Einzelbild herunterladen
 

Nr. 82. 24. Jahrgang.

2. Beilage des Vorwärts " Berliner Volksblatt.

Außerordentliche

Dienstag, 9. April 1907.

Generalversammlung des Deutschen Senefelder- Bundes. Stongreß fordert deshalb, daß das öffentliche Gewerkschaftsrecht zusammenstehen. Die Gegner dürften kein schlechtes Wort über

Schlußsikung.

Auf der Tagesordnung standen

Wahl des Sites des Hauptobrstandes und der Kontrollkommission, sowie Wahlen zum Hauptvor. stande und zur Kontrollkommission.

Ein Antrag Wiesbaden , den Sitz des Hauptvorstandes von Berlin nach Frankfurt a. M. zu verlegen, wurde zurüdgezogen. Mehrere Redner empfahlen, den Siz des Hauptvorstandes in Berlin zu belassen, dort seien auch die geeigneten Ratgeber, falls wiederum eine Klage gegen den Senefelder - Bund kommen sollte.

Es wurde einstimmig beschlossen, den Siz des Hauptborstandes in Berlin , ebenso den Siz der Kontrollkommission in Dresden zu belassen.

Es folgte die Wahl der Mitglieder des Hauptvor= itandes. Haz- Berlin schlug als Vorsitzenden den Kollegen Müller- Berlin, Mitglied des Zentral- Arbeitersekretariats, vor. Müller sei für das Ehrenamt sehr befähigt und habe das besonders durch die klare Begründung der Vorschläge für die Neuorganisation des Bundes bewiesen. Der bisherige Vorsitzende des Hauptvor­standes, Sillier Berlin , sei als Vorsitzender der neuen gewerk­schaftlichen Organisation gedacht. Da Gegenseitigkeitsverträge abzuschließen feien, wäre es notwendig, daß die beiden Organi­sationen verschiedene Vorsitzende hätten.

Die Wahl wurde durch Abgabe von Stimmzetteln vollzogen. Abgegeben wurden 62 Stimmzettel. Müller- Berlin , 3 Zettel waren unbeschrieben.

Davon lauteten 59 auf

Müller Berlin war also als Vorsitzender des Hauptvor­standes gewählt und nahm die Wahl an.

Ein

Als Hauptkassierer wurde der bisherige Hauptkassierer Brall- Berlin mit 61 Stimmen wiedergewählt. Stimmzettel war unbeschrieben. Brall nahm die Wahl an und versprach, auch in Zukunft seine Schuldigkeit zu tun. Als Sekretär des Hauptvorstandes wurde der bis­herige Sekretär Lange- Berlin mit 57 von 61 Stimmen wiedergewählt. Eine Stimme erhielt einen- Dresden , drei Stimmzettel waren unbeschrieben. Lange nahm die Wahl an. Allgemeine Anträge, die auf der Tagesordnung standen und die Anstellung befoldeter Gaubeamten in Rheinland- Westfalen , Schlesien , Hamburg und Dresden forderten, wurden dem für den Nachmittag anberaumten Kongreß überwiesen, auf dem die Kon­stituierung der neuen gewerkschaftlichen Organisation erfolgen soll. Die Mitgliedschaft Dresden beantragte:" Die Kaffenrevisoren wählen einen Obmann; dieser gibt dem Hauptvorstand feine Adresse an. Der Hauptvorstand hat in jeder Zahlstelle jährlich mindestens eine unvorbereitete Kassenrevision anzuordnen."

Der Antrag Dresden wurde angenommen.

9

Die Mitgliedschaft Baugen beantragte Schaffung eines Kommentare zum Statut, welcher die Untlarheiten des­felben beseitigt und eine einheitliche Auslegung der statutarischen Bestimmungen gewährleistet. Der Vorstand erklärte, er werde dem

Antrage nachkommen.

Es folgte die Wahl des Ortes, an dem die nächste General­bersammlung abgehalten werden soll.

Gewählt wurde München .

angenommen.

