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Auer als Schriftsteller und Redner. fangreiches Buch schreiben, wollte man aus seinen Reden auch nur im vorigen Jahre erfolgten Preisaufſchlages aus.

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Ignaz Auers kerniges Wesen trat in allem, was er schrieb und was er sprach öffentlich oder privatim- mit greifbarer Deutlichkeit hervor. Im Jahre 1889, als das Sozialistengesetz seinem Ende entgegen ging, erschien in London   ein ca. 300 Seiten starkes Buch:

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,, Nach zehn Jahren"

Material und Glossen

Zur Geschichte des Sozialistengeseges.

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und stets neue Triumphe feierte. Man müßte ein ziemlich um-[ Leistung. Dieses Mehr macht aber nur einen Bruchteil de schon die prägnantesten, die wizigsten, die satirischsten Säge zusammen- Die Köln  . 8tg.", die seit einiger Zeit als Sprachrohr der stellen. Wir müssen uns für heute damit begnügen, zwei Beispiele Kohlenmagnaten dient, bringt in ihrer Nr. 374 vom 9. April einen anzuführen. Leitartikel, in dem sie, anscheinend zu einem bestimmten Zweck, die Entwickelung der Bergarbeiterlöhne bespricht.

Auf dem Berliner   Parteitage( 1892) war Auer Berichterstatter zu dem wichtigen Thema Das Genossenschaftswesen, der Boykott und die Kontrollschutzmarke". Um zu zeigen, wie er es verstand, einen Gegenstand sachlich scharf, klar und knapp darzustellen, setzen wir einige seiner Ausführungen über das Wesen des Boykotts hierher:

Den Zweck dieser Darstellung enthüllen die folgenden Schlußfäße: Die Erhöhung der Löhne hat also(!) die Mehreinnahmen noch erheblich überwogen. Mit den gegenwärtigen Verkaufspreisen find die Mehrkosten nicht mehr zu decken, und da die Erhöhung der Löhne zweifelsohne noch weiter gehen wird und sämtliche Materialien in den Preisen bedeutend gestiegen sind, ist ein weiteres Anziehen der Selbstkosten die natürliche Folge. Aus diesem Grunde war es notwendig, ein abermaliges Hinauffezen der Kohlenpreise vorzunehmen."

Das also" in dem ersten Satz ist eine direkte Mogelei und ein Attentat auf die Logik der Leser, denn außer den Lohn­daß auch die

