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Ar. 65. 24. Zahrgimz. I ßfilnjf des.FamSrls" ßttlintt lolMIntt Sovatag. 17. Miln 1907. Klallcnkämpfe. Eine Betrachkmg zum 18. MSrz. Vit immer dann, wenn eine politische Bewegung sich diffe» ttnziert und in ihr neben der Hauptströmung neue Unter- strömungen auftauchen, die überlieferten politischen Begriffe strittig werden und sich in den neuentstehendcn Richtungen die Neigung. sie zurevidieren', einstellt, so ist auch der Begriff des Klassen- kampfeS in unserer Partei wieder strittig getoorden. Wir haben in letzter Zeit nicht nur erst seit den Wahlen des 2b. Januar. sondern schon fest dem ersten Erscheinen des Bernsteinschen Buches über.Die Voraussetzungen deS Sozialismus" inannigfache Ver- suche gesehen, die sogenanntestarre Klassenkampfauffassung" der Marxisten einer Revision zu unterziehen und den Begriff der Klaffe mehr oder minder auszuweiten, teilweise so weit, dah der Begriff Arbeiterklasse einfach in den Begriff Volk übergeht. Auf diese Versuche einzugehen und den Tag des 18. März durch eine lang« theoretische Auseinandersetzung der Marxschen und anderer Ktofferitenpsauffaffungen zu feiern, ist nicht unsere Absicht. Besser als theoretische Ausführungen, die doch immer nur für einen kleinen Teil der Leser bestimmt sind, zeigt uns die Entwickclungs- geschichte der modernen großen Staaten, was Klassenkampf ist. und vor allem jene Perioden der Geschichte, in denen sich während einer kurzen Zeitdauer die größten gesellschaftlichen Umwälzungen vollzogen haben: die Geschichte der Revolutionen. Besonders liefert die große französische Revolution der Jahre 1789/98 ein höchst wichtiges Lehrbuch, ein Kompendium des Klassenkampfes. Auch die ihr voraufgegangenen größeren und kleineren Rc- volutionen: die deutschen Städterevolutionen des Mittelalters, die spanischen Provinzialrevolutionen des sechzehnten Jahrhunderts, vornehmlich die Valencianer Zunstkämpfe der Jahre 15191522, die große englische Revolution im siebzehnten Jahrhundert, dann die französische Revolution von 1848 1852 und selbst die revolutionäre Bewegung des Jahres 1848 in Deutschland liefern wertvolle Materialien zur Theorie des Klassenkampfes; aber was gigantische Größe, was die Schärfe der Parteikämpfe anbelangt, kann sich keines dieser RevolutionSdramcn mit dem großen Klassenkampf incssen. der sich in Frankreich am Ende des achtzehnten Jahr- Hunderts abspielte. Und zugleich ragt, während die älteren Revolutionen sich innerhalb heute meist überwundener sozialer Schichtungen bollzogen, die große französische Revolution gewisser- maßen in unsere gegenwärtige Geschichtsepoche hinein. Sie ist der Zutritt, die Eingangspforte zu dieser. Die Klassenkämpfe der fran- zösischen Gesellschaft gegen Ende des 18. Jahrhunderts sind in mehr- facher Hinsicht nichts anderes als Vorläufer, in gewissem Sinne kann man fast sagen Einleitungen unserer heutigen sozialen Kämpfe. DieGegensätze.dicinihnenaufcinander» platzten, sind noch nicht überwunden; sie haben, vermehrt durch neue, seitdem noch an Schärfe gc- Wonnen. In gewissem Sinne ist die Marxsche Klassenkampflehre nichts als ein theoretischer Niederschlag deS von Marx gemeinsam mit Engels betriebenen Studiums der revolutionären Bewegungen, und zwar insbesondere der sozialen Kämpfe in Frankreich am Ende des achtzehnten Jahrhunderts. Wenn auch nicht ausschließlich, so fanden si« doch zum wesentlichsten Teil in diesen Kämpfen und dem ihnen folgenden Ringen Mischen