0

Lange Berlin , der Bundessekretär, teilte mit, daß von der jekt abgetrennten Gewerkschaftstasje girta 100 000 m. beim Spar- und Bauverein Berlin durchaus sicher an­gelegt seien. Er beantragte, das Kapital auf den Namen Ser Bundeslasse umzuschreiben. Der Antrag wurde Als Publikationsorgan für den Bund soll die .Graphische Presse" benutzt werden. Die Tagesordnung war hiermit erledigt. Bautnecht- Stuttgart sprach dem Bureau für seine um­fichtige Geschäftsleitung und den Hannoverschen Kollegen für das Arrangement der Generalversammlung und die freundliche Auf­nahme den besten Dank der Delegierten aus.

Der Vorsitzende Lange, betonte, die Generalversammlung habe etlatant gezeigt, wie notwendig fie gewesen sei. Anfangs habe es so ausgesehen, als ob nicht unerhebliche Differenzen zwischen den Delegierten hinsichtlich der Umgestaltung des Bundes bleiben würden. Aber sie feien durch eine Einigkeit ausgeglichen, wie fie noch auf keiner früheren Generalversammlung geherrscht habe. Namentlich die erfreuliche Einstimmigkeit bei Annahme des neuen Statuts werde nicht nur auf alle Mitglieder, sondern auch auf die offenen und versteckten Gegner des Bundes bedeutend einwirken. Mit dem Wunsche, daß die reiche und gewissenhafte Arbeit der Delegierten zum Wohle der ganzen Kollegenschaft ausfallen möge, Schloß der Vorsitzende die Generalversammlung.

in

oder vorher die heute bestehende Beschränkung des Koa Sillier bat die Delegierten, den Hauptborstand treu zu Iitionsrechtes und die gegen die Gewerkschaften geübte unterstützen. Wenn Schwierigkeiten von den Gegnern dem neuen reaktionäre Polizeipcaris beseitigt wird. Der Werbande bereitet würden, so sollten die Mitglieder wie ein Mann die Neuorganisation sagen, denn sie selbst seien es gewesen, welche den Kampf aufgezwungen, den Frieden zerstört hätten. Mit freudiger Stimmung könnten Vorstand und Mitglieder mit feft­geschlossenen Gliedern in die neue Organisation eintreten ( Beifall.)

zunächst zeitgemäß umgestaltet und dem Kulturzustande an gepakt, und dann das zivile Gewerkschaftsrecht aus gebaut wird.

Aus den zuletzt angeführten Gründen müßte jeder Gesek entwurf, der ähnliche reaktionäre Bestimmungen enthält, wie der dem letzten Reichstage vorgelegte, abgelehnt werden. Derartige Gesetze würden der Willkür der Unternehmer, sowie der polizei lichen Schifanierung Tür und Tor öffnen. Auch aus zibil- und privatrechtlichen Gründen würde in Ansehung unserer heutigen Rechtsprechung, die der Senefelder - Bund zu kennen genügend Gelegenheit hatte, ein derartiger Gesetzentwurf zu verwerfen sein." Angenommen wurde auch der folgende Antrag Mössinger: " Der Hauptvorstand wird ermächtigt, auf Kosten des Bundes einige tüchtige Kollegen an den Unterrichtskursen der General­tommission teilnehmen zu lassen."

Die Mitgliedschaft übed stellte folgenden Antrag:

Auf dem nächsten Gewerkschaftstongreß ist folgender Antrag zu stellen: Bei größeren Ausfperrungen, wo die General kommission das finanzielle Eingreifen sämtlicher organisierten Arbeiter für nötig hält, ist anstatt der Sammellisten eine wöchent­liche Stopfsteuer für sämtliche organisierten Arbeiter in den Ges werkschaften auszuschreiben.""

Der Antrag wurde angenommen.

Auf Antrag Sillier sollen zum Gewerkschaftskongres statt Zukunft 3 Delegierte geschickt werden, und zwar ein Mitglied des Hauptvorstandes, des Ausschusses und der Redakteur des Ver­bandsorgans. Im Laufe dieses Jahres soll in Stuttgart ein

Internationaler Arbeiterfongreß abgehalten werden. Müller- Berlin wies auf die eminente Be= deutung des Kongresses hin. Alle Arbeiter der Welt seien einig in dem Bestreben, die Lohnfflaberei zu beseitigen und ein menschen­würdiges Dasein in einer neuen, freien Gesellschaft zu schaffen. Ein Antrag, ein Mitglied des Hauptvorstandes zum Kongreß als Delegierten zu entfenden, wurde angenommen. Sillier Berlin referierte über den letzten Internationalen Lithographentongreß

in Mailand

und bedauerte, daß die Ueberseber so unfähig, gewesen seien. Be fchloffen wurde, zum nächsten Kongreß in Kopenhagen brei Delegierte zu entsenden, und zwar ein Mitglied des Haupt­vorstandes, ein Mitglied des Ausschusses und den Redakteur des Verbandsorgans.

taffe.

