8 Schritte vom Hause teS Volcker. auf offener Straße vor demWagen erstochen worden. Die nationalen Wählerverjarnmlungenwwä>en von freisinnigen Radanmachern shstema-tisch beschickt, die dnrch Lärmen und Johlen die Versamm-lungen' zu sprengen suchten; die Wirte verlangten für die natio-nalen Vereinigungen bc' Bestellung der Säle auch eine Garantiefür etwa angerichtete Schäden und zerschlagene Fensterscheiben,eine Forderung, die bei den anderen Parteien— Freisinnigen undSozialdemokraten— nicht gestellt wurde.In öffentlichen, freisinnigen Versammlungen, wie z. B. inBergen, erklärte der freisinnige Redner, die konservative Parteiübe Verrat am Vaterlande uted reklamierte den fr ei s innrgenProfessor Stengel als Regie rungskandstdat."Schon diese zutreffende Bezeichnung Stengels als Regierungs-kandidaten müßte genügen, die Freisinnigen zu bewegen, für dieUngültigkeit dieser durch ihren Terror gegen Rosse, Fenster-scheiben und nationale Menschen gewonnenen Wahl einzutreten!—Freifinniger Uebermilitarismus.Wie unseren Lesern bekannt ist, hat Herr Müller-Saganvon der.Freisinnigen Volkspartei" in den letzten Tagen nicht nurden uferlosesten Kolonial- und Flottenprojekten derRegierung seinen Segen erteilt, sondern die Regierung auch zuneuen Forderungen für den einheimischen Landmilitarismus geradezusitteuvolizeiwidrig animiert! Die Konservativen äußerten nochZweifel, ob Herr Müller-Sagan auch wohl parteioffiziösgesprochen habe. Diesen Zweifel zerstreut jetzt die freisinnig-volks-parteiliche.Breslauer Zeitung", die schreibt:„Diese Kundgebungen werden in der Presse sehr bemerkt.Die Zentrumspresse verhehlt nicht ihren Aerger über diese v e r-ständigen Worte. Den Zweiflern wollen wir übrigenszu ihrer Beruhigung sagen, daß Dr. Müller-Sagan mit seinenAnschauungen durchaus seine Partei hinter sich hat."Es ist besonders köstlich, daß gerade die„B r e S l a u e rZeitung" unter die Auslassungen des Herrn Müller-Sagan dasparteiosfiziöse Siegel drückt I Gestern noch druckten wir diefulminanten Anklagen gerade dieses Blattes gegen' das„persönlicheRegiment" ab, wonach Deutschland einzig und allein durch denwundersamen Zickzackkurs, durch die unberechen-baren Launen des persönlichen Regiments unddurch seine grundverkehrte Handelspolitik in die Lageder peinlichsten Isolierung geraten sei! Und heute jubelt daS nämliche FreisinnSblatt Herrn Müller-Sagan und seiner aberwitzigenmilitaristischen Aufputschungspolitik zu!Dieser„Freisinn" rangiert noch tief unter dem National-liberaliSmus!—Ministerkrifis in Baden.Darüber, daß eine Ministerkrisis in Baden besteht, find sichPresse und öffentliche Meinung einig. Vielleicht ist sie in demAugenblicke, in welchem diese Zeilen m Druck gehen, schon latent.Nicht aber ist man sich einig darüber, welche tieferen Ursachen amletzten Ende die Krisis herbeigeführt haben. Der Mniister desInnern, Dr. Schenkel, ist das�Opfer. Es ist nicht das ersteMal, daß Nachrichten über seinen Rücktritt verbreitet wurden; nochvor Jahresfrist rief Herr Dr. Schenkel im badischen Landtag demZentrum und den Sozialdemokraten zu:„Sie können michnicht zur Strecke bringen, denn ich bin wederSchwarz- noch Rotwild I'Wenn die Fama jetzt richtig erzählt, fällt er nun doch als„Notwild". Linksliberale Blätter behaupten allen Ernstes, HerrDr. Schenkel sei über den Vor st and der badischen Fabrik-isisvekti o n, Herrn OberregieriingSrat Dr. Bittmann,'gestolpert.Trifft