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*»»»»» 2. Ifilajt ifs Joriirtf Kkilmr lolteMiitt.»-nw« Iritcran'fcbc Rundfchau. 0eM)!d>te der Berliner   Hrbeiter-ßewegung.*) Genosse Eduard Bernstein   hat im Austrage des»Verbandes der sozialdemokratischen Wahlvereine Berlins   und Umgegend" die Ge- schichte der Berliner Arbeiterbewegung geschrieben, von der er den ersten Band durch die»Buchhandlung Vorwärts" der Partei als Ostergabe dargebracht hat. DaS Werk umfaßt drei Zeitabschnitte und erscheint in drei Teilen. Der vorliegende erste Band schildert die Organisation und Tätigkeit der Berliner   Arbeiter in der vorsozialisten- gesetzlichen Zeit 18431878. Der zweite Teil wird die zwölf Jahre unter der Herrschast des Schandgesetzes 18781890 und der dritte Teil die EntWickelung vom Jahre 1890 bis zur Schaffung des Zentralverbandes von Grotz-Berlin   im Jahre 1905 behandeln. Die Arbeit Bernsteins ist eine um so wertvollere Bereicherung der Parteiliteratur, als sie unsere? Wissens zum ersten Male eine zusammenfassende Darstellung der organisatorischen und politischen EntWickelung des Berliner   Parteilebens bringt und den Lesern die einzelnen Phasen dieses über sechzig Jahre umfassenden parteigeschichtlichen Rückblickes in interessnnter, eindrucksvoller Sprache vor Augen führt. Die Partei wird dem Verfaffer und seinen Auftraggebern gewiß dankbar dafür sein, daß mit der.Geschichte der Berliner   Arbeiter- bewegung" ein Werk geschaffen ist, durch das im Spiegel objektiver Darstellung von der Entwickelung der sozialdemo- kratischen Bewegung Berlins   für alle Zukunft ein Bild erhalten bleibt, welches die Erinnerung an schwere opfervolle Kämpfe neu belebend, ein dokumentarisches Zeugnis von der zielbewußten, sieges- stohen Berliner   Parteiarbeit ablegt und dauernd eine Quelle an- regenden, belehrenden Studiums sein wird. Es kann nicht unsere Aufgabe sein, über den Inhalt der einzelnen Kapitel des soeben erschienenen Teils eingehend zu berichten wir müssen uns daran genügen lassen, eine orientierende Uebersicht über den Inhalt des Bandes zu geben. Die.Geschichte" setzt ein mit der Schilderung der Arbeiter- bewegung Berlins   kurz vor der Märzrevolution des Jahres 1843. Wir finden zwar schwache Spuren einer kommunistischen   Propaganda. aber keinerlei feste Organisation der Arbeiter. Eine Folge von Mißernten mehrerer Jahre war die im April 1847 ausbrechende Hungerrevolte, die, von der Polizei niedergeknüppelt, noch lange in dem Volksmunde unter der BezeichnungKartoffelaufstand" fort­lebte. Aus den Märztagen desVölkerfrllhlings" erfahren wir von einer Arbeiterdeputation, die, an Friedrich Wilhelm IV.   gesandt, Vorstellungen wegen der herrschenden Arbeitslosigkeit machte. Da- mals machte sich eine Agitation in Berlin   geltend, als deren Erfolg die Inangriffnahme von Notstandsarbeiten gegen Entlohnung von neun Silbergroschen pro Tag bezeichnet werden kann. Zum Betriebe und zur Förderung dieser Agitation wurden Volksversammlungen an dereinsamen Pappel" veranstaltet, die zahlreich besucht waren und eine ganze Reihe vonArbeiterforderungen" zeitigten. Die stürmischen Märztage des Jahres 1848 zogen heraus; die Arbeiter schritten zum Barrikadenbau, die heldenmütig verteidigt, endlich doch dem Militär erlagen. Das Arbeiterblut war um- sonst geflossen; mit den Toten wurde in jenen Frühlingstagen auch die Revolution selbst zu Grabe getragen. Aber die Bewegung stand nicht still. Märtyrerblnt ist Revolutionssamen. Ein besonderes Kapitel widmet Bernstein demErsten Berliner Arbeiterkongreß". Wir erfahren von