*»»»»» 2. Ifilajt ifs Joriirtf Kkilmr lolteMiitt.»-nw«Iritcran'fcbc Rundfchau.0eM)!d>te der Berliner Hrbeiter-ßewegung.*)Genosse Eduard Bernstein hat im Austrage des»Verbandes dersozialdemokratischen Wahlvereine Berlins und Umgegend" die Ge-schichte der Berliner Arbeiterbewegung geschrieben, von der er denersten Band durch die»Buchhandlung Vorwärts" der Partei alsOstergabe dargebracht hat.DaS Werk umfaßt drei Zeitabschnitte und erscheint in dreiTeilen. Der vorliegende erste Band schildert die Organisationund Tätigkeit der Berliner Arbeiter in der vorsozialisten-gesetzlichen Zeit 1843—1878. Der zweite Teil wird die zwölfJahre unter der Herrschast des Schandgesetzes 1878—1890und der dritte Teil die EntWickelung vom Jahre 1890 bis zurSchaffung des Zentralverbandes von Grotz-Berlin im Jahre 1905behandeln.Die Arbeit Bernsteins ist eine um so wertvollere Bereicherungder Parteiliteratur, als sie— unsere? Wissens zum ersten Male—eine zusammenfassende Darstellung der organisatorischen undpolitischen EntWickelung des Berliner Parteilebens bringt und denLesern die einzelnen Phasen dieses über sechzig Jahre umfassendenparteigeschichtlichen Rückblickes in interessnnter, eindrucksvollerSprache vor Augen führt.Die Partei wird dem Verfaffer und seinen Auftraggebern gewißdankbar dafür sein, daß mit der.Geschichte der Berliner Arbeiter-bewegung" ein Werk geschaffen ist, durch das— im Spiegelobjektiver Darstellung— von der Entwickelung der sozialdemo-kratischen Bewegung Berlins für alle Zukunft ein Bild erhaltenbleibt, welches die Erinnerung an schwere opfervolle Kämpfe neubelebend, ein dokumentarisches Zeugnis von der zielbewußten, sieges-stohen Berliner Parteiarbeit ablegt und dauernd eine Quelle an-regenden, belehrenden Studiums sein wird.Es kann nicht unsere Aufgabe sein, über den Inhalt dereinzelnen Kapitel des soeben erschienenen Teils eingehend zuberichten— wir müssen uns daran genügen lassen, eine orientierendeUebersicht über den Inhalt des Bandes zu geben.Die.Geschichte" setzt ein mit der Schilderung der Arbeiter-bewegung Berlins kurz vor der Märzrevolution des Jahres 1843.Wir finden zwar schwache Spuren einer kommunistischen Propaganda.aber keinerlei feste Organisation der Arbeiter. Eine Folge vonMißernten mehrerer Jahre war die im April 1847 ausbrechendeHungerrevolte, die, von der Polizei niedergeknüppelt, noch lange indem Volksmunde unter der Bezeichnung„Kartoffelaufstand" fortlebte.Aus den Märztagen des„Völkerfrllhlings" erfahren wir voneiner Arbeiterdeputation, die, an Friedrich Wilhelm IV. gesandt,Vorstellungen wegen der herrschenden Arbeitslosigkeit machte. Da-mals machte sich eine Agitation in Berlin geltend, als deren Erfolgdie Inangriffnahme von Notstandsarbeiten gegen Entlohnung vonneun Silbergroschen pro Tag bezeichnet werden kann. Zum Betriebeund zur Förderung dieser Agitation wurden Volksversammlungen ander„einsamen Pappel" veranstaltet, die zahlreich besucht waren undeine ganze Reihe von„Arbeiterforderungen" zeitigten.Die stürmischen Märztage des Jahres 1848 zogen heraus; dieArbeiter schritten zum Barrikadenbau, die heldenmütig verteidigt,endlich doch dem Militär erlagen. Das Arbeiterblut war um-sonst geflossen; mit den Toten wurde in jenen Frühlingstagen auchdie Revolution selbst zu Grabe getragen. Aber die Bewegung standnicht still. Märtyrerblnt ist Revolutionssamen.Ein besonderes Kapitel widmet Bernstein dem„ErstenBerliner Arbeiterkongreß". Wir erfahren von der Gründung desersten sozialdemokratischen