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Nr. 73. 24. Jahrgang.

1. Beilage des Vorwärts " Berliner Volksblatt.

Schweizerischer

fozialdemokratischer Parteitag.

Mittwoch, 27. März 1907.

Artikels 45 der Bundesverfassung hinwirten, um burgische und die Schleswig- Holsteinische land­dem schweizer Bürger das freie Niederlassungs- wirtschaftliche Berufsgenossenschaft, jedoch hatte die [ recht auf dem ganzen Gebiete der Eidgenossenschaft zu garan- erftgenannte Berufsgenossenschaft schon Vorschriften in Beratung tieren, wurde allseitig zugestimmt. genommen, und die Schleswig- Holsteinische hat bereits Vorschriften St. Gallen, 24. März.( Eig. Ber.) Auf Antrag der Berner Genossen wurde beschlossen, das Partei- zur Genehmigung vorgelegt. Bon den landwirtschaftlichen Berufs­In der sehr geräumigen und festlich geschmückten ühlerschen programm in einer Massenauflage herzusteller und je 100 Grem- genossenschaften, welche Landesversicherungsämtern Konzerthalle hat sich eine sehr stattliche Zahl von Delegierten ein- plare zu 1 Fr. an die Parteiorganisationen zum Zwecke der Gratis- unterstehen, hatten noch keine Vorschriften erlassen die vier Württem gefunden. Nach 5 Uhr nachmittags eröffnete gestern Genosse verteilung abzugeben. Auf Antrag des Genfer Genoffen Nicolai bergischen landwirtschaftlichen Berufsgenossenschaften und die Berufs­Reimann mit einer kurzen Ansprache den Parteitag, worauf das beschloß der Parteitag die Unterstübung der Initiative genossenschaften für Mecklenburg- Schwerin und Mecklenburg - Strelig." Bureau aus Reimann als Präsident, Buschenstein- betreffend das Absinthberbot. Zum Zwecke des fried­Bei der Uebersicht über die heutige so mangelhafte Ueber­St. Gallen als Vizepräsident, Dr. Keller- St. Gallen als deutlichen Nebeneinanderarbeitens von Grütlivereinen und sozialdemos to achung der Betriebe zwveds Unfallverhütung hebt Hartmann scher und Sigg- Genf als französischer Sekretär und 6 Stimm- fratischen Vereinen, die heute an verschiedenen Orten sich etwas die Heranziehung von Arbeitern zu diesem Zweck hervor. Er schreibt zählern bestellt wurde. reiben, sollen die Statuten der Partei revidiert werden. nach dieser Nichtung:

Meister- Bern beantragte Absehung des Punktes Ginigungs­ämter" von der Tagesordnung, worüber zuerst die Gewerkschaften beraten sollten. Greulich und andere Genossen sind für Bei­behaltung; sie wurde mit großer Mehrheit beschlossen.

Sodann machte Präsident Reimann einige Mitteilungen über das Internationale fozialistische Bureau. Die fchweizerische fozialdemokratische Partei soll einen Jahresbeitrag von 800 Fr. leisten, den sie aber nicht leisten kann. Sie will 100 Frank beitragen, womit das Bureau jedoch nicht einverstanden ist. Ueber diese Finanzangelegenheiten herrscht überhaupt noch Unflar heit. In Zukunft soll nicht mehr die Gesamtpartei, sondern es sollen die fantonalen Parteien Delegierte entfenden und auch be­zahlen. Eine Vertretung der Schweiz ist angesichts der Tages­ordnung des nächsten internationalen Sozialistenfongresses durch­aus notwendig. Es wird zum Schlusse der Geschäftsleitung der Auftrag erteilt, mit dem internationalen Bureau einen Bergleich herbeizuführen. Für die Besprechung der Militärvorlage konnte wegen Mangel an Zeit fein Referat gefunden werden. Es könnte jedoch heute sowieso noch keine definitive Beschlußfassung erfolgen. Dies fann erst geschehen, wenn sie von der Bundesversammlung erledigt ist. Dann soll dagegen sofort das Referendum ergriffen werden unter Vorbehalt der endgültigen Stellungnahme der Partei dazu. In diesem Sinne wurde beschlossen.

Der Antrag der glarnerischen Grütlibereine auf Ergreifung Unfallverhütungsmaßnahmen in den

letzten Jahren.

