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Sie doch nicht immer schreiben: Der Zukunftsstaat ist der Friedens- staat.<Lachen bei den Sozialdemokraten.) Sie leugnen also die Notwendigkeit des Heeres und machen es den Eingezogenen schwer, sich willig der Disziplin zu fügen, Sie wollen rhnen die Dienstzeit verekeln.(Widerspruch bei den Sozial- demokraten.) Sie haben ausdrücklich beschlossen, bei den Ein- gezogenen Abscheu vor dem Dienst zu erwecken.(Zuruf bei den Sozialdemokraten: Das ist nicht richtig!) ES steht schwarz auf weiß in diesem Buch. Herr Bebel sagte ja auch: der Antrag auf höhere Löhnung sei gestellt, um in dem Mann das widerwärtige Gefühl vor dem Eintritt in die Kaserne etwas zu mäßigen.(Abg. Bebel: Ich habe etwas ganz anderes gesagt I) Mir ist es angenehm, wenn Sie meinen, daß der Soldat nicht mit Widerwillen Soldat werden soll. Er braucht den besten Willen von der Welt. Gute Behandlung hat er bei uns.(Zuruf bei den Sozialdemokraten: Rein!) Von allen seinen Vorgesetzten erfährt er Sorge, jeder, der gedient hat, niuß das ehrlich anerkennen. In unserer Armee herrscht eine Sorge für das leibliche Wohl der Soldaten, die unübertroffen dasteht.(Sehr richtig I rechts, Lachen bei den Sozialdemokraten.) Wenn Sie nicht wollen, daß der Soldat mit Widerwillen in die Kaserne geht, so sagen Sie ihm nicht, du bist dort ein Sklave, sondern du gehst in die Kaserne, um deine höchste Pflicht zu erfüllen. dein Vaterland zu verteidigen.(Lebhafter Beifall rechts, Lachen bei den Sozialdemokraten.) Abg. V. Lirbcrt(Rp.) bringt eine Reihe von Wünschen der Militäranwärter vor. Bei den Verstößen einzelner Offiziere darf man nicht gleich verallgemeinern, insbesondere sind die Klagen über Verschwendung in Offizierskreisen und der Vorwurf Erzbergers, die bayerischen Offiziere seien besser als die preußischen, unberechtigt. Meine Freunde werden für die Er. höhung der Bezüge der Nnteroffizierc stimmen, dagegen müssen wir die Erhöhung des MannschaftssoldeS ablehnen, solange nicht die erforderlichen Mite! zur Deckung vorhanden sind. Da die Sozialdemokraten niemals etwas für die nationale Macht bewilligt haben, halten wir den Antrag Albrecht lediglich für einen Agitationsantrag. Bayerischer Generalmajor Gebsattel  : Nach meiner Ueber- zeugung hat Abg. Erzberger nicht einen Gegensatz zwischen preußischen und bayerischen Offizieren konstatieren wolle:,, darum hatte ich auch keinen Anlaß, gegen eine solche Ansicht zu protestieren. Abg. Bindewald(Antis.): Daß wir unsere Armee auf der Höhe halten müssen, ist besonders jetzt wichtig, wo Freund Eduard herumreist, um Freundschaften zu erneuern.(Abg. Ledebour  (Soz�): Das liegt in der Familie I) Kriegsminister v. Einem: Die Wünsche nach Schaffung kleiner Garnisonen sollen nach Möglichkeit berücksichtigt werden.(Bravol rechts.) Hierauf wird ein Vertagung? an trag an» g e n o m m en. Es folgen persönliche Bemerkungen. Abg. Bebel(Soz.): Der Herr Kriegsminister hat vorhin Bezug genommen auf die Motive, die uns veranlaßten, die Militär Mißhandlungen hier zur Sprache zu bringen. Ich hatte diese Motive bereits in meinen Ausführungen betont und erkläre jetzt noch ausdrücklich, daß für uns das, was dritte Personen außerhalb des Hauses in bezug hierauf gesagt haben oder noch sagen werden, in keiner Weise matzgebend sein kann.