Arbeiterblattes„DaS Volk". Ein in-zwischen stattgehabter Handwerkerkongreß hatte die Arbeiter nichtbefriedigt; eS wurde ein Aufruf„An die arbeitenden KlaffenDeutschlands" erlaffen, der zur Beschickung eines in Berlin vom20. bis zum 20. August abzuhaltenden ArbeiterparlamentS auf-forderte. Der Kongreß wurde am 23. August eröffnet, er war von40 Delegierten besucht, schuf sich eine Orgamsation und ein Organzur Vertretung seiner Forderungen. Die über ganz Deutschland verbreiteteOrganisation erhielt den Gesamttitel„Arbeiterverbrüderung" und„Verbrüderung" wurde auch das Organ genannt. daS, wie auch dasZentralkomitee, nach Leipzig verlegt wurde. Bemerkenswert ist auSdieser Zeit noch ein Erlaß deS preußischen Handelsministersv. Patow, der am 3. Mai 1348 die Errichtung von„Arbeits-ämtern" anordnete. Im Oktober und November 1348 fanden bluttgeKämpfe der Arbeiter mit der Bürgerwehr statt, die noch einmal der•) Geschichte der Berliner Arbeiterbewegung. Ein Kapitel zurGeschichte der deutschen Sozialdemokratte. Herausgegeben von EduardBernstein. Erster Teil: Vom Jahre 1848 bis zum Erlaß desSozialistengesetzes. Illustriert mit Bildern und Dokumenten ausder Zeit. Der erste Teil erscheint in 17 Lieferungen a 30 Pfennig.Für die Mitglieder der sozialdemokratischenWahlvereine Groß-Berlins liefern die Partei-speditionen das Heft für 20 Pfennig. Gebunden kostetder erste Teil in Leinenband 6,50 M., für Mitglieder der sozial-demokratischen Wahlvereine Groß-Berlins 5 M. In dauerhaftemHalbfranzband 7,50 M., für Mitglieder der sozialdemokratischen Wahl-vereine Groß- Berlins 6,50 M. Das erste Heft wird am 15. Aprilausgegeben.Freiheit Bahn schaffen sollten— aber stuchtlos wie die Märzkämpfeendeten. Die Reaktion hatte gesiegt in Berlin.Die Reaktton der fünfziger Jahre des neunzehnten Jahrhundertserstickte in Berlin auch die junge Arbeiterbewegung. Die Arbeitervereinestanden unter polizeilicher Ueberwachung. Massenverfolgungen undMassenausweisungen waren an der Tagesordnung; zwischendurchkamen der Ladendorffsche Hochverrats- und andere Prozesse, die vonder Reattion gründlich ausgenützt wurden, um den letzten Restender Arbeiterorganisation ein Ende zu machen.Unser Autor führt uns in die Aera deS politischen Um-schwunges in Preußen... Während der Reakttonsjahre herrschteauf allen Gebieten der Arbeiterbewegung 5iirchhofsruhe in Berlin.Erst mit dem Austreten Ferdinand Lassalles begann die Arbeiter-bewegung wieder zu erwachen und brachte die erste selbständigeRegung der Berlmer Arbeiter in einer Aktion gegen die Fortschritts-Partei, dadurch den Bruch mit der kleinbürgerlichen Demokratte vor«bereitend.Nun folgte die Zeit deS Schwankens der Berliner Arbeiterzwischen Laffalle und der Fortschrittspartei. Der Feuergeist desgroßen Denkers und Kämpfers befreite die Arbeiter von denSchlacken des manchesterlichen Liberalismus und schon im Jahre 1863konnte die erste Gemeinde des„Allgemeinen deutschen Arbeitervereins"in Berlin ins Leben gerufen werden. Freilich waren es nur fünfMänner— aber in einigen Wochen waren es fünfzig und im Ok-tober verzeichnete die Liste 200 Mitglieder.Weitere Kapitel geben ein bis in die Einzelheiten gehendes Bildder Berliner Arbeiterbewegung und führen uns durch mancherleiKämpfe bis zum Jahre 1875, die dazwischen liegenden polittschenEreignisse— die Kriege von 1866 und 1870/71— in vollem Um-fange würdigend. Genossen, deren Namen einen guten Klang inder Berliner Parteigeschichte haben, begegnen uns. Wir lehenLiebknecht, Bebel, Auer, R. Fischer, Hasenclever, Metzner, Max