Bourgeoisie und grundbesitzender Aristo kratie die Hauptelemente ihrer Klassenkampftheorie, wie denn auch Friedrich Engel» selbst in seinem Aufsatz über Ludwig Feuerbach und den Ausgang der klassischen deutschen Philosophie von der Ent- ftehung der Marxschen materialistischen Geschichtsauffassung sagt: Seit der Durchführung der großen Industrie, also min- bestens seit dem europäischen Frieden von 1815, war es keinem Menschen in England ein Geheimnis mehr, daß dort der ganze politisch« Kampf sich drehte um die Herrschaftsansprüche zweier Klassen, der grundbesitzenden Ariskdlratie und der Bourgeoisie. In Frankreich kam mit der Rückkehr der Bourbonen dieselbe Tat- fache zum Bewußtsein; die Geschichtsschreiber der RestaurationS- zeit von Thierrh bis Guizot , Mignet und Thiers sprechen sie überall aus als den Schlüssel zum Verständnis der französischen Geschichte seit dem Mittelalter." Marx und Engels kannten wie wenige die Geschichte der großen französischen Revolution. Das beweisen nicht nur die Bezugnahmen in ihren Schriften auf die wirtschaftlichen Verhältnisse, die Partei- Die»eltialiMen der»iowwlme- Gegner. Da sich dieRordd. All«. Z dg." in den stärksten Ausdrücken über die ,, Barbareien" der Kommune entrüstet hat, erscheint es uns am Platze, noch etwas ausführlicher zu zeigen, wie bestialisch die französischen Orduungsmänner bei und nach der Niederwerfung der uiiglücklichen Hauptstadt gegen die Anhänger der Kommune wüteten, und nicht nur gegen die gefangenen Kommunekämpfer, sondern mich gegen zahlreiche Personen, die can Kampfe überhaupt nicht teilgenommen hatten. Wenn General Gallifet am 3. April proklamiert hatte:Die Banditen von Paris haben den Mxieg erklärt. Sie haben meine Soldaten ermordet. Ich erkläre diesen Mördern einen schonungslosen Krieg", so führte er diese Drohung mit einer beispiellosen Brutalität aus. Wir haben bereits die Vietze keien am 2g. und 24. Mai erwähnt, die bei den Kommunekämpfern jene matzlose Erbitterung hervorriefen, der eine Allzahl Geiseln zum Opfer fiel. Viele Hunderte von gefangenen .Hommundlämpfern wurden füsiliert. Meist aber nahm man sich ilberhaupt nicht die Mühe, erst Gefangene zu machen, sondern Ulan Uetz bei der Durchsuchung der Häuser alles, was man an- traf, über die Klinge springen. Selbst ein konser- vatives Journal, die.Fwrnce'; sagte damals:.Da» sind keine Soldaten mehr, die eine Pflicht erfüllen." Di« Versailler Solda- teSka machte keinen Unterschied zwischen Männern und Krauen. Jede schlecht gekleidete Frau, jede, die einen Milchtopf, einen Krug oder eine leere Flasche trug, wurde für eine Petroleusc" erklart. Man zerrte sie an die nächste Mauer und tötete sie mit Revolverschüssenl Dies entsetzliche Wüten der Regierungstruppen entflammte die Massen zu Bevgeltungsmatzregcllu Der Offizier, der den Erz- bischof Darboq am Abend des 24. Mai crfchietzci, ließ, erklärte den Geiseln:Nicht nn» dürfen sie Ihren Tod zum Vorwurf machen, sondern den Versailler», die unsere Gefangene« erschießen." Tiesem Racheakt folgten noch mehrere andere. In verschiedenen Stadtteilen wurden im ganzen von dem zur Verzweisluug ge- .tiiedenen Volke LZ Geiseln erschossen. Was bedeuten aber diese V3 Opfer der Kommune den 29090 Mensche« gegenüber, die von dcn kämpfe und die politischen Ideen jener Zeit, das beweist auch ihre reiche in den Besitz des Parteiarchivs übergangene Sammlung von Geschichtswerken dieser Art. Es befinden sich darunter mehrere Quellenschriften, die man selbst in der königlichen