(Lebhaftes Sehr richtig! bei den Sozialdemokraten.) Nächste Sitzung Donnerstag 1 Uhr.(Fortsetzung der beutigen Beratung.) Schluß 6� Uhr. parlamentarirchce* Aus der Budgetk-mmissioa. (Sitzung vom 24. April.) Um den Postetat für das Plenum verhandlungsfertig zu machen, wird vor der Weiterberatuug des Kolonialetats eine große Anzahl Petitionen zum Postctat behandelt. Postunterbeamte, ms- besondere Postillone, bitten um Heraufsetzung ihrer Tage- gilder von 1,50 und 2,50 Mark auf 2 und 8 Mark. Rflerent beantragt Ueberweisung als Material, aber Singer bemtragt Ueberweisung zur Berücksichtigung und behält sich vor. die Petition im Plenum zu behandeln. Schließlich wird der Antrag Sirger angenommen. Eine Petition um außerordentliche Beihülfen (TiuerungSzulagen) liegt vor, der 33 Bogen Unterschriften beigegeben sind. Die Petition wird, da die Teuerungszulagenfrage in einem Nachtragsetat geregelt werden soll, für erledigt erllärt. Singer macht aber den jedenfalls sehr berechtigten Vorschlag, Vor- org« zu treffen, daß die Unterschriften nicht zur Kenntnis der Re- jierung kommen. Die Beratung des Kolonialetats wird fortgesetzt mit dem Etat für Ostaftika. Tie Zivilverwaltung erfordert rund 6 Millionen, dir Militärverwaltung 3 083 000 M., sonstige fortdauernde Ausgaben zirka 2 Millionen. Hierzu einmalige Ausgaben und Reservefonds 1410000 M., so daß die gesamten Ausgaben für Ost- afrika 11819 774 M. betragen gegen das Vorjahr mehr 098 800 M. Da die eigenen Einnahmen 5 458 930 M. betragen, ist ein Rcichszuschusi von 5 8C0 644 M. erforderlich. Bei den Ausgaben für die Schule in Dar-es-Salam   entspinnt sich eine Debatte über die Frage: simultane Regierungsschule oder Konfessionsschule? Es scheint, daß die Schule der katholischen Mssion die Kinder aus der Regicrungsschule herauszieht. Die Mejrheit der Kommission will, daß die Regierungsschule unter allen Umständen erhalten wird. Die angeforderten 308 000 M. Münzprägekosten geben Arendt Veranlassung, die Währungsfrage anzuschneiden. Er verlangt AuS- Prägung größerer Summen klemer Münzen. Außerdem spielt die Frage der Kolonialwährung selbst eine Rolle. Es ist dort minder- wirtiges Geld im Umlauf; deswegen ist eine sogenannte Goldreserve hirterlegt. Gegen diese Einrichtung wendet sich Arendt: sie sei das Ursinnigste, was ihm je vorgekommen. Unterstaatssekretär T N e l e antwortet sehr scharf und verweist auf Indien  , das auch solche Goldreserve habe. Im allgemeinen spricht man sich dafür aus, daß die deutsche Markwährung in den Kolonien zur Einführung komnt. Die Beratung der Ausgaben für die Militärverwaltung wird von Oberstleutnant Ouade eingeleitet mit einer umfangreichen Darstllung der militärischen Besetzung von Ostafrika  . Er erklärt es für alsolut notwendig, 15 farbige Kompagnien a 150 Mann dauernd dort\u halten. Arendt will eventuell noch mehr be« willige,, er verlangt, daß die Zahl der Weißen in den farbige, Kompagnien vermehrt werde, vor allen Dingen dürfe las Maschinengewehr nicht in die Hände der Schwarzen lammen; mit dem Maschinengewehr