n. 72. umm 2. Keilllge des„Nmilrts" Deelim MIIisdlM. 2�«q«Das neue Frauen-Asyl.Koch oben üm Norden der Stadt, hinter dem Männerasyl inver Wiesenstraße ist es gelegen, das neue Asyl für obdachloseFrauen: eine Schöpfung des Asylvereins für Obdachlose. Es istein Heller, freundlicher Bau, der hier errichtet worden ist und er-richtet werden mußte, da das bisher in der Füsilierstraßc gelegeneFraucnashl des Vereins ein Opfer des neuen Bebauungsplaneswird, der die Niederlegung des Scheunenviertels vorsieht.Das neue Asyl ist für 400 Betten eingerichtet und gliedert sichräumlich dem Männerasyl an. wodurch, wenn auch mit Schwierig-leiten, die Verwaltung vereinfacht, ganz besonders aber der gemein-same wirtschaftliche und maschinelle Betrieb der beiden Anstaltenverbilligt wird.Eine Hauptschwierigleit bestand darin, daß für das Frauen-ashl ein räumlich getrennter Eingang von dem des Männerasylsgeschaffen werden mußte. Zu diesem Zweck wurde das HausÄolbergerstraße 30 vom Ashlverein angekauft und durch diesesHaus ein Durchgang nach dem Frauenasyl geschaffen, der so ge-sondert und verdeckt angelegt wurde, daß er die Vermietung diesesWohnhauses in keiner Weise nachteilig beeinflussen kann.Als Vorbild für die Gestaltung des Frauenasyls diente dasbor 10 Jahren erbaute Männerasyl, was sich in allen Teilen alspraktisch und mustergültig bewiesen hat. Es wurde auch hier nur«in Erdgeschoß errichtet, so daß alle Räume in gleicher Fußboden-höhe liegen.Den Asylistinnen steht als erster Aufcnthaltsraum die Sammel-Halle, welche 400 Personen Platz bietet, zur Verfügung. Von hieraus führt eine Tür in den Baderaum mit 20 Wannen und an-schließender Desinfektionsanstalt. Eine andere Tür führt in denWaschsaal, in welchem 40 Waschbecken für Kalt- und WarmwasscrAufstellung gefunden haben. Aus beiden Räumen gelangen dieAsylistinnen in die Speisehalle, in welcher zunächst an einemSchalter die Aufnahme stattfindet, worauf am Küchenschalter dieSpeisen verteilt werden. In der Speisehalle haben Bänke undTische Aufstellung gefunden, an welchen gegessen und gelesenwerden kann; auch kann die Ausbesserung von Kleidungsstückenvorgenommen werden, wozu den Frauen die nötigen Materialienunentgeltlich geliefert werden. Von der Speisehalle verteilen sichdie Asylistinnen rechts und links in die Schlafsäle. Des Morgenssteht den Frauen wieder der Waschraum zur Verfügung und findet.nachdem ihnen Kaffee und Backware verabreicht wurde, die Ent-lassung aus einem gesonderten Ausgang statt.Die Schlafräume haben keine Türen und werden in der Nachtdurch Glühlampen erleuchtet, so daß die Nachtwache jeden Winkeldes Asyls beobachten kann.Alle Räume sind mit Dampfheizung, elektrischer Beleuchtungund künstlicher Ventilation versehen, bei welcher die vor-gewärmte frische Luft durch unterirdische, begehbare Kanälemittels Ventilators in die Räume hineingedrückt wird, so daß einbalbstündlicher Luftwechsel stattfindet. Die Kochküchc ist mit dreiTampfkochapparaten für Suppe und Kaffee ausgerüstet.Die maschinelle Abteilung, welche nun für das Männer- undFrauenasyl gemeinsam eingerichtet wurde, enthält drei neueDampfkessel von je 120 Quadratmeter Heizfläche, während diebeiden alten Kessel zur Reserve zur Verfügung stehen, ferner eineliegende Dampfmaschine von 150 Pferdestärken, direkt mit einemDynamo gekuppelt, welcher zur Licht- und Krafterzeugung dient.Tie vorhandene alte Dampfmaschine nebst Dynamo steht zur Re-serve zur Verfügung.In der Wäscherei sind vier neue sowie eine alte Waschmaschinezur Aufstellung gelangt, 2800 Schlafdecken und ebensoviel Hand-tücher sollen hier täglich gewaschen werde», so