Hebung der Gememdeschnlen.Eine Borlage von weittragender Bedeuwng unterliegtder Beschlußfassung der heutigen Stadtverordneten-Versammlungin Charlottenburg. Es handelt sich um Maßnahmenzur Hebung der Volksschuhen, die geeignet sind.weit über die Grenzen Charlottenburgs hinaus Aufsehenzu erregen. Seit dem Jahre 18S7 ist in den Charlottenburger Gemeindeschulen ein siebenklassiges Schulsystem eingeführt.Demselben liegt der Gedanke zugrunde, daß normale Schüler Wöhrendihrer achtjährigen Schulpflicht jede der Klassen VII bis II je 1 Jahr,die oberste Klasse I dagegen 2 Jahre Besiuficn sollen. Die Statistikaber zeigte, daß nicht viel über die Hälfte der Schüler in dieerste Klasse gelangten und das volle Lehrziel der Schule erreichtenund daß trotz der Hülfsschule eine größere Anzahl derselbennicht einmal über die dritte Klasse hinauskamen. Wie in den meistenanderen preußischen Städten war also die Zahl der Kinder, welchenvon dem für die letzten beiden Schuljahre als passend befundenen,für das Leben besonders wichtigen Lehrstoff nichts geboten wurde,recht bedeutend, und eine nicht unerhebliche Zahl ging mit einernicht für 14jährige, fondern für 11jährige Kinder berechneten Bildungins Leben hinaus.Diesem Uebelstande nach Möglichkeit abzuhelfen, war eine derHauptaufgaben der im Jahre 1303 eingesetzten gemischten Deputationzur Hebung der Volksschulen. Auch war zu erwägen, welcheorganisatorischen Maßnahmen dagegen getroffen werden können, daßSchüler, welche aus irgend einem vorübergehend wirkenden Grunde(Krankheit, Zuzug aus unvollkommenen Schulsystemen) mit der Klaffenicht mit fortkommen, wochenlang beiseite gelaffen werden in derErwartung, daß sie ja doch das Klassenpensum noch einmal werdendurchnehmen müssen, demi jedes Schulkind hat ein Recht darauf, daßihm jederzeit eine dem Stande seines Wissens und seiner Leistungs-fähigkeit angemessene Förderung zu teil wird. Im Zusammen-hang damit war zu prüfen, ob das sogenannte„Sitzenlassen'versetzunasunreifer Schüler in den bisherigen Klassen auspädagogischen, loirtschaftlichen und allgemein menschlichen Gründensich rechtfertigen lasse. Ferner war zu untersuchen, ob sich nichteineder Nattir des Kindes mehr angepaßte, das Individualisieren imUnterricht möglichst fördernde Gruppierung der Schüler erzielenläßt, ob die bisherige Einteilung der Schulkinder in solche mit offen-barem geistigen Defekt, die in die Hülfsschule gehören, und solcheohne nachweisbarem Defekt, die alle ohne Unterschied in den-selben Gemeindeschulklassen untergebracht werden, dem Be-dürfnisse genügt, oder ob nach dem Muster des MannheimerSystems noch eine Zwischenstufe eingefügt werden soll. Schließlichgalt es zu prüfen, wie die Erfahrungen in der Hülfsschule, in derWaldschule und in den französischen Kursen für die Gesamtheit derVolksschüler verwertet werden können, ob die bisher von der Schulein Anspruch genommene Zeit in den einzelnen Stadien der Ent-Wickelung des Kindes richtig bemessen ist, ob nicht durch soziale Für-sorge für schulunreife� oder sonst in der Erfüllung ihrer Pflichtengegen die Schule behinderte Kinder schwerem Nachteil»vorgebeugtwerden kann.Die Deputation hat fich schließlich auf folgende Thesen ge-einigt: 1. Betr. Grundklasse: Zur Vorbereitung einschulungS-reifer Kinder ist im Osten, ini Zentrum und im Westen der Stadtje ein Kindergarten unter Leitung einer geeigneten Lehrerin zueröffnen.