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Nr. 93. 24. Jahrgang. 4. fitilm Jjtinörts" Kerlim WMtt. Sountag, 2t. April 1997. Partei- Angelegenheiten. Zur Lokallifte! Im dritten Kreis steht uns das Lokal des Herrn Jos. Jannozkiewicz, M e l ch i 0 r st r. 15, zu den be» kannten Bedingungen zur Verfügung! das LokalArmin- hallen" ist g e s ch l 0 s s e n. Im fünften Kreis hat das LokalBrauerei Friedrichshain" den Besitzer gewechselt, jetziger Inhaber Herr C. Pohlit, und steht unS dasselbe nach wie vor zur Verfügung. Bei dieser Gelegenheit wollen wir nochmals auf den Beschlust der Parteigenossen Grost  -Berlins   hinweisen, wonach die Räume der Philharmonie für die organisierte Arbeiterschaft gänzlich ge- sperrt sind und müsten wir der irrtümlichen Ansicht entgegen» treten, dast derBeethoven-Saal" hiervon ausgenommen sei. im Gegenteil umfastt die Sperre sämtliche Räume. Desgleichen ersuchen wir. die Saal- und RestaurationSräume des «Neuen Schauspielhauses" streng zu meiden, da man uns denMozart-Saal" beharrlich verweigert, während man den- selben unseren Gegnern wiederholt zur Verfügung gestellt hat. Die Lokalkommisfion. Zweiter Wahlkreis. Am Dienstag, 23. April, abends S'/z Uhr, findet im.Hofjäger-Palast", Hasenheide 52/53, eine ansterordentlicheGeneralversamm lung statt. Näheres siehe Annonce in dieser Nummer. Um recht zahlreiche Beteiligung ersucht Der Vorstand. Treptow  -Baumschulenweg. Heute, Sonntag, findet eine Flugblattverbreitung statt. Die Genosien wollen sich in den bekannten Lokalen einfinden. Der Vorstand. Friedrichsfelde  . Dienstag, den 23. d. M., abends 8% Uhr, findet bei Schulz, Wilhelmstr. 11. die Versammlung des Wahl- Vereins statt. Vortrag des Genossen Rosenfeld   überStrafgesetz- pflege". Zahlreichen Besuch erwartet Der Vorstand. Weißenser. Die Parteigenossen werden hiermit auf den am Dienstag, den 23. April, abends 3 Uhr, in©nders Saal. König- Chaussee 5/6, stattfindenden Lichtbildervortrag, betitelt:Im Reiche der schwarzen Diamanten" aufmerksam gemacht. Eintritt 20 Pf. Der Wahlvereinsvorstand. Reinickendorf  -Ost. Die Flugblattverbreitung findet heute früh 8 Uhr statt und zwar im 1. Bezirk von der GenosienschaftSbäckerei, Willcstr. 62, im 2. Bezirk vom Restaurant Hermann, Residenzstr. 54, Ecke Holländerstraste, im 3. Bezirk von Bolien, Gesellschaftsstraste, Ecke Seestraste, im 4. Bezirk von Baumann, Hausotterstr. 54, im 5. Bezirk von Schiller. Provinzstt. 7g und im 6. Bezirk von Brückner, Provinzstr. 82 auS. Jeder organisierte Genosse ist verpflichtet, sich an der Flugblattverbreitung zu beteiligen. Am Dienstag, den 23. April, abends g'/z Uhr, findet im RestaurantTivoli"(früherBoruflia-Park") bei Schaller, die Mitglieder-Versammlung statt. Genosse G r e m p e spricht über: Moderne Verkehrswege". Genosien, wir empfehlen Euch den zahl- reichen Besuch der Versammlung. Der Borstand. Niederschöuhausen. Eine öffentliche Wählerver- sa m m l u n g veranstaltet der sozialdemokratische Wahlverein am Mittwoch, den 24. d. M., abends 8�- Uhr, im Uhlitzschen Restaurant (Schwarzer Adler), Blankenburgerstraste. Auf der Tagesordnung sieht ein Vortrag des Genossen W. K u b i g über die