Es begann nun die Beratung des Statuts der Gewerkschafts­Saß Berlin berichtet über die Vorschläge der Kommission für die Gestaltung des Statuts. Antrag Sillier der Titel des Verbandes wie folgt festgefeht: Unter Abänderung eines Vorschlages der Kommission wird auf Berband der Lithographen, Steindruder und verwandter Berufe. ( Deutscher Senefelder- Bund .)

Haz- Berlin trug die von der Statutenkommission vor­geschlagenen Abänderungen des alten Statuts, soweit es sich auf gewertschaftliche Zwede bezieht, vor. Die Anträge wurden in der Mehrheit angenommen.

-

Es wurden noch einige allgemeine Anträge beraten. Die Mit aliedschaften Aachen, Rheydt , Bonn , Düsseldorf , Köln und Elber feld wünschen die Anstellung eines befoldeten Be. zirksleiters für Rheinland und Westfalen . Gleiche Ansprüche werden für Schlesien und Posen, für am burg und Dresden erhoben. Insbesondere die Vertreter aus Rheinland und Westfalen warnten vor der außerordentlich regen und strupellos betriebenen Agitation der christlichen Gewerk­schaften, für die auch die Geistlichen einträten, Geistliche liefen zu den Eltern der Ausgelernten, schimpften auf die sozialdemokratische Organisation und versuchten, die jungen Leute für ihren christlichen Verband einzufangen. Angesichts der Anstrengungen der Gegner, die nach der Trennung im Senefelder - Bund erst recht Beute zu machen hoffen, tue Hülfe not. Ein tüchtiger, energischer Agitator des Verbandes werde viel nüßen, viel retten können. Gleiches gelte für Schlesien .

=

Ulrich Hamburg erklärte, in Hamburg sei die Arbeit für die Verwaltung zu groß. Sie müßten einen besoldeten Lokal­beamten für die Zahlstelle haben. Viel Geld gehe beim Kassieren nicht ein, weil man keine Statistik habe machen können und oft nicht wisse, wo die Mitglieder wohnten. Auf Antrag ange wurde die folgende Resolution ange.

nommen:

Die Generalversammlung erklärt, daß neue Beamtenstellen zu schaffen sind. Mit der Ausschreibung werden Hauptvorstand und Ausschuß beauftragt, wobei die hier gestellten Anträge zu berücksichtigen sind. In erster Linie find Rheinland und Schlesien borzuziehen."

Der Kongreß war jetzt am Ende seiner Arbeiten angekommen. Der Vorsitzende Lange warf einen Rüdblid auf die von den Delegierten während einer ganzen Woche geleistete große Arbeit. Das beste habe sie für die Kollegenschaft Deutschlands erreichen, erzielen, schaffen wollen. Zu bewundern sei es, wie einmütig die beiden Statuten beschlossen worden seien. Man habe sich auf dem bringen. Die Delegierten tönnten jeht die draußenstehenden Kol­richtigen Wege befunden, um die Kollegenschaft vorwärts zu legen aufflären über das, was in den beiden Generalversamm lungen geleistet worden sei. Quertreiber hätten den Weg, auf dem die Arbeiterschaft die Verbesserung ihrer sozialen Lage era gewefen. Der Weg, der zum sicheren Siege führe, sei wieder frei. fämpfen könnten, versperren wollen. Nur kurze Zeit sei es möglich Die beiden Generalversammlungen seien die denkwürdigsten Momente während der Bewegung gewesen. Mit einem donnernden Hoch auf den neuen gewerkschaftlichen Verband wurde der Kongreß begeistert die Arbeitermarseillaise. geschlossen. Bevor die Delegierten den Saal verließen, fangen fie