der Gründung des ersten sozialdemokratischen ArbeiterblattesDaS Volk". Ein in- zwischen stattgehabter Handwerkerkongreß hatte die Arbeiter nicht befriedigt; eS wurde ein AufrufAn die arbeitenden Klaffen Deutschlands  " erlaffen, der zur Beschickung eines in Berlin   vom 20. bis zum 20. August abzuhaltenden ArbeiterparlamentS auf- forderte. Der Kongreß wurde am 23. August eröffnet, er war von 40 Delegierten besucht, schuf sich eine Orgamsation und ein Organ zur Vertretung seiner Forderungen. Die über ganz Deutschland   verbreitete Organisation erhielt den GesamttitelArbeiterverbrüderung" und Verbrüderung" wurde auch das Organ genannt. daS, wie auch das Zentralkomitee, nach Leipzig   verlegt wurde. Bemerkenswert ist auS dieser Zeit noch ein Erlaß deS preußischen Handelsministers v. Patow, der am 3. Mai 1348 die Errichtung vonArbeits- ämtern" anordnete. Im Oktober und November 1348 fanden bluttge Kämpfe der Arbeiter mit der Bürgerwehr statt, die noch einmal der ) Geschichte der Berliner   Arbeiterbewegung. Ein Kapitel zur Geschichte der deutschen   Sozialdemokratte. Herausgegeben von Eduard Bernstein  . Erster Teil: Vom Jahre 1848 bis zum Erlaß des Sozialistengesetzes. Illustriert mit Bildern und Dokumenten aus der Zeit. Der erste Teil erscheint in 17 Lieferungen a 30 Pfennig. Für die Mitglieder der sozialdemokratischen Wahlvereine Groß-Berlins liefern die Partei- speditionen das Heft für 20 Pfennig. Gebunden kostet der erste Teil in Leinenband 6,50 M., für Mitglieder der sozial- demokratischen Wahlvereine Groß-Berlins 5 M. In dauerhaftem Halbfranzband 7,50 M., für Mitglieder der sozialdemokratischen Wahl- vereine Groß- Berlins 6,50 M. Das erste Heft wird am 15. April ausgegeben. Freiheit Bahn schaffen sollten aber stuchtlos wie die Märzkämpfe endeten. Die Reaktion hatte gesiegt in Berlin  . Die Reaktton der fünfziger Jahre des neunzehnten Jahrhunderts erstickte in Berlin   auch die junge Arbeiterbewegung. Die Arbeitervereine standen unter polizeilicher Ueberwachung. Massenverfolgungen und Massenausweisungen waren an der Tagesordnung; zwischendurch kamen der Ladendorffsche Hochverrats- und andere Prozesse, die von der Reattion gründlich ausgenützt wurden, um den letzten Resten der Arbeiterorganisation ein Ende zu machen. Unser Autor führt uns in die Aera deS politischen Um- schwunges in Preußen... Während der Reakttonsjahre herrschte auf allen Gebieten der Arbeiterbewegung 5iirchhofsruhe in Berlin  . Erst mit dem Austreten Ferdinand Lassalles begann die Arbeiter- bewegung wieder zu erwachen und brachte die erste selbständige Regung der Berlmer Arbeiter in einer Aktion gegen die Fortschritts- Partei, dadurch den Bruch mit der kleinbürgerlichen Demokratte vor« bereitend. Nun folgte die Zeit deS Schwankens der Berliner   Arbeiter zwischen Laffalle und der Fortschrittspartei. Der Feuergeist des großen Denkers und Kämpfers befreite die Arbeiter von den Schlacken des manchesterlichen Liberalismus und schon im Jahre 1863 konnte die erste Gemeinde desAllgemeinen deutschen Arbeitervereins  " in Berlin   ins Leben gerufen werden. Freilich waren es nur fünf Männer aber in einigen Wochen waren es fünfzig und im Ok- tober verzeichnete die Liste 200 Mitglieder. Weitere Kapitel geben ein bis in die Einzelheiten gehendes Bild der Berliner   Arbeiterbewegung und führen uns durch mancherlei Kämpfe bis zum Jahre 1875, die dazwischen liegenden polittschen Ereignisse die Kriege von 1866 und 1870/71 in vollem Um- fange würdigend. Genossen, deren Namen einen guten Klang in der Berliner   Parteigeschichte haben, begegnen