bevorstehende Wahl und die Aufstellung unseres Kandidaten. Genosien, sorgt dafür, dast die Versammlung bis auf den letzten Platz gefüllt ist! ES gilt, die wenigen Tage, die uns noch von der Wahl trennen, auszunutzen. Deshalb agitiert nach Kräften und tut bis zur letzten Minute eure Schuldigkeit! l Berliner   I�acbricKten. Pastorentrost. Der Pastoren Beruf ist es, ihre Schäflein zu trösten, tvcnn diese in Bedrängnis sind. In unseren Zeitläuften aber. wo so viele böse Menschen in aller Form sich von der Kirche lossagen, bedürfen schier die Pastoren selber des Trostes. Gespendet wird er ihnen jetzt von einein Pastorenblatt, dem StöckerschenReich". Da wird erzählt. Berlin   sei eine evangelische Stadt. Und es bleibe eine evangelische Stadt, wenngleich in ihr die Minorität aus Katholiken. Juden, Dissidenten usw. im Zunehmen sei und schneller zunehnie als die evangelische Bevölkerung. Wie groß der Wachstumsunterschied ist, das wird ge- zeigt an dem Zeitraum von 1890 bis 1905. Im Stadt- synodalbezirk hat, so lesen wir in dem Blättchen, die Gesamt- bevölkerung in diesen fünfzehn Jahren um 43� Proz. zu- genommen. Für die Evangelischen allein beträgt die Zu- nähme nur 39 Proz., dagegen hat sich gemehrt die römisch- katholische   Bevölkerung um 82 Proz., die griechisch-katholische um 280 Proz., die jüdische um 50 Proz., die Gruppe der Dissidenten, Freireligiösen usw. um 110 Proz., die der anderen Religionen" um 57 Proz. Wenn wir absehen von den griechisch-katholischen Bewohnern, bei denen wegen ihrer an sich nur geringen Zahl der Zufall die Zunahme be- cinflussen kann, so haben die Dissidenten usw. die st ä r k st e Zunahme aufzuweisen. Hier sollte. man nun erwarten, daß das Stöcker-Blättchen diese Erscheinung mit einem wütenden Geschimpfe begleiten würde, wie man es von dort aus gewöhnt ist. Diesmal aber schimpft das Reich" ausnahmsweise nicht! Vielmehr sagt es:Dast unsere kirchliche Lage ernst, aber nicht verzweifelt ist, zeigt die Zahl der Dissidenten. Deutsch  -Katholiken und Frei- religiösen." Und dann gibt es für die Jahre 1890, 1895, 1900, 1905 die Stärke dieser Gruppe auf 5097, 7061, 7107, 10 715 an und hebt hervor, dast die Zunahme speziell aus dem letzten Jahrfünft sich auf 3608 stellt. Wieso aus diesen Zahlen hervorgehen soll, dastdie kirchliche Lage nicht ver- zweifelt" sei, ist nicht recht klar. Möchte daS Blatt glauben niachen, dast die Mehrung der Dissidenten, wie wir sie in dem letzten Jahrfünft gehabt haben, nur eine vorüber- gehende Erscheinung sein werde? Oder will es an- deuten, daß eine Zunahme um 3608 für das letzte Jahrfünft noch nicht viel sagen wolle? Wenn das ein Trost sein soll, so gönnen wir ihn den Pastoren. Auch den Wahn wollen wir dem Stöcker-Blättchen und seinen Lesern nicht rauben, dast die Arbeiterbevölkerung eigentlich immer noch zur Kirche halte. Das Blatt gibt an, dast z. B. in der Gcthscmanc-Gemeindc 569 Dissidenten ge- zählt worden seien, in der Emmaus-Gemeinde 460, in der Zionsgemeinde 394 usw., und behauptet dann mit gottes- fürchtiger Dreistigkeit, dastman nicht sagen kann, die Dissidenten wohnten in den Arbeiter- viertel n". Der Lizentiat Mumm, der beim Stöckerschen