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er sie dem Tolle vorträgt, dann lönnen fie die Lächer« lichleit auslösen, die im öffentlichen Leven tötet. Oder werden sie mißbraucht, um der Hörer Ohr schmeichelnd zu täuschen, trägt ein schellenlauter Tor sie vor, dann hinab von der Tribüne mit den Schwätzern I Wie die bei besonderen Anläflen, unter besonderen Umständen gegebenen feierlichen Erklärungen zu bewerten find, das hat die Oeffentlichkeit zu entscheiden. Und die bürgerliche radikale Frauenbewegung hat sich zu einer Tat aufgeraff» oder sich der Lächerlichkeit, wenn nicht Schlimmerem preisgegeben. Entweder zwingt sie den Liberalismus, grundsätzlich und konsequent die Forderung des allgenieinen, gleichen und ge« Heimen Wahlrechts für die Frauen zu allen Vertreterkörpern zu aufzunehmen, oder die bürgerlichen Frauen müssen dem Liberalismus den Krieg erklären. Außerdem gibt eS ein Drittes I Es geschieht weder das eine noch das andere die bürgerliche radikale Frauen- bewegung entpuppt sich als ein Haufen schwafelnder, mit des Volkes Interessen spielender Damen, die allen Mutes bar, ihre Ueberzeugung opfern, sicher andere, vielleicht auch sich selbst betrügen. Wir hoffen, das Erfreuliche wird Ereignis. Dann aber laßt uns schleunigst Taten sehen! Wir berichteten bereits kurz über den Verlauf der am Montag- abend in den Jqdustriesälen stattgefundenen Versammlung. Sie war einberufen vom sozialliberalen Berein. Zunächst sprach Doktor Breitscheid einige einleitende Worte. Das Thema, das darauf Dr. Anita Augspurg behandelte, lautete:Was erwarten die Frauen vom Liberalismus?" Die Referentin umschrieb die bekannten Forderungen der radikalen bürgerlichen Frauen und schloß sinngemäß mit folgenden Worten: In allen diesen Fragen und vor allem in der Kardinalfrage deö Stimmrechts setzen die Frauen ihre Zuversicht auf den Liberalismus und verlangen nunmehr eine definitive Zu- oder Ab- sage. Der Liberalismus muß die Forderung des Frauenwahl- rechtes in sein, Programm aufnehmen; versagt er, dann werden die Frauen die Konsequenzen daraus ziehen!!--- Die Bedeutung dieser programmatischen Forderung kann nicht mißverstanden werden. Entweder der Liberalismus erklärt sich grund- sätzlich für das Frauenwahlrecht und nimmt in der Kommune, im Reichstage, im Abgeordnetenhause, in der öffentlichen Agitation, kurzum überall auf parlamentarischen und außerparlamentarischen Gebieten praktisch den Kampf für Erringung des aktiven und passiven Frauenivahlrcchts auf, oder aber zwischen ihm und der radikalen Frauenbewegung ist das Tischtuch zerschnitten. Es ist nicht an- zunehmen, daß Dr. Anita Augspurg nur unverbindlich, rein persön« lich gesprochen hat. Die ganze Veranstaltung schließt eine solche Möglichkeit aus. Dr. Anita AugSpurg sprach im Namen der bürger- lichen Krauen und Widerspruch ist ihr nicht begegnet, Aber eine offizielle Antwort auf ihre offene Anfrage und Auf- fordenmg steht noch aus. Dr. Broitscheid und v. Gerlach traten persönlich den Forderungen der Referentin zustimmend bei, andere Liberale* fanden kaum mehr als Hohn und Spott für die ganze Frauenbewegung. Ein Herr Groß erklärte die Frau für politisch unreif, höchstens könnte man sich im Prinzip für das Frauen- stimmrecht erklären, weiter aber nichts. Direktor Willner wies eS weit ab. daß Liberalismus und die Forderungen der Frauen etwas miteinander zu tun hätten. Das war eine glatte Absage. Es liegt uns aber selbstverständlich fem, etwa diese Auslassungen als bindend für die bürgerlichen Frauen bewerten zu wollen. Kein Redner hat als Vertreter oder im Auftrags einer Partei gesprochen._ Soll daher die ganze Veranstaltung nicht als ein'sehr