wird,«Mch die Beschlagnahme von GegenstSndea. die eine dieserPersonen in dieser ihrer Eigenschaft erhalten hat, und von Auf.Zeichnungen, die sie in dieser ihrer Eigenschaft gemacht hat,untersagt wird.Aus der Budgetkommission.(Sitzung vom 19. April.)Vor Eintritt in die Tagesordnung beschwert sich Abg. Sem-lex sehr lebhaft über schlechte Berichterstattung ausder Budgetkommission: In den„Hamburger Nachrichten"werden ihm die Worte in den Mund gelegt:„Als Interessentwolle 0r sich zu der Wörmann-Angclegenheit nicht äußern". Erhat das gerade Gegenteil gesagt, und er betont, daß ihn keinerleiInteressen mit Wörmann verbinden; auch Bebel gegenüber seienin dieser Beziehung einige Richtigstellungen am Platze.Ag die Beschwerde Semlcrs knüpft sich eine lebhafte AuS»spräche. Frhr. v. H erkling möchte die Berichterstattung ganzuntersagen! Dagegen wenden sich Singer, Bebel undPaasche; Erzberger möchte eine offizielle Berichterstattungeingeführt wissen. Der Bericht des offiziösen Wolffschen Depeschen-bureaus über den Fall Tcsch sei beispielsweise total falsch gewesen.— Die ganze Angelegenheit bleibt schließlich auf sich beruhen.Abg. Bebel gibt der Meinung Ausdruck, daß schon infolge derAussprache Besserung eintreten werde.Dernburg teilt nunmehr ein soeben eingetroffenes Tele-gramm mit, wonach auf den Karolinen die ganze Ernte durcheinen Taifun vernichtet sei, so daß Hungersnot eingetreten ist.Durch einen Nachtragsctat soll Hülfe geschaffen werden.Die Beratung des Kolonialctats wird bei den EinmaligenAusgaben fortgesetzt: Für Unterstützung der Bestrebungen,Acntralafrika zu erschließen, werden 200 000 M. bewilligt.—Tie Forderung von 18 000 M. für einen Kolonial-Attachein London und Paris gibt Anlaß zu längerer Debatte; man istder Ricinung, daß solche Beamte viel besser in fremdeKolonien gesandt werden, statt sie in den Großstädten sitzenzu lassen. Diesen Standpunkt vertritt insbesondere GenosseLcdebour. Außerdem verlangt Ledebour, ebenso Erzberger,daßdie Rechtsverhältnisse der Eingeborenenstudiert werden. Ueber diese Forderung entspinnt sich eine langeDebatte. Dernburg erkennt die Wichtigkeit der Frage an,aber sie Hätz nach ihm nur historisch-theoretische Bedeutung. EineKodifizicnmg des Eingcborcncnrechts sei weder möglich noch er-strebenswert! Man wolle doch modernes Recht in den Kolonienzur Geltung bringen.— Arendt ist der Meinung, daß eö einEingeborenenrecht Überhaupt nicht gibt!— Ledebour nimmtihn wegen dieser Aeußerung hart mit; unter starker Heiterkeitiviedcrholt Arendt indessen diese Behauptung mit noch größeremAachdruck.Die Position wird bewilligt, aber' die Bestimmung über dieVerwendung des Geldes wird erweitert, so daß den geäußertenWünschen Rechnung getragen werden kann.Für Vorarbeiten zur Erschließung der Schutzgebiete werden000 M. genehmigt. Die Forderung von 20 000 M. fürdie Kolonieschulcn Wihenhausen und Hllnfeldführt zu einer überraschenden Entdeckung: Abg. L a t t-mann hat Material von den Schulen erbeten, dabei abererfahren, daß eine Koloiualschule Hünfeld gar nicht existiert!Die Polizei hat ihn, mitgeteilt, daß aber eine Missi-nsanstaltdaselbst bestehe!! Dieser M i s s i o n s a n st a l t sind bisher die10 000 M. zugewandt worden!!! Dernburg hat den Postenvon der früheren Kolonialvcrwaltung übernommen— er weißvon nichts. In der nächsten Sitzung soll nähere Auskunftgegeben werden.—Die Budgetkommission besprach dann noch eingehend dieRegelung der NeichSzuschüsse zu den Kolonien.Erzberger will, daß erstens die Zuschüsse nur subsidiär seinsollen, das heißt, daß Ersparnisse an- den Zuschüssen an das Reichzurückgezahlt werden müssen. Zweitens sollen die Zuschüssebeschränkt werden auf die Ausgaben für Militäreisenbahnen undHafenbauten.