diese Mitteilung zu, dann ist Minister Schenkel in Wirklichkeitdem vereinten Ansturm unserer badischen Parteipresse, dem Karls-niher„VolkSfreund" und der Mannheimer„Volksstimme" erlegen.Diese beiden Blätter deckten an der Hand unantastbarer Beweiseda« Komplott auf, da« Minister Schenkel im Bunde mit dem Arbeit-gebertum gegen die badische Fabrikinspektion geschmiedet hatte. DasPlänchen lies darauf hinaus, durch kleine und kleinliche Maßregelnes der Fabrikinspektion unmöglich zu machen, in dem Sinne undim Geiste des verstorbenen Fabrikinspektors Wörishoffer zu wirken.Den Beamten der Fabrikinspektion wurde untersagt, in den Gewerk-schaften Vorträge zu halten. In Mannheim durfte die Sprechstundeder Beamten nicht mehr wie früher im Arbeitersekretariat abgehaltenwerden, sondern hatte in einem Räume des Bezirksamtsgebäudesstattzufinden. Allerdings mit dem Erfolge, daß die Arbeiter dieseSprechstunden nicht besuchten und erst sich wieder ein-fanden, als Herr Dr. Bittmann auf eigene Faust das Arbeiter-sekretariat wiederum benutzte. Bei den Differenzen mit der Fabrik-inspektorin Frl. Dr. Baum schob man seitens der Herrn Schenkelnahestehenden Presse Bittmann die Schuld zu. Frl. Baum ist ansder badischen Fabrikinspektion ausgeschieden, aber der MinisterSchenkel sah sich nicht veranlaßt, dem Fabrikinspektorat wieder einenweiblichen Beamten zu geben. Die zurzeit tätigen Beamten könnendie große Arbeitslast kaum bewältigen, doch das Ministerium desInnern ist nicht dafiir zu haben, daß eine Vermehrung der Be-amten eintritt. Alle diese Maßnahmen liefen auf die Verwirklichungder einstmale gefallenen Aeutzerung hinaus:»Wir wollenkeinen Wörishoffer mehr!"Die sozialdemokratische Presse übergab diese Fälle der Oeffent-lichkeit, und sie sollen im Schöße des Mmisteriums zu Konfliktenge-führt haben. Die Frage war schließlich die:„Schenkel oderB i t t m a n n I" Beim Großherzog hat es auch stark verschnupft, daßBaden bei der Reichstagswahl zur Niederlage derSozialdemokratie»rein gar nichts beigetragen"habe! Endlich sei Schenkel in bezug auf die Anlehenspolitik andererMeinung wie der neue Finanzminister Hansell. Diese und der-schiedene Unterströmungen machten es dem MinisterpräsidentenFrhrn. v. Dusch unmöglich, in der Vermittlerrolle, die er im FalleScheitkel-Bittmann übernommen, Erfolge zu erzielen.Das Abschiedsgesuch de? Ministers Schenkel liegt, wieaus Karlsruhe gemeldet wird, dem Großherzog bereits bor.Als Nachfolger wird genannt der frühere stellvertretende Bundesrats-bevollmächtigte für Baden. Frhr. d. Bodman n, zurzeit Ober-direkter des Wasser- und Straßenbaues in Karlsruhe. Bodmann istausgesprochen nationalliberaler Parteimann. Noch 1908 ivar er beider ReichStagSwahl Kandidat der Nationalliberalen. Also der altestursl—Teutsch-amerikanisches Handelsprovisorium.Der Wirtschaftliche Ausschuß beriet gestern über das zwischen derdeutschen und amerikanischen Regierung vereinbarte neue Handels-Provisorium. Nachdem der Vorsitzende Graf Posadowsky den Inhaltdes Abkommens erläutert und die Bedeutung des Handelsverkehrszwischen Deuffchland und den Vereinigten Staaten dargelegt hatte,erstatteten die damit betrauten Mitglieder des Wirtschaftlichen Ausschüsse» ihre Referate über den Text des geplanten Abkommens, überdie Vertragszollsätze, welche beide Teile einander einzuräumen bereitsind, und über die Erleichterungen im Zollabfertigungsverfahren,die den deutschen Waren in den Vereinigten Staaten zu teil werdensollen.Nach fiebenstündiger Beratung erklärte der Ausschuß seine Zu-stimmung.