Reich" erste Geige spielt, hat einmal in einer Versamm- lung erzählt, die gegenwärtige Bewegung zum Austritt aus der Kirchengemeinschaft finde ja fast nur in der Arbeiter- bevölkerung Anklang, in den Kreisen derGebildeten"(er meinte: die Besitzenden) bleibe sie ohne nennenswerten Er- folg. Herr Mumm hat da die Wahrheit gesagt. Er wird auch wissen, daß die von ihm erwähnte Tatsache sich Haupt- sächlich daraus erklärt, dast die modern-christliche Kirche den Besitzenden als Bollwerk gegen die Arbeiterklasse dient. Wie aber verträgt sich mit jener einsichtigen Aeusterung des Herrn Mumm der törichte Trost desReichs", daß angeblich die Dissidenten nicht in den Arbeitervierteln wohnen? Aus der Abzahlungspraxis werden im Anschluß an unsere letzten Veröffentlichungen(in Nr. 75 und in Nr. 86) uns noch ein paar Fälle mitgeteilt, die gleichfalls weiteren Kreisen bekannt zu werden verdienen. Diesmal handelt es sich nicht um die Firma C. WachSmann u. Co., mit der jene beiden Artikel sich beschästigen mußten, sondern um die Firmen M. Glogau(Alte Jakobstraße) und Harry Goldschmidt(Oranienstraße). Das Geschäft M. Glogau scheint allerdings im Besitz desselben Inhabers zu sein wie daS Geschäft C. Wachsmaun u. Co. Von M. Glogau hatte ein Buchbinder F. eine Wirtschaft gekauft, die ihm mit 518 Mark berechnet wurde. Eine Zeit lang zahlte er die vereinbarten Raten. Als er dann im Rückstand blieb. klagte die Firma, und er wurde verurteilt, nach den Bestimmungen des Vertrages weiterzuzahlen oder die Sachen herauszugeben. Er zahlte weiter. Nachdem er im ganzen bereits 412 Mark abgezahlt hatte, blieb er von neuem im Rückstand, und nun lieh die Firma ihm sämtliche Möbel abholen. Ein Verwandter von ihm setzte sich mit M. Glogau in Verbindung und erbot sich, für Zahlung des Restes zu sorgen, wenn man die Wirtschaft ausliefere. Ihm gab ein Vertreter der Firma die Antwort, die Sache sei für sie erledigt. Bemerkenswert ist noch, daß diesem Ab- zahlungSkäufer vor der Abholung der Möbel sein QuittungSbuch abgefordert wurde, um es zu kontrollieren. Hinterher weigerte sich die Firma M. Glogau, es ihm herauszugeben. F. saß nun mit seiner Frau und vier kleinen Kindern in seinen kahlen vier Wänden. Ihm blieb nur übrig, sich abermals an ein Abzahlungsgeschäft zu wenden. Diesmal geriet er an die Firma Harry Goldschmidt, von der er eine Wirtschaft für 348 M. auf Abzahlung nahm. Er zahlte im ganzen 52 Mark, dann stockte die Zahlung auch hier. Es kam zur Klage, F. wurde verurteilt, und die Firma schritt zur Abholung der Sachen. Kniefällig bat Frau F. den Vertreter der Firma, einen einzigen Tag Aufschub zu gewähren. Selbst der Gerichtsvollzieher, den er mitgebracht hatte, ermahnte ihn, Rücksicht zu nehmen auf den Zustand der Frau, die ihrer Entbindung entgegen sah. Doch der Vertreter hatte seinen Austrag und mußte ihn ausführen. Er blieb auch fest, als die Frau des Hauswirtes sich erbot, sofort 15 Mark aus- zulegen und noch mehr zu geben, wenn ihr Mann nach Hause komme. Da half alles nichts die Sachen wurden mit­genommen. Der Hauswirt suchte durch einen Wohltätigkeits- verein, dessen Mitglied er ist, aus die Firma einzuwirken, aber es