— Dernburg ist im Prinzip mit einer solchenRegelung einverstanden, aber jetzt seien, wie er ausführt, dieBoraussetzungen noch nicht geschaffen. Erst müsseStabilität in den eigenen Einnahmen der Kolonien bestehen; dieKolonien müßten eine gewisse Selbstverwaltung haben, welcheEinnahmen und Ausgaben selbständig festsetzt.Die ganze Frage wird an eine Sonderkommission verwiesen,welche Vorschläge machen soll.Die offiziöse Meldung über den verheerenden Taifun lautet:Berlin, 19. April. Kolonialdirektor Dernburg teilte in derheutigen Sitzung der Budgetkommission des Reichstages folgendesmit:Nach einer telcgraphischen Meldung des Bezirksamtes Japhat am Karfreitag in der Südsee ein schwerer Taifun die nord-östlich der Nord-Karolinen gelegenen Ululsi�Jnseln berührt undschwere Verwüstungen angerichtet. 230 von 800 Eingeborenensind tot. Die KokoSpalmcnbcstände sind vernichtet; NahrungS-Mangel ist zu befürchten. S. M. Vermessungsschiff„Planet" hatsich, durch einen wracken japanischen Schooner benachrichtigt, sofortan Ort und Stelle begeben, uni Hülfe und Nahrung zu bringen.Auch der Postdampfer„Germania" der Jaluit-Gesellschaft hat sichzur Verfügung gestellt, um möglichst viele Eingeborene nach denPalau-Jnseln und den Marianen überzuführen.tk Ergebnisse der Budget-Debattenin der Duma.Petersburg, 15. April.(Eig. Ber.Die allgemeinen Debatten über das Budget sind zu Ende.Die Aufstellung für 1907 ist mit allen gegen die Stimmen derSozialdemokraten und der Sozialrevolutionäre einer Budget-kommisiion überwiesen worden. In den Budgetdebatten haben sichklar alle unheilvollen Mißstände und Gegensätze abgespiegelt, diefür die nächste Zukunft noch weiter in Betracht kommen werden,w.shalb wir eine zusammenfassende Darlegung der Debatten fürangezeigt halten.Was zunächst das Budgetrecht der Duma anbelangt, so habenwir auf dessen staatsrechtliche und politische Einengung schon hin-gewiesen. In der letzten Budgetberatungssitzung kam der Finanz-minister Kokoffzcw auch auf dieses Thema zu sprechen, und erversuchte, die Anschuldigungen zu entkräften, daß die Regierung dasBudget durch die Beschränkungen fast vollständig dem korrigierendenEingreifen der Volksvertretung entzogen habe. Von den2472 Millionen des Budgets seien, so sagte Koloffzew, nur002 Millionen unantastbar und 689„leicht gepanzert", 1230 Mil-lionen der Ausgaben blieben ganz der Bestimmung der Dumaüberlassen. Der Minister verschwieg aber, daß die„leicht ge-panzerten" Posten nur durch besondere langwierig: �ofetzgeberischeAkte gekürzt werden können, und daß in der letztgenanntenSumme schwer miodifizierbare Ausgaben stecken, die für die Wirt-schafilichen. Unternehmungen des Staates notwendig sind. Esbleiben so im ganzen nur 200 Millionen übrig, über welche dieDuma ein ernstes Wort reden kann. Also nur ein ganz ber-schwindend kleiner Bruchteil. Man sieht, der russische Ministerivollte auch in diesem Falle vor dem Ausland nur das„verfassungs-mäßige" Zustandekommen des russischen Budgets demonstrieren,um die Herzen der Geldgeber zu gewinnen. Die Volksvertretunglegte natürlich Gewicht darauf, diesen Schwindel öffentlich an-zunageln, und das gelang ihr auch vortrefflich. Es gab in d ie s e rFrage zwischen den einzelnen Parteien der Opposition keineMeinungsverschiedenheit. Einstiminig erklärten sie alle, daß voneiner wirklichen Kontrolle deS Staatshaushalts bei der Karikaturdes russischen Budgetrechts nicht die Rede sein könne, abgesehenvon den übrigen staatsrechtlichen und politischen Hindernissen, dieeine wirksame Kontrolle des Budgets in Rußland illusorisch machenmüssen, wenn das Budgetrecht durch die Beseitigung des Budget-statuts vom 8.