Kayser,Motteler, Vahlteich, Fritzsche, Grottkau, Kapell, Mielke, Hasselmann,Tölcke, Vogel, August Heinsch, Derossi, Rackow und viele andereauf dem Kampfplatze erscheinen, mit flanimender Energie der Be-wegung die Wege bahnend, den Boden beackernd.Parteihistorische Ereignisse von großer Bedeutung, Parteiaktionenvon weittragenden Folgen lösen sich mit polizeilichen und gericht-lichen Verfolgungen ab. Die Jugendjahre der Berliner Sozialdemo-kratie werden in diesen Kapiteln mit liebevoller Gründlichkeit ge-schildert.Inzwischen erstarkte der Allgemeine deutsche Arbeiterverein immermehr, bedrängte in immer stärkerein Maße die Fortschrittler, undhatte bald die Führung der polittsch interessierten ArbeitermassenBerlins an sich gerissen. Nach Lassalles Tode hatte I. B. vonSchweitzer die Leitung des Vereins übernommen; ihm folgte Hasen-clever; an diese Jahre knüpft sich die Erinnerung an jeneschweren, erbitterten Kämpfe, die auch in der Berliner Arbetter-bewegung tobten.„Allgemeine Deutsche" und„Eisenacher", daS waren die Gegenpole, die um die Herrschaft rangen, und es bedurfte langer Zeit,bis endlich zum Heile der Arbeiterbewegung sich allseitig die Ueber-zeugung Bahn brach, daß der„Kampf zwischen Brüdern" aufhörenmüsse, daß gegenüber dem Feinde den Arbeitem Ewigkeit bitternot tue.Schon im Jahre 1864 war„Der Sozialdemokrat, Organ desAllgemeinen deutschen Arbeitervereins" gegründet worden. Auch dieGewerkschaftsbewegung hatte einen kräftigen Aufschwung genommen.Beide Richtungen, die„Allgemeine deutsche" sowie die„Eisenacher",entfalteten sowohl in Versammlungen als auch in Flug-blättern eine rege Tätigkeit, die in der Agitation beiden Reichstagswahlen 1871 ihren Gipfelpunst erreichte. Damalsbrachten die Lassalleaner Berlins im Jahre 1874 zum erstenmaleinen Kandidaten und zwar Hasenclever in die Stichwahl. Es warein schönes Zeichen der Selbstzucht, daß die„Eisenacher" in derStichwahl für den„feindlichen Bruder" eintraten.Der Kongreß von 1875 brachte die allseitig ersehnte und vonbeiden Seiten gut vorbereitete Vereinigung.Es war die höchste Zeit— denn die mit Polizei- und Justiz-macht ausgerüstete Gegnerschaft begann den„Vernichwngskampf"gegen die Sozialdemokratie der Reichshauptstadt.Die„Aera Tessendorff" herrschte und mit ihr eine für damaligeZeiten beispiellose Verfolgung der sozialdemokrattschen Arbeiter-organisationen Berlins.Der Staatsanwalt Tessendorff und die siebente Deputation desBerliner Stadtgerichts schwelgten in bluttgen Gerichtsurteilen undfeierten geradezu Orgien schmählicher Justizbrutalitäten. Man liest diesKapitel m Bernsteins Geschichte und ist erstaunt über die Aehnlichkeit mitmanchen Bluturteilen unserer Tage.Die„Tessendorfferei" aber konnte den Siegeslauf der BerlinerArbeiter nicht mehr aufhalten. Im Jahre 1875 war der erstesozialdemokrattsche Wahlverein errichtet worden, am 1. Januar 1876erschien die„Berliner Freie Presse" und das Jahr 1877 brachtedie ersten sozialdemokratischen Wahlsiege in Berlin. Der vierteund sechste Berliner Wahlkreis wurden genommen— trotz Tessendorff.In eifriger Arbeit eroberten sich die Berliner Genossen immermehr Terrain. In die folgenden Jahre fallen die erstenVersuche, die Berliner Arbeiter der Sozialdemokratie zuentfremden. Stöcker und Konsorten gehen auf den Arbeiter-fang. Ein erfolglos gebliebener Versuch der Beteiligungan den Kommunalwahlen wird gemacht. Die Kirchen-auSttittsbewegung wird in die Wege geleitet— kurz ein reges agi-tatarisches