Hua der Partei. Der Bildungsausschuß tichtet an die Empfänger non Fragebogen, die sie bisher noch nicht beantivortet und zurückgesendet haben, die Bitte, beides möglichst bald auszuführen, damit das Ergebnis der Enquete zusammen- ' gestellt werden kann. Das Bureau des Bildungsausschusses befindet sich Berlin , Lindenstr. 3, erster Hof, 4 Treppen(Fahrstuhl); es ist von 10 bis I Uhr geöffnet. Fernsprecher Amt 4, 10 170. Parteiliteratur.* „Der Sozialistentöter Bülow vor dem Deutschen Reichstage." Unter diesem Titel erschien soeben im Verlage der Buchhandlung Vorwärts, Berlin , als ti. Heft der„Sozialdemokratischen Agitations- Bibliothek" eine Broschüre, enthaltend die Reden der sozialdemo- tratischen Reichstagsabgeordneten Bebel, David und S i n z e r, sowie des Zcntrums'abgeordneten Gröber und des Reichskanzlers v. Bülow im vollen Wortlaut nach den stenographischen Berichten der Sitzungen vom L6. und 28. Februar und vom 1. und 4. März 1007, in denen über den ReichshauShaltetat verhandelt wurde. Es war eine gründliche Abrechnung unserer Parteigenossen mit dem Hottcntottcnblock des Reichskanzlers und seinen Wahlmachinationen. Das in den Reden beigebrachte Material wird eine wesentliche Unterstützung in der Agitation bilden. Die Verhandlungen haben daS lebhafteste Interesse erweckt. Die Herausgabe. der Broschüre erfolgt einem allgemeinen Wunsche der Genossen entsprechend. Der Preis der 136 Seiten starken Broschüre ist 25 Pf. Sie kann durch sämtliche Buchhandlungen und Kolportcure, gegen Einsendung von 30 Pf. auch direkt vom Verlag, Buchhandlung Vorwärts, Berlin , Lindenstr. 69, bezogen werden. Ten Parteiorganisationen diene zur Kenntnis, daß zur Massen- agitation von den Reden der Genossen Bebel, David und Singer Einzelausgaben erscheinen, die nur an die Organisationen abgegeben werden. Wegen Preisvereinbarung wende man sich an den Verlag. Tie Verhandlungen über die Interpellation wegen der Wahl- Machinationen des Reichslugcnvcrbandes, also die Reden der Ge- Nossen Fischer und Bebel, erscheinen in den nächsten Tagen ebenfalls in Broschürenform. Bestellungen erbittet die Buch- Handlung Vorwärts schon jetzt. Der Weg zum Licht. Ein Weckruf an die deutsche arbeitende Jugend. Von Max Peters. Mit einem Vorwort von Paul E ö h r e. Verlag Buchhandlung Vorwärts, Berlin . Preis 25 Pf. Der Verfasser der Aroschüre, selbst noch jugendlicher Arbeiter, ruft in warmen, für die Jugend äusserst verständlich geschriebenen Oßortcn die Jugend— Lehrlinge aller Stände, sowie die jugcnd- chen Arbeiter und Arbeiterinnen— auf, sich zu organisieren und ■ nzd) die Organisation zu befreien von Ausbeutung, Mißhandlung ind geistiger Bevormundung. Die Broschüre ist in erster Linie für die Jugendlichen geschrieben; doch auch für die Erwachsenen, die Interesse an der Befreiung der Arbeiterklasse von dem Joch der Unterdrückung haben. Blut und Eisen. Krieg und Kriegertum in alter und neuer Zeit von Hugo Schulz . Das unter diesem Titel als 3. Band Der„Kulturbildcr" erscheinende Liefcrungswerk ist nunmehr bis zum Heft 26 erschienen. Mit dem 25. Hefte schloß der erste Band des Werkes ab. Er kann jetzt auch in elegantem Original-Einband be zogen werden. In Leinen gebunden kostet der Band 7 M., in Halb- franz 8 M. Ganz besonders sei er Bibliotheken empfohlen. Das mit dem 26. Heft beginnende 13. Kapitel enthält Ab- Handlungen über: Die'Anfänge des Schießpulvers.— Das griechische Feuer und die Kunstfeuer der Araber. — Die Anfänge der Feuer- Waffen im Abcndlande.— Kanonen und Handfeuerwaffen.— Fran zösische und spanische Geschühtypen.— Die tolle Grete.— Fort schritte der Artillerie im 16. Jahrhundert.— Die Handhabung der Muskete.