unan« gebrachter Aprilscherz erscheinen, den die Damen sich erlaubten, oder gar als eine berechnete Komödie, dann müssen die Frauenrechtlerinnen eine Antwort auf ihr Ultimatum offiziell von den in Betracht kominenden Parteileitungen einfordem. Und wir nehmen an, daß eS umgehend geschieht. MitMißbehagen* wäre das Gefühl, das die Unterlassung dieser Konsequenz auslösen müßte, nur ganz entfemt angedeutet. Vorläufig halten wir uns noch gefaßt auf eine der beiden Ueber- raschungen, daß entweder der Liberalismus bedingungslos für die Forderungen der Frauen sich erklärt, zur Erhöhung der Glückseligkeit der jungen liberal-konscrvativen Ehe, oder aber daß der Liberalismus die Paarung mit der Frauenrechtlerei ablehnt und die bürgerlichen Frauen die Konsequenzen ziehen-- oder auch nicht ziehen. Man wird ja sehen.____ GewcHtfcbaftUcbc� Schwerste Strafe dem, der einen anderen au freiwilliger Arbeit hindert! Vor uns liegt eine schwarze L i st e, die soeben in Rheinland-Westfalen verbreitet wird« und die so ausschaut: Vertraulich! Liste 1. Arvritgeberverband für das Maler- und Anstreicher-«. Gewerbe für Duisburg und Umgegend. Liste der in Duisburg ausgesperrten Grhülfea. Wir ersuchen dringend unter keine» Umständen unter Hinweis auf unsere Statuten, keinen von diesen Gehülfrn einzustellen und bereits eingestellte wieder sofort zu entlaffea. Die letzte Hälfte dieses Satzes ist auch im Original fett gedruckt. Dann folgen die Namen von 219 aus- gesperrten Gehülfen, meistens mit Geburtsort und Geburtsdatum verschön. Ueber die scheußliche Mißhandlung, die die Herren Arbeitgeberverbändler da an der deutschen Grammatik vollziehen, sei der Mantel der Nachsicht gedeckt. Im übrigen aber verrät die schwarze Liste wieder jenen brutalen TerroriSmus eines pfennigflichsenden AuSbeutertums, den, wenn sie ihn den organisierten Arbeitern andichten, die bürgerlichen Blätter so scharf zu tadeln und den unter Umständen die Staatsanwälte so gewissenhaft zu ver- folgen verstehen. Die Handlungsweise des Duisburger Arbeit- geberverbandes ist um so' perfider, weil es sich nicht mal um streikende, sondern um von ihnen selbst ausgesperrte Gehülfen handelt!_ Berlin und Umgegend* Achtung, Metallarbeiter! MS Delegierte zur Generalversammlung in München sind folgende Kollegen und Kolleginnen gewählt: Bahn, Behrend, Fritz Carl, Cohen, Dietrich. Dräger, Etvald, Gertrud Fell. Fellenberg. Fickweiler, Fink, Franke. Gaßmann, Gebert, Margarete Grabow, Grave. Gries. Gundlach, Gurtschke, Gutsche. Hartmanu, Heinemaim, Henning, Heimann, HochhänSler, Auguste Kadei. Karpenkiel, Körsten, Lubatsch, Menz, Hermann Müller (Dreher), Nerlich, Nöske, Rondke, Scheck, Sellrich, Stobsack, Weitzel, Wuschick. Deutscher Aiewllarbeiter-Verband.(Ortsverwaltung Berlin .) Achtung, Bauklempner! Rachfolgende Bauten der Firma Schmidt, Charlottenburg . Gutenbergstratze 8, sind gesperrt: Bau Baumgart. Charlottenburg . Kamerunerstraße 8, Bau Michalewsky, Tauroggenerstraße, Bau Jndler. Wilmersdorf , Mecklenburgische Straße. Ecke Auenstraße, und Hovpe, Wilmersdorf , Augustastrage. Die Ortsverwaltung. Ardeiter! Parteigenosse»! Die organisierten Friseurgehülfen haben bei ihren Bewegungen die Kardinalforderung. Freigabe der drei zweiten Feiertage, erreicht. Hierdurch ist eS den Kollegen gelungen, drei freie Tage im Jahre in Anspruch zu nehmen. Die Organisation richtet deshalb das Er» suchen an die Parteigenossen, die Barbier« und Friseurgeschäste am 2. Osterfeiertage nicht zu frequentieren. Die Mitglieder des Zentralverbandes der Friseurgehülfen haben sich zwecks Kontrolle am 2. Osterfeiertag im Bureau Nofenthaler« straße 57 in der Zeit von 811 Uhr zu melden. Andernfalls