8000 M. gestiegen sind. Nun haben aber die Volksküchen natürlich auch noch andere Unkosten- In den genannten drei Jahren wurden ausgegeben für Miete, Löhne, Feuerung usw.: 54127 M., 58 075 M., 50 844 M. Hier sind also sogar Ersparnisse gemacht winden, allerdings hauptsächlich dadurch, dah im Jahre IVOS wieder eine mit Verlust arbeitende Küche geschlossen wurde, um nicht die Rentabilität des ganzen Unternehmens gefährden zu lassen. Aus gegeben wurden ferner noch für Generalunkosten sBureau, Druch fachen usw.) sowie für Versicherungsbeiträge: 03§0 M., 6623 M., 7110 M. Die Gesamtausgaben stellten sich hiernach auf: 154 275 M.. 154 882 M., 154 280 M. Sie blieben also in den drei Jahren fast unverändert, während die Ein- nahmen, wie oben schon angegeben wurde, beträchtlich stiegen. Daß die Ausgaben nicht gleichfalls gestiegen find, das ist den Ersparnissen zu danken, die zum kleineren Teile bei den Mieten, zum sehr viel grösseren bei den Lebensmitteln ge» macht wurden. Selbstverständlich haben die Volksküchen nicht etwa um so viel billiger als sonst einkaufen können. Höchstens bei den Kartoffeln und einigen Gemüsearten wird ihnen das möglich ge. Wesen sein. Im übrigen aber haben sie die Zusammensetzung ihrer Speisen den veränderten Preisverhältnissen anzupassen gesucht, so dass sie trotz bedeutenden Mehrumsatzes und bedeutender Mehr- einnahmen nicht sehr viel mehr für Lebensmittel auszugeben brauchten. Nun. am Ende ist dieses Kunststück gar nicht mal so schwer, wie es aussieht. In der minderbemittelten Bevölkerung muss das jede Hausfrau können, wenn teuere Zeilen kommen. Sie muh dann„s ch l e ch t e r l o ch e n", d. h. muh Zutaten nehmen, die minder teuer sind, aber auch minder gut zu sein pflegen, muh beispielsweise die Fleischportionen kleiner machen, aber dafür daS » Gemüse und besonders die Kartoffeln reichlicher zumessen. grau Lina Morgenstern hat allezeit eine Ehre darin gesucht, eine tüchtige Hausfrau zu sein. Auch in ihren Volksküchen be- währt sie ihre Hausfrauenkunst» indem sie dort Schmalhans noch mehr als sonst Küchenmeister sein lässt, sobald die Lebensmittel teurer werden. Im Jahresbericht für 1005 yatte sie da? deutlich genug durchblicken lassen, im Jahresbericht für 1006 übergeht sie es mit vorsichtigem Schweigen. Warum eigentlich? Ein Sterbegeldschwindler. Bei der Witwe des verstorbenen Genossen August Weber fand sich ein unbekannter Mann ein. Er forderte von der Frau die Sterbeurkunde und die letzte Invaliden- karte und gab vor, er komme im Auftrage der Unfallberufsgenossen- schaft und brauche die Papiere, Um den Tod des Verstorbenen als Unfall anzumelden. Zunächst erreichte der Schioindler seine Absicht nicht. Bit einem zweiten Besuche aber erhielt er die verlangten Papiere. Frau Weber schenkte dem Manne Glauben, war aber glücklicherweise so vorsichtig, dem Vorsitzenden pes vierten Wahl- Vereins. Genossen Hoffmann, sofort Mitteilung zu machen von dem, was geschehen. Hoffmann merkte sogleich, dass es sich hier um einen unverschämten Schwindel handelte. Auf seinen Rat fuhr Frau Weber unverzüglich nach dem Bureau der Kranken - lasse, welcher der Berstorbene angehört hatte. Da war auch der Schwindler schon anwesend, um sich auf Grund der Sterbeurkunde das Sterbegeld auszahlen zu lassen. Auf