uns. Wir lehen Liebknecht, Bebel, Auer, R. Fischer, Hasenclever, Metzner, Max Kayser, Motteler, Vahlteich, Fritzsche, Grottkau  , Kapell, Mielke, Hasselmann, Tölcke, Vogel, August Heinsch, Derossi, Rackow und viele andere auf dem Kampfplatze erscheinen, mit flanimender Energie der Be- wegung die Wege bahnend, den Boden beackernd. Parteihistorische Ereignisse von großer Bedeutung, Parteiaktionen von weittragenden Folgen lösen sich mit polizeilichen und gericht- lichen Verfolgungen ab. Die Jugendjahre der Berliner   Sozialdemo- kratie werden in diesen Kapiteln mit liebevoller Gründlichkeit ge- schildert. Inzwischen erstarkte der Allgemeine deutsche Arbeiterverein   immer mehr, bedrängte in immer stärkerein Maße die Fortschrittler, und hatte bald die Führung der polittsch interessierten Arbeitermassen Berlins   an sich gerissen. Nach Lassalles Tode hatte I. B. von Schweitzer die Leitung des Vereins übernommen; ihm folgte Hasen- clever; an diese Jahre knüpft sich die Erinnerung an jene schweren, erbitterten Kämpfe, die auch in der Berliner   Arbetter- bewegung tobten. Allgemeine Deutsche" undEisenacher", daS waren die Gegen­pole, die um die Herrschaft rangen, und es bedurfte langer Zeit, bis endlich zum Heile der Arbeiterbewegung sich allseitig die Ueber- zeugung Bahn brach, daß derKampf zwischen Brüdern" aufhören müsse, daß gegenüber dem Feinde den Arbeitem Ewigkeit bitter not tue. Schon im Jahre 1864 warDer Sozialdemokrat, Organ des Allgemeinen deutschen Arbeitervereins  " gegründet worden. Auch die Gewerkschaftsbewegung hatte einen kräftigen Aufschwung genommen. Beide Richtungen, dieAllgemeine deutsche" sowie dieEisenacher", entfalteten sowohl in Versammlungen als auch in Flug- blättern eine rege Tätigkeit, die in der Agitation bei den Reichstagswahlen 1871 ihren Gipfelpunst erreichte. Damals brachten die Lassalleaner Berlins im Jahre 1874 zum erstenmal einen Kandidaten und zwar Hasenclever in die Stichwahl. Es war ein schönes Zeichen der Selbstzucht, daß dieEisenacher" in der Stichwahl für denfeindlichen Bruder" eintraten. Der Kongreß von 1875 brachte die allseitig ersehnte und von beiden Seiten gut vorbereitete Vereinigung. Es war die höchste Zeit denn die mit Polizei- und Justiz- macht ausgerüstete Gegnerschaft begann denVernichwngskampf" gegen die Sozialdemokratie der Reichshauptstadt. DieAera Tessendorff" herrschte und mit ihr eine für damalige Zeiten beispiellose Verfolgung der sozialdemokrattschen Arbeiter- organisationen Berlins  . Der Staatsanwalt Tessendorff und die siebente Deputation des Berliner   Stadtgerichts schwelgten in bluttgen Gerichtsurteilen und feierten geradezu Orgien schmählicher Justizbrutalitäten. Man liest dies Kapitel m Bernsteins Geschichte und ist erstaunt über die Aehnlichkeit mit manchen Bluturteilen unserer Tage. DieTessendorfferei" aber konnte den Siegeslauf der Berliner  Arbeiter nicht mehr aufhalten. Im Jahre 1875 war der erste sozialdemokrattsche Wahlverein errichtet worden, am 1. Januar 1876 erschien dieBerliner Freie Presse" und das Jahr 1877 brachte die ersten sozialdemokratischen Wahlsiege in Berlin  . Der vierte und sechste Berliner   Wahlkreis wurden genommen trotz Tessendorff. In eifriger Arbeit eroberten sich die Berliner   Genossen immer mehr Terrain. In die folgenden Jahre fallen die ersten Versuche, die Berliner   Arbeiter der Sozialdemokratie zu entfremden. Stöcker und Konsorten gehen auf den Arbeiter- fang. Ein erfolglos gebliebener Versuch der Beteiligung an den Kommunalwahlen wird gemacht. Die Kirchen- auSttittsbewegung wird in die