(21.) März 1906 auch wesentliche Erweiterungenerfahren würde. Selbst das beste Budgetrecht könnte in k u r z e rZeit in den seit Jahrzehnten bestehenden Mißständen keinen Wandelschassen. Nur eine gründliche U m g e st a l t u n g des ganzenRechtsstatuts und eine durchgreifende Stärkung der sozialenund parlamentarischen Rechtsgarantien vermöchte bei der Zer-fahrenheit der russischen Finanzverhältnisse eine wirkliche Besserungder Finanzlage zu bewirken. Trotzdem waren die Kadetten fürdie Kommissionsberatungen, und zu ihnen gesellten sich, wenn auchnicht aus den gleichen Gründen die Volkssozialisten und Trudowiki.Zweierlei soll bei den Kommissionsberatungen erreicht werden:Man will versuchen, einen Blick in die dunklen Geheimnisseder russischen Finanzen zu werfen, was aber kaum gelingen dürfte,da es sehr fraglich erscheint, ob der Kommission die betreffendenMaterialien zur Verfügung gestellt werden. Dann aber will mandie Regierung zu Konzessionen zwingen! Wie das zu erreichensein soll, wo es für die Regierung schon jetzt gewiß ist, daß dieMehrheit für die Genehmigung deS Budgets stimmen wird, das istnicht recht klar. Wir haben da also ein Stückchen aus der Schacher-taktik der Liberalen, die ja nie haben begreifen können, daß aufdiesem Wege nie und nimmer bleibende Resultate zu erlangensind, sondern nur moralische und politische Verwirrungen in deneigenen Reihen.Auf diese Bedenken wiesen wiederholt die sozialdemokratischenTagesblätter hin, so die„Narodnaja Duma" und„Nasche Echo".Zutreffend bemerkt die erstere: Den Umstand, daß auch die Re-gierung gezwungen ist, die Duma zu schonen, habe die Mehrheit derDuma nicht auszunutzen gewußt. Dadurch, daß der Etat einerKommission überwiesen wurde, so schreibt„Nasche Echo", hat mandem Auslande zu verstehen gegeben, daß der Etat die Sanktion derDuma erhalten wird, und die Folge war eine Hebung der Renten-kurse auf den verschiedenen Börsen und das Jauchzen der deutschenBörsenblätter. Wohl heißt es bei den am weitesten links stehendenLiberalen und Demokraten, daß die Regierung nicht so ohneweiteres auf eine Gutheißung des Budgets hoffen könne, am aller-wenigsten auf die Genehmigung einer Anleihe; man wird jedochnicht fehlgehen in der Annahme, daß mit der Eröffnung der Kom-inissionSberatungen der Regierung das Budget so ziemlich gesichertist. Sollte die Dumamehrheit auch später die Zustimmung zu einerAnleihe versagen, der Kredit der Regierung wird jedenfalls gestärktsein und es wird ihr dann weniger schwer fallen, unter Berufungauf die Budgetsanktion der Duma neue willige Geldgeber zu finden.Daher auch das Frohlocken der»Nowoje Wremja", die ihre Re-dattionsbemcrkungen zu der Budgetabstimmung mit der kenn-zeichnenden Aufschrift versieht:„Der erste Schritt!"„Gewiß,„dererste Schritt" zu weiterem Feilschen und Markten," so bemerkt„Nasche Echo". Der Duma wird nur die kleinliche Flickarbeit ge-lassen werden, während die Bureaukratie nach wie vor schalten wird.Von diesem Standpunkt aus beleuchtete der sozialdemokratischeAbgeordnete Alcxinski das Budget am zweiten Budgettage.