findet der§ 15 des Statuts Anwendung. Verband der Friseurgehülfen. Friedrichshagen . Am 31. d. M. läuft der im Jahre 19O5 ab« geschlossene Tarifvertrag der Friseurgehülfen ab. Diese haben daher ihren Arbeitgebern neue Forderungen unterbreitet. Sie fordern unter anderem: Ohne Kost und Logis wöchentlich 20 M. Lohn, halbe Kost ohne Logis wöchentlich 15 M.. für Aushülfe am Sonn- abend von 2 Uhr mittags bis 10 Uhr abends und Sonntag von 72 Uhr ohne Kost 8,50 M., für Aushülfe an Wochentagen ohne Kost 4 M., Aushülfe für halbe Wochentage 2,50 M. Die Arbeitszeit soll vom 1. April bis 30. September dauern von 7 Uhr früh bis S Uhr abends, mit 1 Stunde Mittagspause, vom 1. Oktober bis 31. März von 71/3 Uhr früh bis 9 Uhr abends, mit 1 Stunde Mittagspause. An Sonnabenden und 4>en Tagen vor den Feiertagen bis 10 Uhr abends. Ferner fordern die Gehülfen Freigabe der drei 2. Feier- tage, Anerkennung der Organisation und des kostenlosen Arbeits- Nachweises. Einer von den Arbeitgebern glaubt es nun notwendig zu haben, von einem seiner Kollgeu zum anderen zu laufen, diese auffordernd, die neuen Forderungen nicht zu bewilligen. Dieses kann natürlich die Gchülfen nicht abhalten, zusammen mit der organisierten Arbeiterschaft an ihren aufgestellten Forderunge» fest­zuhalten und diese auch zu erkämpfen. Deutfches Reich. Zur Aussperrung der Hamburger Schauerleute. Am Montagnachmittag ging es an der Wasserkante Hamburgs recht lebhaft her, indem die auf den Schiffen im Kuhlvärderhafen beschäftigten Engländer plötzlich dasWerk stoppten* und statt des Tagelohues von 7 M. den Lohn von 5 auf 7 M. haben sie sich ebenfalls durch Arbeitsverweigerung erzwungen einen solchen von 10 M. forderten. Als ihnen die Forderung abgeschlagen wurde, stellten sie definitiv die Arbeit ein und gerieten unter sich in recht lebhafte Auseinandersetzungen, die, wie üblich, in einen Faust kämpf ausarteten, so daß zahlreiche Polizisten intervenieren mußten. Diese streikenden Englishmens wurden am Dienstagvornuttag mit dem DampferPoseidon" nach England zurückbefördert. An den englischen Streikbrechern haben die Ballin und Genossen wenig Freude; die auf dem DampferAnchovis" logierenden 600 Engländer weigerten sich am Dienstagmorgen, an die Arbeit zu gehen und verlangten an Land be- fördert zu werden. Die Leute schickten einige Mann an Land, die erklärten, daß sie und ihre Landsleute auf derAnchoria* unter keinen Umständen weiter arbeiten würden. Der DampferBlankenese ", auf dem die die Arbeit verweigernden Engländer zunächst gebracht werden, ist schon wieder überfüllt. Die nack Hamburg gebrachten deutschen Arbeitswilligen werden, wie schon mitgeteilt, wie Gefangene gehalten, ohne daß die Polizei gegen Ballin und Konsorten einschreitet. Dagegen schreiten die Polizisten sofort gegen die Posten der Ausgesperrten ein, wenn diese sich mit den unter schwindelhaften Angaben nach Ham- bürg gelockten Mecklenburgern, Rheinländern usw. in Verbindung setzen wollen. Die Posten werden zwecks Aufnahme der Personalien auf die Wache fistiert und die Arbeitswilligen an den Hafen zurück- befördert. Vor jedem Bezirkslokal der Ausgesperrten halten sich Polizisten auf, die mit Argusaugen die ausgesperrten Schauerleute bewachen. Soarbeiten" die Herren im Hamburger Hasen im Bunde mit polizeilichen Organen gegen die brutalisierten Schauerleute l Gegen die englischen Arbeitswilligen geht die Polizei sehr schonend vor. weil man mit den englischen Behörden nicht gern kollidieren möchte, während mit den deutschen Arbeitswilligen ganz anders umgesprungen wird. Verweigern die Engländer die Arbeit, so wendet man gegen sie keine ZwangSmaßregekn an, dagegen sind die