Wege geleitet kurz ein reges agi- tatarisches Leben macht sich auf allen Gebieten der Parteitätigkeit geltend und bereitet den Boden für die großartigen Demonstrationen, zu denen die im Jahre 1878 stattfindenden Begräbnisse der Genossen August Heinsch und Paul Dentler Anlaß gaben. Heinsch hatte sich in unermüdlicher, alle Hindernisse beseitigender, kluger Organisation außerordentliche Verdienste um die Berliner   Arbeiterbewegung er- warben. Dentler hatte im Dienst derBerl. Freien Presse" eine lange Untersuchungshast zu erleiden, wurde trotz schwerer Erkrankung und wiederholter Anträge auf Entlassung im Gefängnis festgehalten um schließlich dort vorzeitig zugrunde zu gehen. Wie das Jahr 1373 die deutsche Sozialdemokratie in neue Bahnen die Geheimorganisatton zwang, wurde es �üch für die Berliner   Genossen ein bedeutsamer Wendepunkt in der Partei- tätigkeit. Bernstein schildert die Attentate und ihre Folgen für das Berliner   Parteileben im vorletzten Kapitel des vor« liegenden Bandes wir möchten fast sagen in photographischer Treue. Wir hören förmlich die Schüsse der Hödel und Nobiling, wir durchleben noch einmal die Raserei, von der die Bourgeoisie Berlins   gegen die Sozialdemokratte erfüllt war, eine Raserei, die Guido Weiß in seinerWage" im Juni 1373 mit dem treffenden Wort gekennzeichnet hat: (Der Kaiser hat die Wunde,- Die Natton hat das Wundfieber." Man muß den Sommer 1878 als Sozialdemokrat in Berlin  zugebracht haben, um die Niedertracht zu verstehen, mit der die Attentate benutzt wurden, um sie zur Unterstützung der geplanten reaktionären Bisnmrckschen Wirtschaftspolitik zu fruktifizieren, und zugleich der opposittonellen verhaßten Sozialdemokratie den Todes- stoß zu versetzen. Die bekannteren Parteigenossen waren geächtet und verfemt; die gesamte bürgerliche Presse wütete und tobte gegen diePartei der Mörder". Eine Spitzel- Wirtschaft sondergleichen wurde inszeniert; Majestätsbeleidi- Sungs- Prozesse, meist auf Grund böswilliger Denunziationen, agelten hernieder; Verhaftungen sozialistischer Redakteure wechselten mit massenhaften Haussuchungen, kurz Tessendorff war wieder obenauf. Man feierte neue Orgien der Sozialistentöterei. Die jetzige Generation kann aus dem Bernsteinschen Buche lernen wie die gehetzten und verfolgten Parteigenossen Berlins  dem schändlichen Treiben der Gegner stillschweigende Verachtung, kühle 9lufje und besonnene Energie entgegenzusetzen gewußt haben. Es herrschte Gewitterschwüle in Berlin  ; die Stimmung war gedrückt aber fest". Wie fest das bewiesen die 56 000 sozial- demokratischen Stimmen und die Wahl Fritzsches im vierten Wahl- kreis, die mit grenzenlosem Jubel begrüßt wurde. Im Herbst 1873 sauste das angebliche Henkerbeil für die Sozial- demokratte das Ausnahmegesetz auf die Partei herab. Die nach dem Nobilingschen Attentat angeordneten Neuwahlen hatten einen für jede wirtichaftliche und polittsche Niedertracht willfährigen Reichstag gebracht, der am 19. Oktober 1378 das Sozialistengesetz mit 221 gegen 149 Stimmen annahm. Am 22. Oktober wurde das Gesetz imReichsanzeiger" verkündet, am 28. desselben Monats trat es in Kraft. Wir sind bei dem letzten Kapitel des ersten Bandes der Geschichte der Berliner   Arbeiterbewegung. Das Spitzelnetz tvird immer dichter um die bekannten oder führenden Genoffen gezogen. Die Polizei trifft ihre Vorbereitungen zur Ausführung des Gesetzes. Die letzten Versammlungen fanden in der ersten Hälfte des Oktober statt. Noch einmal können Hasselmann und Bebel zu den Berliner  Arbeitern sprechen. Der neu gegründeteVerein zur