müsse man den Schwarzen imponier:,. Um.moralischen" Eindruck zu machen, enwstehlt Arendt, Ute Kanonen aus Deutschland   in die Kolonien zu schaffen und dort aufzustellen. Ouade ist damit einverstanden, aber man müsse sich hüten, daß nicht einmal eine alte Kanone in die Hände der Schwcrzen fällt, sonst schlägt die Wirkung in ihr Gegenteil um! Dr. A r ni n g spricht für Vermehrung der Soldaten, um jedem Ausstand gewachsen zu sein. Erzberger   verlangt, daß man die Verwaltung nicht über Bezirke ausdehnt, die man nicht z, halten imstande ist, und spricht gegen den zu üppigen Ausbau der Verwaltung. Von Regierungsfette wrrd die Erweiterung der Berwaltukg mit der Entwickelung der Kolonien begründet. Beide Restrenten haben Bedenken gegen die Entwickelung, deren Anfänge sich hier zeigen. Und. wie es scheint, durchaus nicht mit Unrecht. Wenn kürzlich bei der Neuorganisation ver hiesigen Kolonial« Verwaltung entschieden abgeleugnet wurde, daß eine Kolonialarmee kommen soll, sc deutet die Beschaffenheit des SpezialetatS der Kolonien doch auch darauf hin, daß ganz stillschweigend die Grund« lagen für diese Aunee geschaffen werden sollen. Und wenn es nur eine selbständige Intendantur mit einem leitenden Beamten und zwei Sekretären ist ei ist doch ein Heiner Schritt jenem abgeleugneten Ziele entgegen. Die Ausgabepositionen wurden alle unverändert genehmigt. Ist der Streik eine öffentliche Angelegenheit? Beim Wirt Wüstenhof in Annen   fand im vorigen Jahre eine von 23 Personen besuchte Versammlung der Arbeiter der Notfchen Waschma schi nenfab r il statt, um die Mißstände in dieser Fabrik zu be. sprechen. Eingeladen waren auch die örtlichen Vorsitzenden deS Fabrikarbeiterverbandes und des Metallarbeiterverbandes, um von einem aussichtslosen Streik abzuraten. ES wurde im Anschluß an die Besprechung der Mißstände in der genannten Fabrik der Aw schluh an eine Organisation empfohlen, damit man eine Rückew stärkung erlange. Die Versammlung war nicht bei der Polizei angemeldet worden. Ihr Leiter, Genosse Radau, sollte das au' Grund der HZ 1 und 12 des BereinsgesetzeS mit einer Geld strafe büßen. Die Anklage sah die Versammlung als eine solche zur Erörterung öffentlicher Angelegenheiten an, die nach H 1 an. gemeldet werden müsse. Das Landgericht Bochum   als Be rufungSinstanz nahm jedoch an, daß es sich hier nur um eine V sprechung der Privatangelegenheiten der Arbeiter jener e:n- zelnen Fabrik handele und sprach den Angeklagten frei. Die Staatsanwaltschaft legte Revision ein. In Gegenwart des als Zuhörer anwesenden General-Staats- a n w a l t S Dr. W a ch l e r begründete der Vertreter der Ober Staatsanwaltschaft die Revision namentlich damit, daß eine Er örterung öffentlicher Angelegenheiten schon deshalb anzunehmen sei, weil ein Streik in Frage gestanden habe. Ein Streik, auch der in einer einzelnen Fabrik, sei bei den heutigen Ver- Hältnissen immer eine öffentliche Angelegenheit. Heutzutage dehne er sich leicht aus auf andere Fabriken, ja auf andere Branchen und Berufe. Sei es infolge des außerordentlich ent wickelten solidarischen Zusammen st ehens der Arbeiter, sei es, weil sich die Unternehmer ihrer Haut wehrten. Auch in dem