Ar. 95. 24. Jahrgang. 3. KW te Jotirärtö" Ktlintt KWlÄ Mittwoch. 24. April 1907. Internationale Zimmererkonferenz. Im Anschluß an die in Köln abgrihalirne 17. Gcneralver- sammluny des ZentralverbaiideS der Zimmerer und verwandter Berufe Deutschlands fand dort auf Einladung dos internationalen Vertrauensmannes F. Schräder(Hamburg ) eine Zusammenkunft von Vertretern der deutschen und der benachbarten Zimmercrorgani- sationen statt. Es waren durch Delegierte vertreten: Dänemark . Holland , Oe st erreich, Ungarn , die Schweiz und selbst- verständlich Deutschland . Tie Tagesordnung lautete: 1. Lohnbewegungen. 2. Reiscuntcrstützung. 3. Organisation. 4. llebertritt aus der Organisation des einen Landes in die des anderen Landes. Zum ersten Gegenstände, Lohnbewegungen, wurde von dem Dänen Fromm- Petersen die Schaffung eines internationalen Streikfonds angeregt, in den jeder Verband entsprechend der Kopfzahl der Mitglieder jährlich zu steuern hätte. Es wurde von allen Teilnehmern der Konferenz zugestanden, daß eine Regelung der Unterstützung von aaisläHPifchcji Streiks erforderlich sei. doch wurde dem an sich sympathischen Gedanken eines internationalen Fonds jede praktische Bsdeutuiog abgesprochen. Schräder- Hamburg führte aus: Die Lohnbewegungen müssen Sache der einzelnen Länder selbst bleiben. Dennoch müssen wir von uns aus fordern, daß planlose und aussichtslose Streiks unterbleiben, damit die interiw.tionale Solidarität nicht zu stark in Anspruch genommen wird. Jedenfalls müsse auch verhindert werden, daß, wenn im Auslände ein Streik besteht, das Streikkomitee ohne Kenntnis der beiderseitigen Zentrallvorstäirbe an die Zahlstellen der anderen Länder Unte rstützungsgesuchc und Sainmellisteu sendet. Solche Gesuche seien an den internationalen VcrirarwnSmann zu richten, der sie dann an die übrigen Nationen weitergebe. W e s s e l y- Wien: Vor allem müssen sich die Organisationen der verschiedenen Länder auf ihre eigene Stärke verlassen. Sie müssen erst ihre eigene Kraft prüfen und nicht— wozu bei einzelnen schwachen ausländischen Organisationen die Neigung besteht—> mit fremder Hülfe rechnen. In den rnternationalen Fonds würde Deutschland das meiste hincinHahlcn, um nie etwas hcrvuSzu» bekommen. Jede Organisation müsse sich auf eigene Füße stellen und sich so ausbauen, daß sie der Hülfe von außen nicht bedarf. Den Mitgliedern einzelner nichtdruitschen Verbände müsse begreiflich gemacht werden, daß-der Streik nicht dag Allheilmittel, sondern nur das letzte Mittel sei. S p i n d l e r- Budapest berichtet über den dortigen Zimmerer- streik, der entstanden ist, weil die Unternehmer den Austritt aus der Organisation von den Arbeitern erzwingen wollten. Der Kampf dauert nun schon 11 Monate, und es sind noch 400 Kameraden zu unterstützen. Das Geld wird aufgebracht durch regel- inäßige ivödtcnilichc Beiträge der arbeitenden Zimmerleute, sowie durch die Mitglieder der anderen Gewerksäxrften. Der irngarischr Jcuiralverband würde sich dem Fonds anschließen, da ein Ausgleich mit den Unternehmern in Aussicht stehe. W. Schräder- Schweiz : Mit Recht sei gesagt worden, daß ein Streik nicht begonnen werden darf, der über die eigene Kraft geht. In der Schweiz : verde