9. Verbandstag des Zentralverbandes der deutschen Maurer.

-

Köln , 5. April 1907. Nach§ 1 bezwedt der Verband die Vertretung der gewerblichen Die heutige Nachmittagssibung hat sich mit der fowie die Förderung der geistigen und materiellen Interessen seiner Regelung der Bohn- und Anstellungsbedin Mitglieder. Er besteht aus folgenden drei Kassen: 1. Gewerkschafts- gungen" der Angestellten des Verbandes zu befassen, wozu seitens fasse, 2. Allgemeine Unterstüßungs- und Sterbefasse, 3. Invaliden- des Ausschusses eine Vorlage ausgearbeitet ist. Daehne und Witwenkasse. Die Unterstübungen bei Maßrege Berlin sucht die Vorlage in einer eingehenden Darlegung der Ver­Iungen betragen wöchentlich drei Viertel des Lohnes. Neu ist hältnisse zu begründen. Redner verweist auf all die Pflichten hier die Bestimmung, daß es unter drei vollen Arbeitstagen teine der Angestellten und betont, daß dem gegenüber der Verband die Unterstützung gibt. Im§ 45 ist neu der folgende Passus:" Vor moralische Verpflichtung habe, seine Angestellten sicherzustellen. stand und Ausschuß sind berechtigt, auf der Grundlage eines Man solle sich dabei auch nicht von fleinlichen Gesichtspuntten leiten Gegenseitigkeitsvertrages die in den Kaffen 2 und 3 genannten lassen, sondern dabei im Auge haben, daß die finanzielle Sicher Unterstüßungen einer anderen Organisation zu übertragen. Sind stellung der Verbandsangestellten nicht nur im Interesse der An­Mitglieder des Verbandes schon vor Abschluß des Vertrages Mit gestellten, sondern auch im Interesse des Verbandes liege. Neubauer- Charlottenburg ist gegen jede Erhöhung und glied der in Frage kommenden Organisation gewesen, so findet der Gegenseitigteitsvertrag auch auf sie Anwendung." Regelung der Lohnverhältnisse der Beamten, das solle man den Im Streitreglement wurden zwei Klassen von Unter- 8weigvereinen überlassen. Die Verbandsleiter sollten es sich zur stüßungen geschaffen. Mitglieder, die mehr als 26 Wochenbeiträge Ehre anrechnen, an der Spike der deutschen Maurer zu stehen. zahlten, erhalten höchstens: Ledige 14 M., Verheiratete 17 M.; Redner gibt zu, daß die geistige Arbeit aufreibender ist wie törper­Mitglieder, die weniger zahlten, erhalten höchstens: Ledige 12 M., liche, dafür will er auch mit sich reden lassen in bezug auf Getväh­Verheiratete 15 M. In jedem Falle wird noch für jedes Kind rung von Urlaub und wegen eines Zuschusses zu den persönlichen 1. gezahlt. Bei nur dreitägigem Streit fällt die Unter- Versicherungsbeiträgen der Beamten. Schlüdert- Stettin bertritt denselben Standpunkt, und sucht an einer Tabelle von Ar­Stüßung aus. Das Statut wurde schließlich einstimmig gebeitslöhnen nachzuweisen, daß die geforderten Lohnerhöhungen nehmigt. Den Delegierten werden die sämtlichen Abänderungen nicht nötig seien. Waßmann Hannover will von der ganzen als Material für die Berichterstattung zugesandt. Vorlage nichts wissen und meint, daß man den Mitgliedern das Nach den Uebergangsbestimmungen bleiben die Selbstbestimmungsrecht nehmen wolle. Kirmes Hamburg und Kongreß der deutschen Lithographen, Steindrucker mitglieder bis zum Inkrafttreten des mit dem Deutschen Sene- Widera- Breslau sind mit der Vorlage einverstanden, wollen und verwandter Berufe. felder- Bund abzuschließenden Gegenseitigkeitsvertrages von den in der Vorlage. üttmann- Frankfurt weist darauf hin, Beiträgen zur Allgemeinen Unterstüßungs- und Invaliden- und in der Vorlage. üttemann- Frankfurt weist darauf hin, Witwenkasse befreit. daß der Verband sich bisher auf diesem Gebiete als rückständig gezeigt habe und von den anderen Verbänden längst überholt sei. Leider spiele auch persönliche Mißgunst usav. bei der Beurteilung Leute, die sich der Angelegenheit manchmal eine große Rolle. monatelang in keiner Versammlung blicken ließen oder sonst recht wenig um den Fortschritt fümmerten, tauchten bei Erörterung der Gehaltsfragen plötzlich auf, um ihre Bosheiten anzubringen und denen, die fortwährend für das Wohl der Kollegen tätig seien, das Leben sauer zu machen. Eine geregelte Arbeitszeit der Angestellten sei ausgeschlossen, Sonntagstätigkeit die Regel; da solle man doch endlich mit der ewigen Gleichmacherei aufhören. Redner empfiehlt Annahme der Vorlage, jedoch müsse die starke klassifikation zwischen Gau- und Lotalbeamten wegfallen. Bömelburg: Es sei gewiß eine hohe Ehre, an der Spike einer Organisation zu stehen, aber von Jdealen könne niemand leben. Die geistige Tätigkeit und Fortentwickelung der Beamten erfordere erhebliche Ansprüche. Die Borlage bewege sich doch auch in Bahnen, daß eben das Eristenz­minimum gewahrt sei. Es wäre eine Blamage gewesen, wenn die Melodie der ersten Redner noch weiter gesungen sei. Man scheine vielfach zu vergeffen, daß der Arbeiter feinen Angestellten in der Organisation als Arbeiter gegenüberstehe. Viel seien allerdings die Beamten an einer solchen Behandlung selbst schuld, insofern sie nicht den Mut hätten, den Kollegen gegenüber ihre be rechtigten Ansprüche au berteidigen. Mancher scheue wohl aus Empfindsamkeit die ekelhaften Auseinandersetzungen und schweige lieber; das sei aber nicht der rechte Weg. Streng zu berurteilen sei es auch, wenn man, um sich die Gunst der Masse zu sichern, zu demagogischen Kniffen seine Zuflucht nehme. Redner ersuchte bringend, die Sache endgültig zum Abschluß zu bringen. Nachdem noch einige Redner zu der Sache gesprochen, wird die Vorlage des Vorstandes einer elfgliedrigen Kommission über wiesen.