Rat, sich einer Organisation anzuschließen liege ein öffentliches Interesse. Das Kammergericht verwarf jedoch die staatsanwaltliche Revision mit folgender Begründung Hier handele es sich um eine Versammlung der Arbeiter einer be- stimmten Fabrik, wo deren Mißstände besprochen werden sollten und besprochen wurden. Dabei sei auch von der Möglichkeit d-S Eintritts in eine Organisation gesprochen worden. Die Empsefy lung an bestimmte Personen, einer Organisation beizutreten, sei nun zweifellos keine öffentliche Angelegenheit. Ein einziger Punkt sei in der Vorentscheidung, der zu Zweifeln Anlaß geben könnte. Es sei nämlich gesagt, daß den Versammelten der Rat gegeben sei, einer Organisation beizutreten, um dadurchdem Unternehmer gegenüber" im wirtschaftlichen Kampfe eine gefestigtere Stellung zu erhalten. Wenn mitdem Unternehmer gegenüber" nicht gemeint wäre der einzelne bestimmte Unternehmer, sondern der«abstrakte Unternehmer(alle Unternehmer), d. h. wenn die allgemeine politische Frage aufgeworfen worden wäre, wie man den Unter» nehmern überhaupt entgegentreten könne, dann wäre aller- dings eine Erörterung öffentlicher Angelegenheiten erfolgt. Das sei aber hier nicht gemeint worden, sondern nur der eine Unter- nehmer Not. Das sei nicht eine Erörterung öffentlicher Ange- legenheiten. Nun die Frage des Streiks! Zweifellos könne ein Streik weiter wirken. Indessen der einzelne Streik sei niemals eine öffentliche Angelegenheit, sondern eine private Angelegenheit der betreffenden Arbeiter, die ihre Ar> beitsbedingungen verbessern wollten. Nach alledem sei die F r e i> sprechung gerechtfertigt. Ist ,Kttrra"-Nufen grober Unfug? Am Dienstag verhandelte das Schöffengericht in Lübeck   gegen zwei streikende Holzarbeiter und zwei andere Arbeiter wegen groben Unfugs. Es sollte dieses Verbrechen darin liegen, daß die vier Uebeltäter Hurra gerufen haben. Die Sache lag so: Am 22. Februar kamen auf dem Lübecker   Bahnhofe eine Anzahl arbeitswilliger Holzarbeiter an, die sogleich durch eine Anzahl Meister und Schutzleute in mehreren bereitstehenden Droschken weiter befördert werden sollten. Als die Droschken abfuhren, schwenkten die auf dem Bock sitzenden Meister die Hüte und riefen Hurra!" Die Folge war, daß auch das anwesende Publikum, unter dem sich Meister und streikende Holzarbeiter befanden, Hurra" rief. Das paßte jedoch der heiligen Hermandad nicht, und so wurden vier der Hurrarufer Arbeitgeber hatte man natürlich nicht gefaßt mit einem Strafmandat, lautend auf drei Tage Haft, bedacht, und zwar wegen groben Unfugs. Hiergegen legten die Betroffenen selbstverständlich Berufung ein. Am Dienstag hatte sich nunmehr da? Schöffengericht mit der Sache zu beschäftigen, und alle vier Uebeltäter wurden wegen groben Unfugs zu acht Tagen Haft verurteilt. In der Begründung des Urteils heißt eS:Das Polizeiamt habe das richtige Strafmaß(drei Tage Haft) angewandt. Weil aber die Angeklagten Berufung eingelegt hätten, sei auf eine WocheHaftzu erkennen." So vonRechts wegen". Schreien Kriegervereinler, Ballonmützcnvormarschierer bei Fahnenabholungen, dunkle ExistenzenHurra" dann ist eS eine löbliche, patriotische Tat. Rufen ArbeiterHurra" dann