—_Dr. Peters kontra„Münchener Post".Die„Münchener Post" schreibt: In dem Beleidigungsprozeß,den Dr. Peters gegen unseren verantwortlichen RedakteurM. Gruber angestrengt hat, fand gestern vor dem Amtsgericht ldie kommissarische Vernehmung des Hamburger RechtsanwaltsAr..Scharlgch mit, der Ar. Peters m der Aisziplinarkammerund bor dem Disziplinargerichtshof verteidigt hatte. Herr Dr. Schar-lach, der eben von einer Reise aus Aegypten zurückgekehrt ist, übtein seiner Aussage eine allerdings sehr einseitige Kritik an denbeiden gegen Dr. Peters ergangenen Disziplinarurteilen. Er stehtnämlich auf dem Standpunkte, daß Dr. PeterS sich nicht als feinesAmtes unwürdig erwiesen habe, da seine Vorgesetzten von seinenTaten in Ostafrika genaue Kenntnis hatten und ihm für sein euer-gisches Verhalten ihre Anerkennung aussprachen. Wie weit dieseBehauptungen richtig find, können wir im Augenblick nicht be-urteilen, da Herr Dernburg die Herausgabe der Disziplinaraktenin Sachen Dr. Peters verweigert hat.Der Prozeß hat damit direkt eine Wendung gegen das Aus-wärtige Amt genommen. Die Weigerung des Herrn Dernburgwird lpohl kaum aufrecht erhalten werden können.—Ein Hochverratsprozest.Leipzig, 23. April.tPrtvattelegramm.)Heute wurde hier auf Grund der§§ 81 Ziffer 3 und 86 desStrafgesetzbuches die Schrift des Genossen Karl Liebknecht„Militarismus und Antimilitarismus" auf Ver-fllgung des Oberreichsanwalts in Leipzig beschlagnahmt. DieBeute, die der Polizei in die Hände fiel, war indes gering. Nur18 Exemplare der Schrift wurden in der Verlagsbuchhandlung der»Leipziger Volkszeitung" vorgefunden.♦Die beiden Paragraphen des Strafgesetzbuchs, die zur Be-gründung der Beschlagnahme angegeben sind, handeln von Hoch-verrat.<§ 81, Absatz 2 lautet:Wer außer den Fällen des§ 80 es unternimmtdie Verfassung des Deutschen Reiches oder eines Bundesstaatsoder die in demselben bestehende Thronfolge gewaltsamszu ändernwird wegen Hochverrats mit lebenSlänglichemZucht-hause oder lebenslänglicher Festungshaft bestrast.Sind mildernde Umstände vorhanden, so tritt Festungshast nichtunter fünf Jahren ein.Reben der Festungshaft kann auf Verlust der bekleideten öffent-lichen Aemter, sowie der aus öffentlichen Wahlen hervorgegangenenRechte erkannt werden.Der 8 86 lautet:Jede andere, ein hochverräterisches Unternehmen vorbereitendeHandlung wird mit Zuchthaus bis zu drei Jahren oderFestungshaft von gleicher Dauer bestrast.Sind mildernde Umstände vorhanden, so tritt Festungshaft vonsechs Monaten bis zu drei Jahren ein.Das hört sich recht gruselig an. Indes wird Genosse Karl Lieb-knecht der weiteren Entwickelung der Justizaltion mit Gemütsruheentgegensehen. Es muß nämlich bewiesen werden, daß die furcht-baren Verbrechen, die der Oberreichsanwalt in der Broschüre ge-funden hat, wirklich darin enthalten sind. Und dieser Beweis dürfteunmöglich sein.—_Ein mildes Kriegsgericht.Ueber bewegliche Hand- und Fußgelenke verfügt der Unter-offizier Kummatsohr von der l. Kompagnie des 9. Pionier-Bataillons in Harburg. Dieser militärische Erzieher ist schonzweimal wegen Mißhandlung Untergebener vorbestraft und verbüßtgegenwärtig die letzte Strafe in Höhe von sechs Wochen Mittel-arrest. Am Sonnabend stand er abermals vor dem Kriegsgerichtder 18. Division, um sich wegen Mißhandlung zu ver-antworten. Er hat einem Rekruten, der ihn aus Versehen ansden Fuß trat, einen Fußtritt ins Gesäß versetzt. Die llnge-schicklichkeit des Rekruten wurde ihm als strafmildernd ange-rechnet, weil sonst in Rücksicht auf seine Vorstrafen mindestens aufsechs Monate Gefängnis hätte erlannt werden müffen. Das Urteillautet auf drei Wochen Mittelarreft.