— Burgen und Festungen.— Normannische Donjons und spätere Ritterburgen.— Die mittelalterliche Stadtfestung.— Fortschritte des BefestigungswescnS im 15. Jahrhundert. Der Preis pro Heft beträgt 20 Pf. Die Hefte können noch von 1 an nachgeliefert werden. Bestellungen darauf nimmt jede Buch Handlung und jeder Kolporteur, ebenso auch der Verlag. Buch' Handlung Vorwärts. Berlin , entgegen. Vom Fortschritt der Presse. Die„Münchener Post" hat während deS Reichstagswahl - »ampfes ebenfalls einige tausend Abonnenten gewonnen und erscheint ab 1. April mindestens 12 Seiten stark täglich. Der Re- daktionsstab wurde um zwei Mitglteder vermehrt. Am 1. April rreten die Genossen MaxKratzsch und PaulKampffmeyer in die Redaktion ein.— Als Parteisekretär bringt der Ausschuß des sozialdemokratischen Vereins München den seitherigen Landtags- abgeorbiieten Franz Schmitt in Vorschlag. fragt die erschreckte Mariola:„Wo ist meine Tochter?" Aber niemand antwortet ihr.... Nachts gebärt Jelena unter schreck- lichen Qualen eine Missgeburt mit scheußlichem, froschähnlichem Schädel. Zwei Wochen weint sie ununterbrochen und fragt:„Wo ist mein Kind? Gebt mir mein Kind... mein hübsches, süsses Kindchen...." 2. Die Abrechnung. Bekümmert und sorgenvoll geht Iwan nach dem Herrenhaus. Er muß unbedingt den gnädigen Herrn selbst sprechen, noch einmal fragen, noch einmal bitten, er möchte ihm gnädigst die Augen öffnen, ichü er ären, wie es kommt, daß er noch immer nicht jene Summe vollständig abgezahlt hat, die er vor drei Jahren borgte. Damals gab ihm der gnädige Herr auf inständiges Bitten 20 Frank, damit er mit seiner Familie den Winter hindurch nicht vollständig zu ver- hungern brauchte. Er denkt daran, wieviel er gearbeitet, wieviel er gepflügt, gemäht, geschnitten hat. Wie ein Sklave hat er mit Frau und Tochter dem gnädigen Herrn gedient. Und waS hat er erreicht? Er kann nicht einmal die 2 Frank zur Beahlung der Steuern zusammen bekommen, und der Amtsdiener bringt ihm fort- während Strafzettel. Er rechnet wieder zusammen und wundert sich: er hat gar nicht mehr zu zahlen, sondern im Gegenteil: er hat zu bekommen. Und dennoch— als der gnädige Herr das Buch aufgeschlagen und nachgesehen bat, was dort geschrieben stand, kam etwas ganz anderes heraus. Auch heute morgen wieder. Iwan hat noch 1ü Dessjätinen zu ackern, 1 Dessjätine zu besäen und 30 Tage zu mähen.—„Na, wie stehts? Hast Dich jetzt überzeugt, Jioan?"—„Ja, gnädiger Herr."—„Also ist es richtig?"— ,. Richtig, gnädiger Herr." Aber als Iwan nach Hause kommt und wieder zusammenzählt— Wunderbarl Wo hat er nur seinen Kopf gehabt?— ist es falsch. „Geh' noch einmal hin und sei vernünftiger... Denk' an nichts anderes. Das kann doch nicht mit richtigen Dingen zugehen! Wir sind keine Trunkenbolde, wir essen so wenig, wir haben nur ein Kind— wo bleibt unser Geld?... Bedenke: morgen ist der letzte Termin, die Steuern zu bezahlen, und wir haben keinen Pfennig mehr im Hause; man wird alles, alles verkaufen, selbst die Asche aus dem Ofen. Die arme Dumana ist schon ganz aus- getrocknet: nur noch Haut und Knochen. Ich lveiss wirklich nicht, ivas aus uns werden soll!" Iwan würde nicht zum dritten Mal nach dem Herrenhaus gehen, wenn seine Frau nicht immer und immer diese oder ähnliche Worte wiederholen würde. Draußen ist der erste Schnee gefallen. Das ganze Dorf scheint in S. las versunken. Nur aus dem Tal hört man noch das klag- lichs Brüllen der Kühe. Ach, laß werden, was will~ ich gehl denkt t Das Parteiunternehmen in Nürnberg wird bald einer vollständigen Umgestaltung entgegengehen. Infolge des er- freulichen Aufschwungs, den das Unternehmen in der letzten Zeit genommen hat, werden die bisherigen