„DieBudgetfrage in Rußland ist ei.ne Frage der allgemeinenPolitik", führte er aus,„der inneren wie auch der aus-wältigen. Die innere Politik der Regierung ist eine Politik derVerdummung, der Gewalt und der groben Mästungsinteressen. Bc-trachten Jvir die einzelnen Zweige der Staatslvirtschaft, so sehenwir, daß sie nur die inländischen und ausländischen Parasitenbereichern. Seit dem Jahre 1900'bringen unsere Eisenbahnen nichtsals Defizite. Eine ganze Reihe von Kreditinstituten dient aus-schließlich dem Zweck, den Adel zu unterstützen und verkrachtenEdelleuten auf die Beine zu helfen. Die Staatsbank steht amRande des Abgrundes. Daß es mit den Kronsparkajsen nicht besserbestellt ist, weiß man zur Genüge; die Duma darf aber in dieRechnungen dieser Institutionen keinen Blick tun! In der aus-wältigen Politik spielt die Regierung den„internationalenGendarmen", oder sie treibt eine Abentcurerpolitik, die uns in denostasiatischen Krieg verwickelte und dem Volke eine neue Schulden-last von beinahe drei Milliarde» aufwälzte."— In bezug auf dasVerhalten der Kadetten zum Budget führte Alexinski aus:„Siemachen gegen das Budget nur unwesentliche Einwände, ihre Politikist nur von dem Wunsche beseelt, um jeden Preis eine Einigung mitdem alten Regime zu erzielen."Auf dem Hintergrunde der sozialistischen Kritik hoben sich dievon den verschiedenen Rednern vorgebrachten Einzcltatsachen umso deutlicher hervor. Der Exminister Kutler aus der Kadetten-Partei hatte darauf hingewiesen, daß im Budget eine Reihe vonEinnahmen und Ausgaben überhaupt nicht angegeben sind, wie z. B.daS ganze Ressort der Kaiserin Maria Feodorowna. Dieses Ressorthat u. a. den gesamten Handel mit Spielkarten, in seine Kasse fließteine besondere Vergnügungssteuer, es erhält von der Krone diebeträchtliche Unterstützung von 2,5 Millionen Rubel. Wie aber allediese Gelder verwaltet werden, davon erfährt kein Menschetwas. Nicht einmal die Beamten auS dem Reichskontrollamt!Ein ganz besonderes Bild bietet der Anhang zum Budget.Nur etwa 11 Proz. der Einnahmen fließen aus direkten Steuern,die übrigen aus indirekten! Die Branntweinsteuer allein er-reicht bei uns 706 Millionen. Die Hauptlast dieser Steuer wirdvon der armen Bevölkerung getragen. Mithin ist unser ganzesBudget auf dem Branntweinmonopol aufgebaut, was einen finan-ziellen und moralischen Krach der ganzen Volkswirtschaft Rußlandsbedeutet.(d�B. Nicht umsonst nennt denn auch ein Publizist unserBudget das„besoffene Budget" l) Verderblich ist auch unser Zoll-shstem. Sogar die direkten Steuern, z. B. die Gewerbesteuern,werden größtenteils von der armen Bevölkerung getragen. DerMonopolhandel, die Eisenbahnvcrwaltung und sämtliche Operationender Krone sind schlecht organisiert. Um z. B. die Pferdezucht zuheben, gibt die Krone nach Berechnung Kutlcrs durchschnittlich1500 Rubel pro Pferd aus, während der Preis der Pferde etwa200 Rubel beträgt!? Diese mehr in die einzelnen Teile des Budgetssich vertiefende Kritik setzten besonders scharf und sachlich die Rednerder polnischen Fraktion, Jan Stecki und Schukowski, fort. Ueberdie Verschuldung Rußlands gab eine eingehende Darlegung derRedner der Volkssozialisten, Alaschejew: Die großen SchuldenRußlands find in den letzten 20 Jahren entstanden. Die Steuerkraftdes Volkes hat schon längst ihre Grenzen erreicht. Die Jahres-einnahmen des Russen betragen im Durchschnitt nur 62 Rubel,Rußland bleibt also sogar hinter Portugal zurück! Nun zahlt aberz. B. der Bauer des Gouvernements Moskau nicht weniger als45 Rubel an indirekten Steuern. Eine Bauernfamilie diesesGouvernement» mit ihren 250 Rubel Gesamteinnahmen jährlichgibt also ein Viertel ihrer Einnahmen an die Kronskasse ab. Inanderen Gouvernements finden wir, daß die Steuern und Ab-gaben sogar 50 Proz. de» Bauernbudgets verschlingen. Auf dieserGrundlage kann sich der Staatshaushalt also