In den letzten Jahren ist auch die Heranziehung von Personen aus dem Stande der Arbeitnehmer zum Ueberwachungsdienste er­folgt, namentlich in Bayern zur Beaufsichtigung von Bau­ausführungen. Die Tätigkeit dieser von den Ge= meinden oder Bezirksämtern angestellten Bau­tontrolleure hat sich fast ausnahmsslos als zwed= entsprechend erwiesen.

Eine sehr lange und lebhafte Debatte veranlaßte der Antrag der Genossen im 3üricher Industriequartier, den beiden sozialdemokratischen Vertretern im National­rat, Dr. Brüst lein und Scherrer, wegen ihrer Ha l- tung bei der Beratung der Militärvorlage Miß­billigung auszusprechen. Ersterer hatte beantragt, Militär bei Streits nur im Falle der Störung der öffentlichen Ordnung auf­zubieten, es weder zugunsten der Unternehmer, noch zuungunsten der Großen Wert mißt Hartmann der Verbreitung der Kenntnis Arbeiter zu verwenden und nur Wehrmänner aus einem anderen zwe dmäßiger Sicherheitseinrichtungen bei, der Stanton dazu einzuberufen. Der Antrag stand im Widerspruch mit literarische Veröffentlichungen und Ausstellungen und Museen dienen. den bezüglichen Beschlüssen des vorjährigen Parteitages in Olten. Auf die Entwidelung der Unfallverhütungs­Schließlich stimmten beide für die Militärvorlage. Gegenüber dem technik ist in den letzten Jahren erhebliches Gewicht ge­erwähnten Mißbilligungsantrag beantragte Genosse Pfarrer legt. Die Bestrebungen, die Fabrikanten gefährlicher Maschinen Pflüger, der Parteitag solle tediglich konstatieren, daß die Haltung au beranlassen, diese gleich mit den Sicher. den Genossen Brüftlein und Scherrer mit den Oltener Parteitags- heits- Borkehrungen ausgerüstet zu liefern. beschlüssen im Widerspruch steht und mit dieser Konstatierung zur haben in wachfendem Maße Erfolg gehabt. Ueber das Tagesordnung übergehen. Der Antrag wurde mit 118 gegen nach dieser Richtung auf dem Gebiete der Landwirt­47 Stimmen angenommen. Ein Zufabantrag, den Antrag schaft Unternommene berichtet Hartmann: Zu den gefährlichsten Brüftleins nicht als eine die Arbeiter befriedigende Lösung Maschinen gehören erfahrungsgemäß die Dresch und Futterschneide­zu erflären, wurde mit 82 gegen 81 Stimmen abgelehnt. Um 5 Uhr waren die Verhandlungen beendet. Mit einem maschinen. Nachdem fast alle landwirtschaftlichen Berufsgenossen­schaften wenigstens zunächst Unfallberhütungs­dreifachen Hoch auf die Sozialdemokratie wurde der Parteitag vorschriften für landwirtschaftliche Maschinen geschloffen. erlassen haben, sind die Fabrikanten der letzteren veranlaßt, der technischen Durchbildung der Waschinen auch vom Standpunkt der Unfallverhütung erhöhte ber Initiative für Einführung der eidgenössischen obliga­Aufmerksamkeit zuzuwenden. Es hat dies den Erfolg torischen Mobiliarversicherung wurde auf Antrag gehabt, daß fast ausnahmslos die Maschinen mit Schußvorrichtungen Wullschleger der Parteileitung zur weiteren Prüfung und Bericht­In der soeben erschienenen Märznummer des Reichs- Arbeits- geliefert werden und letztere manche Verbesserungen erfahren erstattung an einen späteren Parteitag überwiesen. die sich oft nur als eine Vereinfachung tenn­Bor Eintritt in die heutigen Vormittagsverhandlungen wurde blatts" wirft der Senatsvorsitzende im Reichsversicherungsamte, haben, mitgeteilt, daß die Kommission des Parteitages ihre Arbeit be- Konrad Hartmann, einen Rückblick auf die Entwickelung der zeichnet, aber deswegen gerade für die Landwirtschaft wichtig ist, die allgemeine Einführung der Sicherheitsvorkehrungen treffend die Revision des Obligationenrechts be- auf Verbesserung der Unfallverhütungsmaßnahmen gerichteten Reden nur erwartet werden kann, wenn diese möglichst einfach und hier­Unfallverhütungsmaßnahmen in den letzten Jahren. Der durch seine da endigt habe