Leben macht sich auf allen Gebieten der Parteitätigkeitgeltend und bereitet den Boden für die großartigen Demonstrationen,zu denen die im Jahre 1878 stattfindenden Begräbnisse der GenossenAugust Heinsch und Paul Dentler Anlaß gaben. Heinsch hatte sichin unermüdlicher, alle Hindernisse beseitigender, kluger Organisationaußerordentliche Verdienste um die Berliner Arbeiterbewegung er-warben. Dentler hatte im Dienst der„Berl. Freien Presse" eine langeUntersuchungshast zu erleiden, wurde trotz schwerer Erkrankung undwiederholter Anträge auf Entlassung im Gefängnis festgehalten—um schließlich dort vorzeitig zugrunde zu gehen.Wie das Jahr 1373 die deutsche Sozialdemokratie in neueBahnen— die Geheimorganisatton— zwang, wurde es �üch fürdie Berliner Genossen ein bedeutsamer Wendepunkt in der Partei-tätigkeit. Bernstein schildert die Attentate und ihre Folgenfür das Berliner Parteileben im vorletzten Kapitel des vor«liegenden Bandes— wir möchten fast sagen— in photographischerTreue. Wir hören förmlich die Schüsse der Hödel und Nobiling,wir durchleben noch einmal die Raserei, von der die BourgeoisieBerlins gegen die Sozialdemokratte erfüllt war, eine Raserei, dieGuido Weiß in seiner„Wage" im Juni 1373 mit dem treffendenWort gekennzeichnet hat:(„Der Kaiser hat die Wunde,—-Die Natton hat das Wundfieber."Man muß den Sommer 1878 als Sozialdemokrat in Berlinzugebracht haben, um die Niedertracht zu verstehen, mit der dieAttentate benutzt wurden, um sie zur Unterstützung der geplantenreaktionären Bisnmrckschen Wirtschaftspolitik zu fruktifizieren, undzugleich der opposittonellen verhaßten Sozialdemokratie den Todes-stoß zu versetzen. Die bekannteren Parteigenossen waren geächtetund verfemt; die gesamte bürgerliche Presse wütete undtobte gegen die„Partei der Mörder". Eine Spitzel-Wirtschaft sondergleichen wurde inszeniert; Majestätsbeleidi-Sungs- Prozesse, meist auf Grund böswilliger Denunziationen,agelten hernieder; Verhaftungen sozialistischer Redakteure wechseltenmit massenhaften Haussuchungen,— kurz Tessendorff war wiederobenauf. Man feierte neue Orgien der Sozialistentöterei.Die jetzige Generation kann aus dem Bernsteinschen Buchelernen— wie die gehetzten und verfolgten Parteigenossen Berlinsdem schändlichen Treiben der Gegner stillschweigende Verachtung,kühle 9lufje und besonnene Energie entgegenzusetzen gewußt haben.Es herrschte Gewitterschwüle in Berlin; die Stimmung war„gedrückt aber fest". Wie fest— das bewiesen die 56 000 sozial-demokratischen Stimmen und die Wahl Fritzsches im vierten Wahl-kreis, die mit grenzenlosem Jubel begrüßt wurde.Im Herbst 1873 sauste das angebliche Henkerbeil für die Sozial-demokratte— das Ausnahmegesetz— auf die Partei herab. Dienach dem Nobilingschen Attentat angeordneten Neuwahlen hatteneinen für jede wirtichaftliche und polittsche Niedertracht willfährigenReichstag gebracht, der am 19. Oktober 1378 das Sozialistengesetzmit 221 gegen 149 Stimmen annahm. Am 22. Oktober wurde dasGesetz im„Reichsanzeiger" verkündet, am 28. desselben Monatstrat es in Kraft.Wir sind bei dem letzten Kapitel des ersten Bandes der Geschichteder Berliner Arbeiterbewegung. Das Spitzelnetz tvird immerdichter um die bekannten oder führenden Genoffen gezogen.Die Polizei trifft ihre Vorbereitungen zur Ausführung des Gesetzes.Die letzten Versammlungen fanden in der ersten Hälfte des Oktoberstatt. Noch einmal können Hasselmann und Bebel zu den BerlinerArbeitern sprechen.Der neu gegründete„Verein zur Wahrung der Interessen