—Der Bauernkrieg in der Eifel.Die zentrumsagrarische„Rheinische V o l k L st i m m e"veröffentlicht zur Reichstagsersatzwahl in Malmedy-Mont-j o i e- S ch le id en eine Zuschrift, deren Vcrfaffer im Namenseiner„Standesgenoffen" erklärt, daß„das Volk" von der Kandi-datur Fervers nichts wissen wolle.„Wir Wähler einer ländlichenBevölkerung," so heißt es zum Schluß,„werden unseren Standpunktbehaupten und die g e i st l i ch e n Herren, die wir als dieersten Leiter der Zentrumspartei anerkennen,werden uns dazu verhelfen und mit uns für einen Vertreter desVolkes eintreten, der mit unseren Verhältnissen vertraut ist undstets unsere landwirtschaftlichen Interessen vertreten und wahr-genommen hat. Dies alles zu tun, hat bis heran unser lang-jähriger Präsident des Rheinischen Bauernvereins, Herr Graf vonSpee, sich zur Aufgabe gemacht. Darum auf, Ihr Wähler deSWahlkreises Schleiden-Montjoie-Malmedy. Seid einig und gebetam 3. Mai einhellig Eure Stimme ab für Herrn Grafen Speel"Allem Anschein nach wird dieser aararische Kricgsruf doch wohlnicht die beabsichtigte Wirkung ausüben. In einer Vertrauens-männerversammlung des Kreists Monjoie, deren Teilnehmer dieKandidatur FerverS guthießen, wurde die Notwendigkeit der Partei-disziplin betont und bedauert, daß von gewisser Seite versuchtworden sei, einen Keil in die Einmütigkeit zu treiben; dieser Ver-such werde aber vollständig scheitern.—ffankrctdy.Ecclesia triumphana(die triumphierende Kirche).Paris, 23. April. Der Bischof von Orleans teilte der Geistlich-keit in einem Schreiben mit, daß seine Forderungen, betreffend dieTeilnahme an der Jeanne d'Arc-Feier, nämlich Verwendung vonKreuzen im Festznge, Gottesdienst auf der Place des Tournellcsund die Nichtbcteiligung der Freimaurer seitens der Gemeinde-Vertretung angenommen worden seien.—Spanien.Die KorteSwahlen zeitigten nach den Berichten derMadrider Blätter vom Dtenstaamorgen folgendes Gesamt-ergebnis: 260 Ministerielle. 63 Liberale. 3 Demokraten,4 Unabhängige, 15 Karlisten, 5 Jntcgralisten und 50 Republi-kaner und Katalonier.Diese Gruppierung kann natürlich nicht als maßgebendangesehen werden; es sind offenbar sowohl unter das Rubrum„Ministerielle" wie unter„Liberale" und„Republikaner" einst-weilen verschiedene Parteirichtungen eingeordnet; fehlendoch Angaben über die Sozialisten zuvörderst noch voll-ständig lDie spanische Regierung hat natürlich den seit jeherüblichen Wahlterror auch diesmal getrieben, so daß sie dasVolk an einigen Orten glücklich wieder— was ihr durchausgenehm ist— zu Ausschreitungen provozierte. Folgende zweiDepeschen legen Zeugnis ab von den amtlichen Wahl-Machenschaften:Bitoria, 23. April. Die infolge der Zertrümmerung derUrnen heute in 19 Bezirken vorgenommenen Neuwahlenriefen Unruhen hervor. Maittfestanten griffen die Redaktton des.Heraldo" an, wobei zahlreiche Personen verwundet wurden. DiePolizei schritt ei».Madrid, 23. April. Die gesamte liberale Presse, nochmehr aber die republikanischen Organe greifen die Re-gierung in scharfen Arttkeln an wegen des mieryörten Druckes»welchen diese oei den Parlamentsivahlen ausgeübt habe,«m dieWahlergebnisse zu ihren Gunsten zu beeinflussen. Die republikani-schen Blätter erklären, daß die Republikaner tatsächlich die SiegerdeS Tages sein müßten.In Madrid hätten alle republikanischen Kandidaten als ge«wählt proklamiert werden müssen, und ähnlich sei eö in zahlreichenanderen Wahlbezirken des Landes.