Einzelbild herunterladen
 

Dr. 67 24. Jahrgang. 3. Beilage des Vorwärts  " Berliner Volksblatt.

Aus der Frauenbewegung.

Vermischtes.

Eine anrüchige" Gerichtsverhandlung.

"

500 02.

-

Mittwoch, 20. März 1907.

Im Gegensatz dazu führte der Verteidiger des Angeklagten aus, daß hier eine satirische Behandlung eines Stoffes vorliege, der bon einer zwingenden Komik sei. Stopfsteuern seien immer ungerecht, obwohl man im vorliegenden Falle gerade vom Die Gründung einer Dienstbotenorganisation in Leipzig  . Am Ein eigenartiger Beleidigungsprozeß beschäftigte die Salztvedeler Gegenteil sprechen fönnte. Wie sehr der Plan einer Sonntagnachmittag hat eine überaus start besuchte Versammlung Straftammer des Landgerichts, vor der sich der Chefredakteur der Selojettsteuer den Humor habe reizen tönnen, gehe aus den von Dienstmädchen nach dem Referat des Arbeitersekretärs Genossen dortigen Tageszeitung Der Altmärker" Paul Gloge in Verfolg Gedichten hervor, die aus Anlaß dieses Planes von den größten Rüttich, der für die plöglich inhaftierte Genoffin Bieg ein eines vom Magiftrat der Stadt Salzwedel   gestellten Strafantrages izblättern wie der Jugend", dem ulk  " und dem Kladderadatsch" gesprungen war, die Gründung einer Dienstbotenorganisation, zu verantworten hatte. Der Salzwedeler   Magistrat hat im Oktober veröffentlicht worden seien. Auch die Redakteure dieser Blätter hätten Verein für Hausangestellte benannt, beschlossen. Eine vorigen Jahres den Bau einer Kanalisation beschlossen und in der nicht im entferntesten die Absicht gehabt, den Salzwedeler   Magistrat Anzahl chriftlicher Dienstbotenvereinler hatten sich eingefunden, um Debatte sollte der Bürgermeister u. a. ausgeführt haben, man könne zu beleidigen, vielmehr sei auch ihnen dieser bürgermeisterliche Ge­die Versammlung zu sprengen. Der Versuch wurde jedoch im Keime eventuell zur Deckung der Kosten eine Klosettsteuer" einführen. Dante willkommene Gelegenheit zu einer Beruffung gewesen. erstickt. Auch die Stellenvermittler und Vermittlerinnen waren er Dieser Gedanke wurde von Gloge in seinem Blatte als eine Schnaps­schienen und quittierten die von Lüttich   empfangenen Siebe mit idee bezeichnet und dies durch nachstehendes Gedicht verherrlicht: Zwischenrufen. Ein provisorischer Vorstand wurde beauftragt, die weiteren Schritte zu tun. Die Stimmung in der Versammlung nab Det Vaterland, so ist's nu mal, und die Zahl der sofort Beigetretenen gibt zu den besten Hoffnungen Anlaß.

Schöneberg  . In der letzten hier stattgefundenen öffentlichen Versammlung sprach Genosse Dr. Karl Liebknecht zunächst über: Die Reichstagswahlen und die Frauen". Sodann gab die Ver­trauensperson Fr. Bäumler den Jahresbericht. Es haben zwei öffentliche Versammlungen und 22 Diskutierabende stattgefunden. Die Gleichheit" hat zurzeit 110 Leser. Verbreitet wurden 20 Eremplare Kinderarbeit" von Käthe Dunder, 40 Exemplare Frauenleiden" von Dr. Zadet, 10 Eremplare Für unsere Kinder" aus der Gleichheit" von Klara Zetkin  . Ferner wurden 3000 Flug­blätter verbreitet.

Auf Listen wurden gesammelt: 234,95, Beitrag der Schöne­berger Frauen 260 M., Summa der Einnahme 494,95 M.