derwerktätigen Bevölkerung Berlins" sollte den Parteigenossen die Mög-lichkeit geben, sich in dem durch das Sozialistengesetz geschaffenenRahmen zu organisieren und zunächst die Kommunalwahlen zu be-treiben. Zu Kandidaten wurden nominiert Fritzsche, Rackow undKörner— da verkündete der„ReichSanzeiger" mit dem Gesetz zugleichdas Verbot des neugegründeten Vereins. Die Unterdriickung der Preß-organe, Parteiliteratur, Vereine, Organisationen, Kassen und allersonstigen Parteieinrichtungen wurden ins Werk gesetzt.Mit dem Inkrafttreten des Sozialistengesetzes schließt der ersteTeil des Werkes. Die Unterminiernng und schließliche Ueberwindungdes Gesetzes wird Bernstein im zweiten Teil behandeln. Wirwünschen dem Buch bei seinem Gang in die Partei besten Erfolg.In einer möglichst starken Verbreitung werden Autor und Verlagsowie die Genossen, die zur Schaffung" des Buches durch ihre An-regung beigetragen haben, die verdiente Anerkennung für die auf-gewendeten Mühen finden.Es erübrigt ein Wort über die äußere Ausstattung deS Werkes.Dieselbe erfüllt mit uneingeschränkter Befriedigung. Papier, Schrift,Druck und Einband sind tadellos. Einen besonders schönen SchmuckdeS Buches bilden die mit Geschmack und Verständnis ausgewähltenIllustrationen, welche durch ihre Mannigfaltigkeit— es sind zahl-reiche Bilder und Dokumente aus der Zeitgeschichte— eine reizvolleErgänzung des Textes und dem Leser viel Neues und Interessantesbieten. P. S.9. Nerblnidstag des Jentralverbandtsder deutscheu Maurer.Köln, S. April.Vierter Verhandlungstag.Es wird mit der Statutenberatung fortgefahren. Nacheiner unwesentlichen Debatte über eine Antragsserie, die sämtlichabgelehnt werden, gelangt ein Vorstandsantrag zur An-nähme, der besagt, daß eine Erhöhung der statutarischen Unter-stützungssätze aus ordentlichen Mitteln des Verbandes sowiedie Erhebung von Extra st euern zu solchen Zwecken nichtz u lü s s i g ist. Es wird zur Begründung des Vorstandsantragesauf Bremen und Flensburg hingewiesen, wo in bezug auf Kranken-und Stcrbeunterstützungsrecht entgegen diesem Sinne gehandelt sei.Die Delegierten dieser Orte verteidigen zwar die Einrichtungen,doch erkennt der Verbandstag sie nicht an.— Im Reiseunter-stützungswefen sollen eine ganze Anzahl Acnderungen vor-genommen werden, doch wird auch in dieser Hinsicht außer demVorstandsantrage alles abgelehnt, was sich in eineranderen Richtung bewegt. Der Vorstandsantrag, der sich imPrinzip mit mehreren Anträgen deckt, besagt, daß anstatt 75 Pf.Reisegeld pro Tag in Zukunft 1 M. gezahlt werden soll und anStelle der Höchstgrenze von 30 M. sollen in Zukunft 40 M.gezahlt werden. Die Reiseunter st ützung sür Strei-k e n d e wird auf Antrag des Vorstandes dahin erweitert, daß anStelle der bisherigen Bestimmungen, wonach 6 Raten ä 1,50 M.gezahlt wurden, in Zukunft 9 Raten ä 1,50 M. ausbezahlt werden.Zu dem Punkt„Streikunter st ützungen" liegen35 Abändcrungsanträge vor. Bömelburg empfiehlt deshalb,in eine besondere Gcncraldiskussion einzutreten, was geschieht.—Popka- Posen befürwortet die Herabsetzung der Streikunter-stützungen für solche Mitglieder, die erst während eines Streikseintreten.— Merkel. Nürnberg ist gegen jede Erhöhung derUnterstützungen nicht nur aus finanziellen, sondern auch aus tak-tischen Gründen. Kollegen mit vielen Kindern erhielten sonsteventuell höhere Unterstützungen, als sie an Lohn verdient hätten,das könne unter Umständen für den Abbruch eines Streiks von un-angenehmen Folgen sein. Redner empfiehlt eine Einrichtung derBauhülfsarbeiter als Muster, wonach an die Familien vonStreikenden, die abreisen, eine Zugabe entrichtet werde.