gemieteten Räume zu eng, so daß sich schon längst das Bevürfnis nach einem eigenen Heim geltend gemacht hat, dessen Befriedigung jetzt in greifbare Nähe ge- rückt ist. Dieser Tage wurden drei Häuser in der Brcitengasse, im Zentrum der Stadt, erworben. Sie sollen abgebrochen werden, um einem, allen modernen Anforderungen entsprechenden Neubau Platz zu machen, der spätestens im Juli 1908 bezogen werden soll. Mit dem Einzug ins neue Heim wird auch eine vollkommene technische Umgestaltung der„Fränkischen Tagespost" und ihrer Kopfblätter eintreten. Die Mannheimer „Volks stimme" hat jetzt eine Auf läge von 16 0 0 0 Exemplaren überschritten und damit die Abonnentenzahl aller Mannheimer wie überhaupt aller Blätter deS badischcn Unterlandes überholt. Der„Volksfreund" zu Braunschweig zählt jetzt 10 2 71 Abonnenten._ Von den Organisationen. Die Zahl der organisierten Partei genossen im Frankfurter Wahlkreise stieg am Jahresschluß über 4 0 00 und hat jetzt bereits die Ziffer 5 0 00 überschritten. Gewalt geht vor Recht. Bon dem reaktionärsten aller Wahb gesetze, dem Zehnstimmengemeindewahlrecht in Sachsen-Meiningen wird der M a g d e b u r g'e r„ V o l k s sti m m e" berichtet: Das Gesetz, bei dem nur der Geldsack, aber nicht die Person entscheidet, wird bei der Bevölkerung immer verhaßter. Am Mittwoch fand in S a a l f e l d a. S. die Gemeinderatswahl statt, sie kam aber nicht zustande, da nicht die gesetzlich vorgeschriebene Hälfte der Wahl berechtigten erschienen war; von 2317 Bürgern stimmten nur 774 ab. Die Stimmenverhältnisse liegen aber gerade auch in Saalfeld derart, daß sie die Ungerechtigkeit des heutigen Wahl- systems aufs schärfste zeigen. 1760 Bürger gleich 76 Prozent der Wählerschaft mit 1—3 Stimmen können, selbst wenn alle in diese Klassen Eingetragenen nur eine Liste wählen würden, nur 3022 Sriimnen aufbringen, während die übrigen 557 Vier- bis Zehn Stimmenmänner 3434 Summen abzugeben vermögen. Angesichts dieser Sachlage, die die minderbemittelten Bevölkerungsschichten in Kommunalangelegenheiten völlig rechtlos macht, hat unsere Partei Stimmenthaltung proklamiert für diejenigen, die sich durch das herrschende plutokratische Wahlgesetz nicht zuin Stimmvieh degradieren lassen wollen. Vor drei Jahren kam die Wahl im ersten Wahlgang mit 24 Stimmeir Majorität zustande. Bei der zweiten Wahl, an der jeder Bürger bei Vermeidung einer Strafe von 3 M. teilnehmen »ülß, geben unsere Genossen Stimmzettel ab mit der Aufschrift: „Gewalt geht vor Recht I" polireilickes, OenebtUebes ufw. DaS„geistige Eigentum" eines OberscharfmacherS. Man schreibt uns aus Halle a. S.: Bekanntlich wurde der Genosse Mollen b u h r vom„V o l k s b l a t t für Halle" zu 600 M. Geld- st r a f e verurteilt, weil er eine von dem Vorsitzenden des Arbeit' gcberverbandcs L u m m c r t in Hamburg im trauten Zirkel hiesiger Maurermeister und Bauinteressentcn gcbaltene Rede abgedruckt hat. Lummert hatte in scharfmacherischer Weise die Aussperrung der Arbeiter empfohlen und seinen Vortrag nach dem Manuskript ge- halten, das ihm von dem Sekretär des Arbeitgeberverbandes für das Baugewerbe, Bemersdorff, geliefert worden war. Das Reichsgericht hob das Urrcil nach eingelegter Revision auf und ver. wies die Sache an die Vorinstanz zurück. In den nunmehr schrifk lieh vorliegenden recht interessanten Gründen wird dem Lummert das geistige Eigentumsrecht abgesprochen. Es heißt da u. a.: Berechtigt zum Strafantrag ist nur der Verletzte. (Bemersdorff— in dieser Beziehung ist aber Verjährung ein getreten, da der Artikel am 14. Juni v. I. erschien«» ist.) Urheber des zu schützenden Werkes ist derjenige, dessem Denken das Werk entsprungen