Verlangen der Frau Weber gab er ihr die Papiere zurück und entfernte sich schleunigst, che den im Bureau Anwesenden klar werden konnte, um was es sich handelte. So entkam der sieche Schwindler der Festnahme und der Strafe. Allgemeine Entrüstung rief gestern morgen ein Unglücksfall hervor, der durch einen rücksichtslosen Radfahrer verursacht worden war. In der Nähe des SckmlhauseS in der Gartenstrasse schritten auf dein Fahrdamm zahlreiche Kinder, die auf dem Weg zur Schule waren. Ohne zu klingeln fahr ein Radfahrer in die Schar hinein. Der siebenjährige Sckiüter Willr Urban, Äesenstr. 10, wurde nieder- gerissen und mit solcher Gewalt gegen die Bordschwelle geschleudert. dass er bewusstloS liegen blieb. Blutüberströmt brachten Passanten den Kleinen nach einem Arzt. Der Radfahrer schwang sich, ohne auf sein Opfer zu achten, schleunigst wieder auf sein Rad und raste davon. Zu dem Unfall in der Werkstatt von A. Lehman«, Chaussee- straße 57, Über den wir in Nummer 83 berichteten, schickt Herr � Lehmann selber uns einen ganz unnötig aufgeregten Brief. Er er- HMhlt darin, der von dem Unfall betroffene Lehrling H. König habe en Auftrag gehabt, auf die Transmission den Riemen rgen. ES sei m seiner Werkstatt den Lehrlingen überhaupt .en. da? während des Betriebes zu tun. Wir geben jpiitteilrmg wieder, aber wir möchten hiermit nicht etwa ~ ebnis der amtlichen Untersuchung vorgegriffen haben. fchertich eingeleitet werden wird oder wohl schon ehr- rden ist. Herr Lehmann ersucht uns um Richtig- Bemerken, dass er»sich andernfalls zu weiteren n gezwungen sehe'. Uns ist nicht klar geworden. eint. W i r raten ihm d i e.weitere Massnahme' lten drei Lehrlingen schleunigst auch ein paar G e- ..iizustelleii, damit die Lehrlinge nicht ohne Aufsicht zu bleiben brauchen. Vielleicht wird nächstens die Gcwerbedeputation dafür sorgen, dass er zu dieser Massnahme.sich gezwungen sieht'. Die Tatsache, dass Herr Lehmann in seinem ganzen Betriebe gegenwärtig nur diese drei Lehrlinge und keinen Gehülfen beschäftigt, wird i» dem Briefe nicht bestritten. Auch da» wird von Herrn Lehmann nicht in Abrede gestellt, dass seine Lehrlinge ohne Aufsicht waren, als der Unfall sich ereignete. Vom Tode ereilt wurde gestern abend in der Schützenstratze der Bankbeamte Kuhn, wohnhaft Lothringerstrasse 10. Von einem Blut- stürz befallen, brach er plötzlich, zusammen. Auf der Unfallstation in der Krausenstrasse, wohin ihn ein Schutzmann mittels einer Droschke brachte, konnte nur noch der Tod dcS Kuhn festgestellt werden. Im Thalia-Theater geht am Sonnabend die Erstaufführung deS neuen Schwankes:„Wo die Liebs hinfällt" in Szene. der bimgrwerblichen Hülfsardeiter ersucht uns um ir Notiz: Beim Maskenball der baugewerblichen tri Moabit) ist eine Taschenuhr gesunden worden. ltl Grothe, HavelSbergerstr. 7, Seitenflügel oehrbrrlcht. Gestern siüh um 5 Uhr hatte der dritte Zug > Kopenhagenerftr. 71 zu tun. Dort stand da» Zwischeiigebälk nmen. In der Oppelnerstr. 11 brannten nacht« Kleidungs „ und anderes, in der Potsdamerftr. 121" dcfc Nieverwallstr. 