infolge der inißlicben Organisations- nnd sonstigen Verhältnisse nicht immer nach diesem Grundsatz gc- handelt. Gerade ein internationaler Streikfonds würbe unüberlegte Streiks fördern. Tie Schaffung einer einheitlichen Organi- sation ist in der Schweiz äußerst scktoer. In der Schweiz ist der Zimmererberuf nicht so abgegrenzt wie in Deutschland . Man der- wendet dort sehr viel ungelernte Kräfte, und die Löhne der Zimmerer sind niedriger als die aller anderen Berufe. Von den vielleicht tSovo Zimmerern der Schweiz sind 2000 Ausländer und zum Teil schwierige Elemente. Der Eiübeitlichkeit sehr hinderlich ist die anarchistische Strömung. In den Versammlungen stehen sich immer zwei Gruppen gegenüber. Dazu kommt, daß die Schweiz drei ver- schiedene Sprachgebiete hat: deutsch französisch und italienisch was die Verständigung sehr erschwert. Bring mann- Hanchurg: Ter Gedanke des internationalen Streikfonds kommt aus Dänemark und ist die.Konsequenz der dor- tigen Verhältnisse. Dort ist die Zahl der Organisierten ziemlich voll, insolae von Einrichtungen, die mit der Gesetzgebung zusammen- hängem Die dänischen Zimmerloute stehen einem geschlossenen Ar- beiigebertum gegenüber, so daß die Möglichkeit des allgemeinen Streiks und der allgemeinen Aussxerrnng dort sehr naheliegt. In einem solchen Falle möchten die Dänen begreiflicherweise intcr- nationale Rechte haben. Für die anderen Länder würde der Fonds nicht sonderlich in Betracht kommen. Es kann nicht Aufgabe der OrMnisationen sein, einen an sich nickst mehr aussicktsvollen Streik recht lange aufrecht zu halten. Es ist ziemlich ohne Bedeutung, unter welchen Bedingungen der Kampf aufgehoben wird. Die Hauptsache ist, daß die Organisation erhalten bleibt. Diese in Deutschland gewonnene Lehre müssen sich die ausländischen Verbände auch zu eigen iiiachon. Ter internationale Fonds wäre ziemlich wertlos. Er würde nur Illusionen erzeugen und schließlich die verschiedenen Verbände auseinanderbringen. V e rd o rst- Holland: Die Gründung der modernen Organ»- sation hat in Holland zur Folge gehabt, daß auch'das Unternehmer- tum sich zusammengetan hat. Die früheren Streiks danerien nur kurze Zeit. Ter Streik von Lehden aber hat 26 Wochen gedauert. Trotzdem hat er ohne ausländische Hülfe geführt werden können. weil er durch die anderen Fachvevbände unterstützt wurde. Der Liedner ist auch der Ansicht, daß man in jedem Lande sich selbst zu helfen suche. Wichtig aber sei eine gute internationale In- so. matwn. � � Hamburg weist noch auf die Gefahr hin, baß bei großen Kämpfen die Mitglieder die Leistung der Eptrabei träge unter Hinweis ans den vorhandenen internationalen Fonds ablehnen 1"Die Konferenz stellte schließlich für die wirtschaftlichen Kämpfe einstimmig diese Grundsätze auf: � 1. Es ist Sack»: der Landesovganisatonen, über die Inszenierung von Lohnbewegungen selber zu beschließen. Dabei muß möglichst berücksichtigt werden, daß die Kämpfe aus eigenen Mitteln zu führen sind. �. 