wurde nichts erreicht. Auch diese Firma hatte ihre Sachen wieder und gab sie nicht heraus. Für nur dreimonatige Be- Nutzung nebst Entwertung berechnete sie sich 45 Mark(ob- wohl der ganze Kaufpreis nur 348 Mark betrug), für Hin- und Rücktransport wurden 6 Mark angesetzt, dazu kämen noch 4 Mark für Kontoeinrichtung, Kontrabuch, Vertrag, Stempel usw.", mithin war F. der Firma sogar noch 3 Mark schuldig! Einige Tage nach der Abholung der Möbel wurde Frau F. entbunden. Und wieder sitzt nun die Familie, die jetzt aus dem Ehepaar und fünf Kindern besteht, in der leeren Wohnung. Be- halten hat F. die Betten, die er gegen bar bei einem Althändler gekauft hatte. In dem Fall Glogau   meinte F., er jei betrogen worden, und er erstattete Anzeige bei der Staatsanwaltschaft. Diese aber antwortete ihm. die Firma habe vertragsmäßig gehandelt, Betrug liege daher nicht vor. Wir raten jedem Abzahlungskäufer. seinen Vertrag genau durchzulesen. Die Ver- träge sind in der Regel so abgefaßt, daß beim Ausbleiben der Ratenzahlungen das Gericht zugunsten des Abzahlungsgeschäftes entscheiden muß. Da kann es dann passieren, daß der Geschäfts- inhaber die ganze Wirtschaft abholt und nicht einen Pfennig zurück- zahlt und das allesvon Rechts wegen". Wegen Mittellosigkeit und Nahrungssorgen haben sich gestern zwei Personen das Leben genommen. In der Toilette des Ham- burger Bahnhofs erhängte sich der 40jährige Agent Julius Lehrer aus der Jnvalidenstraße 36. L. war früher Bankbeamter und hatte sich im letzten Jahre als Agent niedergelassen. Seine Vermitte- lungen warfen in den vergangenen Monaten so wenig Verdienst ab, daß er bald in große Notlage geriet. In der Verzweiflung griff der Unglückliche gestern zum Strick. Er erhängte sich auf der Klosettanlage des Hamburger Bahnhofs an der Jnvalidenstraße. Ebenfalls aus Nahrungssorgen hat der Arbeiter Paul Teichmann, Friedcnstraße 63, Selbstmord verübt. Durch andauernde Arbeits- losigkcit wurde T. in größte Not versetzt und auch er nahm seine Zuflucht zum Strick. Als gestern abend seine Frau die Wohnung betrat, fand sie ihren Mann in der Küche erhängt auf. Der verhängnisvolle Spazierstock. Ein aufregender Unglücks- fall hat sich gestern morgen am Weinbergswcg zugetragen. Der Kaufmann Alfred Silberstein, Zehdenickcrstraße 20 wohnhaft, wollte während der Fahrt auf einen Straßenbahnwagen der Linie 33 aufspringen. Der Spazierstock geriet ihm dabei zwischen die Beine uttd infolgedessen stürzte S. nieder. Er kam unter den Wagen zu liegen und dieser mußte hochgewunden werden, um den Ver- unglückten zu befreien. Mit schweren Verletzungen an beiden Oberschenkeln wurde S. nach der Rettungswache in der Kastanien» allee gebracht. Mißlungener Fluchtversuch aus der Tegeler Strafanstalt. Nur kurzer Freiheit durste sich ein Flüchtling erfreuen, der gestern aus dem Gefängnis in Tegel   entwichen war. Auf unerklärliche Weise war es dem Gefangenen geglückt, seine Flucht zu bewerkstelligen. Er wandte sich nnn nach dem Schießplatz, wo ihn aber sein Schicksal wieder ereilte. Ein SchicßstaiidSaufschcr fing ihn ein und tranS» portierte ihn nach der Strafanstalt zurück. Ter verlorene Brief als Verräter. In der