Hannover , 5. April. Nachdem in der heute vormittag geschlossenen 14. außerordent­lichen Generalversammlung des Senefelder - Bundes die Abtrennung Ser Gewerkschaftstasse von dem Bunde, in dem nur die Unter­stützungstassen bleiben, beschlossen, handelte es sich darum, neben dem Bunde, der also wieder der alte Unterstüßungsverein geworden ist, eine neue gewertschaftliche Organisation zu gründen. Zu diesem Zwecke hatte Bratte- Hannover auf heute nachmittag einen Rongreß der deutschen Lithographen, Steindruder und verwandter Berufe in das Nordstädter Gesellschafthaus in Han nover einberufen. Er war bon über 100 Stollegen aus allen Teilen Deutschlands besucht.

az- Berlin beantragte, im Prinzip die Gründung einer neuen Gewerkschaftsorganisation au be. fchließen.

Der Antrag wurde einstimmig angenommen. Mössinger Magdeburg erstattete hierauf kurzen Bericht über den Verlauf des

fünften deutschen Gewerkschaftstongresses, der im vorigen Jahre in Köln abgehalten wurde. Er wies darauf hin, daß die Verhandlungen aus den Berichten der Arbeiterpresse genügend bekannt seien. Er bedauerte u. a., daß die Debatte über die Maifeier wie das Hornberger Schießen ausgelaufen sei. Der Verlauf der Maifeier nach dem Kongreß habe bewiesen, daß an der bisherigen Form der Feier nichts zu ändern sei. Er sprach den Wunsch aus, daß das Genossenschaftswesen mehr gefördert werde. Leider mache man den Genossenschaften viele Schwierigkeiten, ge­boren aus dem kleinlichen preußischen Polizeigeiste.

Niemeyer- Heilbronn bedauerte, daß vom Hauptvorstande feine Direttive bezüglich der Maifeier gegeben werde. Die Litho­graphen usw. hätten als sogenannte Aristokraten der Arbeit" keine flare Stellung zur Maifeier genommen. Das habe die Abneigung der anderen Arbeiterorganisationen zur Folge gehabt.