— Die Frequenz der Grundklasse darf 45, die Unterrichts-zeit darf 18 Wochenstunden nicht übersteigen. Nach jeder halbenStunde ist eine Pause von 3—5 Minuten notwendig. Die schul-ärztliche Ueberwachung der Schüler ist zu verstärken. Zur Förderungsolcher Kinder, welche in der Klasse nicht mit fortkommen,erteilt der Klassenlehrer spätestens im zweiten Halbjahr wöchentlich3 Stunden Nachhülfeunterricht. Der Rektor ist befugt, die daranteilnehmenden Kinder von einigen lektionsplanmäßigen Stundenzu dispensieren. II. Betr. Normalklassen: Nach Verlauf derersten vier Wochen des Schuljahres bis zum Beginn der letztenSchulwoche erteilt der Klassenlehrer den schwächsten Kindern derKlasse und solchen, welche infolge von Krankheit usw. einige, abernicht sehr erhebliche Lücken aufweisen, wöchentlich drei StundenNachhülfeunterricht. HI. Betreffend B-Klassen: Zwischendie Normalschule und die Hülfsschule wird ein System von Klasseneingeschoben, da? in bezug auf Lehrmethode und Bemessung desLehrstoffes den Bedürfnisten solcher Kinder Rechnung trägt, die inden Klassen der Normalschule gar nicht mit fortkonimen,deren geistige Kräfte aber eine Ueberweisung in die Hülfsschulenicht notwendig erscheinen lassen. Die Frequenz der B.-Klassendarf 30 nicht übersteigen, die Zahl der Wochenstunden istetwas niedriger zu bemessen als für die Normalklassen. Für dieschwächeren Schüler der B-Klassen erteilt der Klassenlehrer wöchentlich3— 4 Nachhülfestunden. IV. Betr. �.-Klassen: Die tüchtigstenSchüler der Normalflasse IV, welche bei ihrer Versetzung nicht nachder Sexta einer höheren Lehranstalt übergehen, werden in besonderenKlassen zusammengefaßt und nach einen: besonderen Lehrplan miteiner Fremdsprache unterrichtet. Die Aufnahme in dies Systemerfolgt durch die Schuldeputatton auf Vorschlag der Versetzungskonserenzmit Zustimmung des Rektors und des Schularztes. Schüler, welchefür dre Fremdsprache keine Begabung zeigen oder sich vernachlässigen,können am Schluß eines Schuljahres wieder nach der Normalschulezurückversetzt werden.Die gemischte Deputation hat vorgeschlagen, mit den Reformender Grundklasse bereits Ostern 1306 zu beginnen. Mit den Maßnahmen zur Hebung der Normalklassen und zur Errichtung von B-Klaffesoll begonnen werden, wenn in den Grundklassen ein Jahr langnach den neuen Vorschlägen unterrichtet worden ist, also Ostern 1307,und zwar sollen mit diesen Vorschlägen zunächst nur in einigen Westlichen Gemeindeschulen Versuche angestellt werden. Wann mit dem•A-Shstsm der erste Versuch gemacht werden soll, ob erst nach 4 Jahren, wenndie 4 untersten Normalklassen der Vorteile der neuen Maßnohmen schonteilhaftig geworden sind, oder bereits früher, darüber hat die De-putatton, die auch während der prattischen Versuche bestehen bleibt,noch keine Vorschläge gemacht.Der Magistrat hält es für zweckmäßig, die Beschlußfaffung überdie Vorschläge bezüglich der nur die letzten 4 Schuljahre umfastenden.A-Klaffen noch auszusetzen, um erst die Wirkungen der neuen Vorschlägewährend der ersten 4 Schuljahre abzuwarten. Den übrigen Vorschlägenist er mit der Maßgabe beigetreten, daß die Einrichtung der.Kindergärten— zunächst unter Beschränkung auf einen— und die Herabsetzungder Frequenz in den Grundklassen einschließlich der sonstigen Reformen dieser Klasse grundsätzlich angenommen und allgemein durchsgeführt werden sollen, daß ferner die Einrichtung der B-Klassenzunächst auf die westlich der Wilmersdorferstraße gelegenen Schulenbeschränkt wird. Die Genehmigung der Regierung ist bereits er-folgt. Die jährlichen Mehrausgaben nach Einführung der ae-samten Reform an allen Gemeindeschulen berechnet der Magistratunter Zugrundelegung der Zahl der Klaffen vom Sommerhalbjahr1803 auf rund 120 000 M., die einmaligen Ausgaben auf rundWO 000 SB. Diese Kosten verteilen sich auf acht Jahre.Partei- Hngelcgenbeiten*Dritter Wahlkreis!Am Karfreitag findet eine Herrenpartte statt. Treffpun» istTegel, Restaurant Kittke, Berlinerstratze. Der Abmarsch erfolgtpünftlich 10 Uhr. Es geht durch die Ruthen-Berge nach Heiligensee,dann über Neubring bis Hermsdorf, von dort Rückfahrt. DirekteVerbindungen nach Tegel find die Straßenbahnlinien Nr. 25 Ehar-lottenstraße— Tegel und Nr. 26 Oranienburger Tor— Tegel.Am Sonntag, den 31. März(1. Osterfeiertag), mittags 12 Uhr.veranstaltet der Wahlverein im großen Saal von BuggenhageniMoritzplatz) eine Matinee. Dieselbe wird ausgeführt von denWilly Walde-Sängern. Billetts a 30 Pf. find außer bei den Bezirks-führern noch an der Kasse zu haben.Um recht zahlreiche Beteiligung beider Veranstaltungen ersuchtDer Vorstand.Sechster Wahlkreis. Mm Karfreitag findet eine Herrenparttestatt. Treffpunkt früh N/, Uhr bei Willi Götz, GesellschastShauSTegel, Schloßstr. 7/8, neben dem Straßenbahnhof in Tegel.. Abmarsch 3'/z Uhr nach Jörsfelde, Lokal Döring. Von dort perDampfer nach Papenberge. Dann Fußtour nach Hakenfelde. Zuzahlreicher Beteiligung, haupffächlich auch der Sangesbrüder, ladet ein_ Der VorstandBerliner JVacbricbten*„Polizeilicher Krankentransport." Unter dieser Ueberschrifterzählten wir in Nr. 60, in der Nähe des Alexanderplatzes habe aneinem Sonntag ein Schutzmann versucht, auf einem Straßenbahn.wagen einen Mann zu verladen, der auf der Straße umgefallenwar, eine Verletzung erlitten hatte, auf der Unfallstation verbundenworden war und nun nach seiner auf dem Wedding gelegenenWohnung gebracht werden sollte. Der Schaffner habe die Mit.nähme verweigert, drei Steinmetzen hätten dann sich des ManneLangenommen, um ihn per Droschke heimzubefördern, der Schutzmann aber sei mit der Straßenbahn davongefahren. Hierzu der.öffentlicht jetzt die„Freisinnige Zeitung" folgendes:Ein tendenziöser sozialdemokratischer Schwindel über polizeilichen Krankentransport in Berlin wird von der„Post" aufgedeckt. Neulich stand im„Vorwärts" folgendes zu lesen:„EinSchutzmann, der einen verwundeten und kranken alten Mannnach Hause bringen sollte, habe sich natürlich seiner Aufgabenicht gewachsen gezeigt und vergebens versucht, den Kranken au;einen Straßenbahnwagen zu verladen. Die Mitfahrt ist demalten Mann vom Schaffner untersagt worden; im Publikumherrscht Verwunderung, daß man nicht eine Droschke nimmtdrei Steinmetzen, die natürlich auS einer Versammlung kommen,sehen die Szene vom Straßenbahnwagen, sie springen ab, da siein dem verwundeten alten Mann einen Bekannten erkannthaben, einen Augenblick später haben sie auch schon eine Droschkeherangeholt. Der Schutzmann ist natürlich verduftet in demAugenblick, als die Steinmetzen gekommen, die froh ob ihresSamariterwerkes mit erhobenen Gefühlen davonfahren." Demgegenüber stellt die„Post" aus untrüglichen Quellen folgendesfest: Der 53 Jahre alte Kassierer S. wird mittags 12 Uhr vonKrämpfen befallen. In demselben Augenblick fährt ein Omnibusvorüber. S. fällt gegen denselben und verletzt sich leicht amAuge. Ein Schutzmann ist sofort zur Stelle und bringt S. mit.tcls Droschke nach der Unfallstation in der Keibelstraße 23. S.erhält einen Verband und der Arzt gibt ihm den Rat, mit derStraßenbahn nach seiner Wohnung zu fahren. Der Schutzmannbegleitet ihn nach der Straßenbahn. Da die Kleidung des S.beschmutzt ist, wird ihm die Mitfahrt verweigert. Der Schutz.mann erklärt sofort, daß er ihn mit einer Droschke nach Hausefahren wolle. Ter Verletzte lehnt ab mit dem Bemerken, daß ernicht fahren, sondern gehen wolle, da er sich kräftig genug fühle.S. geht auch ohne ftemde Hülfe weiter, der Schutzmann verabschiedete sich von ihm. Der Beamte hat also vollkommen seinePflicht getan.Wer jene Notiz in Nr. 60 des„Vorwärts" gelesen hat, derwird sofort erkennen, daß die„Freis. Ztg." nicht etwa den„Vor.wärts" zitiert, sondern nur eine Inhaltsangabe bringt, dievon ihr durch Zutaten aus Eigenem erst auf den richtigen Ton ge.stimmt und dann mit Gänsefüßchen umrahmt worden ist, wie wennes sich tatsächlich um ein Zitat aus dein„Vorwärts" handelt. Dochdas bemerken wir nur nebenbei; an sich ist es unerheblich, da ja dieSachdarstellung inhaltlich so wiedergegeben ist, wie sie im„Vorwärts" stand. Daß hinterher jener Schutzmann sich von der„P o st"verteidigen lassen mußte, das war uns entgangen. Wir lesen diesesBlatt nicht so gründlich, daß uns alles darin auffallen müßte. Mankann unmöglich von uns fordern, daß wir solche Kloaken immerbis auf den letzten Winkel durchstöbern. Uebrigens bitten wir, unsauch gegenüber der„Freis. Ztg." diese Pflicht nicht auferlegen zuwollen. Beide,„Post" und„Freisinnige Zeitung" stehen längst indem Rufe, die schäbigsten Blätter im deutschen Blätterwaldezu sein.Zur Sache haben wir zu bemerken, daß unsere Schilderungallerdings durch die Angaben, die das freisinnige Blatt uns ausder„Post" vorhält, ergänzt wird. Aber gerade dann erscheintdas Vorkommnis in noch schlimmerem Lichte. Wir sagenausdrücklich:„erscheint"; denn wir können ja nicht wissen, ob dieHintermänner der„Post" Glauben verdienen. Bestätigt wird vondort aus, daß der Schutzmann den Verunglückten auf einemStraßenbahnwagen verladen wollte. Es wird nur hinzugefügt,daß er auf Anordnung des Arztes der Unfallstation diese Art derHeimbeförderung wählen wollte. Sodann wird behauptet, hinterher habe der Schutzmann den Verunglückten doch in einer Droschkenach Hause bringen wollen. Erst als Herr S. erklärte, er suhlesich kräftig genug, zu gehen, habe der Beamte ihn gehen lassen.Wir wiederholen: die Szene spielte nahe dem Alexanderplatz. DemSchutzmann war doch wohl bekannt, daß sein Schützling hinter demRingbahnhof.Wedding" wohnte. Vom Alexanderplatz bis dorthinsind es mehr als 4 Kilometer!Aus unserer Darstellung mußte der Schluß gezogen werden,daß der Schutzmann seinen Schützling erst in dem Augenblick ver.ließ, als die drei Steinmetzen sich anschickten, für die Heimbeförde.rung zu sorgen. Die„Post" aber stellt den Hergang so dar, daßangenommen werden muß, der Beamte habe den Mann sichselber überlassen, noch ehe die Steinmetzen ihre Hülfe an-boten. Wir wollen heute erklären, daß auch unsere Gewährs-männer uns den Hergang in diesem Punkte ungefähr so geschilderthaben. Wir hielten das aber für einen Irrtum; denn das er-schien denn doch nicht recht möglich, daß ein Schutzmann so weit inder Sorglosigkeit gegangen sein könnte. Deshalb gaben wir danndie mildere Darstellung, die wir für die richtigere hielten. Mögeder Schutzmann es jetzt mit der„Post" und der„Freis. Ztg." ab-machen, daß er nun in noch ungünstigerem Lichte erscheint alsvorher.Wir wollen sodann noch etwas anderes„eingestehen". Alswir Herrn S. einige Tage nach seinem Unfall aufsuchten, um auchihn zu beftagen, antwortete er uns, er erinnere sich zwar, daß einSchutzmann ihn von der Straße nach der Unfallstation geschaffthabe, aber daß ein Schutzmann ihn auch von der Unfallstation nachder Straßenbahn gebracht haben solle, davon wisse er nichts. JederVersuch, sein Erinnerungsvermögen in diesem Punkte zu stärken,mißlang. Er blieb bei seiner Erklärung und hielt sie ausrecht, ob-wohl er nacheinander zweien der drei Steinmetzen gegenübergestelltwurde. Nach dieser Aussage des Verunglückten selber hätten wirdie ganze Schutzmannsaffäre für Schwindel halten müssen, wennwir zu unseren Gewährspersonen wenig Vertrauen gehabt hätten.Wir wußten aber, daß wir ihnen glauben durften, und wir trugendaher kein Bedenken, ihre Mitteilungen hierüber zu veröffent-lichen. Uns blieb nur die Annahme, der Verunglückte habe nochan dem Straßenbahnwagen sich in einem Zu stände sogroßer Verwirrung befunden, daß er noch gar nicht auf.faßte, was mit ihm vorging. Auch diesen Nebenumfiand, derdie Sacbe wieder noch schlimmer erscheinen läßt, erwähnten wirnicht. Mancher Leser würde da das Verhalten des Schutzmannsnoch wunderlicher gefunden haben. Aber wir waren der Ansicht,man könne am Ende von einem Schutzmann nicht auch das nochverlangen, daß er mehr als ein Unfallstationsarzt versteht.Das Resultat der Ehrenrettung, die von der„Post" nebst der�Freis. Ztg." hier versucht wird, ist derartig, daß der Schutzmannund seine vorgesetzte Behörde ausrufen können:„Gott, schütze unsvor unseren Freunden!" Für uns selber ergibt sich aus demGanzen die Bestätigung der alten Erfahrung, daß man Miß.stände und Mißgriffe nie scharf genug rügenkann. Je milder die Darstellung ist, die man gibt, und jezahmer der Ton, in dem man kritisiert, desto dreister und un-verschämter wird von anderer Seite versucht, den Mohren wo-möglich völlig weißzuwaschen. Rein, im Kampf mit dieserMcnschensorte sollte man wirklich nicht zimperlich sein. Waswerden„Post" und„Freis. Ztg." uns jetzt antworten? Wir habenob» gezeigt, dab WS Svei tau Schujwflfla belastende Ritt»lungen, die uns gemacht worden waren, noch gar nicht mal wieder-gegeben hatten. Vielleicht wird nun die„Post" schwindeln: Dahaben wirs, der„Vorwärts" gibt selber zu, daß ihm die Sache an-ders mitgeteilt worden war! Wird die«Freis. Ztg." ihr das nach-schwindeln wollen?Die böse Unterleitung! Eine Betriebsstörung fand am Montag»abend gegen Vz8 Uhr an der Dorotheenstraße, Ecke der Sommer-straße, statt. Vom Stromabnehmer des Sttaßenbahnwagens 2332der Linie 1(Richtung B) war die Gleiffchiene gebrochen. Der Strom-abnehmer hatte sich unter der Aufzugswelle festgeklemmt und ließsich nicht hochziehen. Infolgedessen mutzten die Wagen der Linien dl,0 und B über den Königsplatz, Rooiistraße, Karl- und Luisenstraßeabgelentt werden.Als„Hauptmann von Köpenick" hatte der Arbeiter KarlDietrichkeit am 3. Februar einen Maskenball in der Kolonie Grüne-wald besucht. Die charakteristische Maske erregte bei den Gästensoviel Heiterkeit und Beifall, daß dem Träger derselben Spirituosenin ungeheueren Quantitäten gespendet wurden. So fand D. amnächsten Morgen nicht den Weg nach Hause, sondern trieb fich an«geheitert auf dem Kurfürstendamin umher. Dem Charakter seinerMaske gemäß belästigte er Passanten und bedrohte einen Arbeiter,der ihm gut zureden wollte, mit dem Säbel. Der Pseudohauptmannvon Köpenick wurde schließlich verhaftet und hatte sich gestern vordem Schöffengericht zu Charlottenburg zu verantworten. Er wurdewegen groben Unfugs und unberechtigten Tragens der Offiziers-uniform zu 20 M. Geldstrafe event. vier Tagen Hast verurteilt.Ein Familiendrama.Wir berichteten gestern über eine LeuchtgaSvergistung in derEckerfftr. 4, durch die zwei Menschen zu Tode gekommen sind, wäh-rend die Frau schwer krank daniederliegt. Zu diesem Borgangewird noch folgendes gemeldet: Es handelt fich um den Kassen-Beamten Blaurock, dessen Frau und Kind. Während die Mutter desBlaurock, die besuchsweise hier weilt, ausgegangen war, faßten dieEheleute den Plan, fteiwillig mit dem Kinde aus dem Lebenzu scheiden. Als die Mutter deS Mannes um 8'/, Uhrabends von dem Ausgange zurückkehrte, fand sie ihrenSohn, dessen 23 Jahre alte Frau und deren siebenMonate altes Kind in der Küche bewußtlos auf dem Erd-boden liegend vor. Der Gasschlauch war von dem Kochherde ent-fernt und der Gashahn geöffnet. Ein herbeigerufener Arzt, einSchutzmann und zwei Feuerwehrleute stellten WiederbelebungL-versuche an, die bei Frau Blaurock von Erfolg begleitet waren,während der Mann und das Kind bereits tot waren. Die junge Frauwurde dem Krankenhause Am Friedrichshain zugeführt.Es handelt sich um einen vorbereiteten Selbstmord. Es scheintsogar, als ob neben der Gasvergiftung auch noch eine andere Ver-giftung vorliegt, was allerdings erst durch die Obduktion der Leichenaufgeklärt werden kann.Die Ursache zu dieser schrecklichen Tat soll darauf zurückzuführensein, daß der Ehemann Blaurock seit längerer Zeit sehr leidend ge«wesen ist. Eine Anzahl Blätter wissen zu melden, daß auchNahrungssorgen mitgespielt hätten, da Blaurock bei einer Lichten-berger Krankenkasse mit einem Monatsgehalt von 85 M. angestelltgewesen sei. Wie wir erfahren, trifft das letztere nicht zu. Blaurockhat in geordneten Verhältnissen gelebt und war bei der Lichten-berger Ortskrankenkasse angestellt. Dort ttat er im Juni 1301 miteinem Monatsgehalt von 150 M., also 1800 M. jährlich, ein undbezog zuletzt ein Jahresgehalt von 1370 M. Die Nachricht von den86 M. pro Monat ist Schwindel.Der allzu„freundliche" Sammler, über den wir kürzlich be-richteten, daß er in einem Hause der Müllerstraße nacheinanderzwei Frauen in ihren Wvhnungen zu attackierenversucht habe, scheint inzwischen ermittelt worden zu sein. Daßer kein Sammler des Vereins„HoffnungStal" war,das haben wir bereits richtiggestellt. Zu der irrigen Annahme, erfechte für die Kolonien des Pastors v. Bodelschwingh, war die eineder attackierten Frauen gelangt auf Grund der Nicht ganz klarenAngaben, die er ihr über Arbeiterkobonien usw. gemacht hatte. Nunhatte er aber dabei auch das„B r o ck e n h a u s", A ck e r st r. 52,erwähnt und ihr empfohlen. Die Mutter dieser Frau ging nach denrgenannten„Brockenhaus", das dem„Verein D i e n st a n Ar-b e i t s l o s e n" geHort, und teilte dort das Vorkommnis mit. Wiewir jetzt erfahren, wurde ihr b e st ä t i g t, daß der„Verein Dienstan Arbeitslosen" in der Tat in dem betreffenden Hause hattesammeln lassen. Der Beschwerdeführerin wurde auch der Namedes Sammlers gesagt, der dieses Haus abzuklopfen gehabt hatte.Im Bureau wurde von einem Herrn, der anscheinend der„Direktor"war, die Erklärung abgegebeii, dem Sammler werde sofort seinSammelbrief abgenommen werden, und er dürfe nicht mehr sammelngehen. Ein Angestellter des Bureaus soll hinzugefügt haben, derbetreffende Sammler sei allerdings„etwas verliebt". Dasklingt ja fast so, wie wenn über diesen Menschen nicht zumersten Male Beschwerde geführt worden wäre. Um�so merk-würdiger wäre eS dann, daß man ihn noch weiter bei der Sammeletbeschäftigt hätte. Aber auch wenn diese Beschwerde, wie wir annehmen wollen, doch die erste gewesen ist, bleibt die Sache immernoch schlimm genug für den„Verein Dien st an Ar-b i tS losen". Hat er nicht die Pflicht, sich seine Bettelbotenehr genau anzusehen, ehe er sie den Leuten in die Wohnung schickt?Auch die Polizei, die solche Bettelei konzessioniert, sollte gegen-über den Vereinen, die um Konzession bitten, etwas vorsichtiger sein.Uns fällt hier ein, wie scharf die Polizei aufpaßt, wenn Arbeiterür ausgesperrte Kollegen in der Arbeiterbevölkerung sammeln.Wir sind übrigens neugierig, was mit diesem wahrscheinlich doch•rommgläubigen Sammler des strengreligiösen„Vereins Dienst anArbeitslosen" geschehen wird. Ter Berein will den Fechtbruder,dessen übergroße„Freundlichkeit" den beiden Frauen lästig gewordenist, nicht mehr fechten gehen lassen. Wird er ihn auch dem Gerichtanzeigen? Im Bureau wurde die Beschwerdeführerin gefragt,ob sie das wünsche. Sie verneinte eS. Wenn hiernach der Leiterdes„Vereins Dienst an Arbeitslosen" bereit sein sollten, über ihrenündigen Schützling den Mantel christlicher Liebe zu decken, soürchtcn wir nur, daß andere diesen Versuch zunichte machen werden.Der„Verein Hoffnungstal", der unschuldigerweise in den Verdachtgekommen war, unter seinen Sammlern einen„etwas verliebten"iu haben, hat uns durch seinen Vorstand ersucht, ihm den Namen>es Sammlers zu nennen, damit Anzeige erstattet werdenkönne. Wir werden dem Vorstand mitteilen müssen, daß er nähere?beim„Verein Dienst an Arbeitslosen" erfahren kann.Auf der Straße erschossen. Gestern morgen um 9 Uhr gab der35 Jahre alte Handelsmann Georg Jacoby aus der Greifenhagener-straße 15 vor einem Schanklokal in der Stargarderstratze 6 auf den38 Jahre alten Hausverwalter Franz Klose einen Revolverschuß ab.der Klose in das Gebirn drang und ihn lebensgefährlich verletzte.Klose wurde nach Anlegung eines Notverbandes der Charitö zu-geführt. Der Täter wurde verhaftet und der Kriminalpolizei über-geben. Der Beweggrund soll darin zu suchen sein, daß demHandelsiiiann seitens des Hausverwalters Klose infolge rückständigerMiete die Wohnung gekündigt worden war.Zur KiitdeSmörderin geworden ist wieder ein alleinstehendesMädchen. Die 23 Jabre alte, aus Walmar in Livland gebürtigeLandlvirtstochtcr Christine Sihle, die sich in Berliil als Plätterin er-nährte und in der Templiiierstr. 16 für sich eine Stube bewohnte,unterhielt mit einem Russen ein Verhältnis, dessen Folgen sie bisherj u verheimlichen wußte. Gestern morgen um?'/„ Ubr siel der Milch-rau ein starker Lysolgeruch auf. Sie machte die Flurnachbarinnendarauf aufmerksam und betrat dann mit diesen die' Stube derPlätterin. Die Tür war nur ciiigekliiilt. nicht verschlossen. DasMädchen lag schwer röchelnd im Bett.. Es hatte sich mit Lysol ver-giftet, von dem ein Rest in einer Flasche auf dem Tische stand, waraber noch bei Besinmmg. Reben der Lebensmüden im Bett lag, ta