2. Jede Organisation bat ihre Taktik bei Lohnbewegungen so einzurichten, daß die Inszenierung von Lohnkämpfen sich möglichst in dem Rahmen der dortigen Machtverhältnisse hält. 3. In den Fällen, wo eine Organisation in einen Kampf ver- wickelt ist, der ihre Kräfte übersteigt und wo es nicht in ihrer Macht liegt, einen solckcen Kampf abzuwenden bczw. äkgnbrechen, ohne tzas fernere B:stchen der Organisation unid deren EntWickelung ü. Frage zu stellen, verpflichten sich die Verbände zu gegenseitiger finanzieller Unterstützung in der Wesse, daß die darum nachsuchende Organisation sich an den internationalen Vertrauensmann wendet und dieser die übrigen Lemdesoraanisationen davon in Kenntnis setzt. 4. Die Regelung-der Art solcher finanzieller Unterstützungen muß allerdings den einzelnen Organisationen überlassen bleichen. 5. TaS Versenden von Sammellisten oder UnterstützungS» gofuchen an die der internationalen Verbindung angeschlossenen Bernfsverbände oder deren Sektionen ist nicht statthaft. Zur Frage der Reiseunterftützung weist S ch r a d e r-Hamburg auf die statutarische Bestimmung in den Satzungen des deutschen Zimmererverbandes hin. die wie folgt lautet: Junggesellen, welche sich innerhalb bier Wochen nach be- endeter Lehrzeit dem Verbände anschließen; Mitglieder aus- ländischer Zimmererorganisationen, die ein Jahr organisiert sind und 40 Beiträge geleistet haben(die im Auslände geleisteten Beiträge werden den in Deutschland geleisteten Beiträgen gleich gerechnet), erhalten Reiscuntcrstützung. Die Unterstützung be- trägt in diesen Fällen 7b Pf. pro Tag bis zum Höchstbetrage von 27 M, Er wünscht, daß von den Organisationen der anderen Nationa- litäten die nämliche Einrichtung geschaffen wird, damit die deutschen Zimmerleute überall im Auslände die nämlichen Vor- teile genießen. Aus den Ausführungen der Vertreter der verschiedenen Länder ergibt sich, daß diese die Einrichtung der Reiseunterstützung für ihre eigenen Mitglieder zwar nicht haben, weil diese nicht in der in Deutschland üblichen Weise zu wandern pflegen, daß sie aber gerne bereit sind, für die deutschen Mitglieder im Auslande die nämlichen Bestimmungen zu schaffen, wie sie in Deutschland für die Ausländer bestehen und wie es aber auch vielfach heute schon gehandhabt wird. Der Gegenstand Organisation wurde zum großen Teil beherrscht von dem Widerstreit zwischen dem österreichischen Zentralvcrbande und der tschechischen Orga- nisation, die in Prag ihren Sitz hat. Wessel Y-Wten wünscht, daß die Konferenz ausspreche, daß in jedem Lande nur eine Zentralorganisation anerkannt werden soll.— Schlade r-Ham- burg erwidert, daß zwar die deutschen Kameraden nichts lieber sehen, als wenn sich die tschechischen Zimmerleute der öfter- reichischen Zcntralorganisation anschließen, daß man aber den Wunsch Wcsselys nicht erfüllen könne, sondern die tschechischen Mitglieder, wenn sie nach Deutschland kommen, genau so behandeln müsse wie die der anderen Verbände.— W e s s e I y erklärt, daß er mit der gewünschten Resolution lediglich die Einigungs- bcstrcbungeii fördern wolle. Die nationalen Sonderorganisationen in Oesterreich hingen damit zusanimen, daß auch die Sozialdemo- kratie dort für jedes Land ihre politische Sonderorganisation habe. Jedoch habe die Existenz der tschechischen Zimmercrorgani- sation keinen nationalen Grund, sondern sie beruhe aus Prager Partikularismus.