Bibliothek ver- gebens sucht. Als am 4. Mai 1789 die Mitglieder der Reichsstände in fried- licher Prozession nach der St. Ludwigskirche in Versailles mar- schierten, da bildete für die meisten derdritte Stand" eine zwar nicht in wirtschaflicher, Wohl aber in politischer Hinsicht einheitliche Gruppe. Ein eigentlicher Gegensatz bestand nach der Ansicht selbst der fähigsten Politiker nur zwischen Bürgertum, Adel und Geistlich- keit, und als am 27. Juni die Mehrheit der adeligen und geistlichen Deputierten sich mit den Abgeordneten des dritten Standes, die sich inzwischen als Nationalversammlung konstituiert hatten, vereinigte, da brauste ein Jubel durch das französische Land; denn nun konnte es an nichts mehr fehlen die freiheitliche Konstitution war ge- sichert. Doch schon die Verhandlungen der Nationalversammlung am 7. Juli über die Abwehr der Hungersnot, unter der die söge- nannten unteren Volksschichten litten/ der Tag des Bastillesturms, die beginnenden Beratungen über die Menschenrechte, die sich an die Nacht des 4. August anschließenden Verhandlungen über die Ab- schaffung der Feudalrcchte, des Kirchcnzehnten, der Käuflichkeit obrigkeitlicher Aemter usw. offenbarten tiefe Gegensätze im dritten Stand, die sich noch steigerten, als die Nationalversammlung in die Beratung über die Verfassungsbestimmungen eintrat. Und noch schärfer zeigten sich die Gegensätze in Paris . Der neue Gemeinde- rat und seine Ausschüsse entwickelten sich zu Hcrrschaftsinstitutionen der Pariser wohlhabenden Geschäftsbourgeoisie, die alsbald gegen die radikalen kleinbürgerlichen Distrikte, gegen dieUnruhestifter" des Palais Royal , gegen die demokratische Presse, gegen die nach Bc- schäftigung und Brot verlangende hungernde Arbeiter- und Kleinhandwerker-Bevölkerung einen rücksichtslosen Kampf begann und in diesem dieselben Mittel in Anwendung brachte, wie vorher der Despotismus. Bereits am Ende des Jahres 1789, noch nicht acht Monate nach dem Zusammentritt der Reichsstände, findet sich nicht nur die Per- treterschaft des dritten Standes in der Nationalversammlung in verschiodene, sich energisch bekämpfeuidou Parteigruppen zer- splittert, sondern auch in der Pariser Bevölkerung tobt der Partei- kämpf; und fast jede dieser Jnteresscnrichtungen hat bereits ihre Zeitung, die für sie schreibt und kämpft. Selbst die unteren Schichten auf der sozialen Stufenleiter haben ihre publizistischen Organe gefunden. Die radikale intelligente Klein- bürgerschaft und der größte Teil der halbproletarischen Intelligenz lesen LoustalotSRevolutionen von Paris "; die akademische Jugend, die Literaten, die nicht mit GlückSgütern ge- segneten Künstler, kleinen Advokaten usw. lesen Camille Des- moulinsRevolutionen von Frankreich und Brabant ", und die intelligenteren Arbeiter, Kleinmeister wie zum Teil auch die proletarische Intelligenz lesen MavatSVolks- freund". Und die Tatsache deS Interessengegensatzes durchbricht alle bürgerliche Ideologie, alle Einhoitsphantastik. Roch ist das Jahr 1789 nicht zu Ende, und schon bezeichnet MavatS Blatt sich selbst als Vertreter der Interessen der Arbeiter und Kleinhand- werter und predigt den stampf gegen die Finanzleute, die Groß- kaufleute. die Jndustrieritter, Rentiers, die dünkelhaften Akadc- urikcr, während Brissot«Französischer Patriot" als Vertreter des ho i retten, wohlhabenden Bürgertums gegen die besitzlose dlolritucke"(Menge) auftritt. Immer schärfer spitzen sich die Klassengegensätze zu. je weiter die