Wahrung der Interessen der werktätigen Bevölkerung Berlins  " sollte den Parteigenossen die Mög- lichkeit geben, sich in dem durch das Sozialistengesetz geschaffenen Rahmen zu organisieren und zunächst die Kommunalwahlen zu be- treiben. Zu Kandidaten wurden nominiert Fritzsche, Rackow und Körner da verkündete derReichSanzeiger" mit dem Gesetz zugleich das Verbot des neugegründeten Vereins. Die Unterdriickung der Preß- organe, Parteiliteratur, Vereine, Organisationen, Kassen und aller sonstigen Parteieinrichtungen wurden ins Werk gesetzt. Mit dem Inkrafttreten des Sozialistengesetzes schließt der erste Teil des Werkes. Die Unterminiernng und schließliche Ueberwindung des Gesetzes wird Bernstein im zweiten Teil behandeln. Wir wünschen dem Buch bei seinem Gang in die Partei besten Erfolg. In einer möglichst starken Verbreitung werden Autor und Verlag sowie die Genossen, die zur Schaffung" des Buches durch ihre An- regung beigetragen haben, die verdiente Anerkennung für die auf- gewendeten Mühen finden. Es erübrigt ein Wort über die äußere Ausstattung deS Werkes. Dieselbe erfüllt mit uneingeschränkter Befriedigung. Papier  , Schrift, Druck und Einband sind tadellos. Einen besonders schönen Schmuck deS Buches bilden die mit Geschmack und Verständnis ausgewählten Illustrationen, welche durch ihre Mannigfaltigkeit es sind zahl- reiche Bilder und Dokumente aus der Zeitgeschichte eine reizvolle Ergänzung des Textes und dem Leser viel Neues und Interessantes bieten. P. S. 9. Nerblnidstag des Jentralverbandts der deutscheu Maurer. Köln  , S. April. Vierter Verhandlungstag. Es wird mit der Statutenberatung fortgefahren. Nach einer unwesentlichen Debatte über eine Antragsserie, die sämtlich abgelehnt werden, gelangt ein Vorstandsantrag zur An- nähme, der besagt, daß eine Erhöhung der statutarischen Unter- stützungssätze aus ordentlichen Mitteln des Verbandes sowie die Erhebung von Extra st euern zu solchen Zwecken nicht z u s s i g ist. Es wird zur Begründung des Vorstandsantrages auf Bremen   und Flensburg   hingewiesen, wo in bezug auf Kranken- und Stcrbeunterstützungsrecht entgegen diesem Sinne gehandelt sei. Die Delegierten dieser Orte verteidigen zwar die Einrichtungen, doch erkennt der Verbandstag sie nicht an. Im Reiseunter- stützungswefen sollen eine ganze Anzahl Acnderungen vor- genommen werden, doch wird auch in dieser Hinsicht außer dem Vorstandsantrage alles abgelehnt, was sich in einer anderen Richtung bewegt. Der Vorstandsantrag, der sich im Prinzip mit mehreren Anträgen deckt, besagt, daß anstatt 75 Pf. Reisegeld pro Tag in Zukunft 1 M. gezahlt werden soll und an Stelle der Höchstgrenze von 30 M. sollen in Zukunft 40 M. gezahlt werden. Die Reiseunter st ützung sür Strei- k e n d e wird auf Antrag des Vorstandes dahin erweitert, daß an Stelle der bisherigen Bestimmungen, wonach 6 Raten ä 1,50 M. gezahlt wurden, in Zukunft 9 Raten ä 1,50 M. ausbezahlt werden. Zu dem PunktStreikunter st ützungen" liegen 35 Abändcrungsanträge vor. Bömelburg empfiehlt deshalb, in eine besondere Gcncraldiskussion einzutreten, was geschieht. Popka- Posen befürwortet die Herabsetzung der Streikunter- stützungen für solche Mitglieder, die erst während eines Streiks eintreten. Merkel. Nürnberg   ist gegen jede Erhöhung der Unterstützungen nicht nur aus finanziellen, sondern auch aus tak- tischen Gründen. Kollegen mit vielen Kindern erhielten sonst eventuell höhere Unterstützungen, als sie an Lohn verdient hätten, das könne unter Umständen für den Abbruch eines Streiks von un- angenehmen Folgen sein. Redner empfiehlt