—Hmerttta.Präsident Roosevelt und die angeklagten Arbeiterführer.Eine schriftliche Aeuherung des Präsidenten Roosevelt gegendie angeklagten Gewerkschaftsführer Moyer und Haywood in Idahohat in allen Kreisen, in denen man dem Prozeß mit Spannung ent-gegenblickt, Aufsehen und Unwillen erregt. Roosevelt schrieb kürz-lich gegen den Eisenbahnkönig Harriman, mit dem er im Streiteliegt, und erklärte: so wenig wie Harriman seien Debs(der be-kannte Sozialdemokrat), Moyer und Haywood«wünschenswerteBürger"!Die„New Dörfer Volkszeitung" schreibt voller Entrüstungdarüber:„Daß der Präsident der Vereinigten Staaten es wagt,am Vorabend eines Prozesses, in welchem blutarme Arbeiter einesmit dem Tode bedrohten Verbrechens angeklagt sind, diese armenAngeklagten zu beschimpfen, gegen sie die öffentliche Meinung zuerregen und so v o r dem Prozeß das Gewicht seiner Stellung gegensie in die Schale der Gerechtigkeit zu werfen,— das ist eine feigeSchurkerei, die ihresgleichen sucht. Es wäre eine solche, wenn essich um einen angeklagten Raubmörder handelt. Aber es istdoppelt eine solche, da die Angeklagten Männer sind, deren an»gebliche Verbrechen aus den Kämpfen stammen sollen, welche siegegen die Klafsengenossen und politischen Freunde Roosevcltsführten, gegen dieselben Männer, deren Kumpane mit crraubtemGeld« dazu mithalfen, Herrn Roosevelt auf den Prästdentenstuhlzu setzen,"—Die russische Revolution.Die„Sänberuiig" Petersburgs.Der Petersburger Stadthauptmann hat von allen Distrikts»Polizeileitern genaue Daten über die Lebensweise und die Bcschäf-tigung aller Einwohner der Residenz eingefordert. Nach Ein-treffen dieser Daten sollen, wie„Obschestwennoje Djelo" mitteilt, allePersonen aus Petersburg ausgewiesen werden,„welche keine be»stimmte Beschäftigung haben", mit dem Verbot, beide Hauptstädteund alle Universitätsstädte zu betreten!—Steht diese„Säuberung" vielleicht in Verbindung mit den Bor»bereitungen zur Auflösung der Reichsduma und zum projektiertenStaatsstreich?—Die Bauern und die sozialdemokratische Dumafraktion.Dieser Tage wandte sich ein Abgesandter der Bauern de?Gouvernements Smolcnsk an die sozialdemokratische Dumafraktionmit der Bitte, sieben Gemeindebeschlüsse der Bauern von 13 Dörferndes Kreises Dorogobusch anzunehmen. In diesen Beschlüssen drückendie Bauern ihre Empörung darüber aus,„daß die Regierung durchihre Handlungsweise die Arbeit der Duma mit allen Mitteln zuschädigen sucht; daß sie in ihren Projekten zwar in lügnerischerWeise viel Nützliches verspricht, in Wirklichkeit aber während derersten Duma nichts geleistet und nur unsere Vertreter ins Ge-fängniS gesteckt hat."— Ihre Unterstützung versprechend, forderndie Bauern vor allem:„ihr Landareal durch Zwangsenteignung allerLändereien zu vergrößern".„Wir wissen sehr wohl, daß die Re-gierung uns mit allen Mitteln in geistiger Finsternis zu haltensucht, und so bitten wir denn: den allgemeinen Unterricht unsererKinder auf Kosten des Staates und freien Ucbergang aus denVolks- in die Mittelschulen durchzuführen!"