Das Werkchen erschien mit Rücksicht auf die skandalösen deutschen   Der Boykott ist ebensowenig wie die Genossenschaften etwas Kultur" Zustände unter dem Schmachgesetz anonym, aber der spezifisch Sozialdemokratisches. Es ist eines jener Kampfmittel, Verfasser ist uns wohl bekannt: Ignaz Auer  . In zwei Teilen welche in Wirklichkeit auch viel früher, als die Sozialdemokratie Historisches   und Die Opfer des Sozialistengesezes" wird die Ge- dazu griff, von den Gegnern in Anwendung gebracht worden sind. schichte jener Epoche entrollt, sind merk- und denkwürdige Einzelheiten Aussperrung, schwarze Listen und dergleichen, das alles ist Boykott, in Hülle und Fülle zusammengetragen, die zukünftigen Geschlechtern wir dazu Stellung nehmen, so lassen wir uns dabei durchaus nicht angaben und der nichtssagenden Bemerkung, angewendet von der Unternehmerklasse gegen den Arbeiter. Wenn unentbehrlich sein werden, wenn sie die ganze Größe" des von dem Gerede unserer Gegner beeinflussen, daß der Boykott sich Wertstassenbeiträge gestiegen seien, ist in dem Artikel auch nicht eine eisernen Kanzlers" und feiner Aera  " begreifen wollen. mit dem Prinzip der Sozialdemokratie nicht vereinbaren lasse. Wir einzige Angabe enthalten, die das also" rechtfertigen könnte. Es Verbote von Büchern, Broschüren, Zeitschriften, Bildungsvereinen, nehmen Stellung dazu wegen der Sache selbst, indem wir uns ist nicht der geringste Versuch gemacht worden, eine Parallele zu Gewerkschaften, Fachvereinen und sonstigen Arbeiterorganisationen" fragen: was nüßt der Boykott der Bewegung, was nüßt er der ziehen zwischen Lohnzunahme, Leistungssteigerung und Preiserhöhung. find mit emsigem Sammelfleis registriert, die Namen der meisten gesamten Arbeiterschaft? Das Recht, von diesem Kampfmittel Allein mit den Lohnangaben ist aber für die Behauptung, mit den Ausgewiesenen mitgeteilt; es marschieren viele, viele zerstörte Gebrauch zu machen, haben wir aus der Tatsache herleiten können, gegenwärtigen" Verkaufspreisen seien die Mehrkosten nicht mehr zu Existenzen auf, Haussuchungen, Verhaftungen, Berurteilungen mit daß die Gegner seit Jahrzehnten, vor dem Sozialistengesek, während" gegenwärtigen" Verkaufspreisen seien die Mehrkosten nicht mehr zu allen nötigen Einzelheiten" werden an den Pranger gestellt, von desselben und auch heute, die Arbeiterschaft tatsächlich fortgesetzt decken, nicht das geringste bewiesen! Wie wesentlich z. B. die dem künstlich gezüchteten Spizel- und Denunziantentum" wird ein unter Boykott stellen. Im Jahre 1878, nach den Attentaten, fam Frage der Leistungssteigerung ist, dafür möchten wir ein Beispiel bekanntlich die Aufforderung, keine sozialdemokratischen Arbeiter anführen. wahrheitsgetreues und möglichst umfassendes Bild entworfen, kurz mehr in Lohn und Brot zu nehmen, die Werkstätten von den An- Nach den amtlichen Angaben wurden im Oberbergamtss dem Sozialistengesetz, seinen Urhebern und Vollstreckern ein Dent- hängern der Sozialdemokratie zu reinigen. Ich erinnere Sie ferner bezirk Dortmund   im Jahre 1905 pro Kopf der Belegschaft mal der Schande" gesetzt! an die famosen Abmachungen, welche speziell in Preußen zwischen 295 Schichten verfahren, im Jahre 1906 aber 321 Schichten. den Unternehmerverbänden und unter der Beteiligung höchster Gine Zusammenstellung der Zeitschrift Glückauf", offizielles Organ Stellen in der Militärverwaltung und anderen Zweigen darüber stattgefunden haben: keinen Arbeiter, welcher am 1. Mai 1890 andes Bergbaulichen Vereins, weist pro Kopf der Belegschaft im Ober­der Maifeier teilgenommen habe, in Arbeit zu nehmen; ich brauche bergamtsbezirk Dortmund für 1905 eine Förderleistung von 244,1 bloß den Namen Kühnemann" zu nennen, um Ihnen ins Gedächt- Tonnen und für 1906 275,6 Tonnen nach. Das macht eine Schicht­nis zu rufen, wie brutal damals jenes Mittel gegen uns angewendet leistung von 0,827 Tonnen im Jahre 1905 und von 0,846 Tonnen Damit ist aber die wirkliche Leistungs­wurde. Ich erinnere Sie ferner an die Tatsache, daß eine bürger- im Jahre 1906. liche Partei, nämlich die Antisemiten, den Boykott so anwenden, steigerung noch nicht erfaßt. Es stieg zum Beispiel auch noch die daß sie den Rassenunterschied statt des Klaſſenunterschiedes zu- Stoksproduktion in Deutschland   von 134 Millionen Tonnen auf grunde nehmen für ihre Losung:" Kauft bei keinem Juden!" 18 Millionen Tonnen; das ist eine Zunahme um über Ueber unser Recht also, von diesem Mittel Gebrauch zu machen, 33 Broz.! Und was die Wertsteigerung der Produktion ausmacht, haben wir uns gar nicht erst zu unterhalten; wir gebrauchen es, wenn es uns paẞt.

Wortes wieder:

Als Stilprobe" geben wir hier den letzten Absatz des Schluß­ Mit Bismarck   ist aber auch der felsenfeste Glaube des deutschen  Bürgertums an die Unerschütterlichkeit der jetzigen politischen Ver­hältnisse Deutschlands   überhaupt verschwunden. Dieser gärenden, schwankenden Ungewißheit, aus der nur der Glaube an die All­gewalt der Bajonette hervorragt, ein Glaube, der durch die wieder­holten Drohungen mit dieser Allgewalt nicht gestärkt wird, steht einzig und allein die Sozialdemokratie mit klarem Zielbewußtsein und entschlossener Willenskraft gegenüber. Sie fürchtet die Drohungen nicht und ist nicht berauscht von der Größe ihres Er­folges. Sie ist klar. darüber, daß die Zukunft die Ansprüche an die Einigkeit, den Kampfes- und Opfermut ihrer Anhänger nur steigert, und die zwölf Jahre des Ausnahmegesetzes waren für die Partei eine Schule des Kampfes, die sie hellen Auges in die Zukunft bliden läßt. Sie ist mit dem Sozialistengesez fertig geworden, sie wird auch ferner mit ihren Gegnern fertig werden und kämpfen, bis sie ihr Ziel erreicht hat."

