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Nr. 86. 24. Jahrgang.

1. Beilage des Vorwärts " Berliner Volksblatt. Sonnabrud, 13. April 1907.

Zum Lebensbild Ignaz Auers.

unverlierbares Königreich sich gegründet hatte in den Herzen der tam, verband sich mit einem sicheren geklärten Urteil und the deutschen Arbeiter torischer Meisterschaft.

"

,, Volkswacht"( Breslau ):

Volksblatt( Bochum ):

Einem Steuermanne gleich, der durch Sturm und Wogen­Ein unangenehmer Zufall hat in der gestrigen Nummer unser gebraus sein Schiff gleich sicher führt, herum um tüdisch verborgene feiner langen Parteizugehörigkeit und der Stellung, die er in der Mit Auer ist ein Mann gestorben, der nicht nur vermöge Zitat aus der Schrift: Bon Gotha bis Wyden" ungefähr Sandbänte wie um gefahrboll dräuende Felsenriffe, der tühnen Bartei einnahm, in der Parteigeschichte eine Rolle spielen konnte, gerade an der Stelle abgebrochen, wo die Säße anheben, um derent- Mutes, in unerschütterlicher Ruhe ſeines schweren, die volle Kraft der vielmehr auch eine bedeutende Persönlichkeit war. Nach einem willen das Zitat wertvoll, ein Beitrag zur Charakteristik Ignaz Ignaz Auer als Steuerer des Parteischiffes. Was er sind nicht geneigt, uns dieser Sprichwörterweisheit zu beugen, trob des ganzen Mannes erfordernden Amtes waltet, so scheint uns bekannten Sprichwort soll man von Toten nur Gutes reden; wir Auers ist. Wir geben deshalb heute hier unter Wiederholung der auf diesem Gebiete geleistet, welchen Schaden er verhütet, welches ihrer durchs Alter erworbenen Heiligkeit, und ziehen es vor, auch gestern abgedruckten Zeilen das Zitat vollständig: Gute und Große er geschaffen, wie er immer der Kluge, Weiteraus- bon Toten nur Wahres zu reden. Dieser Wydener Parteitag, der alsbald von so vieler sehende war, wie er zähe und kraftvoll seinen Willen zum Wohle sagen wir: Der Auer war größer, als er den meisten erschien. Und kraft der Wahrheit Romantit umsponnen wurde, hat dafür gesorgt, daß unsere auf des Ganzen durchgesetzt, das kann hier greifbar, plastisch für jeder wohl hatte auch er seine menschlichen Schwächen und eine der be­gelösten Linien sich wieder zusammengeschlossen haben und wir manns Augen unmöglich dargestellt werden. Auf diesem Gebiete merkbarsten war eine, Art Bynismus, die ihn oft ungenießbar namentlich auch wieder ein Barteiorgan erhielten. 56 Genoffen ist Ignaz Auers Verlust für die Partei geradezu unerheblich, hier machte und die es namentlich Jüngeren schwer machte, an ihn waren auf diesem Parteitag erschienen; 53 von ihnen faßten war er der größte unserer Führer der geborene Führer, heranzukommen. Aber das war nur die rauhe Schale, die ihm die Die gemeinsamen Beschlüsse, darunter auch jenen, der sich gegen von keinem in anderer Beziehung ihn Ueberragenden erreicht, ge- Bitternisse des Lebens geschaffen hatten und mit der er sich all­den allmählich zum Anarchismus ausartenden Mostianismus schweige denn übertroffen. wandte. Ueber Auer als Menschen gibt es wohl nur ein Urteil, mählich schüßen gelernt hatte vor allzu schweren Verlegungen. Es war eine gewaltige Leistung, die die 56 Männer voll Naturgemäß mußte er in seiner Stellung, bei den oft ungeheuer Denn Auer hat als Barteiführer all die Menschlichkeiten bis zur Ge brachten. Bedenten wir noch einmal, daß vorher aller zu schwierigen Aufgaben, die er auszuführen hatte und allein gut aus Neige auszutosten gehabt, die der Arbeiterbewegung anhaften, und sammenhang zerstört war, daß die Genossen teilweise verärgert, führen konnte, sich mancherlei. Gegner schaffen. Aber seine von er gehörte nicht zu den sogenannten heiteren Naturen, an denen vor allem aber verschüchtert waren. Im Norden, Deutschlands Herzen kommende Gutmütigkeit, feine stete, opferwillige Hülfs alles Ueble, das sie im Leben erfahren, spurlos wie Wasser habe ich die einzelnen Teilnehmer zusammengeholt. Ich selbst bereitschaft, sein Streben, dem Besiegten die Bitternis der Nieder- herunterrinnt. Ihm ging es zum Herzen, was er Uebles erfuhr; fannte nicht den Ort, wo der Parteitag stattfinden sollte, erst in lage zu nehmen, mußte auch den entschiedensten Gegner entwaffnen und er hat deffen reichlich erfahren. Und ganz hat ihn die rauhe Winterthur erfuhren wir, wo wir hinzugehen hatten. Das alles und ihm sein Herz zuwenden. Eine rührende Bescheidenheit Schale deshalb auch nicht zu schützen vermocht; feine Kraft war der ist möglich gemacht worden trok Polizei und Ausnahmegesetz. zeichnete den hochbegabten Mann aus, ein Mißtrauen geradezu Partei leider schon vor seinem Tode verloren gegangen. Diese 56 haben Beschlüsse gefaßt, die von weittragendster Be- des eigenen Rönnens, selbst in vorgerüdten Jahren, als er längst Kampf um das Kleine hat viel zu der frühen Erschöpfung des deutung geworden sind. Seit jener Zeit sind die Erfolge gereift auf der Höhe angekommen, das eben nur in der Bescheidenheit Starten beigetragen, der wie wenige zum Führer der Partei be­die wir alle fennen und die uns dahin gebracht haben, wo wir seines Herzens seine Erklärung findet. Seinen Freunden ist rufen war. uns heute befinden. Wenn Genosse Mehring am Schluß des Ignaz Auer stets ein wahrhafter, treuer, zu jedem Opfer bereiter Kapitels über den Parteitag in Wyden sagt, daß die Situation Freund gewesen, still, ohne viel Aufhebens, ganz seinem schlichten, nicht durch die Führer, sondern durch die Massen gerettet worden rein menschlichen Wesen und Empfinden entsprechend, hat er sich sei, so will ich ihm nicht widersprechen. Die Massen haben tief, unauslöschlich in ihre Herzen eingeschrieben." getan, was man nur von ihnen verlangen konnte, mit einer Hingabe und einer Opferwilligkeit, die staunenerregend bleiben wird. Aber wenn auch den Massen für ihre Treue alle Hoch­achtung gezollt werden soll, so möchte ich doch sagen, daß wie die Massen, so auch die Führer in jener schweren Beit ihre Schuldigkeit getan haben. Fehler sind auch in den Tagen von Gotha bis Wyden gemacht worden: aber sie werden durch die schwere, harte Beit entschuldigt. Wo teine Fehler sind, da ist auch nichts Gutes. Wo Handlung ist, da ist auch Jrren.