eine Einrichtung der Bauhülfsarbeiter als Muster, wonach an die Familien von Streikenden, die abreisen, eine Zugabe entrichtet werde. R o sa- Dresden will, daß diejenigen, welche sich weigern, Streikposten zu stehen, nur die Hälfte der Unterstützung bekommen. Mehrere Redner treten für Wiedereinführung der Krankenunterstützung für die Wintermonate ein, was F e g e r- Colmar unter allgemeiner Heiterkeit damit begründet, daß die Maurer in der Saisonzeit keine Zeit hätten zum Kranksein". Redner fordert auch, daß so- wohl in Krankheitsfällen als bei Streiks jede Karenzzeit fortfallen soll. Meißner-Hannover   tritt für Erweite- rung der UnterstützungSfrist in Krankheitsfällen von 12 auf 25 Wochen ein, bekämpft dagegen die Erhöhung der Streikunter- stützung und die Ausdehnung auf die Wintermonate. Würde die Erhöhung der Streikunterstützung beschloffen, so binde sich der Ver- band die Hände in solchen Fällen, wo der Abbruch eines Streiks eine Maßnahme der Klugheit sei. Bömelburg betont, daß der Vorstand die UnterstützungSfrist von 12 auf 25 Wochen empfehle, was eine Mehrbelastung von etwa 30 000 M. ergeben werde. Die weiteren Anträge auf Ausdehnung des Unterstützungs- Wesens seien für die Verbandslcitung ohne Beitragserhöhung un- annehmbar. Ebenso unannehmbar sei die Beseitigung der drei- tägigen Karenzzeit bei Streiks. Dasselbe müsse auch für die An- träge gelten, die bezüglich der Mietezahlung in Streikfällen gestellt seien. Auf dem Gebiete der Unterstützung könne über eine be- stimmte Grenze nicht hinausgegangen werden. Tagegen empfiehlt der Verbandsvorstand, die Gematzregeltenunter- stützung und die Unterstützung für Inhaftierte um 50 Pf. proTagzuerhöhen. Des weiteren liegt ein Antrag vor» der besagt, daßder Verbandsvorstand beauftragt wird, Erhebungen darüber anzustellen, ob und in welchem Maße es möglich ist, den Familien abgereister Kollegen einen Zuschuß zu dem Streik- gelde zu gewähren." Das Resultat soll dem nächsten Verbands- tage unterbreitet werden. Nachdem ein Schlußantrag der Debatte ein Ende gemacht, werden sämtliche Anträge, die sich nicht mit dem Vorstands- antrage decken, abgelehnt, und andererseits sämtliche Bor- standsanträge in dem von Bömelburg begründeten Sinne ange- nommen. Es bleibt somit die bisherige Karenzzeit be- stehen, die Unterstützungssätze für Streikende bleiben bestehen, die Umzugsunter st ützung wird abgelehnt sowie die Mieteforderungen. Angenommen dagegen ist die Ausdehnung der Unterstützungsfrist in Krankheitsfällen von 12 auf 25 Wochen und die Erhöhung der Gemaßregelten- und Jnhaftierten-Unterstützung um 50 Pf. pro Tag. Zu dem PunktEhrenmitgliedschaft" liegen einige Anträge auf Erleichterung vor, die abgelehnt werden. Zur Annahme gelangt dagegen einAntrag Erfurt  ", der unter Beibehaltung der bisherigen Vorbedingungen die Zugehörigkeit zum Verbände von 10 auf 15 Jahre erhöht. Die zumStreikreglement" gestellten Anträge werden sämtlich abgelehnt. Im allgemeinen bemerkt Bömelburg dann noch, daß in einzelnen Großstädten, z. B. Berlin   und Nürnberg  , die Auffassung über das, was Maßregelung sei, nach anderen Gesichtspunkten aufgefaßt zu werden scheine, wie andcrorts, z. B. Hannover und Hamburg  , weil die Zahl der angeblich Gemaßregelten in gar keinem Verhältnis zu einander stehe. Winzler- Berlin   betont demgegenüber, daß in Berlin   die Frage genau so ernsthaft geprüft werde, wie anderswo, doch könne man die Berliner   Verhältnisse mit denen kleiner Landorte nicht vergleichen. Irgend welche An- spräche seien dieserhalb an die Verbandskasse nicht gestellt.