deutschen Arbeilsverweigerer ganz schutzlos. Den Leuten ist von denBallin- schen Menschenhändlern vorgelogen worden, sie sollten an den Hafen - bauten beschäftigt werden; als man sie auf die Schiffe schleppte, protestierte ein großer Teil, worauf ihnen die Papiere vorenthalten und ihnen gesagt wurde, sie könnten sehen, wie sie nach Hause kämen. Das ist dieFreiheit im Staate mit den vollendeisten Rechts« garantien*. Ein Streikbrechertransport aus dem Rheinland ist auf der Reise nach Hamburg von 450 auf 70 Piann zusammen- geschrumpft. In seiner Sckarfmacherepistel erklärte Ballin. in einigen Tagen werde die Hafenkalamität beseitigt sein und der Betrieb sich in geregelten Bahnen befinden. Wie es mit dem geregelten Betriebe aussieht, davon zeugt die Tatsache, daß man nicht mehr weiß, wo die Dampfer und Segler befestigt werden sollen. Die Zahl der großen Dampfer ist abermals gestiegen. Es sind jetzt schon 269 große Dampfer im Hafen, so daß dieselben gar keinen Platz mehr finden. Außerdem werden 58 große und 25 kleine Segler gezählt. Die Reeder behaupten in der bürgerlichen Presse, sie hätten bereits 5000 Arbeitswillige, während nach der amtlichen Liste nur etwas über 3000 in Hamburg find, davon 2500 Engländer. Dann haben die Reeder an den Hamburger Senat einen Antrag gestellt, sie wollen auf der Elbinsel Waltershof Hafenarbeiter- Wohnungen errichten, wo die deutschen Arbeitswilligen, die sich fest verpflichten, untergebracht, also völlig isoliert gehalten werden. Das sind alles Vorkehrungen, die beweisen, daß an eine regelrechte Hafenarbeit nicht gedacht werden kann. Eine allgemeine Aussperrung der organisierten Gehülfen wollen die rheinisch-westfälischon Unternehmer im Maler» und An- streichergewerbe vornehmen. In verschiedenen Städten des Rheinlandes sind die Gehnlfen in eine Lohnbewegung eingetreten; sie verlangen den Teuerungsverhältnissen entsprechend eine kleine Lohnerhöhung und auch hier und dort eine ArbeitSverkürzung. Eine Einigung hat in mehreren Orten schon stattgefunden, doch nehmen die Kampfe an anderen Stellen, z. B. in Krefeld einen ernsteren Charakter an; die Vertreter der Innungen und des Arbeitgebe-verbandeS des in Betracht kommenden Gewerbes sind nun in Düsseldorf zusammeugewesen und haben einen Kriegsplan entworfen. Danach haben die Ortsverbände überall Tarife auszu- arbeiien und den Gehülfen vorzulegen. Die Anerkennung des Tarifs resp. die Unterschrift desselben seitens der Gehnlfenschaft Hot bis zum 30. März zu erfolgen. Wird auch nur in einem einzigen Bezirk die Unterschrift verweigert, so sollen am Mittwoch, den 3. April, sämtliche organisierte Gehülfen in Rheinland und Westfalen aus- gesperrt werden. Der Tarif soll unter anderm folgenden PassuS enthalten: Dieser Tarif tritt am 1. April 1007 in Kraft und endet am 31. Dezember 1903. Er läuft stillschweigend auf ein Kalenderjahr weiter, wenn nicht von der einen oder anderen Seite mindestens 6 Monate vorher eine Kündigung erfolgt. Geschieht die Kündigung von der einen oder anderen Seite mit der deutlich erkennbaren Absicht, ein einHeiilicheeS Vorgehen durch die Hauptleitung zu vereiteln, so wird die Kündigung um acht Tage verlängert, d. h. vom 80. Juni 1903 bis 8. Juli 1908. Die Kündigung ist an die Geschäftsstelle des Haupt« Verbandes. Barmen, Neuerweg 1. zu richten. Dieser Vertrag tritt sofort außerKraft und ist als nichtig anzusehen, wenn in einem Arbeit- aeber»Verband, der mit dem unterzeichneten »rbsitgeber- Verband« im Kartellverhältnis steht, von selten der Gehülfea«tn Tarlfvruch begangen werden sollte." Daß die Gehülfen einen Tarif, der solche rigorose Bedingungen enthält, nicht akzeptieren können, liegt auf der Hand. Treibt der Größenwahn die Unternehmer nun trotzdem zur Aussperrung, so können sie sich auf einen erbitterten Kampf gefaßt machen. Die angedrohte Textilarbeiteraussperrung in M.