Auf Antrag Rudolf Hamburg wurde beschlossen, diese Frage nicht weiter zu behandeln. Auf Antrag Mössinger wurde die folgende Resolution ane genommen:

Der Berliner Vorschlag zur Grundlage des Gegenseitigkeits­vertrages wurde angenommen. Hiernach überträgt der Verband die Durchführung der Unterstüßung seiner Mitglieder dem Deutschen Senefelder - Bund.

( Folgen die Unterstüßungen der Allgemeinen Unterstüßungs. und der Invaliden- und Witwenkaffe.)

Es heißt dann in einer angenommenen Resolution weiter: Die Versammlung beschließt:

Falls das Fortbestehen des Bundes in Frage gestellt wird und dieser sich genötigt fieht, zu liquidieren, so berpflichtet sich die Gewerkschaftsorganisation, allen in die Gewerkschaft über tretenden ehemaligen Bundesmitgliedern die im Bunde zurüd­gelegten Karenzzeiten boll anzurechnen. Sie verpflichtet sich weiter, allen Invaliden und Kranken, die noch bezugsberechtigt find, wenn das Vermögen des Bundes aufgebraucht ist, Kranten-, Witwen- und Invalidenunterstüßung nach den ftatutarischen Be­stimmungen des Verbandes aus Verbandsmitteln weiter zu ge währen. Den Nur- Krantentassenmitgliedern des Bundes steht der Beitritt in die betreffende Kaffe der Gewerkschaft ohne Zwang zur Mitgliedschaft in den anderen Kassen offen." Zur Annahme gelangte auch der folgende Dringlichkeits­antrag:

Solche Bundesmitglieder, die nach den Beschlüssen der 13.( Berliner ) Generalversammlung am 1. April 1907 Mitglied der Gewerkschaftstasse des Bundes sein mußten, in die selbst ständige Gewerkschaft jedoch nicht eingetreten sind, müffen, wenn fie auf Grund der vorstehenden Bestimmungen nach erfolgter Liquidation des Senefelder - Bundes die Mitgliedschaft des Ver­bandes erwerben, die inzwischen fällig gewefenen Gewerkschafts­tassenbeiträge des Verbandes nachzahlen.

Beschloffen wurde, den Siz der Preßkommission von Frank­ furt a. M. nach Leipzig zu verlegen. Der Sitz der Redaktion soll in Zukunft am Orte des Hauptvorstandes sein. Es wurde be­schlossen, den Hauptvorstand mit der Ausschreibung der Stelle zu beauftragen. Der Hauptborstand soll dann in Verbindung mit Der Kongreß der deutschen Lithographen, Steindruder und dem Ausschuß eine geeignete tüchtige Kraft engagieren. verwandten Berufe erklärt, daß es wünschenswert sei, wenn den Als Gib des Hauptvorstandes wurde Berlin , als Giz des Aus. Gewertschaften die Rechtsfähigteit verliehen würde. schusses Dresden gewählt. Diefes dürfe aber nur gefchehen unter der Vorausseßung, daß In den Hauptvorstand wurden gewählt Gillier. Berlin als dadurch die bisher von den Gewerkschaften geübte Tätigkeit nicht Vorsitzender, BraIl- Berlin als Kassierer und Obier, der bis­behindert und eingeschränkt, sondern die Möglichkeit für die Erherige Redakteur der" Graphischen Presse", als Sekretär. Die weiterung dieser Tätigkeit gegeben wird, also wenn gleichzeitig Genannten nahmen die Wahl dankend an.

-

-

Nach einer kurzen Bause beginnt noch eine Abendsizung. Efftinge Hamburg referierte über den im nächsten Jahre stattfindenden Gewerkschafts- Kongres. Redner beschränkt sich auf die formale Erörterung der Angelegen heit und empfiehlt die Befchidung. Das Bureau schlägt vor, auch gleichzeitig den internationalen Arbeiterkongreß Stuttgart und den internationalen Maurerkongreß mit zu bea handeln. Es geschicht das. Bömelburg führte aus, daß die Beschickung durch den Verband vorwiegend deshalb erforderlich sei, weil der Verband zu zeigen habe, daß er zu der großen Klassen. bewegung der internationalen Arbeiterschaft gehöre; dann seien

in