— Nach der Forderungeines verantwortlichen Ministeriums, der Abschaffung der in-direkten Steuern und der Einführung einer progressiven Ein»kommensteuer verlangen die Bauern Einführung aller bürgerlichenFreiheiten, Gleichberechtigung anderer Nationen,„Gerechtigkeit inArmee und Flotte" pnd gesetzgebende Rechte für die Duma, die aufGrund des allgemeinen, gleichen, direkten und geheimen Wahlrechtsgewählt werden müsse. Die Bauern drücken am Schlüsse demReichsrat ihr Mißtrauen aus und ihre Hoffnung, daß dieser baldigstabgeschafft werde»_______GcwerkFchaftUches.Unternehmer-Wort.Der Schneiderstreik ist in Düsseldorf durch Abschlußeines Tarifes am 16. April beendet worden., Selbstverständ-lich waren die Gehülfen der Meinung und mußten aufGrund der Bestimmungen des Tarifs der Meinung sein,daß die Aussperrung aufgehoben sei. Die Unternehmer imSchneidergewerbe in Düsseldorf haben aber eine eigeneAuffassung von Treu und Glauben. Denn kaum 24 Stundennach dem Friedensschluß versandten die Scharfmacher indem Arbeitgeberverband an die Mitglieder folgendes nichtfür die Oeffentlichkeit bestimmte' Zirkular:„Arbeitgeberverband für das Schneidergewerbe Düsseldorfs.Düsseldorf, den 18. April 1997.An unsere Mitglieder!Die Lohnbewegung hat infolge der Einigung mitden Arbeitern ihr Ende erreicht. Die neuen Tarife gehenunseren Mitgliedern sofort nach der Fertigstellung zu, ebenfallsdie Mitteilung, nach welcher Tarifklgsse Sie zu entlohnen haben,und können nun neue Arbeiter eingestellt werden. Hierzu be-merken wir, daß in den nächsten vier Wochen keine Arbeiter ein»gestellt werben dürfen, welche vor dem Streik in einem Geschäfteines unserer Mitglieder gearbeitet haben, es sei denn nur mitder ausdrücklichen Genehmigung des früheren Arbeitgebers.Indem wir hoffen, daß da» Solidaritätsgefühl unter denMitgliedern immer mehr wachsen möge und sie sich im eigenstenInteresse immer fester zusammenschließen, begrüßen wir SieDer Borstand.Das ist denn doch noch nicht dagewesen! Die Unternehmeteinigen sich mit den Streikenden, der Streik wird fürbeendet erklärt und dann kommen die Protzen und sperrendie Gehülfen noch einmal 4 Wochen aus. Wenn noch ein»mal, ganz gleich, an welcher Stelle, über angebliche Fälle vonTerrorismus seitens der Arbeiter geheulmeiert wird, dannsoll man ruhig diesen Treubruch der Düsseldorfer Schneider»meister ins Feld führen, derselbe spricht Bände.Berlin und Umgegend*Die Lohnbewegung der Bäcker.Am Dienstag nachmittag sprach der Vorsitzende des Bäcker-Verbandes Allmann-Hamburg in einer sehr stark besuchtenVersammlung der Berliner Mitgliedschaft, die in Kellers Saaltagte. Er gab in großen Zügen einen Ueberblick über die Lohn»kämpfe, welche die Bäcker in verschiedenen Städten mit Erfolgführten. Dann kam der Redner aus die Berliner Bewegung zusprechen. Er betonte, daß die Gesellen nach wie vor eine frieo»liche Vereinbarung mit den Meistern wünschen. Das erscheintaber ausgeschlossen nack dem letzten Bescheid der Jnnungsvorstände,welcher dahin geht, daß die Innungen mit den Gesellen wohl ver»handeln wollen, aber nicht vor dem Berliner Gewerbegericht,sondern vor dem JnnungS. Schiedsgericht oder in freierVerhandlung mit den Gcscllenausschüssen unter Hinzuziehung vonje drei Vertretern des Verbandes und deS(gelben) Bundes. Wasder Redner hierzu ausführte und vorschlug, ist zusammengefaßtin der nachstehenden Resolution: