, ob das Unglück durch die erwiesenen Pfltchtwtdrigkeiten verschuldet sei. so ließ der Minister sich vernehmen. Da kann man Unglücksfälle auch gleich als Gottesurteile ausgeben und ist damit aller Ver- antwortung überhoben. Er denke nicht daran, Arbeiter- kontrolleure anzustellen, den Privatunternehmern diese ver- haßte Einrichtung aufzuzwingen, erklärte Herr Delbrück weiter. Das ist des Pudels Kern! Das Unternehmertum will nicht und die Regierung sagt gehorsamnein!". Ist nun endlich die Zahl der Opfer groß genug? Die Toten sind nicht wieder zu erwecken, nicht durch Geldspenden, nicht durch ehrende Nachrufe, man lasse die neuen Gräber aber endlich zum Sicherheitsventil gegen weitere Katastrophen werden. Letzte JVadmchtcn und Dcpcfchcn, 10000 Textilarbeiter ausgesperrt t München-Gladbach. 16. März.(W. T. B.) Bet der Gladbacher Wolltndustrie-Akttengesellschaft vorm. Josten habe» heute nachmittag nach Ablauf der Kündigungsfrist 192 Arbeiter die Arbeit niedergelegt. Infolgedessen ist laut einem Be­schlutz des Vereins der Tcxtilindustriellen in 60 Textil- werken, welche insgesamt rund 10 000 Arbeiter beschäftigen, der Arbeiterschaft gekündigt worden. In den Fabriken wurde eine gleichlautende Mitteilung an die Arbeiterschaft angeschlagen, in der eS Helfet, daß die Forderungen der Arbeiter von einem Ausschuß geprüft worden seien und daß sie der Berechtigung entbehren. Der Verein der Textilindustriellen hofft aber, daß der Streitfall durch erneute gemeinsame Verhandlungen einer aus Arbeitnehmern und Arbeitgebern zusammengesetzten Kom- Mission so zeitig beigelegt werden könne, daß ein Stillliegen der Betriebe vermieden werde. Schneetreiben. Innsbruck , 16. März. kW. T. B.) Im nußerferngebiet erreicht der Schnee an der RdchSstratze die Hohe von vier Metern. Im' Snnsbrucker Mittelgebirge ist gestern nacht ein Bauernknecht im chneesturm umgelomnirn. An manchen Orten schneit ei seit acht Tagen ununterbrochen._ Mcker-AuSfianb. Genf , 16. März.(B. H. ) Die hiesigen Bäckergesellen habe:» ein Ultimatum an die Arbeitgeber gerichtet, worin sie eine Lohn- erhöhung verlangen, andernfalls sie noch heute Rächt tn den Ausstand treten würde«._ Die Ruhe ist hergestellt! Nantes . 16. März.(W. T. B.) Heute nachmittag entstand zwischen streikenden Dockarbeitern und Gendarmen ein Hand- gemenge. in dem eine Person getöte». dreiüig verwundet wurden. Die Ruhe ist wieder hergestellt. Ein Ungeduldiger. Konstantinopel , 16. März. iMeldung des Wiener k. k. Telegr.« Korr.-BureauSO Gestern erschoß in Trapezunt ein Offizier de» dortigen Militarkoinmaudantrn Hamid Pascha, weil er wege« Aus­bleibens der Gehaltszahlung an ihm Rache nehmen wollte. Paul Singer Lc Co., Berlin S W. ierzuSBeilage«,