-Gladbach findet nicht statt. Die Streikenden haben nämlich bei der Firma Josten die Arbeit schon aufgenommen und wurden die Kündigungen darauf- hin zurückgezogen. Eine Einigung fand auf folgender Basis statt: 5 Prozent Lohnerhöhung, Zeitlohn bei Verarbeitung von schlechtem Matena!. Maßregelungen finden nicht statt. Die Streikenden hatten eine Lohnerböhung von 10 Prozent gefordert; doch war nicht mehr als oben mitgeteilt zu erzielen. Ausland« Werstarbeiter-Streik. 1200 Arbeiter der SchiffswerftLa France * in Dünkirchen find wegen verweigerter Lohnerhöhung in den Ausstand getreten. Der Schneiderinncnstreik in Wie» ist beendet. Am Dienstag nachmittag wurden Verhandlungen abgehalten zwischen den beiden Lohnkomilees der Damenschneider. Es kam zu einer Annäherung, da die Arbeitgeber sich zu Zugeständnissen verstanden. Die Vor- schlüge wurden gestern der Vollversammlung der streikenden Damen- schneiderinnen vorgelegt. Heute dürfte mit der Arbeit begonnen werden. Ein neuer Tarifvertrag für die norwegischen Metallinbustrielle» scheint jetzt gesichert, zu sein. Ende porigen Jahres lagen die Verhältnisse so, daß man zum Frühjahr einen allgemeinen Kampf erwarten konnte. Dann wurden jedoch Verhandlungen gepflogen, die nun im Laufe der vorigen Woche, soweit die Eisen- und Metall- arbeiter in Betracht kommen, zu einem Uebereinkommen zwischen den Vertretern der Parteien führten, das wahrscheinlich auch die Zustimmung der Mitglieder finden wird. Das Uebereinkommen soll über das ganze Reich gelten. Die verschiedenen Orte sind in Minimallohnklassen eingeteilt. Die Löhne sowohl der Gehülfen und Hülfsarbeiter, wie die der Arbeiterinnen und die der Lehr- linge werden erhöht. Die Arbeitszeit soll in keiner Werkstatt 57 Stunden wöchentlich überschreiten. Ueberstunden dürfen inner- halb 4 Wochen nicht mehr als 30 geleistet werden, und sie müssen mit 25 bis 100 Proz. Zuschlag bezahlt werden. Besondere Verhandlungen mit den Verbänden, die, abgesehen von dem Metallarbeiterverband, in der Metallindustrie beschäftigte Mitglieder haben, stehen noch bevor. Ein Riesennusstand der amerikanischen Eisenbahner. Die Leiter der westlichen Eisenbahnen scheinen ebenso entschlossen gegen die Bewilligung eines zwölfprozentigcn Lohnzuschlags zu sein, wie die Angestellten ihn forden?. Da das Ultimatum der Streikenden nur noch wenige Tage für eine Entscheidung Zeit läßt, befürchtet man, daß der ganze Westen binnen kurzem sich inmitten eines riefen- haften EisenbahnerauSstandeS befinden wird. Die Bahnleiter sandten Depeschen an Pierpont Morgan , Harriman und Hill, in denen sie dieselben auffordern, ihren Einfluß aufzubieten, mn den Streit ab- zuwenden. Vermischtes. Die Jnteressenharmonie zwischen Arbeitgeber«nd Arbeit- nehmer wird trefflich illustriert durch die Praktiken der Weltfirma Philipp Holzmann u. Co., die bei der Hafenerweiterung in Wilhelms- Häven die Erd- und Taucherglockenarbeiten ausführt. Die Nach- läffitzkeit in bezug auf gesundheitlichen Schutz der Taucherglocken- arbeiter ist so groß, daß ffch sogar schon Werftbeamten unwillig über die Arbeiterschindere? der Firma aufgehalten haben. Sie läßt nämlich die Erdarbeiter 8 Stunden, meistens noch länger. ununterbrochen in den Taucherglocken arbeiten, obwohl bei hohem Atmosphärendruck nur 3, bei niedrigem höchstens 6 Stunden un- unterbrochen in komprimierter Luft gearbeitet werden darf. Die Maurer'und Zimmerleute arbeiten sogar 12 Stunden ununter- brachen in den Taucherglocken, ja die