nicht mehr langehalten. Von den 9 Milliarden Schulden, die die Regierung demVolke aufgehalst hat, wurden nur etwa 2 Millionen für die Be<dürfnisse der Bauern assigniert, mit dem Ausbruch de» Kriegeswurde aber auch dieser geringe Kredit gestrichen. DaS ist Raub-Wirtschaft schlimmster Sorte, die da» Grundkapital de» Volks-Wohlstandes zerstört hat. Dem Auslande find diese Resultateunserer Staatewirtschaft nicht unbekannt. Solange die Volks-Vertretung nicht der wirkliche Mandatar de? Volkes ist, aus-gestattet mit wirklichen Rechten, haben wir auch nicht das Recht,das Budget zu genehmigen.Und wie lautete die Antwort der Regierung auf alle dieseAusführungen? Hören wir das Urteil der sog.„mäßigen" undübermäßigen Presse:„Slowo" findet, daß der Finanzminister nurden„oberflächlichen Kommentar eines Buchhalters" gegeben habe.Er hätte in seiner einleitenden Rede ein Gesamtbild derfinanziellen Lage deS Reiches geben müssen und sich nicht mit derAufzählung einiger trockenen Daten begnügen dürfen. Die„St. Petersburger Zeitung" hat für das Auftreten des Finanz-Ministers Kökoffzew folgendes Urteil:„Er gab nicht einen Ueber-blick über die grundlegenden Prinzipien der staatlichen Wirtschaft,sondern er bewegte sich in recht allgemeinen, inhaltlosen Phrasen."— Wohl den treffendsten Kommentar zu den Debatten und dergesamten Finanzlage des Reiches gab ungewollt die„NowojeWremja", die schreibt:„Der Kredit eines Staates wird am bestendurch den Kurs seiner hauptsächlichsten grundlegenden Fondscharakterisiert. Nehmen wir unser wichtigstes Papier, die Rente,die 2,8 Proz. bringt. In der zweiten Hälfte der neunziger Jahreund in den ersten Jahren des jetzigen Jahrhunderts, bis es anfingnach Krieg zu riechen, stand die Rente auf 97 bis 101. Am Tage,wo der Krieg begann, stand sie auf 94, als Port Arthur fiel 90�,Mulden 89%, Tsuschima 82%, Friede von PortSmouth 85. Dieinneren Unruhen aber haben die Rente auf 72 bis 73 gebracht."In dieser Zahlenreihe liegt auch teilweise daS Geheimnisunserer politischen EntWickelung und die Frage über Sein oderNichtsein der Volksvertretung in Rußland eingeschlossen. Einegesunde, anhaltende AufwärtSbewcgung in diesen Zahlen ist un-denkbar, solange Rußland nicht radikal mit der zaristischen Ver-gangenheit gebrochen haben wird. Die nüchterne Prüfung mußzu dem Urteil kommen, daß die Finanzlage Rußland? nach wievor dem Ausland zu den größten Besorgnissen Anlaß geben muß.Das billige Flittergold der Reden KokoffzewS in der Duma kannebensowenig über den drohenden Krach hinwegtäuschen wie dieSpielerei eines rückgratschwachen Liberalismus mit Budget-genehmigungen und illusorischen Parlamentsrcchten.£Iiis der Partei.Borbercitungen zur Maifeier.Die organisierte Arbeiterschaft von Erlangen hat beschlossen,von der bisherigen Form der Maifeier, die immer am Sonntagnacb dem ersten Mai abgehalten wurde, abzugehen und sie am1. Mai selbst durch Arbeitsruhe zu begehen. Der Beschluß wurdedadurch veranlaßt, daß die Zahl der Feiernden mit jedem Jahrebedeutend zugenonuiicu hat.In Fürth i. B. hat der Stadtmagistrat die Genehmigung zurVeranstaltung eines Maisestzuges erteilt. Da aber der Stadt Fürthdie Befugnis zur Ausübung der Distriktspolizei entzogen ist. hathierüber noch das Bezirksamt zu entscheiden, das bisher stets hinter-her ein Verbot erlassen hat._Bon den Organisationen. Der sozialdemokratische Verein fürden Wahlkreis H a ni m- S o e st hat in letzter Zeit ein ersrenlichcsSteigen der Mitgliedschaft zu verzeichnen. Sie hat die Zahl 1400überschritten.Der sozialdemokratische Verein Stuttgart beschloß nachlängerer