In der Ausgabe stehen für Drucksachen und Inserate 51 M., für Referenten 12 M., an die Kreisvertrauensperson 410 M. ab geführt, Porto und Fahrgeld 21,11 M., Summa der Ausgabe 494,11 M. Mithin bleibt ein Bestand von 84 Pf.

Ferner sind auf Wahllisten zur Reichstagswahl von den Schöne­berger Frauen gesammelt und an die Kreisvertrauensperson ab­geliefert worden 146,45 M. Auf Antrag der Revisorin wurde Genossin Bäumler entlastet.

Bei der Neuwahl der Vertrauensperson ergab sich die einstimmige Wiederwahl der Genoffin Bäumter.

Js uns von jeher teuer,

Det macht nicht bloß der Liebe Kraft, Det macht die beese Steuer.

Man zahlt' ne Steuer uff Tobad, Uff Hunde, Bier und Stempel, Uff Karten für die Eisenbahn, Na turz uff jeden Krempel. Und wenn nach dieser Schröpferei Noch eener Knöppe hatte, Kam die Kommune schnell herbei, ,, Raus mit de legte Matte!" Den schönsten Steuerkranz indes Weiß Salzwedel zu binden, Da tät der Bürgermeister jetzt Ne duft'ge Blüte finden.

Er will' ne Steuer für's Klosett, Jewiß mit Sigkontrolle,

Ach nee, die Sache is zu nett, Jefreischt hat meene Dule!

-

Wer's ehrlich mit dem Stadtwohl meint, Jeht oft zur Tante Meier,

Bezahlt im wahrsten Sinn des Volts Dann fleißig seine Steuer". Ofit' so lang du fizen kannst!- Warum ich es dir rate!.

Dent: größer noch als dein Geschäft Ist das vom Magistrate!"

Der Gerichtshof tam nach längerer Beratung zu einer Ver­urteilung des Angeklagten zu einer Geldstrafe von 30 W., indem er lediglich das Wort Schnapsidee" als beleidigend auffaßte.

Ueberfall auf einen Eisenbahnzug. In dem Personenzuge von Simrisham   nach Malmö   wurde gestern abend der Postbeamte im Postwagen von einer vermummten Person überfallen und durch zwei Revolverschüsse schwer verletzt. Der Räuber bemächtigte sich der Wertsendungen und sprang aus dem in voller Fahrt befind lichen Zuge. Ein Schaffner, welcher die Schüsse gehört hatte, eilte nach dem Postwagen und fand den Postbeamten schwer verwundet am Boden liegen; der Verwundete ist bei der Ankunft in Malmö   ins Hospital gebracht worden. Der Räuber hat einen Geldbrief mit 3000 Kronen sowie einige eingeschriebene Briefe entwendet.

Dem Meere entriffen. Die Rettungsstation Helgoland   der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger telegraphiert  : Am 18. März wurden von der hier gestrandeten deutschen   Tjalk ,, Emanuel", Schiffer Freese, zwei Personen durch das Rettungsboot " Claus Dreyer" der Station gerettet.

Zur Jena  "-Katastrophe. Dem Journal des Débats", welches fürzlich gerüchtweise als Ursache der Jena  "-Katastrophe einen ver­brecherischen Anschlag bezeichnete, wird aus Toulon   berichtet, daß auf der Jena  " in der Munitionskammer der 42 Millimeter- Ge­schüße ein Leichnam gefunden worden sei. Da der Zugang zu diesem Teile des Schiffes stets streng untersagt war, schließt man aus diesem Umstande, daß die Munitionskammer schlecht über­wacht war.

Durch eine Grundlawine ist nach einer Meldung aus Innsbruc die Arlbergbahn zwischen den Stationen, Dalaas   und Danöfen ber­schüttet worden. Die 150 Meter lange, 10 Meter hohe mit Erdreich vermischte Laivine mußte ausgeschaufelt werden. Auch der telea graphische Verkehr auf der Arlberglinie wurde unterbrochen.

Genoffin Bäumler gab noch bekannt, daß auch in diesem Jahre die organisierten Frauen mit den Kindern während der Ferien täg­lich nach dem Grunewald ausfliegen. Die Mittel sollen durch Sammellisten aufgebracht werden. Man hoffe eine noch größere Anzahl Kinder wie bisher teilnehmen lassen zu fönnen und auch für bequeme Hin und Rüdbeförderung zu sorgen. Auch für Bewirtung soll diesmal mehr getan werden. Die Genossen werden ersucht, sich Ferner wurden an dem Umstande, daß die Salztvedeler Stadt, an den Sammlungen rege zu beteiligen. Anmeldungen von Kindern bäter diesen Teil der Angelegenheit hinter verschlossenen Türen ge­werden von Frau Bäumler sowie vom Vorstande des Vereins für führt hatten, allerlei wißige Bemerkungen geknüpft und schließlich an Frauen und Mädchen Schönebergs entgegengenommen. Das Gelingen den Bürgermeister die Anfrage gerichtet, ob an Durchfalt des Planes wird hoffentlich anregend auf die Kommune wirken und die leidende Leute Rabatt erhielten. Stadtväter veranlassen, der Frage der Erholung der Kinder während Naturgemäß gestaltete sich die Verhandlung über diesen Be­der Ferienzeit etwas mehr Aufmerksamkeit und offene Hand zu leidigungsprozeß fehr amüsant. Der Angeklagte verblieb bei seiner Marseille   wurden im Kielraum des in England gebauten sampfers widmen. des täglichen Lebens eine ganz absonderliche Idee darstelle und Bonneveine" vom Kapitän zwei Bomben gefunden. Auf Befehl berief sich auf Rundgebungen der Jugend" in München  , des der Polizei wurden die Bomben ins Meer geworfen. Das Schiff Kladderabatfch" und des Ült", die ebenfalls mit ihren abfälligen hat früher den Dienst zwischen England und Rußland   versehen. Urteilen über den bürgermeisterlichen Vorschlag nicht zurückgehalten hatten.

-

Beranstaltungen.

Versammlungen Berein für die Interessen ber Hausangestellten. Deffentliche Ber­sammlung Mittwoch, den 20. März, 8 Uhr bei Bühlte, Dennewigstraße 13. Bortrag Genoffe Rehbein: Rechte und Pflichten der Hausangestellten".

Achtung!

Siebzehn Personen bei einem Eisenbahnzusammenstoß getötet. Aus Charbin wird berichtet: Auf der Station Taruschiche fand ein zusammenstoß zwischen einem Personenzuge und einem Güterzuge statt. 17 Personen wurden getötet, 35 schwer verletzt. Ein mysteriöser Bombenfund. Nach einem Telegramm aus

-

-

-

Bafferstand am 19. März. Elbe   bei alg 45 dp. Elbe bei Magdeburg  , 2,62 Meter.

Meter, bei Glbe

Dresden  

Der Staatsantvalt führte aus, daß eine Klosettsteuer", wie sie der Angeklagte gloffiert habe, feineswegs so humoristisch fei, daß fie bei Straußfurt  --Meter. Dber bei Ratibor   3,56 Meter. Dder Anlaß zu einer derartigen satirischen Blauderei bieten fönne. Er bei Breslau Oberpegel-0,36 Meter. Neißemü adung 3,22 Meter. Dder beantragte deshalb wegen dieser Beleidigung eine Geldstrafe von bei Brieg   3,48 Meter.

Achtung!

Arbeiter, Parteigenoffen Berlins   n. Umg.!

Die Bestrebungen unserer Organisation, auch in den Detailgeschäften der Herrenkonfektion Betriebswerkstätten und feste tarifmäßige Löhne zu erringen, haben bei den Firmeninhabern, welche um Bewilligung dieser Forderungen angegangen wurden, unter Ausflüchten, die wir als stich­haltig nicht anerkennen können, Widerstand gefunden. Wir sehen uns deshalb genötigt, gegen diese Geschäfte das Mittel des Boykotts in An­wendung zu bringen.

Die Delegierten zur Berliner   Gewerkschaftskommission haben einem dementsprechenden Antrage ihre Zustimmung erteilt und die Parteigenossen von Groß- Berlin sind diesem Beschluß beigetreten.

Wir appellieren deshalb mit Gegenwärtigem an die Parteigenossen und Gewerkschaftsmitglieder Berlins   und Umgegend, bei ihren Einkäufen und Bestellungen von Herren- und Knabengarderobe in Zukunft nach­stehende Geschäfte meiden zu wollen:

Osten:

Julius Lindenbaum, Fransedistr. 15.

Julius Lindenbaum, Gr. Frankfurterfir. 141. Haacke, Landsbergerstr. 93.

Sachs, Große Frankfurterstr. 132. Blitz, Große Frankfurterstr. 137. Norden:

Philipp Fabisch, Rosenthalerstr. 1. Fabisch u. Co., Rosenthalerstr. 3. Bernhard Baer, Rosenthalerstr. 5. Blitz, Chauffeestr. 80.

Blik, Rosenthalerstr. 9.

Süden:

Esders u. Dyckhoff, Dranienftr. 48. Schulmeister, Dresdenerstr. 4. Karl Stier, Dranienstr. 166. Blik, Kommandantenstr. 43.

Westen:

Kaplan, Friedrichstr. 1.

S. Adam, Leipzigerstr  . 27/28. Karl Stier, Potsdamerstr. 8. Landsberger, Friedrichstr. 108.

Thiéry u. Sigrand, Friedrichstr. 179. Bandsburger, Friedrichstr. 7. Vandsburger, Turmstr. 30.

Esders u. Dyckhoff, am Dönhoffsplatz.

Zentrum:

Weltmann Nachf. Stephan Esders, Kaiser Wilhelmstr. 41.

Riethmüller, Moltenmarkt.

diA

Warenhäuser:

May Mannheim, Frankfurter Allee 112.

Alle übrigen Geschäfte sind als frei zu betrachten.

Verband der

Schneider, Schneiderinnen u. verw. Berufsgenossen Deutschlands  

Filiale Berlin  , Engel- Ufer 21, parterre.

Lichtenrade   20 PL.- Tour! Frack­

R20 M. verkauft Eigentümer Paris  , Berlin  , Graunstr. 27, Ede Gleimstr. Auch bei monatl. Raten von 40-50 m.

Verleih- Institut: Friedrichst. 115 I, a.Drabg. " Zor. Eleg. Frad, Gehrod 1,50, ose 1,00, este 50 Pf.

Haben Sie Stoff?

162/ 20*

Ich fertige davon Anzug od. Paletot nach Mass, schick, dauerh, Zutaten, von 20 Mark an. Moritz Laband, Oranienburger Strasse 4,1.

Hochmoderne, tadellose

Mass- Arbeit

aus erstklassigen deutschen  u. englischen Erzeugnissen

mässigen Preisen

Sauberste Ausführung Kleidsamste Fassone

Unsere grossen Betriebe setzen uns in den Stand, alle Bestellungen in kürzester Zeit and peinlichster Ausführung zu liefern.

Der Haupt- Katalog Nr. 31

ein unentbehrlicher Ratgeber beim Einkauf von Herren- und Knaben- Kleidung, wird auf Wunsch kostenlos und portofrei zugesandt. Derselbe enthält neueste, teilweise künstlerisch ausge führte Moden 1907.

Baer   Sohn

ensboidba19V Spezialhatte grössten Masestabes.

Chausseestrasse 24/25 11 Brückenstrasse 11 Gr. Frankfurterstr. 20

Nächsten Sonntag bis 6 Uhr geöffnet.