vergangenen Nacht hat die Kriminalpolizei vjer.Geldschranbknackcr" auf frischer Tat überrascht und verhaftet., Die Burschen hatten eine großen Ein- bruch m das Bureau der GasglühlichtgcsellschaftKrone in der Köpenickerstraße 5657 verabredet. Anstatt die Sache mündlich zu schieben", verständigten sie sich unvorsichtigerweise durch Briefe. Einer dieser Briefe war nun verloren gegangen und vom Finder der Polizei zur Verfügung gestellt worden. In der vergangenen Nacht sollte der Einbruch ausgeführt werden. Außer den Ein- blechern hatte aber auch die Kriminalpolizei ihre Vorbereitungen getroffen. Als die Bande im Kasienraum erschien und sich an das Aufbrechen des Geldschrankes machen wollte, erschienen plötzlich mehrere Beamte auf der Bildfläche und nahmen die überraschten Knacker" fest. Es waren vier gefährliche Verbrecher, die von der Behörde schon längst gesucht wurden. Sie wurden nach dem Polizei- Präsidium übergeführt. Eine eigenartige Kindesaussetzung wird auS dem Norden Berlins   berichtet. Zu einer Frau Hildebrandt, wohnhaft Pappel- Allee, kam vor etwa 7 Wochen eine Frau mit zwei kleinen Kindern und bat, dieselben doch tagsüber in Pflege zu nehmen, sie müsse ihren Lebensunterhalt in der Fabrik verdienen und werde die Kleinen des Abends wieder abholen. Frau Hildebrandt wartete vergebens auf das Wiederkommen der Unbekannten, deren Name ihr auch nicht bekannt war. Nach langen sieben Wochen ersuchte sie in ihrer Bedrängnis die zuständige Armcnkommisjion um Pflegegeld, welches ihr allerdings nicht gegeben werden konnte. Da auch die Kinder ihren Namen nicht angeben können, werden diese, falls die vergeßliche Mutter sich nicht noch meldet, dem Waisenhause übergeben werden. Aus dem Reiche des Aberglaubens. In Berlin  , der Stadt det Intelligenz, blüht' und wuchert der Aberglaube immerhin noch recht üppig. Ein Beweis hierfür ist die Existenz einer ungeheuren Zahl von Wahrsagerinnen, die in den sogenanntenunparteiischen" Blattern, in den Tageszeitungen wie in den billigen Hausfrauen- zeitungen, ihre Künste auf offenem Markte feilbieten. Neulich wurde sogar die Mitteilung verbreitet, daß in Berlin   eine Wcchrsagc- schule bestände, es war aber nicht angegeben, wo sie ihr Domizil auf- geschlagen hat. Es gibt eben nicht sehr viel Leute, die heutzutage nicht nur betrogen, sondern auch belogen sein wollen und dafür obendrein noch Geld hergeben. Auf diesem Gebiete der Wahr- sagerei ist aber auch ein Wettbewerb entbrannt, um den Kon- kurrcnten aus dem Felde zu schlagen. Das Neueste istdas Lesen der Zukunft aus dem Mund.' Eine Schifferfrau H. in der Linicnstraße kündigt wörtlich an:Lese die Vornamen von den Herren aus den Damen ihrer Hand." Eine Wahr- sagerin fügt am Schlüsse einer schwülstigen Reklame hinzu:Auch ist daselbst eine alte Bettstelle zu verkaufen", während eine viel- seitige Jüngerin der schwarzen Kunst sich nebenbei auch noch als Hcilmagnetiseurin, Maniküre und Tertdichterin" anpreist. Sollte dieseWahrsagerin wunderbar" das Libretto eine? unserer neuesten Operetten auf dem Gewissen haben? Ueber Akkvrdmaurerei wird uns aus gewerkschaftlichen Kren-'" geschrieben: Akkordmaurer haben den Bau