Weit über die Kreise der Sozialdemokratie hinaus ist die in vielen Zehntausenden von Exemplaren gedruckte Broschüre bekannt geworden, welche die Rede wiedergibt, die Auer am 4. September 1895 in einer Versammlung zu Berlin   gehalten hat.

" Sedanfeier und Sozialdemokratie"

- so recht ein Thema für unseren Nazi". In wundervoller Knapp heit und Klarheit läßt der Redner den Krieg von 1870/71 famt seinen Ursachen und Vorwänden, seinen Begleit- und Folge­erscheinungen an uns vorüberziehen. Eine Reihe höchst wichtiger, allgemeiner Gedankengänge wird eingeflochten, so z. B. der folgende:

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das Wort.

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so geben darüber die im Kaiserlichen Statistischen Amt zusammen­Am 17. Dezember 1894, vom 8. bis zum 12. Januar und vom gestellten Ergebnisse, die auf Angaben der Unternehmer beruhen, 8. bis zum 11. Mai 1895 stand auf der Tagesordnung des deutschen   einige Anhaltspunkte. Danach stieg der Durchschnittswert für die Reichstages die sogenannte Umsturzvorlage". Am 8. Januar und Tonne Kohlen bont 1905 auf 1906 um 36 Pf. Dabei am 8. Mai erhielt Auer damals in der Blüte seiner Kraft waren die erhöhten Preise noch nicht für das ganze Jahr 1906 wirkjam und noch viel größer ist die Wertsteigerung bei Koks. Man muß die weise Vorsicht anerkennen, die darin liegt, für die Behauptung, die Preise müßten noch weiter in die Höhe ge­trieben werden, nicht den Versuch des Beweises anzutreten. Damit charakterisiert sich das Vorgehen aber auch als ganz plumper Versuch, die Deffentlichkeit gegen die Arbeiter zu beeinflussen und dem Kohlen­maguatentum seine Raffgie auf Kosten der Konsumenten zu befriedigen.

Wir geben zum Schluß aus der ersten Rede nach dem offiziellen stenographischen Bericht eine Stelle wieder, die in mehr als einer Beziehung charakteristisch ist für Art und Wesen des uns zu früh Entrissenen.

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Politische Uebersicht.

Berlin  , den 10. April 1907. Sozialpolitische Klänge.