Wir hoffen, daß solche schwere Beiten nicht wieder über unsere Partei hereinbrechen mögen. Heute hört man wohl oft die Aeußerung: Es müßte wieder ein Sozialistengesetz tommen; zu jener Zeit war alles viel schöner und besser. Wer erst die letzten Jahre des Sozialistengesetzes mitgemacht hat, wer den Zusammenbruch der Partei nicht miterlebt hat, wer nicht weiß. welche Opfer und welche Hingabe die Wiederaufrichtung der Partei gefordert hat, der mag sagen: Es war eine schöne Beit während des Sozialistengesetzes. Aber zwischen Ende und Anfang der 80er Jahre war ein gewaltiger Unterschied. Wer von den Genossen bon 1878 bis 81 in Reih und Glied mitgekämpft hat, stimmt mir sicher zu, wenn ich mit den Worten schließe: Sollte je ein neues Sozialistengeseh kommen, so wird es dieselben Kräfte und dieselben energischen Gegner finden, wie das erste. Sollte es aber nicht kommen, so ist es besser.

Die Parteipreffe.

Leipziger Volkszeitung:

Ignaz Auer gehört zu den Großen in der Partei, und der Lorbeer, den der Arbeitsreiche sich errungen, er wird in immer grüner Bracht sein Haupt zieren und späten Geschlechtern noch den Wert des Mannes fünden.

,, Arbeiterzeitung"( Dortmund ): Auer verschiedenen, und .außer August Bebel , dem andererseits wieder so völlig von vielleicht es feinen deutschen Führer der deutschen Sozialdemokratie, in dem Karl Grillenberger , gab sich die besten Eigenschaften des zum Klaffenbewußtsein erwachten modernen deutschen Arbeiters fo rein widerspiegeln, wie in Ignaz Auer . Volle Hingabe an die große Sache, rastloser Arbeitseifer, unermüdliche Pflichttreue, hohe Intelligenz, mit edlem Selbst­bewußtsein gepaarte Zurüdhaltung und Bescheidenheit dort, wo sie am Blake ist, goldene Rüdsichtslosigkeit und Derbheit überall da, wo sie hingehört, gesunder Humor, nie versagende Schlagfertigkeit, eine nicht gewöhnliche Menschenkenntnis und eine bedeutende Fähigkeit, die Menschen zu behandeln, eine starke, vielleicht zu starke Beranlagung zur Diplomatie: das sind die hervorstechendsten Züge im Bilde Ignaz Auers."

Auers Stellung in den prinzipiellen und tattischen Differenzen, die feit 1898 vielfach das Parteileben beherrschten, haben wir nicht geteilt; wir haben seine Haltung und seinen Einfluß bei diesen Differenzen, besonders seine gelegentlich geäußerte Geringschätzung theoretischer Grörterungen überhaupt, oft für unheilvoll gehalten und daraus auch niemals ein sehl gemacht. Es wäre unserer nicht minder als Auers selbst unwürdig, das jetzt bei seinem Tode zu verschweigen. Wir dürfen auch um so offener über diese Dinge reden, als wir nie verkannt haben und auch heute nicht verkennen, daß auch bei seiner Stellung zu diesen Fragen Auer ausschließlich geleitet wurde von den besten Absichten für das Wohl der Partei, die ihm über alles ging. Und hat Auer in diesen und anderen Dingen geirrt... so wird das hundertfach, tausendfach aufgewogen durch die enormen Verdienste, die er sich auf anderen Gebieten in jahrzehntelanger harter Arbeit um die Sache der Partei, um die Sache des klassenbewußten Proletariats erworben hat!"

Auch von Ignaz Auer galt, was einst der Dichter von Robert Blum fagte: er hatte sich den Lebenspfad, den steilen und den rauhen, auf bis zu Deutschlands Parlament mit starker Hand.. gehauen. Als der junge Sattlergeselle seine Heimat verließ, um in die Welt hinauszuziehen, da ahnte wohl teiner, welch großen geschichtlichen Aufgaben der junge Riese rüstig entgegenging ... Auf dem Parteitage von Hannover anläßlich der Bernstein­bebatte erklärte Auer einmal, kein Marrist zu sein, freilich auch tein Bernsteinianer. Die Begründung ist für Auers Wesen fo harakteristisch, und gleichzeitig so ehrenvoll, daß wir sie hierher

Tegen wollen.

Bolfsstimme"( Mannheim ):

Es gab nicht einen Parteitag, auf dem er hätte bermißt werden können; und als sein Mund zum ersten Male schwieg, trauriger Notwendigkeit, furchtbarem Schicksal gehorchend, da haben Dresdener Parteitag sah den Reden wohl noch in seiner Mitte, wir, hat die Partei dieses Schweigen teuer bezahlen müssen: der Dresdener Parteitag sah den Recken wohl noch in seiner Mitte, aber nur noch als gebrochener Mann

Er sah als Knabe dieses Glend, er sah es als Jüngling, und was der Jüngling versprochen, das hat der Mann gehalten; seinen starten Arm hat er all denen geliehen, die mühselig und beladen find, bis ein düsteres, nur zu mächtiges Geschickt diesen Arm nieder­

Der

Ihm stand der Sinn nicht danach, zu glänzen und Lorbeerer zu ernten, vor allem nicht die billigen, die mit einem bißchen Demagogie zu erlangen find. Er scheute sich nimmer, die Wahr­heit zu sagen, auch wenn sie seinen Freunden unangenehm war. Mit seinem derben, keineswegs unliebenswürdigen Humor machte er sie schmadhaft.

Kurt Eisner in der Fränkischen Tagespost:

Nur wenige haben ihn ganz gefannt. Als ich, zum ersten Mal, eben erst in die Partei eingetreten, mit ihm sprach, schrieb ich über sein Wesen in heller, fast angewiderter Empörung an einen bertrauten Freund, er könnte einem beinahe die Partei verleiden, ein Zynifer, der immer das Wunde, Kranke, Niedrige sieht, der feinen Glauben in der entnüchterten Erkenntnis des Allzumensch­lichen verloren hat, und über die Idealisten höhnt. Diese Ver­fennung des ersten Eindrucs hat mich später leicht begreifen lassen, daß ihn die Leute draußen so falsch beurteilten. Und hätte ihn nicht die Urwüchsigkeit seines über den Dingen ergriffen scherzen­den Humors, in dem die bayerische Heimat immer rein und gesund atmete, auch als er längst die preußische Großstadtlunge erworben hatte hätte dieser Humor nicht versöhnt, er hätte den Weg der verfehmten gehen können. Er hatte die stolze Neigung, durch künstliche Entstellung seines Wesens um die echtere Freundschaft zu werben, die sich zu seinem Herzen durchzuringen vermochte. Und darum hatte Auer die Kraft, Freunde zu werben, die für ihn in den Tod gegangen wären, wenn es die Treue erforderte.

In der öffentlichen Meinung galt Auer als der überaus fluge, um nicht zu sagen schlaue und gerissene, sehr gemäßigte Staats­mann der Partei, der fühl, ohne die Einbrüche eines treibenden Temperaments, diplomatisch rechnete. Auch das war eine äußer­liche Schußanpassung an die fühle und fluge Welt. Im Grunde seiner Seele war er lautere Leidenschaft und von einer fast über­zarten Empfindungskraft. Er handelte durchaus nicht so, wie ein nüchtern rechnender Diplomat verfährt, der immer nur das Mög­liche will. Im Gegenteil, oft versuchte er, in flarer Erkenntnis des Unmöglichen, dennoch dieses Unmögliche zu zwingen, wenn er es für die Partei nüßlich hielt. Er zersplitterte geradezu seine Kraft im Widerstand gegen populäre Strömungen, und in sittlichem Welt Heroismus erfüllte er eine aussichtslose Pflicht, auch wenn er alle elt gegen sich aufreizte. Der" unfluge" Kampf mit dem Un­ausgesprochenen war vielleicht das verzehrende Verhängnis seines

Lebens.

Reichstag .

gar nicht flug- das Wort vom bammelnden Endziel gesprochen. Er war ein Todfeind der Phrase. Er hat einmal wieder Was er zum Sozialistengeseb, als Kritiker unserer Justiz Seitdem galt es bei vielen als ausgemacht, daß der talte Spötter Alfo der Bernsteinianer bin ich nicht, als der ich hingestellt gebarung und Strafvollstreckung, der Majestätsbeleidigungs- Prozeß an den Sozialismus nicht mehr glaube. Die Wahrheit war, daß wurde, und der Marrist, wie es hier. und da verlangt wird, daß wut, was er bei zahlreichen anderen Gelegenheiten ausführte, hatte gerade, weil der Sozialismus seine innerliche Religion geworden man es sein soll, fann ich nicht sein, weil ich mit meinen stets das Ohr des ganzen Hauses, gehört zu dem Besten, was in war, er der lauten, werktäglichen Ausnutung zu Schlagworten geistigen Fähigkeiten nicht imftande bin, in alledem, was unter diesem Parlament, was an Parlamentsreden überhaupt je geboten widerstrebte. Ich habe auer einmal in einer Berliner Arbeits dem Sammelnamen Margismus rubriziert wird, mich zurecht- wurde. Und dabei so ungefünftelt, so ohne jedes Mäßchen, so voll losenversammlung reden hören, inmitten von Tausenden bleicher, zufinden. Ich komme mit der dialektischen Methode und wie aus dem Herzen, so ganz aus der natürlichen Geradheit heraus, die sorgenboller, stummer Männer und Frauen, die ganz versunken alle diese Dinge heißen, in all diesen Sachen nicht weiter: da diesen Sohn des Volfes fein ganzes Leben lang in so eminentem in ihre Not waren, taum einmal auffeufzten. Damals sprach Auer ist schwarz weiß und weiß schwarz, und in der höheren Einheit Maße ausgezeichnet hat! Aber bei aller Strenge, bei aller Derbheit vom Gvangelium der sozialistischen Erlösung, ganz schlicht, voll entwickelt sich dann ein graues Gemisch, bei dem einem die schlug ihm immer wieder das Gemüt durch, das auch mit seinem starten und doch ein wenig zitternden Ernstes, volksmäßig, aus Augen übergehen; dem vermag ich nicht zu folgen, und weil ich den Tiefen eines großen tapfecen Glaubens und eines guten, teine philosophische Ader habe, weil mir für diese Dinge die bissigsten Wit den Getroffenen versöhnen mußte. Das Gemüt, das war's, was den Mann aufwärts, auf die menschlichen Herzens. In solchen Stunden warf der Mann seine notwendige Vorbildung fehlt, darum fann ich nicht sagen, ich Schanzen, auf die Poften getrieben hatte, von denen nur der Tod Hüllen und Schalen ab, und überwand sich, er selbst zu sein und sei ein bewußter Marrist; das kann ich nicht und das bin ich ihn fortzuholen vermochte. Er hat es selbst offen und frei vor aller zu scheinen. Und dann ward Auer zum stärksten, hinreißendsten auch nicht. Aber was ich bin: ich bin ein begeisterter Anhänger Welt bekannt, daß er kein Theoretiker sei; er hat sich nie viel um Redner, den es in Deutschland gegeben hat, ganz große unversehrte der Mary- Engelsschen Lehre, soweit ich sie in meinen Berstand das einzelne Wort und seine Auslegung gefümmert, bei allem und unverkünftelte Natur, an der nichts von papierner Gebildet. aufzunehmen vermocht habe. Das erkläre ich ganz offen, und ehrlichen Respekt vor gründlichem, echtem Wissen. Was ihn zum heit haftete. ich bin nicht ber Meinung, daß wir mit den Lehren, die uns Kämpfer machte, war sein Mitgefühl mit den Leiden, mit dem Als feine mächtige Hand zum letzten Mal die meine freund. die beiden Alten hinterlassen haben, fertig sind, sondern ich bin förperlichen und seelischen Knechttum jener Schichten, deren Lasten- schaftlich umschloß, mußte ich mich erschüttert abwenden. Ich glaubte der Meinung, daß wir alle, und die Margisten mit eingeschlossen, überwindung die Existenz der Kulturwelt bedeutet. in ein offenes Grab zu sehen. Jeht aber, wo die Erde sich über noch recht viel daraus zu lernen vermögen. seinem armen Leib schließt, ist er uns lebendig wiedergegeben und Diefes ehrliche Bekenntnis ehrt den Mann, aber den Kon­fann in ungebrochener Kraft bleiben, was er war: Ein Führer, sequenzen der so offen von ihm dargelegten Tatsachen fonnte er weil er ein Mensch war." sich nicht entziehen. In den jekt nun schon längst verschollenen Debatten über Revisionismus und Bernsteinerei fonnten ihn die zwang." Revisionisten mit einem Schein von Recht zu den ihrigen zählen. Mit einem Schein von Recht, sagen wir; denn dem theoretischen Stäubchensieben Bernsteins stand er innerlich völlig fern. Was ihn zur revisionistischen Richtung zog, das war der possibilistische Reiner tennt wie er die Personen und Verhältnisse im Grundzug feines Charakters, die bielberufene Staatsmännerei Parteileben. Sein ficherer Blid, seine Fähigkeit, Menschen zu bes Auers. Aber nie und nimmer ließ er sich dadurch den unbeirrurteilen, verläßt ihn so leicht nicht. Wo das Parteiinteresse es baren Klaffeninstinkt des Proletariers verfälschen, und sein Born erfordert, greift er zu mit fester Hand, mag auch feine persönliche war nie furchtbarer, als wenn er Bestrebungen witterte, die auf Popularität darunter leiden. In mündlichen und brieflichen Aus­die Spaltung der Partei hinauszutaufen schienen. Im allgemeinen einandersetzungen liebt er ein fräftiges Wort, das dazu meist von freilich liebte er das Pathetische nicht. Es entsprach seinem Wesen, Sarkasmus erfüllt ist. Das beeinträchtigt jedoch nur das Ver­die innere Weichheit seines Charakters hinter der Maste des trauen und die Freundschaft derer, die ihn nicht verstehen, die Spottes und der Satire zu versteden. Damit verlebte er biele, nicht wissen, daß sie in Auer einen Gesinnungsgenossen vor sich die nicht begriffen, welch teuscher Quelle seine Satire entsprudelte, haben, der mit allen Fasern seines Seins verwachsen ist mit der und als er auf dem Parteitage zu Hannover seine Satire auch Partei, der mit der Partei herangewachsen ist, die äußere und über das dranbammelnde Endziel der Partei" ausgoß, da mußte innere Entwicklung der Partei innerlich mitdurchlebt hat und kein er erleben, daß er mit nur geringer Majorität wieder zum Partei- höheres Ziel kennt als das, der guten Sache zu dienen, auf die er sekretär gewählt wurde. Und doch schlug tein Herz so hoch und geschworen hat. Seine ganze große Persönlichkeit geht auf in so freudig beim Gedanken an die große Sache des Proletariats, der Arbeit für die Partei. An den inneren Parteiauseinander wie das, das jetzt zu schlagen aufgehört hat. Niemals war dem fehungen nahm Auer für die Außenwelt nur insoweit teil, als treuen Manne ein Opfer zu groß oder eine Laft zu schwer er die Gegensäße zu überbrüden, das harmonische Zusammen Auers eigentliches Arbeitsgebiet war seine Tätigkeit als wirken zu fördern suchte. Er war ja kein Wissenschaftler, tein Parteisekretär. In dieser Stellung übte er einen Einfluß aus, Theoretiter. Sein start auf die Wirklichkeit gerichteter Sinn hielt der schwerlich überschätzt werden kann. Hier tam ihm seine ihn davon ab, in gelehrten Grörterungen sich zu engagieren. Und Menschentlugheit, und feine Ruhe in der Beurteilung von Ber wenn er in folchen Fällen das Wort ergriff, so schredte er auch fonen und Verhältnissen trefflich zustatten. Parteifonflitte, ver- nicht davor zurüd, seiner Abneigung gegen theoretische Streit fahrene Situationen, in denen feiner mehr Rat wußte, fanden debatten mit biffigem Spott Ausdruck zu geben.. in ihm ihren Meister, und es gab wohl wenige Vertrauensleute und Parteifunktionäre, die er nicht persönlich tannte

Und nun sollen wir den alten Kampfkameraden begraben, der uns so lange in unwandelbarer Treue zur Seite schritt! Den vielen Tausenden, die ihn in den nächsten Tagen in Berlin zum Friedhof geleiten, werden sich im Geiste Hunderttausende und Mil­lionen hinzugesellen. Denn ein Volksfürst ist gestorben, der ein

Schwäbische Tagwacht( Stuttgart ):

27. Gigung vom Freitag, den 12. April, nachmittags 1 Uhr.

Am Bundesratstisch: Graf b. Posadamsth. Der schleunige Antrag, Brandhs und Genossen( Bole) auj Einstellung eines gegen den Abg. v. Brudzewo- Mielaynati( Bole) schwebenden Strafverfahrens wird debattelos angenommen.

Dann wird die gestern abgebrochene Beratung des Etats für das Reichsamt des Innern, Titel Gehalt des Staatssekretärs", fortgesetzt.

Abg. Pauli- Potsdam( t.): Die geftrigen Ausführungen des Abg. Hoch haben deutlich gezeigt, daß die Sozialdemokratie keinen Sinn für Ordnung hat.( Lachen b. d. Soz.) Sie fördern das Großkapital und wenden sich gegen den Mittelstand. Aber auch die Ausführungen der anderen Redner, des Abg. Trimborn, des Grafen Posadowsky, kann ich nicht billigen; wenn alles, was in diesen Reden angekündigt wurde, unter den gegenwärtigen. Ver­hältnissen zur Durchführung fommen sollte, würde der Mittelstand vollständig vernichtet werden. Ausbau der Arbeiterschutzgesetze ist nur in dem Sinne wünschenswert, daß die Unfälle vermindert werden. Aber man soll doch nicht vergessen, daß die sozialpolitische Gefeßgebung angekündigt wurde nur mit den Rautelen des Sozialistengefebes. Jetzt aber haben sich die Sozialdemokraten der durch die Gesetze geschaffenen Organisationen bemächtigi, und würde man bei der Unfall- und Invalidenversicherung die Selbst­Bei großen politischen Altionen, insbesondere im Parlament, verwaltung im Sinne der Sozialdemokraten einführen, so würden trat Auer seltener als Führer hervor, als es bei seiner hohen In- bald nur noch Sozialdemokraten Rentenempfänger sein.( Lachen telligenz zu erwarten gewefen wäre. Das kam daher, daß ihn die b. d. Soz.) Herrn Naumann gebe ich zu, daß in den letzten Jahren Geschäfte der Partei stets voll in Anspruch nahmen. Dennoch hat auf sozialpolitischem Gebiete wenig geschehen ist; aber vorher desko er sich im Reichstage eine geachtete Pofition erobert. Eine ziel mehr, so daß man doch jetzt erst mal wieder zu Atem kommen flare Willensfestigkeit, die wohl am schärfsten in seinen wirksamen muß.( Lachen b. d. Goz.) Herrn Naumanns Rede war ja sehr Reden in den Kämpfen um das Sozialistengesetz zum Ausdruck schön vom theoretischen und gebildeten Standpunkt aus, aber sie