2 Bohnermasse und anderes. �enerwehr nach der Bronimy-Brücke sObersprre) aber nicht in Tätigkeit. _" Vorort- ISachnchtcn. Rixdorf. Der sozialdcmokrattsche Wahlveretn Rixdorf hielt am 15. April bei Hoppe seine stark besuchte Generalversammlung ab. vor Sin- tritt in die Tagesordnung ehrte die Versammlung da» Andenken Jgnaz Auer» sowte sieben verstorbener Mitglieder in der üblichen Weise. Nach dem VorstandSbericht des Genossen Zirkel haben statt- gefunden 14 Vorstandssipungen, darunter drei erweiterte, zwei Mit- gliederversammlungen und zwei Flugblattverbreitunaen. Der Vor» stand beabsichtigt die«eschäste zu teilen, damit die Anstellung eine» Beamten nicht notwendig ist. Statt der Kassenbücher wird eine Kartothek eingerichtet. Auch sollen die Parteispediteure durch Schaffung einer BibltothekSkommisfion entlastet werden. Je eins der au» acht Mitgliedern bestehenden Kommission soll täglich von 6—8 Uhr abends in der Spedition respektive Bibliothek anwesend seht; es werden die Mitglieder ersucht, diese Zeit strikte inn» zu halten. Die geschäftlichen Angelegenheiten deS Vereins sollen fn Zukunft nur in der Generalversammlung behandelt Gardinen und in Ferner wurde die gerufen, kam dort werden: während die Mitgliederversammlungen nur agitatorischen und Bildungszweckeir dienen sollen. Die Mitgliederversammlungen gedenkt der Vorstand fortan als Volksversammlungen einzuberufen, um hier mehr wie bisher auf die Indifferenten wirken zu können. Die Agitation für den.Vorwärts" und den Wahlverein hat 750 neue Abonnenten und 700 neue Mitglieder gebracht. Zur besseren Orientierung sollen neue Bezirksplakate hergestellt werden, auch sollen die Funktionäre auf den Zahlabenden dafür sorgen, daß keine leichtsinnigen Aufnahmen gemacht werden. Der Mitgliederstand beträgt gegenwärtig 7279 gegen 6065 am Schlüsse des vorigen Quartals. Wegen restierender Beiträge gestrichen wurden 42 Mit- glieder, 4t verzogen, 9 find ausgetreten und 7 verstorben.»Vor- wärts"» Abonnenten waren 10 600, Abonnenten auf den.Wahren Jakob' 1400,„Postillon" 27..Neue Zeit' 72,.Freie Stunden" 45. Um das Bildungsbedürfnis der Mitglieder zu befriedigen, gedenkt der Vorstand im Winterhalbjahr vier Vortragskurse ein- zurichten. Der Kassenbericht, den Genosse Stielcr gab, weist eine Einnahme von 9126,20 M. und eine Ausgabe von 4870,66 M. auf. Am Ort verbraucht wurden 1053,50 M. Es verbleibt mithin ein Bestand von 3202,04 M. AuS der Bibliothek sind 1371 Bücher entlehnt worden, 337 mehr als im selben Quartal des Vorjahre». Einem Antrag, der Bibliothek 300 M. zu Neu- anfchaffungen zu bewilligen, stimmte die Generalversammlung zu. Genosse Köster richtete sich noch gegen die Vereinsmeierei der Genossen, die der Parteibewegung sehr schade. Eine Verbilligung deS.Vorwärts', die die meisten Diskussionsredner wünschten, hält er für unmöglich, wenn nicht die Anzahl und der Preis der Inserate steige. Die Zahlabende seien mehr zu beleben, um die Parteigenossen mehr zu bilden und aktionsfähiger zu gestalten. Genosse Zirkel wies in seinen, Schlußwort nach, dass der Vorstand an der Oede in den Zahl» abenden nicht schuld( sei; den Bezirksführern werden Broschüren usw. genügend geliefert, damit diese für{je- eigneten Stoff sorgen können. Die kleinliche, unzweckmäßige D,S- kussion müsse aus oen Zahlabenden und auch au« den Versammlungen verschwinden. Die Genossen müßten sich immer mehr von grossen Gesichtspunkten leiten lassen. In die Bibliothekkommission gewählt wurden Schulz, Lücke, Fröhlich, Müller, Wcllmann, Hutzelmann, Schanz