— R o sa-Dresden will, daß diejenigen, welche sich weigern, Streikposten zustehen, nur die Hälfte der Unterstützung bekommen.— MehrereRedner treten für Wiedereinführung der Krankenunterstützung fürdie Wintermonate ein, was F e g e r- Colmar unter allgemeinerHeiterkeit damit begründet, daß die Maurer in der Saisonzeit„keine Zeit hätten zum Kranksein". Redner fordert auch, daß so-wohl in Krankheitsfällen als bei Streiks jede Karenzzeitfortfallen soll.— Meißner-Hannover tritt für Erweite-rung der UnterstützungSfrist in Krankheitsfällen von 12 auf25 Wochen ein, bekämpft dagegen die Erhöhung der Streikunter-stützung und die Ausdehnung auf die Wintermonate. Würde dieErhöhung der Streikunterstützung beschloffen, so binde sich der Ver-band die Hände in solchen Fällen, wo der Abbruch eines Streikseine Maßnahme der Klugheit sei.— Bömelburg betont, daßder Vorstand die UnterstützungSfrist von 12 auf 25 Wochenempfehle, was eine Mehrbelastung von etwa 30 000 M. ergebenwerde. Die weiteren Anträge auf Ausdehnung des Unterstützungs-Wesens seien für die Verbandslcitung ohne Beitragserhöhung un-annehmbar. Ebenso unannehmbar sei die Beseitigung der drei-tägigen Karenzzeit bei Streiks. Dasselbe müsse auch für die An-träge gelten, die bezüglich der Mietezahlung in Streikfällen gestelltseien. Auf dem Gebiete der Unterstützung könne über eine be-stimmte Grenze nicht hinausgegangen werden. Tagegen empfiehltder Verbandsvorstand, die Gematzregeltenunter-stützung und die Unterstützung für Inhaftierte um 50 Pf.proTagzuerhöhen. Des weiteren liegt ein Antrag vor» derbesagt, daß„der Verbandsvorstand beauftragt wird, Erhebungendarüber anzustellen, ob und in welchem Maße es möglich ist, denFamilien abgereister Kollegen einen Zuschuß zu dem Streik-gelde zu gewähren."— Das Resultat soll dem nächsten Verbands-tage unterbreitet werden.Nachdem ein Schlußantrag der Debatte ein Ende gemacht,werden sämtliche Anträge, die sich nicht mit dem Vorstands-antrage decken, abgelehnt, und andererseits sämtliche Bor-standsanträge in dem von Bömelburg begründeten Sinne ange-nommen.— Es bleibt somit die bisherige Karenzzeit be-stehen, die Unterstützungssätze für Streikende bleiben bestehen,die Umzugsunter st ützung wird abgelehnt sowie dieMieteforderungen. Angenommen dagegen ist dieAusdehnung der Unterstützungsfrist in Krankheitsfällen von12 auf 25 Wochen und die Erhöhung der Gemaßregelten- undJnhaftierten-Unterstützung um 50 Pf. pro Tag.Zu dem Punkt„Ehrenmitgliedschaft" liegen einige Anträgeauf Erleichterung vor, die abgelehnt werden. Zur Annahmegelangt dagegen ein„Antrag Erfurt", der unter Beibehaltung derbisherigen Vorbedingungen die Zugehörigkeit zum Verbände von10 auf 15 Jahre erhöht.Die zum„Streikreglement" gestellten Anträge werdensämtlich abgelehnt.Im allgemeinen bemerkt Bömelburg dann noch, daß ineinzelnen Großstädten, z. B. Berlin und Nürnberg, die Auffassungüber das, was Maßregelung sei, nach anderen Gesichtspunktenaufgefaßt zu werden scheine, wie andcrorts, z. B. Hannover undHamburg, weil die Zahl der angeblich Gemaßregelten in garkeinem Verhältnis zu einander stehe. Winzler- Berlin betontdemgegenüber, daß in Berlin die Frage genau so ernsthaft geprüftwerde, wie anderswo, doch könne man die Berliner Verhältnissemit denen kleiner Landorte nicht vergleichen. Irgend welche An-spräche seien dieserhalb an die Verbandskasse nicht gestellt.