Revolution� fortschreitet, und eS sich nicht mehr um die bloße Abwehr der reaktionären Bestoebungeh. um daS bloße Diskutieren allerlei schöner FreiheitSprinzipien. smchern um ihre Anwendung auf praktische Leareltungsausgaben, um ihre Fassung in Gesetzes- vorschlagen handelt. Run, wo es an die praktische Erprobung der verkündeten politischen Grundsätze geht, da zeigt cS sich, wie ver» schieden diese Grundsätze aufgefaßt worden sind und wie alle Konsequenz ihre Grenze an den verschieben? artigen Komplexen der Klasseninteressen f ist den. Der liberale KonstitutioimliSmue zerbröckelt. Gegen den Liberalismus«mieS EiehäS tritt der JakobiniSmuS in die Schranken, und von ihm beginnt sich schon Ende 1791 die gttondi- stische, dann später auch die dantonistische Partei loszulösen. Aber auch der durch diese Ausscheidungen gereinigte JakbiniSmuS bc, steht au« verschiedenen Richtungen, die verschiedenen wirtschaftlichen Jnteressengnuppterunge,» entsprechen. Neben der RobeSpierreschen Richtung steht z. B. der radikalereMaratismuö", die Anhänger- schaft MavatS; und neben dieser radikal-demok ratischen Richtung wieder erhebt sich die individualistisch-anarchistelttde Richtung eines Anarcharsis Eloots und Hebert. Die gemäßigd-jakobinistische Rich- tung bemächtigt sich des Siaatsruders; sie begründet ihre Herrschaft im Sicherheits- und Wohlfahrtsausschuß, wahrend dieultra-revo- lutionäve" Richtung eines Mamt und C Haumette in der Pariser Stadtverwaltung die Oberhand erlangt. Doch selbst in der revolutionären Gruppe der Pariser Gey meindeverlvalwng entstohen sich gegenseitig befehdende Parteien. Neben der kleinbürgerlich-demokratischen Richtung eines Chaumette gewinnt die anarchistelude Richtung, von Hebert und ClootS einen beträchtlichen Einfluß und dieser wieder tritt die kleinbürgerlich« sozialistische Richtung eines Roux und Leclerc entgegen. Ein Kampf der Parteien, in welchem nacheinander viele der Führer das Schafott bestiegen. Und was ist der Grund dieser Kämpfe? Bürgerliche Geschichtsschreiber haben sie auf die Eifer» sucht der Führer zurückgeführt. Das ist eine der größten Albern- heiten, die es gibt. Den Streit eines Brissot mit einem Robes- pierre in persönlicher Ribalität zu suchen, das vermag nur ein Ideologe, der das ganze Wivtschastsgetriebe der Revolutionszeit nicht kennt und die Denkweise dieser beiden Politiker, ihren ganz ver- schiedcnen Ideengehalt nicht begreift. Wer vielmehr von vornherein die Anschauungen dieser Männer und ihre Stellung zu den Pro» blemen ihrer Zeit verfolgt, der wundert sich, wie sie so weit neben einander einhergehen konnten. Was sind aber dann die Motive dieser Parteispaltungen und der Kämpfe der verschiedenen Rich- tungen miteinander? Das sind die Klassengegensätze. die sich aus der Verschieden heit d er Wirtschaft- lichcn Lebensbedingungen und der S t e llung der einzelnen Gruppen im Gesamtwirtschaftv- prozeß ergebenden Interessengemeinschaften und Interessen». konflikte. Deshalb ist das Studium der Parteikämpfe der französischen Revolution von höchstem Interesse. Sie bieten gswissermatzen eine historische Illustration zur Marxschen Klassenkampftheorie. Manche der heute immer wieder auftauchenden Deutungen des Begriffs Klasse" wird sofort ad absurdum geführt, wenn man die Er- fahrungen aus der französischen und aus anderen Revolutionen heranzieht, so z. B. die Ansicht, zu derselben Klasse gehörten alle jene, welche sich in derselben Lebenslage resp. in den gleichen Ein- iommensverhältnissen