und Thomas. Ausserdem wurde bekannt gegeben, dass am HimmelfahrtStage eine Herrenpartie nach BeeSkow stattfindet. Wegen vorgerückter Zeit wurde die Versammiung vertagt. Die Fortsetzung derselben findet am Dienstag, den 23. April, ber Hoppe statt. Ein gefundenes Portemonnaie kann beim Genossen Zirkel, Lenau- strasse 12, abgeholt werden. Durch Steinwirft schwer beschädigt wurde in der vorletzten Namt ein Grabdenkmal deS SteinsepmeisterS Herzog, Hermann« strasse 158 im Werte von 1500 M. Der Täter konnte nicht er- mittelt werden. Schöneberg . In der lebten Sitzung der Schöneberger Gewerkschaftskommisfion machte der Obmann die Mitteilung, daß die Sckilächterinming die Absicht babe, in Schöneberg eine JimungS-Krankenkasse zu gründen; es sei Pflicht der Gewerkschaften, das Bestreben der organisierten Schlächtergesellen, die» zu hintertreiben, nach Möglichkeit zu unter- stütze». Die Beteiligung an der Statistik über den Haushalt der Arbeiter, welche vom statistischen Amt aufgenommen wird, sei leider eine so schloache, daß dieselbe kein klares Bild ergibt. Der Obmann forderte die Bertreter auf, dahin zu wirken, dass die Beteiligung eine bessere werde. Ferner ermahnte er die Gewerkschaften, de» Ausschuß mit mehr Material zu versehen, damit in den Sitzungen eine regere Diskitssion stattfinden könne. Der Vertreter der Schuhmacher forderte die Genossen auf, darauf acht zuageben, ob in de» Geschäften, Ivo sie arbeiten lassen, die Forderungen der Gesellen bewilligt sind. Nach einer Aufforderung de» Genossen Wardin, den Beisitzern zum Ge- Werbegericht die Löhn- und Arbeilstarife zukommen zu lassen, erfolgte Schluss der Sitzung. Wilmersdorf . Di» Stadwerordneteiwersammluug beschloß am Mittwoch die Beibehaltung der zurzeit bestehenden Kommissionen und Deputationen. Die Zahl der Mitglieder der RechnungsprüfungSkomniissio», sowie des Ausschusses zur Prüfung von Stadtverordnetenwahlen wurde auf 13 angesetzt, der PetitlonsauSschnss besteht aus neun Mit- gliedern. Die Gesuiidbeitskommissioil bilden ausser zwei Magistrats- initglieder fünf Mitglieder der Bürgerschaft. Zur ErhaUung des Baumbestandes in den Strassen wurde beschlossen, dass kein städtischer Baum ohne die Genehinigung der Stadtverordneten gefällt iverden darf. Von den im Etat festgelegten 400 000 M. zur Asphal- tierung von Strassenzügen werden auf Antrag des Magistrats 208 000 M. zur Asphaliierung der Holsteinschenstrasse, Nassauischen- strasse und deS Olivaerplatzes verwendet. Die weiteren 102 000 M. verbleiben zur Regulierung der.Brandenburgischensttatze, Meier« ottostrasse und dem Bezirk am Nürnberger Platz. Die An- wohner der Meinrottostrasse wünschen die Regulierung derselben. Stadtv. K l e t t k e wandle sich gegen die Schaffung eines Präzedenz« falles. Die Regulierung der Strasse könne»och einige Jahre ber- bleiben. Der größte Teil der Redner trat den Ausführungen«nt- legen. Stadtv. Krause vertrat die Meinung, dass eS notwendig ei, den.steuerkrästige» Bürgern' mehr Rechnung zu tragen. Die Versammlung beschloß, die Vorlage der Tiefbaudeputation zur Prüfung zu überweisen.