ist, also nicht derjenige, der nach Diktat eines anderen oder nach dessen Angaben schreibt oder spricht. Als Urheber eines Vortrages kann auch nicht derjenige angeschen werden, der lediglich das, was dem Denken eines anderen entsprungen ist und von diesem zu Papier gebracht worden ist, auswendig lernt und vorträgt. Das Manuskript hatte nicht Lummert, sondern der Sekretär des Arbcitgeberverbandcs angefertigt. Demnach sei der Vortrag nicht geistiges Erzeugnis des Lummert. Erneute Verhandlung für die Sache ist zum 14. April an- beraumt worden. Das ist ein Sonntag. Wir nehmen an, es liegt nur ein Schreibfehler vor; denn so viel scheint das„geistige Eigen tum" des Herrn Lummert denn doch nicht wert zu sein, daß die Landrichter in Halle deshalb einen freien Sonntag ans Bein binden. Kampf gegen Kindergärten. Die konservativ-liberale Paarung zeitigt auf dem Gebiete der Mißhandlung der Rechte der Kinder auf Ausbildung ihrer körperlichen und geistigen Fähigkeiten Wechselbälge von so unholder Form, wie sie nicht einmal zur Zeit der preußischen Reaktion in den öOer Jahren geduldet wurden. Der Verein„Freier K i n d e r g a r t e n" hat sich, wie unseren Lesern erinnerlich sein wird, vor einem Jahre gebildet. Er besteht aus Freunden der Kinderwelt und der Iwan und betritt, die Mütze in den Händen drehend, das Herren haus.—„Na, was willst Du schon wieder?" fragt der Bojar.— „Ich... sehen Sie, gnädiger Herr... immer noch wegen der Abrechnung...." Iwan verstummt und starrt /hartnäckig in die Mütze. Der strenge, finstere Blick deS Bojaren verwirrt ihn. „Was? WaS faselst Du da? Ich verstehe Dich nicht..." „Entschuldigen Sie, gnädiger Herr... Nur... wir können nicht lesen, nicht schreiben... verstehen.nicht, was in den Büchern steht... Tun Sie ein gutes Werk und zählen Sie noch einmal zusammen, weil diese Rechnung... nämlich... hm... ich bin ein armer Mensch... und vor Gott ist es Sünde..."—„So? Meinst Du?... Gut!" Der Bojar steht auf und zieht böse die Klingelschnur über seinem Kopf. Erschreckt kommt ein Diener gelausen.—„Der Inspektor soll kommen!" Die Hände in die Taschen gesteckt, beginnt der Bojar böse im Zimmer auf» und abzugehen. Mit gesenkten Blicken dreht Iwan die Mütze in den Händen und rechnet in Gedanken aus, wieviel er für geleistete Arbeit zu bekommen hat. Eine schwere, quälende Stille herrscht im Zimmer. Auf der Schwelle zeigt sich die große Gestalt des Inspektors. „Hörst Du? Er meint, die Abrechnung stimmt nicht.... Führe ihn ins Kontor und rechne dort mit ihm zusammen!" Mit dem Kopf nickend, gibt der Inspektor dem ungläubigen Iwan ein Zeichen, ihm zu folgen. Im Kontor angekommen, fragt er finster:„Also, was willst Du?"— Aber die Antwort wartet er nicht ab: im nämlichen Augenblick schlägt er Iwan so heftig ins Gesicht, daß ihm das Blut aus Mund und Nase flieht. Einige Minuten später stößt man ihn vom Hof herunter und wirft ihm die Mütze nach.— Wie ein Trunkener taumelnd, barhäuptig, mit zerzausten Haaren und blutbesudelten Kleidern geht Iwan, anfäng- lich in der Richtung zum Dorfältesten, kehrt dann um und wankt nach Hause. „Was ist mit Dir geschehen, Iwan?"—„Ach, Frau! Siehst Du, so ist... die Abrechnung beim gnädigen Herrn.... Gott träfe ihn!" Es wird dunkel. Beim Licht einer trüben Lampe sitzen sie um ein Tischchen. Auf ihren bleichen Gesichtern, in ihren erloschenen Augen liegt ein Ausdruck stummer Verzweiflung. Sie fürchten einander anzusehen. Die Frau schneidet ein altbackenes Stückchen Brot in drei Teile. Auf dem Tisch in einer Schale steht etwa? Mais, aber niemand rührt �es an, niemand spricht ein Wort. Klagend heult der Wind im Schornstein, die Fensterläden klappern. Aus dem Hose brüllt