ist's in Lübeck   grober Unfug. Und erwarten Arbeiter gar Gerechtigkeit von einem bürgerlichen Gericht, so ist's noch gröberer Unfug, der mit 5 Tagen Zubuße zu bestrafen ist. Eine solche Rechtsprechung kritisiert sich schärfer, als die kräftigste Darlegung deS WaltenS einer Klassenjustiz sie kritisieren könnte. Denn sie stellt unbewußt als Rechtsgrundsatz auf: Arbeiter, die einen Rest von Vertrauen zu gerechter Recht sprechung haben, sterben mit 5 Tagen Haft extra bestraft, Hu 9 der Partei. Zum Maifeier-Aufruf deS Parteivorstandes äußerten sich die Münchener Post" und dasOffenbacher   Abend- blatt' in zustimmender Weise, das letztere speziell in Zurück- Weisung der pessimistischen Auffassung deS HarburgerVolk«» blatteS  ". DieRheinische Zeitung  ' erklärt, mit dem Urteil über den Aufruf des ParteivorstanbeS bis nach der Maifeier zurückhalten u wollen. Mit den Ausführungen derFränkischen Lagespost" erklärt sich dieRh. Ztg." insofern einverstanden, als die Partei bei der Maifeier, deren Aufhebung sie unter keinen Umständen wünsche, wieder zu feste» Regeln kommen müsse. Die Frankfurter  Volks st imme" erklärt, einem großen Teil des in der F r ä n k. T a g e s p o st" Gesagten zustimmen zu müssen: Die hier niedergelegten Bedenken entsprechen, wie wir für unseren Teil hinzufügen möchten, zahlreichen Aeußenmgen m den Kreisen der Genossen, die seit gestern den Aufruf mit Kopf- schütteln gelesen haben. Weil wir eine weitere Störung unserer einzigen großen proletarischen Kundgebung im Jahre vermeiden wollten, verzichteten wir bisher daraus, diesem Kopffchütteln Au«- druck zu geben. Nachdem jedoch die Diskussion eröffnet ist, stimmen wir einem großen Teile des von derFränkischen Tage«- Post" Gesagten zu. Nur handelt es sich vielleicht in der Tat mehr um die ungeschickte Form, al« um Differenzen in der Sache. Auch wir freuen unS, wenn sich Partei und Gewerkschaften verständigen, und haben diese Verständigung al» dauernde Einrichtung oft genug gewünscht. Dennoch darf diese Verständigung nicht dazu führen, daß der auch von den Gewerkschaften anerkannte und in der Jnteruationalltät unser» Bewcmeog begründete Kern d» Maifeier durch eine unkluge Flanmacherei beinahe tSdlich ge« troffen wird." Auch w i r werden erst nach der Maifeier auf diesen Meinungs- austausch zurückkommen._ vom Zentralwahlverein Westprignitz liegt der Jahresbericht vor. Er erstreckt sich auf die Zeit vom 1. Januar 1906 bis 31. März 1907. Zu Beginn deS Jahre« 1900 waren, außer in Wittenberge  , Organi  » sationen nicht anzutreffen. Die Zahl der in Wittenberge   organisierten Genossen betrug etwa 120. Wie in anderen Kreisen, so wirkte auch hier der Lokalmangel ungemein hemmend. In Städten wie Perleberg  , Havelberg  , Wilsnack  , Lenzen war eS unmöglich, einen W:rt zur Her- gäbe seines Lokals zu bewegen. In Perleberg   ging die Behörde sogar so weit, die Erteilung der Konzession an die Wirte davon abhängig zu machen, daß sie da» bündige Versprechen gaben, ihre Lokaliläten den Arbeitern zu Versammlungen nicht zu überlassen. Eine Versammlung, welche am 18. März 1900 unter freiem Himmel stattfinden sollte, fand nicht die Genehmigung der Polizei. Die eingelegte Beschwerde wurde von allen Instanzen zurückgewiesen. Trotzdem gelang es, die dortigen Genossen zur Gründung eines Wahlvereins zu bewegen, dessen Mitgliederzahl augenblicklich über 20 beträgt. Am 20. Mar wurde der Zentralwahlverein für den Wahlkreis gegründet. In Havelberg   wurden die Versuche zur Gründung eines Vereins dadurch vereitelt, daß der Vertrauensmann gemaßregelt wurde und den Ort verlassen mußte. Erst im Oktober gelang eS durch eifrige Agitation, mehrere Genossen zu gewinnen, die zur Gründung eines Wahlvcreins die Hand boten. Es fiel den Genossen ein Geheimvertrag der Havelberger   Gastwirte in die Hände, worin dieselben unter Androhung einer Strafe von 300 M. verpflichtet worden, ihre Räume den Arbeitern zu Versammlungen nicht her- zugeben. Infolge der Veröffentlichung und scharfen Kritik dieser rigorosen Abmachung gab einer der Wirte sein Lokal ftei, und die Genossen konnten am 2. Januar 1907 einen Wahlverein mit 00 Mitgliedern anmelden, deren Zahl während der Wahlbewegung auf über 100 stieg. Auch in Wilsnack   konnte, nachdem ein Lokal erlangt war, ein Wahlverein mit etwa 20 Mitgliedern gebildet werden. Es existieren also nunmehr in vier Orten Wahlvereine mit etwa 350 Mitgliedern. Neben mehreren Exemplaren desVorwärts" und desHam- burger Echo" wird dieBrandenburger Zeitung' in etwa 290 Exemplaren bezogen, dieGleichheit" sowie derWahre Jacob" werden von je 100 Genossen und Genossinnen gelesen. An gerichtlichen Verfolgungen fehlte es nicht. ES wurden nach dem 14. Januar die Wahlflugblätter in mehreren Orten beschlaa- nahmt und 21 Strafmandate gegen die Verteiler verfügt. Etliche dieser Verfügungen wurden auf Einspruch zurückgenommen, bei einigen endete das Verfahren mit Freispruch, bei anderen mit Ver» urteilungeu bis zur Höhe von 30 M. Sogar während der letzten Reichstagswahl wurden in Putlitz   Flugblätter beschlagnahmt und die Verteiler angeklagt, aber freigesprochen. Schikanierung der Wahl­kontrolleure, von denen einige sogar Prügel bekamen, waren nebenbei auf der Tagesordnung. Wenn auch die letzte Wahl namentlich w den Dörfer« einen Stimmenverlust gebracht hat, so sind die Erfolge der im letzten Jahre geleisteten Agitation doch zufriedenstellend. Der Kaffenbestand weist inklusive der Kosten für die Reichstags» wähl eine Einnahme von 2529,90 M. auf, der eine Ausgabe von 2180.57 M. gegenübersteht, so daß ein Kassenbestand von 349,33 M. verbleibt. Von der Gesamtsumme haben die Genoffen des Kreises 829,90 M. selbst aufgebracht. DieFackel" wird in etwa 1000 Exemplaren nach zirka 80 Orten des Kreises gesandt. Neben den diversen Flugblättern wurde der Märkische Landbote" in 15 000 Exemplaren im Kreise verbreitet. Da? rote Zürich  . Auf den Sieg der sozialdemokratischen Partei vom vorigen Sonntag in Winterthur   folgte an diesem Sonntag ein noch glänzen» derer Sreg unserer Genossen in Zürich  , indem ihre vier Kandidaten, o g e l s a n g e r mit 20 079, W y ß(die beide auf den Listen aller drei Parteien standen) mit 18 547, der von den Liberalen und den Bürgerverbändlern bekämpfte Dr. E r i» m a n n(der auch auf der demokratischen Liste stand) mit 12 357 und K l ö t i, der allein aus der sozialdemokratischen Liste war, mit 12 827 Stimmen in den Stadtrat gewählt wurden. Die bürgerlichen Kandidaten erhielten 18 320 bis herunter zu 10 086 Stimmen; 5 derselben standen auch auf der sozialdemokratischen Liste. Vortrefflich gehalten hat sich das Arbeiterquartier Außerfibl. wo 7034 bis 8002 sozialdemokratische und nur 2090 bis 2090 bürgerliche Sttmmen abgegeben wurden. Der Sieg ist ein schöner, selbsterfochtener und voraussichtlich au« dauernder; über ihn darf sich die gesamte Sozialdemokratie ehrli. freuen. Nun ist auch bis zum sozialdemokratischen Stadtpräsidenten für das rote Zürich   nicht mehr weit. Die ,N. Zürcher Ztg." klagt über die Niederlage ihres Polizeidirektors Welti und nennt das Wahlergebnisbetrübend"._ Ein italienisches Tageblatt. Nun haben auch die italienischen Genossen in T r i e st ein Tage» blatt. DerLavoratore  ", der bisher dreimal wöchentlich heraus- gegeben wurde, erscheint seit Donnerstag täglich. Das Format des Blattes ist das große Format der meisten italienischen Blätter. Wir begrüßen den neuen Kämpfer, der wohl jetzt bei den Wahlen wie auch späterhin seine Pflicht im Dienste der Partei tun wird. polizeiliches, OerithtUches ufw. Strafkonto der Presse. Genosse Emil Meier von der Mannheimer  Volks st imme" wurde gestern wegen Beleidi- gung des Kriegsgerichts von Mannheim   vom Schwurgericht zu Mannheim   zu zwei Monaten Gefängnis verurteilt. Die Be- leidigung wurde in einer Kritik des KriegSgerichtSbeschlusse» erblickt, der den Hauptmann v. Muschwitz   außer Verfolgung setzte, weil es an» nahm, der Hauptmann sei schon bei der Anpöbelung deS Genoffen Dr. Frank auf einer Konttollversammlung verrückt gewesen. ' In Staatspension nach Hoheneck hat sich gestern(Mittwoch) Ge- noffe S e g e r von derLeipziger Bolkszettung" begeben, um vorläufig vier Monate Freiheit der sächsischen Gerechtigkeit zu opfern. Ueber weitere 25 Tage Gefängnis hat noch die Bemfungs- instanz zu befinden, und außerdem steht ihm noch ein Prozeß bevor._ Verband deutscher Barbiere, Friseure und Perückenmacher. Kehülfen, Berlin  . Heute, Donnerstag, den 25. April, abends 10 Uhr, Versammlung im Lokale Dircksenslraße 40. Verband der Friseurarhülfe» Deutschlands  (Zweigverein Berlin  und Vororte). Außerordentliche Generalversammlung heute Donnerstag, den LS. April, abend» 9'/, Uhr, Sophtenstr. 18. Nur Mitglieder haben Zutritt._ Eingegangene Dmchrcbiiften. Strafgesebdnch für das Deutsche Reich  . Neueste Fassung. Preis 0,00 M. Neueite vollständige Gewerbeordnung sür das Deutsche Reich elnschltekllch des Innung»- und HandwcrkcrgesctzeS nebst Reichs. sletschbeschaugcsetz. Preis 1 M. Verlag L. Schwarz u. Comp., Berlin   8. 14, SreSdenerltr. 80. Der««lturkampf der Kirche, vo« Paulus Saulu». Verlag von Rudolf Kraut, Dresden   1907. 0.75 M. ßriefftaton der Expedition. Patienten in Beelitz  , Buch usw. Dieiemge» unserer Abonnenten, die noch während'' de» ganzen nächsten Monats in der Seilstätte bleiben, wollen un» wegen der Ueberweisung von Freiexemplaren sofort tbre Adresse ewsenden, da vet verspäteter Bestellung die ersten Nummern de» neuen Monat» von der Post nicht aeltescrt werde«. Alle Adressen müssen jeden Monat oeuetagelandt werde».