— Obivohl die Aula abgeändert ist, erscheint die Alustik derartig ungeeignet, daß die nächste Stadtverordneten- Versammlung wieder im SiyungSsaale deS Rathauses stattfindet. Biesdorf . Ein schwerer Eisenlahmmfall ereignete sich gestern siüh bei der hiesigen Bahllstaiio». Hier wollte sich der Dachdeckcrmeister Höcht auS KaulSdorf mit seinem mit zwei Pferden bespannten Wagen nach BieSdorfshöhe begeben, um mit seinen Lehrlingen Richard StepputeS und F. Musewald auf einem Neubau Dachdeckerarbeiten vor- zunehmen. Als das Fuhrwerk an die Station Biesdorf kam, waren die Schranken des Bahnüberganges herabgelassen, da gerade ein Güterzug von verlin die Station passierte. Als der Zug vorüber gefahren war, ging die Schranke hoch. Der Wärter hatte aber übersehen, dass in umgekehrter Richtung von Kmilsdorf her eine Nangiermaschiue mit einem Packwagen sich nach der Station zu bewegte, und dass gleichzeitig daS Höchtsche Fuhrwerk von der dem WärterhäuSchen entgegengesetzten Seite her den siei gewordenen Bahnübergang beschritt. Durch den Güterzug war sowohl dem Wärter wie dem Führer der Rangtermaschtn» und dem Fuhrwerks- besitzer der siele Ausblick versperrt worden. Die Lokomotive erfasstö das Fuhrwerk. dt« Pferde wurdenmitgerisfen. Höcht und sain Lehrling StepputeS wurden herabgeschleudert und unter den Rädern der Maschin« getötet, während der zweite Lehrling Musewald durch den jähen Ruck deS Wagen» vom Rücksitz herubgeschleudert und ohne Per- letzungen davonkam. Der Leichnam deS Meisters und seines Lehr- ling» waren entsetzlich verstümmelt. Ein Pferd mußte alsbald ge- tötet werden, da» andere ist dem Verenden nahe. Höcht hinterläßt eine Frau mit fünf zum Teil noch unmündigen Kindern. Amtlich wird gemeldet: Am IS. d. MtS., vormittags 7 Uhr 50 Min. wurde auf dem Ueberwege in km 8,5 am Bahnhof Biesdorf der Ostbahnstrecke ein ArbcitSfuhrwerk des Dachdeckermeisters Höcht auS Kaulsdorf von einem Güterzuge überfahren und zertrümmert. Hierbei wupde der Besitzer deS Fuhrwerks sowie sein Lehrling ge» tötet. Die beiden Pferde wurden schwer verletzt. Die Schuld an dem Unfall trifft den Schrankenwärter, welcher eS unterlassen hatte, die Schranke zu schließen. Nach den oben gegebenen Schilderungen deS Vorfalls ist der arme Wärter das Opfer eines verhängnisvollen Ver- sehenS geworden. Bekanntlich haben vor längerer Zeit einmal Verhandlungen zwischen der Gemeinde Biesdorf und der Eisenbahn- behörde wegen Anlage einer Unterführung für den Wagenverkehr stattgefunden. Diese habm sich jedoch wieder zerschlaqen. ES dürft« deshalb an der Zeit sein, den Plan einer solchen Unterführung zu verwirllichen. T eltow. Raubanfälle ereigneten sich vor einigen Tagen in der Teltower Umgebung. Der Eigentümer Kohlmann auS RithlSdorf wurde, als er mit seinem mit zwei Pferden bespannten Fuhrwerk die Sputen- dorferstrasse passierte, von einem Manne aNgehalren. Dieser richtete den Revolver auf ihn und gebot, ihm das Geld auszuhändigen. K. hieb hierauf auf seine Pferde ein und fuhr davon. Der Räuber schoß hierauf mehrmals dem Gefährt nach und verwundete ein Pferd tödlich. Ei» anderer Ueberfall ereignete sich einige Stunden später auf der Grossbeeren-Chaussee. Anscheinend derselbe Bursche Überfiel hier den Kutscher eines Selterwasserfuhrwerks aus Gross-Lichterfelde . ES gelang ihm, demselben 90 Mark gewaltsam zu entwenden und zu entkomme». Die Ermittelungen nach dem Tater. der ein etwa Mjährtger kräftiger Mensch sein soll, haben