Zimmerleute haben schon wiederholt 24 Stunden ununterbrochen in komprimierter Luft arbeiten müssen. Dem Aufenthalt in Uebergangsräumen, in denen sich die Arbeiter an die Luftveränderung allmählich gewöhnen sollen, wird kaum Beachtung geschenkt. Die Treiberei ist so groß, daß die Leute oft fast unmittelbar auS der atmosphärischen m die komprimierte Luft gebracht werden. ES kommt denn auch fast jeden Monat vor, daß Taucherglockenarbeiter am Herzschlag sterben, der offenbar durch das allzulange Arbeiten in Preßluft herbei- geführt worden ist. In vergangener Woche hat nun Wilhelmshaven , wie wir kurz meldeten, in dem Betriebe der Firma Holzmann ein kleines CourriöveS gehabt, daS vier Arbeitern das Leben kostete. Schon vor einigen Tagen hatte sich ein von der alten Taucherglocke an Land führendes Drahtseil um eine Boje geschlungen. Da die Firma die Arbeitskräfte so raffiniert aus- nutzt, daß sie niemand für unvorhergesehene Fälle frei hat, fanden sich erst Dienstag abend um 8 Uhr 4 Arbeiter, die Zeit zur Los- Wickelung des Taues von der Boje hatten. Eigentlich hätte diese gefährliche Arbeit nachts gar nicht vorgenommen werden dürfen. Die 4 Arbeiter fuhren in dem einzigen bei der Taucherglocke be- findlichen Boote an dem Drahtseil entlang, um eS so von der Boje abzuspannen. Plötzlich machte, wahrscheinlich infolge einer Be- wegung der Taucherglocke, das Drahtieil einen Ruck und schleuderte die Arbeiter aus dem Boote in das Wasser. DieS ereignete sich 100 Meter von dem Deck der Taucherglocke entfernt, auf dem sich 25 Betonarbeiter befanden, die machtlos zusehen mußten, wie ihre 4 Kameraden elendiglich ertranken, machtlos, weil ihnen kein Rettungsboot zur Verfügung stand. Auf dem geduldigen Papier gehören nämlich zur Taucherglocke 3 Boote. Eines von diesen ist vor etwa 10 Wochen untergegangen und nicht ersetzt worden. Das andere Boot ist den Tauchern zugewiesen worden, die eS nachts an ihrem jeweiligen Arbeitsplätze zurücklassen müssen. So war denn die Taucherglocke schon 10 Wochen lang ohne die vorschriftS- mäßigen Rettungsboote, und lediglich diese Nachlässigkeit trug die Schuld daran, daß die 4 Arbeiter ertrinken mußten, die bei dem Vorhandensein eines Rettungsbootes mit einem kalten Bade davon» gekommen wären. Bezeichnend ist es auch, daß erst um 3 Uhr nachts mit der Bergung der Leichen begonnen werden konnte, da vorher keine Arbeiter dafür freigemacht wurden. Als nun um 3 Uhr nachts 8 Betonarbeiter an die Bergung gingen, wurden 4 davon auf Befehl des Bauführers wieder auf die Taucherglocke zutückgeholt. Man könne der Ertrunkenen wegen, denen ja doch nicht mehr zu helfen fei, die Betonarbeiten nicht in» Stocken kommen lassen. Auch ein hübsches Beispiel von der Humanität und Arbeiterfreundlichkeit des Unternehmertums! giechs Menschen verbrannt! In Gehnsdorf vei Bunzlau brach beim Stellenbefitzer Beer eine Feüersbrunst aus, bei welcher die Ehefrau, vier Kinder und eine Magd umkamen. Wieder e'mr Explosion im Arsenal. An Bord deS im Arsenal liegenden Torpedobootes 147 ereignete sich, wie aus Cherbourg berichtet wird, eine Explosion, durch welche mehrere Personen schwer verletzt wurden. Wege» EiSgang de» Verkehr eingestellt. Amtlich wird aus Bromberg gemeldet, daß die Moskau - Kasaner Bahn die An« nähme sämtlicher Güter für Station Rischni-Nowgorod, die über den Fluß Oka zu befördern find, vom 25. März ab wegen Eisganges eingestellt hat. «allerftand am 27. Mär,. 616« bei«ulfig Meter, bei Dresden+ IM dp.- Elbe bei Magdeburg 4,20 Meter, steigt. Elbe bei Vtraupsurl, Meier. Oder bei Ralibor 3,11 Meter, steigt. O d« r bel Sreslau Oberpegel ,« Meter. Neißemündung 3,3»»«> Oder bei Brieg 3.36 Mm«.