lebhafter Debatte, den Monatsbeitrag aus 40 Pfennigzu erhöhen.Nnsere Toten. In Leipzig-Stötteritz starb, erst 53 Jqhrealt, der Genosse Robert Wölfe l. Ein Menschenalter hat er. soschreibt die„Leipziger VolkSzeitung", mit seiner ganzen Kraft derPartei gedient. Unter der Schreckenszeit des Sozialistengesetzeskämpfte er mit im Vordertreffen. Die Genossen sandten ihn in denGemeinderat zu Thonberg, dem er bis zur Auflösung des Gemeinde-rats infolge der Einverlerbung Thonbergs in das Stadtgebiet Leipzigangehörte.Unerhörtes auS Württemberg. Der Stuttgarter Gemeinde-rat genehmigte das Gesuch des sozialdemokratischen Vereins umUeberlassung des städtischen BolkSfestplatzes auf denCannstätter Wiesen zur Abhaltung einer großen Volk«.Versammlung anläßlich de» am 13. August hier beginnendeninternationalen Soziali st enkongresseS.Alle Perücken in Preußen und gleichwertigen Bundesstaatenwerden sich gen Himmel sträuben.Der Antichrist im österreichischen Wahltampfe. AuS Marienbadwird der„Wiener Arbeiterzeilung" geschrieben:„Sonntag fand indem benachbarten Hohendorf eine Wählerversammlung unsererPartei statt. Die Christlichsozialen gerieten in heillosen Schrecken,daß in Hohendorf. daS ganz nahe beim Stift Tepl gelegen und ganzaus Stistsbesitz gebaut ist— man denke I—, eine sozialdemokratischeBersammlung abgehalten werden soll. Die christlichen Brüder schlugeninfolgedessen Plakate folgenden Inhalts an:Warnung.Liebe, gutgesinnte Christen IEs wird euch schon bekannt fern, daß Sonntag, den 14. April,der Antichrist zum Soziwirt Schuster in Hohendorf kommt undeine Versammlung für die Sozi abhalten wird. Hütet euchdaher und haltet fest zu eurem Glauben, dennnirgends in der ganzen Umgevung gibt solchem P o f e l vonSozi jeinand Unterkunft als der Soziwirt Schuster von Hohendorf.Die Bersammlung war infolge dieser Art Agitation glänzendbesucht. Die Bauern. Arbeiter und Lehrer aus der ganzen Um»gebung waren zusammengekommen und lauschten mit großer Be»geisterung den Ausführungen des Genosten de Witte auS KarlS-bad. Die sozialdemokratische Kandidatur wurde unter stürmischemJubel einstimmig angenommen. Den„Antichrist" als Agitations-mittel gegen uns anzuwenden, daS heißt doch vre Rüstkammer desMittelalters ausplündern."poli-eitlcbes, ßerlcktticbea usw.Die GefSngnlSkost als Strafe. Die.Arbeiter» Zeitung"�u Dortmund berichtet: Unser LandcSverttauenSmann, GenosseMar König, hat gestern auf Staatskosten an der LübeckerstraßeWohnung genommen. Er wird einen Monat dort bleiben, um—einen Zeitungsartikel zu sühnen, für den ihn als Herausgeber der„Wahrheit" der Staatsanwalt verantwortlich gemacht hat. Selbst-b e k ö st» g u n g wurde dem Genossen König v e r w e i g e r t mit derMotiviernng. daß eine Gefängnisstrafe mit Selbstbeköstigung—keine Strafe sei. Nach der Ansicht der maßgebenden Kreise bestehtalso bei Gefängnishaft die eigentliche Strafe in der Kost. Der Küchean der Lübeckerstraße wird da allerdings kein besonders gutes Zeug»nis ausgestellt._Mus Industrie und ftandel«Fette Gewinne!Räch dem Geschäftsbericht der Badischen Anilin« und Sodafabcikwurden im letzten Jahre zuzüglich des Gewtnnvortrages 18 41S 235Mark Rohüberschuß erzielt. Der verfügbare Ueberschuß stellt sichauf.13 605 423 M.. gegen 1906 664 424 M. mehr. Räch Ab-schreibungen in Höhe von 4 453435 M. verbleibt ein verfügbarerReinüberschuß von 8823 518 M. Daraus werden auf das21 Millionen Mark betragende Aktienkapital 30 Proz. Dividende(1905: 27 Proz.) verteilt, 1230 249 M. als Gewinnanteile und Be»lohnungen ausgeschüttet und 1 293 169 M. auf neue Rechmur» vor«