zu einem Anhalt noS nicht geführt. Nieder-Tchönhausen. Achtang, Gemeindewahl i «m Freitag, de» 26. April, in der Zeit von 12 bis 7 Uhr findet im Liedemitschen Lokale eine Gemeinde- vertreter-Ersatzwahl für die dritte Abteilung statt. Parteigenossen l Da die Frist eine solch' kurze ist, heißt eS rasch an die Arbeit gehen. Agitiert, wa» in Suren Kräften steht! Nehmt jede Gelegenheit wahr, damit endlich der erste Sozialdemokrat in unser Dorfparlament einzieht._ Die letzte Gemeindevertretersitzmig nahm Kenntnis von dem Schreiben des Gemeindevertreters Weber, worin derselbe mitteitt, dass er infolge Zeitmangels die Sitzungen nicht mehr besuchen könne »nd deshalb sein Amt niederlege. Da die Turnhalle aus den, neuen Schulgrundstück schleunigst in Angriff genommen werden soll, wird der Architekt Nitsche beauftragt, ein Projekt auszuarbeiten. Der Be- trag von 1400 M. hierzu wird bewilligt. Der Punkt Bewilligung der Koste» zur Erlangung von Projekten zum Rat- Hausbau wird auf ei» halbes Jahr vertagt. Zur Vergebung der Pflnsterarbetten des ÄürgerstrigeS in der Kaiser Wilhelmstratz« wurde beschlossen, dieselben dem Steinsehmeister Kollrepv zum Be- trage von 26 537 M. zu übertragen. Die Kosten für die kreisärzt« liche Untersuchung deS in Benutzung zu nehmenden FriedhofsgelöndeS werden bewilligt. Des weiteren wird eine Etatsüberschreitung betr. den Zuschuß zu den Amtsunkosten für 1906 gutgeheißen. Hierauf fand eine geheime Sitzung statt. Tegel . Die Sperrung des Schloßparkes in Tegel wird, wie man uns be» richtet, zu Prozessen Veranlassung geben. Bekanntlich hat die Schloß- Verwaltung �cgel mit der Absperrung ihreS Parkes auch den KommunikationSweg südlich ier eingesiiedigten grossen Lindenallee geschlossen. Die Bewohner von Heiligensee fühlen sich durch diese Massnahme schwer geschädigt und erheben gegen diese Absperrung Protest mit der Behauptung, Voss der Weg durch Verjährung öffentlich sei und nicht eingezogen werden dürfe. Es wird angeführt, daß ursprünglich die Lindenallee den öffentlichen Kommunikationsweg gebildet habe und dass die Sperrung dieses Ersatzweges ohne Zu- stimmung der Oeffentlichkeit keineswegs geschehen durfte. Durch den von der Gemeinde Heiligensee eingelegten Protest wird der Prozeß auf dem Verwaltungswege anhängig gemacht. Kein Freibad mehr im Tegeler See . Der AmtSauSschuss in Tegel hat beschlossen, siir den Amtsvorsteher ein Motorboot zu beschaffen. Als Grund wurde angegeben, daß das Baden im Tegeler See an nicht dam sicigegebener Stelle ein entschiedeneres Einschreiten er» fordere, va das' unsittliche Benehmen Badender Passanten auf dem Lande und in vorüberfahrenden Dampfern und Kähnen allzuhäufig höchst unliebsames AergemiS berette, durch das die ganze Gegend leide. Tpnndan. Der Direktion der Staatsbettiebc scheint eS schwer im Magen zu liegen, dass ein grosser Teil der Staatswerkstättenarbeiter bei der letzten ReichStagSwahl, trotz des ReichslllgenverbandeS und behörd- lichem Druck, für den sozialdemokratischen Kandidaten gestimmt haben. Nachdem alle Bemühmigen der Direktion, die irregeleiteten Schäflein wieder aus den reichstreuen Weg zu bringen, misslungen sind, so warnt man st« in folgender Bekanntmachung: Wie verlautet, sollen Anhänger der Sozialdemokratte be- schlössen haben, sich behufs langsamen und heimlichen Wirkens in sozialdemokratischem Sinne innerhalb der Arbeiterschaft der staatlichen Institute eines Kartensystems zu bedienen. Die Karten, welche al» Legitimation gelten, sind zur Aufnahme von Marken bestimmt, die als Nachweis für gezahlte Beiträge dienen sollen. Die Arbeiter werden ernstlich gewarnt, auf derarttge An- erbietungen einzugehen und werden darauf hingewiesen, dass bei Zuwiderhandlungen unbedingt Kündigung erfolgt. Auf den am 8. 