die hungrige Kuh. Vor der Tür heult der Hund. geistigen Freiheit und bezweckt die Errichtung von Kindergärten auf dem Boden moderner Pädagogik und unter Fernhaltung jeder politischen und religiösen Beeinflussung sowie die Verbreitung des Interesses für Kinder- erziehung in weiteren Kreisen. Der erste, vor 11 Monaten eröffnete Kindergarten erfreute sich neben wachsender Anteilnahme der Arbeiterkrcise auch steigender Auf- merksamkeit und Anerkennung in Fachkreisen selbst des Aus- landes. Zugleich wurde ihm die Ehre zuteil, in Blättern vom Schlage des„Reichsboten" und der„Täglichen Rund- schau" Gegenstand fortgesetzter Denunziationen wegen angeb- licher sozialdemokratischer Beeinflussung der Kinder zu werden. Dies Preßgesinde darf sich eines Erfolges seiner kultur- und kinderfeindlichen Bestrebungen rühmen: Am 28. März wurde der Leiterin des Kindergartens, Frau Toni Sußmann in Char » lottenburg, eine Verfügung der Regierung zu Potsdam zugesteht, wonach ihr die Konzession entzogen und unter Androhung einer Strafe von 80 M. für den Tag der Weiterbetrieb deS Kinderheims untersagt wurde.„Die Schließung erfolgt, so heißt es in der Verfügung, weil nach dem Ergebnis der angestellten Er- Hebungen beide Einrichtungen(Kindergarten und Kinderhort) sozialdemokratischen Bestrebungen dienen." So das von der Regierung ausgefertigte Dokument. In Wahrheit hat der Verein sich peinlich an die Bestimmungen seines Statuts gehalten, die dem Kinderheim völlige politische und religiöse Neutralität zur Pflicht macht. Das spricht das Statut aus der sachlichen Ueber- zeugung heraus aus, daß eine Beeinflussung urteilsunfähiger Kinder in irgend einer dieser Richtungen den Forderungen der Pädagogik widerspricht. Freilich hat er sich damit in Gegensatz gestellt zu der in anderen Anstalten gleicher Art ge» übten Beeinflußung im Sinne der Frömmelei und des Byzantinismus. Sollte das in den Augen der königlichen Regierung eine Förderung sozialdemokratischer Bestrebungen bedeuten, so läge hierin ein Kompliment für die Sozialdemokratie. Der Verein, dessen Schöpfung bereits so mancher ge- plagten Arbeiterfrau fühlbare Entlastung, so manchem Kinder- herzen einen Strahl sonniger Lebensfreude und auflebender Erkenntnis gebracht hat, wird diesen Willküratt nicht still hinnehmen, sondern durch Beschwerde den oberen Instanzen Gelegenheit geben, vor dem In- und iisland zu bekunden, wie weit unter der Aegide des Fichte- Verehrers Bülow Preußen in der Welt voran ist. Die Regierung in Potsdam hat sich auf die wenigen an- geführten Worte als Begründung einer Maßregel beschränkt. die gleicherweise in die staatsbürgerlichen Rechte einiger Hundert Lereinsniitglieder wie in die Rechte der Kinder eingreift. Bis zu dieser Entscheidung wird es die Sache der Arbeiter sein, denen die 5rindergärtcn eine Verbesserung des Daseins schaffen sollten, mit um so größerer Energie die Ziele des einstiueilen in seiner praktischen Tätigkeit gehemmten Vereins zu fördern. Hat die preußische Verwaltung das Trünimerfeld der von ihr zerstörten Kulturarbeiten um ein neues hoffnungsvolles Gebilde erweitert, so ist es nun Ehren- fache aller, die freiheitlich fühlen, im häuslichen Kreise nach Möglichkeit Ersatz zu schaffen und den Verein, der auch fernerhin seinen Zielen zustreben wird, nach Kräften zu unterstützen._ Soziales« Die Bcrgwerksbcsitzer und die Knappschaftsgesetzgcbung. Anläßlich des Grubenunglücks in Klein-Rossel» in Lothringen ist man wieder auf Mißstände im Knappschafts, Wesen aufmerksam geworden, für die die Bergbehörden einen Teil der Schuld mittragen. Gelegentlich einer Besprechung des Grubenunglücks im clsaß-lothringischcn Landesausschusse rügte der