,, Man will weiter noch die Monarchie schüßen, und in den Motiven wird der wunderbare Sak aufgestellt: die monarchistische dee, ohne welche eine gedeihliche Entwickelung unserer Zustände nicht gedacht werden kann, müsse geschützt werden. Dem gegenüber ist doch zunächst darauf hinzuweisen, daß wir im Deutschen Reich Republiken haben, von denen nicht bekannt ist, daß sie sich nach den heutigen Bourgeois- und modernen Begriffen nicht ganz ge= deihlich entwickelten; es geht also auch bei uns ohne Monarchie! Aber davon ganz abgesehen, meine Herren, so allgemein, wie hier - nicht die Einsicht der Fürsten  , nicht das Wohlwollen ein- der Schutz der Monarchie hingestellt wird, da fragt man sich: muß zelner, sondern die innere wirtschaftliche Notwendigkeit hat die auch Behanzin von Dahomay, der auch ein Monarch ist, muß auch Der Gesezentwurf betreffend den Gebührentarif für den deutsche Reichseinheit geschaffen. Wie hätte bei der Verschiedenheit dessen Monarchie geschützt werden, darf man auch über den Mann Kaiser Wilhelm- Kanal wurde heute im Reichstag ohne be­der deutschen   Zoll- und Münzsysteme, der Dußende von Strafgesetzen, sich nicht in beschimpfender" Weise äußern?( Buruf links.) Es sondere Debatte in erster und zweiter Lesung beraten. Graf der Musterkarte von Grenzen und Flußsperrungen der Kapitalismus, wird mir zugerufen: King Bell! Der ist staatsrechtlich noch nicht Posadowsky   fündigte an, daß der Kanal verbreitert die Großindustrie, der Weltverkehr sich entwickeln sollen! Und an- anerkannt, glaube ich( Heiterkeit links), den darf man also schon werden soll und daß die Vorbereitungen dazu im Gange feien. gesichts der Tatsache, wie heute das Proletariat durcheinander- noch höhnen und darf sich über ihn in beschimpfender" Weise gewirbelt wird, wie die Polen   nach dem Westen, die Bayern nach äußern; anders steht es mit dem Schah von Persien und seinen Reichsamts des Innern. Die Ferienstimmung hat Dann begann die 2. Lesung des wichtigen Etats des dem Norden, die Schleswiger nach dem Süden geschleudert werden, Gewohnheiten, den wir ja seinerzeit bei seinem europäischen   Be= wie sollen da die Arbeiter sich für die alte Kleinstaatlerei begeistern! such kennen gelernt haben! Und es gibt auch sonst eine ganze die Redeflut der sozialpolitischen Wünsche nicht verringert, Ich habe noch nie gehört, daß ein deutscher Arbeiter dem Kurfürsten Reihe anderer interessanter Gestalten, die auf Thronen sind oder der Wettlauf um die Gunst der arbeitenden Klassen wird von von Hessen  , dem Herzog von Nassau oder einem anderen der 1866 gewesen sind. Und warum soll das Institut der Monarchie jetzt den bürgerlichen Parteien fortgesetzt. Freilich hat dieser vom König von Preußen depoffedierten Fürsten von Gottes Gnaden besonders geschüßt werden? st etwa eine Epidemie der Wettlauf keinen anderen Zweck, als mit vielen hohlen Worten eine Träne nachgeweint hätte, im Gegenteil bedauerte man hier und Majestätsbeleidigungen ausgebrochen? Macht sich in Deutschland   die sozialpolitische Tatenlosigkeit dieser Arbeiter­da ganz aufrichtig, daß man nicht noch weitergegangen, nicht noch eine besondere Bewegung gegen die Monarchie überhaupt bemerk­gründlicher aufgeräumt habe! freunde" zu verdecken. bar? Daß es Republikaner gibt in Deutschland  , gibt es doch Gewiß manches gefällt uns nicht im Reiche; wir suchen es Wie immer, geberdete sich der berufene Sozialpolitiker sogar staatsrechtlich anerkannte Republiken: Hamburg  , Bremen  zu ändern nach unserem Sinne. Und wenn die Tatsache, daß wir und Lübeck   sind republikanisch, und sie wissen, meine Herren, daß des Zentrums, Abgeordneter Trimborn, als ob die die vorhandenen Rechte benutzen, um für unsere Meinung zu es auch außerdem in Deutschland   Republikaner   gibt: dafür ist Bentrumspartei das allergrößte Gewicht auf dieſe ihre kämpfen, da und dort, oben oder unten Anstoßz erregt, so können wir meine Partei ein sprechender Beweis.