und sie nächstens veröffentlichen werde. Unerfreulich steht nach dem Revisorenbericht die Partei. und literarischen Arbeiten rühmlichst bekannte Verfasser führt von durch möglichst billig ist. In dieser Nichtung hat sich besonders die taffe, ba fie das Rechnungsjahr mit nur 580 Fr. Vermögens. ben für die Unfallverhütung bedeutsamen Bestrebungen der letzten Maschinenfabrik von Heinrich Lanz in Mannheim großes Verdienst erworben, indem sie in zwei kleinen Schriften für Dreschmaschinen, bestand abgeschloffen hat. Den Grund bilden die fleinen Beiträge Jahre zunächst folgende an: das seit dem 1. Januar 1904 mit bundesratlichen Durch- Futterschneidemaschinen, Schrotmühlen und Rübenschneider einfache, der kantonalen Parteiorganisationen. Außerdem werden für be­deutend weniger Parteigenossen die Beiträge entrichtet, als den löcherungen in Kraft getretene Gesez vom 30. März 1908 betreffend mit wenig Kosten herstellbare Schußeinrichtungen angab." die Kinderarbeit in gewerblichen Betrieben, Tie von Jahr zu Jahr ungeheuer zunehmende Zahl von Un­Organisationen angehören. die Seestraßenordnung vom 10. Februar 1906, fällen zeigt, daß die von Hartmann in viel zu optimistischer Auf­Es folgte nun das Referat des Genossen Regierungsrat Scherrer St. Gallen über die Einigungsämter, Er er- von Schiffsleuten vom 1. Juli 1905, die vom Bundesrat erlaffenen Vorschriften zur Untersuchung geringfügig sind. Die von Jahr zu Jahr wachsende Armee von fassung hervorgehobenen Unfallverhütungsmaßnahmen beschämend innerte daran, daß die Arbeiterausstände so alt find wie die ge= dem Gebiete der Industrie und werbliche Arbeit selbst. Sie waren zwar in manchen Beziehungen Phosphor zur Herstellung von Zündhölzern und Bündwaren Landwirtschaft das Verbot der Verwendung von weißem oder gelbem Menschenopfern auf vermindern, wäre eine schöne, wahrhaft nationale" Aufgabe. Sie zu lösen ist durch Verwirklichung Haupt- und Nebenerscheinungen wie heute. Schon im 18. Jahr-( Gesetz vom 10. Mai 1903), hundert haben städtische Behörden, so z. B. in Konstanz, Erlasse Verhütung von Bleivergiftungen. die Bundesratsverordnungen über Sicherheitsmaßnahmen zur Forderungen auch möglich. Für diese nationale Aufgabe versagten der jahraus jahrein von sozialdemokratische Seite aufgestellten gegen die Ausstände gerichtet, die Rädelsführer verhaftet und die Damit ist der Kreis der reichs gefeßlichen oder auf Grund von die Regierungen und die Mehrheit des Reichstages, weil die vielen Teilnehmer ausgewiesen. Im Jahre 1725 hat das heilige Deutsche Reichsgesehen durch den Bundesrat erlassenen Schutzvorschriften er- Tausende, die Leben und Gefundheit auf dem Schlachtfeld der Reich das Streiten mit Todesstrafe bedroht. Im 19. Jahrhundert haben die Arbeiter das Koalitionsrecht erhalten. Schöpft. Hartmann hätte noch die wenigen auf Grund des§ 120e Arbeit alljährlich verlieren, Arbeiter und feine Unternehmer find, Das Streifrecht war eine absolute Notwendigkeit. Sein Kultur. der Gewerbeordnung ferner erlassenen Verordnungen des Bundes- und weil die Besorgnis, den Unternehmergewinn durch hinreichende staat tann durch Militärgewalt oder Ausnahmegesetze den Streit rats anziehen können, die ein Verbot der Arbeit für Arbeiterinnen Unfallverhütungsmaßregeln Abbruch zu tun, ausreicht, jede humane unterbrüden. Zweifellos fönnen durch Einigungsämter manche und jugendliche Personen sowie Vorschriften über die Einrichtungen Regung niederwalt. Zweifellos fönnen durch Einigungsämter manche im Betrieb, insbesondere über die Länge der Arbeitszeit enthalten. Streitursachen beseitigt werden, aber nicht viele, da die meisten Die landes behördlichen für gewisse Betriebsarten erlassenen

biete des Automobilverkehrs.

am

Tatjana Leontieff vor den Geschworenen.

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Ausstände der letzten und der nächsten Zeit sich um die Verkürzung Verordnungen sind sehr mannigfaltiger Art, entbehren aber einheit­der Arbeitszeit drehen. Von den Unternehmern wird in den Ar­beiterkommissionen ein Mittel zur Verminderung der Streifs er­licher Grundsäge. Eine Ausnahme machen die zur Vorbeugung blidt, aber fie befizen diese Bedeutung nicht. Ein befferes Mittel gegen reichsgefegliche Regelung zwischen den Landesregierungen ge find die Gewerkschaften, was statistisch bewiesen ist. Mit der troffenen Vereinbarungen über die Beobachtung gemeinsamer Grund­Thun( Schweiz), 26. März.( Telegr. Bericht.) befferen Organisierung, die eine beffere Disziplinierung der Ar- ge beim Erlaz bestimmter Schutzvorschriften, z. B. auf dem Ge­Der auf Antrag des Staatsanwalts telegraphisch geladene Unter­beiter zur Folge hat, werden auch die Militäraufgebote abnehmen. Die gewerblichen Berufsgenoffenfchaften haben fuchungsrichter Lauener, über dessen Behandlung sich Tatjana Leontieff Dazu kommt die Stärkung der finanziellen Mittel der Gewerk­schaften, mit denen dann die Unternehmer um so weniger an- mit Ausnahme der Knappschafts- Berufsgenossenschaften durchweg gestern beschwert hatte, erscheint mit mehreren Landjägern und binden werden. Auch die Ausgestaltung des Tarifvertragsrechts Unfallverhütungsvorschriften erlassen. Die Frage, ob diese Vor- Gefängnisbeamten aus Interlafen, um sich mit deren Unterstützung wird die Ausstände vermindern. Endlich sollen dies die Ginigungs- schriften durchweg zweckmäßig und ausreichend find, läßt sich nur an gegen die Vorwürfe der Angeklagten zu verteidigen. Die Klagen ämter bewirten. Ihre Zusammensehung soll nicht allein auf die der Hand der einzelnen Vorschriften prüfen. Unseren Lesern ist be- der Leontieff gehen dahin, daß fie, als sie sich nach sechsmaligem fannt, dag die Frage in reichlichen Fällen bon den Photographieren an einem Tage- geweigert habe, sich umzu­nächsten Berufsgenossen beschränkt werden. Es wäre ihnen der Erscheinungszwang einzuräumen, die Initiative, in an wirksamen Unfallverhütungsvorschriften meisten inter- fleiden, von Lauener mit Gewalt zur Anlegung eines anderen Doch mag Kostüms gezwungen worden sei. Lauener habe sie vom Stuhl ge­Rollettivstreitigkeiten einzugreifen, das Recht zur Untersuchung der effierten Arbeitern entschieden verneint wird. wo Arbeiterverhältnisse, öffentliche Verhandlung und Beugeneinver- hier, lediglich eine eine Uebersicht über die Unfallver- stoßen, ihr unter Buhülfenahme mehrerer Landjäger die Kleider vom nahme. Es würden dann mehr Vergleiche zustande kommen. hütungsmaßnahmen an der Hand des Hartmannschen Auffages Leibe gerissen und sie bis auf Hemd und Unterrod entkleidet. Als Neben den örtlichen und fantonalen sollen auch eidgenössische gegeben werden soll, nur betont werden: die berufsgenossenschaft sie daraufhin dem Lauener die Worte:" Feiger Republi­Ginigungsämter errichtet werben für Fälle, in denen Streits die lichen Vorschriften können den Zweck einer Unfallverhütung solange tan er!" in höchster Entrüstung zurief, habe diefer sie gewürgt und Sie habe sich mit Aufbietung aller fantonalen Grenzen überschreiten, wie z. B. bei Eisenbahner- nur in sehr geringem Maße erfüllen, als den Arbeitern nicht gegen die Wand geschleudert. tämpfen. Der Referent ertlärte zum Schluß, daß man an feinen eine maßgebende Ginwirkung auf den Erlaß, die Kräfte gewehrt und den feine Amtsgewalt so mißbrauchenden Mann Vorschlägen Kritik üben möge, er wolle nur einen Weg zeigen, den Gestaltung und Ueberwachung der zur Verhütung angespien. Beuge Landjäger Barth befundet, daß die damals noch un­die Arbeiter ohne Schaden, aber mit Nuken gehen könnten. Er bon Schädigungen des Lebens und der Gesundheit dienenden Vorschriften eingeräumt wird. Ueber- bekannte Russin zwecks Feststellung ihrer Identität siebenmal photo­beantragte sodann folgende Resolution: auch die besten technischen Einrichtungen graphiert wurde. Als sie sich weigerte, sich umzukleiden, ordnete der " Der Parteitag betrachtet als wirksame Mittel zur besseren dies vermögen Herabseßung ber Länge Ordnung und teilweisen Einschränkung der Arbeitseinstellungen ohne der Arbeits- Untersuchungsrichter Lauener an, daß zwei Landjäger fie rechts und oft auch ohne Aenderung des Lohn systems lints festhalten sollten, während eine Gefängnisausseherin sie ent­die Ausdehnung des Arbeiterschutzes, die Entwidelung des Ge- geiten, wertschaftswesens, die Schaffung eines guten Dienst- und Tarif-( Affordarbeit ist in vielen Fällen eine Unfallursache) und ohne fleidete. Die Angeklagte habe sich aber mit allen Sträften getvehrt; bertragsrechtes und die Förderung des Abschlusses von Tarif Stärtung und Festigung der Arbeiterorganisie babe nach dem Schemel gegriffen, um damit auszuholen und fationen wenig Erfolg herbeizuführen. Die Knappfchafts- habe ausgerufen, man solle in einer Republit doch menschlicher berträgen. Er stimmt auch der Bildung von paritätischen Einigungs- Berufsgenossenschaft ist nach Hartmanns Darlegungen fein als in einer Monarchie! Der Zeuge hat gesehen, daß die An­ämtern in Bund und Kantonen auf Grund der rechtlich an- zurzeit auf wiederholte Vorstellungen des Reichsversicherungsamtes geklagte den Untersuchungsrichter Lauener aus pie und ihn anpacte. erkannten beruflichen Organisationen zu. Diese Einigungs- mit der Ausarbeitung von Vorschriften für die verschiedenartigen Dagegen fann er sich nicht erinnern, gesehen zu haben, daß Lauener die Angeklagte an die Kehle gefaßt habe. Der ganze Kampf ämter sollen von den gewerblichen Schiedsgerichten getrennt sein mit dem Grubenbetrieb oft verbundenen Nebenbetriebe beschäftigt. und sowohl Kollektivklagen entgegennehmen, als selbständig sich Die große Wichtigkeit ausreichender Unfallverhütungsvorschriften endete schließlich damit, daß Lauener von dem Photographieren in in Kollettivanstände zwischen Arbeitern und Unternehmern ein- für die Land- und Forstwirtschaft hebt Hartmann unter der anderen Kleidung Abstand nahm. Rechtsanwalt Dr. Brüstlein: Ist es richtig, daß der Unter­mischen dürfen. Sie sind mit dem Rechte der Zwangsvorladung Hinweis auf das enorme Anwachsen der Unfallzahl in der der Parteien und der Erhebung von Beiveismitteln auszustatten. Land und Forstwirtschaft hervor. Auch hier hat das suchungsrichter der Angeklagten zur Strafe den Wasserkrng entzog von Unfallverhütungs- und ihr auch die Vergünstigung nahm, sich mit der Leftüre pon Den Parteien ist die Einlassungspflicht aufzuerlegen. In öffent- Reichsversicherungsamt auf den Erlaß lichem, unentgeltlichem Verfahren sind Begehren und Ginreden maßnahmen gedrängt. Der Stand auf diefem Gebiete liegt heute Büchern beschäftigen zu dürfen? Zeuge Barth: Davon ist mir festzustellen, ist der Tatbestand zu untersuchen und das Ergebnis so: Auf der im Jahre 1902 stattgehabten Jahrestonferenz der nichts bekannt. 8euge Storporal Furtiger erklärt zunächst, daß landwirtschaftlichen Berufsgenossenschaften wurde die ständige Kom- er von dem ganzen Vorfall nichts mehr wisse. Auf energisches Be­zu Protokoll zu nehmen. Ein bindender Entscheid ist zulässig, wenn die Parteien ihre mission mit der Ausarbeitung von Vorschriften beauftragt. Diefe fragen des Rechtsanwalts Dr. Brüftlein gibt er jedoch schließlich zu, Buftimmung geben; in jedem Falle ist ein solcher auszuarbeiten Kommission hat unter Zuziehung eines Vertreters des Reichs- daß es möglich sein könne, daß der Untersuchungsrichter die An­versicherungsamtes eingehende Studien über die Gefahrenverhältnisse geflagte an der Stehle gepackt habe. Die nächste Zeugin, Gefängnis­und zu veröffentlichen. in den Jahren aufseherin Bohner, muß auch zugeben, daß Lauener Die Einigungsämter funktionieren als entscheidende In- der Land- und Forstwirtschaft gemacht und 1902 bis 1906 Entwürfe bon Vorschriften für landwirt die Angeklagte angepackt habe. Jm allgemeinen habe ftanz bei allen Differenzen aus Tarifverträgen." und Spreng- fich Tatjana während der Untersuchung ziemlich ruhig An der anschließenden Diskussion beteiligten sich zirka ein schaftliche Maschinen, landwirtschaftliche Geräte Dukend Redner, von denen die meisten Gewerkschaftler bie mittel, landwirtschaftliche Bauhaltung, Viehhaltung, Fuhrwesen und verhalten.- Präsident Dr. Streiff: Nach diesen Beugenaussagen Scherrerschen Thefen ablehnten, leider mit nicht gerade glüdlichen Forstwirtschaft, ferner für land- und forstwirtschaftliche Nebenbetriebe scheint mir in der Tat der Untersuchungsrichter etwas zu brutal vor­Gründen, während die meisten Parteipolitiker dafür eintraten. Mit gewerblicher Art und zwar Brennereien, Molkereien, Stärfe- gegangen zu sein. Ist es richtig, daß die Angeklagte nach diesem Zeugin 27 Stimmen wurde sodann Scherrers Resolution grund- bereitungsbetriebe, Biegeleien, Gräbereien über Tage, Torfgräbereien, Borgang die Aufnahme von Nahrung verweigerte? 168 gegen fäßlich angenommen, nachdem vorerst das Wort wirksamite" in Kalkbrennereien, Stalföfen, Steinbrüche, Mehl- und Delmühlen, Bohner: Jawohl, nach diesem Vorfall nahm Tatjana einige Tage wirksame" abgeändert worden war. Einstimmig wurde hierauf Brauereien, Mälzereien und Sägemühlen bearbeitet. Diese Entwürfe lang feine Nahrung zu sich. Wir waren infolge dieses Hungerstreits beschlossen, die Organe des Gewerkschaftsbundes einzuladen, sich wurden nacheinander auf den Konferenzen der landwirtschaftlichen schließlich gezwungen, den Gefängnisarzt Dr. Michel zu rufen, der mit den in der Resolution aufgeworfenen Fragen ebenfalls zu be- Berufsgenossenschaften in Detmold 1903, Straßburg 1904, Samfeststellte, daß die Angeklagte an den Armen und am rechten Ober­burg 1905 und Speyer 1906 eingehend beraten und mit einigen schenkel blaue Flecke hatte. Angeklagte Leontieff bestätigt diese schäftigen. In der fortgesetzten Erledigung der Tagesordnung erfolgte fast enderungen als Grundlage für die von den einzelnen Berufs- Angaben. Man fei ihr gegenüber sogar so weit gegangen, daß einstimmig die Ablehnung des Antrages der Genfer Ge- genossenschaften zu erlaffenden Vorschriften aufgestellt. Es sind dann in man ihr die Bibel weggenommen habe. Als sie sie am nächsten man fie ihr nur für einige nossen, für die Einführung der Proportionalwahl den letzten Jahren nahezu sämtliche landwirtschaftlichen Berufsgenossen Sonntag zurückforderte, habe und dann wieder abgenommen. Man des Nationalrates Propaganda zu machen. In der kurzen schaften in die Beratung von Unfallverhütungsvorschriften eingetreten Stunden gegeben ihr auch die eigene Kleidung weggenommen Diskussion wurde den Genfer Genossen der sehr berechtigte Rat und zahlreiche solcher sind auch bereits erlassen worden. Anfang habe hatten von den dem Reichsfie in Gefängnisfleidung gesteckt, bis sich ihre Eltern einmal zum gegeben, einmal an ihrem Orte selbst erhöhte Tätigkeit zu ent- des Jahres 1907 falten und sich Vertretung in den Behörden, speziell im Großen versicherungsamt unterstellten landwirtschaft- Besuch angemeldet hatten! Von da ab habe man ihr wieder die Stabtrat, zu erkämpfen. Dem anderen Genfer Antrag, die lichen Berufsgenossenschaften noch gar keine eigene Kleidung zugestanden. Parteileitung möge auf eine eventuelle Revision des Borschriften nur die Ostpreußische, die Branden- l Unter allgemeiner Spannung wird hierauf

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