Abg. H a u ß, daß infolge des fakultativen Charakters des elsaß -lothringischcn Berggesetzes von 1873 den Bergleuten nicht die» «Iben Vorteile, Hinterbliebenen-Unterstützung usw., gewährt werden, wie beim preußischen. Das Berggesetz müsse abgeändert werden. Demgegenüber behauptete der Unterstaatssekretär Mandel, daß die Hinterbliebenen der Lothringer Bergleute ebensogut gestellt seien wie in Preußen. Für die Lothringer Kohlenbergwerke bc- tändcn K n app scha f t s ka s s c n, bei der Firma de Wendel, Besitzerin der Gruben von Klcin-Rosseln, schon seit 1867. Jetzt wird aber nun von fachmännischer Seite in der elsässischen Presse darauf aufmerksam gemacht, daß die Knappschaftskassen nur im lothringischen Kohlengcbict bestehen, während im lothrin» gischen Minettegebiet erst bei vier Werken Knapp- chaftskassen errichtet sind, die sich auf insgesamt etwa 7000 Arbeiter erstrecken. Die übrigen Erzbergwerke mit etwa9000ArbeiternseiennochohneKnappschafts- lassen, obwohl dieselben dem gleichen Berggesetze unterstehen. Auch die Firma de Wendel habe erst am 1. Januar 1906 fiir ihre Werke Knappschaftskassen errichtet. Nun hat ja allerdings in der betreffenden Sitzung des Landesausschujscs Unterstaatsseiretär Mandel erklärt, durch eine Verfügung des Ministeriums seien vom April d. I. ab die Knappschaftsvercine obligatorisch ge- macht worden. Aber diese Verfügung kommt ein Menschenalter zu pät. 33 Jahre lang hat man die Unternehmer geschont und auf te die größte Rücksicht genommen. Denn wer entschädigt denn jetzt die Bergleute, die bereits invalide sind oder es demnächst werden? Wer ist nun verantwortlich für diesen ungerechten Zustand? Die Antwort ergibt sich aus einer Acußerung der Gewerbeaufsichts- behörde in ihrem Jahresberichte, wo es heißt, die Knappschafts - lassen für die lothringischen Erzbcrgarbeiter seien nicht zustande gekommen, weil mit Werksbesitzern eine Einigung nicht zu erzielen gewesen wäre. Bis jetzt hat man auf diese Einigung gewartet. Und doch hatte die Regierung schon lange das Recht und die Pflicht, das Unternehmertum zur Ausführung deS Knappschaftsgesetzes zu zwingen. Auf Grund deS Z 145 des Berggesetzes kann die Regierung zwangsweise die Knapp. 'chaftskassen verfügen, wenn eine Einigung mit den Werksbcsitzern nicht erzielt werden konnte. Ob der Landesausschuß genügend Energie haben wird, die Regierung auf ihre Unterlassung den Arbeitern gegenüber aufmerksam zu machen und eine Korrektur deS Unrechtes, vielleicht die Verfügung der Regierung mit rückwirkender Kraft auszustatten, zu fordern? Auch diese Mißstände auf dem Gebiete des Knappschaftswesenl heischen dringend die endliche reichsgesetzliche Regelung des Knapp- 'chaftswesens._ Der vierte ordentliche Genossenschaftstag des Zentralverbandes deutscher Konsumvereine findet vom 17. bis 19. Juni in Düsseldorf (Tonhalle! statt. Auf der Tagesordnung steht: Bericht des Vor- tandes(Referent Max R a d e st o ck-Dresden), Bericht des Sekretärs (Referent Heinrich K a u fm a n n- Hamburg), der Ausbau der Organisation des Zentralverbandes deutscher Konsumvereine und seiner Rcvijionsverbände(Referent Konrad Barth- Planegg ), der gemeinschaftliche Einkauf der Konsumvereine (Referent Karl Schmidtchen» Magdeburg ), Bericht über die Tätigkeit des Tarifamts und die Tarifverhandlungen mit den Gewerkschaften(Referent A. v. E l m- Hamburg), Bericht des Aus- chusscs(Referent R. A s s in a n n- Braunschweig). Genehmigung der Verbandsrcchnung und der Veranschlagung, Festsetzung der Beiträge zu den Verbandskassen und Wahl nach der nach§ 14 und IS des Statuts zu wählenden Vorstands- und drei Avs� xssmit-
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