4. 07 ausgehängten Nachtrag XV zur Arbetts- ordnuilg, Teil I, wird Bezug genommen. Spandau , den 12. 4. 07. gez. Kronisch Oberst und Direktor. Der oben angezogene Nachttag XV lautet:* Nachtrag XV zur Arbeitsordnung. Teil L Tritt mit dem April in Kraft. Die einzustellenden Arbeiter dürfen nicht sozialdemokratischen Bestrebungen Vorschub leisten oder sonstige Personen sein, von denen vorausgesetzt werden darf, daß sie den Frieden zwischen der Behörde und den Arbeitern oder der Arbeiter unter einander stören wollen. Nach dieser Bekanntmachung wird eS erst recht verständlich. warum und zu welchem Zweck sich vor einiger Zeit ein Herr, angeblich �Ingenieur der Staatswerkstätten" zun, Borsttzeuden des Wahlverems beinühte, um als Kartenmitglied Aufnahme zu finden. ES wurde dem Herrn bedeutet, dass er Mitglied deS Wahlvereins nicht werden könne, hingegen könne er aber, sofern er gewillt sei, die Partei zu unterstützen, eine Karte bekommen, auf welcher die ge- leistete finanzielle Uiiterstützuilg der Partei quittiert werde und welche als«»«weis diene. Zu diesem Zweck möge er sich an den Kassierer wenden. Der Herr ist dann auch zum Kassierer gegangen. die Auskunft resp. der Erfolg daselbst hat ihn aber wohl nicht befriedigt. auS welchem Grimde er auch das Wiederkommen vergaß. Kurze Zeit darauf ist der Herr„Ingenieur der Staats- Werkstätten" nach dem zum Wahlkreise Ost-Havelland gehörenden Ort Ketzin verzogen. Auch hier fand er sich bald bei dem Vorsitzenden des sozialdemokratischen WahlvcrcinS ein, mit dem Wunsche, Kartell- Mitglied zu werden, wobei er sich noch die Frage gcstatlet«, ob er dann an den internen Sitzungen teilnehmen könne. Auf diese Weise glaubt man die zur Partei gehörigen StaatSwertslältenarbetter aus- zuspionteren. Wenn selbst Iiigenicure dieses Sptonagesystem betreiben und zu diesem Zweck einen Umzug nicht scheuen, so muss dock die Rotseuche in de» GtaatSwerkstatttn schon sehr weit ver- breitet sein. Die sozialdemokratischen Staatswerkstättenarbeiter werde» aber auf den neuesten Erlaß, der ste zu Heloten und polt- tische Rechtlosen stempelt, zu parieren wissen. DaS System politischer Bevormundung wird bcamwortet werden durch eine immer stärkere Verbreitung des sozialistischen Gedankens in ihren Reihen, PotSda». Die Leiche eines bvjährigen Manne« wurde Mittwoch abend gegen 6 Uhr an der Laubenkolonie am Lustgarten unterhalb der Eisenbahnbrücke angeschwemmt. Der Tote, dessen rechte Schläfe eine Schusswunde aufwies, war durch das lange Liegen im Wasser bis zur Unkenntlichkeit entstellt und konnte bisher nicht rekognosziert werden. Er trug Winterjacke und braune Weste. In seiner Westen» tasche fand man noch zwei Revolvcrpattonen. Die Leiche wurde von der Staatsanwaltschaft beschlagnahmt.
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