daß jede Persontäglich reine Wäsche erhält und eine Ansteckung durch KrankheitS-stoffe oder eine llebertragung von Ungeziefer auf diesem W�je un-möglich ist. Bier Zentrifugen sind für das Auswringen der Wäschebestimmt. In der Trockenanstalt ist ein Kettentrockeuapparat auf-gestellt, in welchem die Schlafdecken an eigens konstruiertenKlammem aufgehängt werden und nachdem sie in 20 Minutenden überhitzten Rauni durchlaufen haben, getrocknet am anderenEnde des Apparats herausfallen.Eine Dampfmangel ist zum Trocknen der Handtücher bc-stimmt.An die Trockenanstalt schließt sich der Lagerraum für reineWäsche an.Für die gesamte Wasserversorgung der beiden Asyle ist eineelektrisch angetriebene Pumpe in einem Brunnenschacht aufgestellt.Ein- reichliche Akkumulatorenbatterie spendet das Licht zurNachtzeit und versorgt die Motoren der Wasch- und Trocken-Maschinen sowie der Ventilatoren für den Fall, daß diese nichtdirekt von der Hauptmaschine mit Strom versehen werden.Für das Männerasnl wurde eine Vergrößerung der rechts-seitig gelegenen Schlafsäle vorgenommen, so daß zu den 700 vorhandenen Betten noch 182 neue Betten zur Aufstellung gelangenkönnen.Alle Gebäudeteile wurden auf das solideste von Stein undEisen ausgeführt. Die Fußböden sind mit Terrazzo auf Beton-unterläge belegt. Alle Röhrcnleitungen liegen frei in unterirdischenbequem begehbaren und mit elektrischer Beleuchtung versehenenKanälen. Die Bauarbeiten wurden, nachdem im Jahre 1005 eine'AVj Meter hohe massive Ufereinfassnng der Panke an diesem Grund-stück hergestellt worden war, im Jahre 1006 ausgeführt und biSzum 15. März 1007 in allen Teilen fertiggestellt.Am Sonntag fand die feierliche Einweihung des neuen Asylsstatt. Sie wurde eingeleitet mit einem stimmungsvollen Gesangs-Vortrag des Erkschen Männergesangvcreins, worauf der Gründerdes Ashlvereins für Obdachlose, der hochbetagte Herr Gustav Thölde,in einer Ansprache die Geschichte des AsylvercinS, seine Aufgabenund seine Schöpfungen in knapper, aber um so beredter Weiseden zahlreich erschienenen Festteilnehmern darlegte. Seine schlichteRede klang aus in dem Wunsch, in dem bisherigen Sinne weiterwirken zu wollen und gewissermaßen als letztes Vermächtnis legteer dem Kurator des Frauenasyls die strikte Jnnehaltung derStatuten des Vereins ans Herz, da mit denselben der Verein steheund falle.In Vertretung des durch Krankheit am Erscheinen verhindertenKurators des Frauenasyls, Stadtverordneten Plischke, übernahmder Kurator des Männerashls, Genosse Singer, vorläufig dasGebäude, dem Vorsitzenden versichernd, daß auch in Zukunft dieVereinsstätten geleitet werden sollen im Sinne der Prinzipien,auf denen der Verein aufgebaut sei. Unerschütterlich werde fest-gehalten werden an dem Grundgedanken, der vor mehr als eineinMenschenalh-r die Asyle des Vereins ins Leben rief. Un-? gekannt und ungenannt soll das Elend über die Schwelle schreiten,ollen die Acrmsten der Armen wenigstens einige Stunden inruhigem Schlaf die schiveren Sorgen des TageS vergessen und sichstärken für den nächsten Morgen für den schweren Kampf umsDasein. Nicht bezahlen sollen sie die geringe Wohltat, die ihnengeboten, durch ungewohnte Arbeit, zu der die Kräfte und Fähig-leiten vielleicht nicht hinreichen, sondern frei sollen sie bei Tages-anbruch wieder hinausziehen. In letzter Zeit sei der Verein geradedeswegen heftig angefeindet worden, es sei gesagt worden, dieVeremSstätten seien Brutstätten des Verbrechens und deS Lasters.TaS sei ungerecht und unzutreffend, was durch die langjährigeErfahrung des Vereins widerlegt werde. Gewiß befinde sich viel-leicht mancher Unwürdige unter denen, die das gastliche HauS auf-suchen, aber ihretwillen soll die große Menge der verschuldet oderunverschuldet ins Elend Geratenen, für die die ZukluchtSstättenerrichtet sind, nicht leiden. Der Verein fühle keinen Beruf in sich.Richter zu sein über Schuld oder Nichtschuld, sondern rechne nurjnit Unglücklichen. Und wenn sich so mancher wieder aus der Tiefeemporringt, so soll das Elend nicht eingetragen stehen in Büchernund nichts soll sie erinnern an die trübe Zeit, als das Bewußtsein,daß in der schwersten Stunde ihres Lebens hülfsbereite Menschenihnen die Hand geboten, ohne cwas zu fragen, ohne etwas zufordern, in echter werktätiger Menschenliebe. Das sei dem Bereinder Lohn für sein Wirken. Und nun wandte sich Genosse Singerdem Veteran des Vereins, dem langjährigen Vorsitzenden HerrnThölde, zu und widmete der uneigennützigen Tätigkeit dieses Herrnwarme und herzliche Worte der Anerkennung und des Dankes.Herr Thölde ist der Begründer des Vereins und war während deszirka 40jährigen Bestehens des Vereins in der unermüdlichstenWeise für die Vereinszwecke tätig; seine Lebensaufgabe war, dasElend der Aermsten der Armen lindern zu helfen, darin gingdieser nunmehr hochbetagte Herr auf.— Ein Schlußgesang desGesangvereins beendete die schlichte, aber erhebende Feier. Hier-auf wurde ein Rundgang durch die neuen Räume angetreten,"Partei-?Zngelegenkeiten.Zweiter Wahlkreis. Heute Dienstag, abends 8� Uhr, Generalversammlung in Habels Brauerei-Ausschank, Bergmann-straße 5/7.Die Parteispedition in der Mittenwalderstraße 30 wird am1. April nach Gneisenaustraße 72(Laden) verlegt.Schäueberg. Heute Dienstag, den 26. März, abends 8 Uhr.findet bei E. Obst, Meiningcrstraße 8, die Wahlvereinsversammlungstatt. Tagesordnung: 1. Vortrag: Liberalismus undSozialdemokratie. Referent Genosse Dr. Borchardt-Charlottenburg. 2. Bericht von der Kreis-Generalversammlung.3. Vereinsangelegenheiten. 4. Anstellung und Wahl eines zweitenSpediteurs. 5. Verschiedenes. Der Vorstand.Zossen. Am Mittwoch, den 27. März, abends 8� Uhr, findetim Lokale des Herril Schimke. Barutherstraße die regelmäßigeMonatsversammlung des Wahlveroins statt. Die Genossen werdengebeten, pünktlich und zahlreich zu erscheinen. Der Vorstand.Pankow. Heute abend>/z0 Uhr findet im„Feldschlößchen".Berlinerstraße, die Mitgliederversammlung des Wahlvereins statt.Tagesordnung: 1 Vortrag des Gen. Stürmer über:„SozialistischeWeltanschauung". 2. Diskussion. 3. VereinSangelegenheite» und Verschiedenes. Regen Besuch erwartet Der Vorstand.Reinickendorf(Ost-West) und Wilhelmsruh. Heute abend8',o Uhr findet bei Knebel, Hauptstraße 51/52, die General-Versammlung des Bezirks-Wahlvereins statt. Zahlreiches Erscheinender Mitglieder ist Pflicht. Der Bezirksvorstand.Tegel. Morgen Mittwoch abend 814 Uhr findet in Götz's Ge-sellschaftshaus, Schloßstraße 7/8, die Fortsetzung des Kursus inNationalökonomie von Julian Borchardt statt. Um pünktliches undzahlreiches Erscheinen ersucht Der Vorstynd.Berliner l�acbricbten*An unsere Abonnenten!Wir bitten diejenigen Abonnenten, tvelche zum 1. Aprilihre Wohnung wechseln, bei dem bisherigen Spediteur, unterAngabe der neuen Wohnung, die Zeitung rechtzeitigabzubestellen, damit in der ferneren Zustellung keine Ver-zögerung eintritt. Die Haupt-Expedition.Ueber eine BetricbsstSrung auf der Hochbahn meldet die Be-triebsverwaltung: Am 24. d. M., vormittags Ws Uhr. trat eineBetriebsstörung der Hochbahn dadurch ein. daß im Gleisdreieck in-folge falscher Bedienung einer Weiche ein Wagen entgleiste. Zuerstwurde der Betrieb zwischen Warschauer Brücke und Hallesches Torsowie zwischen Wilhelmplatz und Bülowstraße durch Pendelzügeaufrecht erhalten und von 1014 Uhr ab der volle Betrieb auf derganzen durchgehenden Linie zwischen Warschauer Brücke undWilhelmplatz aufgenommen. Von IVj Uhr ab verkehrten die Zügeplanmäßig auch wieder über Potsdamer Platz. Zwei Fahrgästeerlitten eine leichte Hautabschürfung.Im Wasser den Tod gefunden haben am Sonntag zwei Personen.Der 21jährige Maurer Lindemann hatte mit mehreren Freundeneinen Ausflug nach der Obersprce unternommen und erklärte sichinfolge einer Wette bereit, die breite Wasserfläche am Plänterwaldzu durchschwimmen. Auf die Gefährlichkeit seines Unternehmensbei der niedrigen Temperatur der Spree aufmerksam gemacht, ließsich L. von seinem Entschluß nicht abbringen, entledigte sich seinerOberlleider und der Stiefel und sprang in daS Wasser. Etwa20 Meter vom Ufer entfernt verschwand der junge Mann in denFluten. Die Führer eines Ruderbootes, auf den Unglücksfall aufmerksamgemacht, unternahmen sofort Rettungsversuche, die jedoch erfolglosblieben. Erst nach längeren Bemühungen gelang es. die Leiche zulanden.— Im Spandauer Schiffahrtskanal erttank die Schiffers-frau K. die Sonntag nachmittag Bekannte in Berlin besucht hatte.Als sie am Abend nach der in der Nähe der Plötzenseer Schleuseverankert liegenden Zille zurückkehrte und die Laufplanke überschritt,verlor die K. vermutlich das Gleichgewicht und stürzte in das Waffer.Die Hülferufe der Ertrinkenden wurden zwar von der Besatzunggehört, die auch sofort Rettungsversuche unternahm, doch erwiesensich diese bei der herrschenden Finsternis als sehr schwierig.Erst nach halbstündigen Bemühungen gelang eS. den Körper derSchiffersfrau zu landen. Die bei ihr angestellten WiederbelebungS-versuche blieben leider erfolglos.— In die Gefahr deS Ertrinkensgeriet der Barbiergehülfe Laschke, welcher sich gestern an der Spreebei Rummelsburg aufhielt und dort mehreren Anglern zuschaute.Um diese besser beobachten zu können, bettat er ein an dem Uferliegendes Floß, glitt auf dem feuchten Holz jedoch ab, stürzte in dasWasser und geriet unter die Baumstämme. Den Anglern gelang es.deu mit den Wellen Kämpfenden noch rechtzeitig den Fluten zu ent-reißen, bevor er ernsten Schaden genommen hatte.Steuerpflichtige Schulkinder. Durch das Bestreben, jeden Bürgervollständig steuerlich zu fassen, werden in diesem Jahre vor allen,die Arbetter ganz besonders hart getroffen. Daß dieses Be-streben aber so weit geht, auch schon Schulkinder zum Steuerzahlenheranzuziehen, ist denn doch loohl das Neueste aufjnesem Gebiete.Und doch liegt diese Tat'ache vor. Ein in der Stromstraße beiseiner Mutter wohnender Willi Sch. hat eine Veranlagung erhaltenzu einer Einkommensteuer von 6 M. pro Jahr, obwohl er erst13 Jahre alt und noch schulpflichtig ist. Die Mutter ist eine Witweund hat zu tun, den Jungen so weit zu bringen, daß er einmalspäter in die Lage kommt, etwas zu verdienen und Steuern zuzahlen. Der Steuerveranlagungseifer treibt die sonderlichsten Blüten:nächstens erleben wir's vielleicht noch, daß die Haltekinder zur Steuer-zahlung veranlagt werden.Studenten als RowbieS. Einen blutigen Ausgang nahm ein„Studentenulk", der vorgestern am frühen Morgen im Westen derStadt inszeniert worden war. Fünf junge Studenten hatten inangeheiterter Stimmung die Nürnbergerstraße passiert. Vor demHause Nürnbergcrstrgße 64 legte xincr per Leute eine Tasche aufden Bürgcrsteig und in einiger Entfernung harrten die Studentender Dinge, die da kommen sollten. Es dauerte nicht lange, so er-schien der Ehausfeur Gustav Schuster von der Mexikanischen Ge-sandtschaft. Er bemerkte die Tasche, und in dem Glauben, daß sieverloren worden sei, hob er sie auf. In diesem Moment stürztendie Studenten hervor und sielen mit den Ausrufen„Strolch",„Dieb" usw. über Sch. her. Sie mißhandelten den Aermsten in derbrutalsten Weise. Auf die Hülferuse des Ueberfallenen eilte derKaufmann Overmann, Lützcnstraße 6, hinzu. Aber auch über ihnfielen die Studenten her und richteten ihn schrecklich zu. Schwer-verletzt wurden die beiden später durch Schutzleute nach der Unfall-station am Zoologischen Garten gebracht. O. befand sich in bewußt-losem Zustande. Am Hinterkopf, an der Stirn und an beidenHänden hatten ihm die Studenten blutige Verletzungen beigebracht.Außerdem hatte der Bedauernswerte eine Gehirnerschütterung er-litten. Sch war gleichfalls übel zugerichtet worden. An der linkenBacke wies er eine 14 Zentimeter lange Wunde auf. Am Körperhatten ihm die Täter durch Fußtritte zahlreiche Quetschungen zu-gefügt. Die an dem Ueberfall beteiligt gewesenen Studenten sindbereits von der Polizei ermittelt worden.Wenn das Arbeiter gewesen wären, wie würde da die bürgereliche Presse zetern über die Roheit der Arbeiter.Ein tödlicher Straßendahuunfall ereignete sich am Sonntag ander Ecke der Brunnen- und Jnvalidenfiraße. Der Maurer AlbertBrock aus Stolzenhagen in der Mark wollte, auf dem Wege nachdem Stettiner Bahnhof begriffen, in schräger Richtung den Fahr-damin der Brunnenstraße überschreiten und versuchte vor einemherannahenden Straßenbahnwagen der Linie 11 über die Gleisezu kommen. Dabei wurde er niedergerissen und geriet unter dieVorderplattform. Der Verunglückte wurde unter dem Wagenhervorgezogen und nach dem LazaruS-Krankenhause gebracht, wo-selbst er bald nach seiner Einlieferung an den Folgen der erlittenenVerletzungen— Schädelbruch und Gehirnerschütterung— verstarb.Beim Verlassen eines in der Fahrt befindlichen Straßenbahn-Wagens verunglückte in der Jnvalidenstraße der Kaufmann Schindler,Brunnenstr. 122 ivohnhaft. Er sprang an der Ecke der Invaliden-und Gartenstrnße von einem in voller Fahrt befindlichen Straßen«bahnwagen der Linie 11 ab, stürzte und fiel so unglücklich, daß ereinen Bruch des linken Unterschenkels erlitt. Der Verunglückte wurdenach dem LazaruS-Krankenhause übergeführt.Auf seiner Durchreife durch Berlin irrstnnig geworden ist derrussische Hofschauspieler Oskar Florry. Als er in einer Droschkenach der Irrenanstalt in Dalldorf gebracht werden sollte, zer-trümmerte er die Scheiben und griff die ihn begleitenden Polizei-beamten an. Bei dem Zerstörungswerk zog sich der Kranke erheb-liche Verletzungen zu, so daß ein Arzt herbeigeholt werden mußte.Es gelang nur schwer, F. nach der Anstalt zu überführen.Folgende Warnung erläßt der Polizeipräsident: In letzterZeit wurde mehrfach in Zeitungen in marktschreierischer Weise einMittel„Augenwol" zur„Stärkung. Erhaltung und Wiederbelebungder Sehkraft" von der Firma Augenwol, G. m. b. H., Berlin,Luisenufer 11, deren Gesellschafter ein hiesiger Optiker und dessenEhefrau sind, angepriesen. Nach den angestellten Untersuchungenbesteht das Mittel aus einer wässerigen Lösung von Kochsalz, Bor-säure, Glyzerin und geringen Mengen Zucker, die mit Tcersarb-stoff gelb gefärbt und mit Rosenöl parfümiert sind. Außerdem sindin dem Mittel noch geringe Mengen Alkohol vorhanden. Die demMittel prahlerischerweise beigelegten Wirkungen kann eS keinesfallsbesitzen. In einer Apotheke zubereitet, würde das Fläschchcn Augen-wol mit 50 Kubikzentimeter Inhalt nach der Arzneitaxe etwa 1 M.bis 1,25 M. kosten, während der Preis bei der Firma 3 M. beträgt.Vor dem Bezug des Mittels wird daher auf das eindringlichstegewarnt.Das in den Kanal geraten» Automobil ist mit einem Kran ausdem Wasser gezogen worden. ES ist fast unbeschädigt; nur dieFensterscheibe» find zertrümmert. Die Pakete und Geldtasche»der Damen wurden noch vorgefunden. DaS Automobil wurde mitVorspann eines anderen Töff-TöffS sofort nach einer Reparatur»werkstätte geschafft.Eine döse Nederraschung wurde dem Kaufmann Cohn. Spezial-Blusen- und Rockgeschäst, Oranienstr. 2a, zuteil, als derselbeSonnabend früh seinen Laden betrat. Eine Bande Einbrecher hattesich von den unter den. Laden befindlichen Kellerräumen Eingang inseinen Laden verschafft, indem sie die Decke durchbrachen und mitgenauester Sachkenntnis fürchterliche Musterung unter den dort be-findlichen teuren Seidenblusen und Unterröcken hielten und dasbeste mitgehen hießen. DaS Ladenpult war erbrochen und einegrößere Summe Geldes verschwunden. Dann zogen die Diebe, vieran der Zahl, mit den gestohlenen Waren davon.Wegen einer LeuchtgaSvergistung wurde am Sonntagabend um10 Uhr der 7.sZug nach der Eckertstr. 4 gerufen. Eine Familie hattesich dort vergiftet. Der Ehemann und ein Kind waren schon tot.Die Frau konnte mit Sauerstoff ins Leben zurückgerufen werden.Ein Kirchenkonzert veranstaltet am morgigen Mittwoch, abends7>/z Uhr, der kgl. Musikdirektor Bernh. Jrrgang in der Marien-Kirche unter Mitwirkung von Frau Charlotte Kimpel(Sopran),Fräulein Julia Michaels(Alt), Herrn Ludw. Schubert(Tenor) undHerrn Armin Liebermann(Cello). Orgelkompositionen von Buxtehude,Mozart und Liszt(Variationen). Der Eintritt ist frei lApollo> Theater.„Der Triumph des Weibe»' nenntsich eine Operettenburleske, die jetzt allabendlich im Apollo- Theaterüber die Bretter geht und viel belacht wird. Sie ist verfaßt vonBenno Jacobson und die Komponisten Hellmesberger und PaulLmckehaben dazu eine melodiöse Musik geschrieben. Handlung ist nicht vielin diesem neuesten Opus, das der Verfasser teils aus dem Fran-zösischen herübergenommen, teils mit eigenen Einfällen verbrämthat; allein es gibt doch Gelegenheit, eine Kostümpracht zu entfalten.wie es sich die Direktion des Apollo- Theaters nur immer wünschenkann. Die Entfaltung der prächtigen Ausstattung bot das dritteBild, das einen weiblichen Gerichtshof darstellte. vorwelchem die Mode auf der Anklagebank saß. Als Zeugen erschienenda: die JuponS, das Korsett, die Strumpfbänder. Alt-Berlin undder Hut. Auch an einigen hübschen Schlagern und Couplets fehltees nicht, und beim Verlassen des Bariöts trommelte und pfiff manchervor sich hin:„Machen wir mal'ne Bummelfahrt,— Riskieren wirmal'neu. Talerl"Radrennen zu Treptow, 24. Mär z. Bei günstigem Wetterkonnten nunmehr die am Sonntag vorher des Regens wegen unterbrochenen Rennen zu Ende geführt werden. Den Saison-eröffnungspreis über 1200 Meter(40, 25. 15 M.) gewannder Treptower Stabe ganz knapp gegen die bekannten FahrerBruno Wegener und E. K u d e l a; letzterer hatte sich, in demSechserfelde an letzter Stelle liegend, den Weg verlegen lassen undkonnte erst ganz zuletzt in den Kampf eingreifen, so daß er nurnoch den dritten Platz zu belegen vermochte. DaS EröffnungS-Handikap über 1500 Meter(40, 25, 15, 10 M.) wurde in dreiVorläufen von 41 Fahrern bestritten; Kudela und Wegener, diewohl in den Endlauf kamen, konnten sich in diesem nicht plazieren.denn sie vermochten die hohen Vorgaben nicht aufzuholen, mit denendie weniger guten Fahrer bedacht waren. Die vier Ersten warenRuß(70 Meter Vorgabe) vor tzoffmann(60), Rottnick(110)�und Vicrck(130). Vor und nach den Fliegerrennen trainiertendie Treptower Dauerfahrer, wie Stellbrink. Przyrcmbel, ThoSudeir, WiSerall»yd andere hinter Motoren.