Malmöcrstraße 23. Ecke der Straße 2b, Abt. XI. fertiggestellt. Während des Roh- baues haben sich bemerkenswerte Folgen dieser Arbeitsmethode nicht eingestellt, wenigstens haben wir nichts davon erfahren, was aus leicht erklärlichen Gründen ja auch zu verstehen ist. Jetzt aber, am 18. April 1007, nachdem der Bau ziemlich fertig ist e» fehle» nur noch drei Wochen bis zur Gcbrauchsabnahme und die Woh- nungen sind so ziemlich alle vermietet stellen sich die ersten Folgen der von uns, im Interesse der Oeffcntlichkeit so oft bc- kämpften Akkordarbeit ein. Einer der Hauptpfeiler an der Vorder- front, nach der Straße 2d zu, auf dem die ganze Last der Erker- träger ruht, ist von oben bis unten geborsten. Der Riß, welcher im Keller zirka 1 Zentimeter stark ist, verlängert sich jetzt schon bis zur Höhe von 2 Treppen. Der Polier, der auf'das Gefährliche der Situation aufmerksam gemacht wurde, verlangte nun von den jetzt dort in Lohn arbeitenden organisierten Maurern, von denen nebenbei bemerkt 3 Kollegen zirka 10 Jahre selbst Polier waren, also den Ernst der Sachlage als Fachleute sehr genau erkannten, sie sollten den Ritz dadurch verdecken, daß sie den Pfeiler durch eine 25 Zentimeter starke Steinschicht ummantelten. Dieses Ansuchen lehnten die Arbeiter ab, weil durch diese Manipulation der Riß wohl verdeckt, aber die Gefahr des Einstürzens nicht beseitigt wäre. Sie verlangten vielmehr, daß der Erker ordentlicy abgesteift würde, und dann der Pfeiler in Klinker und Zement vorschriftsmäßig von Grund aus neu ausgeführt würde. Hierauf ging der Polier nicht ein, sondern griff zu dem bewährten Mittel, ging zum nächsten Akkordbau, holte 2 Akkordmaurer, und diese sollten nun die Pfusch» arbeit vollenden. Dieselben erklärten sich auch ohne weiteres dazu bereit, hatten aber die Rechnung ohne die jetzt beschäftigten Lohn» maurer gemacht. Diese legten die Arbeit nieder und verlangten, daß die Arbeit reell ausgeführt werden sollte. Der Polier bot darauf jeden Maurer 20 M. extra, wenn die Arbeit, ohne die Ab» steifung vorzunehmen, also nur um den Riß zu verdecken, gemacht würde. Auch dieses Anerbieten wurde abgelehnt. Darauf ließ der Bauleiter diese Arbeit von den Aktordmaurern in Angriff nehmen. Jetzt aber wurde Anzeige erstattet und die Arbeiten wurden sofort auf Anordnung der Polizei inhibiert. Bis 6 Uhr abends wurde auch nichts daran geändert. Dann erschien eine der leitenden Personen von der Bauinspektion, und zwar derjenige Beamte, der auch vorher während des Rohbaues die Aufsicht statte. Die Arbeit wurde wieder in Angriff genommen und in der Nacht fertig gestellt, und zwar ohne den Erker abzusteifen. Ob nun der Pfeiler neu aufgeführt ist oder nicht, konnte am nächsten Morgen nicht mehr untersucht werden. Dem Genossen Zeglin, welcher als Vertreter seiner Organisation auch anwesend war. wurde auf seine Frage, ob denn der Pfeiler neu aufgeführt sei. von dem Beamten der Bauinspektion die Antwort zuteil, daß das geschehen sei. Auf- fällig ist nur, daß das Erdreich nicht frei gemacht worden ist. was bei der Neuaufführung des Pfeilers hätte geschehen müssen. Die Arbeiter werden den Bau im Auge behalten. Der ausführende Unternehmer dieses Baues ist der Maurermeister Schmals, der in den nächsten Tagen wieder einen Bau in der Nachbarschaft von Akkordmaurern besetzen lassen wird. Ein Unfall ereignete sich gestern nachmittag 1 Uhr auf dem Rudolf Hertzogschen Grundstück Brüderstr. 1518. Dort wird ein Rohbau aufgeführt. Bei den vorgenommenen Schachtarbeiten stürzte ein Arbeiter in den Schacht und zog sich einen Schädelbruch und Gehirnerschütterung zu. Der Verunglückte wurde nach der gegenüber» liegenden Unfallstatton und von dort nach dem Krankenhause ge» bracht. An seinem Auflommen wird gezweifelt.. Eingebrochen wurde in der Nacht vom Freitag zu Sonnabend in das Goldwarengeschäft von Stillmax in der Möglinerstraße 7. Tie Spitzbuben hatten sich in den Keller geschlichen und von hier aus die Decke zum Laden durchbrochen. Zahlreiche im Schaufenster liegende Uhren, Ringe und Ketten im Werte von mehreren tausend Mark fielen ihnen in die Hände. TodeSsturz von der Treppe. Ein trauriges Ende hat gestern de» 60jährige Pensionär Wilhelm Töpfer, Peter Vischcrstr. 11. ge» funden. Der alte Herr war im Begriffe gewesen, die Treppen zu seiner Wohnung heraufzusteigen, als ihm plötzlich unwohl wurde und er rücklings abstürzte. Er brach sich bei dem Aufschlagen auf die Treppenabsätze das Genick und war auf der Stelle tot. HauS» bewohner fanden kurz darauf den Leichnam des Verunglückten. Seinen ganze» Wochenlohn verloren hat am Freitag abend zwischen 6 bis W Uhr ein Arbeitsbursche auf dem Wege von der Linden- und Jerusalemerstraßen-Ecke bis zur Koch- und Charlotten» straßen-Eckc. Der Lohn von 17,75 M. befand sich in einem dunkel- braunen Portemonnaie, außerdem enthielt das Portemonnaie zwei Rechnungen und eine auf den Verlierer Josef Frank  , Maricndorf, Dorfstraße 37. lautende Radfahrerkarte. Der Verlierer glaubt durch Bekanntgabe seines Verlustes einen ehrlichen Finder zur Abgabe seines Fundes zu veranlassen. Die Schleifen-AuSstellung im Gewerkschaftshause bleibt auf all« seittgen Wunsch noch einige Tage bestehen. Auch am heutigen Sonntag ist sie den ganzen Tag bis abends 10 Uhr geöffnet. Ein fleißiger Aussteller ist auch der Kaiser. Während er im Vorjahre zu den Ausstellern in der Internationalen Automobil- Ausstellung gehörte, wird er in der jetzt eröffneten Internationalen Sportausstcllung gleichfalls vertreten sein, auch die im Mai d. I. in Paris   stattfindende Internationale Blumenausstellung soll vom Kaiser beschickt werden. Daß außerdem der Kaiser eine besondere Ausstellung der auf seinem Gute Cadinen hergestellten Toncrzcug- niste veranstaltet, ist unseren Lesern durch die in unserem Blatte er» folgte Besprechung der ausgestellten Gegenstände bekannt. In Castans Panoptikum wird gegenwärtig eine Dame ohne Unterkörper gezeigt. Miß Gabriele heißt diese Abnormität. ES ist eine junge Dame im Alter von 24 Jahren, die ohne Unter» körper geboren ist und ohne irgend welche Beschwerden in guter Laune fortlebt. Es handelt sich nicht etwa um eine Illusion. sondern um Wirklichkeit. Das ärztliche Attest sagt u. a.:Dia Mißbildung ist nicht die Folze einer Operation, sondern ist als eine angeborene anzusehen." Die Dame ruht auf einem Kissen im''