( Bucuf links.) Aber wir parlamentarische Tätigkeit lege. Die Generaldebatte über nichts abschrecken lassen, auf diesem Wege weiter zu schreiten, unsere Sozialdemokraten sind durchaus nicht die einzigen, welche die Ueber diesen Etatsteil gibt ja die beste Gelegenheit, allerhand nichts abschrecken lassen, auf diesem Wege weiter zu schreiten, unsere zeugung haben, daß die republikanische Staatsform einen Fort- Wünsche an die Regierung zu richten; wenn es aber dazu Grundsäze immer weiter zu verbreiten. Ist uns doch dazu ein Mittel gegeben, das uns geradezu heraus- schritt gegenüber der monarchischen Staatsform bedeutet; es gibt kommt, diese Wünsche zu realisieren, dann muß das fordert zum Kampfe, ein Mittel, zwar noch mangelhaft, das wir auch unter den Mitgliedern anderer Parteien Leute, die derselben werktätige Volk schon zufrieden sein, wenn sozialpolitische aber, wenn wir es nicht befäßen, zu erzwingen suchen müßten: nis auftaucht, die Monarchie als Institution besonders zu schüßen, Gesetze nach dem Rythmus der Echternacher Springprozeſſion  Ansicht huldigen. Wenn deshalb nun mit einem Male das Bedürf- Gesetze das allgemeine Wahlrecht. Das allgemeine Wahlrecht so muß man sich doch fragen: ja, liegt denn dazu ein Anlaß vor? zustande kommen zwei Schritt vorwärts, einen zurüd! ist die stärkste Grundlage des Reiches, und diejenigen, die fortwährend wenn man Umschau hält über die gekrönten Häupter in Europa  , Indes erst muß sich die Regierung bewogen fühlen, überhaupt von seiner Abschaffung, von seiner Beschränkung reden, spielen von seiner Abschaffung, von seiner Beschränkung reden, spielen so muß man sich allerdings sagen: es traten da Erscheinungen zu- einen der gewünschten Gesezentwürfe einzubringen, ehe es geradezu mit dem Reichsgedanken sie sind die wahren, bie einzigen Reichsfeinde! Nicht wir Sozial: tage, die es begreiflich erscheinen lassen, die Monacchie als In- dazu kommt! stitution vor jeder Kritik möglichst zu bewahren.( Sehr gut! Der Wunschzettel Trimborns flang in einen Lobhymnus links.) Ich darf da nur hinweisen, daß es kein menschliches Ge- auf die verstorbenen Staatsmänner v. Rottenburg   und brechen, angefangen von findischer Unbefangenheit bis zum Wahn­finn gibt, das nicht auf den europäischen   Thronen in der einen b. Boetticher aus, deren sozialpolitische Tätigkeit ja in Auch dieses Referat ist erfreulicherweise als Broschüre heraus- oder anderen Form ſeine Vertretung hat.( Sehr richtig! links.) der Tat für einen bürgerlichen Politiker eine blendende Er­Das ist eine Tatsache, die wir alle kennen. Und nicht nur das: scheinung sein mag, obwohl sie den Schneckengang der amt­gegeben worden. Erfreulicherweise; denn was kann uns haben wir, meine Herren, nicht unter den Kronenträgern Europas   lichen Sozialpolitik nicht zu beschleunigen vermochte. Den lieber, lehrreicher und interessanter sein, als wenn unsere Alten" Eremplare, die, wenn sie genannt werden, einem sofort die Vor- besten Beweis für das Unzureichende der amtlichen Sozial­aus ihrem reichen Erinnerungsschazze schöpfen und so der Partei, ja stellung von der höchsten Lüderlichkeit geben? Meine Herren, ist politik gab der Abgeordnete Trimborn selbst mit der Auf­der Weltgeschichte Materialien schenken zur Erkenntnis und Würdigung es nicht Tatsache, daß Angehörige regierender Häuser an allen forderung: nun, nachdem die Sozialdemokraten bei den von Zeitabschnitten, die uns wegen ihrer Bedeutsamkeit für die Schmuthändeln der neuesten Zeit in den Spielhöhlen und Laster- Wahlen geschwächt worden seien, sollten die bürgerlichen 1875 höhlen mitbeteiligt waren?( Sehr wahr! bei den Sozialdemo Partei wichtig sind. Und die Zeit von Gotha   bis Wyden" bis 1880- fie ist uns mehr als wichtig; ist es doch die Zeit von fraten.) Das macht es begreiflich, wieso man plöglich dazu kommt, Parteien beweisen, daß sie die Wünsche der Arbeiter soweit der Vereinigung der Lassalleaner und der Eisenacher bis zum ersten die Monarchie als Institution vor jeder Kritik möglichst zu ver- als möglich zu befriedigen gewillt seien! schonen und zu bewahren. Und, meine Herren, ich kann allerdings Diese Selbstironisierung wurde nur noch übertroffen Kongreß unterm Sozialistengesetz! sagen: wenn ich nach dieser Richtung hin einen Vorschlag mir er­lauben dürfte und könnte, so würde es der sein, daß gewisse Kreise eine Innung bilden und da die Bestimmung des§ 97 unserer Ich möchte mir an dieser Stelle erlauben, meine private Gewerbeordnung aufnehmen, wo als Zweck der Innung angegeben Meinung über Hödels Attentat einzuschalten. Ich habe Hödel ist Aufrechterhaltung und Stärkung der Standes­persönlich gekannt und Parteigenossen gesprochen, die ihn noch näher ehre".( Sehr gut! bei den Sozialdemokraten.) gekannt haben. Ich habe ihn auch später vor dem Untersuchungs­richter gesehen. Ich muß gestehen, daß ich mich nie zu dem Glauben habe durchringen können, daß er wirklich die ernste Absicht eines Attentats gehabt hat.

bemokraten!"

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Am 80. Mai 1900 hielt Auer einen Vortrag

Von Gotha   bis Wyden".

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Aus der Nede bezw. Broschüre zitieren wir die bekannte inter­effante Stelle über Hödel.

Er war ein Mensch, der sich nicht nüßlich machen wollte, der

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Der Termin der Beerdigung des entschlafenenen Genossen Auer ist noch nicht festgesetzt. der Arbeit aus dem Wege ging, dessen größter Stolz es war, mit Er wird in der Freitagnummer bekannt gegeben. Der Partei­der von Herrn Stöder erhaltenen Spieldofe herumzuspazieren. Aber presse geht telegraphische Meldung zu. daß er zu einem ernsten Attentat fähig gewesen sei, glaube ich nicht. Er hat das auch geleugnet, und seine erste Aussage war, daß er sich selbst hatte erschießen wollen. Das ist sicher auch nicht wahr ge­wesen. Er war eben ein Komödiant, der allerdings seine Komödie fehr teuer hat bezahlen müffen."

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Auer als Redner.

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Auer reben zu hören, war ein erlesener Genuß. Die Zuhörer famen stets auf ihre Kosten; denn unser Nazi" hat wohl selten oder nie einen sogenannten schlechten Tag" gehabt. Auf ihre Kosten tamen sowohl diejenigen, die aus Auers Reden etwas lernen wollten, als auch diejenigen, die ihn besonders des halb gern hörten, weil sein bajuvarischer Humor, sein außer­gewöhnlicher Sarkasmus schon fast sprichwörtlich geworden

Kohlenpreise und Arbeitslöhne.

durch die Aufforderung des nachfolgenden nationalliberalen Redners Bassermann: die Regierung solle mehr auf berechtigte sozialpolitische Forderungen der Arbeiter eingehen; das stärke die nationalen Arbeiterorgani fationen und schwäche die sozialdemokratischen!

Damit ist bestätigt, daß die sozialpolitische Tätigkeit der Regierung und der bürgerlichen Parteien unzureichend ist, darum Unzufriedenheit unter den Arbeitern erweckt und der sozialdemokratischen Agitation Boden bereitet. Dem Abgeordneten Bassermann ist durch die von unserer Presse und unsern Rednern bereits früher gemachten Vorschläge, erst das Vereins- und Versammlungsrecht zu revidieren und ein freiheitliches Reichsvereinsgesetz zu schaffen, ehe man einen Geseßentwurf über die Rechtsfähigkeit der Berufsvereine vorlege, ein Licht aufgesteckt worden, denn er ermahnte den Staatssekretär des Innern, in dieser Weise vorzugehen! Auch empfahl Bassermann dringlich, den Tarif­verträgen zwischen Unternehmern und Arbeitern mehr Auf­merksamkeit zuzuwenden, denn sie seien geeignet, die Kämpfe zwischen Arbeitern und Unternehmern zu mildern.

Am 1. April find erhöhte Kohlenpreise in Kraft getreten; die Steigerung stellt sich auf durchschnittlich 1 Mark pro Tonne. An Hand verschiedener Geschäftsberichte haben wir schon wiederholt nachgewiesen, daß die bisherigen Preise den Unternehmern eine er hebliche Gewinnsteigerung gebracht haben. Die Behauptungen, Ein zweiter Zentrumsmann, der bayerische   Abgeordnete durch die Lohnsteigerungen würden die Preisauffchläge absorbiert, ehe meir, entpuppte sich als ein fouragierter Feind der entbehren jeder tatsächlichen Grundlage. Die größeren Ein Haufierer und Detailreisenden, deren Tätigkeit die kleinen fommen der Bergarbeiter sind in der Hauptsache erzielt durch ver- Gewerbetreibenden schädige! Redner wünscht deshalb die mehrte Schichten und durch erhöhte Leistung pro Schicht. Nur zu einem Einschränkung des Haufierens und Detailreisens; er wärmte geringeren Teile resultieren sie aus einem Lohnaufschlag pro Tonnel also die alten Mittelchen einer seit Jahrzehnten von Konser­