befänden, und deshalb wären z. B. die Klein- Handwerker, Kleinbauern, die Unterbeamtcn, kleinen Geschäftsleute, kaufmännischen Angestellten, die halbproleiwrischen Intellektuellen usw., so weit sie sich in bezug auf ihr Einkommen nicht besser ständen als der qualifizierte Arbeiter, einfach der Arbeiterklasse zu- zuzählen. Das ist grundfalsch. Wohl können zwischen diesen Gruppen und der Arbeiterschaft wie auch zwischen diesen Gruppen unter sich manche Berührungspunkte, manche Jntereffengemein- schaften vorhanden sein; und es kann selbstverständlich auch ein Mitglied dieser Gruppen ein viel besserer Borkämpfer der Arbeiter- klaffe sein, als so und so viele Arbeiter selbst; aber deshalb bedingt das gleiche Einkommen noch keineswegs eine gleiche Auf- fassung und gleiche politische Interessen. Diese Erfahrung haben erst jüngst wieder viele Parteigenossen gemacht, die bei den Reichs- tagswahlen unter Kleinbauern, kleinen Geschäftsleuten oder kleinen Beamten agitiert haben; und dieselbe Erfahrung ergibt sich aus der Geschichte fast aller neueren Revolutionen. In der ftanzösischen Revolution bildeten z. B. die Haupt- stützen der radikalen Pariser Demokratie die Arbeiter der Manu- fakturen, die kleinen Handwerksmeister, besonders soweit sie in eigenen Werkstätten für Großmeister und Unternehmer arbeiteten, und die Pariser halbproletarische Intelligenz. Die noch zu Anfang der Revolution in Geselleiibrüderschaften organisierten Gesellen stehen dagegen an politischer Aktivität und demokratischer Ge- sinnung, obgleich sie durchaus nicht besser situiert waren, beträcht» lich hinter diesen Schichten zurück, und die Schar der männlichen Domestiken gehört zu den ärgsten Reaktionären. Vielfach waren sie sogar realtionärer al« ihre adeligen Herren. Ebenso finden wir, daß die in den Banken und großen kaufmännischen Bureau« an- gestellte Jugend in den Jahren 1793/94 sich viel antirevolutionärer zeigte als die kleine Geschäftebourgeoisie, und daß sie nach dem Eintritt der Konterrevolution das Hauptkontingent der sogen. goldenen Jugend stellte. Und wenn man diesen Erscheinungen nachforscht, dann ergibt sich, daß das Entscheidende nicht das Ein- kommen, sondern die Stellung im Gesamtwirt- schaftsbetrteb und die Abhängigkeit von diesem ist. Regierungstruppen während deS Kampfes und nach dem Kampfe fchonungsl»S niedergemetzelt murdenl Ein bürgerliches Blatt schoieb am Morgen des 2S. Mai:ES herrscht ein« allgemeine Tobsucht. Man unterscheidet den Gerechten nicht mehr vom Un- gerechten und den Unschuldigen nicht mehr vom Schuldigem Das Leben der Bürger wiegt nicht schwerer als ein Haar. Eines Aus- rufes, eines Wortes wegen wird man verhaftet und erschossen." Freilich nicht alle Bourgeoisblätter suchten dem bestialischen Morden Einhalt zu tun. Im Gegenteil.Bien Public" hetzte:Man muß Jagd auf die KommunardS machen!" DerMo- niteur Universel" schrieb:Nicht einer jener Uebeliüter, in deren Händen sich Pari« 2 Monate lang befunden, wird als po- litfi scher Verbrecher betrachtet werden; man wird sie wie Räuber, die sie auch sind, wie die abscheulichsten Ungeheuer, die man je in der Geschichte der Menschheit traf, behandeln." Der Figaro" tobte:Vorwärts, ehrliche Leute, legt mit Hand an, um dieses demokratische und internationale Ge» Würm zu vertilgen."Patrie"«Mich geiferte:Diese Männer, die nur auS Lust an Mord und Diebstahl gemordet haben, sind gefangen und man soll von Gnade reden? Diese abscheu- lichen Weiber, welche sterbenden Offizi-ercu die Brust mit Messer- stichen zerfleischten, sind gefangen, und man soll von Gnade reden?" So schürte die kapitalistische Press« noch die Raserei der OrdnungSmordbuben. Die frechsten und dümmsten Berleum- düngen der Kommune mußten dqzu dienen, die entmenschte Solda- teSka zur Tollwut zu entflammen. Mit den Verleumdungen von Räubereien der KommunardS vergäll die Bourgeoisie der Kommune ihren Edelmut, die Einlage» der Bank v»n Paris wie ein Heiligtum geschützt zu haben! In dieser Bank befanden sich 77 Millionen in bar. 186 Millionen in Bankbilletts, 890 Millionen in Staatspapieren, 120 Millionen in Belehnungen, 11 Millionen in Barren, sieben Millionen in deponierten Juwelen, 909 Millionen in deponierten Scheinen, zusammen 2 Milliarden 189 Millionen. 890 Millionen in Bankbillctts warteten nur auf daS Faksimile des Kassierers, daS mit Leichtigkeit herzustellen gaoesen wäre. Die Kommune hatte also 3 Milliarde» i» der Hand. Viel bessere Geiseln, als den Erzbischof Darboy und seine Gefährten! Und dafür, daß sich die Kommune dieser 3 Milliarden nicht bemächtigt hatte, dieses stärksten Trumpfes, den sie gegen die Versailler ausspielen konnte, mußten sich die Kommunards nunmehr die frechsten Lügen ins Gesicht speien kassenl Obendrein hätte«0 der Hetze der Bourgeoispresse nicht«nmal bedurft. Die Soldateska ließ das Blut in Strömen fließen. Mit welch beispielloser Roheit nicht die gemeinen Soldaten, die im Gegenteil hier und ba noch eine Spur von Menschlichkeit und Ehr. gefuhl beloiesen, sondern die Offiziere vorgingen, beweist die E r- schießung Milliere». oimes hervorragenden Kommunards. Generalstabskapitän Garci n schilderte selbst d« von ihm geleitete Expedition folgendermaßen: Der General hatte befohlen, ihn am Bantbeon ,u er. lautet der Befehl: Sie werden auf den Knien und nicht anders erschossen werden." Er spielte ein wenig Komödie, riß sein Kleid auf und geilte dem Exekutionspeloton seine Brust. Ich sagte ihm:Sie führen eine Szene auf. Sie wollen, baß man erzählen soll, wie Sie gestorben sind. Sterben Sie ruhig, das ist besser". Ich habe da» Recht, in meinem Interesse und im Interesse meiner Sache zu tun. was ich wi'lll"Gut, knien Sie nieder!" Darauf fagle er wieder:Ich werde nicht nieder- knien, es fei denn, daß Sic mich durch zwei Rann nieder- werfen lassen." Ich ließ ihn auf die Knie»verfen und man schritt zu seiner Hinrichtung. Er rief:Es lobe die Menschheit I' Er wollte noch etwas anderes rufen, al» er tot zu Boden sank." Am 28. Mai wurden mehr als 5000 Gefangene, die in der Umgegend deS Per« la Ehaif« aufgegriffen waren, in das Gefängnis La Roquette geführt. Sin Bataillonschef stand am Eingang und vnisterte die Gefangenen, ohne an einen einzisen eine Frage zu stellen, indem er nurrechts"«»erlinks" sagte. Die zur Linken abgeführten wurden sofort erschossen. So wurden vom Sonntag bis Montag allein in Roquette mehr als 1900 Personen füsiliert! Das Blut floß in Strömen m den Gossen des Gefäng- nisseS. Dieselbe blindwütige Schlwhievei ging in M a z a S. in der Ecole Militarre, im Park Monceau vor sich. Es ist später festgestellt worden, daß beispielsweise in Maza» mehr als vier- hundert Gefangene erschössen tourden! Diesen ersten Schlachtereien folgten dielegalen" Metzeleien. Lissagaray berichtet darüber:Einer der derüchtigsten(Gerichts- Höfe) ist der deö Theater Chateiet, wo sich der Oberst B a b r e befand. Die Taufende von Gefangenen, die man dorthin führte, waren zuerst auf der Bühne und im Saal unter dm glinten du