— Schräder bedauert, daß die tschechische Organisation diesmal auf der internationalen Konferenz nicht ver- treten sei; sonst würde man sicher die beiden Verbände der Ver- ständigung einen Schritt näher geführt haben.— Mehrere Delegierte führten aus, daß man von außen sich nicht in die inneren Verhältnisse der einzelnen Länder hineinmischen dürfe. Schließlich stimmt die Konferenz folgender Resolution einmütig zu: „In Hinsicht auf die gewerkschaftliche Organisation erblickt die Konferenz in dem Vorhandensein mehrerer Organisationen in dem nämlichen Lande eine wesentliche Hemmung zweckdien- licher Vertretung und Förderung wirtschaftlich-beruflicher Jnter- essen, und sie stellt daher den Grundsatz ans, daß in einem Lande auch nur ein Berufsverband, in welchem sich alle in den Grenzen des Landes tätigen Bcrufsgenossen ohne Unterschied ihrer Nationalität vereinigen, die einzig richtige und aktionsfähige Organisation darstellt." Zu dem Punkte: Uebertritt in die Organisation eines anderen Landes gibt Schlade r-Hamburg dem Wunsche Ausdruck, daß die übrigen Länder genau so verfahren möchten wie die deutsche Organisation, die die Mitglieder der ausländischen Brndervcrbände ohne Ein- trittsgeld aufnehme.— W e s s e l h wünscht, daß die Zugehörigkeit derjenigen Zimmerer geregelt werde, die an den Grenzen wohnen und die in dem einen Lande ihren Wohnsitz, in dem anderen ihre Arbeitsstätte haben. Es wird zu dem Gegenstand die folgende Resolution ein- stimmig angenommen: „Mitglieder ausländischer Zimmererorganisationen werden unentgeltlich ausgenommen, sobald dieselben sich ordnungsgemäß abgemeldet und ihre Beiträge bis zur Abmeldung bezahlt haben. Beim Uebertritt ist ihnen ein Buch der betreffenden Landes- or�anisation auszuhändigen. Mitglieder, welche sich später als neun Wochen nach ihrer Abmeldung im Auslande anmelden, sind als Mitglieder nicht mehr zu betrachten und müssen Eintritts- gebühr zahlen.— Die Konferenz erachtet es ferner als zweck- entsprechend, daß die Berussgenosscn, welche über der Grenze des Landes arbeiten, ihren Wohnort jedoch in ihrem Lande haben, sich bei der Organisation anmelden und dort ihre Beiträge zahlen, in deren Bereich sie dauernd arbeiten." Zum Schlüsse wurden, nachdem Bringmann die bisherige Un- zulänglichkeit der internationalen Berichterstattung gerügt hatte, die einzelnen Organisationen verpflichtet, regelmäßig, min- destens alljährlich, Berichte zu liefern. Zum internationalen Vertrauensmann wurde wieder F. Schrader-Hamburg gewählt. Klassenjustiz? In Lübeck besteht seit mehr als Jahresfrist ein Streik der Holzarbeiter. Die Meister sind krampfhaft bemüht, für die AuS- ständigen Ersatz zu schaffen, und zwar entblöden sie sich nicht, Ar- beitswillige durch Schwindelannoueen und unter Vorspiegelung falscher Tatsachen nach Lübeck zu locken. Am 16. Januar kam wieder ein Trupp Streikbrecher an. Die Holzarbeiter wußten darum und hatten natürlich das Bestreben, die von auswärts her- angezogenen Leute über den wahren Sachverhalt aufzuklären. Der streikende Tischler Wagner war zu diesem Zweck auf den inneren Perron des Bahnhofs gegangen und kam dabei mit den Arbeitgebern, die ihre„nützlichen Elemente" begreiflicherweise vor der Berührung mit den Ausständigen bewahren wollten, ins Ge- dränge; er soll auch versucht haben, sich mit geballten Fäusten durchzudrängen. Dabei erhielt er von dem Streikbrccherwerber Burlage einen so heftigen Stoß, daß er zurücktaumelte gegen den Meister Willert. Das sah der Kriminalschutzmann Rath und er versuchte, den Wagner mit zur Wache zu nehmen. Da Rath. sich nicht als Kriminalschutzmann legitimierte, so weigerte sich Wagner, ihm zu folgen. Auch dem zweiten Kriminalschutzmann, namens Nordmann, der sich ebenfalls nicht legitimierte, folgte Wagner nicht. Als der in Uniform befindliche Wachtmeister Hering ihn aufforderte, mitzukommen, fügte W. sich ohne Widerrede. Aus diesem Tatbestand glaubte das Schöffengericht dem Angeklagten einen Strick drehen zu können und verurteilte ihn wegen Wider- standeS gegen die Staatsgewalt, groben Unfugs und Uebertretung der Straßenpolizeiordnung zu 2 Wochen Haft und insgesamt g M. Geldstrafe. In der Urteilsbegründung hieß es, daß deswegen allein von einer Geldstrafe wegen Widerstands gegen die Staats» gewalt abgesehen worden sei, weil dieselbe doch von der Streikkasse bezahlt würoe. Gegen das Urteil legte sowohl der Staatsanwalt als auch der Angeklagte Berufung ein. Die Sache kam am Sonnabend vor der Strafkammer zur Verhandlung. Als Vorsitzender derselben fungierte LandgerichtSpräsidcnt Hoppenstedt, von dem ein Mitglied des lübeckischen Parlaments am 30. April vorigen JahreS in der Bürgerschaft sagte:„Wie vir«inigen Jahren in Berlin der Gegensatz zwischen den Rechtsanschauungen des Volkes und wirk- licher Rechtsprechung in dem Namen Bransewetter sich ausprägte, so ist hier in Lübeck der Name Hoppenstedt der Inbegriff tiner formellen, dem Rechtsempfinden des Volkes gegensätzlichen Recht- sprechung." Der Präsident und seine Mitrichter verurteilten den Sreikendcn Wagner zu zwei Monaten Gefängnis wegen Wider- ands gegen die Staatsgewalt und zu sechs Wochen Haft wegen Uebertretung der Straßenpolizeiordnung und groben Unfugs. Der Vorsitzende herrschte den Angeklagten widerholt mit den Worten an:„Lügen Sie nicht,"„Schämen Sie sich, Sie wollen das Gericht belügen." Eine Veranlassung hierzu lag nicht im geringsten vor. Denn die Antirorten des Angeklagten waren durchaus wahrheitS - gemäß und auf die Fragen zutreffend. In der Urteilsbegründung wurde angeführt, daß derartige Menschen, wie Wagner, gemein- gefährlich fei«, und daß dgS Gesetz derartige Vergehen wie fie zur Verhandlung standen, viel zu mild bestrafe. Jeder hätte das Recht, die Arbeit zu verweigern, aber auch das Recht, die Arbeit aufzunehmen; eine Bedrückung dieser Freiheit müsse mit aller Schärfe bestraft werden.(Dagegen, daß die Meister die Gesellen, die auswärts arbeiten, durch schwarze Listen brotlos zu machen versuchen, hat die lübeckische Justiz natürlich nichts einzuwenden.) Der Staatsanwalt hatte für eine exemplarische Strafe, die ab» schreckend wirke, plaidiert. Früher hat es einmal Leute gegeben, die geglaubt haben, eine Strafe solle sich gewissermaßen nach der Schwere eines Vergehens richten! Das erscheint allerdings gegen- wärtig als ein veralteter Standpunkt. Weiter meinte der Staats» anwalt, daß das Zeugnis Streikender, die zugunsten des Ange» klagten aussagten, nicht einwaudSfrei sei; daS Zeugnis der Meister gegen die Streikenden wird natürlich nie beanstandet. Ein zweiter Fall bezog sich ebenfalls auf die Behinderung deb Streikrechts. Der Drechsler Walter trat am 16. Januar an die Droschke, in welcher die Streikbrecher saßen, heran und rief: „Kollegen, hier wird gestreikt." Das bemerkte ein Schutzmann und er herrschte Walter an:„Scheren Sie sich weg von hier!" Als Walter nicht sofort ging, sondern meinte, er habe doch dasselbe Recht wie die neben ihm stehenden Meister, und die Aeußerung aus die nochmalige Aufforderung des Schutzmannes wiederholte, faßte letzterer ihn in den Nacken und nahm ihn mit zur Wache. Die Folge war ein auf drei Tage Haft lautendes Strafmandat. Auf beantragte richterliche Entscheidung erkannte das Schöffen- gericht auf 6 M. Geldstrafe. Hiergegen legte die Staatsanwalt- schaft Berufung ein und die Hoppcnstedt-Kammer verurteilte den Angeklagten zu vier Wochen Haft. In der Urteilsbegründung hieß es, der Angeklagte habe durch die Aeußerung:„Kollegen, hier wird gestreikt", die Arbeitswilligen nicht aufklären, sondern belästigen wollen. Angesichts solcher Gerichtserkenntnisse, die dem Volksempfinden direkt ins Gesicht schlagen und auf eine Behinderung des Koalitionsrechts hinauslaufen, muß die Zahl der Leute immer kleiner werden, die an der Existenz der Klassenjustiz zweifeln. Arbeiter, die weiter nichts tun, als ihren Kollegen zurufen:„Hier wird gestreikt!" die nicht sogleich den Anordnungen eines sich in Zivil befindlichen und ohne Legitimation vorgehenden Schutz- mannes folgen, werden monatelang ins Gefängnis gesperrt, während Arbeitgebern, die Streikende durch schwarze Listen dauernd in ihrem Fortkommen zu hindern versuchen, nichts ge- geschieht. ßmfkaCten der Expedition. Patienten in Beelitz , Buch nsw. Diejenigen unserer Abonnenten, die noch während des ganzen nächsten Monats in der Heilstätte bleiben, wollen uns wegen der Ueberivclsung von Freiexemplaren iosort ihre Adresse einsenden, da bei verspäteter Bestellung die ersten Nummern des neuen Monats von der Post nicht geliesert werden. Alle Adresse» müssen jeden Monat neu eingesandt werden. Berltner Marktpreise. Ans dem amtliche» Bericht der städtische, Martthallcn-Direktton.(Großhandel.) Nindsteisch la 66-70 vr. 100 Psd., IIa 60-65. M» 56-59. Bullcnflcisch la 64-68, IIa 5-1-62. Kühe, seit 52—58, do. inagcr 42—50, Fresser 50—62, Bullen, dän. 55—66, do. Holl. 00—00. Kalbsteisch, Doppellender 105—130, Mastkälber la 92—95, IIa 82- 90, HTa 00- 00, Kälber ger, gen, 58-72, do, Holl, 55-62, dän, 57-64, Hammelflcilch Mastlämmer 65—70, la 63—65, IIa 58-63, Schase 53—56. Schweinefleisch 40—52. Rehwild, plomb, per Psd, 0,00, Rothirsch 0,00, Rothirsch, Abschuß 0,60-0,61. Domhirsch 0,77-0,79. Wildschweine 0,00. Frischlinge 0,00. Kaninche» per Stück 0,70—1,00, Hühner, alte, per Stück 1,80—2,85, do, IIa 1,00—1,60, do, junge 1,80. Wolgahühner 1,30—1,90 Tauben 0,40—0,65, italienische 0,00. Ente» per Stück 0,00—0,00, dito Eis- per Stück 2,75—2,85, dito Hamburger per Stück 2,50 bis 5,00, Gänse, Hamburger per Psund 1,25—1,30, dito Eis. 0,55—0,58. Hechte per 100 Psund 39—100, klein 106, mittel 85, groß 54, Zander mittel 0,00, unsortiert 0,00, do. matt 0,00, Schleie boll. IIa 87, klein 00, mittel 0,00. Aale, groß 0,00—0,00, klein 0,00— 0,00, mittel 116—122, unsortiert 106. Plöhen, klein 15—19, do, groß 36—40, do, matt 29—39. Karpfen unsort. 51 bis 56, do, 80— 100er 54-55, do. 40-50«: 00-00. Bleie 00-00, Aland 47-48. Bunte Fische 30—50, Barse 60—74, do, matt 00. Karauschen 00. Blei« fische 00. Wels 00. Quappen 0,00. Amerikanischer Lachs la neuer per 100 Psd, 110—130, do, IIa neuer 90—100, do, ITln neuer 75. Seelachs 20—25. Sprotten, Kieler, Wall 1,00—1,50, Danziger, Kiste 0,50—0,70. Flundern, Kieler , Stiege la 3— 1, do. mittel.per Kiste 2—3, Hamb. Stiege 4—5, halbe Kiste 2,00, Bücklinge, per Wall Kieler 3,00, Strallunder 3,00, Aale, groß per Psd, 1,10—1,50, mittelgroß 0,80—1,10, klein 0,60— 0,80. Heringe P.Schock 5—9. Schcllstschc Kiste 3,00—4,00, do, Kiste 2—3. Kabliau, ger, p, 100 Psd, 20— 25. Dorsch 2,50—3,50. Sardellen. 1902er per Anker 95, 1904er 93, 1905« 80—85, 1906er 75, Schottische Bollheringe 1905 0,00, Inrge 40-44, füll. 38—40, med. 36—42, deutsche 37—44. Heringe, neue MatjeS, per'/. To. 60—120. Sardinen, rnst., Faß 1,50—1,60. Bratheringe, Büchse(4 Liter) 1,50—1,75. Neunaugen, Schocksaß 11, kleine 5—6, Riesen. 14. Eier, Land-, per Schock 2,75—3,10. Butter per tOOPsd. la 106-108, IIa 103-105, INa 98-102, absallende 90-95. Saure Gurten Schock 4,50, Pscstcrgurken 4.50. Kartosseln per 100 Psund magnum bonnrn 2,75—3,00, Dabcrschc 2,75—3,00, Rosen 0,00, weiße 2,50—2,76, Salatkartosseln 0,00. Spinat per 100 Psund 10—20, Karotten per 100 Psund 20—25. Sellerie, hiesige, per Schock 4,00—10,00, do. pommerschc 12,00—15,00. Ztviebcln große, per 100 Pfund 4,00, do. kleine 3,50—4,00. do. hiesige(Perl-) 0,00. Charlotten 0,00. Petersilie, grün, Schockbund 1,00—1,50. Kohlrabi per Schock 0,00. ReMg, bahr, per Schock 2,40— 4,80. Mobrrüben per 100 Psund 3,50— 4,00. Teltower Rüben per tOO Psd. 6—8. Weiße Rüben, große 0,00, kleine O.OO. Rote Rüben 0,00—0,00. Blumenkohl ital. per Korb 2,50—4,50. Kohlrüben per Schock 2,00—2,50. Wirsingkohl per 100 Psd. 0,00-0,00. Rotkohl per 100 Psd. 0,00-0,00. Weißkohl per 100 Psd. 0,00-0,00. Rosenkohl per 100 Psd. 0,00. Sprutkohl per 100 Psund 10—12. Rhabarber 100 Bund 4,00—6,00. Birnen, per 100 Psd. hiesige 15—18, böhm. 0,00, ital . 25—32. Aepscl, per 100 Psd.,. hiesige 8-— 20. Tiroler, Kiste 0,00, Ealville, Kiste 80—110, Amerikanische in Fäss. 15,00—30,00, Ital , Kiste I a 10,00—20,00, extra 18,00 bis 26,00. Zitronen, Messina , 300 Stück 7,50—10,00, 360 Stück 8,00—10,00, 200 Stück 8,00-15,00. Slpselsinen. Jossa , per Kiste 0,00, Murcia 200er Kiste 6—9. do. 300er 7—10, Valencia 420er Kiste 13—24,00. do. 714 er 15-23,50, Messina . 100« 4,00—6, 150er 4,75—6, 161«8—13,00, 200« 7,50—12, 300er 8—13, Blut- 100er 6—7,50, do. 150« 6-8,00, 80 er 6,00—8,00. Ital. in Körben per 100 Pfd. 0,00. Mandarinen, Kiste 0,00, do. 100er, Kiste 0,00. m INSERATE für die nächste Nummer müssen spätestens bis 5 Uhr nachmittags des vorherigen Tage? in unserer ...... Expedition abgegeben werden...... Größere Anzeigen für die Sonntags- Nummer erbitten dagegen schon bis Freitag nachmittag 8 Uhr, da nur in diesem Falle die Ausnahme garantiert X X X X X X werden kann. X X X X X X
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