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Nr. 74. 24. Jahrgang.

1. Beilage des Vorwärts " Berliner Volksblatt. Donnerstag, 28. März 1907.

Die Parteibewegung in Ungarn . Angaben herbor: Die Zahl der Wahlkreise mit feſter Organisation Fragen aus dem Einkommensteuergesetz.

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Würde der Steuerzettel für das Jahr 1907 schon vor dem 25. Januar den Wählern zugehen so würde der erwerbstätigen Bevölkerung vor der Wahl finnenfällig flargemacht, wie auch auf dem Gebiete der direkten Steuern der Besiz privilegiert, die Arbeit belastet wird. Der Steuerzettel wäre ein Agitationsmittel ersten Ranges für die Wahlen."

sationen im Jahre 1906 erscheinen lassen. Wir heben folgende durch einen Kreisverein hat zwar im Agitationsbezirk feine Ver­Die sozialdemokratische Parteileitung hat ihren Jahres mehrung im Berichtsjahre erfahren, die Mitgliederzahl der Denn wer da hat, dem wird gegeben, und wer bericht zum nächsten Landeskongresse beröffentlicht, der an den politischen Organisationen ist dagegen fast überall und zum Teil, nicht hat, von dem wird man nehmen auch das, was Osterfeiertagen in Budapest abgehalten wird. Der erste, sogar recht erheblich gestiegen. Eine unrühmliche Ausnahme macht er hat." Ev. Markus 4.25. fleinere Teil rekapituliert tura die politischen Ereignisse des ver- das Fürstentum Birkenfeld. Dort ging die Mitglieder­flossenen Jahres, die sozialpolitischen Maßnahmen der Koalitions- zahl des sozialdemokratischen Vereins im Berichtsjahre um 17 1907 in veränderter Form geltenden preußischen Einkommensteuer­Wiederholt haben wir die Vorschriften des seit dem 1. Januar regierung und die Stellung, die die Partei angesichts des fich immer zurüd. Diefer Rückgang ist ja an und für sich nicht erheblich; er gesetzes dargelegt. Seine die Arbeiter im Gegensatz zum Be reaktionärer gestaltenden Regierungsturjes jeweils einzunehmen erscheint aber in wesentlich anderem Lichte, wenn man die Tat­gezwungen war. Das neue Arbeiterversicherung 3- fache in Betracht zieht, daß in der gleichen Zeit die Zahl der fiber, insbesondere dem reichen Inhaber der Produktionsmittel gesez, das die Arbeiter ihrer bisher in den Krankenkassen inne- gewerkschaftlich organisierten Arbeiter im Fürstentum von 327 unter oder auf der Erde, schwer schädigenden, ungerechten Vor­gehabten Zweidrittelmehrheit beraubt, und ihnen bloß die paritä- auf 1028 ftieg, sich also verdreifachte. Dies Erstarken der gewerk- fchriften hatten wir u. a. in einem längeren Artikel unter dem tische Vertretung beläßt; der in Budapest beispiellos betriebene schaftlichen Organisation im Fürstentum ist gewiß erfreulich. Un- 29. Dezember 1906 beleuchtet. Wir hatten damals ausgeführt: Wohnungs- und Lebensmittelwucher usw. gaben erfreulich ist dagegen, daß die dortigen Genossen darüber die besonderen Anlaß zu größeren Parteiaftionen, bei denen das Werbung für die politische Organisation und deren Ausbau so sehr Hauptgewicht selbstverständlich immer auf die Propagierung des vernachlässigten. Im Kreise Mahen- Ahrweiler, wo vorab allgemeinen Wahlrechtes gelegt wurde. noch die Beibehaltung des Vertrauensmännersystems geboten war, Ungleich interessanter und wichtiger ist jener Teil des Berichtes, gelang es, einen erheblich festeren Zusammenschluß der Genossen welcher von der Entwickelung der Parteiorganisationen au fichern. Die 3 ahl der politisch organisierten Genossen im handelt. Er zeigt, daß das verflossene Jahr, troh der Gewalt- Agitationsbezirk beträgt 6750 gegen 4500 im Vorjahre und 3200 Die Richtigkeit unserer damaligen Ausführungen wird durch eine tätigkeiten der Regierung und ihrer administrativen Schergen im im Jahre 1904. Zu der Zahl der Stimmen, der für die Sozial- Flut von Entrüstungskundgebungen und Anfragen aus Anlaß der Lande, trotz der unaufhörlichen Schifanierung der Gewerkschaften demokratie im Agitationsbezirk bei der Reichstagswahl abgegeben diesjährigen Steuereinschätzung bestätigt.. Es ist unmöglich, jede und der Konfiszierung des Versammlungsrechtes ein Jahr der wurden, steht die Zahl der politisch organisierten Genoffen noch in einzelne Frage zu beantworten. Wir faffen nachstehend die haupt­Sammlung und der inneren Kräftigung gewesen ist. Insbesondere argem Mißverhältnis; nicht minder aber auch zu der Zahl der fächlichsten an uns gerichteten Anfragen, Beschwerden und Ent­ist es der Ausbau der Organisationen in der Provinz, der gewerkschaftlich organisierten Arbeiter des Agitationsbezirks, die rüstungskundgebungen in Form von Frage und Antwort über die ganz ungeahnte Fortschritte gemacht hat. Im Berichtsjahre allein rund 30 000 beträgt. für die Beranlagung praktisch wesentlichsten Punkte zusammen. wurden in sieben Provinzzentren Parteisetretariate er­richtet, so daß sich deren Zahl im ganzen nunmehr auf 16 beläuft. Arbeiterinnenvereine bestehen in Köln - Stadt, Kalt, Frauen und Mädchen Bildungsbereine bezw. Hat der Arbeiter, der weniger als 3000 m. Einkommen im Jahre Diese Parteisekretariate bilden fich allmählich zu wahrhaftigen Ehrenfeld , mit insgesamt 449 Mitgliedern. In Oberstein ( Fürsten­hat, die Pflicht zur Selbsteinschätzung? strategischen Knotenpunkten der Kampfesorganisation und der tum Birkenfeld , zu Oldenburg gehörig) sind die Frauen als Sektion Nationalliberalen und einem Teil des Zentrums in der Kommission Nein. Aber schlimmer als eine solche soll die von Konservativen, Agitation aus. Auch die Agitation unter der nicht magharischen Ar. des sozialdemokratischen Vereins organisiert. Das dortige Vereins-( im Plenum stimmte das Zentrum im Gegensatz zur Kommission recht ermöglicht dies. In Trier mußte der dort bestehende beiterschaft geht nach vorwärts. Diese Aufgabe hat der vorjährige Frauen- und Mädchen- Bildungsverein besonderer Schwierigkeiten geschlossen gegen die Neuerung) apportierte Denunziationspflicht Kongreßz bedeutend erleichtert, indem er durch Modifizierung des wegen, die sich aus behördlichen Maßnahmen ergaben, aufgelöst wirken, die§ 23 Abs. 3 alſo festlegt: Organisationsstatuts die Gründung der nichtmagharischen werden. In Mülheim, Dünnirald, Dellbrück , Porz, Poll, Aachen , Wer für die Swede seiner Haushaltung oder bei Ausübung Landesorganisations- Komitees borsah. Diese seines Berufes oder Gewerbes andere Personen dauernd gegen Möglichkeit haben sich die deutsch , slovakisch, serbisch und rumänisch mit Vertrauensperson. Die Gleichheit" hat in Köln - Stadt 280, Koblenz , Düren , Bonn und Trier besteht eine Iose Organisation Gehalt oder Lohn beschäftigt, ist berpflichtet, über das Einkommen, sprechenden Genossen zunuze gemacht, und die betreffenden Komi- in Köln - Land 451, in Mülheim 360, in Aachen - Stadt 115, in sofern es den Betrag von jährlich 3000 m. nicht übersteigt, der tees entfalteten in diesem Jahre bereits, trok der Schwierigkeiten Aachen - Land 30, in Bonn 35, in Euskirchen 30, in Koblenz 35, im Absatz 1 genannten Behörde auf deren Verlangen binnen einer des Anfangs, eine erfolgreiche Tätigkeit. Frist von mindestens zwei Wochen Auskunft zu erteilen. in Kreuznach 23, in Oberstein 32, in Trier 19, in Düren 5, in Neuwied 3, in Siegburg 2 Abonnentinnen. Im Agitations. Ueber diese neue Verpflichtung des Arbeitgebers, auf Einzel­bezirt betrug, soweit festgestellt werden konnte, im Berichtsjahre fragen Auskunft zu erteilen, hinaus hat der Finanzminister unter die Zahl der Abonnentinnen auf die Gleichheit" insgesamt 1420, bem 6. 11. 1906 den§ 23 Abfaz 3 dahin ausgelegt, es müßten die gegen 754 im Vorjahre. Außerdem kommen im Agitationsbeziri Arbeitgeber sogar liſtenmäßig aufstellen, wer bei ihnen arbeitet und noch 800 Gremplare der Gleichheit" als Beilage der Wochenaus- was der einzelne Arbeiter verdiene. Die übergroße Zahl der Arbeit­geber hat es abgelehnt, solcher Aufforderung nachzukommen, weil gabe" zur Verbreitung. Die Parteipreffe des Agitationsbezirks hat im Berichts- ihre Erfüllung eine unmoralische mit dem Gesetz unvereinbare Zu­Zu erwähnen ist noch, daß nunmehr auch schon die Budapester jahre besondere Aenderungen nicht erfahren. Die Abonnentenzahl mutung sei. Sobald eine Gerichtsentscheidung über die Weigerung vor­Genoffen die große Bedeutung einer energisch durchgeführten ber täglichen Ausgabe der Rheinischen Zeitung" hat sich im liegt, werden wir sie mitteilen. Wonach wird das Einkommen bemessen? Sausagitation für die Schlagfertigkeit der ganzen Partei Berichtsjahre wesentlich gesteigert, die der Wochenausgabe" nur schäben gelernt haben und daß die vorbereitenden Arbeiten zum äußerten Wunsches, der Wochenausgabe eine Beilage zuzugeben, nicht mehr nach dem dreijährigen Durchschnitt, sondern nach den mäßig. In Erfüllung eines auf dem Parteitage zu Trier_ge - Das Einkommen wird, soweit Arbeiter in Betracht kommen, Ausbau in den letzten Monaten mit Fleiß betrieben worden sind. Ueber die Entwidelung der Gewerkschaften enthält der um so auch den Frauen etwas zu bieten, wird die Gleichheit" Ergebnissen des dem Steuerjahre unmittelbar vorhergehenden Bericht nur spärliche Angaben, weil die statistischen Arbeiten hier nebst ihren zwei abwechselnd erscheinenden Beilagen Für unsere Stalenderjahres( also jetzt das Jahr 1906) bemessen. Für für noch nicht beendigt find. Der gewaltige Fortschritt der Gewerk- Hausfrauen und Mütter" und" Für unsere Kinder" der Wochen- das Einkommen aus Handel, Gewerbe, Bergbau und aus Land­schaftsbewegung ist aber schon daraus zu ersehen, daß die Auflage ausgabe" ohne Erhöhung des Abonnementspreises beigegeben. und Forstwirtschaft wird auch jetzt das Einkommen nach dreijährigem ber Gewerkschaftsblätter im letzten Jahre allein von 80 000 auf Die Einnahmen der Parteiorganisationen des Agitations. Durchschnitt bemessen, sofern der Steuerpflichtige in geordneter Weise 145 900 g eft i egen ist. Es ist nicht anzunehmen, daß die Zunahme bezirks( Mitgliederbeiträge und Eintrittsgeld) betrugen 23 877,50 Blicher führt. der organisierten Arbeiter hinter diesen Zahlen zurückgeblieben sei. Mart gegen 15 348,28 M. im Vorjahre und 11 644,38 M. im Insbesondere ist es die junge 2 andarbeiterorganisation, Jahre 1904. deren erstaunliches Vorwärtsschreiten die brutalen Verfolgungen Das Agitationskomitee hatte einschließlich 916,42 M. Kaffen­der feudalen Klaffenregierung nicht haben berhindern können. Die Organisation zählt heute rund 50 000 Mitglieder und 532 Orts­gruppen; ihre Tätigkeit erftredt sich über 2500 Gemeinden! Bei bem vorwiegend agrarischen Charakter Ungarns und seiner Politit steht dieser mächtigen Organisation des Landwirtschaftlichen Brole­tariats noch eine entscheidende Rolle in den gewaltigen Kämpfen ber nächsten Zukunft bevor.

Die Parteipresse machte erfreuliche Fortschritte. Außer ihrem täglichen Zentralorgan" Népnava" und dem wöchentlich er­scheinenden deutschen Zentralorgan" BoIts stimme erscheinen noch ein Dugend anderer Parteizeitungen in ungarischer, deutscher, flobatischer, rumänischer und serbischer Spracha. Seit einigen Monaten besitzt die Partei nun auch ein eigenes wissenschaft liches Organ, welches zweimal monatlich unter dem Titel " Sozialismus" erscheint.

Auch die Organisation der Arbeiterinnen und der jugendlichen Arbeiter hält mit der übrigen Bewegung Schritt. Beide Organisationen befißen eigene Zeitungen, die in je 2000 Gremplaren erscheinen.

Den deutlichsten Beweis vom raschen Fortschritt der Partei liefert der Kaffenausweis. Danach sind die Einnahmen der Bentralorgane der Partei von 198 000 ronen im Vorjahre auf 274 000 Aronen gestiegen. An Parteisteuern sind im Laufe bes Jahres 27 000 Stronen beim Parteisekretariat eingegangen, gegen 13 000 Stronen im Vorjahre, sie sind also um mehr als das Doppelte gestiegen!

Diese Daten beweisen, daß die ungarländische Parteibetvegung an Umfang fo rapid zugenommen hat, daß es großer Anstrengungen bedürfen wird, die neugewonnenen Arbeiterscharen durch plan­mäßige Disziplinierung und Schulung der Partei dauernd zu er halten. Die Schwierigkeit dieser wichtigen Aufgabe wird noch er­heblich vergrößert durch den Umstand, daß die ungarische Partei bewegung an dem Mangel verläßlicher intellektueller Kräfte noch immer biel zu leiden hat.

Die erste Landeskonferens der jugendlichen Arbeiter in Ungarn wird am 31. März und 1. April in Budapest abgehalten werden. Vor allem foll gegen das Ver­halten des Ministers des Innern protestiert werden, der sich weigert, den jugendlichen Arbeitern das Recht zur Schaffung einer Vereinigung zu gewähren. Die Tagesordnung weist im übrigen folgende Punkte auf:

1. Bericht über die bisherige Betvegung. 2. Die Preffe. 3. Die Lehrlingsfrage. 4. Militarismus und Antimilitarismus. 5. Kampf gegen den Alkohol. 6. Was haben wir gelernt und was sollen wir lernen. 7. Anträge.

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bestand, 3600 M. Zuschuß und 1200 m. Buschuß für den Volks. talender sowie 1463.07 M. Abonnementsgelder für die Wochen­ausgabe der Rheinischen Zeitung" eine Gesamteinnahme von 9974,05 M., gegen das Vorjahr mit 6543,19 M. ein Mehr von 8430,86 M. Die Wahlkreise, die 15 Broz. ihrer Einnahme an das Komitee lieferten, zahlten 2660,86 M., davon Köln 1575 M. Von den Ausgaben entfallen 2420,10 M. auf mündliche Agitation, 1357 M. wurden an einzelne Kreife gezahlt, für Broschüren wurden 430,95 M., für Druckfachen 558,25 M., für Unterhaltung des Parteifetretariats 1081,90 m., für den Voltskalender 995 M., für die Wochenausgabe der Rheinischen Zeitung" 1891,50 M., für Prozeßtoften 325,60 m. ausgegeben. Im ganzen belaufen sich die Ausgaben auf 9631,28 M., so daß ein Kassenbestand von 342,77 M. verbleibt.

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Bom Fortschritt der Presse. Die Reußische Bolts­zeitung zu Greiz , bie feit 1893 Stopfblatt des Sächsischen Boltsblattes zu Zwidau war, wird vom 1. April in Gera in der Druderei der Neußischen Tribüne" gebrudt werden. Während fie bislang dreimal in der Woche vier- und dreimal_achtseitig erschien, soll sie fünftig täglich acht und Sonnabends zwölf­feitig erscheinen. Die Abonnentenzahl ist fiber 3000 gestiegen. Den Berhältnissen des Fürstentums entsprechend ist die Bolts. geitung" prozentual, gegenüber anderen Wahlkreisen, fehr gut ber breitet. Es ist bestimmt zu erwarten, daß sie durch die geplante Aenderung noch bedeutend getvinnen wird.

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Die Reußische Tribüne" benugt bekanntlich den politischen Teil der Leipziger Volkszeitung" und fügt ihm einen selbständigen lokalen

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Teil an.

Im Falle Krohn- Konstanz, dessen Ausgang wir nach der Mannheimer Boltsstimme" schon kurz gemeldet haben, hat das Schiedsgericht folgenden Spruch gefällt:

1. Der Vorwurf der Parteilichkeit, der gegen den Genossen Krohn erhoben ist, ist nicht erwiesen.

2. In bezug auf die in der Anklage behauptete Verleumdung von Parteigenossen durch Krohn ist das Schiedsgericht zu der Er­fenntnis gekommen, daß beide Teile gleichmäßig gefehlt haben.

6. Das Schiedsgericht ist zu der Erkenntnis gekommen, daß beide Teile durch ihr Berhalten das Ansehen der Partei gefchädigt haben. Es erwartet auf das bestimmteste, daß Genoffe Strohn seine Strafanträge zurückzieht und daß die Klägerische Partei ihre Feind feligkeiten einstellt.

8. Daß Krohn die Parteigelder leichtfertig verwaltet habe, ist in Wie alljährlich, so veranstaltete die Sozialdemokratie Ungarns feiner Weise erwiesen worden. 4. Daß Strohn feine Vertrauensstellung in der Partei benutzt auch diesmal am 17. März vor dem Monumente des großen National- und Freiheitsdichters Alexander Petöfi , am habe, um sich materielle Vorteile zu verschaffen, ist nicht erwiesen, Donauquai zu Budapest , ihre März feier. Schon um 2 Uhr wohl aber hat Strohn durch sein ungeschicktes Verhalten in taktischen nachmittags bersammelten fich girla 20 000 Teilnehmer zum Fest- Fragen dazu beigetragen, solche Anschuldigungen hervorzurufen. 5. In der Entlassung eines bei Krohn beschäftigten Parteigenoffen zuge. Nachdem sich der Zug mit gewohnter Grattheit rangiert hatte, feste er sich um brei Uhr in Bewegung. Unter dem Sang der Mar- kann das Schiedsgericht teine Maßregelung im politischen oder ge­feillaise und anderer Arbeiterlieder bewegte er sich nach dem werkschaftlichen Sinne erbliden, berivirft aber entschieden die brutale Petöfi- Ufer. Die Spite des Zuges, der zirka 30 berittene Sonstabler Form, in welcher die Entlassung erfolgt ist. boranritten, war schon lange am Monumente angelangt und noch immer setzten sich vom Tisza- Kálmántér neue Maffen, mit dem so­zialdemokratischen Abzeichen auf der Brust, in Bewegung. Es war 145 Uhr, als der riesige, mindestens aus 20 000 Menschen bestehende Bug rings um das Petöfi- Monument in größter Ordnung Auf­stellung genommen hatte. Auf dem Wege zum Monumente hatten 7. Das Schiedsgericht erkennt die Verdienste Krohns um die Nur bie Massen zu wiederholten Malen gegen die Koalition, gegen bie Bartei und seine opferwillige Tätigkeit in vollem Maße an. Regierung und gegen den Minister Grafen Julius Andrassy demon- weil absolut teine andere Möglichkeit vorhanden ist, daß in der striert. Vor dem Monumente wurde von dem Arbeitergesangbereine Konstanzer Sozialdemokratie der innere Friede wiederkehrt, fordert unter der Leitung des Chordirigenten Start die Marseillaise ge- das Schiedsgericht den Genoffen Krohn auf, die Leitung der Partei­fungen. Die Feftrede hielt Jakob Weltner, der die Bedeutung der gefchäfte für eine bestimmte Beit in andere Hände zu geben. Märgfeier für die Sozialdemokratie in schwungbollen Worten würdigte und einen herrlichen, mit blutroten Schleifen versehenen Kranz auf den Sodel des Monumentes niederlegte. Nach Absingung der Marseillaise zerstreute sich die Menge in größter Ordnung.

Aus der Partei.

Die oberrheinischen Genossen im Jahre 1906.

Das fozialdemokratische Agitationskomitee für die obere Rhein­probing hat für den zu Ostern zusammentretenden Bezirksparteitag des Gebiets den Bericht über seine Tätigkeit und die der Organi

Polizeiliches, Gerichtliches ufw.

Straffonto der Presse. Wegen angeblicher Beleidigung eines Bergwerksdirektors wurde der Genosse Schubert vom Sächsi schen Volksblatt" au 8 midau zu 100 M. Geldstrafe ber­urteilt. Der Direktor hatte während der Wahlbewegung drei Berg arbeiter gemaßregelt, die nichts weiter berbrochen hatten, als baß fie sich außerhalb des Werkes lebhaft für die Wahl unseres Genossen Stolle intereffierten.

Welche Abzüge sind zulässig?

Den Kapitalisten sind durch die Einkommensteuernovelle eine Reihe Abzüge bei Berechnung ihres Einkommens gestattet, denen ähnliche Abzüge der Arbeitertlafie gegenüber nicht zur Seite stehen. Die wesentlichsten dieser neuen gesetzlichen Steuerprivilegien augunsten des Großkapitals und des Großgrund­beriges find folgende: Es sind fünftig abzugsfähig:

1. Die Beiträge zu öffentlichen Be- und Entwässe rungsverbänden sowie zur Unterhaltung von folchen Wasserläufen, für welche besondere Gesetze zur Verhütung von Hochwassergefahren erlaffen worden sind;

2. die von dem Grundeigentum, dem Gewerbebetrieb und dem Bergbau zu entrichtenden diretten Kommunalsteuern bis zur Höhe der staatlich beranlagten Grund, Gebäude und Gewerbesteuer. Bis zur gleichen Höhe werden in den Gutsbezirken die realen Kommunalsteuern und die neben ihnen bestehenden Guts Iaft en als abzugsfähige Werbungskosten angesehen: Die Gutslasten kommen dabei mit 30 Broz. der staatlich veranlagten Grund-, Gebäude und Gewerbesteuer auch dann in Abjaß, wenn die Gutslasten erheb lich niedriger sind;

3. die Beiträge zu den Berufstammern, z. B. die an eine Landwirtschafts-, Handels-, Handwerks, Aerzte-, Anwalts-, Apothekerkammer zu zahlenden Beiträge( nicht aber die an Gewerkschaften oder Arbeitervereine zu entrichtenden Beiträge);

4. die auf Kirchenpatronats Berpflichtungen beruhenden dauernden Lasten;

5. die auf Grund rechtlicher Verpflichtung vom Steuerpflich tigen zur allmählichen Tilgung eines auf seinem Grund­besiz haftenden Schuldtapitals zu entrichtenden Be­träge, soweit sie 1 Prozent des Sapitals und den Betrag von 600 mart jährlich nicht übersteigen;

6. für die Befizer von Waldstücken, welche nicht nach einem forftmäßigen Blane bewirtschaftet werden, trifft§ 12 des Einkommensteuergeseßes das neue Privilegium, daß die Ergebnisse von Abtrieben aus diesen Waldstücken als steuerpflichtiges Ein­tommen nicht anzurechnen sind, wenn und soweit dieselben sich in einem Jahre auf mehr als den zehnten Teil des Wertes des vor­handenen Holzes erstrecken.

Neben diesen insbesondere dem Großgrundbesizer zugute fommenden neuen Geschenken ist die Zulässigkeit der bereits früher für zulässig erklärten Abzüge aufrechterhalten. Dahin gehören zum Beispiel die Deichlasten, die indirekten zu den Geschäftsuntosten zu rechnenden Abgaben, die regelmäßigen jährlichen Absezungen für Ab­n uzung der Gebäude, Maschinen und des sonstigen toten Inventars.

Aehnliche Abzüge zugunsten des Arbeiters bestehen nicht. Dem Arbeiter sind nach wie vor Abzüge für die zur Erhaltung seiner Arbeitskraft gemachten Aufwendungen nicht gestattet: er tann weder für Lebensunterhalt, noch für Be­leibung, noch für Miete Abzüge machen. Für die Abzüge, die er vom Einkommen machen darf, gelten nur folgende allgemeine Be­stimmungen. Es sind abzugsfähig:

1. die von dem Steuerpflichtigen zu zahlenden Schulden­ainsen; 2. Renten und dauernde Lasten, die auf Privatrechtstiteln ( z. B. Vertrag, Verschreibung, legtwilliger Verfügung) beruhen; 3. die von den Steuerpflichtigen für seine Person gesetz- oder bertragsmäßig zu entrichtenden Beiträge zu Kranten, Unfall, Alters- und Invalidenversicherungs-, Witwen, Waisen und Pensionstassen, soweit diese Beiträge zusammen die Höhe von 600 m. nicht übersteigen;

4. Versicherungsprämien, welche für Versicherung des Steuerpflichtigen oder eines nicht selbständig zu beranlagenden Haushaltungsangehörigen auf den Todes oder Lebensfall gezahlt werden, soweit die Prämien den Betrag von 600 Mart jährlich nicht übersteigen.

In Betracht kommt für den Arbeiter noch folgende durch die Nobelle erweiterte Vorschrift des§ 19 augunsten solcher Steuer­